Reden ist Gold, Schweigen ist Silber

Foto: Bernhard Noll
DMP
Reden ist Gold,
Schweigen ist Silber
Dr.in Martina
Hasenhündl
Verbesserungen beim DMP Diabetes Typ 2 machen neuerliche Kooperation möglich
L
ange hat es gedauert, nun
ist es fix: Das Disease-Management-Programm Diabetes Mellitus Typ 2 Therapie
Aktiv wird mit Beginn
des
kommenden
Jahres mit Verbesserungen seitens der
Ärztinnen und Ärzte
aber auch der Patientinnen und Patienten neuerlich gestartet.
Foto: bilderbox.com
Kündigung 2012 war ein richtiger und notwendiger Schritt
Ende 2012 war es soweit: Die Kurie
der niedergelassenen Ärzte stoppte
nach ausführlichen Diskussionen das DMP
Diabetes Mellitus Typ 2, da die Behandlungsfreiheit des einzelnen Arztes eingeschränkt wurde und die individuelle Betreuung
der Patienten nicht gewährleistet werden konnte. Dazu kam,
dass sich die Werte der Patienten nur kurzfristig verbesserten
und kein längerfristiger Nutzen für die Patienten erzielt werden
konnte. Die geringen Teilnahmezahlen von nur elf Prozent der
Diabetikerinnen und Diabetiker und zehn Prozent der Ärztinnen und Ärzten resultierten unserer Ansicht nach aus den
Mängeln des damaligen starren Programms. Die Bedeutung des
persönlichen Gesprächs mit der behandelnden Ärztin beziehungsweise dem behandelnden Arzt trat dadurch stark in den
Hintergrund. Dies ließ beim einzelnen Arzt beziehungsweise der
einzelnen Ärztin Zweifel darüber aufkommen, ob der mit dem
DMP einhergehende hohe administrative und organisatorische
Aufwand (Formulare, Schulungen, spezielle Dokumentationserfordernisse) letztlich dem Patienten einen zusätzlichen Nutzen
bringt.
Etwas mehr als zwei Jahre und viele Arbeitsgespräche mit der
NÖGKK später sieht die Sache ganz anders aus. In der Zwischenzeit wurde eine Vereinfachung des Dokumentationsblattes
und eine Neuformulierung des Behandlungspfades erarbeitet,
ein jährliches individuelles Feedbackgespräch mit dem Patienten
wurde vereinbart, Patienten werden zu mehr Bewegung motiviert, die Kosten der Ausbildung werden bei aktiver Teilnahme
von der NÖGKK rückerstattet und Fortbildungen können per
E-Learning oder als Qualitätszirkel absolviert werden. Als beson-
deren Erfolg werte ich jedoch, dass der Faktor Zeit endlich stärker berücksichtigt wird und auch von der NÖGKK honoriert
wird.
„Care“ erhält zentralen Stellenwert
In der letzten Verhandlungsrunde mit der NÖGKK vor dem
Sommer ist es gelungen, bei den Verhandlungen für den Wiedereinstieg ins strukturierte Versorgungsprogramm für Diabetes
Typ 2 PatientInnen einen Durchbruch zu erzielen:
•Einführung eines jährlichen Feedback-Gespräches mit massiver Aufwertung der Gesprächskomponente „Care“. Statt bisher 25 Euro kann die Position ab 2016 einmal jährlich mit 41
Euro verrechnet werden. Dies entspricht einer Erhöhung um
64 Prozent.
•Aufwertung der bisherigen Position 642 „laufende Betreuung“ von 25 Euro auf 28 Euro. Dies entspricht einem Plus
von 12 Prozent. Die Position kann in drei Quartalen pro Jahr
verrechnet werden.
•Jährliche Valorisierung sämtlicher Leistungspositionen im
DMP Diabetes Typ 2 auf Grundlage der jährlichen Inflationsrate (VPI). Dieser Punkt ist in Österreich einmalig.
•Refundierung der Kosten bei der Durchführung des E-Learning-Tools oder der Grundschulung für das DMP in Höhe
von 65 Euro, wenn binnen Jahresfrist zumindest zehn Patientinnen oder Patienten ins Programm eingeschrieben werden.
•Anrechnung der Teilnahme bei einschlägigen Qualitätszirkeln
für die Refresher-Schulungen.
•Einführung eines Bewegungstools im Sinne von DiSko als
Impuls für mehr Bewegung.
•Geltung der Tariferhöhungen auch für die bundesweiten Träger im Rahmen des DMP.
Als Zeichen unserer Kooperation mit der NÖGKK fand eine
gemeinsame Pressekonferenz statt. Den Bericht darüber finden
Sie in dieser Ausgabe des Consilium.
Selbstverständlich ist die Betreuung aller Patientinnen und Patienten auf evidenzbasierter medizinischer Basis weiterhin unverändert möglich. Eine Teilnahme am DMP ist sowohl für Ärztinnen und Ärzte als auch für Patientinnen und Patienten freiwillig.
DR.IN MARTINA HASENHÜNDL
1. Kurienobmann-Stellvertreterin
der niedergelassenen Ärzte
CONSILIUM 11/15
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