Wir können nicht den hellen Himmel träumen

IFFF Dortmund | Köln 2015
Always Together | 67
Deutschland / Österreich 2013, Dokumentarfilm, DCP, 93’
Regie & Bildgestaltung Carmen Tartarotti | Buch Ria Endres
Schnitt Ferdinand Ludwig, Carmen Tartarotti | Musik Paul Giger
Produktion Carmen Tartarotti Filmproduktion
Kontakt Carmen Tartarotti | www.carmen-tartarotti.de
Wir können nicht den hellen Himmel träumen
Ein Frauenkloster in Südtirol, in dem nur noch zwei Nonnen leben:
Schwester Angelika und Schwester Benvenuta. Als die beiden Bauerntöchter vor 50 Jahren dem Orden der Dominikanerinnen in Maria
Steinach beitraten, lebten 18 Frauen im Kloster und es hat geheißen:
»Wenn noch eine kommt, muss sie warten, bis eine andere stirbt«. Heute
hingegen stehen die meisten Zellen leer.
»Jetzt tun wir selber alle Ämter!« Unter diesem Motto schwirren die beiden durch alle Gänge und halten sogar die leeren Zellen sauber. Schwes­
ter Angelika läuft mehrmals am Tag von einem Stockwerk ins andere,
läutet die Glocke, zieht das mechanische Uhrwerk auf, säubert Altar und
Klosterkirche, macht die Gartenarbeit und putzt dreimal im Jahr die 114
Fenster. Schwester Benvenutas Arbeitsfeld ist die Küche. Das Ritual des
gemeinsamen Betens würden sie niemals vernachlässigen. Körperliche
Beschwerden und Unfälle haben dazu geführt, dass mal die eine, mal
die andere für längere Zeit im Krankenhaus lag. Selbst nach schweren
Operationen haben sie sich keine Schonung gegönnt. Da sie wissen, dass
ihre Zukunft an einem seidenen Faden hängt, liefern sie sich ständig
Beweise, dass es weitergeht.
Die Schwestern Angelika und Benvenuta sind keine vergeistigten Klos­
terfrauen. Das Wirtschaften liegt ihnen in Fleisch und Blut. All die Dinge, die sie schon so lange Zeit umgeben, gehören zu ihnen. Jeder Topf,
jeder Apfel, jeder Stein, jedes Fenster, jeder Stoff, jede Kirchenbank.
Alles wird beachtet: Hühner, Katzen, Vögel, Obst, Gemüse.
Die Klosterschwestern von Maria Steinach sind liebenswerte und zugleich etwas störrische Heldinnen. Sie dienen ihrem Kloster und sie
herrschen in ihm. Und obwohl sie gemeinsam mit dem Kloster in eine
ungewisse Zukunft gehen, sind sie nicht verbittert, sondern frei.
A convent in South Tyrol which now accommodates only the two nuns:
Sister Angelika and Sister Benvenuta. When the two farmer’s daughters
joined the Dominican Order at Maria Steinach all of 50 years ago, there
were still 18 women living in the cloisters, the unwritten rule being: »If
someone wishes to be admitted, she must wait until another one dies«.
Today, however, most of the cells are empty.
»So we do everything«. Under this motto, the two whiz through the
corridors and even keep the vacant cells spick and span. Several times
a day, Sister Angelica runs from one floor to another, rings the bell,
winds up the mechanical clockwork, cleans the altar and the chapel,
does the gardening and – three times a year – wash the 114 windows.
Meanwhile, Sister Benvenuta’s working area is the kitchen. Yet the ritual
of common prayer is never neglected. Physical complaints and accidents
have on occasion led to one or the other being kept in hospital. But even
after major surgery, they spare themselves no mercy. As they know that
their future is hanging on a thread, they constantly provide evidence that
things can continue.
Sisters Angelika and Benvenuta are thus no ethereal-minded nuns.
Housework is somehow in their DNA. All the objects that have
surrounded them for such a long time … also belong to them. Each pot,
every apple, each stone, every window, each piece of fabric, every pew
– the chickens, the cats, the birds, the fruits and the vegetables. They all
get their due attention.
The nuns of Maria Steinach are simply wonderful women if slightly
recalcitrant heroines. They serve their convent and they reign in it. And
although they and the convent face an uncertain future, they are not in
any way bitter, but free.
Biografie
Carmen Tartarotti, 1950 in Südtirol geboren, studierte Germanistik und
Politik in Frankfurt a.M. Sie ist freie Filmschaffende seit 1979. Die
Autorin, Regisseurin und Produzentin lebt in Frankfurt und Berlin. Mit
ihrem Filmporträt über Friederike Mayröcker erhielt sie den Filmpreis
der Stadt München. Ihr Dokumentarfilm Paradiso del Cevedale wurde
beim Int. Wettbewerb Film+Architektur in Graz mit dem Filmstein in
Gold ausgezeichnet.
Biography
Carmen Tartarotti, born 1950 in South Tyrol, studied German and
politics in Frankfurt / Main. She has been a freelance film-maker
since 1979. Working as an author, director and producer, she lives in
Frankfurt and Berlin. Her film portrait of Friederike Mayröcker won her
the City of Munich Film Prize while her hotel documentary Paradiso del
Cevedale picked up a gold award at the International Film & Architecture
Competition in Graz, Austria.
Präsentiert von:
Presented by:
Filme von | Films by Carmen Tartarotti (Auswahl | Selection)
Das Schreiben und das Schweigen 2005 – 2008 | Zwischen Grant und Elend 2004 – 2006 | Wunder über Wunder 1996 | Ganzallerliebst 1994 | Paradiso del Cevedale 1992 |
1 Häufchen Blume 1 Häufchen Schuh 1989 | Die Kunst ist gegen den Körper des Künstlers gerichtet 1987 | Jedes Haar wirft seinen Schatten 1985 | Da Capo al Fine 1983 |
Kribus-Krabus-Domine 1980