Winzer dürfen hoffen - ein bisschen

Datum: 16.06.2015
Limmattaler Zeitung
8953 Dietikon
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Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 8'176
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 540.003
Abo-Nr.: 1088177
Seite: 19
Fläche: 101'724 mm²
Winzer
dürfen hoffen - ein bisschen
Kirschessigfliege Der Schädling hat vor allem Limmattaler
Rebbauern letztes Jahr auf dem falschen Fuss erwischt
Die Ernte im Kloster Fahr ist wegen der Kirschessigfliege 2014 geringer ausgefallen als gewohnt. «Den Essiggeschmack bringt man einfach nicht raus.»
CHILIS ISELI
VON SOPHIE RÜESCH
sachte, waren verheerend. So konnte etSie hat Beeren-, Obst- und Weinbauern wa das Kloster Fahr nur rund halb so viel
letztes Jahr an den Rand der Verzweiflung Wein herstellen, wie es in einem wettergebracht: die Kirschessigfliege. Ihr Name
kommt nicht von ungefähr: Der aus Ostasien stammende Schädling legt seine Eier in Beeren, Trauben und weitere Früch-
technisch vergleichbaren Jahr der Fall gewesen wäre. Weiningen war 2014 gemäss
Auskünften des Strickhofs - einer Abteilung des kantonalen Amts für Landwirtte, worauf die Larven sich im Frucht- schaft und Natur - im Bereich Rebbau eifleisch vollfressen und dieses in eine nach ne der stärksten betroffenen Gemeinden
Essig stinkende, matschige Masse verwan- im Kanton. Im dort herrschenden Mikro-
deln. Und nach einem milden Winter klima mit ausreichend Feuchtigkeit und
steht die Drosophila suzukii - so ihr wis- gemässigten Temperaturen fühlt sich die
senschaftlicher Name - bereits wieder in Kirschessigfliege pudelwohl. Und dort
den Startlöchern.
fand sie offenbar auch diejenigen Rebsorten vor, die sie am liebsten hat; Traube ist
Obst- und Rebbauern sind alarmiert für sie nämlich nicht einfach Traube.
Das versetzt Obst- und Rebbauern in Auch die Reben des Weininger GemeinAlarmbereitschaft. Denn die Schäden, depräsidenten und alt Kantonsrats Hanswelche die Kirschessigfliege 2014 verur-
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peter Haug (SVP) wurden nicht verschont. die Ausbreitung beobachten, Sonderbe-
Vor allem die Sorte Cabernet Dorsa
schmeckte den Fliegen: «Zwei Drittel der
Trauben konnten wir gleich wegwerfen,
aus dem Rest versuchten wir noch rauszuholen, was ging - vergeblich.» Nicht einmal zum Schnapsen habe man die beschä-
digten Früchte noch brauchen können;
«Zwei Drittel der CabernetDorsa-Trauben konnten wir
gleich wegwerfen.»
Hanspeter Haug Winzer in Weiningen
willigungen für Pflanzenschutzmittel aus-
stellen, sich mit Fachstellen im In- und
Ausland austauschen. Die Zusammenarbeit im agronomischen Bereich nennt der
Regierungsrat «über alle Ebenen beispielKleines Insekt, grosser Ärger: Die nur
haft, intensiv und fruchtbar».
3 Millimeter grosse Kirschessigfliege. zvc
Ein «Verschlafen» der Bedrohung durch
«den Essiggeschmack bringt man einfach die Drosophila suzukii, wie den Behörden
letztes Jahr von Obstproduzenten wie etnicht raus.»
Angesichts der akuten Bedrohung wa auch dem Kellermeister des Klosters
durch die Drosophila suzukii wollte Haug Fahr unterstellt wurde, will der Regieim vergangenen Jahr vom Regierungsrat rungsrat nicht auf sich sitzen lassen. Auf
wissen, was der Kanton in dieser Sache zu die Frage der Kantonsräte, ob der Kanton
unternehmen gedenke. «Die Dringlichkeit die Lage unterschätzt habe, antwortet er:
ist hoch», schrieb er in der gemeinsamen «Angesichts dieses umfassenden und adAnfrage mit dem Kantonsratskollegen äquaten Massnahmenbündels kann nicht
Martin Farner (FDP, Oberstammheim). von einer Unterschätzung der KirschessigDenn alle bisher bekannten Massnahmen fliegen-Gefahr gesprochen werden.» Zuwie etwa der Massenfang per Lockstoff - dem gibt er zu bedenken, dass die ForFalle seien mit erheblichem Mehraufwand schung «Sache des Bundes» sei. Die kantofür die Produzenten verbunden und «ge- nalen Fachstellen könnten lediglich bei
fährden in den betroffenen Branchen den der praktischen Umsetzung helfen - und
hätten dies bisher auch getan.
Aufschwung der letzten Jahre».
Haug ist mit der Arbeit des Kantons soRegierungsrat weist Vorwurf zurück weit zufrieden: «Wir Produzenten fühlen
Doch auch der Regierungsrat kann sich uns auf jeden Fall nicht allein gelassen»,
kein Wundermittel aus dem Ärmel schüt- sagt er. Einerseits stünden nun «Feuerteln: «Zurzeit liegen für das Problem wehrmittel» zur Verfügung - etwa mit der
Kirschessigfliege keine Patentlösungen im März erteilten generellen Sonderbewilvor, weder im Inland noch im Ausland», ligung für den Einsatz von chemischen
erklärt er in einer mittlerweile vorliegen- Mitteln. Doch diese sollten nur im äussersden Antwort. Generell will der Kanton in ten Notfall benützt werden, gibt Haug zu
Sachen Kirschessigfliege so verfahren wie bedenken: Mit den Schädlingen tilge man
bisher. Das heisst: Informieren, Beraten, schliesslich auch die Nützlinge. Anderer-
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seits hätten die Fachstellen, etwa mit
Merkblättern oder Artikeln in Fachzeitschriften, insgesamt gut kommuniziert.
Dennoch sagt er: «Zurücldehnen können
wir uns noch lange nicht.»
Die Witterung ist entscheidend
Das bestätigt Hagen Thoss, der beim
Strickhof für die Causa Kirschessigfliege
zuständig ist. Zwar sei der vergangene
Winter etwas kälter gewesen als der vorletzte; auch der trockene April mit einigen
Nachtfrösten dürfe hoffen lassen, dass
sich die Fliege dieses Jahr weniger stark
ausbreitet. Bis jetzt sind laut Thoss erst in
drei Betrieben im Kanton Zürich Schäden
an Kirschen-Frühsorten registriert worden. Auch in die stichprobenartig aufgestellten Kontrollfallen seien seit Februar
kaum noch Kirschessigfliegen getappt.
«Entwarnung können wir aber trotzdem
nicht geben», sagt Thoss.
Denn auch letztes Jahr habe es um diese
Zeit noch praktisch keine Schäden gegeben. Und wenn auch kälter als im Jahr zu-
vor, sei der letzte Winter immer noch
warm genug für ein Überleben des Schädlings gewesen. «Erst die nächsten Wochen
werden zeigen, woran wir sind», sagt
Thoss. Denn wie fest sich die Drosophila
suzukii heuer ausbreiten kann, hängt stark
von der Witterung ab. Thoss erwartet mit
Spannung die nahende Ernte der Kirschenkulturen; wie der Name des Tiers na-
helegt, sind diese neben Himbeeren, Holunder und Brombeeren nämlich besonders gefährdet. Thoss zeigt sich generell
aber zuversichtlich: «Ich gehe davon aus,
dass der Befall dieses Jahr zumindest si-
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Ab 2012: Auf die Gefährdung
der Kulturen wird auf InformaChronik einer
tionsveranstaltungen, in
Schädlingsplage
Merkblättern und weiteren
2010: Die eidgenössischen
Medien hingewiesen.
Forschungsanstalten erlassen 2012/13: Kirschessigfliegen
einen Warnhinweis bezüglich werden im Rebbau nachgeKirschessigfliege an die Kan- wiesen, jedoch noch keine
tone.
von ihnen ausgehenden
Spätsommer 2011: Der erste Schäden.
Nachweis des neuen Schäd- 2014: Der Strickhof stellt eilings im Kanton Zürich: Beim
nen Praktikanten «mit ausgeStrickhof, Fachstelle Obst des wiesenen Kompetenzen auf
Amts für Landwirtschaft und
dem Gebiet der KirschessigNatur, geht die erste Meldung fliege» ein, um die Beratung
eines Bauern aus Wädenswil und Überwachungsmassnahein, der einen Befall seiner
men zu unterstützen. Zum ersBeeren vermutet.
ten Mal werden Schäden im
November 2011: PflanzenRebbau verzeichnet.
schutztagung: Alle nationalen Mitte August 2014: Die LaFachstellen werden über die
ge spitzt sich zu.
Kirschessigfliege unterrichtet. 23. August 2014: Der Kanton
2012: Ausweitung der Übererteilt eine Sonderbewilligung
wachung: Das nationale Mo- zum Einsatz von zusätzlichen
nitoring wird ausgeweitet, die Insektiziden - unter strengen
Durchführung den kantonalen Auflagen.
Fachstellen übergeben. In Zü- Anfang Juni 2014: Eine Verrich wird der Schädling seitdachtsmeldung eines Stäfner
her mittels Stichproben über- Erdbeerbauers geht beim
wacht - im Sommer wöchent- Strickhof ein - die erste dielich, im Winter alle zwei Woses Jahr. Der Verdacht bestächen.
tigt sich nicht. Dafür werden
2012: Die Fachstelle Obst
kurz darauf auf drei Betrieben
startet in Eigeninitiative Tests, Schäden an frühen Kirschen
um Verfahren zum Schutz der festgestellt.
Kulturen zu entwickeln.
DIE KIRSCHESSIGFLIEGE
cher nicht schlimmer ausfällt als letztes.»
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HAUSGÄRTEN
Das können Sie gegen die Kirs chessigfliege tun
Nicht nur Wein- und Obstproduzenten müssen die Kirschessigfliege fürchten: Auch in
manch einem Hausgarten hatte der Schädling letztes Jahr zugeschlagen. Das wiederum ist nicht nur schade um die eigenen
Früchte: Wenn Private gegen den Schädling
nicht genauso entschlossen vorgehen wie
die Produzenten, besteht auch die Gefahr,
dass die in Gärten überlebenden Fliegen
auf die gewerblichen Kulturen überspringen
- und dann auch wieder zurück in den Garten gelangen. Der Strickhof empfiehlt priva-
ten Gartenbesitzern deshalb folgendes:
Kulturen pflegen: Überreife Früchte an
Bäumen oder Sträuchern sowie auf den
Boden gefallenen Früchte sollten Sie
sorgfältig einsammeln. Zudem sollten Sie
regelmässige Erntedurchgänge machen;
der Strickhof empfiehlt dies mindestens
jeden zweiten Tag.
Fallen herstellen: So basteln Sie sich Ihre
eigene Kirschessigfliegenfalle: Im oberen
Teil einer geschlossenen PET-Flasche 5
bis 10 Löcher mit 3 Millimeter Durchmesser bohren. Ein Gemisch aus je einem Drittel Apfelessig, Wasser und Rotwein, einem
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Tropfen Seife und einigen Tropfen Himbeer- oder Holundersirup eingiessen. Wer
nicht basteln mag, kann unter www.becherfalle.ch auch fixfertige biologische
Fallen bestellen.
Fallen aufstellen: Kirschessigfliegen bevorzugen schattige, kühle Orte. Stellen Sie Ihre
Fallen also an solchen auf, sowie am Rand
des Gartens, auf Obstbäumen und an Beerensträuchern. Die Flüssigkeit der selbst ge-
machten Fallen muss alle zwei Wochen ersetzt werden. Diese aber nicht in den Garten, sondern ins Abwasser leeren.
Befallene Früchte zerstören Die befallenen Früchte müssen Sie rasch entfernen.
Auf keinen Fall sollten Sie diese aber auf
den Kompost werfen, sondern sie in ein
hermetisch verschlossenes Fass oder in
Seifenwasser lagern - ohne Sauerstoff
sterben die Larven rasch. Diese Abfälle
werden verbrannt oder in der Güllegrube
entsorgt. (RUE)
Ein Video zum
Thema finden Sie
online unter
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