EMCDDA: Europäische Städte erlauben wertvolle

 26. JUNI: INTERNATIONALER TAG GEGEN DROGENMISSBRAUCH UND ILLEGALEN DROGENHANDEL
EMCDDA: Europäische Städte erlauben wertvolle Einblicke in neue Drogentrends
(25.6.2015, LISSABON) Neue Entwicklungen im Drogenbereich nehmen häufig in städtischen Gebieten
ihren Anfang und sind hier auch am deutlichsten spürbar. Infolgedessen erlauben die europäischen
Städte wertvolle Einblicke in neue Drogentrends. In ihrem jüngsten Bericht – der heute vor dem
Internationalen Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel (26. Juni) erscheint –
stellt die EU-Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) Untersuchungen zur Drogenproblematik in
europäischen Städten an und zeigt auf, welche Drogenstrategien von einigen Städten selbst entwickelt
wurden. (1)
Die Europäische Union ist eine der am stärksten urbanisierten Regionen der Welt und die Bevölkerungsdichte
in ihren Städten wird weiter zunehmen. Gegenwärtig leben 73 % der EU-Bürger in Städten und den
Prognosen zufolge wird dieser Anteil bis 2050 auf 82 % (und damit um 30 Millionen Einwohner) steigen. (2)
Die neue Analyse der EMCDDA mit dem Titel Drugs policy and the city in Europe [Drogenpolitik in
europäischen Städten] zeigt auf, wie moderne Städte mit unterschiedlichsten Drogenkonsumenten und den
damit verbundenen gesundheitlichen, sozialen und sicherheitsrelevanten Problemen umgehen. In diesem
Bericht werden zehn europäische Hauptstädte genannt, die eine eigene Drogenstrategie entwickelt haben:
Berlin, Bukarest, Helsinki, Kopenhagen, Lissabon, Madrid, Prag, Stockholm, Warschau und Wien
(Abbildung 2).
Der Direktor der EMCDDA, Wolfgang Götz, führt hierzu aus: „Mit dem Wachstum und der Entwicklung der
europäischen Städte verändert sich auch deren Drogenproblematik. Neue Probleme sind zuallererst in den
Städten erkennbar, wo diesbezüglich immer mehr innovative Politiken und Maßnahmen erarbeitet werden.
Ich bin überzeugt, dass für die europäischen Städte in diesem schwierigen Politikbereich viele Möglichkeiten
bestehen, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen.“
Der Schwerpunkt des Berichts, in dem sowohl bekannte als auch neu entstehende drogenbedingte Probleme
untersucht werden, liegt auf vier Themenbereichen: städtische Räume und Drogenkonsum, Business und
Freizeitkonsum, städtische Drogenstrategien sowie deren Koordinierung und Finanzierung.
Städtische Räume und Drogenkonsum: Acht Hauptstädte berichten über eine „offene Drogenszene“
(Abbildung 1) in Form „konzentrierter“ (mit bis zu mehreren Hundert Drogenkonsumenten täglich) oder
„verstreuter“ (mehrerer kleiner) Treffpunkte, die in vielen Fällen zwischen diesen beiden Kategorien
schwanken. Ungeachtet dieser Unterschiede gibt es eine Reihe gemeinsamer Merkmale: polyvalenter
Drogenkonsum (häufig unter Beteiligung von Heroin, verschreibungspflichtigen Medikamenten und Alkohol),
Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit injizierendem Drogenkonsum (Infektionen mit HIV sowie
Hepatitis B und C, weggeworfene Spritzbestecke) sowie Probleme an den Treffpunkten von
Drogenkonsumenten (Kriminalität, öffentliches Ärgernis). In dem Bericht werden einige der Maßnahmen
untersucht, die gegenwärtig ergriffen werden, darunter Nadel- und Spritzenaustauschprogramme,
Anlaufstellen, Drogenkonsumräume (3) sowie Maßnahmen, um Abfälle aus dem Drogenkonsum zu reduzieren
(z. B. Abfallbehälter für spitze Instrumente, Spritzenautomaten).
Kontakt: Kathy Robertson, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Praça Europa 1, Cais do Sodré, 1249-289 Lissabon, Portugal
Tel. (351) 211 21 02 00 I [email protected] I emcdda.europa.eu
DE — Nr. 5/2015
Internationaler Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel (26. Juni)
25.6.2015
Business und Freizeitkonsum: In den Städten herrscht eine hohe Dichte von Räumlichkeiten, in denen
psychoaktive Substanzen verkauft und konsumiert werden. In vielen Fällen gibt es bestimmte
Ballungsgebiete solcher Einrichtungen. Dies kann dazu führen, dass ganze Zonen entstehen, in denen
Drogenkonsum und Rausch toleriert, wenn nicht gar akzeptiert sind. Angesichts der Vielzahl der
unterschiedlichsten drogenbedingten Probleme in solchen Gegenden kommt dort ein breites Spektrum
von Maßnahmen zum Einsatz. Diese reichen von Maßnahmen der Prävention und Schadensminimierung
in Freizeitsettings (z. B. Informationskampagnen, Pillentests) bis hin zu Rechtsvorschriften gegen neue
psychoaktive Substanzen und ihren Straßenverkauf.
Städtische Drogenstrategien: In dem Bericht werden städtische Strategien definiert als „von kommunalen
Politikern ergriffene Maßnahmen zur Bekämpfung aller oder einiger Aspekte der Drogenproblematik in
einem bestimmten städtischen Gebiet“. In diesem Zusammenhang wird festgestellt, dass städtische
Drogenstrategien häufig dieselben Schwerpunkte setzen wie die auf nationaler oder regionaler Ebene
verabschiedeten Dokumente (Berlin, Helsinki, Lissabon, Madrid, Stockholm, Warschau, Wien). Andere
Städte verfolgen einen eher themenorientierten Ansatz, in dessen Rahmen ganz bestimmte Probleme
wie beispielsweise offene Drogenszenen (Kopenhagen, Oslo), antisoziales Verhalten (Dublin) oder Crack
(London, Paris) in Angriff genommen werden. In wieder anderen (Brüssel, Riga, Vilnius) ist die
Drogenproblematik Teil anderer städtischer Strategiedokumente, deren Schwerpunkt beispielsweise auf
Straftaten oder der öffentlichen Gesundheit liegt. In einigen Städten gibt es eigene kommunale
Drogenmonitoringssysteme, während andere bei der Beobachtung des Drogenkonsums auf Ad-hocVerfahren setzen.
Koordinierung und Finanzierung städtischer Strategien: In ihrem Bericht untersucht die EMCDDA wie
einige europäische Städte die Drogenkoordinierung durchführen. Grundsätzlich sind die
Kommunalbehörden für die Koordinierung der städtischen Drogenpolitik formal zuständig. Dies ist in
manchen Fällen gesetzlich geregelt (Helsinki, Madrid, Warschau). Einige Städte verfügen über
eigenständige Referate für die Drogenpolitik (Helsinki, Madrid, Prag, Stockholm, Paris, Wien), während in
anderen übergreifende Referate für die Drogenproblematik zuständig sind (z. B. in London). In manchen
Städten werden „städtische Drogenkoordinatoren“ bestellt (Berlin, Prag, Warschau und Wien). Wo es auf
städtischer Ebene keine formalen Koordinierungsstrukturen gibt, sind nationale, regionale oder
kommunale Strukturen für die Umsetzung der Strategien verantwortlich (Ankara, Bratislava, Bukarest,
Dublin). Mehrere europäische Hauptstädte verfügen über eigenständige Haushalte für ihre
Drogenstrategien, aus denen Agenturen oder deren Dienstleistungen finanziert werden. Den verfügbaren
Daten zufolge lagen die entsprechenden Ausgaben im Jahr 2011 zwischen EUR 6,5 Mio. in Berlin und
EUR 29,4 Mio. in Madrid.
Wolfgang Götz erklärt abschließend: „Gegenwärtig werden Daten über den Drogenkonsum auf
städtischer Ebene aus einer Vielzahl von Quellen erhoben, darunter neue Informationen von
Erstkontaktangeboten, Notaufnahmen der Krankenhäuser und Abwasseranalyseeinrichtungen. Damit
haben wir die Möglichkeit, uns ein aktuelleres Bild vom Stand der Drogenproblematik in den Städten zu
machen und die Wirksamkeit von Drogenpolitiken und Maßnahmen zu evaluieren“ (4).
Anmerkungen
(1) Siehe EMCDDA Paper unter emcdda.europa.eu/publications/emcdda-papers/drug-policy-and-the-city
2
( ) Europäische Kommission (2015), Towards an EU research and innovation policy agenda for nature-based
solutions and re-naturing cities, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg.
(3) Siehe emcdda.europa.eu/topics/pods/drug-consumption-rooms
(4) Siehe emcdda.europa.eu/topics/pods/waste-water-analysis
Internationaler Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel: Die EMCDDA begeht diesen Tag in
ihren Räumlichkeiten mit einer Veranstaltung für das diplomatische Korps in Lissabon und ihre Partner in den
portugiesischen Behörden. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (United
Nations Office on Drugs and Crime/UNODC) wird seinen Weltdrogenbericht 2015 vorstellen. Weitere wichtige
aktuelle Veröffentlichungen der EMCDDA: General Report of Activities 2014; A year in review 2014.
Weiterführende Informationen über die Drogenproblematik in Europa sind dem Informationspaket „Europäischer
Drogenbericht 2015“ zu entnehmen (emcdda.europa.eu/edr2015). emcdda.europa.eu
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