Thematische Einführung des Tagungspräsidenten

Fortbildung
62. Zahnärztetag Westfalen-Lippe
„Endodontie in der täglichen Praxis –
von der Diagnostik bis zur postendodontischen Restauration“
Verehrte Kollegin, verehrter Kollege,
der Vorstand der Zahnärztekammer
Westfalen-Lippe hat mit großer Weitsicht für
den 62. Zahnärztetag das Thema „Endodontie“ gewählt. Zweifellos eine sehr gute Entscheidung! Es ranken sich vermutlich um
kaum eine andere Disziplin in der Zahnmedi-
lungskonzepte für die tägliche Praxis implementieren.
Sollen nun die aktuell rasant fortschreitenden Erkenntnisse zu biologischen Zusammenhängen in der Pathogenese und bezüglich der allgemeinmedizinischen Relevanz
endodontischer Erkrankungen sowie die modernen technischen Entwicklungen in ein
Praxiskonzept integriert werden, stellen sich
– wie bei jedem Problem im Alltag – drei relevante Fragen: Warum? Womit? Wie? Die
drei großen „Ws“ in der Endodontie. Diese
drei „Ws“ sollen uns wie ein roter Faden
durch den 62. Zahnärztetag begleiten.
„Warum?“ diese zentrale Frage zielt ei-
turation tatsächlich gar nur ein GuttaperchaStift aus? Womit können alte Wurzelkanalfüllungen effizient und sicher revidiert werden?
„Wie“ fokussiert auf die fachlich richtige
Ausführung unserer Therapiemaßnahmen,
dem täglichen Tun also. Wie kann man einen
verunfallten Zahn schienen? Wie sollte der
wurzelkanalbehandelte Zahn restauriert werden? Wie sollten Milchzähne endodontisch
behandelt werden?
Gäbe es eine bessere Gelegenheit, diese
Vielzahl von Fragen für den Bereich der Endodontie umfassend zu beantworten als den
Zahnärztetag der Zahnärztekammer WestfalenLippe? Renommierte Referenten aus der
nerseits auf die Diagnostik ab und zum anderen auf die biologischen Hintergründe in der
Endodontie. Die Frage nach dem „warum“
liefert uns die Diagnose und damit die Indikation für endodontische Therapiemaßnahmen. Nicht zuletzt deshalb sollen zwei Vorträge sich allein mit dem nicht immer einfachen Schritt der Diagnostik beschäftigen.
Zudem spiegelt das „warum“ die Evidenz-basierte Absicherung unserer Therapie wider,
weshalb jeder Vortrag sich einleitend mit
dem „warum“ auseinandersetzen wird. Warum können wir unter bestimmten Voraussetzungen eine Pulpa vital erhalten? Warum
sollten wir einen infizierten Wurzelkanal so
exzessiv desinfizieren? Diese und weitere
Fragen aus dem täglichen Leben jedes endodontisch tätigen Kollegen gilt es fundiert zu
beantworten.
„Womit“ greift unter anderem die technischen Innovationen der letzten Jahre und
Monate auf. Welche Materialien, Instrumente
und Geräte sind für die tägliche Praxis nachweislich hilfreich und wo sind verlässliche
Aussagen zum Benefit noch nicht zu treffen?
Womit kann man die endodontische Arbeitslänge am besten bestimmen? Können wir den
Wurzelkanal wirklich mit nur einem Instrument adäquat aufbereiten und reicht zur Ob-
Hochschule wie auch aus der freien Praxis
werden Ihnen evidenzbasierte, aber auch
pragmatische, Antworten auf die drei „Ws“ geben. Daneben werden die Referenten versuchen, Sie mit ihrer Begeisterung für die Endodontie anzustecken. Endodontie soll Spaß
machen – nur wenn wir mit Spaß und Begeisterung bei der Sache sind, machen wir diese
auch gut! Letztlich wird vielleicht im Rahmen
des Kongresses auch noch die Frage beantwortet, ob nun Herr Steinbrück mit „SchwarzGelb“ auf eine politische Koalition oder doch
eher auf einen örtlich mehr oder weniger bekannten Fußballverein angespielt hat …
Bekanntlich gehört der westfälisch-lippische Zahnärztetag zu den größten und renommiertesten Fortbildungsveranstaltungen
über die Kammergrenzen hinaus. Nutzen Sie
deshalb die Gelegenheit für den kollegialen
Austausch vor Ort und seien Sie dabei.
In diesem Sinne freue ich mich, Sie und
Ihre Mitarbeiter/-innen im nächsten Jahr in
Gütersloh zu einem spannenden Zahnärztetag begrüßen zu dürfen. !
Prof. Dr. Edgar Schäfer, Tagungspräsident
zin so viele Mythen und Ängste wie um die
Endodontie. Dies spiegelt sich auch in einem
Zitat des damaligen SPD-Kanzlerkandidaten
Peer Steinbrück bei der AschermittwochKundgebung seiner Partei wider: „SchwarzGelb ist so beliebt wie Blinddarm-Entzündung und Wurzelbehandlung auf einmal“
(lassen wir hier einmal dahingestellt ob er
„Schwarz-Gelb“ politisch oder fußballerisch
meinte). Solche, bei unseren Patienten bekanntlich sehr verbreiteten Ängste vor einer
endodontischen Behandlung können wir nur
mit fachlicher Kompetenz und Empathie mildern. Und genau das soll das Thema dieses
Zahnärztetages sein, nämlich die „Endodontie für die tägliche Praxis“.
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, dass die deutsche Gesellschaft immer älter wird, und der Tatsache,
dass wir künftig eine zunehmende Zahl von
bezahnten(!) älteren und alten Patienten behandeln werden, wird der endodontische Behandlungsbedarf in den kommenden Jahren
kontinuierlich zunehmen, wie in der aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie
klar prognostiziert. Wir müssen uns also im
Bereich der Endodontie auf dem aktuellen
Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse
halten und fundierte bzw. effiziente Behand-
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Herzlichst
Ihr
Prof. Dr. Edgar Schäfer,
Tagungspräsident 2016
ZBWL 5/2015