Silvio Hildebrandt – Hürden trotz Handicap gemeistert Herr

Silvio Hildebrandt – Hürden trotz Handicap gemeistert
Herr Hildebrandt wurde bereits mit einer Behinderung geboren. Wegen seiner
Erblindung besuchte er eine spezielle, allgemeinbildende Schule in Chemnitz und
schloss diese mit der Mittleren Reife ab.
Er absolvierte von September 2010 bis August 2013 eine schulische Ausbildung
zum Masseur und medizinischen Bademeister an einer Schule für blinde und
sehbehinderte Menschen in Chemnitz. Den für sein Praktikum bis März 2014
erforderlichen Praktikumsbetrieb suchte sich Herr Hildebrandt selbst. Trotz hoher
Motivation, Fleiß und erfolgreich absolviertem Praktikum erfolgte leider keine
Übernahme durch diesen Arbeitgeber.
Eigenständig bemühte sich Herr Hildebrandt um einen neuen Arbeitsplatz. Dabei
musste er jedoch feststellen, dass sich dies ohne Unterstützung sehr schwierig
gestaltet. Ihm blieb leider nur der Weg, sich arbeitslos zu melden und beim
Jobcenter Erzgebirgskreis Arbeitslosengeld II zu beantragen.
Im ersten gemeinsamen Gespräch bei der persönlichen Ansprechpartnerin im
Jobcenter Erzgebirgskreis wurden Möglichkeiten der individuellen Unterstützung
für Herrn Hildebrandt und mögliche Förderleistungen an potentielle Arbeitgeber
aufgezeigt. Der Arbeitgeberservice des Jobcenters wurde einbezogen, um eine
assistierte Vermittlungen zu organisieren. Dabei wurden Stärken und Schwächen
des Herrn Hildebrandt gemeinsam besprochen.
Der Arbeitgeberservice fand eine engagierte Arbeitgeberin, welche in Sachsen
eine weitere Praxis der Physiotherapie Sprenger mit Hauptsitz im Fichtelgebirge
eröffnen wollte und dafür einen Physiotherapeuten suchte.
Herr Hildebrandt und seine Arbeitgeberin, Frau Sprenger
Foto: Bretschneider JC ERZ
Die Arbeitgeberin, Frau Sprenger, signalisierte, dass sie auch einen Masseur mit
Behinderung einstellen würde. Die eventuell vorhandenen Minderleistungen
könnten durchaus mittels eines Eingliederungszuschusses abgemildert werden.
Mit dem Einverständnis von Herrn Hildebrandt wurde er der Arbeitgeberin auch
unter Hinweis auf die Behinderung vorgeschlagen. Frau Sprenger hatte in ihrer
beruflichen Vergangenheit Erfahrung mit blinden Physiotherapeuten und dies
sollte sich als Glücksumstand erweisen. Sie war sehr aufgeschlossen, den jungen
Mann kennen zu lernen und sich von ihm ein Bild zu machen. Nach den ersten
Vorstellungsgesprächen wurde sehr schnell deutlich, dass sich Herr Hildebrandt
diese Tätigkeit zutraut, auch wenn für eine Einstellung noch einige Hürden zu
bewältigen waren.
Für eine erfolgreiche Integration war es notwendig, dass sich Herr Hildebrandt
weitere spezielle berufliche Kenntnisse aneignete. Sein grundsätzliches Interesse
für Weiterbildungen hatte er frühzeitig erklärt und er war bereit, auch Kenntnisse
der manuellen Lymphdrainage zu erlernen. Wegen der spezifischen
Beeinträchtigung kam eine solche Weiterbildung Ende 2014 nur in Leipzig in
Betracht. Herr Hildebrandt sah auch das unproblematisch, was die
Mitarbeiterinnen des Jobcenters immer wieder staunen lies. Und natürlich
beendete er die Weiterbildung erfolgreich.
Zur endgültigen Eignungsabklärung und zur zielgerichteten Integration bewilligte
das Jobcenter Erzgebirgskreis für den Zeitraum von Januar 2015 bis März 2015
die Finanzierung einer Probebeschäftigung für Herrn Hildebrandt in der
Physiotherapie Annett Sprenger in Burkhardtsdorf (Sachsen). Hierbei wurde auch
der Bedarf an technischen Hilfsmitteln, so zum Beispiel ein Laptop mit
blindenspezifischem Programm, und die notwendige Arbeitsplatzausstattung
erhoben.
Herr Hildebrandt bei der Arbeit
Foto: Bretschneider JC ERZ
Die Probebeschäftigung schloss Herr Hildebrandt erfolgreich ab, so dass er ab
01.06.2015 eine versicherungspflichtige Beschäftigung bei Frau Sprenger
aufnehmen
konnte.
Das
Jobcenter
bewilligte
ihr
dafür
einen
Eingliederungszuschuss.
Frau Sprenger geht äußerst intensiv auf die Belange des jungen Mannes ein und
sondiert sehr sorgfältig, welche Patienten er eigenständig übernehmen kann. Sie
beobachtet aber auch, dass er mit seinen Aufgaben wächst und stetig
selbständiger wird. Dies bestätigt ihr, dass es der richtige Entschluss war, Herrn
Hildebrandt eine Chance in ihrer Praxis zu geben und ihn als Masseur zu
beschäftigen.
Ein Umzug in die Nähe des Arbeitsplatzes ist geplant, denn der Arbeitsweg stellt
bis heute eine große Herausforderung für Herrn Hildebrandt dar, obwohl für ihn
ein Fahrdienst eingerichtet wurde.
Diese
erfolgreiche
Integration
war
durch
die
Mitwirkung
mehrerer
Leistungsträger möglich. Das Jobcenter Erzgebirgskreis, der zuständige RehaTräger und auch der Kommunale Sozialverband (KSV) haben hier hervorragend
zusammen gearbeitet.
Wir wünschen Herrn Hildebrandt und Frau Sprenger weiterhin viel Freude und
Erfolg bei ihrer gemeinsamen Arbeit.
Foto: Bretschneider JC ERZ
Jobcenter Erzgebirgskreis
Januar 2016