SCHWEINE
Das Magazin für die Schweinehaltung
WELT
Juni 2015 • Nr. 15
Liebe Schweinehalter und Schweinezüchter, liebe Kunden
und Freunde der BAYERN-GENETIK GmbH,
Nur durch gemeinsame und aufeinander abgestimmte Anstrengungen können wir die süddeutsche
Schweineproduktion
weiterhin wettbewerbsfähig und
auf hohem Qualitätsniveau halten. Der scharfe internationale
Wettbewerb zwingt uns zu höchsten Anstrengungen bei der Zuchtarbeit und gleichzeitig müssen
wir unser Tun einem immer kritischeren Verbraucher vermitteln
können.
Eine
unglaubliche
Herausforderung in Zeiten, wo
die gedankliche Distanz zwischen
Erzeuger und Verbraucher sehr
weit auseinander-gedriftet ist.
angestoßen und in einer effizien- Zuchtleitern, Herrn Dahinten und
ten und hoch interessanten Infor- Dr. Eisenreich erläutert.
mationsveranstaltung diskutiert.
Mit weiteren Fachartikeln zu
Um Ihre Betriebe zukünftig exakt Ödemkrankheit
und
einem
bedienen zu können, wollen wir Anpaarungsprogramm für EigenSie bitten, dass Sie uns Ihre remontierer runden wir dieses
Anforderungen mit Hilfe des bei- Heft ab.
gefügten Fragebogens mitteilen
Unsere neue Internetseite stellen
(Erläuterungen dazu finden Sie in
wir Ihnen ebenfalls vor. Sie bietet
diesem Heft). Dadurch erhalten
ganz neue Möglichkeiten für
wir die entsprechenden Informaunsere Kunden.
tionen, um einzelbetriebliche
Lösungen liefern zu können. Wir In einigen Wochen ist es bereits
bitten Sie um zahlreiches Mitwir- wieder soweit. Vom 28. August
bis einschließlich 1. September
ken.
findet das Karpfhamer Fest mit
Mit dem Thema Tierwohl und die
der traditionellen Rottalschau
damit verbundenen gesetzlichen
statt. Wir würden uns freuen,
Vorgaben befasst sich der Artikel
wenn Sie uns in der Agrarhalle
von Herrn Goldbrunner. Er
besuchen würden. Eine gute
beschreibt darin u. a. die Vorteile
Gelegenheit zum Meinungs- und
von variabel einstellbaren BeweInformationsaustausch.
gungsbuchten in der Muttersauenhaltung. Darauf aufbauend Zur anstehenden Getreideernte
stellt Herr Pramps den Antrag zur wünschen wir „gedeihliches Weteinzelbetrieblichen Investitions- ter“ und gute Preise.
förderung vor.
Sehr bewusst geht Familie Dachs
aus Holzhausen bei Reisbach mit
diesen Themen um. Ihre Stallungen öffnet sie immer wieder für
interessierte Besuchergruppen
und leisten damit einen sehr
wichtigen Beitrag, um Vorurteile
gegenüber der konventionellen
Schweinehaltung zu entkräften.
Lesen Sie die interessante
Betriebsreportage am Anfang Xaver Schmid vom AELF Landshut wird zukünftig die ökologiunseres Magazins.
sche Schweinehaltung betreuen.
Mit einer Eberdemonstration am
Hierzu wird ein Arbeitskreis
Standort Kammerlehen haben wir
gegründet werden. Die Details
kürzlich die Diskussion über den
entnehmen Sie dieser Ausgabe.
züchterischen Stand und die weitere Ausrichtung mit Experten Das neue Zuchtprogramm für
aus Zucht sowie Vermarktung Bayern wird von den bayerischen
Inhaltsverzeichnis
Betriebsreportage Dachs, Holzhausen
Ebervorführung
Vorgaben zur Eberauswahl
Eine Phase der Optimierung
Investitionsförderung
Einladung zur Gründung eines Arbeitskreises
Anpaarungsprogramm für Eigenremontierer
Zuchtziel 2015
Arbeitssitzung der Leistungsprüfanstalten
Die Ödemkrankheit
Neue Internetseiten der Bayern-Genetik
Ebertransporte/Maximilian Knödl verstorben
Seite
3
7
8
10
13
15
16
18
20
21
23
24
Ihr
Dr. Thomas Grupp
Geschäftsführer der Bayern-Genetik GmbH
Herausgeber:
BAYERN-GENETIK GmbH
Riedweg 5 • 86673 Bergheim
Tel. 08431 5857-0
Gut Altenbach • 84036 Landshut
Tel. 0871 95310-0
www.bayern-genetik.de
Verantwortlich für den Inhalt:
Dr. Thomas Grupp
Edwin Eifler
Armin Prosteder
Titelbild: Zufriedene Ferkel auf dem Hof der Familie Dachs in Holzhausen.
2
Schweine-Welt - Juni 2015
Verbraucher dürfen in die Ställe schauen
Bei Robert und Monika Dachs ist
dass eine Selbstverständlichkeit.
Verbraucher können die Tierhaltung
in der heutigen Form auf dem konventionell geführten Hof in Holzhausen, Gemeinde Reisbach in Augenschein
nehmen.
Trotz
ihres
ausgefüllten Tagesablaufs nehmen
sie sich gerne Zeit, Besuchergruppen
(Schulklassen,
Ferienprogramm-Teilnehmer, Kindergartenkinder) durch die Stallungen zu
führen. Damit leisten Sie einen sehr
großen Beitrag für die Darstellung
der bäuerlichen Schweinehaltung in
der
Öffentlichkeit.
Nutznießer
davon sind auch alle anderen
Schweinehalter. Es wäre wünschenswert, wenn dieses wichtige
Engagement auf weitere Schultern
verteilt würde. Viele Kinder, selbst
aus ländlichen Gegenden, haben
keinen Bezug mehr zur Fleischproduktion. Tierhaltung kennen sie nur
aus negativen Berichten der
Medien. Wie groß das kindliche
Interesse ist und wie unvoreingenommen diese gegenüber der konventionellen Nutztierhaltung sind,
erfährt das Betriebsleiter-Ehepaar
immer wieder. Monika und Robert
erzählten auch vom großen Interesse der Eltern, die beim Abholen ihrer
Kinder auch noch durch die Stallungen geführt werden wollten.
Die mehr als 300 Jahre alte Hofstelle
wurde von den Eheleuten Otto und
Elisabeth Dachs im Jahr 1970 erwor-
Monika und Robert Dachs mit den Kindern Sebastian (13), Katharina (11)
und Anna-Lena (8).
ben. Damals war es noch der klassische Mischbetrieb mit Rindern,
Schweinen und Geflügel. Bereits
1975 erfolgte die Spezialisierung auf
Zuchtsauen. Dabei wurde ein neuer
Stall für die Abferkelung errichtet.
Zum Deckzentrum und Wartestall
wurde der Rinderstall umgebaut. Der
Sauenbestand lag bei 70 Tieren, die
während der Wartezeit in den damals
üblichen Kastenständen gehalten
wurden. 1980 kam der nächste
Schritt: ein Flatdeck mit 10 x 10
Meter für 180 Ferkel wurde in Massivbauweise an das Deckzentrum
Windgeschützte Einzellage in herrlicher Landschaft.
Schweine-Welt - Juni 2015
angebaut. 1991/92 wurde das alte
Wohnhaus abgetragen und durch
einen Neubau ersetzt. Dies war die
letzte große Bautätigkeit von Otto
und Elisabeth. In den Jahren 1998 bis
2001 begann die jüngere Generation
mit einer Reihe von Baumaßnahmen.
Erster Schritt war der Neubau eines
Wartestalles. Dieser wurde komplett
selbst in Massivbauweise an die
andere Seite des Deckzentrums
angebaut. Außenmaße sind 17 x 10
Meter. Es finden 45 Tiere darin Platz.
Der Abferkelbereich wurde auf strohlose Haltung umgestellt und die
Schmuckes Wohnhaus der Familie Dachs.
3
Unsere Mütter bringen uns auch ohne Milchzufütterung satt - uns geht es sehr gut.
dazugehörige Güllegrube errichtet.
Der Bestand erhöhte sich auf etwa
100 Tiere. In dieser Zeit haben Monika und Robert geheiratet. 2002 bis
2004 hat Robert den Betrieb von seinem Vater gepachtet und war nebenher beim Maschinenring aktiv. Am 1.
Januar 2005 wurde der Hof vom
Vater endgültig übergeben. Sogleich
begannen die Eheleute mit dem Bau
eines Maststalls für etwa 800
Schweine. Größe: 23 x 37 Meter. Im
darauffolgenden Jahr wurde ein
Gebäude mit 3 Fahrsilos für CCMSilage errichtet. Außenmaße sind 30
x 12 Meter. Zugleich wurde das
geschlossene System auf 130 Zuchtsauen aufgestockt. Eine neue, große
Güllegrube wurde 2009 errichtet, um
ausreichende Lagerkapazität zu besitzen. Damit kann die Gülleausbringung zum optimalen Zeitpunkt erfol-
gen. Im selben Jahr baute man noch
eine Hackschnitzelanlage mit 50 kW
Leistung ein. Diese wird nur mit hofeigenem Material beschickt. Wohnhaus und Abferkelbereich werden
mit der Anlage beheizt. Als bisher
letztes Gebäude wurden 2012 drei
Beton-Viereckzellen zur Lagerung
von 500 Tonnen Getreide erstellt.
Gesamtmaße: 12 x 12 Meter und 6
Meter Höhe. Das Getreide wird gereinigt und mit Säure konserviert. Aus
Überzeugung wird nur korrosionsfreie Säure verwendet. Für die
Zukunft ist eventuell der nachträgliche Einbau einer Belüftungsanlage
geplant. In der eigenen Mal- und
Mischanlage wird das Getreide weiterverarbeitet. Die Anlage ist allerdings schon mehr als 30 Jahre alt
und soll in nächster Zeit erneuert
werden. Verfüttert wird an die Tiere
Gesunde, gut genährte und rahmige Ferkel mit
stabilem Fundament.
4
Sauen zeigten trotz fremder Personen im Stall keinerlei Aufregung.
nur Getreide und Mais aus eigenem
Anbau, sowie Eiweiß in Form von zugekauftem Soja (LP wegen dem
höheren
Rohfasergehalt).
Eine
Besonderheit ist die Aufbereitung
des hofeigenen Brunnenwassers.
Hier kommt eine Biostel-Anlage zum
Einsatz. Trotz der hohen Investitionskosten sind Monika und Robert
Dachs absolut überzeugt davon. Seit
Jahren im Gebrauch ist vor allem im
Maststall der Medikamenteneinsatz
deutlich gesunken. Die Anwendung
von Antibiotika konnte dadurch stark
reduziert werden. Bei der Fütterungstechnik geht der Betrieb verschiedene Wege. Wartestall und Deckzentrum werden per Hand versorgt. Im
Abferkelbereich wird ab dem 14. Tag
Pre-Starter in Futterschalen angeboten. Auf eine arbeitsintensive Milchzufütterung wird verzichtet. Die Tiere
Barrierefrei und leicht zu reinigen ist der Treibweg
mit integrierter Waage.
Schweine-Welt - Juni 2015
Das Betriebsleiterehepaar im Deckzentrum.
im Flatdeck erhalten ihre hofeigene
Mischung mit Hilfe von Breiautomaten. Über Spotmix mit Sensorsteuerung am Kurztrog werden die Mastsauen stündlich versorgt.
Bei Heizung und Lüftung wird auf
dem Betrieb auch auf verschiedene
Lösungen zurück gegriffen. Der
Abferkelbereich wird über die Hackschnitzelheizung versorgt. Die Heizplatten unter dem Ferkelnest sind
warmwassergespeist. Im Flatdeck
kommen bei Bedarf Gasheizstrahler
zum Einsatz. Die Lüftung erfolgt über
Rieselkanal und Lochplatten an der
Decke. Angesaugt wird die Luft über
den Vorraum. Der Maststall erhält
seine Frischluft mittels Unterflurzuführung. Die Abluft wird durch Zentralabsaugung entsorgt. In der kalten
Jahreszeit wird mit Hilfe eines Wärmetauschers die Frischluft vorge-
wärmt. Im Winter werden die Buchten mit einer Heizkanone temperiert.
Trotz anderslautender Beratung hält
der Betrieb am einwöchigen Rhythmus fest. Da Arbeitsspitzen in der
Feldwirtschaft nicht verschoben werden können, sollen im Stall keine
zusätzlichen Spitzen entstehen.
Monika und Robert bringen beide
ihre ganze Arbeitskraft ein. Die letzten Jahre war dies sehr intensiv.
Langsam wird es leichter, da die drei
Kinder inzwischen fleißig mit helfen.
Die Gruppengröße liegt zwischen
sechs und sieben Sauen. Angedeckte Jungsauen (Bayern-Hybriden)
werden über Josef Hasbauer, EGZH
zugekauft. Zuverlässiger Lieferant ist
der Betrieb Högl in Wachelkofenreuth. Mit dem Bayern-Genetik-Scannerdienst ist Betriebsleiter Robert
sehr zufrieden: „Egal wer kommt, es
Fundamentstarke, rahmige Tiere im Wartestall.
Schweine-Welt - Juni 2015
Sucheber „Florian“ geht es sichtlich gut.
läuft immer super und gibt keine Probleme“. Von Seiten des LKV kümmert sich Ringassistent Ludwig Able
um den Betrieb. Chef bei den Sauen
ist der Sucheber „Florian“, den die
Kinder liebevoll so getauft haben.
Die Vermarktung erfolgt hauptsächlich nach Österreich und über nahegelegene Metzgereien. Der Vorteil
von Österreich ist deren günstigere
Schlachtmaske. Dort wird nicht so
stark nach Mindest- und Höchstgewicht selektiert wie in Bayern. Vor
jedem Transport werden die Tiere
vom
zuständigen
Veterinäramt
begutachtet.
Diesen
ständigen
Behördenkontakt sieht der Betriebsleiter als großen Vorteil, um eventuelle Probleme oder Unklarheiten
schnellstmöglich in den Griff zu
bekommen. Wichtig bei der Vermarktung ist die Hygiene: nur leere und
Einer Schülergruppe wird der Wartestall erklärt.
5
Schlachttiere zeigen bereits was in ihnen steckt.
gewaschene Transportfahrzeuge dürfen den Hof befahren. Eine Verladung
bei Nacht gibt es nicht.
Bei der Eberauswahl macht sich
Robert Dachs keine großen Gedanken. Es kommen mastleistungsstarke
Eber zum Einsatz. Auch in diesem
Bereich gab es noch nie Probleme.
Egal mit welchem Eber besamt
wurde, das Ergebnis war immer
zufriedenstellend. Ausdrücklich lobt
er das Eberangebot der BayernGenetik. Der Erfolg des Betriebs
hängt aber nicht nur vom Ebermaterial ab, sondern natürlich von der
guten Sauengrundlage und dem
kompletten Management. Ausgewogenheit geht vor Leistung. Arbeitsaufwand und finanzieller Einsatz
müssen im Einklang mit der Lebensqualität sein. Nach diesem Motto
gestaltet Familie Dachs ihr Leben.
Wegen der hohen Arbeitsbelastung
und dem zusätzlichen Aufwand für
die Besuchergruppen gibt es leider
keine Urlaubsfahrten. „Wir haben das
ganze Jahr Urlaub auf dem Bauernhof“ sagt Monika mit einem verschmitzten Lächeln. Aber Tagesausflüge werden so oft es geht
unternommen. Diese sind vor allem
auf die Interessen der Kinder zugeschnitten und werden manchmal
gemeinsam mit befreundeten Familien gemacht. Im Winter fährt man
dann gerne zum Skifahren. Die Familie ist in verschiedenen Vereinen
aktiv wie dem Skiclub, Feuerwehr,
bei den Stockschützen (Sebastian ist
Niederbayerischer Meister in seiner
Klasse) oder Monika als „Chefin“ der
Ortsbäuerinnen. Robert ist zudem
Ausschußvorsitzender bei der Gehilfenprüfung für die Landkreise Dingolfing-Landau und Deggendorf. Beide
Töchter musizieren. Katharina spielt
Keyboard und Anna-Lena Steierische
Harmonika. Sebastians Hobby sind
seine Hühner, die Holzarbeit und sein
Kartoffelfeld. Monika ist von Beruf
Schneiderin und beherrscht ihr
Handwerk, wie auf dem Familienbild
Sebastians Hühner fühlen sich wohl auf dem Hof...
6
Wertschöpfung aus Ferkelerzeugung erfolgt im Maststall.
zu sehen ist. Alle Dirndl sind selbst
genäht. Da sie nicht aus einem Landwirtschaftlichen Betrieb stammt, war
der Umzug auf den Hof schon eine
große Lebensumstellung. Aber sie
hat es nicht bereut und liebt vor
allem die Arbeit mit den Tieren.
Für die Zukunft sind keine großen
Bautätigkeiten geplant, sondern das
Erhalten und Modernisieren der vorhandenen Anlagen. Monika und
Robert möchten den Kindern keine
Schulden hinterlassen. Ob es einmal
eine Hofnachfolge gibt ist noch
unklar. Während sich Sebastian und
Katharina nicht einig werden können,
wer den Hof bekommt, möchte
Anna-Lena einmal Krankenschwester
werden. Die Eltern sehen der ganzen
Entwicklung aber recht entspannt zu.
Sollte es doch nicht weiter gehen mit
dem Hof wäre das zwar schade, aber
dann ist es halt so.
Armin Prosteder und Edwin Eifler,
beide Bayern-Genetik
der Älteste macht Holz und kümmert sich um Kartoffeln.
Schweine-Welt - Juni 2015
Ebervorführung
Am Donnerstag, 28. Mai fand an der
Eberstation in Kammerlehen eine
Ebervorführung statt. Von den beiden bayerischen Zuchtleitern wurden 12 Mutterrassentiere und 21
Pietrain-Eber vorgestellt. Etwa zwei
Wochen vor der Vorführung haben
Günther Dahinten (Zuchtleiter Mutterrassen) und Dr. Rudolf Eisenreich
(Zuchtleiter Vaterrassen) gemeinsam mit Bayern-Genetik Mitarbeiter
Armin Prosteder die Eber in den
Stallungen besichtigt und ausgewählt. Zur Vorführung waren die
Tiere dann vom Stallpersonal bestens vorbereitet worden.
Angefangen wurde nach kurzer
Begrüßung durch Josef Häfel (stellv.
Vorstandsvorsitzender) im Vorführraum von Stall 2. Zuchtleiter Dahinten stellte den Besuchern zuerst vier
Tiere der Rasse Deutsches Edelschwein und anschließend acht Vertreter der Deutschen Landrasse vor.
Dabei ging er nicht nur auf die Zuchtwerte sondern auch ausführlich auf
die äußere Erscheinung jedes Tieres
ein.
Nach etwa 45 Minuten konnten die
Besucher zum Stall 3 umziehen. Dort
begrüßte
Vorstandsvorsitzender
Sebastian Mühlbauer die 50 Gäste
und verabschiedete sich aber gleich
wieder wegen eines weiteren wichtigen Termins. Dr. Eisenreich übernahm darauf das Wort. Innerhalb
einer Stunde schaffte er die Vorstellung der 21 hauptsächlich jungen
Pietrain-Eber. Auch er ging sowohl
auf das Aussehen als auch die Zuchtwerte der Tiere ein. Den Besuchern
wurde unter anderem der Eber
MOBBY 63395 vorgestellt. Er vererbt
bayernweit die wenigsten Anomalien. Zum Zeitpunkt der Vorführung
lag sein Anomalienwert bei 1,38 €/W.
Das bedeutet, dass mit diesem Eber
1,38 Euro pro Wurf mehr Gewinn
erziehlt werden kann als mit einem
durchschnittlichen Eber.
Nach der Eberschau in Kammerlehen
fuhren alle Besucher ins Gasthaus
„Zum Vilserwirt“. Dort begrüßte Bayern-Genetik Geschäftsführer Dr.
Grupp die Ringassistenten mit ihrer
Chefin Maria Hager sowie alle anwesenden Vertreter von EGZH, Behörden, Vermarktungsorganisationen,
Schweinzuchtverbänden und nicht
zuletzt die Züchter. Er bedankte sich
ausdrücklich bei den beiden Zuchtleitern für die Ebervorstellung und die
generell gute Zusammenarbeit mit
der Bayern-Genetik.
„Aktuelles aus der Zucht“ lautete die
Präsentation, die Dr. Eisenreich im
Anschluß zeigte. Dabei ging er auf
die Zuchtfortschritte in Bayern während der letzten Jahre ein. So kam
man im Bereich Schlachtkörperlänge
ein großes Stück weiter. Bayern hat
in diesem Bereich nicht nur andere
Brechend voll war es im Vorführraum beim Stall 2 an
der Eberstation Kammerlehen.
Schweine-Welt - Juni 2015
Regionen eingeholt sondern auch
überflügelt. Er erläuterte auch die
Einkaufspolitik der Bayern-Genetik
im Pietrain-Bereich: wuchsbetonte
Eber mit guter Länge und Fleischfülle. Im südbayerischen Raum hat der
Fleischanteil eine geringere Bedeutung als in Nordbayern. Dies liegt an
der im Norden stark verbreiteten
Metzgervermarktung. Die Änderungen und Auswirkungen des neuen
Zuchtziels wurden den Besuchern
anhand verschiedener Folien näher
gebracht (siehe auch zugehörigen
Artikel in dieser Ausgabe). Den aktuellen Stand der Anomalienprüfung
kann man auf den Internetseiten der
LfL abrufen (www.lfl.bayern.de). In
diesem Zusammenhang dankte Dr.
Eisenreich den Ringassistenten für
ihre hervorragende Arbeit bei der
Erfassung und Weitergabe dieser
Daten.
Nach dem Mittagessen wurden die
Besucher von Günther Dahinten über
das neue Zuchtziel bei den Mutterrassen informiert.
Während und nach den Vorträgen
kam es mehrmals zu sachlichen Diskussionen. Alle Beteiligten waren
sich aber einig, dass solche Treffen
sehr wichtig und informativ sind, um
gemeinsam die bayerische Schweinezucht voran zu bringen.
E. Eifler, Bayern-Genetik
Beim Stall 3 wurde es etwas leichter. Die Besucher
machten sich fleißig Notizen zu den Ebern.
7
Vorgaben zur Eberauswahl
Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Artikel möchten wir Ihnen eine
Hilfestellung geben um das für Ihren
Betrieb richtige Ebersperma zu
bestellen. Die schriftlichen Unterlagen (Eberinfo und Eberkatalog) sind
beim Erscheinungstermin bereits
überholt. Dies ergibt sich aus der
wöchentlich stattfindenden Zuchtwertschätzung der LfL in Grub. Der
Zeitaufwand von der Erstellung über
Druck bis zum Versand der Informationen nimmt jedoch zwei bis drei
Wochen in Anspruch. Die Daten in
den Drucksachen sind zwar nicht
absolut aktuell aber doch ziemlich
zeitnah. Sie ändern sich innerhalb
weniger Wochen normalerweise
nicht gravierend. Dadurch, dass wir
jährlich etwa 230 Eber prüfen, kommen im Wochenrhythmus immer
wieder Eber dazu, die Ihren Betriebskriterien entsprechen.
Um schneller an aktuelle Zuchtwerte
zu kommen, brauchen Sie einen
Internetanschluss. Über unsere Internetadresse:
www.bayerngenetik.de und Klick auf das runde
Schweine-Logo oder den Eber kommen Sie auf den Bereich für Eber.
Nach dem Menüpunkt „Eberauswahl“ können Sie Ihre Selektion nach
Rasse, MHS-Status, Sprungplan und
Prüfstatus einschränken und die Auswahl anzeigen lassen. In der Übersicht können Sie direkt Ihre Bestellung eingeben und abschicken.
Zusammen mit dieser Schweinewelt
haben Sie von uns einen Fragebogen
erhalten. Bitte lesen Sie diesen
durch, im Anschluss erläutern wir
Ihnen den Aufbau und Sinn. Sie
haben mit dem Fragebogen die Möglichkeit, für Ihren Betrieb Kriterien
festzulegen, nach denen Eber ausgewählt werden. Ihre Angaben werden
bei uns hinterlegt und helfen unseren
Mitarbeitern, dass Sie immer optimal
für Ihren Betrieb gewünschtes Ebersperma erhalten. Dies trifft nur dann
zu, wenn der von Ihnen namentlich
bestellte Eber ausnahmsweise nicht
verfügbar ist. Über die von Ihnen
festgelegte Reihung und Mindestanforderungen ist die Auswahl gleich-
Senden Sie uns Ihre Vorgaben zur Eberauswahl zu.Wir kümmern uns
dann darum, dass Sie immer den für Ihren Betrieb optimalen Ebersamen
erhalten.Genießen Sie die dadurch gewonnene Freizeit.
8
wertiger Eber möglich. Für Sie ist
dies eine deutliche Arbeitserleichterung. Sie müssen zukünftig nicht
mehr die Daten einzelner Eber studieren und vergleichen. Dies erledigt
unsere EDV automatisch nach Ihren
Vorgaben. Selbstverständlich können Sie die von Ihnen festgelegte
Reihung und die dazugehörigen Mindestanforderungen jederzeit an die
aktuelle Betriebssituation anpassen
(z. B. bei einem Wechsel der Sauengrundlage). Senden Sie uns dazu einfach ein Telefax an die Nummer
08743/9604-10. Die Bestellung eines
bestimmten, namentlich genannten
Eberwunsches hat aber immer noch
Vorrang. Unverändert bleibt auch die
Abgabe des Eberspermas nach der
Reihenfolge der eingegangenen
Bestellungen – wer zuerst bestellt,
erhält auch das gewünschte Sperma.
Je später Sie uns Ihre Bestellung mitteilen, umso geringer ist die Chance,
das gewünschte Ebersperma zu
bekommen.
Bei der Auflistung der Kriterien
haben wir den Produktionswert
absichtlich nicht berücksichtigt. Dieser setzt sich zum Großteil aus den
Zuchtwerten „tägl. Zunahme“, „Futterverwertung“ und „Fleischanteil“
zusammen, die bereits in der Auflistung enthalten sind.
Trotz intensiver Zuchtarbeit wird es
auch in Zukunft keinen Eber geben,
der alle geforderten Kriterien erfüllt.
Deshalb ist uns die von Ihnen
gewählte Reihung wichtig, um einen
Ersatzeber zu wählen, der möglichst
nahe an Ihre Anforderungen heranreicht.
Unterhalb der Auflistung haben Sie
die Möglichkeit Kriterien zu benennen, die Ihnen darüber hinaus wichtig sind. Diese Wünsche werden
ebenfalls in unserer EDV hinterlegt
um Ihnen den bestmöglichen Service
zu bieten.
Ihre Mitgliedsnummer bzw. Name
und Adresse benötigen wir, um die
Wünsche zweifelsfrei zuordnen zu
können. Bitte geben Sie uns auch
Ihre E-Mail Adresse bekannt.
Schweine-Welt - Juni 2015
Dadurch können wir Ihnen zukünftig
noch schneller Informationen zukommen lassen (z. B. neue TopGenetik-/Produktionswert-Eber).
Am Ende des Fragebogens füllen Sie
bitte die entsprechenden Kästchen
bzw. Zeilen aus. Diese Angaben
erleichtern uns zusätzlich die Auswahl von Ersatzebern. Zum Beispiel
gibt es von den großen Vermarktungsorganisationen
Eberlisten.
Wenn Sie uns mitteilen, über wen Sie
vermarkten, kontrollieren wir, ob der
Ersatzeber auch von dieser Organisation ausgewählt wurde.
BAYERN-GENETIK
Sehr geehrte/r Kunde/in der Bayern-Genetik GmbH,
Ihre betrieblichen Anforderungen in Bezug auf Ebersperma möchten wir noch stärker
berücksichtigen. Damit wir Sie mit neuester und für Ihren Betrieb bester Genetik bedienen
können, bitten wir Sie um Ihre Mitarbeit. Dazu brauchen wir freiwillige Angaben, welche
Schwerpunkte Sie in der Eberauswahl setzen. Bitte faxen Sie diesen Fragebogen ausgefüllt an uns zurück.
Fax-Nr.: 0 87 43 / 96 04 -10
Alle Angaben sind freiwillig, streng vertraulich und werden selbstverständlich nicht an
Dritte weitergegeben.
Sollte sich später in Ihrer betrieblichen Ausrichtung etwas ändern, so teilen Sie uns das
gegebenenfalls mit.
Bitte nummerieren Sie nachfolgende Schwerpunkte nach der Wichtigkeit für Ihren Betrieb
und setzen Sie Mindestanforderungen für die einzelnen Merkmale:
z. B.: 1. tägliche Zunahmen (TZ) 890 gr. oder +10 (Sie können absolute
Ausgestattet mit Ihren Informationen, werden wir in Zukunft den EbeZahlen oder Zuchtwerte einsetzen).
reinkauf noch stärker auf die BedürfDiese Punkte sind für uns nur eine Hilfe, wenn der von Ihnen aus unserem aktuellen
nisse unserer Kunden ausrichten.
Sprungplan gewünschte Eber ausnahmsweise nicht verfügbar ist.
Nutzen Sie den Fragebogen und
1. tägliche Zunahmen (TZ) 850 gr
bestimmen Sie mit, welche Genetik
2. Futterverwertung (FVW) 2,30
wir für Ihren Betrieb bereitstellen sol4. Kotteletfläche (RMFL) 58,0
len. Unser Ziel ist eine große Anzahl
an homogenen Ebern. Damit sind
3. Fleisch-Fett-Verhältnis (FFV) 0,21
dann mehrere Ersatzeber mit den
7. Fleischanteil (FLAN) 62,5
gleichen Vererbungsschwerpunkten
5. Schlachtkörperlänge (SKL) 98 cm
für Sie verfügbar. Unterstützen Sie
uns in den Bemühungen, die süd6. MHS-Status (bitte ankreuzen )  NN  NP  PP
bayerische Schweineproduktion auf
8. Anomalienwert (AW) 0,01
hohem Niveau wettbewerbsfähig zu
Welchen Status sollen Ihre Eber haben (mehrere Kreuze möglich)?
halten und den Züchtern Perspektiven für die Zukunft zu geben. Helfen
 Prüfeber
 geprüfte Eber
 Top-Genetik bzw. Produktionswert
Sie mit, unsere Region im harten
Was ist Ihnen außer den oben aufgeführten Kriterien noch wichtig? (Wünsche)
internationalen Wettbewerb zu stützen und zu stärken!
Wie im Fragebogen schon erwähnt,
werden Ihre Angaben streng vertrauMitgliedsnummer: 000000
lich behandelt und nicht an andere
Name, Vorname:
Musterfrau Josef
Firmen oder Organisationen weiterE-Mail:
gegeben. Die Einarbeitung Ihrer
[email protected]
Angaben kann nicht von heute auf
Wohnort:
Mustersham
morgen geschehen, deshalb wird es
 Züchter
einige Tage dauern, bis Ihre Vorgaben fest in unserem System inte Ferkelerzeuger
Vermarktung über: Lieblings-Markt
griert sind. Bitte haben Sie dafür Ver geschlossener Betrieb
Sauengrundlage (Rasse):
DL
ständnis.
Armin Prosteder und Edwin Eifler,
So könnte der von Ihnen ausgefüllte Fragebogen bespielsweise aussehen,
Bayern-Genetik
den Sie zusammen mit der Schweine-Welt, dem Eberinfo und dem Eberkatalog erhalten haben.
x
x
x
x
x
Schweine-Welt - Juni 2015
9
Eine Phase der Optimierung
Schweinehaltung erfordert Spezialwissen, Können und Freude im
Umgang mit Tieren. Der Gesetzgeber hat diesen Idealisten in den
zurück liegenden Jahren nicht nur
im Rahmen der Tierschutznutztierhaltungsverordnung (TNHVO) einiges abverlangt. Er wird dies weiterhin tun.
Das Thema Gruppenhaltung ist entgegen landläufiger Meinung nicht in
allen Betrieben abgeschlossen. Zum
31.12.2018 endet die gewährte Übergangsfrist. Dann müssen die Laufgangbreiten von Selbstfang-Fressliegebuchten mit einreihiger Anordnung breiter als 1,6 m, bei zweireihiger Anordnung mit gemeinsamer
Nutzung der Lauffläche mindestens 2
m breit sein. Dies trotz eines insgesamt ausreichenden Flächenangebotes.
In der Ferkelaufzucht besteht für viele
Betriebe erneut Investitionsbedarf.
Bis August 2016 benötigen Ferkel bis
20 kg 0,2 m², im Gewichtsabschnitt
von 20 bis 30 kg sind es 0,35 m² an
Nettobuchtenfläche. Die steigende
Fruchtbarkeitsleistung der Sauen
verstärkt die Notwendigkeit, baulich
aktiv zu werden.
Im Abferkelbereich hat der Gesetzgeber Gott sei Dank auf starre Vorga-
ben verzichtet. Betriebsleiter erachten geräumige Abferkelbuchten
infolge der erhöhten Leistungen als
sinnvoll und erstrebenswert. Bei
anstehenden Bautätigkeiten realisieren sie diese auf freiwilliger Basis
(derzeit etwa 5,2 m²/Bucht).
Stark und kontrovers diskutiert wird
hingegen das Thema „Bewegung für
säugende Sauen“. Hier betreten alle
Beteiligten gewissermaßen Neuland.
Die Auseinandersetzung mit einem
derartigen Haltungssystem scheint
jüngeren Menschen leichter zu fallen.
Der Gesetzgeber denkt nicht daran
Bewegungsbuchten in nächster Zeit
verpflichtend einzuführen. Der Staat
versucht vielmehr durch ein neu
gestricktes Förderprogramm, die
Entscheidung für diese Haltungsform
zu unterstützen, letztlich die Mehrkosten aufzufangen. Speziell in den
Bereichen, die neu gebaut bzw. baulich verändert werden, sind für das
Gewähren der sogenannten Premiumförderung (siehe Beitrag von
Herrn Pramps) folgende Vorgaben
einzuhalten:
Mindestgröße Bewegungsbucht: 6 m²
Komfort-Liegefläche: 0,48 m²
(0,8 m x 0,6 m mit maximal 7 %
Schlitzanteil)
Keine Vorgaben bestehen im Hinblick
auf die Materialbeschaffenheit der
Mensch
Ferkel
Muttersau
Arbeitssicherheit
verletzungsfrei
überleben
Bewegung
Hygiene
Liegefläche wie auch dem Zeitpunkt
der Freisetzung aus dem Ferkelschutzkorb.
Das Leben besteht aus Kompromissen (siehe Grafik links unten).
Dies gilt ebenso für die Beziehung
zwischen Mensch und Tier, hierbei
besonders für das Lebensumfeld der
uns anvertrauten Tiere.
In der letzten Ausgabe der SchweineWelt wurde Ihnen der Betrieb von
Familie Braun vorgestellt. Welche
Erfahrungen man dort zwischenzeitlich mit den 12 Bewegungsbuchten
gesammelt hat, soll nachfolgend kurz
zusammengefasst und mit einigen
Bildern untermauert werden.
So steht für Thomas und Martina
Braun die persönliche Arbeitssicherheit nach wie vor im Vordergrund
(Bild unten rechts).
Die Möglichkeit, die Sauen bei
Bedarf zu fixieren, wollen sie nicht
missen. Auch rund um die Geburt
möchten sie das Einzeltier in der
durch den Schutzkorb vorgegebenen
Position vorfinden, um im Bedarfsfall
rasche Hilfe leisten zu können.
Letztlich dreht sich alles Tun einzig
um das Überleben der Ferkel - frei
von jeglichen Verletzungen.
Verluste treten vorrangig, in den ersten 3 Lebenstagen der Ferkel auf.
Finanzierung
Verschiedene Ansprüche und Anforderungen müssen
aufeinander abgestimmt werden.
10
Die Möglichkeit für eine Fixierung der Muttersau ist
gegeben.
Schweine-Welt - Juni 2015
Schutzkorb mit maximaler Breite.
Je nach Verhalten der Muttersau
wird diese bis spätestens 1 Woche
nach dem Abferkeln frei gesetzt (Bild
links oben).
Seit Anfang Mai wird das Geschehen
in den Buchten mit Hilfe von Kameras aufgezeichnet und durch Frau
Spindler in Zusammenarbeit mit der
Ludwig Maximilian Universität (LMU
München) ausgewertet (Bild rechts
oben).
Frau Spindler, eine angehende Tierärztin, kommt wöchentlich auf den
Betrieb um weitere Daten zu ermitteln (Bilder unten). Hierzu zählen das
Bonitieren der Tiere, das Erfassen
von Verlusten und Verletzungen,
Frau Spindler untersucht ein Ferkel.
Schweine-Welt - Juni 2015
An der Decke befinden sich die Kameras.
sowie die Gewichtsentwicklung der
Einzeltiere. Eine Aussage zu den Verlustraten in den Bewegungsbuchten
im Wettstreit mit den konventionellen Buchten wäre wegen ihrer laufenden Doktorarbeit verfrüht (möglicherweise wird in einer der nächsten
Ausgaben der Schweine-Welt ein
Bericht dazu erscheinen).
Die Höhe der Ferkelverluste wird
stets durch mehrere Faktoren beeinflusst. Es wurde versucht, durch
gestalterische Maßnahmen diesen
entgegen zu wirken. Hierzu zählt ein
von Stützfüßen frei gehaltener Aktivitätsbereich der Sau, ein schwingungsfreier Boden, der auch funda-
mentschwächeren Sauen sichere
Bewegung ermöglicht. Dies wiederum stellt eine Gratwanderung zwischen der erforderlichen Griffigkeit
für das Muttertier und einer möglichst geringen Verletzungsgefahr im
Gelenksbereich der Saugferkel dar.
Gegenwärtig wird der Einsatz von
Keramikplatten mit unterschiedlicher
Oberflächenstruktur erprobt (Bild
nächste Seite links oben). Deren Herstellung wurde mit Mitteln der bayerischen Staatsregierung gefördert.
Zwischenzeitlich
wurden
diese
Bodenelemente an marktgängige
Kunststoffroste angepasst, so dass
bei deren Verwendung Komfort-Lie-
Gewichtskontrolle.
11
Keramikplatten als Bodenelemente.
geflächen, abgestuft in 20 cm Schritten realisiert werden können.
Der Arbeitsaufwand pro Bucht hat
sich erhöht, primär bei der Endreinigung des Abteils mit dem Hochdruckreiniger - zum einen durch die
größere Buchtenfläche, zum anderen
durch den höheren Materialeinsatz.
Für eine gewisse Wiedergutmachung
sorgen die Sauen selbst. So geht im
Gegenzug das Ein- und Austallen der
Sauen rascher von statten. Bewegung kann wegen besserem Kotdurchtritt den Aufwand für die tägliche Buchtenreinigung verringern,
vorausgesetzt der Kot landet nicht an
Stellen, die für das Tier oder das
Die Kette dient als Spielzeug...
12
Endgültige Anordnung der Mutter-Kindtränke.
Stallpersonal nur schwer zugängig
sind.
Zufrieden ist die Familie mit der Troghygiene. Ein Hineinkoten kommt bei
der
gewählten
Troganordnung
äußerst selten vor.
Die Mutter-Kindtränke hingegen
wurde zum Erhalt der Tränkwasserqualität mehrmals räumlich verlagert. Am Ende ist sie seitlich unter
dem Trog gelandet (Bild rechts
oben).
Leicht zu befestigende und nach dem
Abferkeln wieder abnehmbare Jutetücher mindern den Nestbautrieb
(Bild rechts oben).
Fixiert man die Sauen erst kurz vor
der Geburt, so ferkeln diese in der
Tendenz später ab als Sauen, die
bereits 5 Tage vor dem errechneten
Geburtstermin in den Schutzkorb
eingestallt wurden.
Familie Braun trägt durch ihre offene
Einstellung gegenüber Bewegungsbuchten zur Klärung vielerlei Detailfragen mit bei.
Das meiste verlief in den mittlerweile
5 Abferkelperioden störungsfrei. So
auch der Einsatz einer oft hinterfragten Kette. Sie dient als seitliche
Abgrenzung zur Nachbarbucht,
sowie als Beschäftigungsmaterial.
In schmäleren Buchten, wie diese bei
Familie Braun gegeben sind, erwei-
ermöglicht aber auch die gegenseitige Kontaktaufnahme.
Schweine-Welt - Juni 2015
tert sie im ausgehängten Zustand
den Bewegungsradius der Sauen
(Bilder unten auf der vorherigen
Seite).
Die Tiere nutzen den Freiraum
anfangs zur Kontaktaufnahme. Bei
einzelnen Sauen ist jedoch auch die
Buchtentrennwand von Interesse.
Diese gilt es durch stabilere Materialien zu schützen oder in Anlehnung
an die Bedürfnisse der Sauen im
oberen Bereich durch leicht austauschbares Beschäftigungsmaterial
zu ersetzen (z. B. Eichenbohle). So
könnten die Tiere ihr Verhaltensmuster ungestört ausleben und der
TNHVO mit ihrer Forderung nach veränderbaren Materialien wäre mehr
als Genüge getan.
Parallel hierzu arbeitet man daran das
Verschieben des Seitenteils technisch zu vereinfachen.
Durch die angedachten Änderungen
kann die Bucht wahlweise um 90
Grad gedreht werden, so dass sich
Ferkelnest und Trog unmittelbar am
Kontrollgang befinden. Auffallend ist
die starke Orientierung der Sauen
Richtung Abteilgang, teils um ihre
Neugierde zu stillen, wohl auch um
vermeintliche Gefahren frühzeitig
wahrnehmen zu können.
Die vom Richtliniengeber fest geleg2,20
5,45
5,45
te Buchtengröße (6 m²) ist sinnvoll.
Die Buchten bei Familie Braun bewegen sich wegen vorgegebener Maßketten zwischen 5,35 und 5,7 m². Bei
2,20
5,60
5,60
einer Größe von 6 m² nähert man
sich einer quadratischen Buchtenform.
Am 24. Juni 2015 fand in Grub ein
2,16
5,35
5,35
Info-Tag zu Bewegungsbuchten statt.
Dieser war mit einer Sonderausstellung gekoppelt. Hier zeigten Hersteller ihre am Markt befindlichen Buch2,27
5,60
5,60
ten.
Auch die ortsansässige Firma Weihmüller aus Bruckberg war dort vertreten.
2,16
5,35
5,35
Ansprechpartner für Fragen im
Zusammenhang mit Bewegungsbuchten finden Sie an den zuständigen Fachzentren für Schweinehal2,32
5,75
5,75
tung,
der
Landesanstalt
für
Landwirtschaft (Grub und Schwarzenau) sowie bei den verschiedenen
2,48
0,82
2,48
Stallbaufirmen.
Ludwig Goldbrunner, AELF Landshut Abteilgrundriss: 12 Buchten mit
variierender Größe
Investitionsförderung
Einzelbetriebliche Investitionsförderung für Zuchtsauenbetriebe
Seit Februar 2015 können nun nach
mehr als einem Jahr Antragsstopp
wieder Förderanträge im Einzelbetrieblichen
Investitionsförderprogramm (EIF) gestellt werden. Der
weitaus größere Teil der Fördergelder fließt hier in die Stallbauförderung. Das Förderprogramm unterscheidet dabei zwischen einer
niedrigen Basisförderung mit 15 %
Zuschuss und einer wesentlich höheren Prämiumförderung mit 35 %
bzw. 40 % Zuschuss. In der Prämiumförderung werden Stallbauten mit
genau definiertem Tierwohlcharakter
gefördert. Bevor hier im Detail die
Förderung für Zuchtsauenstallungen
erläutert wird, soll aber noch eine
Aussage zur Tierwohlförderung im
Bayrischen Sonderprogramm Landwirtschaft (BaySL) getroffen werden.
Schweine-Welt - Juni 2015
Hier werden genau definierte Einrichtungsteile für bestehende Stallungen
mit 25 % Zuschuss gefördert. Eine
Stallerweiterung wird hier keinesfalls
gefördert. Damit scheidet dieses Programm wegen Förderausschluss bei
Bestandsaufstockung und geringerem Fördersatz in der Regel aus.
Nun aber konkret zu den Bestimmungen im EIF allgemein und zu den speziellen Bestimmungen für Zuchtsauenstallungen. Gefördert werden
können die Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe, entweder als Einzelperson oder als Gesellschaften
(GbR). Der Antragsteller oder zumindest eine andere hauptberuflich am
Betrieb beschäftigte Person muss
über ein Mindestmaß an landwirtschaftlicher Qualifikation verfügen.
Dies ist der Besuch des Bildungsprogrammes Landwirtschaft (BILA) oder
die landwirtschaftliche Gehilfenprü-
fung. Bei kleineren Baumaßnahmen
(bis 200.000 € Investitionsvolumen)
ist an Hand einer Betriebskalkulation
für die Zeit vor Antragstellung ein
Gewinn des landwirtschaftlichen
Betriebes und eine Eigenkapitalbildung für den Antragsteller zu belegen. Für Maßnahmen über 200.000 €
Investitionsvolumen ist dies an Hand
einer Vorwegbuchführung zu belegen. Dabei dürfen außerlandwirtschaftliche Einkünfte nur in der Höhe
berücksichtigt werden, wie sie im
Einkommensteuerbescheid enthalten sind. Bei der Berechnung der
Eigenkapitalbildung sind Lebenshaltungskosten entsprechend der Personenzahl aus der bayerischen Buchführungsstatistik zu entnehmen.
Der Antragsteller oder alle Beteiligten einer GbR müssen die letzten 3
Einkommensteuerbescheide vorlegen. Die Summe der positiven Ein-
13
künfte eines jeden Steuerbescheides
muss dabei im Durchschnitt bei Ledigen unter 90.000 € liegen und bei
Verheirateten unter 120.000 €. Die
hier genannten Bestimmungen zeigen, dass Antragsteller sowohl bei
sehr schlechter finanzieller Situation
wie auch bei weit überdurchschnittlichen finanziellen Gegebenheiten von
einer Förderung ausgeschlossen
sind.
Bei einem Förderantrag muss das
förderfähige
Investitionsvolumen
über 20.000 € liegen. Für die EIF-Förderung gibt es aber auch eine Obergrenze. Innerhalb eines Zeitraums
von 7 Jahren kann maximal ein
Investitionsvolumen von 750.000 €
gefördert werden. Der maximal mögliche Zuschuss beträgt dabei 300.000
€. Diese Obergrenze kann durchaus
bei großen Stallbauten oder zumindest bei mehreren Baumaßnahmen
innerhalb des 7-Jahre Zeitraumes
zum Tragen kommen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die
baurechtliche Seite. Eine Baugenehmigung muss aufgrund einer Tierhaltung auf überwiegend eigener Futtergrundlage (§ 201 BauGB) ausgesprochen sein. Das bedeutet, mehr
als 50 % des notwendigen Futters
müsste selbst erzeugt werden können. Aber auch bei Stallumbauten
muss die baurechtliche Seite geklärt
sein. Geht der Antragsteller davon
aus, dass eine Baugenehmigung
nicht erforderlich ist, da ja nur ein
bereits genehmigter Stall abgeändert
wird, dann muss die Genehmigungsfreiheit der Baumaßnahme von der
Bauaufsichtsbehörde schriftlich bestätigt werden. Auch Abweichungen
von der Baugenehmigung können zu
Problemen führen. Hier wäre mit der
Bauaufsichtsbehörde abzuklären, ob
nicht doch ein Tekturplan erforderlich
ist. Auch darf der geförderte Stall
später nur vom Antragsteller selbst
betrieben werden. Das Einbringen
des Stalles aus steuerlichen Gründen
in eine Tierhaltungs-KG wäre absolut
förderschädlich und würde eine
Rückforderung bedingen.
Es muss davon ausgegangen werden, dass im Laufe eines Jahres in
Bayern mehr Fördergelder benötigt
würden, als bereitgestellt sind. Da
weder das Windhundverfahren ange-
14
wendet werden soll, noch ein
Antragstopp oder eine Verschlechterung der Förderkonditionen wieder
kommen soll, hat sich das Bayerische Landwirtschaftsministerium für
Auswahlkriterien mit Punktesystem
entschieden. Dabei werden die
berufliche Qualifikation des Antragstellers, Bewirtschaftungsform des
Betriebes, Standort des Betriebes,
Junglandwirteeigenschaft und Investitionen mit hohem Tierwohl oder
Umweltschutzcharakter
bewertet.
Um nun die Anträge reihen zu können und letztendlich festzulegen, ab
welcher Punktzahl eine Bewilligung
möglich ist, werden pro Jahr 3 Mittelzuteilungen durchgeführt. Sollte bei
einer Zuteilung die erreichte Punktzahl nicht ausreichen, kann für die
nächste
Mittelzuteilung
erneut
Antrag gestellt werden.
Als letzter allgemeingültiger Punkt
soll noch die Beteiligung eines
Betreuers für die verwaltungsmäßige
Abwicklung des Förderfalles angesprochen werden. Als Betreuer sind
z. B. die bbv-Landsiedlung oder die
BBA-Baubetreuung möglich. Bis
250.000 € Investitionsvolumen könnte ein Betreuer eingeschaltet werden,
ab dieser Grenze ist die Einschaltung
eines Betreuers Pflicht. Die Betreuerkosten werden dabei zusätzlich bezuschusst, dem Landwirt werden aber
trotzdem Kosten in Höhe von bis zu
1,5 % der Nettobausumme verbleiben. Ohne Betreuer übernimmt zwar
das AELF einige Arbeiten des Betreuers, wesentliche Dinge verbleiben
aber ausschließlich dem Antragsteller. Hier sind das Aufstellen der Kostenschätzung und das Erstellen der
Abrechnungslisten zu nennen. Der
Verwaltungsaufwand
für
einen
Antrag steigt aber ab 200.000 €
Investitionsvolumen erheblich an. Es
kann dann nicht mehr teilweise mit
Zahlen aus der Buchführungsstatistik
gerechnet werden, sondern alle
Angaben sind der eigenen Buchführung zu entnehmen. Aus diesem
Grund werden die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
zumindest ab der Grenze von
200.000 € sehr stark zur Einschaltung
eines Betreuers raten.
Förderungen im Bereich der Zuchtsauenhaltung werden in Bayern in
zweierlei Hinsicht bevorzugt behandelt. Der Fördersatz ist in der Basisförderung 20 % anstelle von 15 %
wie in allen anderen Bereichen. In
der Prämiumförderung beträgt der
Fördersatz 40 % anstelle von 35 %
wie in allen anderen Bereichen. Im
oben bereits erläuterten Punktesystem der Antragsreihung erhalten
Anträge im Zuchtsauen- oder Ferkelaufzuchtbereich zusätzlich 4 Punkte.
Derartige Punkte gibt es für keine
andere Stallbauförderung. Damit
haben Anträge im Zuchtsauenbereich gute Chancen, auch bei Mittelknappheit immer zum Zug zu kommen und zudem einen um 5 %-Punkte höheren Zuschuss zu bekommen.
Bereits in der Basisförderung werden
über die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung hinausgehende Anforderungen gestellt. Liegebereiche sind
mit Komfortliegeflächen auszustatten
und den Tieren sind Beschäftigungselemente zur Verfügung zu stellen. In
der Prämiumförderung wird in der
Regel eine um 20 % größere Stallfläche wie in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung gefordert. Bei
Investitionen in Abferkelbuchten
müssen diese 6 m² Größe aufweisen.
Der Antrag erhält dann nochmals
weitere 5 Punkte. Es ist anzunehmen,
dass derartige Anträge selbst bei
hoher Antragstellerzahl immer zum
Zug kommen werden. Weiterführende bauliche Details sollten aber mit
der staatlichen Beratung abgesprochen werden. Für EIF-Anträge muss
der Bauberater des AELF immer eine
Stellungnahme abgeben. Allein
schon aus diesem Grund ist es sinnvoll, dass dieser rechtzeitig von der
Stallplanung Kenntnis erhält und
beratend mitwirkt.
Zum Schluss ist noch ein sehr wichtiger Punkt anzusprechen. Dies ist der
Zeitraum von der Planung bis zum
Baubeginn. Es können EIF-Anträge
nur genehmigt werden, wenn zum
Zeitpunkt der zentralen Mittelzuteilung die Baugenehmigung vorliegt.
Ansonsten muss der Antrag neu
gestellt werden und es muss auf die
nächste Mittelverteilung gewartet
werden. Da zudem eine Mittelverteilung 3-mal in Jahr erfolgt, ergibt sich
zwangsläufig ein weiterer Wartezeitraum. Da es eine vorzeitige GenehSchweine-Welt - Juni 2015
migung zum Baubeginn keinesfalls
gibt, muss mit einer längeren Wartezeit zwischen Abschluss der Planungsphase und Baubeginn gerechnet werden. Erschwerend kommt
hier noch hinzu, dass Unterschriften
unter Kaufverträge bereits Maßnahmenbeginn bedeuten. Einkäufe können also erst nach Bewilligung des
Antrages erfolgen. Vorsorglich wol-
len wir darauf verweisen, sollten vorzeitige Einkäufe verschwiegen und
trotzdem später Auszahlungen beantragt werden, würde dies sogar versuchten Subventionsbetrug bedeuten. Aus diesem Grund weisen wir
immer auf den langen Zeitraum zwischen Planung und Baubeginn hin. 2
oder 3 Monate sind zwischen Planfertigung und Baubeginn völlig
unrealistisch. Der Zeitraum kann im
ungünstigen Fall bis zu einem Jahr
betragen. Aus diesem Grund nochmals der Hinweis, rechtzeitig die
Beratung in Anspruch zu nehmen
und mit der Planung der Baumaßnahme zu beginnen.
Martin Pramps, AELF Landshut
Einladung
zur Gründung eines Arbeitskreises für
Öko-Schweinehaltung
Sie sind alle herzlich eingeladen zum
Infoabend am 15. September 2015
Beginn: 19.30 Uhr
Gasthaus Luginger in Mirskofen
Obere Sendlbachstr. 11, 84051 Mirskofen
Unser Angebot: intensive Betreuung in allen Bereichen von
der Haltung bis zur Vermarktung in einem Arbeitskreis
ökologische Schweinehaltung
Eine Chance für bäuerliche Betriebe – auch bei uns?
Wir wollen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen!
Wir wollen wieder stolz auf unsere Arbeit sein!
Wie geht das?
Nehmen Sie sich die Zeit - Sie werden überrascht sein!
Projektleitung:
Xaver Schmid, AELF Landshut
Bei Rückfragen:
Tel.: 0871 603129
oder mobil: 0151 57544446
Schweine-Welt - Juni 2015
15
Anpaarungsprogramm für Eigenremontierer –
Zuchtfortschritt wird planbar!
Anpaarungsprogramm für Eigenremontierer – Zuchtfortschritt wird
planbar!
Durch den Einsatz der Künstlichen
Besamung (KB) beim Schwein konnte der züchterische Fortschritt
wesentlich gesteigert werden. Durch
den schnellen und umfangreichen
Einsatz von Besamungsebern können innerhalb kurzer Zeit die Vererbungsleistung der Eber sicher eingeschätzt und Negativvererber schnell
gemerzt werden. Bayern leistet sich
mit etwa 80 Landrasse Ebern in der
KB eine sehr umfangreiche Auswahl
an Besamungsebern. Abbildung 1
zeigt den enormen Zuchtfortschritt
von 0,25 Aufgezogenen Ferkel/Wurf
in den letzten Jahren. Dies ergibt pro
Sau und Jahr 0,6 und in den 5 Jahren
der aktuellen Zuchtzielausrichtung 3
Ferkel mehr pro Sau und Jahr. 5
Jahre jüngere Eber haben somit im
Schnitt bei ihren Töchtern 3 Ferkel
mehr als ältere.
gramm an. Dieses erreicht aufgrund
der bekannten Abstammung der
Tiere und der Verwandtschaft zu den
möglichen KB-Ebern neben der exakten Vorschätzung der Zuchtwerte der
Anpaarungstiere eine weitgehende
Senkung des Inzuchtanstieges. Ziel
ist nicht eine Inzucht von Null zu
erreichen, da dadurch die Streuung
innerhalb der Nachkommen ansteigen wird. Inzuchtkoeffizienten bis zu
einer Grenze von etwa 3 % können
als durchaus positiv angesehen werden. Durch diese Linienzucht wird
eine stärkere Homogenität der Nachkommen trotz einer genetischen Vielfalt in den restlichen 97 % Genanteilen erreicht.
Bei Bedarf und entsprechender
Nachfrage seitens der Eigenremontierer könnte dieses Programm auch
Eigenremontierern, die bayerische
Genetik nutzen, zur Verfügung
gestellt werden. Voraussetzung hierEGZH bietet Anpaarungsprogramm für wäre, dass dem Eigenremontierer
der Vater und der Vater der Mutter
an
Die EGZH bietet ihren Mitgliedsbe- der zu besamenden Sau bekannt ist.
trieben daher ein Anpaarungspro- Hierdurch wären für eine AnpaaEigenremontierer erhalten umfangreiche Informationen von ihren eigenen Daten
Für Eigenremontierer steht eine
umfangreiche genetische Auswahl
zur Verfügung. Der Großteil der
Daten für die Fruchtbarkeit kommt
von den in der Produktionsstufe
erfassten Jungsauen, die von der
EGZH zugekauft wurden. Aufgrund
der Verbreitung und Verwandtschaft
der Besamungseber besteht für
einen Eigenremontierer das Problem
in der genetischen Vielfalt breit
genug aufgestellt zu sein. Konnten
früher beim Einsatz von Besamungsebern durch den Wechsel der Eberaufzuchtbetriebe
eine
gewisse
Inzucht verhindert werden, ist dies
angesichts der künstlichen Besamung, bei der Eber in verschiedenen
Eberaufzuchtbetrieben
eingesetzt
werden, sehr viel problematischer.
16
rungsplanung 75 % der Abstammung der Sau bekannt. Dies erlaubt
eine näherungsweise Vorhersage,
sowohl hinsichtlich der zu erreichenden Zuchtwerte als auch des zu
erwartenden
Inzuchtkoeffizienten.
Allerdings kann die Exaktheit der
Herdbuchzucht nicht erreicht werden, da ja für die Mutter und Muttersmutter der Sau weder Zuchtwerte
noch mütterliche Verwandtschaften
vorliegen.
Ablauf der Anpaarungsplanung im
Herdbuch
Zunächst muss der Betrieb entsprechend
des
Zyklusstatus
die
gewünschten Sauen seines Bestandes auswählen (Abbildung 2). Analoges kann für bereits getestete und in
der Abstammung bekannte Jungsauen durchgeführt werden.
Im zweiten Schritt werden die einzusetzenden Eber entweder unmittelbar eingegeben oder je nach Besamungsstation inklusive Prüfstatus
ausgewählt (Abbildung 3). Weitere
Schweine-Welt - Juni 2015
Möglichkeiten ergeben sich durch
die Vorgabe von bestimmten Mindestkriterien, die die Anpaarung einhalten soll.
Danach werden die anzupaarenden
Sauen ausgewählt (hier nur angehakt). Die Väter der Sauen sind angegeben. Bei Eigenremontierern müsste hier zur Berechnung Vater und
Muttersvater seitens der Eigenremontierer vorgegeben werden.
Daraufhin erfolgt die Anpaarung,
deren Ergebnis in Abbildung 4 zu
sehen ist. Für fünf ausgewählte
Sauen ergeben sich je 7 Vorschläge
mit geprüften Ebern der Station
Kammerlehen. Die Anpaarungsvorschläge werden entsprechend dem
erwarteten Gesamtzuchtwert gereiht.
Obwohl die anzupaarenden Sauen
alle einen Eber der Bayern-Genetik
als Vater hatten, können mit einigen
Ebern der Bayern-Genetik hohe
Gesamtzuchtwerte bei nur geringen
Inzuchtkoeffizienten erreicht werden.
Bei nahezu allen - bis auf die Sau Nr.
3, die Tochter des Ebers Bremcis - ist
mindestens eine Kombination mit
einem deutlichen Anstieg des
Inzuchtkoeffizienten
erkennbar.
Inzuchtkoeffizienten von über 12,5 %
stellen Cousin-Cousinen-Anpaarungen dar und sind zu vermeiden (rot).
Fazit:
Durch Anwendung eines Anpaarungsprogramms kann eine schnellere und gezielte Verbesserung des
Zuchtfortschritts, auch bei Eigenremontierern, die bayerische Genetik
einsetzen, erreicht werden. In diesen
Betrieben müssen als Voraussetzung
Vater und Muttersvater einer anzupaarenden Sau bekannt sein. Dies
dürfte bei den meisten LKV-Mitgliedsbetrieben der Fall sein.
Zugleich kann auf einen unnötigen
Anstieg des Inzuchtkoeffizienten in
den Nachkommen verzichtet werden. Bei Bedarf wird die EGZH das
bereits vorhandene Anpaarungsprogramm auch für Eigenremontierer
über die Besamungsstationen zur
Verfügung stellen.
Günther Dahinten, LfL-ITZ, Zuchtleiter Mutterrassen
Schweine-Welt - Juni 2015
17
Bayern beschließt neue Zuchtziele für Vater- und Mutterrassen
Die Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung für Zucht- und
Hybridzuchtschweine in Bayern w. V.
(EGZH) überprüft in einem fünfjährigen Turnus ihr Zuchtziel und setzt,
falls erforderlich, in Abstimmung mit
den Besamungsstationen, Ferkelerzeugern und Vermarktern neue
Schwerpunkte. Dabei wird der
erreichte Zuchtfortschritt kritisch
bewertet und bei Bedarf werden Korrekturen vorgenommen, um auch in
Zukunft
sowohl
ökonomischen
Aspekten, als auch Aspekten des
Tierwohls gerecht zu werden. Die
Aufgabe des Instituts für Tierzucht
der Landesanstalt für Landwirtschaft
besteht im Rahmen der wissenschaftlichen Betreuung von Zuchtverbänden und Zuchtprogrammen
darin, ausgehend von den Anregungen der EGZH, Planungsrechnungen
durchzuführen und Vorschläge für
das neue Zuchtziel auszuarbeiten. gewährleistet ist. Auch der FutteraufDie Beschlussfassung erfolgt durch wand nimmt mit über 30 % weiterhin
einen großen Anteil ein.
die EGZH.
Die wichtigsten Absatzmärkte für
bayerische Schweine fordern hohe
Fleischanteile und eine gute Ausprägung der wertvollen Teilstücke. Dies
wird auch zukünftig gewährleistet
sein, denn das neue Zuchtziel beinhaltet weiterhin hohe Zuchtfortschritte sowohl beim Bauchfleischanteil
als auch beim Muskelfleischanteil.
Der bayerische Eber bleibt somit seiner traditionellen Ausrichtung nach
bester Schlachtkörperqualität treu.
Neues Zuchtziel Piétrain: Gesamtwirtschaftlichkeit, Vitalität und
Qualität stehen im Vordergrund
Im Zuchtziel des Jahres 2010 wurde
mit einem Anteil von über 50 % starkes Gewicht auf die Mastleistung
gelegt. Den Erfolg dieser züchterischen Ausrichtung belegt der aktuell
erzielte jährliche Zuchtfortschritt von
+18 g/d. Diesen Weg wird die bayerische Zucht auch in den nächsten
Jahren konsequent weiterverfolgen,
so dass im neuen Zuchtziel 2015 eine
weitere Verbesserung der Zunahmen
18
Tropfsaftverlust und Vitalität neu im
Zuchtziel 2015
Die sehr gute Qualität und der hervorragende Genusswert von bayerischem Schweinefleisch sichern eine
große Nachfrage und sind die Basis
für die hervorragende Wertschätzung
von Schweinefleisch aus bayerischer
Erzeugung. Zur weiteren Verbesserung der Fleischbeschaffenheit wird
das Merkmal Tropfsaftverlust neu ins
Zuchtziel aufgenommen. Der Anteil
an intramuskulärem Fett als wichtigstem Geschmacksträger wird weiterhin gesteigert, der Selektionsdruck
auf dieses Merkmal wird aber etwas
zurückgenommen.
Die weitere Verbesserung des Tierwohls ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und im Fokus der
Öffentlichkeit. Robuste und gesunde
Tiere und somit geringe Verluste
rücken seit längerer Zeit auch in der
Zuchtarbeit verstärkt in den Vordergrund. Die bayerische Herdbuchzucht verstärkt diese Ausrichtung mit
Aufnahme der Tiervitalität im neuen
Zuchtziel.
Die neue Anomalienprüfung hat sich
bewährt
Die im Jahr 2013 eingeführte Zuchtwertschätzung zur Bekämpfung von
Anomalien untermauert die bayerische Zuchtausrichtung nach robusten und gesunden Tieren. Der daraus
resultierende Anomalienwert eines
Ebers entspricht dabei dem zusätzlichen Gewinn pro Wurf, der bei Verwendung dieses Ebers gegenüber
einem durchschnittlichen Eber erzielt
wird. In diesem neuen System der
Anomalienprüfung wird bei Würfen
von jungen Besamungsebern im
LKV-Sauenplaner der Betriebe vermerkt, ob und, falls ja, welche Anomalien beobachtet wurden. Derzeit
werden in Bayern für die Anomalienprüfung knapp 35.000 Prüfeberwürfe
pro Jahr erfasst. Ein Piétrain-Eber
Schweine-Welt - Juni 2015
weist im Mittel etwa 45 bis 50 anomaliengeprüfte Würfe auf. Mutterrasseneber haben im Mittel sogar noch
mehr Würfe mit Anomalienprüfung.
Dafür gilt den beteiligten Landwirten
und den Fleischerzeugerringen bzw.
dem LKV Bayern großer Dank. Denn
Merkmale mit geringer Erblichkeit wie Anomalien aber auch die
Fruchtbarkeitsmerkmale bei den
Mutterrassen sind nur mit Hilfe einer
ausreichend großen Datenbasis
züchterisch verbesserbar. Hier bietet
Bayern durch die enge Vernetzung
der Landwirte in den Fleischerzeugerringen deutschlandweit die besten Voraussetzungen.
Erfassung untergewichtiger Ferkel
startet
Ab dem Jahr 2015 wird zudem die
Anzahl untergewichtiger Ferkel bei
der Geburt (< 1 kg Geburtsgewicht)
im LKV-Sauenplaner erfasst. Dies soll
insbesondere auch als Merkmal für
„paternale Wurfhomogenität“ der
Rasse Piétrain dienen. Der Einfluss
des Vaters auf homogene und vitale
Würfe soll dadurch erfasst und
zukünftig züchterisch bearbeitet werden. Hierdurch wird die Eignung des
bayerischen Endstufenebers für wirtschaftliche Wurfleistungen in Verbindung mit einer nachhaltigen Tierproduktion weiter gestärkt. Auch hier ist
die bayerische Herdbuchzucht auf
die Unterstützung der LKV-Ringberater und der organisierten Ferkelerzeuger bei der Datenerfassung angewiesen.
Neu ist der Produktionswert für die
ökologische Schweineproduktion
Als weitere Neuheit führt die bayerische Zucht mit der Zuchtzielumstellung einen Produktionswert für die
ökologische
Schweineproduktion
ein. Der Produktionswert eines Ebers
entspricht dem zusätzlichen Gewinn
pro Mastschwein, der bei Verwendung dieses Ebers gegenüber einem
durchschnittlichen Eber erzielt wird.
Er stellt für den Ferkelerzeuger im
geschlossenen System eine Richtgröße für die Maximierung des
Gewinns aus der Schweinemast dar.
Im Gegensatz zum konventionellen
Produktionswert liegt der Focus beim
„ökologischen“ Produktionswert auf
Schweine-Welt - Juni 2015
höchster Futtereffizienz, bester Vitalität der Tiere und einer hervorragenden Fleischqualität. Die Merkmale,
die für eine wirtschaftliche Schweinefleischerzeugung nach ökologischen Anforderungen entscheidend
sind, erhalten damit mehr Gewicht.
Neue Akzente in der Zuchtzielsetzung der Mutterrassen
Neue Möglichkeiten der Datenerfassung führen dazu, dass auch bei den
Mutterrassen neue Merkmale in das
Zuchtziel einfließen. Seit dem Frühjahr 2015 wurden erstmalig in
Deutschland die von einer Sau abgesetzten Ferkel sowie die Nutzungsdauer der Sauen züchterisch bearbeitet.
Vernetzung von Herdbuch- und Produktionsdaten
Aufgrund von umfangreichen Vorarbeiten in den vergangenen drei Jahren
konnten
wegweisend
für
Deutschland umfangreiche Daten
aus der Produktionsstufe den jeweiligen Vorfahren in der Herdbuchzucht
zugeordnet werden. Die Qualität dieses Verbunds wird entscheidend von
den Ringberatern des LKV Bayern
gestützt. Diese komplexe Datengrundlage erlaubt es nun, Merkmale
in die Zuchtwertschätzung aufzunehmen, die bei Betrachtung der reinen
Herdbuchdaten keine züchterische
Verbesserung zeigen würden. Für die
bayerischen Mutterrassen ermöglicht dies die Aufnahme zweier neuer
Merkmale in den Gesamtzuchtwert.
Die Einbeziehung der Daten aus der
Produktionsstufe ermöglicht nunmehr auch beim Edelschwein eine
Angleichung an das stark auf Fruchtbarkeit ausgerichtete Zuchtziel der
Landrasse.
Neu: Von der Sau abgesetzte Ferkel
In der Zuchtstufe werden die aufgezogenen Ferkel ihrer genetischen
Mutter zugeordnet, auch wenn sie
von einer anderen Sau aufgezogen
wurden. Die Zahl in der Zuchtstufe
beschreibt somit die Fitness bzw. die
Überlebensrate der Ferkel einer Sau.
In der Ferkelerzeugerstufe werden
dagegen die aufgezogenen Ferkel in
aller Regel ihrer Amme zugeordnet.
Somit steht dieses Merkmal für die
Mütterlichkeit und Säugeleistung
einer Sau. Beides kann nun züchterisch erfasst und bearbeitet werden,
wobei im Hinblick auf eine Steigerung des Tierwohls beide Komplexe
zu einer Senkung der Verluste beitragen werden.
Neu: Verbleiberate führt zu höherer
Nutzungsdauer
Vorarbeiten ergaben, dass die Verbleiberate von Ebertöchtern nach
dem ersten Wurf eine enge Beziehung zur Nutzungsdauer aufweist.
Die Verbleiberate ermöglicht so relativ früh eine Aussage über dieses
19
wichtige Merkmal, deshalb wird
künftig dieses Kriterium zur Steigerung der Nutzungsdauer der Sauen
herangezogen.
Würfe bedeuten naturgemäß einen
erhöhten Aufwand für die letzten
produzierten Ferkel. Der höhere
Zuchtfortschritt bei den abgesetzten
Ferkeln der Produktionsstufe wird die
Komplexes Zuchtziel mit gesteiger- Mütterlichkeit der Sauen weiter
ter Beachtung der Ferkelfitness
anheben.
Das neue Zuchtziel der Mutterrassen
zeigt, wie komplex mittlerweile Fazit
moderne
Mutterrassenzuchtziele Die neuen Zuchtziele zeigen, wie
sind. Nur Zuchterfolge in der Frucht- komplex heutige Zuchtziele und
barkeit kombiniert mit Fortschritten Zuchtprogramme sind und dass
in der Mast-, Fleisch- und Fleischqua- durch eine konsequente Datenerhelitätsleistung machen ein Zuchtpro- bung die Zuchtfortschritte in mehr
dukt konkurrenzfähig. Dazu kommt Merkmalen positiv gestaltet werden
zunehmend der Bereich des Tier- können. Gleichzeitig können neue
wohls mit Fortschritten in der Nut- Merkmale mit aufgenommen werzungsdauer und der Ferkelfitness. den, die mit Blick auf eine Steigerung
Aufgrund der verbesserten Datener- des Tierwohls positive Akzente setfassung können bei einer weiterhin zen. Die Aufnahme der Verbleiberate
starken Betonung der Fruchtbarkeit sowie der Zahl der von einer Sau
besonders die abgesetzten Ferkel in abgesetzten Ferkel aus der Produktider Zuchtstufe und damit die Fitness onsstufe bei den Mutterrassen
der Ferkel intensiv gesteigert wer- ermöglicht es, für den Kunden zwei
den. Homogene Würfe bieten die unmittelbar nachvollziehbare Merkbesten Voraussetzungen auch im male konsequent züchterisch zu verHinblick auf die derzeit angespannte bessern.
Ökonomik Ferkelproduktion kosten- Bei der Rasse Piétrain wird die Vitaligünstiger zu betreiben. Übergroße tät der Tiere und der Tropfsaftverlust
ins Zuchtziel aufgenommen und eine
Leistungsprüfung für homogene und
lebensstarke Ferkel aufgebaut, ohne
aber wichtige wirtschaftliche Kriterien wie gute Wachstumseigenschaften und hohe Fleischanteile aus den
Augen zu verlieren.
Auch das charakteristische bayerische Leistungsprofil bei den Mutterrassen, das sich durch eine deutliche
Betonung des Magerfleischanteils
bei hoher Nutzungsdauer auszeichnet, bleibt trotz der starken Gewichtung des Fruchtbarkeitskomplexes
erhalten.
Mit dieser Neuformulierung der
Zuchtziele stellt sich die bayerische
Schweinezucht den Herausforderungen der Zukunft und will ihre führende Position am bayerischen Markt
weiter ausbauen. Ziel ist die Kombination von optimaler Wirtschaftlichkeit mit einer nachhaltigen tierischen
Erzeugung.
Dr. Rudolf Eisenreich, LfL-ITZ, Zuchtleiter Vaterrassen
Günther Dahinten, LfL-ITZ, Zuchtleiter Mutterrassen
Arbeitssitzung der Leistungsprüfanstalten für Schweine
Teilnehmer der LPA-Leiter-Sitzung in Grub im März 2015.
Die Arbeitssitzung der Leiter der
Leistungsprüfungsanstalten (LPAs)
für Schweine fand in diesem Jahr an
der LfL in Grub statt. Neben den beiden bayerischen LPAs Grub und
20
Schwarzenau nahmen weitere 13
Vertreter aus dem In- und Ausland
(Österreich und Schweiz) teil. Ziel ist
eine einheitliche Erfassung und Vergleichbarkeit der Merkmale, welche
im Rahmen der stationären Leistungsprüfung erfasst werden. Dazu
wird jährlich eine überregionale Auswertung vorgestellt und die Einhaltung der Richtlinie für die Stationsprüfung
auf
Mastleistung,
Schlachtkörperwert und Fleischbeschaffenheit beim Schwein (ALZ)
überprüft. Zudem dient die jährliche
Sitzung der Weiterentwicklung der
Stationsprüfung und dem Informationsaustausch der LPAs untereinander. Schwerpunkte in diesem Jahr
stellten
Themengebiete
wie
Schwanzbeißen und Ebergeruch dar.
Dr. Christina Jais (ILT) stellte dazu die
aktuellen bayerischen Ergebnisse
zum Schwanzbeißen beim Schwein
vor. Der abendliche Besuch im Hofbräuhaus München diente neben
dem weiteren fachlichen Austausch
insbesondere der Stärkung der
Beziehungsebene der Teilnehmer.
Dr. Rudolf Eisenreich, Leiter der LPA,
Grub
Schweine-Welt - Juni 2015
Die Ödemkrankheit – eine todbringende Variante der
E. coli-Erkrankung
Die Ödemkrankheit bei Schweinen
ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die zu hohen Verlusten vor allem bei Absetzferkeln,
aber auch bei Saugferkeln und in der
Vormast führen kann. Verursacher
sind bestimmte Stämme des E. coliBakteriums. Viele Colibakterien sind
natürliche und für den Wirt nützliche Bewohner des Dickdarmes.
Pathogene, also krankmachende
Varianten können jedoch, wenn sie
in ausreichend hoher Anzahl im
Darm sind, verschiedene schwere
Erkrankungen auslösen.
Pathogene E. coli Bakterien
Das gramnegative Stäbchenbakterium kann in verschiedene Serovare
(O-, K-Antigene) und Pathovare
(Pathogenitätsmerkmale/Virulenzfaktoren) unterteilt werden. Einen wichtigen Virulenzfaktor stellen die Fimbrien dar, mit deren Hilfe sich
pathogene Colikeime an die Dünndarmschleimhaut anheften können.
Dort vermehren sie sich und produzieren je nach Stamm unterschiedliche Giftstoffe. Es werden Endotoxine
(bilden alle Colibakterien), Neurotoxine und Enterotoxine gebildet. Je
nach Art der produzierten Toxine entsteht entweder Durchfall, plötzlicher
Tod durch ein Schockgeschehen
oder die sog. Ödemkrankheit. Auch Betroffen sind oft Absetzferkel, aber
Mischformen werden beobachtet.
auch Saugferkel oder Mastschweine
können daran erkranken.
E. coli Bakterien, die das Shigatoxin
bilden
Die Ödemkrankheit wird durch ein
Neurotoxin, das sogenannte Shigatoxin verursacht. Das Bakterium
dockt in diesem Fall mit seinen F18
Fimbrien an den Dünndarmzotten an,
vermehrt sich und bildet Neurotoxine. Diese werden durch die Darmwand in den Blutkreislauf aufgenommen und gelangen bis in die kleinen
Kapillargefäße. Die Gefäßwände werden durch das Toxin geschädigt, sie
werden durchlässig. Flüssigkeit tritt
aus den Gefäßen in das Gewebe
über. Die dadurch außerhalb der
Gefäße entstehenden Flüssigkeitsansammlungen
werden
Ödeme
genannt. Die Ödembildung kann
überall dort erfolgen, wo sich die
Gefäße in feine Kapillaren aufzweigen. Also an den Augenliedern, der
Nase, der Lunge, der Magenwand, …
und im Gehirn (Grafik 1).
Klinik
Geschwollene Augenlieder (Quelle:
Es kommt zu Schwellungen, BeweDr. Correia, TGD).
gungsstörungen, Lähmungen, Aphonie (Stimmlosigkeit) oder Quieken in
Folge von Kehlkopfschwellungen
und Atemnot meist mit Todesfolge.
Bewegungsstörung
(Quelle: Dr. Correia, TGD).
Grafik 1: Ödem Krankheitsskizze (Quelle: IDT).
Schweine-Welt - Juni 2015
Eine genaue Diagnostik ist wichtig
Für die Diagnostik ist eine Anzucht
und Typisierung der Bakterien unerlässlich. Dafür werden Kotproben
von erkrankten Ferkeln, oder Proben
aus dem Darminhalt von sezierten
Ferkeln genommen. In der Pathologie sieht man am und im gesamten
Körper die genannten Ödeme. Doch
21
erst wenn nach der Typisierung F18
Fimbrien und das Shigatoxin nachgewiesen sind, ist der Beweis für das
Vorliegen der E. coli-bedingten
Ödemkrankheit erbracht.
Faktorenerkrankung mit vielfältigen
Auslösern
Die Ursachen für den Ausbruch E.
coli-bedingter
Erkrankungen
in
einem Bestand sind vielfältig. Neben
der Anwesenheit entsprechender
pathogener Erreger ist immer eine
Störung der Darmgesundheit notwendig, die oft nach dem Absetzen
der Ferkel oder der Einstallung in die
Mast auftritt. Stressfaktoren für die
Darmgesundheit sind vor allem das
Absetzen, Futterwechsel, Zugluft und
Kälte, Hygienemängel oder die
schnelle Aufnahme zu großer Futtermengen. Wichtig ist also vor allem
der Erhalt einer stabilen Darmgesundheit in den kritischen Übergangsphasen. Diese erreicht man
durch die Vermeidung jeglichen
Stresses, optimalem Futter und ausreichend Wasser in guter Qualität.
Ein „gestresster Darm“ dagegen
ermöglicht den krankmachenden
Bakterien eine starke Vermehrung
und damit erhöhte Toxinausscheidung.
Ergebnisse aus der Umfrage zur
Ödemkrankheit in der Ferkelaufzucht
2013 wurde vom TGD eine Umfrage
über den Zusammenhang von Tierverlusten und Ödemkrankheit in der
Ferkelaufzucht durchgeführt. Dabei
wurden 683 Ferkelerzeuger und 14
spezialisierte Ferkelaufzüchter befragt. In dieser Umfrage konnte als
zentraler Risikofaktor für das Auftreten von Ödemkrankheit Stress z. B.
durch die Größe der Gruppe oder
durch den Transport, ermittelt werden, wobei dieses Ergebnis nur auf
einer Umfrage, nicht aber auf einer
ausführlichen, objektiven Untersuchung beruht.
Maßnahmen gegen die Ödemkrankheit
Ein wichtiges Resultat dieser Umfrage war, dass die Ödemkrankheit eine
verlustreiche Erkrankung ist, die
nicht zufriedenstellend mit Antibioti-
22
Grafik 2: Ödem Impfwirkung (Quelle: IDT).
ka behandelbar ist. Es gilt also, die - Ein gleitender Übergang zur
Risikofaktoren im Betrieb zu analysieAufzuchtmischung
ren und abzustellen. Zusätzlich gibt - Eine ausreichende Eingewöhnung
es seit einiger Zeit die Möglichkeit,
an neue Futtertechniken, um unnögegen die Ödemkrankheit zu impfen.
tigen Stress am Futterbarren und
zu lange Fresspausen zu vermeiMöglichkeiten und Grenzen der
den
Impfung gegen das Shigatoxin
- Ausreichend Futterplätze, um
Es ist wichtig zu wissen, dass die
Stress am Futterbarren zu vermeiImpfung ausschließlich gegen die
den. Vor allem beim Absetzen am
Ödemkrankheit wirksam ist. Trotz
besten ein Fressplatzverhältnis von
Impfung können E. coli-bedingte
1:1 (evtl. zusätzliche Schalen beim
Durchfallerkrankungen oder ein
Absetzen) gewährleisten.
durch E. coli verursachtes Schockge- - Eine optimale Rationsgestaltung
schehen auftreten. Vor der Anwen(Säure-Bindungs-Kapazität
dung muss dementsprechend eine
< 700 meq/kg, kleine Protionen,
fundierte Diagnostik mit dem Nachoptimaler Rohfasergehalt,…) um
weis des Shigatoxins erfolgen. Die
den Darm gesund zu erhalten
Impfung ist seit 2013 zugelassen. - Ausreichend Wärme (Tiere müssen
Meist werden die Ferkel dabei in der
nebeneinander, nicht aufeinander
ersten Lebenswoche geimpft, um
liegen)
einen möglichst frühen Schutz zu - Zugluft in jedem Fall vermeiden
erreichen. Nach der Impfung werden - Wasser in ausreichender Menge
vom Körper neutralisierende Antikörund Qualität zur Verfügung stellen
per gegen das krankheitsauslösende
(Durchfluss, Tränkehöhe und
Shigatoxin gebildet. Diese Antikör-plätze). Auch Wasser ist wichtig
per fangen das Toxin in den Blutgefäfür die Darmgesundheit.
ßen ab, bevor sie die Kapillaren errei- - Eventuell Zusätze wie Prä-Probiotichen, wodurch es seine Wirksamkeit
ka oder pflanzliche Zusätze, … ververliert (Grafik 2).
wenden
- Absetz-, Umstallungs-, GruppieVorbeugemaßnahmen
rungsstress so weit wie möglich
Als Prophylaxe ist zu empfehlen:
vermeiden
- Jede Art von Stressvermeidung
- Überbelegung vermeiden
- Kein abrupter Futterwechsel
- Häufige und genaue Tierkontrollen,
- Keine ad libitum Fütterung nach
um schnell reagieren zu können
Futterkarenz
- Erregerdruck durch Hygiene mini- Ein Anfüttern der Ferkel spätestens
mieren
ab der 3., besser ab der 2. Lebens- - …
woche
Schweine-Welt - Juni 2015
Fazit
Die Ödemkrankheit wird von einem
bestimmten E. coli-Bakterium verursacht, wenn der Darm aus dem
Gleichgewicht gerät. Um dies zu vermeiden, hilft die konsequente
Umsetzung eines Management-,
Gesundheits- und Hygienekonzeptes, sowie eine angepasste Futterrationsgestaltung.
Bei Auftreten der Krankheit ist eine
umfassende Diagnostik mit Typisie-
rung und Antibiogramm zur Optimierung von Prophylaxe und Therapie
wichtig. In Problembetrieben ist die
Impfung eine wirksame Alternative.
Dr. Ulrike Mittermeier, Tiergesundheitsdienst Bayern e. V.
Neue Internetseiten der Bayern-Genetik
Am Freitag, 12 Juni ist es endlich
passiert: die neuen Internetseiten
der Bayern-Genetik wurden frei
geschaltet. Etwa ein Jahr hat es
gedauert, bis Entwicklung und
Umsetzung abgeschlossen waren.
Die Zusammenführung der Spermaproduktion in das Labor in Kammerlehen erfolgte zum März dieses Jahres.
Die
damit
verbundene
Möglichkeit, für unsere Kunden auf
jeden Bayern-Genetik-Eber zugreifen
zu können, machte auch eine Trennung der Internetseiten für die Eberstationen Bergheim und Kammerlehen überflüssig.
Wie gewohnt kommen Sie über
www.bayern-genetik.de auf die
erste Seite. Wenn Sie links auf „Info
zu Besamungsebern“ klicken, öffnet
sich die neue Startseite. Aktuell sind
hier die Bereiche „Organisation“ und
„Schwein“ zu finden. Später werden
auch die neuen Seiten für den Rinderbereich hier eingefügt.
Unter Organisation finden Sie Adres-
sen, alle Ansprechpartner sowie die
Leistungsdaten und die Organisationsstruktur der Bayern-Genetik.
Der Bereich Schwein führt Sie zur
direkten Auswahl eines Eber über die
Eingabe des Namens oder der Herdbuchnummer in dem Eingabefeld
oben. Unter den Wechselbildern sind
vier Menüpunkte zum auswählen:
Eberauswahl
Hier können Sie die Tiere nach
Rasse, MHS-Status, Sprungplan
oder Prüfstatus auswählen. Nach
anklicken des Button „Anzeigen“ auf
der rechten Seite wird Ihre Auswahl
an Ebern angezeigt. Bei der Eberliste
können Sie die Sortierung mit einem
Klick auf die jeweilige Spaltenüberschrift verändern. Zur Einzelseite
eines Tieres gelangen Sie mit Klick
auf dessen Namen. Hier finden Sie
die genauen und aktuellen Zuchtwerte sowie allgemeine Angaben zum
Tier wie Geburtsdatum, Züchter,
Abstammung usw. Darüber hinaus
ein Bild und ein Video des Ebers
Mit einem Klick auf das Logo, den Text oder den Eber kommen Sie in die
nächste Ebene.
Schweine-Welt - Juni 2015
Direkte Eingabe von Ebername oder
Herdbuchnummer.
(soweit diese bereits vorhanden
sind). Zum Video kommen Sie einfach mit einem Klick auf den Reiter
„Video“ über dem Eberbild.
Sprungplan
Der aktuelle Sprungplan wird angezeigt. Bei Klick auf einen Ebernamen
kommen Sie direkt zu dessen Einzelseite
Service
Die Geschäftsbedingungen, Auflistung der Besamungsfreien Tage/Feiertagsregelung und Informationen
zum Scannerdienst können Sie hier
abrufen.
Schweine-Welt
Alle bisherigen Ausgaben finden Sie
hier zum blättern, downloaden oder
ausdrucken.
Einige kleine Änderungen und Optimierungen sind auf den neuen Seiten noch durchzuführen. So kann es
vorkommen, dass einzelne Seiten bis
zu ihrer Aktualisierung kurzfristig
nicht verfügbar sind.
Klicken Sie sich durch die neuen Seiten und erfreuen Sie sich an der
Übersichtlichkeit und dem schnellen
Zugriff auf alle Eber.
E. Eifler, Bayern-Genetik
23
Ebertransporte mit neuem Anhänger und „Luftwaschanlage“
Aufgrund der hohen Seuchengefahr
beim Transport der Besamungseber
zwischen den Qurantänen bzw. den
Stallungen in Bergheim und Kammerlehen wurde von den Gremien
der Bayern-Genetik die Anschaffung
eines speziellen Ebertransportanhängers beschlossen. Diese Art von
Anhänger ist bei norddeutschen
Besamungsstationen schon seit Jahren im Einsatz. Das besondere daran
ist die Luftzufuhr. Die maximal sechs
Eber erhalten ihre Luft durch eine Filteranlage. Diese gesäuberte Luft wird
dann mit leichtem Überdruck in das
Innere geblasen, so dass keine
„unsaubere“ Luft während der Fahrt
eintreten kann. Angesaugt wird die
Frischluft über Schlitze an der Vorderseite des Anhängers. Die Luft
durchströmt anschließend einen
massiven Papierfilter. Danach wird
die vorgesäuberte Luft mittels 6 Röhren, welche ultraviolette Strahlung
absondern, entkeimt. Bei Bedarf wird
die Luft vor der Entkeimung noch
vortemperiert. Mit Hilfe eines Doppel-Radial-Gebläses drückt die entkeimte Luft dann in den Laderaum.
Der Laderaum ist luftdicht verschlossen. Nur von vorne kommt die Luft
über die Filteranlage hinein und verlässt den Innenraum wieder über
eine Abluftklappe am Ende des
630 cm lang, 250 cm breit und 260 cm hoch ist der
neue Anhänger für Ebertransporte.
Anhängers. Die Belüftung ist so eingerichtet, dass auch während der
Fahrt keine „schmutzige“ Luft von
außen zu den Tieren gelangen kann.
Die Energieversorgung für die technische Anlage erfolgt über ein kleines benzinbetriebenes Stromaggregat auf der Anhängerdeichsel. Wenn
der Transport beendet ist und der
Anhänger gewaschen wurde, wird er
noch einige Stunden an ein stationäres
Stromnetz
angeschlossen.
Dadurch wird der Laderaum mit Hilfe
von weiteren UV-Lampen entkeimt
und steht für den nächsten Transport
bereit.
E. Eifler, Bayern-Genetik
Hinter der Türe befindet sich die Steuerung. Davor in
dem niedrigen Kasten ist die Stromversorgung.
Maximilian Knödl verstorben
Wir erhielten die traurige Nachricht,
dass unser ehemaliger Mitarbeiter
Maximilian Knödl drei Tage vor seinem 78. Geburtstag verstorben ist.
Er war von 01.01.1977 bis 31.05.2002
in unserem Unternehmen als
Schweinebesamungstechniker tätig
und damit ein Pionier in diesem
Bereich. Knödl war ein allseits
geschätzter und hilfsbereiter Kollege.
Auch bei seinen Kunden genoss er
ein hohes Ansehen durch seine
24
zuverlässige und zuvorkommende
Art. Er war aber auch ein Mensch mit
vielen Ecken und Kanten, der seine
Meinung gegenüber Vorgesetzten im
Firmeninteresse vehement vertrat
und Ziele fokussierte. Persönliche
Interessen stellte er dabei selbstlos
zurück, wenn es um das Wohl der
Belegschaft ging.
Wir werden ihm stets ein ehrendes
Andenken bewahren.
Maximilian Knödl
Schweine-Welt - Juni 2015