Becher, Lukas (1994) „Kognitive und akustische Einflüsse auf das Erleben kombinierter Geräusche echter und künstlicher Quellen.“ Standort: Fachbibliothek Erziehungswissenschaft/Psychologie Mo - Fr 9 - 18 Uhr Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf D-40225 Düsseldorf [email protected] Telefon: (0211) 81-12900 (Information) Telefax: (0211) 81-13054 Betreuung: Prof.K.Th.Kalveram [email protected] Der akustische und kognitive Kontext, in dem Geräusche auf einen Hörer treffen, sind wichtige Faktoren des Lärmerlebens. Die vorliegende Arbeit stellte sich die Aufgabe, das Zusammenwirken von akustischen und kognitiven Faktoren auf das Erleben kombinierter Geräusche zu untersuchen. Ein Bachgeräusch, ein Industriegeräusch und ein künstliches Rauschen von jeweils 40 Sekunden Dauer und gleichem Mittelungspegel wurden als Hintergründe verwendet. Auf jeden Hintergrund wurden die Aufnahmen einer LkwVorbeifahrt in sechs verschiedenen Entfernungen gemischt. Als quasi letzte Entfernungstufe wurden die Hintergründe ohne Lkw dargeboten. In einem teilhierarchischen geschachtelten Zweigruppenplan hörte die erste Versuchsgruppe den echten Bachhintergrund mit der Instruktion für einen Bach und das künstliche Rauschen mit der Instruktion für ein Industriegeräusch. Gruppe zwei hörte demgegenüber das echte Industriegeräusch mit der Instruktion für eine Industrie und das künstliche Rauschen mit der Instruktion für einen Bach. Zur Kontrolle des Versuchsdesigns wurden beiden Gruppen die Lkw auf einer Leeraufnahme dargeboten. Jede Versuchsperson hörte jeden Hintergrund siebenmal, und zwar jeweils mit dem Lkw in 6, 12, 25, 50, 100 und 200 Meter Entfernung sowie einmal ohne Lkw. Nach jedem Geräusch bewertete die Vp die Lautheit, die Belästigung und die Valenz des gesamten Geräusches, des Lkw und des Hintergrundes. Dazu wurden siebenstufige Ratingskalen eingesetzt. Wider Erwarten hatten akustischer und kognitiver Kontext keinen Einfluß auf das Lautheitserleben des gesamten Geräusches und des Hintergrundes. Demgegenüber zeigte sich bei der Belästigung und Valenz des gesamten Geräusches, daß die Bedingung ,,künstliches Rauschen 1 mit der Instruktion Bach weniger belästigend bzw. angenehmer erlebt wurde als mit der Instruktion Industrie. Die Gruppenunterschiede wurden mit zunehmender Lkw-Entfernung größer. Auch der Hintergrund wurde unter der Bedingung Rauschen als Bach positiver bewertet als unter Rauschen als Industrie. Hier war der Effekt jedoch unabhängig von der Entfernung des Lkw. Bezüglich der echten Geräusche ergaben sich Ergebnisse in der gleichen Richtung. Ein deskriptiver Vergleich der künstlichen und echten Geräusche zeigte, daß die Effekte - wie erwartet - bei den echten Geräuschen stärker ausgeprägt waren, als bei den künstlichen. Die Instruktion Bachoder Industriehintergrund veränderte das Lärmerleben des Lkw auf dem ,,künstlichen Rauschen" nicht. Bei den echten Geräuschen wirkte der Lkw ab 25 m auf dem echten Bachhintergrund tendenziell lauter, lästiger und unangenehmer. Es wird gefolgert, daß kognitive Kontexte eine moderierende Wirkung auf das Lärmleben des selben Geräusches haben. Im Falle der echten Geräusche wurde zusätzlich zum konzeptuellen Wissen kompatible akustische Information wirksam und führte zu entsprechend stärkeren Wirkungen. Aufgrund des geschachtelten Versuchsplans können die Wirkanteile der Instruktion einerseits und der zusätzlichen akustischen Information bei den echten Geräuschen andererseits nicht quantifiziert werden. Die kognitive Manipulation des ,,künstlichen Rauschens" hatte keinen Effekt auf das Erleben des Lkw. Bei den echten Geräuschen zeigten sich der Tendenz nach akustische Kontexteffekte, die wahrscheinlich auf unterschiedliche Maskierung zurückzuführen sind.
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