Binnennachfrage stützt Erholung

6. Oktober 2015
BINNENNACHFRAGE STÜTZT ERHOLUNG
Das reale Bruttoinlandsprodukt im Euroraum expandierte im zweiten Quartal 2015 - im Einklang mit unserer
vergangenen Prognose - um 0,4%. Die realwirtschaftliche Aktivität dürfte sich in den beiden Folgequartalen moderat,
aber stetig ausweiten (+0,4% im dritten und +0,5% im vierten Quartal). Gestützt hauptsächlich von der Binnennachfrage
dürfte sich die Zunahme des realen Bruttoinlandsproduktes im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf
voraussichtlich 1,6% beschleunigen, nach 0,9% im vorangegangenen Jahr. Der private Konsum bleibt die Stütze des
Aufschwungs, da die Einkommensperspektiven der privaten Haushalte aufgrund der sich weiter verbessernden
Arbeitsmarktlage gut sind. Der Konsum dürfte im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 1,8% expandieren. Die
Unternehmensinvestitionen werden sich in den kommenden Quartalen wohl ausweiten, wenn auch in sehr mäßigem
Tempo, da die Bauinvestitionen in vielen Ländern weiterhin keine merklich positiven Impulse liefern dürften. Mit einem
Anstieg von 1,7% im Jahr 2015 werden die Investitionen insgesamt aber immer noch aufwärtsgerichtet sein. Unter der
Annahme, dass sich der Preis für ein Fass Rohöl bei 48 US-Dollar und der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar bei
1,12 stabilisieren werden, dürfte sich die Inflation in den kommenden Quartalen leicht beschleunigen und im
Anfangsquartal 2016 bei +0,5% liegen.
Abbildung 1 | Industrieproduktion Eurozone
(saison- und arbeitstäglich bereinigt)
Erholung der Industrieproduktion setzt sich fort
Nachdem
die
Industrieproduktion
in
zwei
aufeinanderfolgenden Quartalen stark zulegte, sank sie im
zweiten Quartal um 0,2%. Im Juli konnte die
Industrieproduktion
jedoch
wieder
einen
Zuwachs
verzeichnen (+0,6% im Vergleich zum Vormonat). Die
Umfrageindikatoren der EU-Kommission vom September
bestätigen die positive Entwicklung im Euroraum.
Im Prognosezeitraum dürfte die Industrieproduktion mit
+0,3% im dritten Quartal und +0,5% in beiden
darauffolgenden Quartalen moderat expandieren. Insgesamt
sollte die Industrieproduktion damit um 1,5% im Jahr 2015
zulegen.
Konjunkturelle Auftriebskräfte bleiben stark
6.0%
Prognose
4.0%
5.0%
2.0%
0.0%
0.0%
q-
-2.0%
-5.0%
-4.0%
-10.0%
-6.0%
-15.0%
-8.0%
-10.0%
Q1 2005
Q3 2007
Q1 2010
ggü. Vorquartal (li. Achse)
Die jüngste Veröffentlichungen zum Bruttoinlandsprodukt
haben die Erwartungen einer moderaten, aber doch soliden
Expansion im zweiten Quartal des Jahres 2015 bestätigt
(+0,4% nach +0,5% im ersten Quartal). Im zweiten Quartal
haben sowohl der private als auch der öffentliche Konsum
stetig zugenommen (+0,3%), während die Zahlen für
Investitionen enttäuschten (-0,5%). Die Ausfuhren (+1,6%)
sind stärker gestiegen als die Einfuhren (+1,0%) und der
Außenbeitrag war positiv.
Die Binnennachfrage sollte die Hauptstütze der
wirtschaftlichen Aktivität im Prognosezeitraum sein. Die
Auslandsnachfrage dürfte sich hingegen im zweiten Halbjahr
2015 aufgrund der Unsicherheit um die künftigen
Entwicklungen in den Schwellenländern und insbesondere in
China abschwächen.
Die verbesserte Arbeitsmarktlage hat positive Auswirkungen
auf die Einkommen der privaten Haushalte und den privaten
Konsum. Diese Entwicklung dürfte sich im Prognosezeitraum
weiter fortsetzen. Zahlreiche Indikatoren und Umfragen
deuten auf eine positive Entwicklung des Konsums in den
kommenden Monaten hin. Nach einer Zunahme von +0,4%
im dritten und vierten Quartal erwarten die Institute eine
Expansion von 0,5% im ersten Quartal 2016.
EIN GEMEINSCHAFTSPROJEKT VON DREI EUROPÄISCHEN INSTITUTEN
10.0%
Q3 2012
Q1 2015
-20.0%
ggü. Vorjahr (re. Achse)
Quelle: Eurostat und ifo-Insee-Istat Prognosen
Abbildung 2 | Bruttoinlandsprodukt Eurozone
(saison- und arbeitstäglich bereinigt)
4.0%
1.5%
Prognose
1.0%
3.0%
2.0%
0.5%
1.0%
q0.0%
0.0%
-0.5%
-1.0%
-1.0%
-2.0%
-1.5%
-3.0%
-2.0%
-4.0%
-2.5%
-5.0%
-3.0%
Q1 2005
Q3 2007
Q1 2010
ggü. Vorquartal (li. Achse)
Q3 2012
Q1 2015
ggü. Vorjahr (re. Achse)
Quelle: Eurostat und ifo-Insee-Istat Prognosen
www.ifo.de
www.insee.fr
www.istat.it
-6.0%
6. Oktober 2015
Die geringere Dynamik bei den privaten Investitionen im
zweiten Quartal 2015 war vor allem auf den Wohnungsbau
– insbesondere in Italien und Frankreich – zurückzuführen.
Die Ausrüstungsinvestitionen stagnierten nahezu, vor allem
da die Bereitschaft, zusätzliche Investitionen zu tätigen,
angesichts des Anstiegs der Unsicherheit in den
Schwellenländern schwach war. Insgesamt dürften die
Bruttoanlageinvestitionen wieder etwas anziehen, der
Anstieg dürfte im Jahr 2015 1,7% betragen. Eine merkliche
Beschleunigung ist jedoch erst Anfang des kommenden
Jahres zu erwarten; im ersten Quartal 2016 werden die
Investitionen
mit
+0,8%
zunehmen.
Das
reale
Bruttoinlandsprodukt dürfte im dritten Quartal mit
vergleichbarem Tempo wie im Vorquartal expandieren
(+0,4%) und sich in den beiden Folgequartalen leicht
beschleunigen (jeweils +0,5%). Insgesamt wird die
realwirtschaftliche Aktivität im Jahr 2015 mit 1,6%
zunehmen.
Prognose 2015, Veränderungen in %
(Saison- und arbeitstäglich bereinigte Werte)
ggü. Vorquartal
ggü. Vorjahr
Q3 - 2015
Prognose
Industrieproduktion
BIP
Konsum
Investitionen
Preistauftrieb bleibt gering
Inflation
Trotz der Beschleunigung der Kerninflation im zweiten
Quartal 2015 verharrt der Preisauftrieb vor allem aufgrund
des jüngsten Rückgangs des Ölpreises auf niedrigem
Niveau. Die jüngste Zunahme der Kerninflation im
September ist hauptsächlich auf die Entwicklung bei den
Dienstleistungen zurückzuführen. Unter der Annahme, dass
der Ölpreis im Prognosezeitraum um 48 USD pro Fass und
der Wechselkurs um 1,12 USD je Euro schwanken werden,
dürfte die Inflationsrate in den kommenden Quartalen
lediglich geringfügig zulegen (+0,2% im vierten Quartal
2015 und +0,5% im ersten Quartal 2016). Für Jahr 2015
erwarten die Institute insgesamt eine Inflationsrate um 0%.
Q4 - 2015
Prognose
0,3
0,5
Q1 - 2016
Prognose
0,7
1,7
1,7
0,4
0,5
1,7
0,4
1,6
0,5
1,8
1,7
0,8
1,8
1,7
0,1
1,6
1,8
0,5
1,8
0,3
1,5
1,1
0,5
1,7
0,4
2015
0,2
1,7
1,0
0,5
0,0
Quelle: Eurostat und ifo-Insee-Istat Prognosen
Abbildung 3 | Inflation Eurozone (HICP)
(Veränderung ggü. Vorjahr)
3.5%
Prognose
2.5%
Risiken
Die jüngsten Entwicklungen in den Schwellenländern und
insbesondere in China bergen Risiken für den Ausblick des
Euroraums.
Eine
starke
Verlangsamung
der
realwirtschaftlichen
Aktivität
der
europäischen
Volkswirtschaften angesichts dieser Turbulenzen ist jedoch
höchst unwahrscheinlich.
1.5%
Gesamtrate
0.5%
Kernrate
Seit Ausbruch der Krise war die Investitionsbereitschaft
eher dürftig. Nach Jahren des Rückgangs der
Kapitalbildung könnten die Bruttoanlageinvestitionen stärker
als erwartet anziehen. Die zunehmende Auslastung der
Produktionskapazitäten macht Erweiterungsinvestitionen
dringlicher. Ein Aufwärtsrisiko für die Konjunktur in den
kommenden Quartalen besteht somit in einer verstärkten
Investitionsbereitschaft.
-0.5%
Q1 2005
Q3 2007
Q1 2010
Q3 2012
Q1 2015
Quelle: Eurostat und ifo-Insee-Istat Prognosen
Anmerkungen
Diese Publikation ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem ifo Institut, dem Insee und dem Istat. Die Schätzungen und Prognosen
werden unter Zuhilfenahme statistischer Prognoseverfahren durch die drei Institute erstellt. Im Mittelpunkt des Projekts steht die
gemeinsame Schätzung (für das abgelaufene Quartal) und Prognose (für das laufende und das folgende Quartal) des realen
Bruttoinlandsprodukts, des Konsums, der Investitionen, der Industrieproduktion und der Inflationsrate in der Eurozone. Weitergehende
Konjunkturprognosen für die Länder Deutschland, Frankreich und Italien:

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ifo Konjunkturprognose, ifo Institut Atanas Hristov
+49 (0) 89 92 24 1228
Conjoncture in France, Insee
Aurélien Fortin
+33 (0) 1 41 17 59 63
Istat
Marco Fioramanti +39 06 46 73 63 03
Nächste Ausgabe: 12. Januar 2015 | Nächster Prognosezeitraum: 2016 Q2
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