Alle schaffen die mittlere Reife

ALBBOTE NR. 164 | AB
MONTAG, 20. JULI 2015
6
Östlicher
Landkreis
M
A6
LOBNBTOÖstlicher
ATGE, N2 R0 . 1J U6 L4 I | 2A0B1 5
Landkreis
Deutliche Kritik am Verfahren
Enttäuschung
über Einstellung
➤ Nagra präsentiert Vorge-
Bei der Infoveranstaltung der Nagra musste sich Landrat Martin
Kistler viel Kritik
seitens der Bürger
anhören. Markus
Fritschi, Mitglied der
Nagra-Geschäftsleitung, stand den
Bürgern Rede und
Antwort, Bürgermeisterin Ira Sattler begründete die ablehnende Haltung von
Jestetten und NagraProjektleiter Philip
Birkhäuser erklärte die
seismischen Messungen (von links).
hen in Mehrzweckhalle
➤ Jestetten lehnt seismische
Messungen ab
➤ Haltung von Landrat Kistler
stößt auf Unverständnis
VON HEIDRUN GL ASER
................................................
Jestetten-Altenburg – Trotz extremer
Hitze versammelten sich knapp 50 interessierte Bürger, hauptsächlich aus der
Gemeinde Altenburg, um sich über die
geplanten seismischen Messungen
zum Zweck des Baus eines AtommüllEndlagers direkt vor den Toren der Gemeinde Jestetten zu informieren.
Diese Messungen möchte die Gemeinde boykottieren. Allein das Thema
ließ trotz sehr sachlicher und ausführlicher Präsentation der detaillierten Informationen seitens der Nagra die Gemüter im Saal der Mehrzweckhalle in
Altenburg in Hitzewallungen geraten.
Projektleiter Philip Birkhäuser erklärte anhand verschiedener Skizzen
und Bilder, wie die seismischen Messungen vorgenommen werden. Die Nagra möchte durch die dreidimensionale
Reflexionsseismik eine lückenlose Dokumentation über die Gesteinsschichten anfertigen, um diese Erkenntnisse
für die Entscheidungsfindung zur
Standortwahl heranzuziehen. Markus
Fritschi, Mitglied der Geschäftsleitung
der Nagra, erläuterte den zeitlichen Ablauf des Verfahrens, das Schweizer Bundesamt für Energie ist die leitende Behörde. „Bei den Messuntersuchungen
geht es letztendlich darum, eine
höchstmögliche Sicherheit für die
künftige Bevölkerung in den betroffenen Gebieten zu gewährleisten“, erklärte Fritschi. Die Bürgerinitiative Hochrhein Aktiv zählt rund 100 Mitglieder,
die Sprecherin Ulrike Ellinger formulierte deutliche Kritik am Verfahren, da
einfach über die Köpfe der Betroffenen
hinweg entschieden würde. Die im Saal
Anwesenden spiegelten Sorge und
Ängste um die Zukunft der Region wi-
B I L D : H E I D RU N G L A S E R
der. Bürgermeisterin Ira Sattler kritisierte in ihrer Stellungnahme die politische Entscheidung des Schweizer Bundesamtes für Energie als verfahrensleitende Behörde, die im Mai dieses Jahres
entschied, dass nur noch Standortgemeinden Mitwirkungsrecht im Sachplanverfahren haben. „Obwohl man
uns hier direkt vor die Haustür keine
Teigwarenfabrik, sondern eine potenziell umweltgefährdende kerntechnische Anlage bauen möchte, werden wir
innerhalb des Verfahrens komplett ausgegrenzt“, begründete Sattler die Entscheidung der Gemeinde. Fritschi zeigte Verständnis für die Verärgerung der
unmittelbar betroffenen Gemeinde
aufgrund der politischen Entscheidung, erklärte jedoch, dass die Messungen zum Zweck der Sicherheit für die
Zukunft auch für Deutschland sehr
wichtig seien. Diese Ansicht vertrat
auch Landrat Martin Kistler, welcher
die Sicherheit als vorrangige Priorität
sieht. „Ich habe die Befürchtung, dass
durch eine Blockade der Messungen die
Bauabsicht und auch die Standortwahl
nicht beeinflusst werden kann, wir
müssen weiterhin im Dialog bleiben“,
sagte Kistler, der scharfe Kritik aufgrund
seiner Haltung aus den Reihen der Bürger hinnehmen musste. Fritschi bestätigte die Erkenntnisse des Landrates.
Ziel und Zweck der Messungen
➤ Standortgebiete: Nach vorausgegangenen Untersuchungen aufgrund verschiedener Kriterienparameter favorisiert die Nagra zwei
Standortgebiete für ein atomares
Endlager. Dies sind die Gebiete Jura
Ost im Kanton Argau sowie Zürich
Nord-Ost in den Kantonen Zürich
und Thurgau. Beide Standorte sind in
unmittelbarer Grenznähe zu Deutschland, wobei Altenburg beim Lager
Zürich Nord-Ost weniger als ein Kilometer von der geplanten Anlage entfernt ist. Aus diesem Grund ist es das
Ziel, auf Gemeindegebiet mit Hilfe
von speziellen Messfahrzeugen seismische Untersuchungen durchzuführen. Die an den Gesteinsschichtgrenzen im Untergrund reflektierten
seismischen Wellen werden gleichzeitig von mehreren parallel ausgelegten Geofonlinien aufgezeichnet.
Auf diese Weise können die Gesteinsschichtgrenzen im Untergrund flächenhaft abgetastet werden. Zu diesem Zweck benötigt die Nagra die
Sondergenehmigung der Grundstückseigentümer, die Wege und
Straßen sowie Grundstücke mit den
Spezialfahrzeugen zu befahren.
➤ Der Zeitplan der Nagra: Der Zeitplan
sieht vor, dass bis zum Jahr 2017 die
Beurteilung der Ergebnisse abgeschlossen sein soll und der Bundesrat der Schweiz eine Entscheidung
zu treffen hat. Im Anschluss werden
die Sondierungsgesuche und Bewilligungsverfahren eingereicht, wobei
die Auswertungen der seismischen
3D-Messungen als Grundlage für die
Sondierungsbohrungen in den
Standortgebieten dienen. Erst mit
Beginn des Jahres 2020 möchte sich
die Nagra auf eine provisorische
Standortwahl festlegen, danach ist
eine intensive Zusammenarbeit mit
den Kantonen, Regionen und Gemeinden angestrebt. Eine Inbetriebnahme eines geplanten AtommüllEndlagers soll erst 2050 bis 2060 erfolgen. Bis dahin werden die
schwach- und mittelradioaktiven bis
hin zu den hochradioaktiven Abfällen in Castorbehältern im Zwischenlager bei Würenlingen gelagert.
Bis zum Ende der Laufzeit der bestehenden Schweizer Atomkraftwerke
wird radioaktiver Müll in einer Menge von rund 100 000 Kubikmetern
anfallen. (hg)
Rockmusik reißt Publikum mit
Parachute-Sounds IV mit den
beiden Bands Gear Down und The
New Roses begeistert die Jugend
mit Elektronikklängen
Dettighofen (hg) Mitten in der Pampa,
aber dennoch gut zu finden, bot der
Kulturclub Nightlife aus Dettighofen
zwischen Getreidefeldern, Wiesen und
Maiskulturen ein großes Musikfestival.
Parachute-Sounds IV kam mit neuem
Konzept, um nicht nur die ganz jungen
Partylöwen aus den Buden zu locken,
sondern auch das etwas ältere Semester. Mit zwei Rockbands Gear Down und
The new Roses wurde musikalisch einiges geboten.
Die Bands, insbesondere die Vorband
aus dem Rhein-Main-Gebiet, begeisterte die Gäste mit perfekt präsentierten Coversongs der bekannten
Rockklassiker, dennoch spürte kaum
Beim Parachute-Sounds-IV-Festival in Dettighofen brachte die Band The New Roses starken
New-Metal-Rock und viele eigene Songs auf die Bühne. B I LD : H E I D R U N G L A S E R
einer der Gäste den Beat in den Beinen –
ein Kopfnicken genügte, um die Begeisterung zu zeigen, und die Folgeband
konnte mit ihren lauten und scharfen
Gitarrenrifs, den berstenden Drums
und ihren Housemade-Songs auch niemand zum Abrocken animieren. Der
Funke des Rocksounds sprang einfach
nicht über, rund 200 Gäste genossen das
sommernächtliche Flair, die kühlen
Drinks an der Bar und hatten einfach so
ihren Spaß. Die zweite ParachuteNacht stand im Sound des ElektroDance-Mix und begeisterte eher die
Massen, rund 500 meist jugendliche
Besucher strömten unter den riesigen
Fallschirm und bewegten sich zu wummernden Elektronikklängen, die nicht
instrumental entstanden, sondern an
einem gigantischen Mischpult von Tay
& Finn sowie Deep Asleep, die die synthetische Musik entstehen ließen. Auch
an diesem Abend war der Bass dominant und weithin über den östlichen
Ortszipfel vernehmbar, die Jugend hatte ihren Spaß und der Kulturclub Nightlife bewies mit gekonnt und klar strukturierter Organisation, dass solche
Events auch auf dem Land erfolgversprechend sind. Auch wenn die Night of
Rock auf den ersten Blick nicht den erwünschten Zuspruch fand, die Idee ist
super, und gute Rockbands, die ein
breites Publikum ansprechen und zum
Abrocken mitnehmen, gibt’s auch direkt in der Nachbarschaft.
Bildergalerie im Internet:
www.suedkurier.de/bilder
Alle schaffen die mittlere Reife
Abschlussfeier an der Jestetter
Realschule. Rektor Peter Haußmann lobt den Fleiß und das Engagement der Schüler
Jestetten (jls) Ein herzliches Willkommen richtete Schulleiter Peter Haußmann am vergangenen Freitagabend
an die 68 Schüler, Angehörige, Lehrkräfte und alle weiteren Gäste der Realschule Jestetten.
Besonders begrüßt wurden die Bürgermeisterinnen, Ira Sattler (Jestetten)
und Marion Frei (Dettighofen), sowie
deren Amtskollegen, Jürgen Link
(Lottstetten) und Volker Jungmann,
(Erzingen) sowie Pfarrer Blase und der
Amtsvorgänger Horst Waible mit Frau.
Musikalisch umrahmt wurde der
Abend durch die Schulband unter der
Leitung von Ludwig Hügle und Sebastian Faller.
Die besten Schülerinnen
Insgesamt schafften alle 68 Schüler der
Realschule Jestetten die Prüfung zur
mittleren Reife. Der Notendurchschnitt
der Klasse 10a lag bei 2,4; die der 10b
und 10c bei 2,0.
Die besten Schülerinnen waren Anita
Stadnik aus Jesettten (1,0), Nadja
Schmidle aus Erzingen (1,0) und Verena
Bauhuber aus Erzingen (1,1).
In seiner Rede, die einen Rückblick
auf die Zeit der Einschulung seiner
Schützlinge, unterlegt mit Anekdoten
aus der Vergangenheit bis heute, bot,
lobte Rektor Peter Haußmann den Fleiß
und das Engagement der Schüler. Er beschrieb das Karussell des Lebens mit all
den „Aufs und Abs“ wie im Stück „Der
Herr der Diebe“. Alle 68 Prüflinge der
diesjährigen Abschlussprüfung schafften die mittlere Reife. Mit besonderem
Stolz verkündete Peter Haußmann,
dass es gleich zwei Mal die Traumnote
1,0 für Anita Stadnik (Jestetten) und
Nadja Schmidle (Erzingen) und einmal
eine 1,1 für Verena Bauhuber (Erzingen)
gab.
Für 21 Schüler gab es ein Lob und für
20 weitere einen Preis. Weitere Preise,
gestiftet von der Volksbank Hochrhein,
gab es für die Kernfächer und die Wahlpflichtfächer. Die feierliche persönliche Übergabe der Zeugnisse erfolgte
durch die Klassenlehrer, Matthias Bauer, Patrick Siebler und Heike Aberle.
Bürgermeisterin Ira Sattler dankte den
Eltern und Schülern für die Beharrlichkeit auf deren Weg zum schulischen Erfolg. Sie forderte die Schüler auf, ihren
Nutzen aus ihrer Schulzeit zu ziehen
und den Humor nicht zu verlieren. Au-
Hohentengen (gt) Viel Engagement
und Enthusiasmus wurde von den Beteiligten in die Realisierung einer Busanbindung von Hohentengen zum
Bahnhof Hüntwangen-Wil und damit
nach Zürich gesteckt. 2012 startete der
auf drei Jahre angelegte Probebetrieb.
Leider wurde das Angebot nicht den Erwartungen entsprechend angenommen. Zum Fahrplanwechsel im Dezember wird die Linie aus Kostengründen
eingestellt. Die Enttäuschung darüber
war groß im Gemeinderat.
„Ich bin über diesen Tagesordnungspunkt überhaupt nicht glücklich, wir
sind mit ganz anderen Erwartungen an
die Sache gegangen“, merkte Bürgermeister Martin Benz einleitend an.
Den Wunsch zu einer Anbindung
mittels Nahverkehr nach Zürich gab es
schon lange, nach über zwei Jahren Vorlaufzeit wurde die Linie im Dezember
2012 eröffnet und zunächst auf drei Jahre befristet. Finanzielle Unterstützung
gab es vom Landkreis, der Gemeinde
und dem schweizerischen Busbetrieb,
da schweizerische Haltestellen mitbedient wurden. Lothar Probst, im Landratsamt zuständig für den ÖPNV, erläuterte die Situation. Ausgehend von
360 Arbeitnehmern aus Hohentengen
im Raum Zürich war mit 46 Abonnenten bei steigender Tendenz gerechnet
worden. Tatsächlich nutzen 23 Zeitkarteninhaber und einige Gelegenheitsfahrer das Angebot und sind durchaus
zufrieden. Trotz intensiver Werbung
konnte die Anzahl jedoch nicht gesteigert werden. Auf Schweizer Seite werde
das Angebot wesentlich mehr genutzt.
Die Gesamtkosten pro Jahr betragen
88 000 Euro, rund 10 000 Euro die Einnahmen. Gemeinde und Kreis unterstützen das ÖPNV-Angebot mit
23 000 Euro. Der bisherige Zuschuss der
Schweiz von 55 000 Euro würde, da sie
ihre Strecke wieder selbst bedienen
können, ab 2016 entfallen. Auch mit einem 9-Sitzer-Bus (Jahreskosten 77 000
Euro) wäre die Busverbindung nicht zu
finanzieren (Defizit 44 000 Euro). Fahrpreiserhöhungen und Leistungskürzungen sah Probst kritisch, da es die
Zahl der Fahrgäste reduzieren könnte.
„Wir sind sehr enttäuscht und ein
Stück weit auch traurig. Es ist hart, dass
man die Linie einstellen muss. Allerdings sind wir auch froh, dass wir es
durchführen konnten, da man sonst
immer überlegt hätte, „diese Anbindung wäre doch toll“. Der ÖPNV hat bei
uns noch nicht den entsprechenden
Stellenwert, die Zeit war noch nicht
reif“, bedauerte Probst. Geprüft werden
soll die Möglichkeit der Einrichtung einer „Bike and Ride“-Station zur Bushaltestelle in Wasterkingen, das mit dem
Fahrrad gut zu erreichen ist.
Zu wenig genutzt wurde die Busanbindung
nach Zürich. B I LD : S A B I N E G E M S -T HO MA
Die besten drei Schülerinnen (von links)
Verena Bauhuber,
Anita Stadnik, Nadja
Schmiedle. Die Absolventinnen wollen
jetzt zuerst einmal
Ferien machen, reisen
und Party machen.
Dann weiter zur
Schule gehen, das
Abitur machen, um
anschließend zu
studieren. B I LD : J L S
ßerdem sei es wichtig, Kontakte zu pflegen und Netzwerke aufzubauen. Als
Anerkennung der Leistung und Dank
der Gemeinde erhielten die Fleißigsten
Geld- und Sachpreise.
Anschließend kamen Karin Tröller
und Eric Kern als Schülersprecher zu
Wort. Sie dankten den Eltern und Lehrern, die ihnen bis zum Schluss die nötige Unterstützung zuteil kommen lie-
ßen. Mit vielen lustigen Begebenheiten
aus den letzten sechs Jahren umrissen
sie die vergangene Schulzeit.
Die einzelnen Klassen überreichten,
gewürzt mit zahleichen Geschichten,
Geschenke an ihre Klassen- und Hauptfachlehrer. Für das leibliche Wohl in der
Gemeindehalle sorgten traditionsgemäß die Schüler und Eltern der 9. Klassen.