- PLB Plattner DOG DESIGN

MENSCHEN | MM13, 23. MÄRZ 2015 | 17
An der langen Leine hält
Sandra Plattner ihren
Spürhund Blikki bei seiner
Arbeit am Hafen. Er soll
den Asiatischen Laubholzbockkäfer (rechts) in den
Holzverpackungen finden.
Porträt
«Suech Chäfer, suech!»
Er reist als blinder Passagier im Verpackungsholz in die Schweiz ein: der Asiatische Laubholzbockkäfer.
Sandra Plattners drei Spürhunde sorgen dafür, dass der brandgefährliche Waldschädling sich nicht ausbreitet.
Text: Almut Berger Bilder: Basile Bornand
P
ino, suech Chäfer, suech!»
Mit Trippelschritten, das
­Näschen steil in die Höhe
­gereckt, umrundet der
­Terriermischling einen Stapel
­Lattenkisten. Er lässt sich auch nicht
ablenken, als ein Hubstapler unter
­Motorengedröhn weitere Kisten
­heranführt. «EPSD-Spürhund» steht
auf dem leuchtgelben Brustgeschirr,
das ihm Hundeführerin Sandra Plattner (41) auf den weissbraungefleckten
Leib geschneidert hat. Pino ist im
Dienst. Als Angestellter des Eidge­
nössischen Pflanzenschutzdiensts
(EPSD) wird er heute zusammen mit
seinen tierischen Kollegen Lara und
Blikki am Rheinhafen Birsfelden BL
eine Granitlieferung aus China auf
Schädlings­befall kontrollieren.
80 Prozent der asiatischen Stein­
lieferungen – Randsteine, Kopfsteinpflaster, Stellriemen – reisen über den
Rhein in die Schweiz ein. Abnehmer
sind Steinhändler, Strassenbauer,
­Gartenbaufirmen. Als Verpackungs­
material der schweren Fracht dient v­ or
allem Pappelholz. Das wiederum ist
der bevorzugte Lebensraum des Asia­
tischen Laubholzbockkäfers, ALB
­genannt. Und der ist ein Albtraum,
­gehört er doch zu den weltweit
­gefährlichsten Waldschädlingen.
Meist finden sich die Käfer oder ihre
Larven im Verpackungsholz. Zwar
wird dieses vor Reiseantritt jeweils
entweder während 30 Minuten auf
56 Grad erhitzt oder mit Methyl­
bromid begast. Dennoch überstehen
immer wieder einzelne Exemplare die
Prozedur.
Nach der langen Schiffsreise hat der
ALB-Käfer erst einmal Hunger: ­Pappel,
Ahorn, Platane, Weide, Rosskastanie –
kein Laubbaum ist vor seinen Mundraspeln sicher. Irgendwann legt er
dann seine Eier unter die Baumrinde
ab, dort, wo der Saft fliesst. Aus den
­Eiern schlüpfen Larven, die sich weiter
ins Holz fressen, verpuppen, als Käfer
schlüpfen. Ein Zyklus, der zwischen
zwei und drei Jahren dauern und den
Wirtsbaum so schwächen kann, dass er
schlimmstenfalls abstirbt.
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Im Video:
Wo
Spür­nasen
sonst noch
­brillieren
Migrosmagazin.ch
Wann und wo der erste ALB in die
Schweiz kam, weiss niemand. Erste
Exemplare wurden 2011 in Brünisried
FR entdeckt. Landesweit für Schlagzeilen sorgte sein Auftreten 2012 in
Winterthur ZH. Ausgangsort waren
Lattenkisten mit Randsteinen für den
Strassenbau aus ostasiatischem
­Granit. Die Bilanz der kosteninten­
siven Bekämpfungsaktion: 140 Käfer,
unzählige Larven und über 130 befallene Stadtbäume, die alle gefällt, gehäckselt und verbrannt werden mussten.
Eine ähnliche Aktion dann letzten
Sommer in Marly FR: Diesmal wurden
gleich mehrere Hundert Bäume g­ efällt.
Quelle des Übels auch hier: eine Steinlieferung aus Ostasien.
Seit 2013 kontrolliert der Eidge­
nössische Pflanzenschutzdienst nahezu 100 Prozent der Steinprodukte­
sendung aus Asien. Dazu wird jeder
Schiffscontainer geöffnet, 2704 allein
im letzten Jahr. Finden sich im
­ ontainer Spuren vom lebenden ALB
C
wie beispielsweise Bohrspäne, wird er
von einer Spezialfirma begast. Anschliessend wird der Inhalt ausgeladen
und die Lattenkisten vernichtet.
Die Hunde lieben das Suchspiel
Heikel wirds, wenn sich die Larven bereits vor der Reise verpuppt und drum
keine Frassspuren hinterlassen haben.
Da können dann nur noch Pino, Lara
und Blikki helfen: Zwei- bis dreimal
pro Woche schnüffeln Sandra Plattners Hunde auf Verladeplätzen und
bei Steinimporteuren nach dem gefrässigen Gast aus Fernost. Was für die
Pflanzenschutzinspektorin ein ernsthafter Job ist, ist für die drei Hunde
vor allem ein spannendes Suchspiel.
Pino hat seine Suche abgeschlossen.
Schwanzwedelnd setzt er sich neben
seine Chefin. «Bisch en Feine», lobt
ihn Sandra Plattner. Zur Belohnung
gibt es Lachspaste aus der Tube.
­ Hätte er den Geruch von Eiablagen,
«
Larven, Käfern oder auch Bohrspänen
wahrgenommen, hätte er das mit heftigem Kratzen angezeigt», erklärt sie.
«Die Ladung scheint sauber zu sein.»
Die gelernte Gärtnerin und be­
geisterte Hobbyhündlerin las vor vier
­Jahren in einer Gartenfachzeitung
über die Ausbildung von ALB-Spürhunden in Österreich. Als die zwei
­eingeladenen Ausbildnerinnen gleich
bei ihrer ersten Demonstration im
­Hafen Birsfelden lebende und tote
Larven entdeckten, war auch für Sandra Plattners Chefs klar: Der EPSD
braucht vierbeinige Mitarbeiter.
Kurz darauf reiste sie für eine
­zweiwöchige Schulung nach Kärnten.
«Eigentlich sollte nur Lara ­ausgebildet
werden, der kleine Pino wollte aber
unbedingt auch mittun», erzählt sie.
Heute arbeiten die beiden Hunde, die
übrigens beide aus einem Tierheim
stammen, perfekt Pfote in Pfote: Die
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elegante Lara (4), in deren Adern Schäferhund- und Huskyblut fliesst, ist die
Frau fürs ­Grobe, sprich grosse Flächen:
Wie ein Wirbelwind fegt sie durch die
Kistenreihen. Pino (11) wiederum ist
der Mann fürs Feine: Stur trabt er auf
­seinen kurzen Beinen zwischen den
Kisten hin und her, wie ein Roboter.
Seit anderthalb Jahren wird das
­un­gleiche Paar durch Blikki (2)
­verstärkt, Letzter eines Wurfs, der keinen Käufer gefunden hat. Sprungstark,
schnüffelt der reinrassige Islandhund
am liebsten ganz oben auf den
­auf­gestapelten Lattenkisten herum.
­Sandra Plattner freuts: «Keiner wollte
die drei, und jetzt sind sie unsere
­Geheimwaffen gegen den ALB.»
Der nächste Käfer ist im Anmarsch
Beim Schnüffeln atmet Pino bis zu 300 Mal pro Minute ein.
Die Hundeführerin muss ihre Hunde
sozusagen lesen können – und dementsprechend reagieren: «Zeigen sie
durch Kratzen an, dass sie etwas ge-
funden haben, ordne ich umgehend ein
Ausladen der betroffenen Charge an.»
Was bei den Importeuren nicht nur auf
Gegenliebe stosse, da jede Lieferver­
zögerung Mehrkosten generiere. Vor
allem aber muss sie ihren vierbeinigen
Mitarbeitern beim Einsatz Sicherheit
vermitteln: Am Hafen ist es oft laut,
dazu kommen die vielen Dieselpartikel
in der Luft. Auch sonst ist der Job
nicht ungefährlich. «In Hamburg kam
vor ein paar Jahren ein Hafenarbeiter
ums Leben», erinnert sich Sandra
Plattner, «in einem Container hatte
sich noch Restgas befunden.»
Diesen Sommer wird sie mit ihrem
Mann und den drei Hunden in Nord­
italien Ferien machen. In der Region
wurde vor ein paar Jahren der Chine­
sische Laubholzbock (CLB) entdeckt,
ein Verwandter des ALB. Sandra Plattner schmunzelt: «ALB und CLB haben
die gleiche Duftspur.» Ob das erhol­
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