Poster - F.O.M.

Eine Innovation aus der Industriellen Gemeinschaftsforschung
Risiken minimieren
Das Plattenepithelkarzinom des Kehlkopfes ist der häufigste
bösartige Tumor im Kopf-Hals-Bereich. Entscheidend für den
Therapieerfolg ist eine frühe Diagnose. Gängige Untersuchungsmethode ist eine Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung). Diese erlaubt nur eine oberflächliche Untersuchung,
sodass zusätzlich immer Gewebe entnommen werden
muss. Neben der notwendigen Narkotisierung birgt dies
weitere Risiken, wie etwa permanente Heiserkeit. Ein Vorhaben der vorwettbewerblichen Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) unter dem Dach der AiF beschäftigt sich
daher mit der Entwicklung einer kontaktfreien Methode am
wachen Patienten. Ziel ist es, mittels Optischer Kohärenztomographie (OCT), mit der sich Schnittbilder des Gewebes darstellen lassen, diagnostisch verwertbare Bilder der
Stimmlippen – also der paarigen, schwingungsfähigen Strukturen im Kehlkopf – zu erhalten.
Bewegungsartefakte eliminieren
Innerhalb eines Vorläuferprojektes wurde bereits ein OCT-Laryngoskop entwickelt, welches kontaktfreie Echtzeit-Aufnahmen ermöglicht. Eine Weiterentwicklung des Funktionsmusters ist notwendig, um die Handhabe zu optimieren sowie
das Problem sogenannter „Bewegungsartefakte“ zu lösen:
Sowohl die Stimmlippenschwingung des Patienten als auch
ein physiologisches, kaum wahrnehmbares Zittern des Untersuchenden (Tremor) können sich auf die Bildqualität auswirken und schlimmstenfalls zu Fehldiagnosen führen. Die Forscher am Laser Zentrum Hannover e.V.
Optischer und mechanischer Aufbau des OCTLaryngoskopes: ein Verschiebetische im Referenzarm sorgt für die Armlängenanpassung des
Interferometers, während die Verschiebung der
Fokussierlinse für eine Arbeitsabstandsanpassung sorgt.
Das OCT-Bild einer Schweinestimmlippe (unten) zeigt die gute Sichtbarkeit der Gewebeschichtung der Stimmlippe (Breite des Bildausschnittes: 6mm)
Foto: Spektral Design/Fotolia
Einsatz der Optischen
Kohärenztomographie (OCT)
bei der Kehlkopfspiegelung
entwarfen daher in Zusammenarbeit mit den eingebundenen Unternehmen das Konzept für einen OCT-gestützten
Autofokus. Ein speziell entwickelter OCT-Probenarm mit
Endoskop wurde an ein kommerzielles OCT der Firma Thorlabs adaptiert. Dieser erlaubt eine Anpassung des Arbeitsabstandes sowie eine entsprechende Armlängenanpassung. Beides wird mittels piezoelektrischer Verschiebetische
erzielt. Die Tremorbewegung des Untersuchenden soll so
kompensiert werden – ein ganz wesentlicher Schritt für die
Realisierung nicht-invasiver OCT-Bildgebung am wachen Patienten.
Fortschritt in der nicht-invasiven Bildgebung
Das IGF-Projekt trägt dazu bei, für kleine und mittlere Unternehmen aus der Medizintechnik und der optischen Zulieferindustrie interessante Märkte zu erschließen. Allein in
Deutschland ergibt sich ein Marktvolumen von ca. 6 Millionen Euro. Weltweit wird der Markt auf über 80 Millionen
Euro geschätzt. Neben einer direkten Umsetzung in ein
Produkt ist das gewonnene Know-how auf andere Diagnostikbereiche übertragbar.
Projekt-Steckbrief und Ansprechpartner
IGF-Vorhaben-Nr.: 17132 N
Titel: Aufbau und Erprobung einer
Bewegungs-Kompensations-Methode
für die OCT-gestützte Laryngoskopie
Fördersumme: 264.500 Euro
Laufzeit: 05/2011 – 04/2013
AiF-Forschungsvereinigung:
Forschungsvereinigung Feinmechanik,
Optik und Medizintechnik e.V. – F.O.M.
Forschungsstelle:
Laser Zentrum Hannover e.V.,
Biomedical Optics Department,
Image-Guided Laser Surgery Group
Eingebundene Unternehmen: Qioptiq Photonics GmbH
& Co.KG, Göttingen  Richard Wolf GmbH, Knittlingen 
ROWIAK GmbH, Hannover  SIOS Meßtechnik GmbH,
Ilmenau  Thorlabs HL AG, Lübeck  Praxis für Phoniatrie
und Pädaudiologie, Dr. Aleksandrov, Hannover
Ansprechpartner: Dr. Alexander Krüger und Dipl.-Ing. (FH)
Sabine Donner, Laser Zentrum Hannover e.V.,
Tel. +49 511 2788 325, [email protected]