Schimmeldekontamination an einem großen Grundaktenbestand des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam Jana Moczarski 1 2 Einleitung: Das Brandenburgische Landeshauptarchiv hatte im Zuge eines Umzuges des gesamten Magazinbestandes die Möglichkeit, einen großen Bestand an Grundakten, welche durch frühere ungeeignete Lagerung verschmutzt und durch Aufbewahrung in zu feuchtem Raumklima teilweise mit Mikroorganismen kontaminiert waren, zu reinigen. Die Vorarbeiten: Vor der Ausschreibung wurde durch den Auftraggeber ein umfassendes Gutachten der Schäden und Mengen erstellt. Die Menge des verschmutzten Archivgutes wurde erfasst und durch viele hundert Messungen mittels eines ATP/AMP-Messgerätes die Kontamination der Akten bestimmt. Die Akten wiesen vor der Reinigung hohe ATP/AMP-Werte (in RLU) auf. Bei der nachfolgenden Ausschreibung erhielt die ZFB GmbH - Zentrum für Buch erhaltung den Zuschlag. 5 Die stark verschmutzten und kontaminierten Bestände sollen gereinigt und unter eine verträg liche Grundbelastung gebracht werden, um die Bestände wieder für Benutzer gefahrlos nutzbar zu machen. Als Qualitätsgradmesser wurde die Methode der ATP/AMP Messung gewählt. Diese Wischtesterme thode gibt schnell Auskunft über die vorhandene Keimbelastung und kann die Erniedrigung der Keimbelastung nach einer Reinigung messen. Die Menge der ausgewählten Akten belief sich auf ca. 1.600 lfm, wovon 203 lfm auf einen stark innen und außen verschimmelten kleineren Teilbestand entfielen, 1.400 lfm auf einen zumeist außen stark verschmutzten großen Grundaktenbestand. 3 Die Zielstellung: 4 Die Herausforderung der Logistik: Wichtig war, die Masse an Akten schnell und zuverlässig auszuheben und ohne die Reihenfolge durcheinander zu bringen abzutransportieren, zu reinigen und wieder zu reponieren. Die Mitarbeiter des ZFB bildeten bei der Abholung Teams und schafften es trotz hoher Regale, innerhalb von 2 Wochen 279 Paletten a 16 Boxen an Akten auszuheben. Die Bearbeitung der Masse: Bei der Bearbeitung dieser Menge an Akten war es notwendig, neue Wege zu suchen, um die zuverlässige Abarbeitung zu gewährleisten. Sehr wichtig war die fortlaufende QUALITÄTSKONTROLLE, da man schnell bemerkte, dass normale Stichproben, wie bei der Bearbeitung kleinerer Bestände, nicht ausreichten. Die Akten waren sehr hartnäckig verschmutzt und es musste ein Weg gefunden werden, eine Kontrolle jeder Akte zu ermöglichen. Diese Aufgabenstellung wurde gelöst, indem eigens hierfür ein spezielles System etabliert wurde, welches die Reinigung und Umverpackung in einzelne Arbeitsschritte zerlegte und so eine effektivere Abarbeitung erlaubte. Es wurde eine sogenannte Reinigungsstraße eingerichtet, das heißt, alle Arbeitsschritte der Reinigung, Qualitätskontrolle und Dokumentation wurden hintereinander an verschiedenen Stationen abgearbeitet. Die fortlaufende Dokumentation umfasste Fotos von Akten jedes Teilbestandes, Vorher- und Nachher-Messungen mittels ATP/AMP und die stichprobenartige Messungen des RLU-Wertes zur Qualitätskontrolle. Reinigungsstraße •Aufschnüren Bündel •Zählen •Absaugen Bündel •Laufzettel ausfüllen 6 •Sortieren (Schimmel innen) •Verpacken in Seidenpapier und Jurismappe •jede Akte einzeln gründlich absaugen •gründliche Reinigung mit Latexschwamm und Druckluft unter Reiner Werkbank Fazit und Ausblick: Insgesamt wurde Archivgut in über 115.000 Einzelakten gereinigt. Die Reinigung dauerte im Zweischichtsystem sieben Monate. Die Reinigung eines so großen Akten bestandes brachte viele Herausforderungen mit sich. Diese reichten über die Organisation der Logistik, die qualitätsvolle kontinuierliche Abarbeitung, bis hin zur Dokumentation und Qualitätskontrolle. Die Einrichtung einer Reinigungsstrasse konnte die Probleme im Hinblick auf die Kontinuität der Reinigungstiefe lösen da jede Akte durch eine Qualitätskontrolle ging. Vorteil war auch, dass die Verpackung gleichförmiger und besser wurde, da nicht jeder Konservierungsassistent am Platz mit Handschuhen die Pakete schnüren musste. Sehr schwierig war die Reinigung der oftmals porösen Akten oberflächen, es musste viele Male mittels Latexschwamm gewischt werden, um die erforderlichen Reinigungstiefe zu erreichen. Die RLU Messung erwies sich als gutes Hilfs mittel, um die Reinigung messbar zu machen. Nicht alle Akten waren unter den erwünschten Wert von 800 RLU zu bringen, im Vergleich zu den hohen Vorher-Werten dokumentiert aber auch eine starke Herabsetzung der RLU Werte den Reinigungserfolg. Mit guter Organisation und kontinuierlicher Kontrolle ist es möglich, solch große Bestände qualitätsvoll abzuarbeiten. Wichtig ist vor allem eine gute und vertrauensvolle Kommu nikation zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, um solche schwierigen und zeitintensiven Aufgaben lösbar zu machen. •Qualitätskontrolle jeder Akte •Dokumentieren •Endverpackung
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