Qualität ist für uns selbstverständlich

Editorial
BZB März 16
Qualität ist für uns selbstverständlich
Sehr verehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege,
2016 wird das Jahr der Qualität, das habe ich schon
Mitte vergangenen Jahres vorhergesagt. Und ich
habe recht behalten. In der deutschen Gesundheitspolitik herrscht derzeit ein wahrer Qualitätsfetischismus. Wie so oft beteiligen sich daran vor allem diejenigen, die naturgemäß wenig Ahnung von der Materie haben. Es sind nicht die Ärzte oder Zahnärzte,
die festlegen, was Qualität ist, sondern Politiker und
Verwaltungsbeamte. Auch die Krankenkassen beteiligen sich fleißig an der Qualitätsdiskussion. Sie
träumen ja schon länger von „Pay for Performance“,
also von einem Vergütungssystem, das sich am Behandlungserfolg orientiert. Und den stellen selbstverständlich die Kassen fest.
Die Öffentlichkeit findet das toll. Veröffentlichen doch
diverse Medien schon seit Langem Rankinglisten, die
über das beste Krankenhaus, den besten Herzchirurgen und auch über den besten Zahnarzt Auskunft
geben. Auch die Arztbewertungsportale im Internet
suggerieren, dass man mit ihrer Hilfe den richtigen
Behandler findet. Beurteilt werden dort allerdings in
den seltensten Fällen echte Qualitätsindikatoren,
sondern vor allem „Soft facts“. Freundlichkeit, Wartezeit, die Praxisgestaltung, Parkplätze und Öffnungszeiten – dazu kann sich jeder ein Urteil erlauben.
Ob eine Praxis das Hygienemanagement richtig
umsetzt, oder wie es um die Okklusion nach einer
Zahnersatzbehandlung bestellt ist, das kann der
Patient naturgemäß nicht bewerten.
Ich habe im letzten BZB auch klar gesagt, warum
ich den Aktionismus des Gesetzgebers in Sachen Qualität kritisch sehe. Zumindest in der Zahnmedizin
bringen die neuen Vorgaben im Bereich Qualitätsmanagement und -sicherung (QM/QS) nichts. Jeder
Zahnarzt ist selbst sein bester Qualitätsmanager.
Wer sich für diesen Beruf entscheidet, hat einen Hang
zum Perfektionismus. Sonst schafft man nicht einmal das Grundstudium.
Wir brauchen keine Nachhilfe von Gesundheitspolitikern, wenn es darum geht, unseren Patienten
die bestmögliche Behandlung teilwerden zu lassen.
Viel wichtiger wäre es, dass sich die Politik darum
kümmert, dass genügend finanzielle Ressourcen bereitstehen, um die zahnmedizinische Versorgung der
Bevölkerung sicherzustellen. Denn eines ist klar: Qua-
Dr. Janusz Rat
Vorsitzender des Vorstands
der KZVB
lität hat ihren Preis. Spitzenzahnmedizin gibt es nicht
zum Nulltarif. Der Eigenanteil der gesetzlich versicherten Patienten steigt kontinuierlich an, während
der Anteil der Zahnmedizin an den Gesamtausgaben
der Krankenkassen abnimmt. Der Fortschritt findet
derzeit größtenteils in der GOZ statt. Mit der Regelversorgung geben sich immer weniger Patienten zufrieden. Immer mehr Menschen sind erfreulicherweise bereit, für eine hochwertige Versorgung in die eigene Tasche zu greifen. Das ist ein sehr effektiver Beitrag zur Qualitätssicherung in der Zahnmedizin.
Da wir aber als Berufsvertretung den Zeitgeist nicht
verändern können, ist es umso wichtiger, dass wir uns
auf veränderte Rahmenbedingungen bestmöglich
einstellen. Die KZVB hat deshalb eine bayernweite
Veranstaltungsreihe gestartet, bei der wir die Kollegen
über neue gesetzliche Vorgaben im Bereich QM/QS
informieren. Das Interesse übertrifft alle Erwartungen
und bestärkt mich in meiner These, dass Zahnärzte
der Qualitätssicherung einen sehr hohen Stellenwert
beimessen – ganz ohne gesetzlichen Zwang.
Die beruhigende Botschaft: Fast alle „Neuerungen“
sind in unseren Praxen längst täglich gelebte Realität. Hygiene- oder Schmerzmanagement sind für
die Zahnärzteschaft schon immer selbstverständlich
gewesen. Eine Neuerung macht aus meiner Sicht
aber tatsächlich Sinn: „CIRS dent“ – das Fehlermeldesystem für die Zahnmedizin kann dazu beitragen,
dass wir Schwachstellen und Risiken erkennen und
beseitigen. Die Zugangsdaten haben wir an alle
Mitglieder der KZVB verschickt. Schauen Sie doch
einmal rein!
Ihr
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