Gesundheit Hersfeld-Rotenburg Mittwoch, 10. Juni 2015 Lokalseite 10 Sie fragen, wir liefern Ihnen die Antworten Wir alle wünschen uns, gesund zu bleiben, und wir möchten Krankheiten vorbeugen. Auf unserer regionalen Gesundheitsseite, die alle zwei Wochen im gesamten Kreis HersfeldRotenburg erscheint, rücken wir die Gesundheit in den Blickpunkt. Wenn Sie unter Beschwerden leiden und nicht wissen, an oder wohin Sie sich wenden sollen, wenn Sie Fragen an Ärzte oder andere Experten haben oder einen Gesundheitstipp weitergeben wollen, dann schreiben Sie uns, oder rufen Sie uns an. Kontakt: Redaktion Hersfelder Zeitung, Benno-Schilde-Platz 2, 36251 Bad Hersfeld, Telefon: 0 66 21/161-125, E-Mail: [email protected] Video: Verschiedene Typen von Diabetes und deren Symptome Diabetes ist zu einer Volkskrankheit geworden – unser Foto zeigt einen Blutzuckertest in einer Beratungsstation. Welche Diabetes-Typen mit welchen Symptomen es gibt, erklären wir in zwei Videos. Diabetes 1: Hier verliert der Körper in relativ kurzer Zeit die Fähigkeit, ausreichend Insulin zu produzieren. Das Video finden Sie hier: http://zu.hna.de/diabetes0906 Diabetes 2: Hier gilt ein Missverhältnis zwischen der Insulinproduktion und der Körpermasse, aber auch das Alter als Hauptursache: http://zu.hna.de/diabetes20906 Weitere Gesundheitsvideos unter: http://zu.hna.de/gesundheitsvideo Archivfoto:dpa Selbsthilfe in der Umgebung Austausch mit anderen Betroffenen W er unter chronischen Schmerzen leidet, egal welcher Art, ist dadurch oft im Alltag eingeschränkt. Auch die Psyche kann in dieser Situation leiden. Manchen Betroffenen hilft der Austausch mit Gleichgesinnten in Selbsthilfegruppen. In Bad Hersfeld gibt es zum Beispiel eine Gruppe der Deutschen Schmerzliga unter der Leitung von Elke Höppner, die regelmäßig auch im Klinikum über das Angebot des Vereins informiert. Deutsche Schmerzliga „Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Höppner. „Wir sind offen für alle Schmerzpatienten.“ Ob Krebs oder Unfallfolgen: Alle Teilnehmer eint der Schmerz. Die Gruppe trifft sich jeden dritten Mittwoch im Monat um 17 Uhr im Vereinszimmer im alten Brauhaus in Bad Hersfeld. Für weitere Fragen steht Höppner unter Telefon 06621/75798 zur Verfügung. Die Deutsche Schmerzliga bezeichnet sich als Interessenvertretung von Schmerzpatienten in der Öffentlichkeit und in der Politik. In der Gesundheitsschule in Alheim-Heinebach trifft sich seit 2013 die Selbsthilfegruppe für Schmerzpatienten unter der Leitung von Diplompsychologin Susanne Bednarz, und zwar immer am letzten Mittwoch im Monat um 19 Uhr. Weitere Informationen unter Telefon 05664/948474. (red/nm) www.schmerzliga.de. Koronare Herzkrankheit HEINEBACH. Ein Vortrag zu „Neuem aus Diagnostik und Therapie der koronaren Herzkrankheit“ (HerzkranzgefäßErkrankung) findet am Donnerstag, 18. Juni, in der Gesundheitsschule in Heinebach statt. Als Referent ist Dr. Yahia Kabel, Chefarzt des Zentrums für Kardiologische Rehabilitation und Prävention im HKZ Rotenburg, zu Gast. Er wird das Thema von A bis Z beleuchten, heißt es in der Ankündigung. Um telefonische Anmeldung unter 05664/ 948474 wird gebeten (red/nm) Schmerzen ambulant behandeln Ob Kopf, Rücken oder Muskeln: Patienten mit chronischen Leiden sind oft im Alltag eingeschränkt HERSFELD-ROTENBURG. Kopf, Rücken, Nerven, Muskeln: In Deutschland leiden etwa 18 Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. Bei einigen sind die Schmerzen so stark, dass die Betroffenen in ihrem Alltag deutlich eingeschränkt sind. Für Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, hat die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und spezielle Schmerztherapie am Klinikum Bad Hersfeld auch zwei Schmerzambulanzen eingerichtet. ? ! Was ist eigentlich die Schmerzambulanz? Das Klinikum Bad Hersfeld hält für die stationäre Schmerztherapie die multimodale, ganzheitliche Schmerztherapie vor (wir berichteten bereits). Hilfe finden Betroffene aber auch auf ambulanten Weg. In der Schmerzambulanz im Klinikum unter der Leitung von Dr. Erika Köhalmi können sich Betroffene mit einer Überweisung vom Haus- oder Facharzt melden. Auch ohne Überweisung werden Patienten in der Schmerzambulanz im MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum Hersfeld-Rotenburg) unter der Leitung von Dr. Esther Winges am Klinikum behandelt. Laut Chefarzt Dr. Martin Grapengeter wissen viele Schmerzpatienten gar nicht, welche Möglichkeiten es am Klinikum gibt. Und auch bei den Hausärzten müsse das Angebot noch stärker ins Bewusstsein gerückt werden. Die Experten DR. MED. MARTIN GRAPENGETER, Chefarzt, MBA, Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin und spezielle Schmerztherapie, Studium in Bonn, Johannesburg/RSA und Salt Lake City/USA, Schmerzausbildung an der Universität Groningen/NL und Harvard Medical School/Boston, USA. DR. DR. MED. ERIKA KÖHALMI, Fachärztin für Anästhesiologie, Palliativmedizin und spezielle Schmerztherapie, Studium in Budapest/Ungarn, seit 1990 in Bad Hersfeld, seit 2000 Oberärztin an der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und spezielle Schmerztherapie, seit 2001 Leiterin der Schmerzambulanz im Klinikum. DR. MED. PHILIPP ALTMANNSBERGER, Facharzt für Anästhesiologie, Studium in Marburg, Regensburg und Schweiz, Tätigkeiten: MH Hannover und seit 2012 in Bad Hersfeld, seit 2014 Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und spezielle Schmerztherapie. DR. MED. ESTHER WINGES, Fachärztin für Anästhesiologie, Palliativmedizin, Notfallmedizin und spezielle Schmerztherapie, Studium in Marburg/ Lahn, Tätigkeiten: Klinikum Kassel, seit 1984 in Bad Hersfeld, seit 2009 Leiterin Schmerzambulanz im MVZ Hersfeld-Rotenburg. Kopf-, Nerven oder Muskelschmerzen sind verbreitet. In der Regel stellen sich Betroffene laut Dr. Grapengeter erst nach rund vier Jahren bei einem Schmerztherapeuten vor. ? ! Wie läuft die Behandlung ab? Wer sich in der Schmerzambulanz vorstellt, sollte möglichst nach Rücksprache mit dem Hausarzt und „gut vorbereitet“ erscheinen. Das heißt, sämtliche Unterlagen und Befunde, die bereits vorhanden sind, sollten mitgebracht werden. Das erleichtert den Ärzten in der Ambulanz die Anamnese und das Verstehen der Krankheitsgeschichte. Auch die Medikamentenhistorie ist wichtig für den Schmerztherapeuten. „Wir versprechen keine Heilung“, sagt Dr. Grapengeter. „Unser Hauptziel ist die Verbesserung der Lebensqualität, Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten und natürlich die Schmerzreduktion.“ ? ! Was unterscheidet überhaupt chronische Schmerzen von akuten Schmerzen? Chronische Schmerzen sind andauernde beziehungsweise wiederkehrende Schmerzen über einen langen Zeitraum. Akute Schmerzen treten zum Beispiel nach einer Verletzung oder Operation nur für kurze Dauer auf. Im Klinikum kümmert sich der Akutschmerzdienst um die Behandlung der stationären Patienten mit OP- oder turmorbedingten Schmerzen. Dort werden diese gezielt und schnell und meist medikamentös behandelt. Patienten, bei denen es notwendig erscheint, werden anschließend an den ambulanten Schmerzdienst verwiesen – auch um dem Schmerzgedächtnis ein Schnippchen zu schlagen. ? ! Was ist das sogenannte Schmerzgedächtnis? Der Körper verfügt über ein „Schmerzgedächtnis“, das nach etwa sechs Monaten einsetzt und bei vielen chronisch Betroffenen eine Rolle spielt. Wenn Schmerzen zu spät behandelt werden, erinnert sich der Körper an diese und der Betroffene leidet womöglich dauerhaft unter Schmerzen, für die es eigentlich gar keinen Grund mehr gibt. Die Devise bei Schmerzen lautet deshalb laut Dr. Philipp Altmannsberger vom Akutschmerzdienst immer: „Ursache schnell finden und schnell behandeln.“ ? ! Wer wird in der Schmerzambulanz behandelt? Die meisten Patienten haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Ein Beispiel für einen „typischen“ Schmerzpatienten ist der seit Jahren von Rückenschmerzen Geplagte, der bereits bei verschiedenen Ärzten gewesen ist und diverse Therapiemöglichkeiten ausprobiert hat, bei dem eine Operation aber ausgeschlossen wird. Zuletzt wurden die Schmerzen immer schlimmer, die Medikamente wirken nicht mehr ... Etwa 80 Prozent der ambulanten Schmerzpatienten leiden unter Rückenschmerzen oder Schmerzen in den Gelenken. Aber auch chronische HINTERGRUND Kontakt zur Schmerzambulanz Schmerzambulanz, multimodale Schmerztherapie, invasive Schmerztherapie, Oberärztin Dr. med. Erika Köhalmi, Telefon 06621/88922509, E-Mail erika.koehalmi@ klinikum-hef.de Schmerzambulanz im MVZ am Klinikum, multimodale Schmerztherapie, invasive Schmerztherapie, Dr. med. Esther Winges, Telefon 06621/8855100, E-Mail esther.winges@ mvz-hef.de ? ! Was sind stressbedingte Schmerzen? Schmerzen können zu Stress führen. Sie beeinflussen den Alltag vom Beruf bis zur Freizeit. Daraus kann sich schnell ein Teufelskreis entwickeln. Schmerzen belasten viele Menschen auch psychisch, etwa wenn sie sich nicht ernst genommen oder stigmatisiert fühlen oder sie ihr ganzes Leben nur noch auf den Schmerz ausrichten. Wer unter Schmerzen beim Gehen leidet, riskiert durch eine Schonhaltung möglicherweise Haltungsschäden, die den Schmerz verstärken. Letzlich ziehen sich viele chronische Schmerzpatienten von sozialen Aktivitäten zurück. Dann gelte es, den Patienten von der Schmerzfixierung wegzubringen, sagt Dr. Altmannsberger. In der Schmerztherapie kommen deshalb auch Psychotherapeuten zum Einsatz. ? ! Rückenschmerzen sind eines der häufigsten chronischen Leiden, das ihren Patienten zu schaffen macht: (von links) Dr. med. Erika Köhalmi, Dr. med. Philipp Altmannsberger, Dr. med. Esther Winges und Dr. med. Martin Grapengeter mit einem Wirbelsäulen-Modell. Foto: Maaz Was muss der chronische Schmerzpatient selbst tun? Ohne Zutun des Betroffenen geht es nicht, wenn Medikamente nicht (mehr) helfen und chronische Schmerzen ganzheitlich und interdisziplinär behandelt werden sollen – von körperlicher Aktivität und Physiotherapie bis zum Erlernen von Entspannungsverfahren. Das gilt umso mehr für die Patienten der ambulanten Schmerztherapie. (nm) SELBSTHILFE
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