Wie eine unnütze Hütte vom Safierberg herunterkommt

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REGION
Südostschweiz | Mittwoch, 4. November 2015
Natürlich: Man könnte den Schrott
der Hütte auch per Helikopter ins Tal
fliegen. Das aber will Mountain Wilderness nicht: «Das Material sollte mit natürlichsten und fairsten Mitteln transportiert werden», betont Projektleiter
Jaeger. Der Train sei dafür die optimale Lösung gewesen – und auch günstiger als ein Helikopter. 4000 bis 6000
Franken muss Mountain Wilderness so
noch aufwenden für die Rezyklierung
und fachgerechte Entsorgung der alten
Baute.
«Schrott stört Naturerlebnis»
Für Mountain Wilderness ist klar: Verlangt ein respektvoller Umgang mit
der Natur, dass man seine Abfälle aus
den Bergen mit nach Hause nimmt, so
trifft dies auch bei Gebäuden und Ein-
«Die Ersteller
sollten sich auch
für den Rückbau
verantwortlich
zeigen.»
Patrick Jaeger
Mountain Wilderness Schweiz
Aufräumen: 2014 wurde die Hütte auf dem Safierberg abgebrochen (oben links), jetzt bringt der Train das Material zur Stutzalp und nach Splügen.
Bilder Patrick Jaeger/Jano Felice Pajarola
Wie eine unnütze Hütte vom
Safierberg herunterkommt
Die Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness und die Armee packen gemeinsam an: Sie sorgen dafür,
dass eine nicht mehr benutzte Baute aus den Bergen verschwindet. Die Aktion soll Symbolcharakter haben.
von Jano Felice Pajarola
E
inst, während des Zweiten
Weltkriegs, war sie ein Pferdeunterstand, errichtet von
der Armee. Später wurde sie
von der Wildhut übernommen und zum Unterschlupf ausgebaut.
Und dann – brauchte man sie plötzlich
nicht mehr. Sie stand leer und zerfiel.
Die Hütte auf dem Safierberg: Sie hatte
ihre besten Zeiten längst hinter sich,
als eines Tages die Leute von Mountain
Wilderness Schweiz auf die Baute aufmerksam wurden. «Wir forschten nach,
wem sie gehört, ob sie noch verwendet
wird und ob sie unter Schutz steht», erinnert sich Projektleiter Patrick Jaeger.
Das Ergebnis: Die Hütte auf Safientaler
Boden war im Besitz der Alpgenossenschaft – und überflüssig. Mountain Wilderness nahm die Sache an die Hand:
Mit dem Plazet der Gemeinde Safiental
«Unsere Leute
machen so etwas
Sinnvolles gern, da
ist die Motivation
gleich viel höher.»
Hans Steffen
Major Train Kolonne 13
stiegen im Herbst 2014 Freiwillige der
Alpenschutzorganisation auf den
Safierberg und bauten das Objekt zurück. Das Abbruchmaterial – etwa 6,5
bis 8,5 Tonnen Holz, Metall und Sperrgut – lagerten sie an Ort und Stelle: für
die geplante zweite Projektphase im
folgenden Jahr.
«Ideales Training für uns»
November 2015. Auf der Stutzalp oberhalb Splügen, fast zwei Stunden Fussmarsch vom Safierberg entfernt, beginnen sich die hölzernen Reste der alten
Hütte neben einem Alpgebäude zu stapeln. Die 35 Soldaten eines Zugs der
Train-Kolonne 13 sind seit Montag mit
ihren gut 20 Pferden im Bast-Einsatz:
Sie säumen Tour um Tour das Material
des Hüttenabbruchs talwärts, ein Auftrag von Mountain Wilderness – Projektphase zwei. Von Montag bis Mittwoch nehmen die Soldaten mit ihren
Tieren täglich zweimal den Weg hinauf
zum Safierberg unter die Füsse respektive Hufe, sie zersägen das Material in
packbare Teile, laden auf, steigen bergab, entladen die Pferde wieder. «Diese
Aufgabe passt genau in unser Konzept:
In unwegsamem Gelände Material zu
transportieren, das ist ideales Training
für uns», sagt Major Hans Steffen, der
seitens der Armee den Lead hat bei der
Aktion. «Und unsere Leute machen so
etwas Sinnvolles gern, da ist auch die
Motivation gleich viel höher.»
richtungen zu: «Wenn die Nutzung beendet ist, sollte man alles daran setzen,
die Spuren zu beseitigen», konstatiert
Jaeger. Mit der Aktion auf dem Safierberg wolle seine Organisation beispielhaft vorangehen. «Schrott wie baufällige Infrastruktur – und dabei geht es
ganz klar nicht um Objekte von kulturhistorischer Bedeutung – stört das Naturerlebnis. Und derartigen Schrott soll
man aufräumen.» Für moderne touristische Anlagen sei das seit 2007 im Seilbahngesetz geregelt, aber für ältere Infrastrukturen – also die meisten – gelte dies nicht. Und es gebe auch keine
zentrale Stelle, die solche Bauten erfasse. «Die Problematik, dessen sind wir
uns bewusst, gehört nicht zu den allerschlimmsten im Alpenraum. Dennoch
verdient sie ab und zu etwas Aufmerksamkeit.»
Jaeger nennt weitere Objekte in
Graubünden, die Mountain Wilderness
ein Dorn im Auge sind: unter anderem
die Betonfundamente eines alten Skilifts im Fondei oder Skiliftmasten auf
dem Churer Joch. Die aktuelle Aktion
auf dem Safierberg sei der Beginn
einer Informations- und Sensibilisierungskampagne: Bald publiziere man
eine Studie über stillgelegte und mitunter nur teilweise rückgebaute Bergbahn-Infrastrukturen. «Im Sinne des
Verursacherprinzips», so Jaeger, «sollten sich die Ersteller dieser Infrastrukturen auch für ihren Rückbau verantwortlich zeigen, wenn die maroden
Bauten nicht mehr gebraucht werden.
Damit wird ein ganz konkreter Beitrag
zum Landschaftsschutz geleistet.»
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