Lukas Becher

Becher, Lukas (1994)
„Kognitive und akustische Einflüsse auf das Erleben
kombinierter Geräusche echter und künstlicher
Quellen.“
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Erziehungswissenschaft/Psychologie
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Der akustische und kognitive Kontext, in dem Geräusche auf einen Hörer
treffen, sind wichtige Faktoren des Lärmerlebens. Die vorliegende Arbeit stellte sich
die Aufgabe, das Zusammenwirken von akustischen und kognitiven Faktoren auf
das Erleben kombinierter Geräusche zu untersuchen.
Ein Bachgeräusch, ein Industriegeräusch und ein künstliches Rauschen von
jeweils 40 Sekunden Dauer und gleichem Mittelungspegel wurden als
Hintergründe verwendet. Auf jeden Hintergrund wurden die Aufnahmen einer LkwVorbeifahrt in sechs verschiedenen Entfernungen gemischt. Als quasi letzte
Entfernungstufe wurden die Hintergründe ohne Lkw dargeboten. In einem
teilhierarchischen
geschachtelten
Zweigruppenplan
hörte
die
erste
Versuchsgruppe den echten Bachhintergrund mit der Instruktion für einen Bach
und das künstliche Rauschen mit der Instruktion für ein Industriegeräusch.
Gruppe
zwei
hörte
demgegenüber
das
echte Industriegeräusch mit der
Instruktion für eine Industrie und das künstliche Rauschen mit der Instruktion für
einen Bach. Zur Kontrolle des Versuchsdesigns wurden beiden Gruppen die
Lkw auf einer Leeraufnahme dargeboten. Jede Versuchsperson hörte jeden
Hintergrund siebenmal, und zwar jeweils mit dem Lkw in 6, 12, 25, 50, 100 und 200
Meter Entfernung sowie einmal ohne Lkw. Nach jedem Geräusch bewertete die Vp
die Lautheit, die Belästigung und die Valenz des gesamten Geräusches, des
Lkw und des Hintergrundes. Dazu wurden siebenstufige Ratingskalen eingesetzt.
Wider Erwarten hatten akustischer und kognitiver Kontext keinen Einfluß
auf das Lautheitserleben des gesamten Geräusches und des Hintergrundes.
Demgegenüber zeigte sich bei der Belästigung und Valenz des gesamten
Geräusches, daß die Bedingung ,,künstliches Rauschen 1 mit der Instruktion
Bach weniger belästigend bzw. angenehmer erlebt wurde als mit der Instruktion
Industrie. Die Gruppenunterschiede wurden mit zunehmender Lkw-Entfernung
größer. Auch der Hintergrund wurde unter der Bedingung Rauschen als Bach
positiver bewertet als unter Rauschen als Industrie. Hier war der Effekt jedoch
unabhängig von der Entfernung des Lkw. Bezüglich der echten Geräusche ergaben
sich Ergebnisse in der gleichen Richtung. Ein deskriptiver Vergleich der
künstlichen und echten Geräusche zeigte, daß die Effekte - wie erwartet - bei
den echten Geräuschen stärker ausgeprägt waren, als bei den künstlichen.
Die
Instruktion
Bachoder
Industriehintergrund veränderte das
Lärmerleben des Lkw auf dem ,,künstlichen Rauschen" nicht. Bei den echten
Geräuschen wirkte der Lkw ab 25 m auf dem echten Bachhintergrund
tendenziell lauter, lästiger und unangenehmer.
Es wird gefolgert, daß kognitive Kontexte eine moderierende Wirkung auf das
Lärmleben des selben Geräusches haben. Im Falle der echten Geräusche
wurde zusätzlich zum konzeptuellen Wissen kompatible akustische Information
wirksam und führte zu entsprechend stärkeren Wirkungen. Aufgrund des
geschachtelten Versuchsplans können die Wirkanteile der Instruktion einerseits
und der zusätzlichen akustischen Information bei den echten Geräuschen
andererseits nicht quantifiziert werden.
Die kognitive Manipulation des ,,künstlichen Rauschens" hatte keinen Effekt
auf das Erleben des Lkw. Bei den echten Geräuschen zeigten sich der Tendenz
nach akustische Kontexteffekte, die wahrscheinlich auf unterschiedliche
Maskierung zurückzuführen sind.