Larven fressen Biomüll und werden zu Tierfutter

Larven fressen Biomüll und werden zu Tierfutter
Veröffentlicht auf Chrismon (http://chrismon.evangelisch.de)
Larven fressen Biomüll und werden zu Tierfutter
Tierische Eiweißbombe
In Sachsen futtern Fliegenlarven Biomüll. Wird aus den Insekten ein Rohstofflieferant der Zukunft?
September 2015
Foto: Herwig Gutzeit, TU Dresden
Nils Husmann [1]
chrismon fragt junge Wissenschaftler, was sie antreibt und was sie in zehn Jahren [2] wissen können.
Dr. Ariane Adam [3]
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[3]
Dr. Ariane Adam, 31, ist Biochemikerin. An der TU Dresden arbeitet sie in einer Gruppe, die
Soldatenfliegenlarven im industriellen Maßstab züchtet.
chrismon: Schwarze Soldatenfliege? Klingt gefährlich!
Ariane Adam: Ja, die heißt wirklich so. Soldatenfliegen haben weiß gestreifte Füßchen, die an eine
Uniform erinnern. Aber sie lassen Menschen in Ruhe, weil sie keine Nahrung mehr aufnehmen. Sie
zehren von dem, was sie als Larve gefressen haben. Die Larven sind Omnivoren – Allesfresser. Wir
füttern sie mit Küchenabfällen aus einer Seniorenwohnanlage, die sonst im Müll landen.
Wofür sind die Larven gut?
Die Larven bestehen – den Wasseranteil herausgerechnet – etwa zu gleichen Teilen aus Proteinen
und Lipiden. Proteine sind Eiweißstoffe. Schweine und Hühner brauchen Proteine, deshalb
bekommen sie Soja zu fressen. Das importieren wir vor allem aus Südamerika, wo dafür der
Regenwald weichen muss. Stünden sie nicht im Stall, würden Hühner und Schweine selbst gern
Würmer und Larven ausbuddeln – wir hätten die Larven.
Wie funktioniert Ihre Pilotanlage?
Sie steht in einem Container neben einer Biogasanlage. Unser Ursprungsgedanke war: Wie lässt sich
deren Abwärme nutzen? Diese Insektenart braucht es warm. Die Fliegen schwirren unter Netzen
umher, ihre Eier legen wir in den Nebenraum zum Futter. Bei 28 Grad werden daraus innerhalb von Seite 2 von 3
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24 bis 48 Stunden Larven. Nach zwei Wochen sind sie etwa zwei Zentimeter groß. Wenn sie
ausgewachsen sind, flüchten sie aus dem Nährsubstrat, weil sie sich verpuppen wollen. Dabei fallen
sie in Schubladen. Einen Teil behalten wir für die Zucht. Den Großteil frieren wir ein. Dabei sterben
sie.
Finden Sie das schlimm?
Wir geben ihnen einen Nutzen. Als Soldatenfliegen lebten sie nur weitere zwei Wochen.
Was ist mit den Lipiden der Larven?
Es ist denkbar, dass wir damit mal einen Teil des importierten Palmöls ersetzen können. Der hohe
Verbrauch von Palmöl hat auch schlimme ökologische Folgen. Fast jedes zweite Supermarktprodukt
enthält Palmöl. Lippenstifte zum Beispiel.
Wie viel Larven könnten Sie produzieren?
In unserer Pilotanlage sind es einige Kilo an Larven. Die Erfahrung zeigt uns, dass aus 300 Tonnen
organischem Abfall rund 120 Tonnen Biomasse mit hohem Eiweiß- und Fettanteil werden können –
Rohstoff zur Weiterverarbeitung, um Proteine und Lipide zu gewinnen, wenn man Großanlagen hätte.
Und in zehn Jahren?
Können wir vielleicht zehn Prozent der Sojaimporte ersetzen. Wir müssen aber die Politik
überzeugen, Eiweiß aus Insekten verfüttern zu dürfen. Das war nach dem BSE-Skandal verboten
worden. Wir machen aus Abfällen und überschüssiger Energie wertvolle Rohstoffe. Das sollte Zukunft
haben!
Quell-URL: http://chrismon.evangelisch.de/artikel/2015/31501/larven-fressen-werden-biomuell-undwerden-zu-tierfutter
Links
[1] http://chrismon.evangelisch.de/personen/nils-husmann-5955
[2] http://chrismon.evangelisch.de/rubriken/zehn-jahren
[3] http://chrismon.evangelisch.de/personen/dr-ariane-adam-31500
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