Für ein bisschen Geschichte ist man doch nie zu jung

anbringen lässt. Das Hotel Kultur und Bildung (HKB). weil es aus der gleichen Zeit ein Cousin von Gerd Wer
steht am Stadteingang von An dieser riesigen Wand am stammt wie der Rathausbau, ner war. Der verstarb im
Nordkurier
/ Neubrandenburger
Zeitung
(2015-11-10)
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Versehen mit der neben
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Für ein bisschen Geschichte ist man doch nie zu jung
Von Jörg Franze
Der Neubrandenburger
Museumsverein feierte
sein 25-jähriges Jubiläum,
aber seine Wurzeln reichen
deutlich weiter zurück. Doch
das Thema Alter ist ohnehin
ein Problem für den Verein.
Über das
Alter des Neubrandenburger
Museumsverein kann Gerda
Greiner nur schmunzeln.
Denn während die Freunde
und Unterstützer des Regionalmuseums das 25-jährige
Jubiläum der Neugründung
des Vereins feierten, zählt
die Neubrandenburgerin als
ältestes Mitglied im Verein
93 Lenze. Aber Gerda Greiner weiß genau, dass die
Historie des Vereins deutlich länger zurückreicht als
ein Vierteljahrhundert. Am
13. Juni 1872 fanden sich
Bürger der Viertorestadt zusammen, um ein Museum
zu gründen – das älteste in
der Region MecklenburgStrelitz, wie Vereinschef
Wolfgang Kern stolz erklärt.
Die Geburtsstunde nach der
Wende ist damit eher eine
Formalie.
Gerda Greiner kam 1949
mit ihrem Mann Jochen aus
Neustadt-Glewe nach NeuNEUBRANDENBURG.
brandenburg. Für Geschichte habe sie sich gemeinsam
mit ihrem Mann, der Journalist war, schon immer
begeistert, erzählt die ehemalige Lehrerin. Auf vielen Ausf lügen zu Fuß oder
mit dem Rad eroberten die
Greiners und ihre drei Kinder die Umgebung und beschäftigten sich so intensiv
mit ihrer neuen Heimat. Ihr
Mann – übrigens Miterfinder
der zu DDR-Zeiten beliebten
Mudder-Schulten-Kochbücher – verstarb leider viel
zu früh, aber Gerda Grei-
ner blieb stets interessiert
an Geschichte, Museum und
Verein.
Dieses Steckenpferd teilt
auch Sören Granzow. Der
Politikstudent steht am anderen Ende des Mitgliederspektrums und drückt mit
seinen 27 Jahren den Altersdurchschnitt. Kurz nach
der Jahrtausendwende stieß
der damalige Siebtklässler
zum Jugendklub „Heinrich
Schliemann“. Auch wenn
der Klub inzwischen nicht
mehr weitergeführt werden
konnte, fühlt sich Granzow
93 Jahre sieht man Gerda
Greiner nicht an. FOTO: J. FRANZE
Sören Granzow (links) ist mit 27 Jahren das jüngste Mitglied im Neubrandenburger
Museumsverein.
FOTO: ANKE BRAUNS/NK-ARCHIV
doch weiter dem Verein verbunden. „Es ist für mich so
etwas wie eine zweite Heimat“, erklärt der Student,
der regelmäßig im Regionalmuseum vorbeischaut.
Obwohl Sören Granzow
und Gerda Greiner 66 Lebensjahre trennen, vereint
beide doch der Wunsch, dass
sich die Neubrandenburger
für ihre Stadt und deren Geschichte interessieren. Doch
Nachwuchs für den Verein
zu finden – das ist eines
der Probleme, die Vereinschef Wolfgang Kern als Kern-
themen für die nächste Zeit
benennt. Es sei nicht immer
einfach, Geschichte auch so
aufzubereiten, dass junge
Leute daran auch Interesse
hätten, weiß er. Als einen
Ansatz sieht er, Sonderausstellungen im Museum
auch auf ihre Wirkung auf
jüngere Zielgruppen hin zu
überprüfen.
Das ist auch ein Ratschlag,
den Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt
zur Geburtstagsfeier des Vereins mitbrachte. Kunst- und
Kulturangebote
müssten
heute auch über andere
Kommunikationswege „verkauft“ werden, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen, mahnte er. Es
reiche nicht aus, einfach nur
etwas zu präsentieren, es
gehe auch darum, Erlebnisse
zu schaffen. Denn das Interesse an Geschichte sei auch
bei der jüngeren Generation vorhanden, weiß Silvio
Witt, der als ehemaliger Kabarettist zum Beispiel mit
launigen Stadtrundgängen
und -fahrten ganze Busse
füllen konnte.
Nichtsdestotrotz nahm
er auch den Wunsch von
Vereinsmitglied und Ex-Museumschef Peter Maubach an
die Stadt mit, das Museum
bei Reiseveranstaltern besser
zu vermarkten. Der Verein
will indes auch weiterhin ein
waches Auge auf die Stadtgeschichte haben und sich zum
Beispiel für den Erhalt prägender Erinnerungsstücke
wie das Relief am RadissonHotel einsetzen, wie Vereinschef Wolfang Kern versichert.
Um das stemmen zu können,
seien neue Mitglieder oder
Unternehmen als Förderer
natürlich gern gesehen.
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