TOP-Modell für effizienten Arbeitsschutz

KÜHLSCHMIERSTOFFE
T-O-P-Modell
für effizienten Arbeitsschutz
Gerade Anwender von Kühlschmierstoffen sehen sich einer Fülle von Anforderungen ausgesetzt, resultierend aus den Forderungen durch EU-Richtlinien, nationaler Gesetze und Verordnungen, dem
autonomen Regelwerk der Unfallversicherungsträger und Normen. Unternehmen sind deswegen gut beraten,
wenn sie ihren Fertigungsprozess nach dem bekannten T-O-P-Modell optimieren.
von Jürgen Lünser
er Schutz der Beschäftigten vor den Gefahren, die
von der spezifischen Tätigkeit bei der Anwendung von Kühlschmierstoffen ausgehen, verlangt
einem Unternehmer in der heutigen Zeit sehr viel an Kenntnissen
ab, die er aber häufig gar nicht
mehr vollständig überblicken und
im Unternehmen implementieren
kann. Daher ist der Anwender von
Kühlschmierstoffen auf Unterstützung durch Dritte angewiesen, wie
Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Betriebsärzte, Schmierstoffhersteller
und Maschinen.
Aber ein wirksamer Arbeitsschutz
beschränkt sich nicht auf die blo70
Jürgen Lünser,
Geschäftsführender
Gesellschafter der epu
Industrieservice GmbH,
mit den Schwerpunkten
Arbeitsschutz und Industrieservice.
Bilder: Relations & Co
kühlen | reinigen | aufbereiten Oktober | 2015
ße Erfüllung gesetzlicher Forderungen. Anwender von Kühlschmierstoffen sind daher gut beraten, sich vor ihren Entscheidungen mit dem Schmierstoffhersteller zusammenzusetzen und
mit der Wahl umwelt- und anwenderfreundlicher Schmierstoffe
eine optimale Lösung bereits in der Anfangsphase zu finden.
In drei Schritten zum optimierten Fertigungsprozess
Was viele Unternehmer nicht ausreichend bedenken: Bereits
in der Planung der Maschinenanschaffung oder des zu verwendenden Schmierstoffs liegt ein großes Fehlerpotenzial.
Eine falsche Entscheidung kann unter Umständen zum Totalausfall des Arbeitsverfahrens führen, weil korrektive Maßnahmen gar nicht oder nur mit hohem finanziellen Aufwand
ergriffen werden können.
Einen wirkungsvollen Schutz ihrer Mitarbeiter erzielen Unternehmer, wenn sie ihren Fertigungsprozess in drei Schritten
nach dem bekannten T-O-P-Modell optimieren: technische
jeder Maßnahmenstufe werden entsprechende Anforderungen zur Substitution, Technik, Organisation und
personenbezogenen Maßnahmen
aufgezeigt. Für den unerfahrenen
Anwender ist an dieser Stelle noch
der Hinweis wichtig, dass aufgrund
der Einführung des Global Harmonized System GHS sowohl die
Symbole als auch die Bezeichnungen geändert sind. Das EMKG 2.2
benutzte die Bezeichnungen nach
altem Recht noch bis 31.05.2015.
Maßnahmen – vor organisatorischen Maßnahmen – vor personenbezogenen Maßnahmen.
Die richtigen Kühlschmierstoffe auswählen
Dass Gefahren von Kühlschmierstoffen ausgehen, ist bekannt.
Die erste Maßnahme sollte die Verwendung von amin- und
borsäurefreien, wassermischbaren Kühlschmierstoffen sein.
Damit sind zwei Gefahrstoffe aus der gesamten Menge von Gefährdungen entfernt und das oberste Ziel, die Vermeidung der
Gefahrenquelle, für diese Stoffe erreicht. Grundsätzlich muss der
Anwender sicherstellen, dass entsprechende Schadstoffemissionen vermieden werden, auch wenn amin- und borsäurefreie
Kühlschmierstoffe einsetzt werden. Bei nicht wassermischbaren
Produkten besteht zusätzlich noch Brand- und Explosionsgefahr.
Mensch und Gefahren effektiv trennen
Wo technische Schutzmaßnahmen nicht ausreichen oder nicht
realisierbar sind, muss der Anwender im nächsten Schritt organisatorische Maßnahmen ergreifen. Dies bedeutet die zeitlichräumliche Trennung von Mensch und Gefährdung. Hilfreich
ist hier zum Beispiel das „Einfache Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe“ EMKG 2.2 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin. Es gilt für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen, die
mit Gefahrensymbolen für Gesundheitsgefährdungen gekennzeichnet sind.
Hier wird dem Anwender ein Hilfsmittel zur Bewertung beigestellt, anhand dessen er seine organisatorischen und personenbezogenen Schutzmaßnahmen bestimmen kann. Das EMKG
zielt besonders auf kleine und mittelständische Betriebe. Zu
Bereits in
der Planung der
Maschinenanschaffung oder
des zu verwendenden Schmierstoffs liegt ein
großes Fehlerpotenzial.
Personenbezogene Maßnahmen:
Restgefahren minimieren
Zuletzt werden in der Ziel- und
Maßnahmenhierarchie die personenbezogenen Maßnahmen ergriffen. Dieser Schritt ist einfach
umzusetzen und kostengünstiger
als die oben beschriebenen. Das
verführt wiederum einige Anwender allerdings dazu, mit einem
Paar Schutzhandschuhen für den
Maschinenbediener alles als erledigt zu betrachten. Jedoch ist die
Reichweite nur gering im Vergleich
zu anderen Maßnahmen.
Letztendlich dienen personenbezogene Vorgehensweisen dazu, die
verbliebenen Gefährdungen auf ein
Minimum zu reduzieren. Besonders
die Vermeidung des Hautkontakts
ist hier von Bedeutung. Denn Kühlschmierstoff-Anhaftungen an der
Maschine und am Werkstück dürfen aufgrund der oben genannten
Gefahren nicht auf den Maschinenbediener/Arbeiter übertragen
werden.
W
www.epu-industrieservice.de