Ein Trauma kommt selten allein- Wie begünstigt Traumatisierung die

Ein Trauma kommt selten alleinWie begünstigt Traumatisierung die Entstehung
süchtigen Verhaltens?
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Vortrag am 10.06.2015
AHG Tagesklinik Stuttgart
Rotebühlstraße 133
70197 Stuttgart
Dipl. Psych. Gaby Breitenbach
Villa Lindenfels
Lindenfelsstr. 35
70327 Stuttgart
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Fax: 0711 / 48 10 08
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AHG-Vortrag 10. Juni 2015
Einleitung
Vielen Dank für die freundliche Einführung. Ich möchte Ihnen in meinem
Vortrag Aspekte von Traumatisierung und von süchtigem Verhalten
verdeutlichen, die Ihnen eine Idee davon geben, warum Trauma und Sucht sich
„so gut miteinander vertragen“.
Ich werde Sie dann einladen, sich anhand der möglichen
Traumafolgereaktionen zu überlegen, wo Sie selbst denn eingeladen sein
könnten, süchtiges Verhalten zu zeigen und schließlich an einem Fallbeispiel
noch ganz konkret aufzeigen, wie sich süchtiges Verhalten im Kontext multipler
Belastung und Traumatisierung entwickeln kann.
Dass ein Trauma selten allein kommt –
ist zwischenzeitlich vielfach belegt. Unter anderem die ACE-Studie (Adverse
Childhood-Experiences) an mehr als 17.000 Probanden zeigt dies eindrucksvoll.
Es handelt sich um eine der größten Untersuchungen die jemals gemacht worden
sind, um Zusammenhänge aufzuzeigen zwischen Belastungserfahrungen in der
Kindheit und späterer Gesundheit bzw. der späteren Entwicklung von Erkrankungen.
Die ACE-Studie zeigt auf, bass bestimmte Erfahrungen große Risikofaktoren
darstellen und als Hauptursache für bestimmte Erkrankungen gesehen werden
können, für vorzeitigen Tod verantwortlich zeichnen und zu einer armseligen
Lebensqualität führen. So lässt sich verstehen, wie einige der schlimmsten
Gesundheits- und sozialen Probleme als Konsequenz sehr ungünstiger und
belastender Kindheitserfahrungen resultieren können.
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Früher
Tod
Krankheit,
Behinderung
und soziale
Probleme
Entwicklung von
Hochrisikoverhalten
Soziale, emotionale und kognitive Beeinträchtigungn
Belastende Kindheitserfahrungen
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Ein Trauma kommt selten allein? - ja warum eigentlich nicht?
Süchtiges Verhalten und Traumatisierung sind durch eine Vielzahl von Aspekten
miteinander verbunden.
Aber was ist das eigentlich streng genommen Trauma und Traumatisierung?
Wenn man die Begriffe nicht inflationär, für jede Belastung und jede
unangenehme, verletzende Erfahrung, gebraucht?
AHG-Vortrag 10. Juni 2015
Begriffsdefinition Trauma - Was ist das überhaupt?
Trauma (von griechisch: Wunde) bezeichnet im engeren Sinne (der gängigen
Diagnosesysteme)
 eine überwältigende Erfahrung,
 die unsere Anpassungsgrenzen überschreitet und
 mit einer existentiellen Bedrohung der physischen oder psychischen
Gesundheit verbunden ist.
Das heißt auch: es reicht nicht, dass es unangenehm ist, sondern unser
Organismus muss diese Erfahrung als nicht integrierbar einstufen, als
Erfahrung, die nicht bewusst verarbeitet werden kann, für die es im
Bewusstsein keinen Platz gibt. Die angeborenen Alarmprogramme werden
ausgelöst, der Körper im Höchstmaß aktiviert – es entsteht
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Die traumatische Zange
Das geschieht, wenn unsere angeborenen Alarmprogramme aufgerufen
werden durch Überwältigung, und zu fliehen oder zu kämpfen nicht möglich ist.
Dann befinden wir uns in einer traumatischen Zange.
Diese kann sich nurmehr in Richtung auf Freeze (Kaninchen vor der Schlange,
Katze und Maus) oder Unterwerfung (Angebot zum Kehlbiss bei Hunden)
bewegen.
Der Körper ist extrem aktiviert – aber kann nicht wie vorgesehen handeln,
diese Aktivität verbleibt im Körper, auch in der Muskulatur – das Gehirn
behandelt die traumatische Situation ebenfalls anders.
Trauma ist keine Empfindlichkeit- sondern neurobiologische Realität!
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Trauma – Die Zeit heilt nicht alle Wunden
Trauma: Eine Erfahrung, die der Organismus nicht integrieren konnte, und
zwar auch nicht nach 1-2 Monaten nach dem Ereignis.
Das Ereignis liegt nicht als gezielt abrufbares, im Gedächtnis gespeichertes
Narrativ vor (Erinnerung),
sondern ist fragmentiert.
Damit sind Teile der Erfahrung beliebig triggerbar.
Die Traumatisierung bedingt, dass keine Verzeitlichung stattgefunden hat.
Wird die Erfahrung / ein Fragment ausgelöst, ist es im Erleben immer jetzt.
Damit untrennbar verbunden, wenn der Begriff im engeren Sinn benutzt wird:
Dissoziation
Sinnvollerweise sollte der Begriff der Dissoziation nur für den Aspekt
traumabezogener Informationsverarbeitung genutzt werden, bei dem es
tatsächlich darum geht,
 dass Information vor ihrer Verarbeitung dem Bewusstsein entzogen
wird,
 ein Ereignis und sein Erleben fragmentiert wird und
 in triggerbaren Fragmenten gespeichert wird.
Nicht zur Dissoziation zählt, was von vornherein der Wahrnehmung und dem
Bewusstsein gar nicht zugänglich war.
 Aspekte von selektiver Wahrnehmung und gerichteter Aufmerksamkeit
(etwas nicht wahrnehmen und deshalb nicht im Bewusstsein haben)
 Hypnose und Trancezustände
 Psychotische Zustände
 Abwehrmechanismen wie Verdrängung und Leugnung
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Verbunden mit Trauma können folgende dissoziative Symptome /
Strukturen, Identitätsaspekte / diss. Störungen der Identität sein:
Während Sie auf der linken Seite die einzelnen Symptome in Folge von
Traumatisierung sehen, sind rechts die dissoziativen Strukturen zu sehen, die
dann entstehen, wenn es aus Sicht des Organismus zweckmäßiger ist,
wiederholter Traumatisierung mit der Ausbildung von Strukturen zu begegnen,
die (entsprechend der Rollen bei nicht traumatisierten Menschen) dann durch
bestimmte traumatische Konstellationen in der Umgebung aktiviert werden.
Erfahrungen in Teilqualitäten, unverarbeitet und getrennt zu
speichern, wo ist der Sinn für den Organismus?
Was sagt Ihnen diese Häufung von Buchstaben? Löst sie Gefühle aus? Außer
bestenfalls Irritation?
Sobald Dinge Bedeutung gewinnen, versehen wir sie auch mit Emotion. Bei
Trauma entspräche das einer Traumakonfrontation, wären alle Aspekte der
Ursprungserfahrung zusammengesetzt. Dann käme es erneut zur
Überwältigung.
Es ist potentiell möglich, alle einzelnen Teile einer Erfahrung ebenfalls noch
weiter aufzuspalten. Dann fehlen immer Bruchstücke des Inhalts, der Gefühle,
Gedanken….Und alles ist dann triggerbar. Jede Qualität.
Das heißt auch, wir können Traumafolgestörungen haben, und das Trauma
dissoziert haben. Dann fühlen wir, ohne zu wissen, um was es sich handelt. Oft
ausgelöst, weil im Jetzt ein Fragment dem Damals ähnelt.
Dann werden wir versuchen, im jetzigen Außen, der umgebenden Wirklichkeit,
eine Erklärung zu suchen. Wenn wir wütend sind, oder Angst haben, werden
wir die Quelle des Problems dann dort verorten, oder in unserem SO-Sein
festmachen. Dann passt es immer „irgendwie“ mit der Erklärung und
„irgendwie“ eben auch nicht.
Tatsächlich sind wir so im HEUTE der Bewertung unseres DAMALS ausgeliefert.
Erst über den Weg des Realisierens und Komplettierens der ursprünglichen
Geschichte wird diese zur Erinnerung und erinnerbar – statt triggerbar.
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Trauma und die Überschreitung der Anpassungsgrenzen
Äußere
Anpassungsgrenzen
Anforderung
Vielfältig
eingeschränkt
pathologisch
dissoziativ
DDNOS
DIS
Bewältigung
Anpassungs-
Scheitern
Leistung
Fragmentierung
Das Ausmaß integrierter Bewältigung sinkt
Arten von Traumatisierung
Es gibt verschiedene Arten der Traumatisierung, die wir auch bei unseren
süchtigen Klienten finden
 kumulativ „Steter Tropfen höhlt den Stein“, wie z.B. bei anhaltender
existentieller Vernachlässigung
 sequentiell „mehrfache Handlungen existentieller Natur“ wie bei Folter,
Geiselhaft, sexuellem Missbrauch…
 im Rahmen eines Einzelereignisses „Einzeltrauma“ geschehen. Das ist,
auch wenn es unseren Klienten oft anders scheint, eher die seltenere
Variation. Denn sowohl Sucht, als auch Traumatisierung selbst,
begünstigen weitere Traumatisierungen.
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Trauma und die Überschreitung der Anpassungsgrenzen
Trauma überschreitet die menschlichen Anpassungsgrenzen, und das hat
Konsequenzen für Verarbeitung.
Reicht die Belastung über die Anpassungsgrenze hinaus, dann erzwingt sie eine
Dissoziation.
Je nach Ausmaß der Überlastung in Zeit, Dauer und Häufigkeit kommt es zu
immer weiterer Fragmentierung.
Bei vielfältigen, sich in gleicher Weise wiederholenden Traumen, kann es aus
biologischer Sicht ökonomisch erscheinen, innere Spezialisten zu generieren,
die für bestimmte wiederkehrende Traumaaspekte /
Traumatisierungssituationen zuständig sind.
Damit entfällt ein ständiges neu Errechnen für die Überlebensleistung.
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Nach Fischer / Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie
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Der traumatische Prozess
Eine Vielzahl von Aspekten wird wirksam im Rahmen des traumatischen
Prozesses und verdeutlicht, dass Menschen sowohl in ihren individuellen
Dispositionen, in ihren Vorerfahrungen Grundsteine für die Verrechnung von
Erfahrungen legen – aber auch bezüglich der Überwindung und Bearbeitung
der Erfahrungen.
Aspekte, die eine traumatische Verrechnung begünstigen:
 Chronifizierung ( durch fehlende, zeitnahe Behandlung)
 sequentielle Traumatisierung
 institutionelle Traumatisierungen
 körperliche Folgen
 irreversible Folgen
 fehlende soziale Unterstützung
 Vorerkrankungen, die traumatisiertes Erleben begünstigen:
Beispiel: Die junge drogenabhängige Frau, die auf dem Straßenstrich ihr Geld
verdient, ist dort in besonderer Weise gefährdet, weitere Traumatisierungen zu
erfahren. Tragischer Weise oftmals solche, die ursprünglich eigentlich den Weg
in die Drogenabhängigkeit ebneten…
Am schwersten belasten uns Traumata, die von nahestehenden Menschen
ausgehen und die wir als absichtlich zugefügt erleben. Jennifer Freyd hat dies
als Trauma des Verrats bezeichnet. Die macht Traumafolgestörungen um ein
vielfaches wahrscheinlicher, als in Folge von Naturkatastrophen z.B.
TRAUMA und VERRAT
Warum trifft uns der Verrat so schwer, warum reagieren wir als Menschen so
anders, ob uns nahestehende Menschen etwas antun – ob wir Opfer von ManMade-Desaster werden?
Menschen sind soziale Wesen und angewiesen darauf, sich auf die anderen
verlassen zu können. Naturkatastrophen lassen uns zusammenrücken,
Übergriffe von Menschen wirken oft eher trennend. So stellen wir häufig das
Sicherheitserleben für uns, durch die Distanzierung zum Verhalten des
Traumatisierten, her. „Was hat sie einen so kurzen Rock angezogen, sie hätte
ja nicht trinken müssen, wenn man es auch so wie er darauf anlegt…“
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Warum passiert eigentlich, was passiert? Gehirn und Trauma
Betrachten wir die normale Informationsverarbeitung im Gehirn:
 Thalamus: Eingangspforte für Sinnesreize
 Amygdalae: Prüfung emotionaler Relevanz
Was nicht mindestens ein bisschen interessant ist, das wird nicht
weiterverarbeitet, sondern vernachlässigt. Auf diese Weise sind wir blitzschnell
in der Lage, uns zu konzentrieren auf Bedeutsames und Unwichtiges zu
vernachlässigen. (Bsp: Schule) Die Amygdala macht also unter normalen
Bedingungen den roten Reiter drauf. Das gilt auch für sehr belastende
Erfahrungen, solange diese uns nicht überwältigen.
 Hippocampus: Möglichkeit zu einer ersten raum-zeitlichen Einordnung.
 bei normalen Einspeicherungsvorgängen sind die Sprachzentren
entsprechend durchblutet, sodass wir später, beim Abruf einer
Erfahrung, sie uns vorstellen und verstehen können (Wernicke-Areal)
und auch in Sprache bringen können (Broca-Areal).
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 Erinnerungen von Kindern unterhalb der sogenannten
Erinnerungsgrenze (6LJ), sind in der Regel somatosensorischer Natur.
Die Fähigkeit sich wirklich weiter zurückzuerinnern ist nur aufgrund von
dissoziativer Speicherung möglich, weil dann Fragmente etc. angetriggert
werden und somatosensorische Speicherung aktiviert wird.
 Erinnerungen aus der Kleinkindzeit, die von Menschen ohne
Traumatisierung berichtet werden,
sind oft eher Geschichten, die immer wieder erzählt wurden und nicht wirklich
erinnert. Nur sehr emotionale (im Sinne bedeutsam)Ereignisse aus dieser Zeit
(außerhalb von Trauma) sind ebenfalls im Gedächtnis präsent.
 Hat es mit der Einspeicherung im Wesentlichen geklappt, dann haben wir
im Stirnhirnbereich Muster, die wir im Falle eines Falles abrufen können.
Auch, weil wir auf unsere beruhigenden Muster im Stirnhirn
zurückgreifen können. Sie sind erlebte Erfahrungen von Sicherheit und
lassen zu, dass sich unser Organismus schnell wieder beruhigt.
Wir können unter normalen Bedingungen also unseren Verstand nutzen,
unser Wissen, um uns wieder zu beruhigen.
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Was aber geschieht, wenn die Situation überwältigend ist und wenn
wir eben nicht unter Alltagsbedingungen funktionieren?
Trauma verändert die Neurobiologie – wer eine Situation traumatisch
verarbeitet hat, bei dem hat sich im Gehirn etwas verändert.
 Wenn der Organismus eine Situation als für die Person extrem
bedrohlich oder überwältigend wahrnimmt, dann wird unmittelbar eine
angeborene Alarmreaktion in Gang gesetzt.
 Die eingehende Information wird nicht verarbeitet, kein Narrativ
gebildet, sondern fragmentiert. Diese kleinen Fragmente sollen
sicherstellen, dass uns zukünftig eine winzige Menge der Information
ausreicht, um zu entscheiden, was zu tun ist.
 die Informationsverarbeitung wird blockiert. Der Körper schüttet die
zehnfache Menge an körpereigenen Opiaten aus, um den Organismus
zu schützen und das Überleben zu sichern (Dies entspricht der Menge zur
Anästhesie bei einer Operation).
Zwischen der Amygdala und dem Hippocampus, und auch dem Großhirn wird
die Informationsweiterleitung blockiert.
Aus dieser „Über“lebenserfahrung leitet der Organismus blitzschnell Regeln
ab, die im weiteren Leben dann das Überleben gleichartiger Erfahrungen
erleichtern und beschleunigen sollen, weil wir sie vorzeitiger identifizieren
können.
Das Gehirn arbeitet, von uns häufig unbemerkt, mit einer ganzen Reihen von
Vorannahmen und Vorurteilen, die es sich selbst „gebastelt“ hat – damit wird
die Effizienz der Informationsverarbeitung einerseits erhöht (Struktur),
andererseits führt es auch zu spezifischen Problemen.
Zunächst, müssen wir überleben und damit gilt: Überleben geht vor Überlegen.
In unserem Stammhirn sind die Alarm- und Notfallreaktionen unveränderlich
angelegt:
 Fight-Flight-Freeze-Submit.
 Kämpfen - Fliehen – Einfrieren – Unterwerfen.
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Überleben geht vor Überlegen-und das hat Folgen
An diese angeborenen Verhaltensoptionen werden nun blitzschnell die
Erkenntnisse aus der Traumasituation angedockt.
Die Durchblutung des Broca-Areals kann fehlen, während einer
Traumatisierung, dann aber ist es uns unmöglich, die Sprache zu nutzen, um zu
beschreiben.
Die unvollständige Informationsverarbeitung sorgt dafür, dass jeder kleinste
Bestandteil des unverarbeiteten Traumas nun ermöglicht, dass das Trauma
wiedererlebt wird und so die Traumaspuren immer tiefer und tiefer werden.
Oft wehren sich Patienten verzweifelt dagegen. Sie wissen doch, dass es vorbei
ist, warum nur will das Gefühl das einfach nicht einsehen?
Das ist doch sicher nur, weil sie einfach verrückt sind? Sie machen etwas falsch.
Tatsächlich ist es bio-logisch nicht gewollt, das wir in unsere Stammhirnregion
hineinregieren.
Sonst müssten wir uns fragen: hab ich heute schon verdaut, sollte ich noch
etwas Blutdruck??
Die Biologie sorgt dafür, dass Überleben Vorrang hat – das zeigt sich auch an
den Faserverbindungen. Und, was überlebensnotwendig ist, das lernen wir
blitzschnell.
Einmal reicht – wenn es um Leben und Tod geht.
Es kommt hinzu, das die Wahrscheinlichkeit, mehrfach Opfer einer schweren
Unfalls, einer Naturkatastrophe zu werden, bedeutend kleiner ist, als mehrfach
Opfer von menschlicher Gewalt zu werden.
So ist es eher unwahrscheinlich, dass z.B. ein sexueller Übergriff in der Kindheit
eine Einzelsituation bleibt, oder existentielle Vernachlässigung sich als
Einzelepisode darstellt.
Und dies verleitet uns dazu, die Wirklichkeit auf den Kopf zu stellen, um so
nicht wahrhaben zu müssen, wie ausweglos manche Situation real ist.
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Täter – Opfer-Umkehr
Ohne zureichende Bindung (sei es als Kind erworben oder später über Therapie
„repariert“) gelingt nicht, sich selbst wieder herunter zu regeln, ohne dazu
schädigende Hilfsmittel einsetzen zu müssen, reale Risiken zu bagatellisieren
oder erlebte Traumatisierungen (z.B. Bindungstraumatisierung) so abzuspalten,
dass die wichtige Information über Gefahrensignale, dabei verloren geht.
Es kann schließlich zu einer völligen Umwertung der Situation kommen.
Dann haben wir es mit einer Täter-Opfer-Umkehr zu tun.
Manchmal stellt dies die einzige Möglichkeit dar, eine Traumatisierung zu
überleben und dann sind alle damit verbundenen Aspekte Macht-Ohnmacht /
Schuld-Unschuld / Verantwortung usw. ebenfalls auf den Kopf gestellt.
Es kommt zu einer traumatischen Fehlverrechnung beim Opfer:
der Täter-Opfer-Umkehr. Diese finden wir vielfach auch bei Süchtigen.
Ich bin nicht schwach (gewesen) ich hatte es im Griff….
Mit diesem „Trick“ gelingt es dem Opfer die eigentlich bedrohliche Situation
zu einer Situation unter seiner Kontrolle zu machen.
Da dies eine Seite darstellt (also dissoziiert auch ein Wissen darüber besteht,
dass es sich eigentlich anders verhält), führt diese Technik zur
Symptombildung, zu Belastungserleben (wenn auch nicht mit dem Trauma
verknüpft unter Umständen) und damit aus dem Window of Tolerance.
Fehlende Bindung und gestörte Bindungen führen dazu, dass Menschen sich
nicht im Window of tolerance bewegen und damit beständig in einem Zustand
der Überreizung.
Der Bereich, in dem sie am besten Gefühle regulieren, lernen, aufmerksam auf
ihre Umgebung bezogen sein können und das richtige Maß an Bewusstsein,
Spannung, Wachheit etc. haben, ist dann nicht mehr gegeben,
HYPERVIGILANZ erhöht positive Symptome, wie bei Feedbackschleife,
mehr Hypervigilanz, mehr Türen zu traumatischer Erinnerung gehen auf
HYPOVIGILANZ Auftauchen negativer Symptome wie Vermeiden, Rückzug,
Depression, Dissoziation von Traumainhalten, Generalisierung von Vermeidung
Im WOT sind sie in der Lage zu lernen, zu verändern, zu arbeiten, Affekte zu
regulieren Beziehungen einzugehen, zu reflektieren, adäquat zu handeln und zu
fühlen, bezogen auf die Gegenwart. Dann sind sie im Hier und Jetzt.
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Trauma und Sucht: Enge Geschwister – was bringt eigentlich die
Sucht mit in die Beziehung?
Betrachtet man die 6 häufigsten Komorbiditäten, die mit Trauma einhergehen,
dann findet man auch alte Bekannte unserer süchtigen Klienten mit Doppel –
bzw. Mehrfachdiagnosen:
Depressionen, Angst, Persönlichkeitsstörungen ( vor allem Borderline,
Narzisstisch und Antisozial – also aus dem Cluster B)
Somatforme Störungen und Essstörungen, neben dem süchtigen Verhalten.
Klar ist, keine Erkrankung wirkt Traumapräventiv – und keine
Erkrankung schließt sich aufgrund von Trauma aus.
Ich habe bewusst auf die nähere Erläuterung der Aspekte verzichtet, die sich
z.B. im forensischen Kontext und im Rahmen extremer Gewalt finden:
 Sucht als Facilitator für Handlungen, (z.B. Gewalt)
 Sucht als antrainierte Verhaltensoption, um Ausstieg aus organisierter
Gewalt zu erschweren
 Trainiertes süchtiges Verhalten
 Sucht als Basis für asoziale Entwicklungen
 Sucht als Dissoziationshelfer….
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Biografische Wirklichkeiten von Suchtklienten
Aus der systemischen Therapie, aus vielfältigen Forschungsbemühungen und
Untersuchungen, gibt es eine ganze Reihe von Aspekten, die sich in den
Lebensrealitäten unserer süchtigen Klienten finden lassen:
 Lernen am Modell: Eltern die selbst süchtiges Verhalten leben
 Unverarbeitete Traumata z.B: (Krieg) / Verlusterfahrung über
Generationen
 Abspaltung / Leugnung von Erfahrungen, Bagatellisierung von
Traumatisierung
 Fehlende Bindung, Vernachlässigung, Gewalt /Trauma in der
Herkunftsfamilie
 Geheimnisse bzgl. Trauma, Sucht, Biographie: Adoption, Kriegserfahrung
etc.
 Reinszenierung statt Kommunikation , Fehlende Frustrations- /
Schamtoleranz
 Scham, Demütigung und Beschämung als Teil des Erziehungsstils
 Spaltung und Triaden, statt elterlicher Präsenz
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Primäre Motivationssysteme des Menschen – Bindung und Neugier
die Bedeutung von Bindung und Vernachlässigung im Kontext von Traumatisierung
Bindung
Neugier
Menschen brauchen Bindung, um sich tatsächlich hinauszuwagen in die Welt.
Ihre Bindungsqualität entscheidet, ob sie lernen können, sich selbst zu
beruhigen, ob sie Trost und Fürsorge erfahren und ob sie lernen, sich auf
andere auch verlassen zu können. Letztlich entscheidet sich hier die Frage, ob
sie heimisch werden in der Welt.
Wo Bindung fehlt, Bindungspersonen nicht- oder nicht zuverlässig zur
Verfügung stehen, müssen Kinder versuchen, von sich aus die Bindung
„irgendwie“ zu realisieren. Das geht in aller Regel durch das intensive Bemühen
um die Bezugsperson (was braucht diese, diese nicht belasten…) und durch das
abspalten eigener Bedürfnisse. In Folge erlebt sich das Kind als selbst schuldig
am Umstand, nichts zu bekommen und hält sich aber so auch ein Fenster zu
Hoffnung offen.
„Wäre ich ein besseres Kind, dann würde ich alles bekommen.“
Es bleibt die Illusion am Ende, dass es noch erreichbar ist, wenn man sich
ändert.
Wenn die Frustration zu lange andauert, lernen Kinder schnell selbstgenügsam
zu sein, und gleichsam wie der Fuchs in der Parabel zu lernen, gar keine
Bedürfnisse zu haben, keine Trauben zu wollen, die er nicht erreichen kann.
Im Extremfall sehen wir dann solche dramatischen Folgen wie beim Öffnen der
Kinderheime in Rumänien. Diese Kinder konnten nur noch nach innen flüchten,
denn im Außen gab es nichts mehr zu hoffen.
Fehlt es auch an der äußeren Versorgung, dann ist uns bewusst, dass es eine
dramatische Vernachlässigung darstellt, leicht vergessen wir, dass das Kind,
dass sich nicht mehr bemerkbar macht, das nicht nur aufgrund von
Zufriedenheit tun könnte, sondern auch deshalb, weil es aufgegeben hat.
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Es reicht, weil Bindung so wichtig ist, dass es uns an menschlicher Anteilnahme
und Fürsorge am Anfang unseres Lebens mangelt, dass es für uns zum Tode
führt.
Manche mögen sich erinnern, an die Kinder eines Waisenhauses, als der König
Friedrich der II. den Ammen befahl, nur die körperlichen Bedürfnisse zu
befriedigen und nichts an menschlicher Wärme zu spenden, mit den Kindern
nicht zu sprechen.
Bei seinem Experiment wollte Friedrich II. feststellen, welche Sprache Kinder
entwickeln, wenn sie ohne Ansprache und Zuneigung aufwachsen. Die
Ursprache. Über den genauen Hergang des Experiments ist wenig bekannt. Das
Ergebnis seines Experiments war allerdings niederschmetternd: Alle Kinder
starben, wohl auf Grund fehlender sensorischer Stimulation. Er schrieb dazu:
»Sie vermochten nicht zu leben ohne das Händepatschen und das fröhliche
Gesichterschneiden und die Koseworte ihrer Ammen.«
Wir brauchen also um zu lernen, um zu reifen, uns zu entwickeln und unsere
Bedürfnisse kennenzulernen (und auch uns selbst) Bindung als unverzichtbare
Voraussetzung. Wir brauchen sie, um zu lernen wie wir uns beruhigen können
und sukzessive auf Entdeckungsreise in der Welt zu gehen.
Fehlt uns Bindung, macht uns die Welt und machen uns die Menschen Angst.
Wir können sie nicht einordnen, wir können sie nicht verstehen.
Den Neugierraum können und möchten wir dann lieber erst gar nicht betreten.
Wir sind angewiesen auf Bindung und die Biologie erzwingt unser Bemühen
ausschließlich darauf zu richten. Auch um den hohen Preis, sich einvernehmlich
in dysfunktionale Bindungen zu fügen.
Das allerdings macht uns auch in besonderer Weise anfällig für
Traumatisierungen durch Menschen. Wir wissen dann nicht, was sind adäquate
Grenzen, welche Bedürfnisse und Gefühle sind richtig – was dürfen wir
brauchen, fordern – was dürfen wir zurückweisen?
Eine begünstigende Bedingung für die weiteren Traumatisierungen, gerade
auch in Beziehungen. Nicht zufällig, dass viele Borderlinepatienten mit ihrer
hohen inneren Anspannung zu impulsiven Verhaltensweisen neigen können –
und andererseits ein hohes Bedürfnis danach entwickeln können, sich über
Substanzen zu sedieren (im Sinne einer Selbstmedikation) und sich mit
Selbstverletzung aus unerträglichen Dissoziationen oder Spannungen
mindestens holen können. Umgekehrt sind sie „leichte Beute“ für narzisstische
und antisoziale Menschen, die die Grenzen anderer mit Selbstverständlichkeit
überschreiten.
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Symptome einer posttraumatischen Belastungsreaktion:
Beim Zuhören überlegen, wo „bietet sich denn an“, mit Substanzen abzuhelfen….?
3 Symptomgruppen (A Kriterium ist, das überhaupt ein Trauma geschehen ist)
 Wiederereleben
 Vermeiden und
 Hyperarousal
Alle diese Symptome sind sehr belastend und wenn Sie sich beim Zuhören nur
einmal vorstellen mögen, diese bezögen sich auf eine eigene schambesetzte
Erfahrung, dann bekommen Sie ein Gefühl dafür, warum es vielleicht ganz
reizvoll sein könnte, zu Suchtmitteln zu greifen.
Intrusionen / in allen Modalitäten und Sinnen
Das unerwünschte sich aufdrängende Auftreten von Wiedererinnerungen an
das Trauma. Diese Erinnerungen können sich als Körperempfindungen (z.B.
Schmerzen), als Bilder oder aber als Gefühle aufdrängen. Egal in welcher Form
diese Intrusionen stattfinden, immer werden sie als belastend erlebt und
immer, als geschehe dies jetzt. Das kann sich auch auf Kognitionen beziehen,
z.B. sich ständig schuldig zu fühlen (ohne zu wissen, warum?).
Belastende Träume und Alpträume:
Alpträume und belastende Trauma haben manchmal direkt, manchmal eher
symbolisch mit der Situation zu tun. Andere Träume sind direkt eins zu eins
Wiederholungen der Ausgangsituation.
Flashbacks:
Flashbacks sind Wiederholungen 1:1 im Erleben. Ein Flash kann alle
Sinnesmodalitäten im Fühlen, Hören, Sehen, Schmecken, Riechen, Spüren
beinhalten.
Je weniger erkennbar ist, dass der Flash zu einer Situation von Dort-Und –
Damals gehört, desto beklemmender und unverständlicher erleben ihn
Patienten. Sie sind dann sicher, jetzt auf jeden Fall verrückt zu werden.
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Vermeiden:
Die Erfahrung des Traumes ist in der Regel so intensiv und so beängstigend,
dass bewusst und unbewusst (also vom Organismus selbst) alles unternommen
wird, um keinesfalls mit dieser Erfahrung in Kontakt zu kommen.
Das kann bedeuten alles zu meiden, was als Reiz dem Trauma ähnlich ist:
Orte, Personen, aber auch Farben, Gerüche, Gefühle.
eingeschränkte Interessen:
Sie können die Folge sein von einem „was hat jetzt noch Sinn?“ – aber auch
letztlich einer Vermeidung geschuldet sein.
„Wenn ich nicht ins Kino gehe, kann mich nach dem Kino niemand…was auch
immer. Wenn ich nicht aus dem Haus gehe, dann kann mir keiner etwas tun.“
Häufig findet sich beides.
Aktivitäten werden als nicht wichtig genug erlebt, um wirklich dafür „etwas
zu riskieren“ und insgesamt gibt es bisweilen ein Erleben, dass nun ohnehin
alles sinnlos sei.
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Das bedeutet auch, dass es neben den Verlusten, die unvermeidlich sind oder
waren innerhalb des Traumas, noch Verluste gibt, die sich auf die Zukunft mit
beziehen.
eingeschränkte Gefühle:
Auch hier gilt, der Organismus kann quasi als Sicherungsmaßnahme, um
weniger aus dem Window of Tolerance zu fallen, eine solche Maßnahme
ergreifen – aber eine Person kann sich auch aktiv, durch Vermeidung von
Menschen und bestimmten Aktivitäten, die mit Emotionen verbunden sind,
diesen Bereich einschränken.
Die Folge ist, sich nicht weiter einzulassen, auch auf positive Aspekte im
menschlichen Miteinander: auch Freundschaften und Liebesgefühle sind dann
abgelöscht, Menschen und Beziehungen verlieren an Bedeutung – das Leben
erscheint sinnentleert.
AHG-Vortrag 10. Juni 2015
Hypervigilanz:
Unter Hypervigilanz ist zu verstehen, dass der Körper ständig in einer Situation
der Überaktivierung ist.
Z.B: beständig das Gefühl, verfolgt zu werden und sich schützen zu müssen, die
gesamte Muskulatur immer dauerangespannt.
erhöhte Reizbarkeit:
Stetes Weinen, schnelles Aufbrausen, Unmöglichkeit der gefühlsmäßigen
Regulation. Bsp. aus dem Gutachten mit den Wiederholungen in den Tests.
Zuschlagen nach dem Amoklauf bei Schüler von Winnenden.
Schlafstörungen: fehlende Kontrolle oder Zustand des Traumas
Schlaf kann (z.B. Vergewaltigung in der Nacht, sexuelle Gewalt) mit Gefahr
assoziiert sein, oder aber auch gefährlich wirken, weil man sich nicht im
Zustand der Kontrolle befindet.
Es kann aus Gründen der Überreizung dazu kommen, dass man gar nicht erst
einschläft, oder aus Gründen von Alpträumen oder auch erhöhter
Geräuschempfindlichkeit und weniger tiefem Schlaf z.B. dazu kommen, dass
man gar nicht durchschlafen kann, hochschreckt etc.
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übermäßige Wachheit / Hypervigilanz zur Fokussierung der Aufmerksamkeit:
Wachheit kann nicht runter gefahren werden. Das innere System gibt praktisch
vor, es müsse permanent alles, immer, genauestens kontrolliert werden, es
drohe Lebens-Gefahr.
Damit verbunden ist ein übersteigertes Aktivitätsniveau, in dem im Körper die
Ausgangslage gespeichert ist, die es zum Kämpfen oder Fliehen bräuchte. Da
beides nicht stattfindet, bleibt die Aktivität im Körper.
Ein Stresskreislauf, der sich selbst erhält.
Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen und Lernprobleme:
 Nicht Neues einspeichern können, nichts Altes abrufen können.
 Sich nicht erinnern können –
Fehler und Lücken in der biografischen Erinnerung und im episodischen
Gedächtnis im Wissensgedächtnis und weiteren Bereichen.
 Dadurch können Schulleistungen absinken, oder, als Insel das Einzige
sein, was bleibt (häufiger bei Extremtrauma – der einzig sichere Ort).
AHG-Vortrag 10. Juni 2015
Symptome der komplexen PTBS – die noch zusätzlich möglich sind:
 Autodestruktives Handeln (Selbstverletzungen), Suizidalität
 Störungen der Sexualität (immer / nie) und Risikoverhalten (Absicht oder
Versehen)
 Veränderung der Persönlichkeit
 Veränderung in Beziehungen und Unfähigkeit zu Beziehung;
 chronisches Misstrauen vs Unterwerfung unter den Stärkeren
 Traumatisierung anderer (Kinder) z.B. in Reinszenierungen
 Zukunftspessimismus und Hoffnungslosigkeit: Es wird nie heilen
Somatisierung: Somatoforme Ängste und hypochondrische Ängste
Bisweilen Folgen des Umstandes, dass Flashbacks als jetzt erlebt werden und
Körperflashbacks schwere Krankheiten anzudeuten scheinen. Dann sind, weil
die Flashbacks wiedererlebt werden, auch die wiederholten Untersuchungen
und Versicherungen des Arztes „da ist nichts“ keine Hilfe. Es ist etwas, aber
nicht da und zu dem Zeitpunkt, wo gesucht wird.
Hier ist ein Risiko, dass die beständige Arztsuche schließlich durch die Gabe von
irgendetwas „belohnt“ wird, damit der Arzt seine Ruhe kriegt. Das kann Sucht
begünstigen.
CAVE! Leicht können somatoforme Dissoziationen verwechselt und als
Somatisierungsstörungen missdeutet werden. Hier lohnt intensive Diagnostik.
Dissoziative Fuges
beziehen sich darauf, nicht zu wissen, wie man an einen Ort gekommen ist. Oft
durch Persönlichkeitswechsel bedingt oder rutschen in traumatische States, in
denen das Alltagsbewusstsein fehlt.
Dazu zählt nicht das Erwachen nach einer durchzechten Nacht…
Hier fehlt es schon bei der Einspeicherung, aufgrund der Alkoholbedingten
Wahrnehmungsveränderung.
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Folgen für die Therapie
Jede moderne Traumatherapie gibt der Stabilisierung und den Fähigkeiten zur
Selbstberuhigung sehr großen Raum, um Klientinnen wieder in die Lage zu
versetzen, auch starke Gefühle wieder herunter zu regeln.
Traumakonfrontation ist die Ausnahme – nicht die Regel in der Therapie. Vor
allem bei komplex-traumatisierten Patienten
Wir tun gut daran, dafür zu sorgen, dass Erklärungen immer nur im Window of
Tolerance gegeben werden. Nur dort sind Klienten in der Lage zu verstehen
und angebotene Schritte auch umzusetzen.
Es gilt also erst für Beruhigung und Stabilität zu sorgen – erst muss sich das
innere System beruhigen (des geschieht oft erst einmal über Bindung und
Verbindung = deshalb ist therapeutische Beziehung wichtig) und erst dann
kann eine Übung angeleitet, eine Möglichkeit umgesetzt werden. Dies ist auch
der einzige Raum, wo wir reflektieren können, auch über die Aspekte süchtigen
Verhaltens.
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●
●
Erst kommt die Beziehung und dann kommt die Technik
Erst kommt die Stabilisierung und Distanzierung, und nur wo
unausweichlich die Traumakonfrontation.
Erst muss jemand stabil genug sein, eine Konfrontation nicht mit Dissoziation
zu beantworten und auch starke Gefühle wieder regulieren zu lernen, dann
kann es einen zweiten Schritt geben.
Mit der Vorstellung von Herrn Frech, bei dem sich verschiedene Aspekte
wiederfinden, möchte ich meinen Vortrag beschließen.
AHG-Vortrag 10. Juni 2015
Herr Frech: „Ich hatte alles im Griff“
Herr Frech sucht meine Praxis auf, weil er mit seinem derzeitigen
Alkoholproblem nicht mehr zurecht kommt. Er war IT-Spezialist in einer Firma,
hat Programme entwickelt und war von der Firma sehr geschätzt. Er berichtet,
dass er zunächst damit begonnen habe, Kokain zu konsumieren. Das sei immer
mehr und mehr geworden, habe aber anfänglich eigentlich gute Effekte gehabt.
Er sei immer besser in der Lage gewesen immer mehr zu leisten, seine
Müdigkeit habe er nicht gespürt.
Er habe anfänglich genossen, auch sexuell noch aktiver zu sein. Aber das sei
entglitten und er habe dann seine Freundin verloren, weil ihm der Sex in der
Beziehung nicht mehr gereicht habe. Alles sei immer auf der Überholspur
gewesen.
Irgendwann sei die Sucht zu teuer geworden und er habe auf Alkohol
„umsteigen“ müssen. Damit habe der Abwärtstrend begonnen und er habe
seine Stelle verloren. Seit 3 Jahren sei er nun ohne Stelle, sei nun trocken aus
einer Klinik gekommen, merke aber immer noch seine Probleme dabei, trocken
zu bleiben.
Es beschäme ihn, als 36jähriger wieder gezwungen zu sein, ins Haus der Eltern
zu ziehen. Er habe eine abgeschlossene Wohnung, aber der Vater und die
Mutter lebten mit im Haus, die Mutter wahre kaum Grenzen.
Der Vater trinke und schreie und werde sehr unangenehm. Die Mutter komme
ungefragt in seine Räumlichkeiten, fülle den Kühlschrank auf und beklage sich
über den Vater. Er sei zudem an Sylvester eigentlich sehr sauer auf sie
gewesen. Sie wisse, dass er darum kämpfe, wieder beruflich Fuß zu fassen und
dazu gehöre auch, dass er vielfältige Probleme lerne auszuhalten und nicht mit
Alkohol zu bekämpfen. Sie habe ihm gegen 21.00 Uhr eine Flasche Sekt auf den
Tisch geknallt und gemeint: „Da für dich, du saufst sowieso wieder, wie der
Alte.“ Irgendwie sei das eher ein zusätzliches Moment gewesen, sich in
Therapie zu begeben. Die Wut zu zeigen, habe er sich nicht getraut.
Auf Nachfrage berichtet er, dass er bereits als schon einmal eine Phase hatte, in
der er relativ viel getrunken habe. Er sei allerdings da nicht abhängig gewesen.
„Ich habe das Bedürfnis gehabt, mich zuzumachen. Es gab eigentlich so keinen
Grund denke ich – ich musste einfach trinken, bis ein bestimmter Effekt
eintrat.“ Im weiteren Gespräch erzählt er, mit ca. 16 Jahren und bis ca.25
Jahren regelrecht sexsüchtig gewesen zu sein. „Ich konnte die Frauen nicht
schnell genug in mein Bett bekommen. War dies gelungen, dann war es vorbei
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und die Nächste und so weiter. Es war wie ein Zwang. Ich konnte nicht
aushalten mit einer Frau zusammen zu sein, ohne dass sofort sexuelle
Aktivitäten folgten. Ich musste die ins Bett kriegen, als ob mein Leben davon
abhinge.“
Herr Frech ist als jüngerer von zwei Söhnen der Familie Frech aufgewachsen. Er
beschreibt die Eltern als hart arbeitend, die Mutter wenig zugewandt, der Vater
früh Probleme im Alkohol ertränkend. Der Vater trank, ob es nun wegen
Schmerzen, als Möglichkeit der Entspannung, oder auch als Rache an der
Mutter, wenn er sich wieder über sie geärgert hatte, gewesen war. Ein Grund
fand sich immer. Einmal habe der Vater, als die Mutter nicht dagewesen sei,
seinen Tränen freien Lauf gelassen, da habe er betrunken immer wieder
gemurmelt: „Dieser vermaledeite Krieg, dieser schreckliche Krieg…“ Er habe ihn
aber nicht dazu gebracht, ihm zu erklären, um was es ging. Am nächsten Tag
habe der Vater nur gesagt, alles, was er da erzähle, das stimme nicht. „Über
den Krieg gibt es nichts zu weinen, der Krieg ist vorbei.“
Die Mutter redet mit dem jüngeren Sohn eher abfällig über den Alten, der zwar
das Geld heranschaffe, aber als Mann nicht tauge. Sie berichtet, der Vater habe
nicht immer getrunken, sondern erst seit einem Arbeitsunfall, bei dem jemand
anders schwer verletzt worden sei. Da sei es schlimm geworden. „Vorher ging
das – öfter auch einmal zu viel – aber nicht so viel zu viel.“ Sie berichtet von der
Heirat als „Muss-Heirat“, nennt den jüngeren Sohn einen „Unfall“.
In den Ferien und am Wochenende wird der jüngere Sohn zum Vater der
Mutter geschickt. Der bietet an, mit dem Kind Freizeitaktivitäten zu machen, in
den Wald zu gehen, mit dem Hund zu laufen. Die vielbeschäftigten Eltern sind
froh, nicht selbst etwas mit dem Jungen unternehmen zu müssen. Da ist Jonas
Frech 12 Jahre alt. Als Herr Frech zu dieser Episode kommt, stockt er. Er
wendet den Blick beschämt ab und sagt: „Da ging es nicht nur um Freizeit und
so.“
Es habe damit begonnen, dass der Großvater ihm erklärt habe, dass er ihn
einführen müsse, ihm beibringen müssen, wie das gehe. Er habe den Penis in
die Hände genommen, seine Hose geöffnet und daran manipuliert. Es sei
immer weiter gegangen. Er habe verlangt, dass er ihm einen blase und
umgekehrt. Er habe es nicht gemocht. Der Großvater habe ihn verlacht. Die
Mutter habe nichts wissen wollen als er gesagt habe, er gehe nicht mehr zum
Großvater.
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Der Großvater habe ein bisschen Sorge gehabt, dass er, Jonas doch etwas
erzählen könnte, und habe begonnen, ihm Geld zuzustecken. Da habe er den
Spieß umgedreht und habe eben immer erst Geld gefordert, damit er das
machen würde, was der Großvater wolle. „Der war von mir abhängig, der
brauchte mich ja – dann habe ich mir eben das bezahlen lassen.“ Er berichtet,
dass der Großvater immer mehr Dinge verlangt habe und schließlich neben
analer Penetration auch den Hund mit einbezogen habe. Während er erst
großspurig zum besten gibt, wie er den alten Mann habe bezahlen lassen, zeigt
sich, verlangsamt man sein Tempo und bringt ihn ins spüren, eine andere
Geschichte.
Es ist die Geschichte eines Jungen, der einer Situation einfach nicht entgehen
kann, und alles mögliche unternimmt, um sich selbst vorzumachen, dass er die
Regeln dieses Spiels bestimme. Tatsächlich hört das Ganze erst mit dem Tod
des Großvaters auf. Der Großvater lässt nichts aus: Alkohol, „um es uns schöner
zu machen“ , Umdeutungen der Situation als vom Jugendlichen gefordert. Er ist
nur ein alter Mann, der eben Bedürfnisse hat, was der böse Junge so sehr
ausnutzt…
Auf meine Frage „Was denken sie, wie hat sich der Junge von damals gefühlt,
gegenüber einem Großvater, der einfach machen konnte, was er wollte, weil
das Kind keinen Schutz hatte?“ „Warum glauben Sie, hat gerade als es dem
Jungen deutlich wurde, dass er immer wieder im Zusammensein mit dem
Großvater Orgasmen hatte (und bitte, das nachfragen, wenn der Klient es nicht
sagt) die Situation sich so weiterentwickelt, dass er fast zwanghaft jedes
Mädchen ins Bett bekommen musste.“Automatisiert kommt seine Antwort:
„Ich musste ganz sicher sein, dass ich nicht schwul bin.“
Betrachten wir den Alkohol und Drogenkonsum auf diesem Hintergrund, so
lassen sich mehrere Stränge verdeutlichen:
Familiäre Aspekte:
 Der Vater hat den Krieg nicht verarbeitet, und versucht seine
Kriegserinnerungen zu ertränken, er gibt ein Modell von „Augen zu und
durch“, Schwäche ist nicht erlaubt, der Ausdruck von Gefühlen wird nicht
zugelassen.
 Die Mutter hält den Vater für schwach, und beschämt ihn in Gegenwart
des Sohnes. Sie solidarisiert sich scheinbar mit diesem – entwertet ihn
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aber auch wieder durch Gleichsetzung mit dem schwachen Vater. Auch
der Sohn wird so gedemütigt und beschämt.
 Gefühle werden als beschämend erlebt. Scham und Demütigung sind
Begleiter, die sowohl zur Sucht passen (niemand soll wissen dass er /
oder sie trinkt…) aber auch zum Trauma ( niemand soll wissen, dass mir
dies geschehen ist).
 Die Mutter zeigt sich von der Beziehung enttäuscht, sieht den Sohn als
Unfall, macht so aber auch deutlich, dass sie weder in den Kindern, noch
im Ehemann ihre Erwartungen erfüllt bekam.
 Beide Eheleute bleiben in einem Kreislauf von Enttäuschung und
Geheimnissen stecken. Beide scheinen überfordert, einen konstruktiven
Lösungsweg zu beschreiten.
 Beide Eheleute haben keine liebevollen Bindungsangebote an die Kinder
in tragfähiger Weise machen können. Trost und Fürsorge waren
Mangelware. Ein weitergegebener Mangel – transgenerational.
Suchtmittel und ihre Möglichkeiten – auf der Suche nach (Er)-lösung
 Kokain mit seiner noch mehr stimulierenden Wirkung täuschte den
Klienten über die Quelle seiner Hypervigilanz. Aufgeputscht durch
Drogen und mit extremer Überarbeitung, konnte er sich seine
Hypervigilanz als Folge dieses Lebensstils erklären. Damit hielt er sich das
Trauma auf Distanz.
 Alkohol bietet, durch die entspannende Wirkung bzw. die Reduzierung
von Spannungserleben eine kurzfristige Möglichkeit, mehr ins
Toleranzfenster zu kommen. Dies sorgte dafür, dass anstelle einer
gesunden Selbstberuhigung und Trost (was er nie gelernt und erfahren
hatte) künstlich ein kurzfristiges Pseudotoleranzfenster entstand, indem
dann die Wahrscheinlichkeit für das Auftauchen von Flashbackerleben
reduziert war.
 Folgerichtig führte aber auch jede Ernüchterung zu einer noch stärkeren
Erleben von Hypervigilanz und damit verbunden Flashbackerleben. Da
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dies in seinem Falle häufig auf Körperebene geschah, und weniger direkt
mit seiner Traumatisierung verbunden war (für ihn weniger erkennbar)
deutete er folgerichtig die Symptome ausschließlich als Entzug, was dann
eine klare Antwort zur Folge hatte.
Lernerfahrungen
 Er hatte als Kind keine Möglichkeit gesunde Bindungen zu entwickeln.
Folglich bleiben seine inneren kleineren Anteile ungetröstet und
ungebunden. Er selbst lernte nicht, dieses Trösten und Kümmern für
diese Anteile zu übernehmen und seine Bedürfnisse nach Schutz und
Bindung wirklich wahrzunehmen und adäquat zu beantworten.
 Es gab ein Lernen am Modell seitens des Vaters: Gefühle fühlt man nicht,
Gefühle spült man weg. „Ein wahrer Indianer kennt keinen Schmerz.“ Er
hatte kein Modell dafür, wie man mit Ohnmachtserfahrungen umgehen
könnte oder seine Gefühle regulieren könnte.
 Gefühle gab es nur als ganz (extrem, ausagierend,
grenzverletzend…höher, schneller, weiter) oder gar nicht
(unterdrückend, alkoholisiert, betäubt, dissoziiert)
 Es fehlte in allen relevanten Bereichen, Kommunikation und Interaktion
an Basiswissen, das vergrößerte die Unsicherheit.
 Er hatte seine Gefühle nicht lesen gelernt und war daher immer in der
Not, von ihnen überwältigt zu werden. In dieser Situation, extreme
Hypervigilanz, Flashbackgeschehen und die reale Erfahrung, welche
Wirkung Alkohol in einem solchen Geschehen hat, war es ihm schwer,
darauf zu verzichten.
 Seine Arbeitstätigkeit mit Hochgeschwindigkeit und immer auf der
Überholspur, ließ auch kaum zu, dass er sich spürte, sondern
begünstigte, das weiterhin dissoziierte Speichern der sexuellen
Traumatisierung. Nicht spüren.
 Drogen- und Alkoholkonsum boten ihm eine probate Erklärung für
vielfältige Alpträume und Zeitlücken.
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 Alkohol und Drogen werden auch wirksam als Ersatz für Trost und
Zuwendung.
Wenn wir also für Herrn Frech nach einer Lösung suchen wollen, dann müssen
wir sein Symptom „trinken“ im Kontext verstehen. Dann macht es Sinn, die
Funktionalität zu verstehen. Was bewirkt es – nicht, warum trinkt er, sondern
mit welchem Ziel? Was ist anders, wenn er etwas getrunken hat? Was hält er
sich vom Leib, was betäubt er – was holt er sich auf diese Weise? Es geht um
die dahinter stehenden Bedürfnisse.
Häufig lohnt, nach dem zu fragen, was die Klienten nicht von sich aus
automatisch erzählen: Inhalte von Alpträumen und auftauchenden Arten von
unangenehmen Gefühlen oder Bildern, schließlich auch, inwieweit diese
Erfahrungen mit realen Erfahrungen korrespondieren.
Gerade unsere Suchtklientel ist häufig immer mehr aus sozialen Bezügen
herausgefallen und konnte so erst recht nicht lernen, sich wirklich adäquat zu
beruhigen. Im Gegenteil, je länger die Suchtmittelabhängigkeit sich hinzog,
umso mehr dünnten sich hilfreiche und gute Kontakte aus.
Zum Anderen verkümmerten die notwendigen Fähigkeiten zu Überwindung
und Konfliktlösung immer mehr, der Hoffnungspegel sank immer mehr, auch
der Glaube an die Selbstwirksamkeit.
Jeder erneute Versuch zu verzichten, jeder Rückfall führte erneut zu
Selbstverachtung – spornte ein „jetzt erst recht“-Muster an, das denn
folgerichtig immer wieder zusammenbrach.
Erst die Arbeit mit seinen inneren Anteilen, das Erlernen von Selbstberuhigung,
das Setzen von Grenzen den Eltern gegenüber und die Befähigung zu
Selbstberuhigung und Selbsttröstung (verbunden mit der Trauer über die
Situation des missbrauchten Kindes, das alleine in der Situation blieb) halfen
Herrn Frech aus der Isolation.
Mit der Annahme des Leides des Jungen, der alleine solchen Nachstellungen
ausgesetzt war, der Richtigstellung (es war nicht seine Schuld und es lag nicht
in seiner Macht) und der Annahme dieser Seite seiner Selbst, (er)löste er sich
schließlich aus der Umklammerung der Sucht.
Ihm half auch, dass er lernte, die Geschichte schonend im Rahmen einer
fraktionierten Technik erzählbar zu bekommen. Er wurde Herr über seine
Geschichte- und zwar so, wie sie wirklich gewesen war.
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Ich möchte meinen Vortrag zu Herrn Frech beschließen mit einem Zitat aus
Israel, das ich auch als gute und tragfähige Grundlage sehe, in der Arbeit mit
traumatisierten süchtigen Patienten: „Ein Mensch kann nicht immer ein Held
sein – aber er kann immer ein Mensch sein.“
Unseren süchtigen Patienten auch in der Sucht nicht den Respekt zu versagen,
ist die Richtschnur erfolgreichen therapeutischen Handelns. Beziehung ist zwar
nicht alles – aber ohne Beziehung ist alles nichts. Ich danke für Ihre
Aufmerksamkeit!
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