„Auf der Suche nach Paul“ – Spurensuche in - Hans

„Auf der Suche nach Paul“ – Spurensuche in Namibia
Die Projektbeschreibung
„Memories of childhood were the dreams that stayed with you after you woke.“
“Erinnerungen an die Kindheit waren die Träume, die bei dir blieben, nachdem du wach
wurdest.” (Julian Barnes)
Als Kind des Missionars Hermann Lübke und seiner Frau Ingeborg wird Hans-Peter
Lübke 1960 in Namibia geboren. Er verbringt die ersten zehn Jahre seines Lebens
zunächst in der Hauptstadt Windhoek und dann im Süden Namibias in Keetmanshoop.
Das Leben, das die Familie dort führt, hinterlässt Spuren und Erinnerungen, die den
Pädagogen und Künstler Hans-Peter Lübke ein Leben lang begleiten und ihn nicht mehr
loslassen.
Zu den eindrücklichsten Erinnerungen seiner frühen Kindheit gehören die vielen
gemeinsamen Stunden mit seinem Freund Paul, einem nahezu gleichaltrigen Kind aus
dem Township von Windhoek, das täglich mit seiner Mutter, die dort arbeitet, in das
benachbarte Schwesternhaus kommt. Hans-Peter und Paul sind, inmitten einer Zeit und
eines Landes, in dem Apartheit herrscht, buchstäblich Sandkastenfreunde und drei Jahre
lang unzertrennlich. Durch den Heimaturlaub der Familie Lübke und den darauf
folgenden Umzug nach Keetmanshoop im Süden Namibias, verlieren sich die zwei
Spielkameraden jedoch aus den Augen.
Während des Umzugs seiner Eltern fällt ihm ein Foto von Paul in die Hände. Seitdem lässt
ihn der Gedanke an seinen Freund nicht mehr los. Im Sommer 2014 reist er nach Namibia:
Auf der Suche nach Paul.
Ausgangspunkt für die Suche ist die Farm des Neffen eines Freundes und Kollegen.
Reinhold Schreiber ist Farmer in Namibia, inzwischen in der vierten Generation. Seine
Farm „Tivoli“ liegt ungefähr 180 km südlich von Windhoek. Lübke nimmt am Farmleben
teil, hilft bei anfallenden Arbeiten und lernt den Vorarbeiter Johannes kennen. Diesem
und anderen Arbeitern spielt Lübke eine Videoaufnahme vor, auf der sein Vater in der
einheimischen Sprache Nama, die er während seiner Zeit als Missionar gelernt hat, bittet,
sich an der Suche nach Paul zu beteiligen.
Berührt von dieser Botschaft, hat Johannes dann die – wie sich später herausstellen wird –
entscheidende Idee. Er kennt Phillip Haradoeb, den Moderator des „Nama-Damara Radio
NBC“ und bittet ihn, den Aufruf über Radio in den Äther hinaus zu senden. Da Paul
ebenfalls Nama spricht, besteht die Hoffnung, dass er den Ruf hören wird.
Während Lübke auf eine Antwort auf den Radioaufruf wartet, unternimmt er eine Reise
nach Windhoek - zurück in seine Kindheit. Er möchte den Ort wiedersehen, an dem das
Foto mit Paul entstanden ist, und besucht das ehemalige Missionshaus und die Kirche, in
der er getauft wurde. Lübke hat die Gelegenheit, mit Ngeno Nakamhela zu sprechen,
einem namibischen Pfarrer der Gemeinde, Freund und Kollegen von Lübkes Vater, und so
Licht auf Mission und Kirche zu werfen. Ihm zeigt er ebenfalls das Bild von sich und Paul.
Wenige Tage später bekommt Lübke dann die erhoffte Rückmeldung. Der Radioaufruf
wurde tatsächlich beantwortet. Pauls Frau hatte die Sendung gehört und daraufhin beim
Radiosender angerufen. Paul lebt! Er wohnt mit seiner Familie in einem Vorort von
Windhoek.
Mit Hilfe des Moderators der Sendung, Phillip Haradoeb, kommt schließlich ein Treffen
mit Paul zustande. Phillip holt Paul ab und fährt ihn zum ehemaligen Missionshaus. Ein
halbes Jahrhundert nach ihrer letzten Begegnung stehen sich Hans-Peter Lübke und Paul
Khom-Oabeb an dem Ort, an dem das Foto entstanden ist, wieder gegenüber.
Sie sprechen miteinander – in Afrikaans, schauen sich die von Lübke mitgebrachten Bilder
an und tauschen Erinnerungen aus. Paul erzählt von seiner Familie und dem Leben auf
seiner bescheidenen Farm außerhalb Windhoeks. Im Gespräch wird Lübke klar, wie
eklatant unterschiedlich ihrer beider Leben, auf zwei verschiedenen Kontinenten,
verlaufen ist und mit welchen Problemen Paul tagtäglich konfrontiert wird. Gemeinsam
fahren sie in Begleitung von Pauls Frau einige Tage später auf die Farm. Dabei erfährt er
von weiteren Schwierigkeiten, denen Menschen wie Paul in diesem Land ausgesetzt sind,
- nämlich arm zu sein.
Auf der Rückreise am Abend lernt er die im Township lebende Familie Pauls, seine Kinder
und Enkel kennen, von denen er herzlichst und mit großer Neugier begrüßt wird.
Am nächsten Tag muss Lübke abreisen; Paul und er versprechen sich aber, in Kontakt zu
bleiben. Seither ist die Verbindung zwischen ihnen nicht abgerissen.