Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft Dr. Gabriele Sturm (BBSR Bonn) Tagung 10.-11. September 2015 in Hamburg Zwischen Babylon und Jerusalem Die Kirche als Faktor der Stadtentwicklung Inhalt: Urbane Vielfalt Das Städtesystem in Deutschland Deutschland – ein Einwanderungsland Räumliche (Ungleich-)Verteilung von Ausländern Internationalisierung der Großstädte Residenzielle Segregation in Großstädten Deutschland – ein alterndes Land Räumliche (Ungleich-)Verteilung der Altersgruppen Altersstruktur der Großstadtbevölkerung Deutschland – ein ökonomisch gespreiztes Land Räumliche (Ungleich-)Verteilung von Vermögen Residenzielle Segregation in Großstädten Herausforderungen und Chancen für die Zivilgesellschaft Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 2 Das Städtesystem in Deutschland Deutschland ist ein städtereiches Land mit einer ausgesprochen dezentralen Siedlungsstruktur. Es gibt derzeit 76 Großstädte (Oberzentren mit mehr als 100.000 Einwohnern) 603 Mittelstädte (Ober- und Mittelzentren mit 20.000 bis unter 100.000 Einwohnern) 2.105 Kleinstädte (Grundzentren mit 5.000 bis unter 20.000 Einwohnern) Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 3 Bevölkerungsentwicklung 1990, im Jahr der Deutschen Einheit, hatte Deutschland rund 79,7 Mio. Einwohner. Die Bevölkerungszahl stieg bis 2002 auf rund 82 Mio. und nahm dann langsam stetig ab. Zum Zensus 2011 wurden in Deutschland 80,3 Mio. Menschen gezählt. 30.09.2014 – 81,1 Mio. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 4 Bevölkerungsentwicklung nach Stadt-/Gemeindetyp Seit der Jahrtausendwende gewinnen im Durchschnitt nur Großstädte und ihr Umland an Bevölkerung. Diese Konzentration geht einher mit einer zunehmenden Vielfalt und starken Veränderung der (lokalen) Stadtgesellschaft(en). Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 5 Die Gesellschaft wird bunter Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 6 Deutschland – ein Einwanderungsland Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerungsentwicklung in Großstädten beruht auf Außenwanderungsgewinnen bzw. -verlusten. Seit 2010 nimmt die Zuwanderung nach Deutschland stark zu: Auslöser ist unter anderem das ökonomische Ungleichgewicht auch innerhalb der EU – die Mehrheit der Zuwandernden wie der in Deutschland lebenden Ausländer stammt aus europäischen Staaten – etwa 45% aus EU-Staaten. 2014 lag der Außenwanderungssaldo bei + 550.500 Personen (destatis) Darunter zählt ein Teil der 173.000 Menschen, die 2014 erstmals einen Asylantrag stellten. Als „schutzbedürftig“ wurden von knapp 129.000 bearbeiteten Anträgen etwa 40.600 Flüchtlinge anerkannt (Schutzquote: 31,5%). Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 7 Räumliche Ungleichverteilung Zuwanderung erfolgt vor allem in große Städte: Ausländeranteil lag laut Zensus 2011 in Großstädten bei 12,5% im Vergleich zum Bundesdurchschnitt bei 7,7%. Der West-Ost-Unterschied ist auch 2011 noch deutlich: Ausländeranteil West = 8,7% – Ost einschließlich Berlin = 3,7%. In den Flächenländern variiert Ausländeranteil zwischen 11,1% in Hessen und 1,5% in Thüringen. Anteile sind inzwischen höher – aber Größenverhältnisse sind seither unverändert. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 8 Umgebungswahrnehmung von Ausländern Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 9 Internationalisierung der Großstädte Der Ausländeranteil ist auch in den Großstädten (hier 50 Städte der IRB) sehr unterschiedlich. Er lag 2013 zwischen 34% in Offenbach und knapp 4% in Chemnitz, Erfurt und Rostock. Im Durchschnitt hatte in den IRB-Städten 15% der Bevölkerung keine deutsche Staatsangehörigkeit. Mit durchschnittlich 21% war der Ausländeranteil vergleichsweise am höchsten in den Großstädten Bayerns und Baden-Württembergs. Am sichtbarsten sind sie in westdeutschen Städten in den Innenstadtstadtteilen. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 10 Residenzielle Segregation in Großstädten Der unterschiedliche Zugang von Individuen zu den Ressourcen einer Gesellschaft in Abhängigkeit von Lebensphase / Generation, Konfession / Religion, Herkunftsland / Ethnie oder sozialem Status / Milieu wird als Segregation bezeichnet. Segregation ist ein Vorgang der Entmischung. Residenzielle Segregation ist dann die ungleiche Verteilung der betrachteten Bevölkerungsgruppe auf die Wohngebiete einer Stadt. Der Segregationsindex SI zeigt für Ausländer in deutschen Großstädten unterschiedliche WohnIntegration bzw. -Segregation: Werte liegen zwischen 0,10 für Heidelberg und 0,39 für Chemnitz ( ! Erstaufnahmelager für Sachsen). Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 11 Auswirkung der Staatsangehörigkeit auf Segregation Ausländer ist in Selbst- wie Fremdwahrnehmung nicht gleich Ausländer. So ist für Zugewanderte aus bestimmten Herkunftsländern höhere residenzielle Ungleichverteilung festzustellen: Für EU2007-Bürger/innen liegt der SI-Wert zwischen 0,12 in Heidelberg und 0,54 in Dortmund. Für Türk/innen liegt der SI-Wert zwischen 0,13 in Offenbach und 0,51 in Berlin (! Ost versus West). Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 12 Ausländer in deutschen Großstädten – Zwischenfazit Die Ungleichverteilung der internationalen Migration in und nach Deutschland hängt (bislang) einerseits mit Siedlungsstruktur und wirtschaftlichem Potenzial der Städte und Regionen und andererseits mit historischen Besonderheiten der Ost-WestEntwicklungen zusammen. Bei residenzieller Segregation in einer Stadt sind der gesellschaftliche Stellenwert des ausweisenden Merkmals – hier Ausländer, Türken, EU2007-Bürger – und im Hinblick auf die Wohnstandortverteilung die Mechanismen der lokalen Wohnungsmärkte zu berücksichtigen. Von 2005 bis 2013 hat die Bevölkerung in den hier herangezogenen 47 IRB-Städten um 3,7% (auf 21,2 Mio.) zugenommen – die Zahl der dort lebenden Ausländer um 11,3% (auf 3,2 Mio.) . Der Ausländeranteil stieg in den acht Jahren von 14,1% auf 15,2%. Zwei Drittel des Großstadtwachstums 2009-2013 ist auf den positiven Außenwanderungssaldo Deutschlands zurückzuführen. Die Stadtgesellschaften werden eindeutig „bunter“ – sprachlich, religiös, kulturell. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 13 Die Gesellschaft wird älter ? Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 14 Deutschland – ein alterndes Land Im Vergleich zu allen Staaten dieser Erde ist Deutschland ein Land mit einer sehr alten Bevölkerung. Das ist am mittleren Alter oder an der Alterspyramide ablesbar: https://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide/ . Insgesamt gibt es derzeit 20 (Klein-)Staaten, in denen das Durchschnittsalter über 40 Jahre liegt. Medianalter: 36,2 Jahre Hamburg, 10. September 2015 45,4 Jahre 49,1 Jahre Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 15 Altersstruktur der Großstadtbevölkerung Bundesweit sind Personen mit Migrationshintergrund jünger als jene ohne Migrationshintergrund (Durchschnittsalter 33,8 gegenüber 44,6 Jahre), weitaus häufiger ledig (45,3% gegenüber 38,1%), und der Anteil der Männer unter ihnen ist höher (50,8% gegenüber 48,5%). Bei den unter 5-Jährigen stellen Personen mit Migrationshintergrund ein Drittel dieser Altersgruppe. Für die IRB-Städte ist die Bevölkerung mit Migrationshintergrund noch nicht abzubilden – aber es gibt das Merkmal „Mehrstaater“ (zwischen 1% in Weimar oder Jena und 13% in Bielefeld). Städtische Kindheit und Jugend ist stark geprägt durch kulturelle Vielfalt. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 16 Altersstruktur – Zwischenfazit Die verschiedenen Generationen bedürfen differenzierter Angebote bzw. Unterstützung. Die demografische Alterung geht – trotz Anhebung des Renteneintrittsalters – mit einer Verringerung des Anteils Erwerbsfähiger und Erwerbstätiger einher. Infolgedessen wächst deren Belastung. Ökonomisch erscheint deshalb die Zuwanderung junger, qualifizierter Kräfte als wünschenswert. Analysen aus dem IAB belegen, dass aktuell die steigende Zuwanderung auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu einer Ausweitung des Arbeitsangebots geführt hat ohne dass zugleich die Arbeitslosigkeit gestiegen ist. Allerdings geht dies mit einer Ausweitung der Beschäftigung in Helfer- und Anlerntätigkeiten, mit häufiger Arbeitnehmerüberlassung und Werkverträgen, mit einer zunehmenden Zahl von Arbeitsverhältnissen unterhalb des Qualifikationsniveaus der Beschäftigten und mit entsprechendem Druck auf das Lohnniveau einher; zeigen sich erhebliche regionale Disparitäten – vor allem Problemkonzentrationen (hohe Arbeitslosen- und Leistungsbezieherquoten) in wirtschaftlich weniger starken Großstädten. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 17 Die Gesellschaft wird reicher ??? Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 18 Deutschland – ein ökonomisch gespreiztes Land Die ökonomischen Potenziale sind regional ungleich verteilt. Dies wirkt sich auf Binnenwanderungen aus und führt zu „Wachstum“ bzw. „Schrumpfung“. Das BIP/Erwerbstätige/1000 als Maß für die regional erbrachte wirtschaftliche Leistung variiert zwischen 39,6 in Eisenach / 43,2 in Gera 114,2 in München / 117,8 in Ingolstadt Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 19 Regionale Spreizung der Einkommen Die Unterschiede bezüglich der regionalen Wirtschaftsstärke bemerken die Erwerbstätigen in ihren Geldbörsen. 2012 variierte auf Ebene der 402 Kreise das mittlere monatliche Bruttoeinkommen zwischen 1845 € im Erzgebirgskreis und 4284 € in Ingolstadt (INKAR online: http://www.inkar.de/). Die 41 Kreise mit den geringsten Medianeinkommen (< 2108 €) sind Landkreise in den ostdeutschen Bundesländern. Bundesmittel: 2754 € im Westen 2900 € – im Osten 2135 € Definition: Mittlerer Wert der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten am Arbeitsort (ohne Auszubildende) in € 2012 – Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 20 Umgebungswahrnehmung von Einkommenshöhen Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 21 Arbeitslosigkeit 2012 lag die Arbeitslosenquote auf Ebene der 402 Kreise zwischen 1,2% in Eichstätt / 2% in Erding, Donau-Riess, Pfaffenhofen, Unterallgäu und 14,3% in Gelsenkirchen / 14,9% in Bremerhaven / 16,4% in der Uckermark. Im Vergleich der Kreistypen liegt die Quote mit 9,2% in Großstädten deutlich höher als in anderen Kreisen. Bundesdurchschnitt 6,8% im Westen 5,9% - im Osten 10,7% Die Anteile der Arbeitslosen an der erwerbsfähigen Bevölkerung sind zwar niedriger, ergeben aber ein ähnliches Bild. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 22 Umgebungswahrnehmung von Arbeitslosigkeit Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 23 Transferleistungen 2012 lag der Anteil SBG-II-Empfänger_innen auf Ebene der Kreise zwischen 1% in Eichstätt / 1,3% in Pfaffenhofen, Unterallgäu / 1,5% in Freising und 22,7% in Bremerhaven / 21,5% in Gelsenkirchen / 21,4% in der Uckermark. Im Vergleich der Kreistypen liegt die Quote mit 14% in Großstädten deutlich höher als in anderen Kreisen. Bundesdurchschnitt 9,5% im Westen 8% - im Osten 15,4% Umgekehrt sieht es für Grundsicherung im Alter aus: bundesweit 2,4% im Westen 2,6% - im Osten 1,7%. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 24 Residenzielle Segregation in Großstädten Räumliche Ungleichverteilung von Armut (-srisiken) ist nicht nur im regionalen Vergleich festzustellen, sondern mehr oder weniger in jeder Stadt. Hier wird wiederum der Segregationsindex SI für die Messung der residenziellen Ungleichverteilung verwendet. Für die Verteilung von Empfänger_innen von SGB-II-Leistungen auf Stadtteile liegen die Werte zwischen 0,11 für Offenbach / 0,16 für Karlsruhe / 0,19 für Mainz und 0,39 für Erfurt oder Weimar / 0,41 für Rostock. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 25 Ökonomische Spreizung – Zwischenfazit Deutschland hat die jüngste Finanzkrise so gut wie kaum ein anderer europäischer Staat überstanden und gilt nicht nur in Europa als wirtschaftliches Schwergewicht. Die hauptsächliche Wertschöpfung findet dabei in großen Städten statt. Aber auch Armut findet sich dort nach wie vor deutlich häufiger. In 2015 waren bislang durchschnittlich jeden Monat mehr als 500.000 offene Stellen gemeldet (2009 nur 300.000) – davon sind rund 100.000 seit längerem unbesetzt. Die Arbeitslosenquote sinkt insgesamt zwar langsam – gleichwohl waren im August fast 2,8 Mio. Menschen arbeitslos gemeldet (konstante Sockelarbeitslosigkeit). Mit 30,7 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und 7,4 Mio. geringfügig entlohnt Beschäftigten ist die Erwerbsbeteiligung derzeit sehr hoch. Allerdings steigen die Unternehmensgewinne deutlich stärker als die mittleren Einkommen der Erwerbstätigen. Zudem geht die Schere zwischen niedrigen und hohen Einkommen immer weiter auseinander. Die Armen bleiben arm – die Reichen werden immer reicher Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 26 Gesellschaftlicher Wandel ist zugleich Herausforderung und Chance Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 27 Herausforderungen Die ökonomische Spreizung beeinflusst Chancen bezüglich gesellschaftlicher Sichtbarkeit, Anerkennung und Teilhabe – sowohl der Individuen als auch ganzer Bevölkerungsgruppen. Deren Potenziale können sich infolgedessen nur begrenzt entwickeln und in das Gemeinwesen einbringen. Der Bedarf an finanziellen, sozialen und kulturellen Ressourcen, um Integration (genauso wie Inklusion) schnell und nachhaltig zu gewährleisten, ist hoch und wird oft unterschätzt. Zudem werden nach wie vor soziale und kulturelle Kompetenzen gering bewertet. Zuwandernde sind oft Projektionsfolie für Benachteiligte und vom Leben Enttäuschte, die ihrerseits unter ihren Mangelerfahrungen leiden. Trotz der aktuellen Erfahrungen mit „Willkommenskultur“ erfordert eine fortbestehende latente Fremdenfeindlichkeit weitere Thematisierung und Bearbeitung. Nachdenken über Gleichstellung wie ein auf Gleichberechtigung/-wertigkeit gerichtetes Handeln hat viele Facetten von Differenz (alte und neue) im Blick zu behalten – wobei der eigene Standort immer wieder neu zu klären ist. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 28 Chancen Urbanität bedeutet (schon immer) Vielfalt und Veränderung. Städte entstehen aus dieser Mischung und ihrem permanenten Wandel. Durch die Alterung der Gesellschaft existiert eine enorme Erfahrungsvielfalt, die in einem Zusammenwirken der Generationen zum Tragen kommen kann. Durch Zuwanderung wird die Gesellschaft in Deutschland jünger. Die zusätzlichen Arbeitskräfte erhöhen mittelfristig die ökonomische Leistungsfähigkeit / den Wohlstand. Die zunehmende internationale Vernetzung ist nicht nur für ökonomische Entwicklung förderlich, sondern ermöglicht auch eine Zunahme an (gesellschaftlichem) Wissen und Erfahrung, an Toleranz (Kontakthypothese) und Erkenntnis. Kulturelle Vielfalt, die religiöse Vielfalt einschließt, ermöglicht – sobald mensch sich darauf einlässt – gegenseitiges Verstehen und auf Dauer individuelle Kreativität wie gesellschaftlichen Frieden. All dies erfordert neben Bereitschaft vor allem Zeit zum Hinsehen und Zuhören. Hamburg, 10. September 2015 Danke für Ihre Aufmerksamkeit 29 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft BBSR-Veröffentlichungen zum Themenfeld BBSR (Hg.) / Körner-Blätgen, Nadine & Sturm, Gabriele (Bearbeitung) (2015). Informationen aus der vergleichenden Stadtbeobachtung: Internationale Migration in deutsche Großstädte (BBSRAnalysen KOMPAKT 11/2015). Bonn: BBR. BBSR (Hg.) / Milbert, Antonia (Bearbeitung) (2015). Wachsen oder schrumpfen? (BBSR-Analysen KOMPAKT 12/2015). Bonn: BBR. BBSR (Hg.) / Waltersbacher, Matthias & Held, Tobias (Bearbeitung) (2015). Wohnungsmarktprognose 2030 (BBSR-Analysen KOMPAKT 7/2015). Bonn: BBR. BBSR (Hg.) / Schürt, Alexander & Göddecke-Stellmann, Jürgen (Bearbeitung) (2014). Kleinräumige Wohnungsmarkttrends in Großstädten (BBSR-Analysen KOMPAKT 9/2014). Bonn: BBR. BBSR (Hg.) / Müther, Anna-Maria & Waltersbacher, Matthias (wiss. Redaktion) (2014). Zwischen Erhalt, Aufwertung und Gentrifizierung - Quartiere und Wohnungsbestände im Wandel (Informationen zur Raumentwicklung, 4.2014). Stuttgart: Franz Steiner. BBSR (Hg.) / Skowski, Juliane (wiss. Redaktion) (2014). Zuwanderung, Armut, Verantwortung (Informationen zur Raumentwicklung, 6.2014). Stuttgart: Franz Steiner. BBSR (Hg.) / Cârstean, Anca (wiss. Redaktion) (2013). Migration und Stadt (Informationen zur Raumentwicklung, 5.2013). Stuttgart: Franz Steiner. Hamburg, 10. September 2015 Urbane Vielfalt – wachsende Herausforderungen für die Zivilgesellschaft 30
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