Bern/Safiental, den 03.11.2015 Medienmitteilung Schweizer Armee und Alpenschutzorganisation mountain wilderness packen gemeinsam an Damit die Berglandschaft in ihrer Ursprünglichkeit erlebbar bleibt, hat die Alpenschutzorganisation mountain wilderness vor Jahresfrist eine nicht mehr genutzte, baufällige Hütte auf dem Safierberg abgebaut. Aktuell werden die Baumaterialien mit Unterstützung der Schweizer Armee vom Safierberg nach Splügen transportiert. Mit der Aktion will mountain wilderness mit gutem Beispiel vorangehen: Wird baufällige Infrastruktur ohne kulturhistorische Bedeutung – sogenannte «infrastructures obsolètes» – nicht mehr genutzt, gehört sie im Sinne des Alpen- und Landschaftsschutzes zurückgebaut. _Viel Schrott in den Alpen In den Alpen gibt es viele nicht mehr genutzte Bauten und Anlagen, insbesondere touristischer Herkunft. Beispielsweise stehen in den Schweizer Bergen über 600 nicht mehr gebrauchte Bergbahnanlagen. Viele sind komplett, einige aber nur teilweise rückgebaut. Hinzu kommen weitere nicht mehr genutzte Anlagen militärischer oder bergbaulicher Herkunft, die nur teilweise kulturhistorische Bedeutung haben. Eine umfassende Übersicht existiert hingegen nicht. «Es erstaunt demnach nicht, dass sich deshalb auch kaum jemand verantwortlich fühlt, nicht mehr genutzte Anlagen und Infrastrukturen vollständig rückzubauen», meint Patrick Jaeger, Projektleiter bei mountain wilderness. Um beim Beispiel der Bergbahnen zu bleiben: Hier sind die Zuständigkeiten für den Rückbau erst seit 2006 über das Seilbahngesetz geregelt – und die Auflage gilt erst für Anlagen, die seit dem 1.1.2007 erbaut wurden. Für alles, was vorher erstellt wurde, sind die Gemeinden auf die Finanzkraft oder den Goodwill von Investoren angewiesen. Gehen diese Konkurs, ist unklar, wer für die Finanzierung aufkommen soll. _Mit gutem Beispiel voran Exemplarisch für weitere, nicht mehr genutzte Anlagen und Infrastrukturen in den Alpen hat mountain wilderness mit Hilfe von rund einem Dutzend Freiwilligen im Herbst 2014 eine nicht mehr genutzte, baufällige Holzhütte aus der Mitte des letzten Jahrhunderts auf dem Safierberg in ihre Einzelteile zerlegt. Aktuell erfolgt nun der Abtransport des Materials nach Splügen, wo die Materialien sortiert und danach rezykliert oder fachgerecht entsorgt werden. _Verzicht auf Helikoptertransporte Dank einer Kooperation mit der Schweizer Armee konnte vollständig auf lärmintensive Helikoptertransporte verzichtet werden. Die Train Kolonne 13 der Schweizer Armee mit 20 Pferden und 35 Soldaten hat sämtliches Material auf natürlichste und nachhaltigste Weise zu Tal geführt – auch zur Freude der Armee. «Übungen wie hier auf dem Safierberg sind bestens geeignet, damit die Kolonne auch in Zukunft ihre Einsatzfähigkeit behält», meint Hauptmann Andreas Fetscher, Kommandant der Train Kolonne 13. Gemäss Aussagen des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere greifen auch einzelne SAC Hütten auf dieses umweltverträgliche Versorgungsmodell zurück: Die gut geführten und trainierten Freiberger-Pferde können nämlich bis zu 140 kg Material auch auf relativ schmalen Pfaden transportieren. 2 _Informationskampagne von mountain wilderness Die gemeinnützige Alpenschutzorganisation will mit dieser Aktion auf das Thema der «infrastructures obsolètes» aufmerksam machen. Dabei geht es nicht um alte Ställe und Gebäude, die eine kulturelle und historische Bedeutung haben, sondern um Schrott, baufällige Gebäude und Tourismusinfrastrukturen neueren Datums. Im Sinne des Verursacherprinzips sollten sich die Ersteller der Infrastrukturen auch für den Rückbau verantwortlich zeigen, wenn die maroden Bauten nicht mehr gebraucht werden. Damit wird ein ganz konkreter Beitrag zum Landschaftsschutz geleistet. Für die Alpenschutzorganisation ist die aktuelle Aktion auch der Beginn einer Informations- und Sensibilisierungskampagne: In den nächsten Monaten wird eine Studie über den Stand nicht stillgelegter und manchmal bloss teilweise rückgebauter Bergbahninfrastrukturen veröffentlicht. In gewissen Fällen wird man auch an die Behörden gelangen, um einen Rückbau zu erwirken. Meldungen über nicht mehr genutzte Bauten und Anlagen können mountain wilderness ([email protected]) zudem stets gemeldet werden. Kontakt: Patrick Jaeger, Projektleiter mountain wilderness Schweiz, [email protected], 078 897 55 44 Weiterführende Informationen und Bildmaterial 1. 2. Bilder: • Aktion 2015: http://bit.ly/1MELt86 • Aktion 2014: http://bit.ly/1N9OCXU • Weitere Beispiele nicht mehr genutzter Infrastruktur: • Betonfundamente eines alten Skilifts in Fondei (GR), Skilift rückgebaut • Masten eines Skilifts auf dem Churer Joch bei Churwalden (GR) • Stillgelegtes Skigebiet San Bernardino (GR), Entwicklung zurzeit unklar • Ehemaliges Skigebiet Winterhorn (Gemeinde Hospental, UR), Rückbau verfügt • Stillgelegtes Skigebiet Lungern-Schönbühl, Entwicklung unklar • Stillgelegtes Skigebiet Super St. Bernard (VS), Entwicklung zurzeit unklar 3. Weitere Unterlagen • Medienmitteilung der Aktion 2014, inkl. «Gründe für die Forderung nach Rückbau von Anlagen und Einrichtungen» sowie «Die Geschichte der baulichen Erschliessung der Schweiz», http://bit.ly/1k5TGFS
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