Die AKAD für gymnasiale Matura, Passerelle, Berufsmaturität und Handel. Effizient. Sicher. Individuell. KAKADU 0215 Semester-Bulletin für Studierende, Mitarbeitende und Ehemalige EDITORIAL Matura als Ausgangspunkt Liebe Akadianerinnen, liebe Akadianer Nachdem wir in den vergangenen Ausgaben die AKADCollege-Lehrgänge Handelsschule, Berufsmatura und Passerelle vertieft haben, schliessen wir den Zyklus mit der Matura ab. In dieser Ausgabe sprechen wir mit einer profilierten Bildungspolitikerin. Wenn man im Bildungsbereich über Schule und Matura spricht, dann kommt man an einer Person nicht vorbei: Frau Regine Aeppli. Sie äussert sich im KAKADU zur Matura und welche Kompetenzen Maturanden aus ihrer Sicht heutzutage erfüllen müssten. Ein zentrales Element unserer Schule sind unsere Lehrmittel, die früher aus dem hauseigenen AKAD Verlag kamen und heute von Compendio Bildungsmedien produziert werden. Der Unternehmensleiter von Compendio ist selbst ein ehemaliger AKAD-College-Absolvent. Er weiss sehr genau, wo unsere Studierenden der Schuh drückt und wie die Lehrmittel der Zukunft aussehen sollen. Zudem stellen wir Ihnen in diesem KAKADU eine Künstlerin vor, die schon seit Jahren auf einem ausser gewöhnlich hohen Niveau Geige spielt. Wie vereinbart sie das Geigenspielen mit der Matura? Die Antwort lesen Sie in diesem KAKADU. Wiederum freue ich mich über tolle Abschlussresultate: Von unseren promovierten Kandidatinnen und Kandidaten haben in der Matura 92% und in der Passerelle 77% bestanden. In der Hausmatura haben alle Kandidierenden bestanden (100%). Auch unsere Berufsmaturandinnen und -maturanden waren erfolgreich: 85% der Studierenden in Bern und 86% der Studierenden in Zürich haben die BM-Prüfung bestanden. Ebenso erfolgreich waren die Studierenden der Handelsschule: Im Büro fachdiplom waren 79% erfolgreich, beim Handelsdiplom waren es sagenhafte 100%. Das Qualifi kationsverfahren, dessen Prüfung jährlich stattfindet, haben 84% bestanden. Herzliche Gratulation allen erfolgreichen Studierenden von AKAD College! Allen Lesern des KAKADU wünsche ich einen schönen Winter! Ronnie Sturzenegger, Rektor AKAD College Herausgeber AKAD College, Ronnie Sturzenegger ([email protected]), Jungholzstrasse 43, 8050 Zürich, Telefon 044 307 33 90 — Redaktion www.ammann-pr.ch — Konzeption/Realisation www.dezemberundjuli.ch — Herstellung www.edubook.ch — Erscheinungsweise KAKADU erscheint 2-mal jährlich — Gesamtauflage 6100 Exemplare, nächste Ausgabe Mai 2016 — Nachdruck Nur mit Hinweis «aus dem Semester-Bulletin KAKADU von AKAD College» gestattet In dieser Ausgabe Aus einer Lehrerfamilie in die «AKAD-Dynastie» _3 Melanie Böhmer Neugierde als Triebfeder _4 Dr. iur. Guido Hensch Perspektivenreichtum erweitert den Horizont _5 Jürgen Weder, Unternehmensleiter Compendio «Die Nachmittage gehören der Geige» _7 Violinistin Elea Nick Podestplätze – Herzliche Gratulation! _9 Geeignete Fragetechnik perfektionieren _11 Maturaarbeit zum Projekt «Windpark Bilten» Mit kleinen Schritten in die richtige Richtung _12 IDPA zum Thema Organspende Bereichernde Doppelsicht auf Weltliteratur _13 Ringvorlesung «Recht und Unrecht» 32 Laufkilometer amtliche Dokumente _14 VEDA-Generalversammlung vom 29. Mai Fähigkeit zum akademischen Studium gewährleisten _15 Interview mit alt Regierungsrätin Regine Aeppli 3 MELANIE BÖHMER Aus einer Lehrerfamilie in die «AKAD-Dynastie» Mit 25 Jahren den Master in der Tasche und ein Jahr darauf das Diplom für das Höhere Lehramt geschafft. Melanie Böhmer hat die akademische Stufe nach ihrer eigenen Matura am AKAD College im Eiltempo erreicht. Seit Januar steht sie an der Jungholzstrasse selbst vor Klassen und unterrichtet Englisch. Ihr einwandfreies Deutsch lässt es erahnen: Melanie Böhmer kommt ursprünglich aus unserem nördlichen Nachbarland. Wie gelangte sie für ihre Matura in die Schweiz und ans AKAD College? «Ich war von klein auf eine hoch interessierte Schülerin. In Niedersachsen machte mir das damit verbundene ‹Streber-Bashing› der Klassenkolleginnen zunehmend zu schaffen. Nach einem Internatsjahr in der Ostschweiz wechselte ich definitiv ans AKAD College. Schon mein Vater hatte seinerzeit an der AKAD Deutschland einen Wirtschaftsabschluss gemacht. Er versicherte mir, dass das Selbststudium und die speziell dafür zugeschnittenen Lehrmittel ihresgleichen suchen.» Zum besonderen Wert der Matura meint sie: «Man wird durch sie zum Generalisten mit Tiefenschärfe. Die erworbene breite Allgemeinbildung befähigt wirklich zu jeglicher Art von Universitätsstudium.» Strukturieren und Freiräume öffnen Dass Melanie Böhmer Lehrerin werden wollte, hatte sie schon mit zwölf Jahren beschlossen. «Nur die bevorzugten Fächer haben sich verändert. Zuerst wollte ich in den Fussstapfen meines Grossvaters Geschichtslehrerin werden, dann sah ich mich als Klavierlehrerin. Tatsächlich studierte ich schliesslich in Zürich Englisch und Deutsch.» Zur Wahl für das erste Nebenfach inspirierte sie übrigens AKADCollege-Lehrerin Regula Baumann. «Sie vermittelte den Stoff mit einem Enthusiasmus, der nicht nur mich ansteckte. Es gelang ihr hervorragend, die kompakte Materie im knapp bemessenen Präsenzunterricht so zu vermitteln, dass doch stets Freiräume zur eigenen Reflexion blieben.» Seit diesem Januar ist Melanie Böhmer selbst als Lehrerin am AKAD College tätig. Wie hat sie den Seitenwechsel von der Schulbank an die Wandtafel erlebt? «Ich unterrichtete bereits während des Studiums Englisch auf Sekundarstufe. Somit war ich mit dem Unterrichten an sich schon etwas vertraut. Am AKAD College musste ich mich allerdings zuerst daran gewöhnen, dass etliche Studierende älter waren als ich.» Mündlich ist nicht schriftlich Wenn Melanie Böhmer aus ihren Erfahrungen im Unterricht erzählt, ist bereits eine fundierte Expertise sichtbar. Sie betont die Wichtigkeit eines durchdachten Drehbuches für jede Lektion. «Das ist für mich der Schlüssel, um Inhalte effizient zu vermitteln und gezielt Fenster zur kreativen Vertiefung zu öffnen.» Interessant sind ihre Feststellungen zur Sprachkompetenz ihrer Studierenden: «In der Aussprache sind die meisten heute auf hohem Niveau. Schon nur im Vergleich zu meiner Zeit als AKADSchülerin ist das Englische in unserem Alltag wohl noch omnipräsenter geworden.» In einem anderen Bereich redet sie ihren Schützlingen indessen von Anfang an ins Gewissen: «Im Englischen und vor allem im American English nimmt man es als ‹native› mündlich mit den Zeitformen ziemlich locker. Da ist vieles zu hören, was aus grammatikalischer Sicht nicht astrein ist. Gerade deshalb muss sich jeder bewusst sein, dass z. B. bei wissenschaftlichen Publikationen, d. h. im schriftlichen Gebrauch, viel striktere Regeln gelten.» «Am AKAD College musste ich mich allerdings zuerst daran gewöhnen, dass etliche Studierende älter waren als ich.» Melanie Böhmer: «Ich war von klein auf eine hoch interessierte Schülerin.» 4 DR. IUR. GUIDO HENSCH Neugierde als Triebfeder Dass er dereinst als erfolgreicher Zürcher Rechtsanwalt tätig sein würde, wurde Guido Hensch nicht an der Wiege gesungen. Doch es zeigte sich früh, dass er grosses Interesse am Wissen und an dessen Vernetzung besass. Schon während der Lehre schnupperte er in AKAD Lektionen. in andere hineinzudenken, um ihre vielschichtigen, manchmal auch gegensätzlichen Beweggründe nachvollziehen zu können.» Als Kind einer Arbeiterfamilie im Kreis 3 – der Vater Lastwagenchauffeur und die Mutter Telefonistin – war für Guido Hensch ein akademischer Weg nicht auf Anhieb vorgezeichnet. Zunächst absolvierte er eine Lehre als Vermessungszeichner bzw. Geodät, wie der Beruf heute heisst. Guido Hensch hatte dabei die Wahl zwischen einer Lehrstelle bei der Stadtverwaltung und einer Lehrstelle bei einem Ingenieur- und Vermessungsbüro. Er entschied sich, wohl auch einer frühen Intuition zum eigenen Unternehmertum folgend, für den Kleinbetrieb mit dem hohen Mass an Eigenverantwortung und entsprechendem Gestaltungsfreiraum. Der Saldo ist positiv Vor allem als Strafrechtler ist Guido Hensch nicht selten mit den negativen Seiten des Homo sapiens konfrontiert. Den mitunter durch die Matura gefestigten Glauben ans Gute im Menschen, seine Entwicklungsfähigkeit, hat das jedoch nicht erschüttert. «Der Mensch bzw. die Menschheit ist gewiss ambivalent; oft konstruktiv und manchmal destruktiv. Per saldo fällt die Bilanz aber eindeutig positiv aus. Was die Gesellschaft an individuellen Errungenschaften zustande gebracht hat, überwiegt die Schattenseiten für mich bei Weitem.» Erstkontakt mit den «grünen Heften» Schon während der Lehre schnupperte Guido Hensch in den bekannten grünen AKAD Lektionen. «Ein Arbeitskollege machte mich darauf aufmerksam, dass man sich damit autodidaktisch viel Wissenswertes aneignen kann und sie effizient auf die Matura vorbereiten.» Nach der Lehre wusste er umso mehr, was er wollte. Er gab drei Jahre Vollgas und hatte das Maturitätszeugnis in der Tasche. «Aus meiner Zeit an der Jungholzstrasse sind mir vor allem prägende Lehrerfiguren in Erinnerung geblieben. Vorbilder, deren ‹feu sacré› mich ansteckte.» «L’appetit vient en mangeant» Zum Jus-Studium kam Guido Hensch eher zufällig. «Ich hatte und habe ein Faible für Physik und Naturwissenschaften. Mit Blick auf die vergleichsweise hohe Arbeitsmarktfähigkeit in der Privatwirtschaft begann ich zuerst mit Elektrotechnik an der ETH.» Dies erwies sich allerdings als geballte Ladung. Zudem wurde auch klar, dass der von Guido Hensch geschätzte und gesuchte direkte Kontakt mit anderen Menschen wohl weniger ausgeprägt wäre als in anderen Berufen. Während der Unteroffiziersschule hatte Guido Hensch Gelegenheit, sich mit etlichen Kollegen auszutauschen, die Recht studierten. Damit war ein Zeichen gesetzt und die Materie begann ihn mehr und mehr zu interessieren. Ein Schlüsselerlebnis war ein Erfolg vor Gericht, als er schon vor dem Lizenziat einen Mandanten in einer Auseinandersetzung mit einer Versicherungsgesellschaft geschickt vertrat. Gegenüber ganzheitlich erfassen Mittlerweile ist Guido Hensch schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert selbstständiger Anwalt. Er hat sich auf Strafrecht, Scheidungen und Ausländerrecht spezialisiert. Ist da der integrale, universelle Ansatz, den eine Matura vermittelt, von Nutzen? Guido Hensch: «Ganz gewiss. Einerseits umfasst das Recht grundsätzlich alle Belange unseres Lebens, privat und beruflich, d. h., es spielt im Alltäglichen und in jeder Branche. Andererseits lässt sich kaum ein Fall nur durch die Reduktion auf rechtlich abstrakte Normen für alle Involvierten befriedigend lösen. Ob Mandant, Gegenpartei, Richter oder Staatsanwalt – gefragt ist die Fähigkeit, sich Guido Hensch hatte auch ein Faible für Physik und Naturwissenschaften. «Aus meiner Zeit an der Jungholzstrasse sind mir vor allem prägende Lehrerfiguren in Erinnerung geblieben. Vorbilder, deren ‹feu sacré› mich ansteckte.» 5 JÜRGEN WEDER, UNTERNEHMENSLEITER COMPENDIO Perspektivenreichtum erweitert den Horizont Ein Harvard-Professor und das Eintauchen in die erhabene Architektur des ETH-Hauptgebäudes in Zürich waren Auslöser, dass Jürgen Weder als eidg. dipl. Analytiker/Programmierer die Matura nachholen wollte. Die damit erworbene Fähigkeit, die Realität von unterschiedlichen Warten aus zu studieren, ist gerade in seiner heutigen Aufgabe mit Blick auf die Digitalisierung der Bildungsmedien gefragt. Eine Ausnahme ist Jürgen Weder nicht, wenn ihn Schlüsselmomente auf den Weg Richtung Matura brachten. Er erinnert sich: «Ich bereitete mich nebenberuflich auf den Abschluss als eidg. dipl. Analytiker/Programmierer vor. Am gleichen Institut holten andere die Matura nach. Dass man das konnte, hatte ich zuvor vermutlich gar nicht so richtig gewusst.» Das Interesse war geweckt und keimte weiter: «Gemeinsam mit einer Bekannten aus Boston – der Tochter eines Harvard-Professors – ging ich zu einem Fest an die ETH. Ich war tief beeindruckt von der architektonischen Erhabenheit dieser Hallen.» Elektrisiert von der Anziehungskraft der akademischen Welt, wusste er: «Dahin will ich auch!» «Am AKAD College habe ich im Wechselspiel von Disziplin und Neugierde gelernt, Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.» Der Komplexität der Realität gerecht werden Ein Blick in den Lebenslauf von Jürgen Weder zeigt einen Fokus, der durchaus auf den Erwerb unmittelbar nutzbarer Fachkompetenzen ausgerichtet ist: KV-Abschluss, eidg. dipl. Analytiker/Programmierer sowie – nach der Matura – ein abgeschlossenes HSG-Studium in Finanzen, Rechnungswesen und Controlling. Nun ist aber auf dem Weg zur Matura angeeignetes Wissen im Berufsleben meist nicht eins zu eins anwendbar. Weder chemische Verbindungen noch die einwandfreie Beherrschung des «subjonctif» waren matchentscheidend, dass Jürgen Weder später erfolgreicher Geschäftsführer und Inhaber einer eigenen Softwareentwicklungsfirma wurde. Was also spricht für diesen einzigartig facettenreichen Fächerkanon einer Matur? «Am AKAD College habe ich im Wechselspiel von Disziplin und Neugierde gelernt, Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Für mich ist das eine Voraussetzung, um der Komplexität der Realität gerecht zu werden. Die richtig anspruchsvollen Probleme lassen sich nur auf dieser Basis lösen.» Potenzial der Digitalisierung konsequent ausschöpfen Mit dem Einstieg als Unternehmensleiter bei der Compendio Bildungsmedien AG im Januar dieses Jahres kamen viele positive Erinnerungen an sein früheres Lernen am AKAD College hoch. «Es gab viele AKAD Lernhefte, die mich so richtig reingezogen haben. Schweizer Geschichte, Algebra und Analysis … Ich habe jeweils gespannt auf ‹mein Paket› gewartet und versucht, den Stapel klein zu halten. Damals – man kann es sich kaum mehr vorstellen – haben wir die Lösungen noch per Post eingesandt und handschriftlich korrigiert zurückerhalten.» Und was kennzeichnet für den Quereinsteiger ins Verlagswesen ein gutes Lehrmittel? «Es vermittelt aktuelles Wissen, hat anschauliche Beispiele und ist attraktiv aufbereitet. Es ‹übersetzt› abstrakte Begriffe in meine Realität (zeigt die Relevanz fürs Leben) und regt mich zum Denken an. Und klar, es soll mir das Bestehen einer Prüfung ermöglichen.» Jürgen Weder und seine rund 50 Kolleginnen und Kollegen bei Compendio suchen derzeit Antworten auf die spannende Frage, wie das Lehrmittel der Zukunft im Kontext von Print, E-Book und E-Learning aussehen soll. Eines steht dabei fest: Gerade die unterschiedlichen Meinungen bzw. der Perspektivenreichtum im CompendioTeam ebnen den Weg zu innovativen Lösungen. Die Lehrmittel von morgen bieten Nutzern einen «À-la-carte-Zugang», bei dem der digitale Teil dank Interaktivität weit mehr als eine PDF-Version der ursprünglichen Printfassung ist. Die Vision ist für Jürgen Weder klar. Lehrmittel von morgen bieten einen «À-la-carte-Zugang». 7 VIOLINISTIN ELEA NICK «Die Nachmittage gehören der Geige» Als vielversprechende Nachwuchsmusikerin hat Elea Nick einen dicht bepackten Terminkalender mit Konzertauftritten und Geigenunterricht bei international renommierten Lehrern. Gleichzeitig hat sie sich als Ziel auch die Matura auf die Fahne geschrieben. Das speziell auf Musiker und Sportler zugeschnittene Profil bei AKAD College bietet ihr die Flexibilität, die sie zur Verwirklichung ihrer Laufbahnpläne braucht. Sie stammen aus einer Musikerfamilie. War der Weg von Anfang vorgezeichnet, dass Sie ebenfalls eine künstlerische Laufbahn einschlagen würden? An sich schon. Ich habe mich als kleines Mädchen jedoch zunächst ans Klavier gesetzt. Geige wollte ich zuerst partout nicht spielen, schliesslich führten schon meine Mutter und meine ältere Schwester den Bogen. Warum fiel Ihre Wahl dann doch auf die Violine? Als ich im Alter von fünfeinhalb Jahren an einem Klassenkonzert meiner Schwester zuhören durfte und kleine Kinder wie mich sah, brach das Eis. «Das Profil ‹Sport und Musik› am AKAD College passte da sehr gut zu meinen Bedürfnissen.» Meine Mutter mietete eine Geige, die wir in die Sportferien mitnahmen. Sie spielte mir am Anfang eine einfache Melodie vor, die ich offenbar sofort nachspielen konnte. Und selbst nach einem Skitag musizierte ich noch. Dieser Wille und die Begabung lösten auch bei meinen Eltern – die zuerst skeptisch waren – ein Aha-Erlebnis aus. Wie verbinden Sie das Üben mit dem Lernen für die Matura im Alltag? Wochentags gehe ich am Vormittag zur Schule, die Nachmittage gehören der Geige. Ich übe normalerweise in Begleitung meiner Mutter. Am Abend lerne ich in der Regel für die Matura. auftreten. Besondere Höhepunkte sind natürlich auch Konzerte, an denen man mich mit Standing Ovations ehrt. Und an welchem Ort aufzutreten wäre für Sie das Nonplusultra? Ganz klar: die Carnegie Hall in New York. Was erachten Sie als Ihren bisher grössten Erfolg als Violinistin? Es gibt viele Erfolgserlebnisse. 2013 ging ich als Siegerin eines Wettbewerbs in Novosibirsk hervor. Kürzlich konnte ich im Hallenstadion Zürich Gibt es ein Lieblingsstück oder sogar einen Lieblingskomponisten? Einen Lieblingskomponisten weniger, ein Lieblingsstück schon. Es ist «Tzigane» von Maurice Ravel. Was treibt Sie an, die Matura zu machen? Ich bin vielseitig interessiert und sehe in der Matura zugleich eine zusätzliche Sicherheit. Sollte ich als Musikerin nicht den angestrebten Erfolg haben, stehen mir ganz viele andere Türen offen. Wie kamen Sie auf das AKAD College als Bildungspartner? In der Primar- und der Sekundarschule in Meilen kam man uns entgegen. Ich war von verschiedenen Fächern befreit, sodass genug Zeit zum Üben blieb. Uns war klar, dass das danach an einer «normalen» Kantonsschule mit einem relativ starren Stundenplangerüst nicht mehr so einfach sein würde. Meine Mutter machte sich nach einem geeigneten Institut auf die Suche. Das Profil «Sport und Musik» am AKAD College passte da sehr gut zu meinen Bedürfnissen – auch künftig, denn ich habe ein Jungstudium am Mozarteum in Salzburg begonnen, weshalb ich ab dem Herbst noch öfters im Ausland sein werde. «Geige wollte ich zuerst partout nicht spielen», erinnert sich Elea Nick, die den Bogen mittlerweile meisterhaft virtuos führt. 9 P O D E S T P L Ä T Z E – H E R Z L I C H E G R AT U L AT I O N ! Gymnasiale Matura Handelsdiplom Stefanie Martinelli (110.5 Punkte) 2. Platz Isabel Gilli (104.5 Punkte) 3. Platz Eliane Christen (103.5 Punkte) Sabrina Novakovic (Note 5,7) 2. Platz Maja Dietiker Angelo Maggiore (Note 5,5) Passerelle Bürofachdiplom 1. Platz Simone Bretscher (25.5 Punkte) 2. Platz Stefan Helfenberger (24.5 Punkte) 3. Platz Basil Achermann Philip Freienmuth Maria Goffi (23.0 Punkte) 1. Platz Berufsmaturität Maura Crottogini Brigitte Ries Roy Hiltebrand (Note 5,8) 2. Platz Corinne Schnidrig-Schmid (Note 5,7) 3. Platz Michèle Wyss Peter Ceha (Note 5,6) 1. Platz 1. Platz Sabine Wellinger (Note 5,7) 2. Platz Carmen Fatzer (Note 5,4) 3. Platz Katharina Ehrsam (Note 5,3) 1. Platz EFZ B-Profil Anna Niendorf (Note 5,6) 2. Platz Sara Blake (Note 5,5) 3. Platz Roman Roschi (Note 5,3) 1. Platz EFZ E-Profil Julia Bock Rebecca Weibel (Note 5,6) 2. Platz Fabienne Meyer Joel Müller (Note 5,1) 1. Platz 10 Die Besten B E S T E G Y M N A S I A L E M AT U R A Stefanie Martinelli Mit der Zeit machte das Lernen immer mehr Spass Nach der Volksschule begann Stefanie Martinelli mit der Maturavorbereitung in einem Lernstudio in Kaltbrunn. Dort bekam sie wertvolle Tipps zu Lernmethoden und zur Organisation des Selbststudiums mit auf den Weg für ihre Zeit am AKAD College. «Dank dem selbstständigen Lernen konnte ich später parallel dazu noch einen Nebenjob ausüben und somit viele praktische Erfahrungen in der Berufswelt machen, was mir sehr zusagte.» Die Ursachen für ihre Glanzmatura sind vielschichtig. Sie mag sehr gerne Sprachen, Biologie und Geografie. So fiel es ihr in diesen Fächern auch leicht, Erfolge zu erzielen. Besonders aber betont Stefanie Martinelli: «Was mir unglaublich geholfen hat, gerade auch während der schwierigen Schlussprüfungen, war mein Glaube und meine Beziehung zu Gott. Dies gab mir sehr Kraft. Ein weiteres prägendes Erlebnis war, dass das Lernen mit der Zeit und mit dem angehäuften Hintergrundwissen immer mehr Spass machte. Dadurch entwickelte ich eine richtige Leidenschaft für einzelne Fächer, was sich auch deutlich auf die Noten auswirkte. Nun will ich selbst Seklehrerin werden. Ich arbeite sehr gern mit Kindern und Jugendlichen und hoffe, etwas von meiner Erfahrung weitergeben zu können.» B E S T E PA S S E R E L L E Stefan Helfenberger Lehrer wissen genau, worauf es ankommt Mit 24.5 Punkten erreichte Stefan Helfenberger bei der Passerelle ein Topresultat. Er meint zu seinem Lern erfolg: «Die Passerellenprüfung abzulegen, ohne eine Vorbereitungsschule besucht zu haben, scheint mir unmöglich. Die Lehrer bei AKAD College wissen genau, worauf es ankommt. Ich erhielt viele prüfungsspezifische Inputs, welche mir zum Erfolg verhalfen. Ausserdem schätzte ich, dass ich mir den grössten Teil des Schulstoffs zu Hause aneignen konnte. Da ich ein Vollzeitarbeitspensum leistete, musste ich meine Zeit optimal nutzen. Die Lehrmittel sind so abgestimmt, dass ich nur das lernen musste, was für die Prüfung tatsächlich verlangt wurde.» Mit Blick auf einzelne Fächer beanspruchten Geschichte, Biologie und Geografie offenbar am meisten Lernzeit. Diese investierte er aber gern, weil sein Interesse wirklich gross war. Und die eigentliche Knacknuss? «Physik bereitete mir am meisten Mühe.» Nach einem Semester Lernpause beginnt Stefan Helfenberger im Februar 2016 ein Fernstudium in Rechtswissenschaften an der Fernuni Schweiz. «Es ermöglicht mir wiederum, die Lernzeit bei ständiger Arbeitstätigkeit optimal auf Beruf und Familie abzustimmen.» MOTIVIERENDES FEEDBACK «Sehr grosses Kompliment an die Lehrerschaft» Romeo Albrecht, der die Passerellenprüfung im vergangenen Februar abgelegt hat, meldete dem AKAD College zurück: «Ich muss der ganzen Lehrerschaft der AKAD ein sehr grosses Kompliment aussprechen. Sämtliche Lehrer haben uns mit unglaublichem Elan und Engagement auf die Prüfungen vorbereitet. Die Lehrerschaft verfügt über eine unglaubliche Fachkompetenz. Abschliessend ist meinerseits festzuhalten, dass das Konzept der AKAD den staatlichen Schulen, insbesondere denen mit Passerellenlehrgang, bei Weitem den Rang abläuft.» 11 M A T U R A A R B E I T Z U M P R O J E K T « W I N D P A R K B I LT E N » Geeignete Fragetechnik perfektionieren Stefanie Martinelli nahm in ihrer Maturaarbeit die Bevölkerungsakzeptanz für einen Windpark im glarnerischen Bilten unter die Lupe. Die im Fach Geografie eingereichte, von Regina Hürlimann betreute Arbeit führte sie zu wertvollen Erkenntnissen, worauf im Kontext von Meinungsforschung besonders zu achten ist. Von ihrem Wohnort in Kaltbrunn war Stefanie Martinelli während ihrer Zeit am AKAD College regelmässig unterwegs in den Nachbarort Bilten. Dort half sie an der Kasse in einem «Dorflädeli» aus. «Ich wunderte mich, dass es mich in Bilten manchmal fast fortblies, während es in Kaltbrunn praktisch windstill war.» Ihre Feststellung weckte ihre Neugierde und den Gedanken, dass die Lage an sich für Windenergie geeignet sein müsste. Sie googelte – und siehe da: In Bilten gibt es in der Tat ein Projekt für einen Windpark mit fünf Rädern. Das Thema für ihre Maturaarbeit war geboren: «Ich wollte die Akzeptanz für dieses Projekt in der Bevölkerung ausloten.» Mit dem potenziell gewinnbaren Strom liessen sich dereinst 4000 bis 6000 Haushalte, d. h. ein grosser Teil der Gemeinde Glarus Nord, versorgen. Der Bau der Anlage wäre indessen mit Investitionen von rund 50 Millionen Franken verbunden. kationsstrategie für die Promotoren des Projektes, zu dem die Stimmbevölkerung gegebenenfalls noch Stellung nehmen wird. Stefanie Martinelli stellt auch fest: «Durch die mündlichen Interviews erreichte ich automatisch eine sehr hohe ResponseQuote, was bei schriftlichen Fragebögen schwieriger gewesen wäre. Im mündlichen Gespräch weiss man als Interviewer aber nicht, ob Befragte sich zu Weniger Fragen, mehr Hintergrundmotive Stefanie Martinelli führte Interviews mit 140 Bewohnerinnen und Bewohnern, ein insgesamt guter demografischer Querschnitt. Nach eingehender Vorarbeit, in der sie sich auch physikalisch und klimatisch mit Windkraft befasste, begann sie mit der Erarbeitung eines Fragebogens. Diesen testete und verfeinerte sie sozusagen in einer Alpha- und einer Beta-Version. Die Resultate enthalten nicht nur Aufschlussreiches mit Blick auf die Kommuni- Windkraft besitzt grosses Potenzial und wird gleichzeitig mit Blick auf Landschaftsschutz kontrovers diskutiert. einer wirklich offenen Antwort getrauen.» Generell ist die Verfasserin zur Einsicht gekommen, dass eine weitere Reduktion der Anzahl Fragen mehr Abklärungen zu den Hintergründen spezifischer Einstellungen und Meinungen erlaubt hätte. Ein gutes Beispiel dafür ist die Frage, ob man sich selbst eine finanzielle Beteiligung, z. B. in Form von Aktien, am Projekt vorstellen könne. Auffallend viele verneinten dies. Liegt das nun daran, dass man seine finanziellen Präferenzen in einem Interview nicht gerne offenlegt? Oder sind latente Vorbehalte da, weil es sich beim Projekt um ein Start-up handelt? Oder spielt der Gedanke mit, dass «grüne Energie» an sich nicht unter kommerziellen Gesichtspunkten betrachtet werden sollte? Stefanie Martinelli kommt zum Schluss: «Wenn man mit weniger Fragen ins Gespräch startet, bleibt genügend Raum, um die individuellen Motive zu erforschen.» «Ich wollte die Akzeptanz für dieses Projekt in der Bevölkerung ausloten.» 12 I D PA Z U M T H E M A O R G A N S P E N D E Mit kleinen Schritten in die richtige Richtung Die Schere öffnet sich. Schweizweit warteten letztes Jahr 1370 Personen auf eine Organspende. Aber nur knapp über 500 tatsächlich transplantierte Patienten weist die Statistik aus. Wie man wirkungsvoll Gegensteuer geben kann, klärte Rahel Capaul in ihrer Interdisziplinären Projektarbeit IDPA. Eine gewisse berufliche Affinität zum Thema ist durchaus gegeben. Rahel Capaul ist gelernte Tiermedizinische Praxisassistentin und arbeitete während der Vorbereitungszeit auf die Berufsmatura am AKAD College nebenher als Fachangestellte Gesundheit in einem Spital. «Ich hatte an sich zunächst das Thema Reanimation im Kopf, gelangte dann aber während meiner Erstrecherchen über Hirnschäden und Hirntod auf das Issue Organ spende.» finden die allermeisten Menschen Organspende an sich eine gute Sache. Wenn man aber nachhakt, wer selbst einen Spenderausweis besitzt, lichten sich die Reihen massiv. Rahel Capaul: «Dann ist es weniger als jede zehnte Person.» Und wie hält es die Verfasserin selbst? «Ich besitze ebenso wie meine Mutter einen Ausweis. Wir spenden übrigens auch regelmässig Blut und stellen uns zudem als mögliche Spenderinnen für Knochenmark zur Verfügung.» Grosse Diskrepanz Aufklärungsoffensive Die Zahlen sprechen für sich und zeigen den Handlungsbedarf. 2013 standen 1274 Patienten auf der Warteliste 110 Spendern gegenüber. 2014 ist die Differenz noch ausgeprägter: 1370 Wartende und nur noch 99 Spenderinnen und Spender. Rahel Capaul fand in ihrer von Andreas Aemissegger betreuten IDPA noch mehr heraus: Gemäss den im Rahmen der IDPA durchgeführten Befragungen Rahel Capaul legt in ihrer Untersuchung plausibel dar, dass sich der Organmangel in der Schweiz kaum mit einer politischen «Hauruck-Übung» bewältigen lässt. Die in Spanien geltende Widerspruchsregel liesse sich in unserer direkten Demokratie kaum einführen. Auf der Iberischen Halbinsel ist von Gesetzes wegen stillschweigend mit einer möglichen Organentnahme einverstanden, wer «Ich hatte an sich zunächst das Thema Reanimation im Kopf, gelangte dann aber während meiner Erstrecherchen über Hirnschäden und Hirntod auf das Issue Organspende.» nicht schriftlich explizit seinen anderslautenden Willen (eben den Widerspruch) geäussert hat. Ein solch radikaler Wechsel dürfte an der Stimmurne bis auf Weiteres chancenlos sein. Daher begrüsst Rahel Capaul die derzeitige Strategie der kleinen Schritte, wie sie der Bundesaktionsplan definiert: «Präsenz an den Schulen, Enttabuisierung des Themas und Aufklärung z. B. darüber, dass man Rahel Capaul ist derzeit noch an der Passerelle und will danach an der Universität Zürich Humanmedizin studieren. als Hirntoter wirklich tot ist, gehen in die richtige Richtung. Wir tun gut daran, latente Ängste in der Bevölkerung ernst zu nehmen. Einige von mir Befragte äusserten z. B. die Befürchtung, dass man als registrierter ‹Nichtspender› nach Einführung der Widerspruchsregel benachteiligt werden könnte, sollte man selbst einmal auf eine Organspende angewiesen sein.» 13 RINGVORLESUNG «RECHT UND UNRECHT» Bereichernde Doppelsicht auf Weltliteratur Die zweite und die dritte Ringvorlesung im diesjährigen Zyklus widmeten sich beide bekannten Büchern. Zunächst bot die «Chronik eines angekündigten Todes» einem Literaturwissenschafter und einem Rechtsgelehrten Anlass zu freundschaftlicher Debatte. Abschliessend stand das Buch der Bücher im Zentrum. Mit der «Chronik eines angekündigten Todes» von Gabriel García Márquez hatten der Bundesstrafrichter Prof. Dr. Peter Popp und der emeritierte Literaturprofessor José Manuel Lopez ein ideales literarisches Werk zur analytischen Gegenüberstellung von Recht und Sitte. Literatur und Recht bzw. Literatur und Unrecht bzw. sogar Literatur als Recht lassen sich hierbei sehr gut als gesellschaftliches Phänomen ausloten. Davon profitieren beide Fachdisziplinen. Der Rechtsgelehrte erweitert seinen Horizont dank symbolischen, werkimmanenten oder hermeneutischen Erläuterungen des Philologen. Dieser wiederum gelangt durch die im Kontext der «Chronik» durchaus zentralen juristischen und prozesstechnischen Kenntnisse zu einem erweiterten Interpretationsansatz. Die an der Ringvorlesung vom 21. Mai anwesenden Gäste kamen in den Genuss einer freundschaftlichen Debatte, zu der viele gleich selbst in der anschliessenden Frage- und Diskussionsrunde angeregt beitrugen. Das Werk von Gabriel García Márquez steht dabei exemplarisch für Dutzende von Büchern mit weltliterarischem Niveau, in deren Mittelpunkt Grundfragen von Recht und Sittlichkeit stehen. Von Kleists «Michael Kohlhaas» über Gotthelfs «Schwarze Spinne» bis zu Dürrenmatts «Der Richter und sein Henker». Fulminanter Schlusspunkt aus theologischer Sicht Innerhalb der inspirierenden Trilogie – den Auftakt hatte zu Jahresbeginn Strafrechtler Daniel Jositsch gemacht – der Ringvorlesung setzte Jesuitenpater Franz-Xaver Hiestand Anfang Juli einen fulminanten Schlusspunkt aus theologischer Sicht. Er verstand es, sich aus verschiedenen Perspektiven dem Phänomen Recht und Unrecht aus biblischer Perspektive zu nähern. Dabei wurde klar, das Buch der Bücher ist vom Sündenfall bis zum Jüngsten Gericht voll von Bezügen zum Kernthema; ob die Gesetzestafeln von Moses, die erschlichene Segnung von Jakob oder die Bergpredigt. Selbstbeschränkung der Mächtigen bzw. Recht und Gerechtigkeit Lernten gegenseitig vom Standpunkt des anderen: Bundesstrafrichter Prof. Dr. Peter Popp und José Manuel Lopez, emeritierter Professor für spanische und hispanoamerikanische Literatur an der Universität von Bern. zum Schutz der Benachteiligten, das jedenfalls ist mitunter eine Errungenschaft christlich-jüdischer Tradition. 14 V E D A - G E N E R A LV E R S A M M L U N G V O M 2 9 . M A I 32 Laufkilometer amtliche Dokumente Es ist zur Tradition geworden. Anlässlich ihrer jährlichen Generalversammlung kamen die VEDA-Mitglieder erneut in den Genuss einer herausragenden Führung. Dieses Mal tauchte man in die Geheimnisse bzw. räumlichen Tiefen des Zürcher Staatsarchivs ein. Der bisherige VEDA-Präsident übergab sein Amt unter Akklamation seinem Nachfolger, Rektor Ronnie Sturzenegger. gniert von Ludwig dem Deutschen. Was alles bewahrt das Staatsarchiv für unbeschränkte Zeit auf? Obligatorisch ist die Dauerarchivierung für sämtliche Regierungsrats- und Kantonsratsbeschlüsse bzw. Mandate – wie man vor der Gründung des Kantons als politischer Körperschaft Anfang des 19. Jahrhunderts sagte. Von Profanerem, d. h. Scheidungsurteilen, Protokollen einer Bezirksschulpflege oder Krankengeschichten, finden lediglich 3 Prozent aller Akten Aufnahme ins Staatsarchiv. Die Nachwelt soll dereinst wissen, wie anno 2015 eine ausgefüllte Steuererklärung aussah oder ein Polizeirapport bei einem Bagatellunfall. «Pullover besser nicht in der Garderobe lassen, sondern mitnehmen.» Der einleitende Hinweis der fachkundigen Führerin durchs Zürcher Staatsarchiv erweist sich als berechtigt. In den unterirdischen Geschossen, den eigentlichen Tresoren der Vergangenheit des bevölkerungsreichsten schweizerischen Kantons, ist es kühl. So und vor allem nicht zu feucht mögen es die Millionen von amtlichen Dokumenten, die dort eingelagert sind. 32 Laufkilometer sind es derzeit, jährlicher Zuwachs 1 Kilometer. Vielen nicht bekannt: Das Staatsarchiv hortet nicht nur historische Schätze, sondern sammelt auch exemplarisch zeitgenössische Akten wie Steuererklärungen und Krankengeschichten. Der VEDA-Vorstand setzt sich aus vier Mitgliedern zusammen. Auf dem Bild v. l. n. r.: Markus Meier, Manuela Klemenz und Präsident Ronnie Sturzenegger. Nicht auf dem Bild: Damian Bethke. Fundus für künftige Historiker Nicht ohne Ehrfurcht gruppieren sich die zahlreich anwesenden VEDA-Mitglieder um das älteste Originaldokument – die lateinische Gründungsurkunde des Klosters Fraumünster, datiert von 853 und si- Verdienter Dank an Robert Brawer Die ordentliche Generalversammlung ging anschliessend an der Jungholzstrasse in gewohnt zügiger Weise vonstatten. Im Vorstand kam es nebst dem Neuzugang von Manuela Klemenz (beste Maturandin am AKAD College im Herbst 2008) auch zu einem Wechsel im Präsidium. Nach vier erfolgreichen Jahren übergab Robert Brawer den Stab an Ronnie Sturzenegger. Der neue Präsident und Rektor von AKAD College verdankte den Einsatz von Robert Brawer mit anerkennenden Worten. Auf das grosse Engagement des bisherigen Präsidenten ist es massgeblich zurückzuführen, dass die VEDA heute ein wertvolles Netzwerk darstellt und in jüngerer Vergangenheit einen spürbaren Mit gliederzuwachs verzeichnen durfte. 2014 zählte der Verein 273 Mitglieder. 15 I N T E R V I E W M I T A LT R E G I E R U N G S R Ä T I N R E G I N E A E P P L I Fähigkeit zum akademischen Studium gewährleisten Während dreier Legislaturperioden (2003 bis 2015) war Regine Aeppli Bildungsdirektorin des Kantons Zürich. Im Gespräch mit KAKADU erläutert sie die Entwicklungen und den Stellenwert der Matura im heutigen Bildungswesen. Zugleich verrät sie, wie sie ihre eigene Gymizeit in Erinnerung hat. Das Anforderungsprofil der Maturanden hat sich innerhalb der letzten zwei, drei Jahrzehnte markant verändert. Was steht heute im Vordergrund? Der Bildungsauftrag ist grundsätzlich der gleiche geblieben: Mit der Matur soll die Fähigkeit zum akademischen Studium gewährleistet werden. Gegenüber früher hat die Auftrittskompetenz heute eine wichtigere Bedeutung. Das gilt aber für alle Schulen. Kooperative Lernformen, bei denen man sich wie später im Berufsleben zu einem gemeinsamen Ergebnis zusammenraufen muss, gehören heute zur Grund ausrüstung. Die Maturaquote ist immer wieder ein intensiv diskutiertes Thema in der Öffentlichkeit. Die Unterschiede sind selbst unter den Gemeinden im Kanton Zürich beträchtlich. Gibt es aus Ihrer Sicht einen sinnvollen Richtwert? Die Maturitätsquote ist für mich kein bildungspolitischer Wegweiser, sondern ein statistischer Wert. Die Unterschiede innerhalb des Kantons haben zum Teil mit der Distanz zu den Mittelschulen zu tun. In der Stadt Zürich ist das Angebot weitaus am grössten, die Maturitätsquote ebenfalls. Einen nach wie vor grossen Einfluss auf die Bildungslaufbahn ihrer Kinder haben die Eltern. Die Quote liegt im Kanton Zürich bei knapp 20 Prozent. Das ist im Vergleich zu BaselStadt oder Genf mit gegen 35 Prozent bescheiden, wenn man bedenkt, dass der Kanton Zürich mit seinen drei Fachhochschulen, der ETH und der UZH das grösste Hochschulzentrum des Landes ist. Viel wichtiger als die Quote ist, dass die Maturandinnen und Maturanden über die erforderlichen Kompetenzen für ihr Studium verfügen. Im Zusammenhang mit der Evaluation des Maturitätsanerkennungsreglements von 1995 steht genau diese Frage im Zentrum. Das führt weiter als der Vergleich von Maturitätsquoten. Können Sie das konkretisieren? Zu den Kompetenzen für ein Hochschulstudium gehört z. B. die Fähigkeit, eine anspruchsvolle Mathematikaufgabe zu analysieren und zu lösen. Aber auch das Erkennen von strukturellen Gesetzmässigkeiten in den Sprachen ist massgebend, weshalb ich auch eine Befürworterin des Lateins bin. Statt zu streiten, wer die Definitionsmacht über die Hochschulreife haben soll, sind die Mittel- und die Hochschulen in einen Dialog getreten und haben – ganz pragmatisch – Massnahmen getroffen, um die Gelingens bedingungen zu stärken. Dazu gehören z. B. Angebote für sehr Begabte wie auch solche für jene, welche Gefahr laufen, im Studium zu scheitern. Für mich ist die Gewährleistung der Hochschulreife durch die Mittelschulen richtig und wichtig. Aber natürlich nicht ohne kritisches Hinschauen und Überprüfen. Und genau das ist der Weg, den auch die EDK in meiner Zeit als Bildungsdirektorin beschritten hat. Wo sehen Sie die grössten Unterschiede in der Ausbildung von Berufsmaturanden und Gymnasiasten? Zunächst ist mir die Feststellung wichtig, dass unser duales Bildungssystem eines der besten ist. Es gewährleistet den Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben – wie kein anderes. Zudem – und das ist der zweite grosse Vorteil – ist es durchlässig. Mit der Berufsmatura, den Fachhochschulen und den Passerellen gibt es nun mehr als einen Königsweg. Die Chancengleichheit ist dadurch auch für jene gegeben, die den Knopf – wie man so sagt – etwas später auftun. Trotzdem ist es immer noch ein Privileg, das Gymnasium zu besuchen, denn die Allgemeinbildung und der Zugang zu musischen Angeboten haben in der Berufsbildung eine vergleichsweise untergeordnete Bedeutung. Meines Erachtens würde die Berufsbildung noch attraktiver, wenn die Allgemeinbildung verstärkt würde. Wer eine solide Basis hat und auch in Fremdsprachen versiert ist, kann mit Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt besser umgehen. Was waren in Ihrer langen Amtszeit als Bildungsdirektorin des Kantons Zürich die grössten Issues und Erfolge mit Blick auf die Matura? In meine ersten Jahre fiel die erwähnte Evalua tion des Maturitätsanerkennungsreglements. Die Resultate gaben den Anstoss zum Dialog zwischen Mittel- und Hochschulen, lösten aber auch einen Diskurs innerhalb der Mittelschulen aus. Die Überprüfung und die Absicherung von gemeinsam definierten Kompetenzen im Verlauf der Mittelschulzeit und nicht erst bei der Matur sind Teil dieses Vorhabens. Ich verspreche mir davon für die Maturanden auch mehr Übereinstimmung von Wunsch und Wirklichkeit im Studium. Und welche Baustellen sehen Sie für die nähere Zukunft? «Baustelle» ist der richtige Begriff. Anfang der 2030er-Jahre wird das in den letzten Jahren deutliche Wachstum der Schülerzahlen auf der Sekstufe II ankommen. Wir haben in den 1960er-Jahren im Kanton Zürich viele neue, grosszügig konzipierte Mittelschulen gebaut. Sie sind heute am Anschlag ihrer Kapazität. Noch in meiner Zeit als Bildungsdirektorin hat der Regierungsrat die Notwendigkeit von zwei bis drei neuen Mittelschulen erkannt und ihre Planung in Auftrag gegeben. Viele Vorarbeiten dazu sind geleistet. Der Prüfstein wird wie immer der Kantonsrat sein, der die neuen Standorte genehmigen und die entsprechenden Kredite sprechen muss. Wie haben Sie Ihre eigene Gymizeit in Erinnerung? Sehr gut. Ich besuchte die Kanti in Wetzikon. Für mich hatte dieser Ort im Vergleich zum damals verträumten Uerikon am Zürisee, wo ich aufwuchs, schon fast etwas Städtisches (lacht). Ein Austauschjahr in den USA vermittelte mir zudem viele neue Impulse und beflügelte mich, nach der Rückkehr bis zur Matura Vollgas zu geben. Was schätzen und was vermissen Sie seit Ihrem Rücktritt als Regierungsrätin am meisten? Die Arbeit und der Kontakt mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fehlen mir; positiv erlebe ich die Befreiung aus dem engen und streng getakteten Terminkorsett. Regine Aeppli: «Gegenüber früher hat die Auftrittskompetenz heute eine wichtigere Bedeutung.»
© Copyright 2024 ExpyDoc