Ein Hoch auf die Helen-Keller

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BAD SEGEBERG | WAHLSTEDT
MONTAG, 5. OKTOBER 2015
Ein Hoch auf die Helen-Keller-Schule!
Wahlstedter Grundschule mit Förderzentrum feierte 50-jähriges Bestehen und 10 Jahre Offene Ganztagsarbeit
VON DETLEF DREESSEN
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Ron Williams spielt die Hauptrolle bei „Onkel Toms Hütte –
Reloaded".
FOTO: EVA-MARIA FEILKAS
Schauspiel feiert
in Wahlstedt die
zweite Premiere
WAHLSTEDT. Auf einen besonderen Theaterabend kann sich
das Publikum im Kleinen Theater am Markt freuen: Das musikalische Schauspiel „Onkel
Toms Hütte – Reloaded“ mit
Hauptdarsteller Ron Williams
feiert am Sonnabend, 10. Oktober, ab 20 Uhr in Wahlstedt seine zweite Premiere. Weil ein
Darsteller verletzt ausgefallen
ist, müssen derzeit mehrere geplante Gastspiele ausfallen
(auch das am 8. Oktober in Norderstedt). In Wahlstedt wird die
Tournee mit veränderter Besetzung neu gestartet; daher finden im Kleinen Theater auch
die Endproben statt.
Ron Williams bringt traditionelle Gospels und Spirituals sowie neue Songs in das Stück
ein. Die Handlung dreht sich
um Tom Rutherford (Ron Williams) aus Chicago, früher Straßengangmitglied, mittlerweile
Sozialpädagoge, der im Gefängnis einer mittelamerikanischen Großstadt ein kleines
Theater mit Namen „Onkel
Toms Hütte“ betreibt – zum einen, weil er Tom heißt, zum anderen, weil er dort regelmäßig
Harriet Beecher Stowes Klassiker „Onkel Toms Hütte“ aufführt. Rutherford ist sicher, dass
dessen Botschaft „Die Würde
des Menschen ist unantastbar“
auch den vier jungen inhaftierten Amerikanern etwas sagt,
die er zu betreuen hat und die in
seiner Inszenierung mitspielen.
Karten für 25 bis 28 Euro gibt
es dienstags und donnerstags
von 16 bis 18 Uhr im Theater,
unter Telefon 04554/2211, EMail an [email protected] sowie im Internet
www.theater-wahlunter
stedt.de, außerdem bei Kühn-e
Bücher, Telefon 04554/5745.
ard/stm
WAHLSTEDT. „Helen-KellerSchule Do-Mi-So. Die HelenKeller-Schule macht uns
froh!“ Mit diesen auf Wolfgang
Amadeus
Mozarts
„Kleine Nachtmusik“ gesungenen Worten begrüßte der
Chor der Schule zahlreiche
große und kleine Gäste in der
Pausenhalle. Sie war zur Feier des 50-jährigen Bestehens
der Grund- und Förderschule
und zum 10-jährigen Bestehen der Offenen Ganztagsschule mit bunten Luftballons
geschmückt worden.
Schüler, Eltern und Lehrer
hatten ein großes Fest vorbereitet. Neben dem Chor sorgten auch das InstrumentalEnsemble und die Trommelgruppe mit ihren jeweiligen
Leiterinnen Christina Rannow, Ulla Russ-Wegner und
Ingrid Andresen für musikalischen Schwung.
In einer Caféteria auf dem
Schulhof boten Viertklässler
und ihre Eltern selbstgebackenen Kuchen und Kaffee
an. Schulsozialarbeiter Hauke Schmalz grillte Würste;
drumherum verlustierten sich
die Schüler und Geschwisterkinder bei einer ganzen Reihe von Spielen.
Auch einige ehemalige
Lehrer waren gekommen und
tauschtenErinnerungen an
vergangene
Zeiten
aus.
Dienstälteste Pädagogin war
Käte Weichbrodt (75). Sie hatte einige Spiele als Geschen-
Die Ziele waren damals
die gleichen wie heute:
Lücken schließen und
vorhandene Begabungen
zu fördern.
Kathrin Deeg
Leiterin der Helen-Keller-Schule
Foto oben: Allerlei musikalische Darbietungen der Schüler umrahmten die Feier zum 50-jährigen Bestehen der Wahlstedter Helen-KellerSchule und dem zehnjährigen Jubiläum der Offenen Ganztagsschule. Foto unten links: Bürgermeister Matthias Bonse und Bianka Schlizio
(rechts) vom Wahlstedter Schulamt überreichten die Jubiläumszahlen als Brot an Schulleiterin Kathrin Deeg (links) und Aleksandra Hensel,
Leiterin der Offenen Ganztagsschule. Foto unten rechts: Katarzyna Szymanski (von links), Yvonne Mayer-Singh, Bianca Pasternak und Nina
FOTOS: DETLEF DREESSEN (3)
Zloch verkauften Kuchen zugunsten des Wahlstedter Jugendzentrums.
ke und auch noch einige
Klassenfotos
mitgebracht
und konnte als erste Lehrerin
aus den Anfängen der Förderschule berichten. „Damals hieß es Hilfsschule“,
schilderte sie. Die Helen-Keller-Schule war ein schlichter
Anbau, in dem neben der vorhandenen Volksschule Schüler mit Behinderungen unterrichtet wurden.
Wahlstedts Bürgermeister
Matthias Bonse erinnerte an
die Entscheidung zur Einrichtung der Schule unter seinem
Vor-Vor-Vorgänger Horstmax
Tietz. Der damalige Schullei-
ter Bernd Guthoff habe von
Anfang an ein Herz für diese
ganz besonderen Kinder gehabt, sagte Bonse und zitierte
Guthoff mit den Worten: „Sollen wir uns nicht für unsere
lernbehinderten
Schüler
freuen, dass sie eine besondere Schule für Lernbehinderte bekommen?“ Viele
Schüler seien seitdem gut
vorbereitet ins Leben gestartet.
Kathrin Deeg, heute Leiterin der Grundschule mit Förderzentrum, dankte Bonse als
Vertreter des Schulträgers,
ebenso den Kooperationspartnern und Weggefährten.
„Die Ziele waren damals die
gleichen wie heute: Lücken
schließen und vorhandene
Begabungen zu fördern“, erklärte
die
Schulleiterin.
Schülerinnen und Schüler mit
sonderpädagogischem Förderbedarf werden allerdings
aufgrund des Ziels der Inklusion inzwischen an den umliegenden Schulen betreut.
Wenn die schrullige Marlene Jaschke den zweiten Frühling erlebt
Über 400 Besucher amüsierten sich bei Jutta Wübbes Gastspiel im ausverkauften Kleinen Theater am Markt in Wahlstedt prächtig
VON
PATRICIA KÖNIG
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WAHLSTEDT. „Ich bin verkauft worden“, erklärte Marlene Jaschke dem Publikum
im Kleinen Theater am Markt
gleich zu Beginn. Vorher hatte sie gerade in ihrem bekannten beige-roten Ensemble mit Hut, Tasche und Koffer das Chanson „Non, je ne
regrette rien“ von Edith Piaf
gesungen. Zunächst erschien
Jutta Wübbe in ihrer Paraderolle im Jubiläumsprogramm
„Nie wieder vielleicht“ gewohnt schrullig auf der Bühne. Am Flügel nahm Volker
Griepenstroh Platz; Marlene
Jaschke begann in ihrer ganz
eigenen Art händeringend,
sich neurotisch kratzend, sich
von Kopf bis Fuß verbiegend
mit ihren Anekdoten aus dem
Alltag, die stets in einer Gratwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und naiver Satire
wechseln.
Die Chefsekretärin machte
sich diesmal existentielle Gedanken. Denn ihre Firma, der
Schraubengroßhandel Rie-
ger, Ritter, Berger & Sohn, für
die seit 30 Jahren arbeitet, ist
an Ägypter verkauft worden.
Dabei kann sie doch gar kein
„Ägyptisch“, nur ein bisschen Französisch und ganz
schlecht Englisch. „Aber ob
das reicht?“ Zur Sicherheit
zählt sie alle Schrauben der
Firma und bringt ihren
Schreibtisch zum Glänzen.
Dazu singt sie zur Freude des
Publikums eine Arie aus der
Oper „Figaros Hochzeit“.
Doch gleich die erste Begegnung mit den neuen Arbeitgebern aus Kairo fällt ins
Wasser. Denn die beflissene
Sekretärin überinterpretierte
den Auftrag ihres NochChefs Herrn Konrad und
kümmert sich nicht nur um
das Catering beim Besuch
der Gäste aus Kairo. Sie versprüht überall ihr Parfum
(„4711, Ägypter lieben Düfte“), auch auf den Schrauben
im Lagerraum und übt sich
etwas unbeholfen in Konversation mit den Ägyptern, indem sie denen erklärt „I am
the chef of my boss, I help
Marlene Jaschke ist die Paraderolle der Komikerin Jutta Wübbe. In
Wahlstedt amüsierte sie das Publikum im Kleinen Theater am Markt
mit den skurrilen Schilderungen von Marlenes Liebe zu ihrem ArFOTO: PATRICIA KÖNIG
beitskollegen Siegfried.
him.“ Dazu passend singt sie
ihre deutsche Interpretation
des Songs „Walk Like An
Egyptian“.
Bis dahin hatte Marlene
Jaschke das ausverkaufte
Theater schon mit ihren skurrilen tänzerischen Einlagen
und Darstellungen zum Lachen gebracht. Auch die Geschichte, in der sie die peinlichen aufblasbaren Pyramiden des Chefs mit der Spaxschraube zerstört, erfreute
das Publikum.
Doch in ihrem neuen Programm zum 30-jährigen Bühnenjubiläum, das Jutta Wübbe bei ihrem Wahlstedter
Gastspiel überhaupt erst zum
dritten Mal aufführte, zeigte
sich eine ganz neue Seite der
Hauptdarstellerin. Denn die
Jaschke ist unglücklich verliebt und schwankt in den
Szenen um ihre große Liebe
Siegfried Tramstedt von Euphorie über Melancholie zu
pragmatischen Erkenntnissen. Dazu machen ihr die
Kommentare ihrer Freundin
Hannelore zu schaffen. „Was
willst du in deinem Alter noch
mit einem Mann? Da bekommst du sowieso nur ,second hand’“.
Auch das Publikum pendelte in seinen Reaktionen
zwischen Lachen und Mitleid. In einer Szene erweckte
Marlene Jaschke mit ihrer Erzählung über das erste Rendezvous mit Siegfried zunächst pures Mitgefühl. Da
saß die verliebte Marlene in
ihrem selbstgehäkelten Kleid
voll liebender Erwartung am
Tisch – doch der Angebetete
hat nur ihre Firmenprobleme
im Sinn. Doch im nächsten
Moment kokettierte Marlene
Jaschke wieder mit ihrem
Pianisten, ging wahrlich auf
Tuchfühlung und warf mit
Kalauern um sich. „Was ist
ein Cowboy ohne Pferd? Ein
Sattelschlepper!“
Dem vorwiegend älteren
Publikum gefiel dieser Wechsel aus Komik und Tragik.
Marlene Jaschke überzeugte
mit liebenswerter Schrulligkeit und melancholischem
Backfisch-Gehabe im zweiten Frühling und bewies vor
allem als „Carmen“, mit dem
Evergreen „Hey, Big Spender“ oder dem Karat-Klassiker „Über sieben Brücken
musst du geh’n“, dass sie bei
aller Komik auch richtig gut
singen kann.