Hochwald
Tanz der Bäume im Donaupark
Adalbert Stifters Erzählung HOCHWALD als stadtergreifendes Naturtheater vom
Paradies und seinem Verlust
Linz, Donaupark / Samstag, 5. September 2015, 19.30 Uhr
Ein Vater aus dem Böhmerwald fürchtet während eines Krieges um die Sicherheit seiner
beiden Töchter und bringt sie deshalb in ein verstecktes Waldhaus. Dieses Haus befindet sich
im unberührten Wald. Dennoch wird das Versteck von einem jungen Mann entdeckt, der eines
der Mädchen liebt.
Daniela Faria im Wald: © Bernhard Müller & Barbara Földesi als Clarissa im Kinderzimmer der Burg ihres
Vaters Heinrich Wittinghausen: © Hubert Lepka
Vor dem Hintergrund dieser Erzählung über den Wald, die Unschuld und das Streben nach Sicherheit,
geht es um die Zukunft der Natur.
„Während wir uns über die Entwicklung der Städte im 21. Jahrhundert Gedanken machen, fehlt ein
gestalterischer Plan dafür, wie sich jene Naturlandschaft entwickeln sollte, die längst nicht mehr
unabhängig vom Menschen dahinwächst. Aller Wald in Europa ist von Menschenhand gemacht. Wie
also stellen wir in Hinkunft die Natur her, sodass es sich lohnt in ihr zu wohnen?“
Anders gesagt: der Böhmerwald ist heute bedeckt von Wirtschaftswald. Wahre Baumriesen und
gestaltete Natur finden wir hingegen in den städtischen Parks und den englischen Gärten.
Bäume sind ein Sinnbild der festen Verwurzelung. Sie sind Lebewesen. Aber auch wir können ohne ihr
Holz nicht leben. Wir brauchen es für Wärme, Industrie, Bauen und Wohnen. Den Weg des Holzes vom
Wald in die Stadt zu tanzen, dass dies möglich ist, zeigt auch, dass wir es sind, die bestimmen, wie wir
unsere Welt und unseren Wald gestalten wollen“, so Regisseur Hubert Lepka.
Der Wald kommt in die Stadt
Die Textfassung von Joey Wimplinger übersetzt die romantische Erzählung Stifters von 1842 in das
urbane Landschafts- und Stadtbild von Linz an der Donau. Da weder die Donau noch die Bauten der
Stadt in den Wald kommen, kommt der Wald in die Stadt. Bagger, Stapler, Laster und Schiffe bringen
mehrere dutzend Bäume - einen veritablen Nadelwald - samt Waldhaus in einer überdimensionalen
Choreographie zum Tanzen. Die Donaulände und der gesamte sichtbare Stadtraum werden als bewegte
Naturlandschaft begreifbar, über der zart an einem Abrissbagger ein beflügeltes Wesen schwebt.
Feuer
Vieles von dem, wie Stadt aussieht (die mittelalterliche Stadt genauso wie die moderne), hat mit dem
Feuer zu tun. Brände machten Bauordnungen nötig. Brandrodungen gestalteten Wald und Wiese. Vom
Brennmaterial Holz wurden ganze Landschaften geprägt. Feuer und seine Abwehr bestimmen immer
noch unser Wohnen. Auch in dieser Klangwolke kommt also dem Feuerwerk und der Feuerwehr eine
entsprechende Rolle zu.
Klangwolke unplugged
Peter Valentin – geboren in Linz, erfahrener Musiker, Sänger, Komponist – kreiert die musikalische
Landschaft für HOCHWALD. Er bezieht die musikalischen Entwicklungen während und nach dem 30jährigen Krieg, die Entwicklung der Militärmusik und die neuartige Musiksprache der Renaissance
ebenso ein, wie die Klangwelt einer hochindustrialisierten Gesellschaft. Es ist Valentins dritte
Klangwolke für Lawine Torrèn, diesmal aber mehr „unplugged“ als man es von ihm seit „BABY JET“
(2010) und „Teilung am Fluss“ (2005) kennt. HOCHWALD bringt Marschmusik und die
hochentwickelte Polyphonie der Spätrenaissance in den Kontext zeitgenössischer Elektronik. Und
zwar als Musikdramatik im Sinne von erzählender, emotionalisierender Filmmusik.
„Es wird ein Zusammenwirken von Elektronik und Vokalmusik sein, eine für uns alle spannende
Begegnung der Gegenwartsmusik mit der Musik der Spätrenaissance“, so Peter Valentin. „Die Kraft
der Stille wirkt dabei ebenso wie die Macht der gewaltigen Klänge. Das reizt mich am Komponieren für
das Mensch-Maschinen-Theater von Lawine Torrèn besonders: dass es in der Realisation ein
umfassend sinnliches Erleben ist. Dass die Musik im Zusammenspiel mit dem Geschehen im Raum
so unmittelbar körperlich erfahrbar wird.“
Pavillon
Ein Haus fährt auf dem Treppelweg, ein offener Pavillon auf Rädern, dessen Innenwände aus großen
Videowalls bestehen. Unmittelbar vor den Augen der Zuschauer gleiten darin wichtige Szenen von
HOCHWALD vorbei. Die Idee dieser mobilen Immobilie weist vielleicht einen architektonischen Weg,
wie wir bei schonendem Verbrauch der Grundstoffe, wie etwa Landschaft, Baumaterial und Energie,
unsere Lebenswelt so gestalten könnten, dass es sich auch in Hinkunft lohnt, darin zu wohnen.
Zitat Hubert Lepka zum Tanz der Bäume
„Die Klangwolke HOCHWALD bringt den Wald in die Stadt. Dort tanzen die Bäume. Moderne
Waldwirtschaft ist ein mechanisiertes Unternehmen. Harvester, das sind spezialisierte
Walderntemaschinen, greifen die Bäume und pflücken sie wie Blumen, sie schälen die Stämme wie
Strohhalme. Dazu stehen Waldgesundheit und Waldästhetik nicht unbedingt im Widerspruch. Nur
unsere überkommene Vorstellung sperrt sich: ist das der Wald, nach dem wir uns so sehnen?
Vermutlich nicht. Was aber ist unsere Alternative? Waldwirtschaft mit Pferden?
Lawine Torrèn ist spezialisiert auf die choreographische Gestaltung maschineller Anwendungen. Und
so ist nun der Wald in unser Blickfeld geraten. Wie können wir mit den subtilen Methoden und
Ästhetiken des zeitgenössischen Tanzes einen Beitrag zur Waldschönheit gestalten? Wir tanzen
einen Reigen mit Baggern, Bäumen, Harvestern und Schiffen. Die Bäume kommen aus einem
naheliegenden Wald in Ottensheim, sie stammen aus der Durchforstung eines herkömmlichen
Fichten-Wirtschaftswaldes. Bevor die gefällten Bäume ihre Bestimmung erfahren (die Verarbeitung zu
Nutzholz in der Papierindustrie oder als Hackschnitzel im Bioheizwerk), bekommen sie ihren großen
Auftritt bei der diesjährigen Klangwolke: ein Ballett der Wipfel und Stämme, die mithilfe von Rotatoren
an Baggern Pirouetten in den Nachthimmel über der Donau schrauben.“
BESETZUNG
Gestaltung Lawine Torrèn
Buch und Bearbeitung Joey Wimplinger
Musik Peter Valentin
Darsteller Marion Hackl, Ekke Hager, Christiane Warnecke, Daniela Faria, Giovanni Jussi, Barbara
Földesi, Frederic Böhle, Eva Weingärtler
Stimme Martin Bermoser
Lichtdesign Frank Lischka
Architektur Wolfgang Czihak
Video Stefan Aglassinger
Photographie Magdalena Lepka
Grafic Design Eric Pratter
Produktionsleitung Klaudia Gründl
Pyrotechnik Christian Czech
Idee und Regie Hubert Lepka
www.torren.at
Pressekontakt
Hinterland. Büro für Kommunikation
Julia Lepka-Fleischer
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mobil: 0043 664 2109659
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