Adventsmeditation - Kirchliche Medien

Adventsmeditation
Präsidentinnenkonferenz SKF Luzern
Montag, 16. November 2009
Nicht vergessen: TRÄUMEN!
Jakobs Traum von Marc Chagall
Vorbereitungen
 Den Raum mit viel Kerzenlicht erhellen. Z.B. können Kerzen in Gläsern in Sandwich-Beutel (erhältlich bei der Migros) gestellt werden. Dies gibt ein „traumhaftes“
Licht
 Musik live oder ab CD (geeignet z.B. „I have a dream“ von Abba; im Liederbuch „rise up“ hat es ein ganzes Kapitel mit Liedern zum Thema „Halte deine Träume fest“;
diese könnten instrumental gespielt werden)
 Liedblatt für alle kopieren („Halte deine Träume fest“ und „We shall overcome“; „Maria durch ein Dornwald ging“ ist im Kirchengesangbuch Nr. 314)
 Streifen (ca. 7x30-70 cm- je nach Baumgrösse) aus Tischtuch Vlies oder Japanpapier zum Draufschreiben der Träume
 Filzstifte ev. Gold- und Silberstifte
 Einen Ast oder kleinen Weihnachtsbaum; oder wenn vorhanden einen sog. Kartenbaum zum Dranhängen der Streifen mit den Träumen (mit Wäscheklammern oder
Bostich)
 Kärtchen (A6) zum Verteilen an alle Frauen mit dem Satz: „Nicht vergessen: Träumen!“ An diese Kärtchen ev. eine Sternchenbüroklammer heften, damit die Frauen
das Kärtchen an ihre Agenda oder sonst irgendwohin heften können (erhältlich bei
www.waschbaer.ch in Schachteln à 25 Stk. zum Preis von Fr. 4.90)
Musik
Begrüssung
Einführung
Rund um die biblische Weihnachtsgeschichte spielen Träume eine ganz
wichtige und wesentliche Rolle.
Josef entscheidet sich wegen eines Traums, die schwangere Maria nicht zu
verlassen.
Die Magier erfahren im Traum, dass es wichtig ist, nicht zu Herodes zurück
zu kehren.
Josef träumt, dass er mit seiner kleinen Familie nach Ägypten fliehen muss.
Und dann ist da der grosse Traum, die Vision der schwangeren Maria; der
Traum, dass Kleine gross werden, Mächtige ihren Einfluss verlieren, Hungernde satt werden.
Tief in uns allen schlummern Träume und Sehnsüchte. Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit kommen Träume wieder an die Oberfläche. Aber
es ist gar nicht einfach in unserer Wohlstandsgesellschaft die eigene Traumspur nicht zu verlieren, weil uns ständig vorgegaukelt wird, Träume liessen
sich durch Konsum erfüllen. Wir suchen nach schönem Weihnachtsschmuck
und träumen dabei von Wärme und Geborgenheit. Wir mühen uns ab, ein
möglichst exquisites Weihnachtsessen zu kochen und träumen dabei von gelungenen Begegnungen und echten Gesprächen. Wir hetzen durch die Geschäfte auf der Suche nach passenden Geschenken und träumen dabei von
Liebe und Frieden.
Wir wollen in dieser Adventsfeier unseren Träumen auf die Spur kommen.
Sie aus unserem Innern ausgraben. Hervorholen aus den hintersten Ecken
unseres Herzens, in die wir sie verbannt haben. Träume sind etwas ganz
Wichtiges und Wesentliches! Wir Menschen brauchen Lebensträume, um lebendig zu bleiben!
Träume, Visionen sind mächtige Bilder in unserem Innern, die jede Einzelne,
aber auch ganze Gesellschaften in Spannung, in Bewegung halten. Ein bedeutender Hirnforscher hat die Macht solcher inneren Bilder erforscht. Er fand
heraus, dass Visionen, Träume das Gehirn verändern und damit auch die
Menschen. Und sie vermögen auch die Welt zu verändern, unsere Träume
und Visionen. Die inneren Bilder, die wir in uns tragen, die Ideen von dem,
was wir erstrebenswert finden und erreichen wollen, bestimmen unser Denken, Fühlen und Handeln durch und durch. Und weil unsere Träume die Welt
verändern können, ist es wichtig, dass wir sie gross machen – unsere Träume, dass wir immer wieder probieren uns mit unseren Träumen hineinzugeben in Gottes grossen Traum von einer Welt, in der es Gerechtigkeit für alle
gibt.
Text (nach Max Feigenwinter)
Wenn du dich zufrieden gibst mit deiner Partnerschaft,
obwohl ihr kaum miteinander sprecht,
Probleme nicht löst, Zärtlichkeiten abhanden gekommen sind;
wenn du dich zufrieden gibst mit deinem Team,
obwohl eine über die andere spricht,
Arbeit kaum anerkannt wird, die Atmosphäre nicht stimmt;
wenn du dich zufrieden gibst mit deiner Gemeinde,
obwohl die Armen übergangen, die Kinder nicht ernst genommen
und Fremde nicht aufgenommen werden;
wenn du dich zufrieden gibst mit der Welt,
obwohl so viele hungern, Profit über Menschlichkeit steht
und die Schöpfung kaputt geht;
wenn du dich mit all dem zufrieden gibst,
dann hast du deine Aufgabe nicht erfüllt, deinen Beitrag nicht geleistet;
wenn du dich mit all dem zufrieden gibst,
dann hast du aufgehört zu träumen;
ja, dann hast du innerlich aufgehört zu leben.
Überleitung zum Lied
Nein, das wollen wir nicht: Unsere Träume vergessen, unsere Visionen verlieren. Wir wollen nicht lebendig tot sein. Wir wollen unsere Träume festhalten
und sie leben. Wir wollen nicht unser Leben träumen, sondern unsere Träume leben.
„Halte deine Träume fest, lerne sie zu leben“ – so heisst das Lied, das wir
jetzt singen. Es ist auf dem ausgeteilten Liedblatt. Zuerst hören wir die Melodie 1x und dann singen wir 2x die erste Strophe.
Lied „Halte deine Träume fest“ (Liedblatt; 1x vorspielen, 2x 1.Str. singen)
Gebet
Gott, Träume haben wir schon:
Es sind Träume von Reichtum, von Schönheit und Berühmtheit.
Es ist der Traum vom Schlanksein, von Fitness
und immerwährender Gesundheit.
Es ist der Traum vom kleinen privaten Glück,
mit einem Haus, zwei Autos und artigen Kindern.
Wenn wir dir Gott, diese Träume sagen;
dir, der ein Gott der Befreiung, der Gerechtigkeit und des Friedens ist;
der auf der Seite der Armen, Verachteten, und Kranken steht;
wenn wir dir unsere Träume sagen,
dann merken wir,
wie klein und privat sie sind – unsere Träume.
Deine Träume, Gott, sind gross und weit und schliessen alle Menschen ein.
Darum lass auch unsere Träume gross und weit sein.
Lass uns träumen, mit dir Gott,
von Liebe, Gerechtigkeit, Frieden für die ganze Welt.
Amen
Lied „Halte deine Träume fest“ (Kurzes Vorspiel, dann 1. Str. 1x)
Einleitung zu den Bibeltexten
Die Bibel ist voller Träume und Visionen. Auch wenn diese Texte uns sprachlich zum Teil fremd sind, helfen sie uns doch, unsere Träume nicht zu verlieren und sie ganz weit und gross zu machen. Zwei solcher biblischer Visionen
wollen wir euch heute ins Ohr und ans Herz legen.
Der erste Text aus dem Buch Jesaja wird nach der Leseordnung jeweils in
der Adventszeit vorgelesen. Es ist die Vision einer guten, friedlichen Welt, in
der für die Armen geschaut wird. Beschrieben wird dieser Traum zum Teil mit
Bildern aus der Natur und aus der Tierwelt.
Buch Jesaja 11,1-9 (Aus: Bibel in gerechter Sprache)
Dann wird ein Zweig aus dem Baumstumpf Isais austreiben,
und ein Spross wächst aus seiner Wurzel heraus.
Auf dieser Person wird der Geisthauch Gottes ruhen,
der Geisthauch der Weisheit und Einsicht.
der Geisthauch des Rates und der Stärke,
der Geisthauch der Erkenntnis und der Ehrfurcht vor Gott.
Diese Person wird Wohlgefallen an der Ehrfurcht vor Gott haben.
Nicht nach dem Augenschein wird sie Recht aufrichten,
nicht nach dem Hörensagen Ausgleich schaffen.
Vielmehr wird sie in Gerechtigkeit die Schwachen richten,
in Aufrichtigkeit für die Armen des Landes entscheiden
und das Land mit dem Stock ihres Mundes schlagen
und mit dem Hauch ihrer Lippen die töten, die Böses tun.
Dann wird sie Gerechtigkeit als Gürtel um ihre Hüften
und die Treue als Gürtel um die Taille tragen.
Dann wird der Wolf beim Lamm als Flüchtling unterkommen,
und der Leopard wird beim Böckchen lagern;
Kalb, Junglöwe und Mastvieh leben zusammen, ein kleines Kind treibt sie.
Kuh und Bärin werden weiden, gemeinsam werden ihre Jungen lagern,
und der Löwe wird wie das Rind Stroh fressen.
Der Säugling wird vergnügt an der Höhle der Kreuzotter spielen, und nach
dem Loch der Giftschlange wird das Kleinkind mit seiner Hand patschen.
Sie werden nichts Böses tun und kein Verderben mehr anrichten, denn die
Erde ist erfüllt mit Erkenntnis Gottes.
Musik
Einleitung zum Magnifikat Lk 1,46-55
Voller Kraft erzählt die schwangere Maria im Magnifikat von Gottes heilvollem
Wirken. In ihren Worten leuchtet der Traum einer Welt auf, in der Gerechtigkeit und Friede daheim sind.
Lukasevangelium 1,46-55 (Aus: Bibel in gerechter Sprache)
Maria sprach: „Meine Seele lobt die Lebendige, und mein Geist jubelt über
die göttliche Macht, die mich gerettet hat.
Sie hat auf die Erniedrigung ihrer Sklavin geschaut. Seht, von nun an werden
mich alle Generationen glücklich preisen, denn Grosses hat die göttliche
Macht an mir getan, und heilig ist ihr Name.
Ihr Erbarmen schenkt sie von Generation zu Generation denen, die Ehrfurcht
vor ihr haben.
Sie hat Gewaltiges bewirkt.
Mit ihrem Arm hat sie die auseinander getrieben, die ihr Herz darauf gerichtet
haben, sich über andere zu erheben.
Sie hat Mächtige von den Thronen gestürzt und Erniedrigte erhöht,
Hungernde hat sie mit Gutem gefüllt und Reiche leer weggeschickt.
Sie hat sich Israels, ihres Kindes, angenommen und sich an ihre Barmherzigkeit erinnert, wie sie es unseren Vorfahren zugesagt hatte, Sara und Abraham und ihren Nachkommen für alle Zeit.“
Musik
Erklärung zum Aufschreiben unserer Träume für die Welt
Wir laden euch nun ein, einander eure Träume, die ihr für die Menschen und
die ganze Welt habt, zu erzählen, über eure Träume ins Gespräch zu kommen – immer etwa 3-4 Frauen, die gerade beieinander sitzen zusammen.
Schreibt dann pro Gruppe einen Traum in 1-2 Worten auf einen solchen
Streifen (zeigen!) und befestigt diesen am Ast / Baum hier.
Über Träume austauschen und aufschreiben
dazu Musik (lang!)
Einige Träume, die aufgeschrieben wurden, lesen die Frauen selber vor oder sie werden vorgelesen
Überleitung zum Lied „We shall overcome“
1963 sagte Martin Luther King in seiner historischen Rede „I have a dream“.
Und er meinte damit den Traum, dass eines Tages die Kinder früherer Sklaven und die Kinder früherer Sklavenhalter gemeinsam am Tisch der Geschwisterlichkeit sitzen werden und dass seine vier kleinen Kinder in einer
Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach
ihrem Charakter beurteilt. Martin Luther King hat für seinen Traum sein Leben
gegeben. Aber sein Traum lebt weiter und hat 45 Jahre später in den Worten
von Barack Obama ein Echo gefunden „Yes, we can“.
Ein starkes Lied aus der Zeit von Martin Luther King, das vom Traum von Gerechtigkeit, Geschwisterlichkeit und Frieden erzählt ist das Lied „We shall
overcome“.
Die bekannte Theologin Dorothee Sölle sprach vom „Luxus der Hoffnungslosigkeit“, den viele Menschen vor allem in reichen Ländern sich leisten. Ihr
einziges Ziel ist die Vermehrung von Besitz und Reichtum und die Gewinnmaximierung. Andere Träume und Visionen gibt es für sie nicht. Darum ist ihr
Leben oft auch leer und sinnlos.
Diesen Luxus der Hoffnungs- und Visionslosigkeit wollen wir uns nicht leisten.
Wir wollen Gottes grossen Traum mitträumen und auch den Traum vieler
kleinen Menschen, die wie der Prophet Jesaja, wie Maria, wie Martin Luther
King nicht aufhören zu träumen, von einer Welt voller Liebe, Gerechtigkeit
und Frieden. So stimmen wir ein in das Lied „We shall overcome“. Wir singen
die Strophen 1,5,6,7 anschliessend lassen wir uns im Fürbittgebet ein auf die
Träume vieler kleiner Menschen.
Lied „We shall overcome“ (Liedblatt; Kurzes Vorspiel dann Str. 1,5,6,7)
Fürbittgebet (abwechselnd zu zweit oder zu dritt lesen)
Gott, wir wollen mit dir und mit allen Menschen, die weltweit hungern, träumen von einem gedeckten Tisch, an dem sich alle satt essen können.
Gott, wir wollen mit dir und mit allen Menschen, die unter Krieg und Gewalt
leiden, träumen vom Frieden, der die ganze Welt umarmt.
Gott, wir wollen mit dir und mit allen Migrantinnen und Migranten, weltweit
und ganz besonders in unserem Land, träumen von Heimat, von Angenommensein und von Respekt, den alle Menschen erfahren.
Gott, wir wollen mit dir und mit allen Menschen, die unter einer schweren
Krankheit leiden, träumen von heilem, ganzem Leben.
Gott, wir wollen mit dir und mit allen Menschen, die unter der Gewalttätigkeit
anderer Menschen leiden, träumen von einem Leben in Sicherheit und Geborgenheit.
Gott, wir wollen mit dir und mit deiner ausgebeuteten Schöpfung träumen von
einer Zeit, in der die Schöpfung allen Menschen heilig ist.
„We shall overcome“ wir stimmen nochmals ein und singen Str. 1&7
Lied „We shall overcome“ (Kurzes Vorspiel dann Str. 1, 7)
Erklärung zum Verteilen der Kärtchen: Nicht vergessen: Träumen!
Manchmal kleben oder heften wir uns Erinnerungszettel an alle möglichen
Orte, um gewisse Dinge nicht zu vergessen. Wir wollen euch einen solchen
Erinnerungszettel mitgeben, damit ihr das Träumen nicht vergesst. Wir haben
einen Sternen-Büroklammer drangemacht, damit ihr den Zettel z.B. an eurer
Agenda oder eurem Tagebuch anheften könnt. Der Stern ist ein Symbol für
Träume und Visionen. Auch das wollen wir nicht vergessen, wenn wir jetzt in
der Adventszeit überall Sterne sehen.
Kärtchen werden verteilt (bei vielen TeilnehmerInnen wie Kommunion; bei
wenigen direkt verteilen); Der Satz: „Nicht vergessen: Träumen“ oder „Vergiss das Träumen nicht“ wird dabei jeder Frau gesagt.
Dazu Musik (lang!)
Text zum Schluss (Text 2x lesen!)
Auf den Weg wollen wir euch einen kurzen Ausschnitt aus einer Rede der
Schriftstellerin Ingeborg Bachmann mitgeben. In diesem Text ruft sie auf, die
Wirklichkeit immer wieder durch unsere Träume und Visionen zu verändern,
auch wenn dabei die Träume nie ganz Wirklichkeit werden.
„Im Widerspiel des Möglichen mit dem Unmöglichen erweitern wir unsere
Möglichkeiten. Dass wir es erzeugen, dieses Spannungsverhältnis, an dem
wir wachsen, darauf kommt es an; dass wir uns orientieren an einem Ziel,
das freilich, wenn wir uns nähern, sich noch einmal entfernt.“
Einleitung zum Lied „Maria durch ein Dornwald ging“
Auch das wunderschöne Adventslied „Maria durch ein Dornwald ging“ erzählt
von einem Traum. Es erzählt davon, wie das Leben, das dornige Leben zum
Blühen kommt, wenn wir unseren Traum im Herzen tragen, wie ein Kind, das
in uns heranwächst. Wir wollen das Lied jetzt gemeinsam singen.
Lied „Maria durch ein Dornwald ging“ (KG 314; kurzes Vorspiel dann Str. 1-3)
Mitteilungen / Dank
Segen (rechte Hand auf Herz; linke Hand auf rechte Schulter der Nachbarin)
Gott
sei mit uns in unseren Träumen
stärke unsere Sehnsucht nach dem, was unsere Herzen heilt
lass uns dem Stern trauen, damit wir mutig dein Licht weitertragen
Gott, Liebhaberin des Lebens – du
umarme mit Segen deine Welt.
Musik
November 2009 Katharina Jost Graf und Bernadette Inauen-Wehrmüller
Wer gerne die digitale Version der Meditation hätte, kann diese anfordern unter: [email protected]