So vielfältig wie nirgendwo anders

EX TR A
Personal-Management
© Nina Richter
Azubi Sebastian Embgen
und Ausbilder
Ulrich Verbrüggen.
Ausbildung an Tankstellen
So vielfältig wie nirgendwo
anders
Nur Kraftstoff und Autowäsche waren gestern. Heute sind Tankstellen Bistro,
Getränkemarkt, Paketshop, Lottostation, Café und Bäckerei in einem. Das
macht die Ausbildung vielfältig, abwechslungsreich und jeden Tag spannend.
Z
u den gängigen Ausbildungsberufen an Tankstellen gehören der
Verkäufer* und der Kaufmann im
Einzelhandel* [*aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die jeweilige geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet]. Der
Tankwart* sortiert sich hingegen eher in
die Kategorie „modernisierungsbedürftig“ ein, weshalb dieser Ausbildungsberuf
an Tankstellen heute kaum noch zum
Tragen kommt.
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Dass der Ausbildung an Tankstellen
seitens der Branchenverbände – MWV,
UNITI und ZTG – sowie der Mineralölgesellschaften eine hohe Bedeutung beigemessen wird, zeigt deren Engagement.
In einem eigenen Arbeitskreis steht sie im
Fokus. Nahezu jedes Mitgliedsunternehmen des Mineralwirtschaftsverbandes
wird von dem jeweiligen Ausbildungsbeauftragten in diesem Gremium vertreten.
Aktuell hat der Arbeitskreis den Leitfaden
zur Ausbildung überarbeitet und frisch
ins Netz gestellt, zum Beispiel die UNITI
unter http://www.uniti.de/publikationen/
mwv-leitfaden/mwv-leitfaden.html.
MIT ENGEM BEZUG ZUR PRAXIS
„Der Leitfaden bietet für Ausbilder und
Auszubildende eine gute Grundlage für
die gemeinsame Zusammenarbeit“, sagt
Stefanie Waßmann, Ansprechpartnerin
im MWV für den Arbeitskreis Ausbildung
tankstellenWelt
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Personal-Management EX T R A
ENGAGEMENT UND EIGENE IDEEN
AUSDRÜCKLICH ERWÜNSCHT
Grundsätzlich dauert die Ausbildung
zum Verkäufer zwei Jahre. Sie deckt sich
inhaltlich mit der Ausbildung Kaufmann
im Einzelhandel, die noch ein Jahr länger
dauert und in dem die Auszubildenden
drei weitere Wahlqualifikationseinheiten
abdecken müssen. Beide Ausbildungen
erfolgen im dualen System. Das bedeutet:
Der praktische Teil findet im Betrieb statt,
der theoretische in der Berufsschule.
Ausbilden dürfen Tankstellen, die sich
nach Einschätzung der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) als
Ausbildungsstätte eignen und deren Anzahl an Fachkräften im angemessenen
Verhältnis zur Anzahl der Azubis steht.
Darüber hinaus bedarf es eines persönlich
und fachlich geeigneten Ausbilders. In der
Regel erhält man bei der IHK nach erfolgreicher Prüfung den nötigen Ausbildereignungsschein. Für tarifgebundene Ausbildungsbetriebe gelten die derzeit gültigen
ZTG-Ausbildungstarife. Nicht daran gebundene Betriebe erhalten bei der IHK
Informationen zu den üblichen Tarifen.
Rechte und Pflichten beider Partner regeln neben dem Ausbildungsvertrag das
Berufsbildungs-, das Jugendarbeitsschutzund das Arbeitszeitgesetz.
Grundsätzlich gilt: Ein Azubi soll das
vorgesehene Ausbildungsziel erreichen.
Neben dem eigenen Engagement des Auszubildenden soll der Ausbilder dafür die
tankstellenWelt
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NEUGIER WECKEN UND
VIELFALT ZEIGEN
Jörg-Uwe Brandis, Geschäftsführer bei
der UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen, sieht es
als Aufgabe des Verbandes, die Neugier
der jungen Menschen für die Ausbildung
an Tankstellen zu wecken, sie von der
Vielfalt zu überzeugen und ihnen die zahlreichen Facetten und Möglichkeiten zu
zeigen. Gleichzeitig appelliert er an die
unternehmerische Pflicht der Tankstellenbetreiber: „Bildet Euren Nachwuchs
selbst aus und überlasst es nicht den anderen. Schließlich kann man in drei Jahren Ausbildung die jungen Menschen
betriebswirtschaftlich so gut vorbereiten,
dass sie in Kombination mit der nötigen
praktischen Erfahrung rasch in der Lage
sind, eine eigene Station zu führen.“
Seiner Einschätzung nach nehmen viele
Schüler die Tankstelle gar nicht als potenziellen Ausbildungsbetrieb wahr. „Das
müssen wir ändern. Schließlich hat eine
Tankstelle noch viel mehr zu bieten als
ein einfacher Supermarkt. Sie benötigen
© Eric Schambroon
an Tankstellen. „Multimedial mit integrierten Filmen und Audiodateien, übersichtlich und mit guter Navigation ist er
zeitgemäß, modern und eine praktische
Hilfe“, ergänzt Holger Haesloop, zuständig
für Retail-Training bei Esso Deutschland.
Im Vorfeld hat der Arbeitskreis zahlreiche
Ideen und Wünsche der Tankstellenunternehmer gesammelt. Sie sind in die neue
Version mit eingeflossen. „Damit hat der
Leitfaden einen engen Bezug zur Praxis
und fungiert wie ein Handbuch für alle
relevanten Fragen“, so Stefanie Waßmann.
Richtig tanken: praktische
Ausbildungseinheiten gehören dazu.
auf dem Tankfeld.
verkäuferisches Geschick, eine praktische
Veranlagung, sollten sich in Sachen Werbung, Marketing, Personalführung,
Shop-Dekoration, Gastronomie und dem
Umgang mit Kunden gut auskennen. Hinzu kommen flache Hierarchien, die den
Auszubildenden breite Entfaltungs- und
sehr gute Aufstiegsmöglichkeiten bieten.
Das sind Chancen, die man sich als junger
Mensch nicht entgehen lassen sollte.“
DAS POTENZIAL ERKENNEN
Die meisten Tankstellenunternehmer
finden ihre Auszubildenden über die〱
© Esso Deutschland
Ein aktueller Ausbildungs-Leitfaden
für Tankstellenbetreiber ist kostenlos im Internet zu nutzen unter
www.mwv.de/ausbildung/leitfaden
passenden Rahmenbedingungen schaffen.
Für den Ausbilder ist entscheidend, das
Potenzial des Azubis zu erkennen und ihn
entsprechend zu fördern. Umgekehrt gilt:
Der Azubi sollte Engagement zeigen, sich
einbringen und auch Ideen entwickeln.
Dann kann eine Ausbildung für beide
Seiten zum gewünschten Erfolg führen.
© MWV
tW KOMPAKT
Stefanie Waßmann ist im MWV
Ansprechpartnerin für Ausbildung.
Holger Haesloop von Esso Deutschland
ist zuständig für das Retail-Training.
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© VIVA/OMV
© Industrieblick/Fotolia.com
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Shop ist die Zukunft. Entsprechend intensiv ist die Ausbildung
in allen Bereichen, die zu Shop und Bistro dazugehören.
Jobbörse, über Praktika im Rahmen eines
Berufsausbildungsjahres, Anzeigen im
Internet, in Tageszeitungen und Fachzeitschriften. Tankstellenbetreiber Ulrich
Verbrüggen erwartet, „dass die Azubis
ehrlich sind, sich kollegial verhalten und
einen echten Willen zeigen zu lernen.“
Auch mit Autowäsche und -pflege müssen sich Mitarbeiter
von Tankstellen auskennen.
Der 61-Jährige betreibt an der Autobahnausfahrt Köln-Böcklemünd an der
A1 die größte Tankstelle der Westfalen
AG. 18 Mitarbeiter, davon zwei in Teilzeit und zwei Auszubildende, managen
den 300 Quadratmeter großen Shop mit
Lotto- und Postannahmestelle, Ge-
NEUER INTERAKTIVER LEITFADEN
Ausbildung an Tankstellen
Praxisbezogene Informationen rund um die
Ausbildung an der Tankstelle enthält ein
neuer interaktiver Leitfaden, den der
Mineralölwirtschaftsverband gemeinsam
mit der UNITI erstellt hat. Er ist als komplette Neuauflage online verfügbar und
richtet sich an alle Ausbildungsbetriebe
unter den Tankstellenbetreibern und Mineralölgesellschaften. Auf den modernisierungsbedürftigen Ausbildungsberuf zum
Tankwart/in geht der Leitfaden nicht ein.
Der Leitfaden wurde auf Basis der früheren, in reinen Textdokumenten zusammengefassten Informationen vom MWVArbeitskreis unter Mitarbeit der UNITI
grundlegend überarbeitet und neu aufbereitet. Der Nutzer kann sich zusätzliche
Audio-Kommentare anhören und Videos
sowie Bilder ansehen, aber auch auf andere
nützliche externe Internetlinks zugreifen.
Für Unternehmer, die erstmals ausbilden
wollen, liefert der Leitfaden die grundlegenden Informationen zusammen mit
Übersichten über die Ausbildungsberufe
und ihre Bausteine; dazu alle rechtlichen
Anforderungen an den Betrieb und die
Ausbildungsstätte selbst sowie die Gründe
für einen Tankstellenunternehmer, für die
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Nachwuchsförderung auch im Rahmen der
sozialen Verantwortung auszubilden.
Das zweite Kapitel enthält vertiefte Tipps
zur Suche nach einem geeigneten Bewerber und informiert schwerpunktmäßig
über Details zum Ausbildungsvertrag und
zur Ausbildungsvergütung.
Das dritte Kapitel behandelt relevante
rechtliche Vorgaben einschließlich der zu
beachtenden Rechte und Pflichten des
Ausbildungsbetriebes und des Auszubildenden sowie Fördermöglichkeiten
beziehungsweise Fördermaßnahmen.
Rund um das Thema Ausbildung an
Tankstellen sind auch weiterhin die bereits
2012 aktualisierten handlungsorientierten
Lernmaterialien – 13 Hefte mit sogenannten Lernarrangements – für die Aus- und
Weiterbildung von Einzelhändlern an
Tankstellen online verfügbar, die ebenfalls
von dem MWV-Arbeitskreis unter Mitarbeit der UNITI herausgegeben wurden.
Diese sind herunterladbar unter www.
mwv.de/index.php/service/ausbildung 2.
Der Leitfaden ist herunterzuladen unter
www.uniti.de/publikationen/mwv-leitfaden/mwv-leitfaden.html.
tränkemarkt sowie Bistro, Lounge und
Sitzgastronomie. Dazu kommen drei Kassen, zwölf Zapfsäulen für Pkw, vier für
Lkw, davon zwei mit Tankautomaten und
einer Waschanlage.
Ausbildung gehört für ihn dazu. Und
jeder Azubi bekommt einen Paten. Der ist
für diesen erster Ansprechpartner, gibt ihm
Arbeitsaufträge und kontrolliert sie. „Ich
versuche, in jedem Auszubildenden das
Potenzial zu erkennen, das er mitbringt.
Der eine braucht länger, der andere ist flotter. Wenn die Bereitschaft und der Wille
stimmen, bekommt jeder von mir die Zeit,
die er braucht, um sich zu entwickeln.“
Sebastian Embgen hat während seines
Berufsausbildungsjahres ein Praktikum
bei Ulrich Verbrüggen absolviert. Er hat
auch in andere Berufe hineingeschnuppert, aber „die Tankstelle hat mir am besten gefallen. Hier habe ich den direkten
Kontakt zu den Kunden. Außerdem ist es
unglaublich vielseitig. Ich lerne alle Stationen kennen – von der Kasse über das
Bistro bis zur Waschanlage. Jeder Tag ist
anders und immer wieder spannend.“
Der 19-Jährige steckt voller Tatendrang
und möchte auf jeden Fall auch noch die
Qualifikation für das dritte Ausbildungsjahr schaffen, damit er Kaufmann im
Einzelhandel wird.
Die nötige Unterstützung von Chef und
Kollegen ist ihm sicher.〱 Nina Richter
Weitere Infos rund um das Thema Ausbildung:
www.mwv.de/index.php/service/ausbildung
www.uniti.de; www.ztg-deutschland.de
www.arbeitsagentur.de; www.dihk.de
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