BEGEHUNG DER WEINBERGE AM 8. SEPTEMBER 2015 - PROTVIGNE - LES ANCIENS DE L’ECOLE DE VITICULTURE, REMICH - INSTITUT VITI-VINICOLE, REMICH Stand der Weinberge kurz vor der Lese Weinjahr 2015: Günstiger jedoch sehr trockener Jahrgang Der Vegetationsverlauf der Reben kann im Weinjahr 2015, mit Ausnahme der Trockenheit, als günstig eingestuft werden. Der erste Wintereinbruch mit geringen Mengen Schnee machte sich in der ersten Dezemberwoche bemerkbar. Ansonsten fielen die Wintermonate November, Dezember und Januar ungewöhnlich mild aus. So lag der Monat November mit 7,90°C ganze 2,38°C über dem langjährigen Mittelwert von 5,52°C! In den Monaten Januar und Februar des neuen Jahres kehrten dann wieder der Wintersaison angepasste Temperaturen nach Luxemburg zurück. Ansonsten blieben Schnee und Frost nahezu ganz fern. Die Niederschlagsverteilung über die Wintermonate glich, mit Ausnahme des eher trockenen und kühlen Monates Februar, deren des langjährigen Durchschnitts. Ein richtiger Winter mit Schneefall und eisigen Temperaturen blieb 2015 also komplett aus. Demzufolge wurden die Reben auch von Winterfrostschäden und Knospensterben verschont. Ein Jahrestemperaturminimum von -8,7°C wurde am 29. Dezember 2014 in der Wetterstation des Weinbauinstitutes gemessen. An den überaus milden Winter schloss sich ein sehr trockener (34,2 L/m2 anstatt 52,5 L/m2) und von den Temperaturen gemäßigter Monat März an. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch keiner, dass der Monat März den Startschuss für eine über den ganzen Sommer anhaltende Dürrephase einleitete. Der Monat April zeichnete sich an etlichen Tagen durch hohen Luftdruck und sommerliche Temperaturen oberhalb der 20°C Marke aus. So wurde unter anderem am 15. April eine Tagesmaximaltemperatur von 25,5°C an der Wetterstation in Remich gemessen. Mit insgesamt 219 gemessenen Sonnenstunden fiel dieser Frühjahrsmonat ebenfalls sehr sonnig aus. Die verzeichneten Niederschlagsmengen glichen jenen des langjährigen Mittelwertes. Das Stadium Knospenschwellen wurde bei der Rebsorte Rivaner am 11. April mit einem Vorsprung von 3 Tagen auf den langjährigen Mittelwert (13. April) notiert. Der Übergang vom Stadium Knospenschwellen auf den Austrieb ging sehr schnell. Dieser setzte am 25. April mit einem Vorsprung von 4 Tagen auf den langjährigen Mittelwert ein (29. April). Bedingt durch die günstige Witterung verlief der Austrieb rasch und gleichmäßig. In einigen späten Lagen verzögerte sich der Austrieb leicht. Bedingt durch den schnellen Austrieb gab es trotz der warmen Aprilwitterung nahezu keinen Knospenfraß durch Rhombenspanner und ähnliche Austriebsschädlinge. In der Nacht zum 29. April kam es zu leichten Spätfrostschäden in den bekannten Frostlagen und allgemein dort wo die Kaltluft nicht abfließen konnte. Nach einem raschen Vegetationsbeginn wurde das Wachstum der Reben durch kühlere und wechselhafte Witterung in der zweiten Maihälfte wieder ausgebremst. Ausläufer von Tiefdruckgebieten führten kühlere Luftmassen nach Luxemburg. Über den gesamten Monat betrachtet, gliedert sich der Mai mit 13,70°C in den langjährigen Mittelwert ein. Die im April bereits einsetzende Trockenperiode verschärfte sich in diesem Monat drastisch. Mit 24,7 L/m2 betrug die Niederschlagsmenge nur 40 Prozent des langjährigen Durchschnitts von 62,6 L/m2. Am 10. Mai wurde das 4-Blattsstadium mit einem Vorsprung von 4 Tagen auf den langjährigen Schnitt (14. Mai) verzeichnet. Die Reben erreichten das 8-Blattstadium am 27. Mai mit einem Vorsprung von 4 Tagen auf den Mittelwert (31. Mai). Die erste Juniwoche leitete den Sommerbeginn ein. Tagsüber stiegen die Temperaturen bis zu 30°C. Insgesamt fiel der Monat mit 17,70°C um 1,07°C wärmer aus als der langjährige Mittelwert von 16,63°C. Die im Mai herrschende Trockenphase setzte sich im Juni weiter fort. Mit 44,9 L/m2 Monatsniederschlag fielen nur zwei Drittel der sonst üblichen Regenmenge von 66,7 L/m2. Besonders Junganlagen in flurbereinigten Gebieten sowie trockene und steinige Standorte fingen in diesem Zeitraum an unter Wassermangel zu leiden und erste Stresssymptome machten sich bemerkbar. Begehung der Weinberge 2015 1 Der Gescheinsansatz kann 2015 als sehr gut bezeichnet werden. Die sommerliche Witterung am Anfang des Junimonates schuf ideale Bedingungen für einen raschen und guten Blüteverlauf. Blühbeginn bei der Sorte Rivaner wurde am 13. Juni mit einem Vorsprung von 7 Tagen auf den langjährigen Durchschnitt (20. Juni) festgestellt. Bei trockener Witterung und Temperaturen oberhalb von 25°C konnten die meisten Rebsorten innerhalb von einer Woche schnell durchblühen. Zum Ende der Blüte stellten sich zeitweise kühlere Temperaturen mit vereinzelten Regenfällen ein. In einigen späten Lagen wurde die Blüte dadurch etwas verzögert. Aufgrund des schnellen Blüteverlaufs gab es 2015 nahezu keine Verrieselungen, so dass man später von einem angemessenen Traubengewicht ausgehen kann. Durch die warme und trockene Witterung stellten die Pilzkrankheiten für die im Blütezeitraum sehr anfälligen Gescheine ebenfalls kein Risiko dar. Die fehlenden Niederschläge in Verbindung mit den heißen Temperaturen schufen trotzdem zeitweise ideale Infektionsbedingungen für den Oïdiumpilz. Die warme Witterung aus dem Monat Juni verwandelte sich in eine andauernde Hitzewelle im Monat Juli. Bei der Hälfte der 31 Tage wurden Maximaltemperaturen oberhalb von 30°C registriert. Dementsprechend wurde auch am 4. Juli ein Jahrestemperaturmaximum von 38,6°C in der Wetterstation in Remich aufgezeichnet! Mit 42,4 L/m2 Niederschlag betrug die Regenmenge im Juli wiederum nur zwei Drittel des langjährigen Mittelwertes von 65,2 L/m2. Die anhaltende Dürreperiode stellte zunehmend neben den Junganlagen auch drei- bis fünfjährige Anlagen vor ein ernstes Wasserproblem. So konnten trockene und nicht tiefgründige Standorte kaum noch ohne Bewässerung auskommen. Am 9. Juli wurde das Stadium “Hang der Trauben“ bei der Rebsorte Rivaner mit 8 Tagen Vorsprung auf den langjährigen Durchschnitt (17. Juli) verzeichnet. In Bezug auf das dramatisch werdende Wasserdefizit lieferte die Niederschlagsverteilung zwischen den Kantonen Remich und Grevenmacher interessante Unterschiede. So konnten sich die Winzer aus dem südlichen Kanton an mehreren Tagen im Juli auf ergiebigere Niederschläge freuen als jene im nördlichen Kanton. Am 19. Juli registrierte die Wetterstation in Remich 21,8 L/m2, wo hingegen in Grevenmacher nur 6,4 L/m2 gemessen wurden! Die Gesamtniederschlagsmenge über den Monat betrug in Grevenmacher mit 23,6 L/m2 etwa nur die Hälfte der in Remich aufgezeichneten Menge (42,4 L/m2). Über die gesamte Mosel zeigten junge Ertragsanlagen auf nicht tiefgründigen Standorten infolge des Trockenstresses bereits vergilbtes und nekrotisiertes Blattgewebe im unteren Bereich der Laubwand. Da die Blattentwicklung durch den Wasserstress ebenfalls ausgebremst wird, waren die Laubwände mancherorts teilweise licht. Die Rekordtemperaturen aus dem Monat Juli schwächten auch im Reifemonat August nicht ab. An etlichen Tagen haben die Maximaltemperaturen die 30°C-Marke überschritten. Mit einer Monatstemperatur von 21,40°C fiel dieser Monat um 3,34°C wärmer aus als der langjährige Mittelwert (18,06°C). Der in Remich verzeichnete Niederschlag von 47,1 L/m2 betrug rund zwei Drittel des langjährigen Durchschnitts (63,3 L/m2). Nach einer langen Trockenstressperiode waren einzelne Niederschlagserignisse besonders für junge Ertragsanlagen eine leichte, wenn auch nicht ausreichende Erholung. Denn gerade im Reifeprozess benötigen die Beeren genügend Wasser, damit die Prozesse des Dickenwachstums und der Zuckereinlagerung angemessen ablaufen können. Bei jüngeren Anlagen die stark unter Trockenstress litten, wurde je nach Lage und Sorte eine Verlangsamung des Reifeprozesses im Monat August sichtbar. Durch die recht unterschiedliche Wasserversorgung einzelner Weinberge ergeben sich daher Reifeunterschiede. Aus diesem Grund sollte die Lese bei großen Unterschieden gestaffelt werden. Etliche Junganlagen wiesen ebenfalls unterdurchschnittliche Beerengrößen auf. In den mittelfrühen Rivanerweinbergen entlang der Mosel fand der Reifebeginn am 8. August statt und lag damit rund 10 Tage früher als der langjährige Mittelwert (18. August). Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind die Ertragsaussichten für das Weinjahr 2015 als quantitativ durchschnittlich anzusehen. Mit einer Ertragsschätzung von rund 120.000 Hektoliter über die gesamte Luxemburger Mosel gesehen, würde dies einer normalen Ernte im 10-jährigen Mittelwert entsprechen. Der Gescheinsansatz war von vorneherein hoch und eine optimale Blütewitterung sorgte für einen guten Fruchtansatz. Diese positiven Erwartungen wurden jedoch vielerorts durch die lang anhaltende Dürreperiode ausgebremst. Nach einer langen Trockenstressperiode waren einzelne Niederschlagsereignisse in den Monaten Juli und August besonders für junge Ertragsanlagen eine leichte, wenn auch nicht ausreichende Erholung. Sehr hitzige Tagestemperaturen haben den Wasserbedarf dann wieder schnell ansteigen lassen. Da der starke Begehung der Weinberge 2015 2 Wassermangel in den Reben zu Stress geführt hat, könnte die Ausprägung der untypischen Alterungsnote (UTA) für diesen Jahrgang eine Rolle spielen. Aus meteorologischer Sicht war die hohe Anzahl der Warmen Tage (Mittelwert 20°C oder mehr) sowie der Tropentage (Mittelwert 25°C oder mehr) im Weinjahr 2015 sehr bemerkenswert. Ab dem jetzigen Zeitpunkt wären moderate und vereinzelte Niederschlagsereignisse noch willkommen. Bleiben diese aus, dann muss je nach Lage und Sorte mit längeren Reifezeiten und einer entsprechend gestaffelten Lese gerechnet werden. Alles in allem kann man bis zum jetzigen Zeitpunkt von einer hohen Qualität des Traubenmaterials sprechen, da das Ausbleiben von Pilzkrankheiten einerseits für ein sehr gesundes und die vielerorts beobachteten kleinen Beeren andererseits für ein sehr extraktreiches Lesematerial sorgen werden. Massive Niederschläge zum falschen Zeitpunkt könnten umgedreht rasch zum Verhängnis werden. In der Tat werden die Beerenhäute der reifenden Beeren von Tag zu Tag dünner und somit anfälliger für Verletzungen. Treten plötzlich heftige Regenfälle in der Reifephase auf, riskieren die Beeren in wüchsigen Standorten plötzlich sehr rasch an Volumen zuzunehmen. Als Konsequenz quetschen sich die weichen Beerenhäute bei kompakten Sorten gegenseitig ab und neigen zum Zerplatzen. Diese Verletzungen würden dann ideale Eintrittspforten für den Botrytispilz darstellen und unweigerlich bei kompakten Sorten zu Fäulnis führen. Alle Hoffnung beruht jetzt darauf, dass in den zwei kommenden Wochen Wärme und Feuchtigkeit nicht zueinander finden werden. Unter Voraussicht einer normalen Witterung kann mit dem Start der Hauptlese ab der dritten Septemberwoche gerechnet werden. Begehung der Weinberge 2015 3 ZUSAMMENFASSUNG: In Bezug auf die lang anhaltende Trockenperiode und ungewöhnlich warmen Temperaturen erinnert das Weinjahr 2015 stark an das Rekordjahr 2003. Das Jahr startete mit einem sehr milden Winter, in dem Schnee und Frost nahezu komplett ausblieben. Nach einem trockenen Monat März lieferte der April den Startschuss für einen raschen und überdurchschnittlich warmen und trockenen Frühjahrsbeginn. Der Austrieb ging zügig und regelmäßig vonstatten. Im darauffolgenden Monat Mai verschärfte sich die bereits im März einsetzende Trockenphase zunehmend. Weit weniger als die Hälfte der sonst üblichen Regenmenge wurde im Mai in der Wetterstation in Remich gemessen! In Folge der warmen Frühjahrswitterung hatten die Reben einen stabilen Vorsprung von rund 7 Tagen in der phänologischen Entwicklung aufgebaut. Trockenheit und hitzige Temperaturen sorgten im Monat Juni für einen raschen und problemlosen Blüteverlauf. Über den gesamten Sommer stellten die auf Feuchtigkeit und Nässe angewiesenen Pilzkrankheiten wie Peronospora, Schwarzfäule, Roter Brenner keine Probleme dar. Hingegen mussten die Winzer dem Oïdiumpilz zunehmend Aufmerksamkeit schenken, da etliche heiße Tage im Juni für sehr hohen Oïdiumdruck bei den jungen und sehr anfälligen Gescheinen sorgten. Zum Ende des Monates fingen etliche Junganlagen und Neupflanzungen an unter Trockenstress zu leiden. Vielerorts mussten die Winzer zur Bewässerung in die Weinberge ausrücken. Im Monat Juli verwandelte sich eine noch bis dato verträgliche Sommerwitterung in eine regelrechte Hitzewelle. An einigen Tagen wurde sogar die 35°C Marke überschritten! Das Defizit im Niederschlag verschärfte sich noch drastischer. Darüber hinaus machte sich eine ungleichmäßige Niederschlagsverteilung zu Ungunsten des Kantons Grevenmacher bemerkbar. Etliche junge Ertragsanlagen reagierten auf das Wasserdefizit mit Stresssysmptomen wie z.B. Blattverfärbung und herabhängende Triebe. Mit einer trockenen und heißen Witterung setzte der August die Kontinuität der vorherigen Monate fort. Vereinzelte Niederschlagsereignisse in diesem Monat konnten die Situation leicht, wenn auch nicht ausreichend, entspannen. Da die Beeren im Reifeprozess ausreichend Wasser zur Verfügung brauchen, wundert es niemanden, dass die Reifeentwicklung je nach Lage und Sorte ausgebremst wurde. Durch die recht unterschiedliche Wasserversorgung einzelner Weinberge ergeben sich daher Reifeunterschiede. In solchen Fällen muss mit einer gestaffelten Lese gerechnet werden. Bis zum jetzigen Zeitpunkt kann man von einer hohen Qualität des Traubenmaterials ausgehen, da das Ausbleiben von Pilzkrankheiten einerseits für ein sehr gesundes und die vielerorts beobachteten kleinen Beeren andererseits für ein sehr extraktreiches Lesematerial sorgen werden. Darüber hinaus wurden die reifenden Trauben von etlichen Sonnenstunden im Monat August verwöhnt. Massive Niederschläge zum falschen Zeitpunkt könnten jedoch in Bezug auf die Botrytisfäule rasch zum Verhängnis werden. Alle Hoffnung beruht daher darauf, dass in den kommenden zwei Wochen Wärme und Feuchtigkeit nicht zueinander finden. Die Ertragsaussichten für das Weinjahr 2015 sind als quantitativ durchschnittlich anzusehen. Mit einer Ertragsschätzung von rund 120.000 Hektoliter über die gesamte Luxemburger Mosel gesehen, würde dies einer normalen Ernte im 10-jährigen Mittelwert entsprechen. Begehung der Weinberge 2015 4 A) REBKRANKHEITEN, SCHÄDLINGE und SCHÄDIGUNGEN Aufgrund der extrem trockenen Witterung gab es 2015 nahezu keine Probleme durch Pilzkrankheiten. Der erste Peronospora Ölfleck wurde am 3. Juni aus Stadtbredimus gemeldet. Die anhaltende trockene Witterung bot diesem Feuchtepilz 2015 jedoch keine Chance und es wurden nahezu keine Ölflecke gefunden. Im anfälligsten Zeitraum der Blüte und Nachblüte herrschte ebenfalls sonniges und trockenes Wetter und Infektionen blieben aus. Der erste Oïdiumbefall an Trauben wurde am 29. Juli, also relativ spät, aus Ahn sowie aus Ehnen gemeldet. Es war vor allem die heiße und trockene Witterung im Monat Juli die für einen extrem hohen Oïdiumdruck sorgte. Aus diesem Grund häuften sich am Ende dieses Monates die Meldungen von Traubenbefall über die gesamte Mosel. Stellenweise wurde sogar starker Befall vermerkt. Betroffen waren vorrangig schwer zugängliche Hubschraubergebiete sowie Weinbergslagen mit Vorjahresbefall. Da einige Infektionen wahrscheinlich bereits zum Stadium Ende der Blüte gesetzt wurden, erwies sich eine sorgfältig durchgeführte Nachblütespritzung dieses Jahr als besonders wichtig. Roter Brenner (Saang), eine Pilzkrankheit die auf feuchte Witterung angewiesen ist, wurde dieses Jahr nur sehr vereinzelt festgestellt. Die Schwarzfäule, eine Pilzkrankheit die insbesondere in feuchten Jahren in Weinbergslagen mit Drieschen ein Problem darstellt, ist dieses Jahr nahezu nicht aufgetreten. Die notwendige Feuchtigkeit zur Entwicklung des Pilzes war 2015 einfach nicht gegeben. Es scheint aber, dass auch in Gebieten ohne Drieschen die Schwarzfäule in Zukunft ein Problem wird. Bedingt durch Hitze und Trockenheit blieben die Trauben bis zum jetzigen Zeitpunkt komplett von Botrytisbefall verschont. Aufgrund der guten Blütebedingungen sind die Trauben dieses Jahr wenig verrieselt und weisen einen guten Fruchtansatz auf. Würde es plötzlich zu massivem Regen in der aktuellen Reifephase kommen, könnte es zu Abquetschungen der Beeren und anschließender Fäulnis bei kompakten Trauben kommen. Die Absterbeerscheinungen an Rebstöcken in Folge von ESCA nehmen weiterhin rasant zu. ESCA machte sich dieses Jahr ab Juli sowohl durch das typische Tigerstreifenmuster an den Blättern, als auch durch das komplette apoplexartige Absterben des Rebstockes bemerkbar. Der stetig zunehmende Befall nimmt auch in Luxemburg beunruhigende Ausmaße an. Waren am Anfang vor allem ältere Rivaneranlagen betroffen, so weitet sich die Pilzkrankheit zunehmend auf jüngere Anlagen aus, die mit den Rebsorten Elbling, Auxerrois, Riesling und Gewürztraminer bepflanzt sind. Auch wenn das Weinjahr 2015 zum Austrieb ideale Wetterbedingungen für Schädlinge wie Rhombenspanner, Dickmaulrüssler oder Springwurm darstellte, so wurde nur in einigen Weinbergen mit verspätetem Austrieb Knospenfraß durch den Rhombenspanner festgestellt. Ursache hierfür ist wahrscheinlich der sehr rasche Übergang vom Stadium Knospenschwellen zum Stadium Austrieb. Leichter Befall von Pockenmilben wurde über die gesamte Mosel festgestellt. Dieses Jahr ist ebenfalls in einigen Weinbergen vermehrt Zikadenbefall aufgetreten. Letzterer bewegte sich jedoch immer unterhalb der Schadensschwelle. Der Mottenflug der Heuwurmgeneration des Traubenwicklers setzte 2015 in der ersten Maiwoche ein. Der Flug der Sauerwurmgeneration setzte um den 3. Juli ein und hielt rund zwei Wochen an. Nennenswerter Sauerwurmbefall wurde in den RAK-Gebieten nicht vermerkt. Dieses Jahr kamen zum ersten Mal Dispenser mit Pheromonwirkstoffen für beide Traubenwicklerarten zum Einsatz. Ursache hierfür war das erstmalige Auftreten des Bekreuzten Traubenwicklers im Jahr 2014 im Raum Mertert und Grevenmacher. Der Bekreuzte Traubenwickler scheint sich, trotz der für ihn idealen heißen und trockenen Witterungsbedingungen, bis jetzt an der Luxemburger Mosel noch nicht weiter verbreitet zu haben. Begehung der Weinberge 2015 5 Dieses Jahr wurde im RAK-Gebiet in einigen Lagen mehr Heuwurmbefall festgestellt. Betroffen waren vor allem Weinbergslagen im Randgebiet. Am 15. Juni wurden einige Weinberge mit starkem Heuwurmbefall (bis zu 30%) aus den Ortschaften Bech-Kleinmacher und Wellenstein gemeldet. Eine mögliche Ursache könnte eine teilweise Verwehung der Pheromonwolke durch Wind gewesen sein. Ansonsten hat die biotechnische Bekämpfungsmethode gegen den Traubenwickler dieses Jahr auch wieder sehr gut funktioniert. So wurden rund 95% der 1.245 Ha Ertragsrebfläche an der Luxemburger Mosel mit der Verwirrungsmethode gegen den Traubenwickler geschützt. Mit diesem hohen Flächenanteil erreicht Luxemburg im Vergleich zu anderen weinproduzierenden Ländern einen sehr guten Wert bei der biologischen Bekämpfung des Traubenwicklers. Kurz vor der Ernte wurde die Luxemburger Mosel 2014 von der Kirschessigfliege überrascht. Die frühreifende Sorte Frühburgunder sowie Pinotin, St. Laurent, Cabernet Dorsa und Roter Elbling und einige Tafeltrauben waren zum Teil sehr stark befallen. Die größte Gefahr der Kirschessigfliege besteht darin, dass das Weibchen mit Hilfe eines Sägeapparates Eier in gesunde Beeren legen kann. Innerhalb weniger Tage waren die aufgepickten Beeren bei den sensiblen Sorten voller Larven und sehr schnell siedelten sich Essigbakterien und Fäulnis an. Den Winzern blieb nicht viel anders übrig, als so schnell wie möglich eine selektive Lese durchzuführen. Die Abteilung Weinbau des Institutes riet den Winzern generell von einem Insektizideinsatz ab, da sich hiermit nur ein Bruchteil der sich sehr schnell entwickelnden Fliegen bekämpfen ließ. Vielmehr setzte die Beratung des IVV auf kulturtechnische Maßnahmen wie konsequente Entblätterung der Traubenzone oder Kurzhalten der Begrünung. Darüber hinaus sollten Rotweinanlagen in der Nähe von Böschungen und Brombeerhecken sehr genau auf eintretenden Befall überprüft werden. Die akute Problematik der Kirschessigfliege veranlasste das Weinbauinstitut in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum LIST (Luxemburg Institute of Science and Technologies) ein großangelegtes Monitoring mit Lockstofffallen über die gesamte Luxemburger Mosel im Jahr 2015 zu starten. Die Lockstofffallen bestehen aus einer Mischung von Apfelessig mit Rotwein. Da die Fliege sich im Winter bevorzugt am Efeu aufhält, hatte die erste Phase des Monitorings bereits im Winter begonnen. Seit Ende Juli wurde das Monitoring dann auf 15 Weinberge der Sorten Frühburgunder, Pinotin, Roter Elbling und Muscat bleu ausgeweitet. Die Fallen wurden wöchentlich ausgewertet und ausgetauscht. Parallel dazu wurden Beerenproben entnommen, die unter dem Mikroskop im Weinbauinstitut auf Eiablage überprüft wurden. Ab der Beobachtungswoche vom 4. bis zum 11. August wurde an 7 der 15 Standorte das Auftreten der Kirschessigfliege beobachtet. Ab der letzten Augustwoche wurde erstmalig an allen 15 Monitoring-Standorten das Auftreten der Fliege beobachtet. Die Fangzahlen (männliche und weibliche Individuen pro Falle) lagen jedoch an allen Standorten noch in einem niedrigen Bereich. Einzig in einer mit Brombeeren bewachsenen Brachfläche in unmittelbarer Weinbergsnähe wurde ein deutlicher Anstieg der Population festgestellt. Eine Eiablage war bisher in keiner der untersuchten Parzellen festzustellen. Ursache hierfür war zum großen Teil die anhaltende Hitzeperiode mit über 30°C in den Sommermonaten. Die Kirschessigfliege bevorzugt in der Tat gemäßigte Temperaturen mit hoher Luftfeuchte. Laut Literaturangaben nimmt die Attraktivität der reifenden Beeren für die Kirschessigfliege ab einem Mostgewicht von 55°Oe deutlich zu. Aus diesem Grund müssen gefährdete Anlagen bei zunehmender Zuckereinlagerung in regelmäßigen Abständen auf beginnende Eiablage überprüft werden. Das Weinbauinstitut führt ebenfalls einen Versuch mit einem Insektenschutznetz in einer Pinotin Anlage in Wintrange durch. Dieses bedeckt den gesamten Rebstock und seine Maschenweite von 1,3 mm übt eine Barrierewirkung gegen die Kirschessigfliege aus. Wühl- und Feldmäuse haben dieses Jahr zum Teil hohe Schäden angerichtet. Mittlerweile sind Weinberge über die gesamte Mosel betroffen. In manchen Weinbergen waren die Wurzeln von Stöcken reihenweise abgenagt. Die hohe Anzahl der angelegten Gänge verursachte darüber hinaus tiefe Schlaglöcher innerhalb der Fahrreihen. Besonders betroffen waren Weinberge, in denen vielfältige Begrünungsmischungen wachsen. Die damit einhergehende gute Durchlockerung des Bodens stellt eine hohe Attraktivität für die Aktivität der Mäuse dar. Technische Gegenmaßnahmen stellen unter anderem eine kurz gehaltene Begrünung sowie ein tiefes Fräsen dar. Zu Spätfrost kam es in der Nacht zum 29. April. In Mulden sowie in den bekannten Frostlagen wurden leichte Schäden vermerkt. Danach blieben die Reben von Spätfrost verschont. Begehung der Weinberge 2015 6 Trotz vieler heißer Tage mit zeitweise hohem Gewitterrisiko kam es 2015 zum Glück der Winzer zu keinen nennenswerten Hagelereignissen. Bedingt durch die heißen Tage mit viel Sonnenschein wurde dieses Jahr auch wieder leichte Sonnenbrandschäden an Trauben festgestellt. Eine frühe Entblätterung mit der dementsprechenden Abhärtung der Beerenhaut konnte diesem Phänomen nur zum Teil entgegenwirken. Die im Frühjahr beginnende und langanhaltende Trockenphase machte Junganlagen sowie drei- bis fünfjährigen Ertragsanlagen ab dem Monat Juni viel zu schaffen. Trockenstresssymptome wie herabhängende Triebe oder verwelkte Blätter waren im Juli nicht mehr zu übersehen. Neupflanzungen und etliche Junganlagen konnten ohne Bewässerung nicht mehr überleben. In der Reifephase machten sich die Symptome von Trockenstress bei jüngeren Anlagen durch unterdurchschnittliche Beerengrößen und Verlangsamung des Reifeprozesses bemerkbar. Die Hubschrauberspritzungen wurden dieses Jahr mit einem Wasseraufwand von 75 L/ha durchgeführt. Um einen guten Pflanzenschutz mittels Hubschrauber zu gewährleisten, müssen auch die richtigen Mittel zum richtigen Zeitpunkt angewendet werden. In Kombination mit Zwischenspritzungen vom Boden ergaben die Applikationen aus der Luft im Weinjahr 2015 gute Resultate. Begehung der Weinberge 2015 7 B) DER VEGETATIONSVERLAUF 2015 Entwicklungsstadien 2015 Mittelwert 49 Jahre 1966-2014 Abw. zum LMW Knospenschwellen Austrieb 4- Blattstadium 8- Blattstadium Blüte-Beginn Blüte-Ende Dauer der Blüte Hang der Trauben Reifebeginn Lesebeginn (Schätzung) 11/4 25/4 10/5 27/5 13/6 19/6 7 3/7 8/8 20/9 14/4 29/4 14/5 31/5 20/6 27/6 8 17/7 18/8 22/9 -3 -4 -4 -4 -7 -8 -1 -14 -10 -2 Die Daten beziehen sich auf eine mittelfrühe Lage, welche mit der Rebsorte Rivaner bepflanzt ist. C) LUFTTEMPERATUREN 2015 (IVV - REMICH) Begehung der Weinberge 2015 8 Monat November 2014 Dezember Januar 2015 Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober Temperatur °C Monatlicher Mittelwert LMW / Monat °C °C 7,90 3,80 2,70 2,20 6,80 10,40 13,70 17,70 21,30 21,40 13,70 17,70 21,30 21,40 5,52 2,68 2,02 2,56 6,03 9,34 13,58 16,63 18,74 18,06 13,58 16,63 18,74 18,06 Abweichung zum LMW °C 2,38 1,12 0,68 -0,36 0,77 1,06 0,12 1,07 2,56 3,34 0,12 1,07 2,56 3,34 Durchschnitt D) VERGLEICH DER NIEDERSCHLÄGE DES WEINJAHRES 2015 MIT DEN LMW DER JAHRE 1966-2015 Begehung der Weinberge 2015 9 2015 Kumul Regen- Monat November 2014 Dezember Januar 2015 Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober LMW 1966 - 2015 Differenz zum LMW Kumul Regen- pro Monat Kumul. Regen- L/m2 L/m2 tage L/m2 L/m2 Tage L/m2 L/m2 Tage 63,6 66,3 66,5 38,4 34,2 43,2 24,7 44,9 42,4 47,1 63,6 129,9 196,4 234,8 269,0 312,2 336,9 381,8 424,2 471,3 20 19 18 12 10 10 12 10 15 13 64,6 73,8 59,1 50,1 52,5 46,4 62,6 66,7 65,2 63,3 64,6 138,4 197,5 247,6 300,1 346,5 409,2 475,8 541,1 604,4 15 15 15 13 14 13 14 13 12 13 -1,0 -7,5 7,4 -11,7 -18,3 -3,2 -37,9 -21,8 -22,8 -16,2 -1,0 -8,5 -1,1 -12,8 -31,1 -34,3 -72,3 -94,0 -116,9 -133,1 5 4 3 -1 -4 -3 -2 -3 3 0 Gesamt Begehung der Weinberge 2015 10 E) WARME UND KALTE TAGE 2015, IM VERGLEICH ZUM LMW 1968 – 2015 Frosttage : Wintertage: Eistage: Heisse Tage: Sommertage: Warme Tage: Tropentage: Milde Nächte: Warme Nächte: Minimum unter 0 °C MW 0 °C oder weniger Maximum 0 °C oder weniger Maximum 30 °C oder mehr Maximum 25 °C oder mehr MW 20 °C oder mehr MW 25 °C oder mehr Minimum 15 °C oder mehr Minimum 20 °C oder mehr Zusammenstellung : Weinbauinstitut, Abteilung Weinbau Begehung der Weinberge 2015 11
© Copyright 2024 ExpyDoc