ZUM FRESSEN GERN

Stift Admont . Museum & Bibliothek 2016
ZUM FRESSEN GERN
Dieses leidenschaftliche Bekenntnis ist ein vielversprechendes Motto für die Ausstellungssaison des Jahres 2016.
Unterschiedlichste Interpretationen sind möglich. Je nachdem, an wen sich diese Worte richten, verändern sie mehr als nur
ihren Klang.
Sie entspringen dem tradierten Sprachgebrauch der Jungverliebten, dem innigen Augenblick, dem Überschwang. Wie
schön, wenn sie für zwei Menschen auch nach Jahren ihre Bedeutung nicht verlieren. Zum Fressen gern – so ließe sich aber
auch das Gefühl beschreiben, dass der Fuchs gegenüber dem Hasen hegt, oder der Spekulant gegenüber Omas Häuschen.
Im Benediktinerstift Admont hatte man soeben ganz konkret unter dem zügellosen Appetit ungebetener Gäste zu leiden.
Die weltberühmte Stiftsbibliothek musste sich gefräßigen „Bücherwürmern“ erwehren, die nicht der Wissenshunger trieb,
sondern ihre Gier nach Papier und Knochenleim. Den Schädlingen konnte man fachgerecht den Garaus machen, aber damit
fing die Arbeit erst richtig an. Buch für Buch, Seite für Seite wurden alle all die alten Kostbarkeiten begutachtet, gereinigt
und wenn nötig aufwändig restauriert.
An allem nagt der Zahn der Zeit. Vergänglichkeit stellt eine Herausforderung dar, sie hat aber auch ihre Reize. Die
Ausstellung »Zum Fressen gern« macht anhand von historischen naturkundlichen Schaupräparaten den Kreislauf des
Lebens sichtbar. Sie zeigt das Werden und Vergehen als ständigen Prozess. Es wird dabei deutlich, welche Herausforderung
es im musealen Alltag darstellt, Jahrhunderte alte Bücher zu schützen und für künftige Generationen zu bewahren.
Gewinnen Sie einen Einblick in die Arbeit von Schädlingsbekämpfern und erfahrenen Restauratoren!
Im Museumsjahr 2016 kommen im Stift Admont aber auch die wirklichen Gourmets auf ihre Kosten. Aus dem reichhaltigen
Fundus des Museums schöpfen die Berliner Künstler Sebastian Köpcke und Volker Weinhold ihre kulinarische Inspiration. In
großformatigen Fotografien erschaffen sie Stillleben, die in prachtvoller Detailgenauigkeit unsere musealen
Sammlungsstücke als Zutaten für ein opulentes Menü verwenden. In diesen sorgsam inszenierten Bildern erscheint manch
Vertrautes in neuem Licht. Anklänge an die Küchen- und Jagdstillleben der Renaissance und des Barock sind mit Bedacht
gewählt. Sachliche Reduzierung und fotografische Präzision verweisen jedoch deutlich auf die Gegenwart. Die Fotografien
schlagen zugleich eine Brücke von der kulturhistorischen Ausstellung zur modernen Kunst und machen einmal mehr den
themenübergreifenden konzeptionellen Anspruch unseres Museums deutlich.
Der Raum für Künstlerische Intervention im Kunsthistorischen Museum wurde von Götz Bury gestaltet. Unter dem Titel
„Galadiner“ hat er in diesem separaten Raum eine eigene Version der Wunderkammer geschaffen, welche die
Schatzkammer des Stiftes um wesentliche Aspekte ergänzt. Ausgangsmaterial für das „Galadiner“ waren alte Bestecke,
Küchen- und Haushaltsgeräte, ausrangierte Waschmaschinentrommeln, Küchenspülen-Bleche, Staubsaugerrohre und
Türen, sowie weitere „recycelte“ Wegwerf-Artikel.
Auf seine humorvoll-kritische Art macht Götz Bury bewusst: „Ein Drittel der Lebensmittel wird entsorgt. Prekäre Arbeitsund Lebensverhältnisse treffen immer mehr Menschen. Zur Schattenseite der Globalisierung zählt auch die Verschwendung
von Rohstoffen.“ Daran anknüpfend, schlägt sich in dieser Arbeit auf einer weiteren Ebene sein Engagement als verblüffend
agierender Koch-Performer nieder. Götz Bury kocht und kreiert als Künstler mit der Überzeugung, man könne auch „Gut
leben ohne nix“!
Zahlreiche Zugänge zum Jahresthema finden sich im historischen „Naturhistorischen Museum“ von P. Gabriel Strobl aus der
Zeit von 1866 bis 1906. Besonders eindrucksvoll ist die Installation mit den 243 Wachsobst-Früchten von Pater Constantin
Keller (1778–1864).
Im Museum Gegenwartskunst finden Sie eine Auswahl aus der jungen Sammlung aktueller Kunst, darunter auch MADE FOR
ADMONT-Auftragskunstwerke. Mit Humor und Tiefgang werden Aspekte des Fressens und Gefressen-Werdens, des Essens
und Speisens erörtert. Selbst die Griechenland-Krise wird thematisiert. Auf welche Weise? Lassen Sie sich überraschen!
Öffnungszeiten 2016: 20. März bis 1. November, täglich von 10:00 bis 17:00 Uhr
Benediktinerstift Admont | Bibliothek und Museum
A-8911 Admont 1 | Tel.: +43/(0)3613/2312-604 | Fax: +43/(0)3613/2312-320
[email protected] | www.stiftadmont.at