Vorwort

Vorwort
Liebe GEMA-Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser,
2015 war für die GEMA und ihre Mitglieder ein richtungsweisendes Jahr: Wir haben
manches angestoßen und konnten vieles umsetzen, um die Position der GEMA als
international führende Autorengesellschaft für Werke der Musik zu bestätigen und zu
sichern, in wirtschaftlicher Hinsicht ebenso wie unter gesellschaftlichen, technologischen oder rechtlichen Aspekten.
International wegweisend in der Musikbranche war die Gründung des gemeinsamen
Lizenz- und Verarbeitungszentrums ICE (International Copyright Enterprise), das die
GEMA nunmehr gemeinsam mit ihren englischen und schwedischen Schwestergesellschaften PRS for Music und STIM führt. Mit dieser Kooperation reagieren wir auf die
veränderten Marktbedingungen im Bereich der digitalen Musik- und Onlinedienste
und die Bedürfnisse der Musikautoren und Verleger. Durch die gemeinsame paneuropäische Lizenzierung unserer Rechte im Online-Bereich, die gemeinsame Verarbeitung von Online-Nutzungsmeldungen und die Einrichtung einer gemeinsamen
Werkedokumentation sind wir künftig in der Lage, die riesigen Datenmengen der
Online-Musikdienste konsolidiert zu verarbeiten und damit eine schnellere, genauere
und effizientere Lizenzverarbeitung und Abrechnung zu gewährleisten.
Weichen für die Zukunft haben wir auch auf unserer Mitgliederversammlung im
Mai 2015 in München gestellt. So haben die Mitglieder dort die Weiterentwicklung
und Entfristung des Verteilungsplans für den Nutzungsbereich Online beschlossen,
der bis dato nur vorläufig galt. Dass die Verteilung unserer Erlöse für die Nutzung
von Musikwerken im Internet nunmehr auf dieser festen Basis erfolgen kann, ist
umso bedeutsamer angesichts des stetig wachsenden wirtschaftlichen Gewichts der
Lizenzierung im Online-Bereich. Diese Entwicklung wirkt sich mittlerweile positiv auf
die Ertragssituation der GEMA aus, doch werden unsere Mitglieder an der fortschreitenden Verlagerung des Musikkonsums in den Digitalbereich bei weitem noch nicht
angemessen beteiligt. Hier Änderungen und auch ein Umdenken zu bewirken, bleibt
für uns eine große Herausforderung.
Deshalb begrüßen und unterstützen wir die Bestrebungen der Europäischen Kommission zu einer Modernisierung des Urheberrechts. Eines der Ziele ist dabei, eine faire
Vergütung der Kreativschaffenden für ihren Anteil an der Wertschöpfung im OnlineBereich sicherzustellen. Ein Großteil des Umsatzes von Unternehmen wie YouTube,
Facebook oder Google beruht schließlich auf der Nutzung von kulturellen Inhalten. So
sieht es auch das Europäische Parlament, das zudem anmahnt, den rechtlichen Status
von Plattformbetreibern und ihre Haftung in Bezug auf Urheberrechte klarzustellen.
Die GEMA ist in dieser Hinsicht seit Jahren selbst aktiv und scheut dabei auch gerichtliche Auseinandersetzungen nicht. Besonderen Widerhall auch in der Öffentlichkeit
findet unser Versuch, YouTube zum Abschluss eines Lizenzvertrags zu bewegen. Dabei
haben im Jahresverlauf zwei Gerichtsentscheidungen unsere Position untermauert:
Das Oberlandesgericht München bestätigte im Mai, dass die Behauptung auf den
von YouTube vor vielen Musikvideos geschalteten Sperrtafeln, die GEMA sei für diese
Sperrungen verantwortlich, als unlauter einzustufen ist. Ebenfalls in zweiter Instanz
befand das Hanseatische Oberlandesgericht: YouTube haftet bei Rechtsverstößen und
hat bei Hinweisen auf Verletzungen des Urheberrechts zumutbare Maßnahmen zu
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ergreifen, um rechtlich geschütztes Material auf seiner Plattform in Deutschland nicht
mehr zugänglich zu machen.
Insgesamt auf eine neue rechtliche Basis soll die kollektive Rechtewahrnehmung in
Deutschland gestellt werden: In Umsetzung der EU-Wahrnehmungsrichtlinie in nationales Recht ist für 2016 ein neues Verwertungsgesellschaftengesetz in Vorbereitung.
Die GEMA begleitet den Gesetzgebungsprozess und hat, um ihre Interessen geltend
zu machen, gegenüber dem federführenden Bundesministerium der Justiz und für
Verbraucherschutz umfassend Stellung bezogen. Es ist absehbar, dass das Gesetz verschiedene Änderungen im Regelwerk der GEMA erforderlich machen und sich Umstellungsbedarf mit Auswirkungen auf die Binnenstruktur und den Geschäftsbetrieb
ergeben wird. Dieses Gesetz wird uns daher auf der nächsten Mitgliederversammlung
in Berlin vom 25. bis 27. April 2016 maßgeblich beschäftigen.
Bereits grundlegend reformiert haben wir 2015 unser Dienstleistungsangebot. Im Zuge
einer Neuordnung der Serviceleistungen wurde ein Katalog erarbeitet, der den Mitgliedern einen Gesamtüberblick über das umfangreiche Angebot gibt. Erste Neuerungen
konnten in den vergangenen Monaten bereits umgesetzt werden, zum Januar 2016
tritt der reformierte Leistungskatalog in Kraft. Damit richtet die GEMA ihr Angebot
noch stärker an den Bedürfnissen ihrer Mitglieder aus und sichert die faire Verteilung
zwischen Beitragseinnahmen und nachgefragten Leistungen. Grundlage hierfür ist
nicht zuletzt das Feedback unserer Mitglieder aus der letzten Befragung, die die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag der GEMA Ende 2014 durchgeführt hat.
Daraus haben wir wertvolle Anregungen etwa zu Erwartungen hinsichtlich unseres
Informationsangebots, der Kontaktqualität und unserer Services erhalten.
Der Dialog mit Mitgliedern bildet eine wichtige Basis für die kontinuierliche Verbesserung unseres Leistungsangebots. Um diesen Austausch weiter zu fördern, ist im
Frühjahr 2015 das GEMA-Forum an den Start gegangen. Damit wollen wir unseren
Mitgliedern eine Möglichkeit bieten, sich untereinander zu vernetzen und mit Kollegen
Themen zu diskutieren, die sie interessieren und bewegen. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen in den nächsten Monaten, in unserem Forum oder auf anderen Wegen.
2016 wird die GEMA vor weitere Herausforderungen stellen – wir werden sie meistern.
Auch im kommenden Jahr, dies kann ich Ihnen heute schon zusichern, werden wir uns
in der GEMA mit ganzer Kraft für die Interessen der Musikschaffenden einsetzen und
unseren Beitrag dazu leisten, dass ihre Stimme klar und deutlich zu vernehmen ist!
Ihr
Dr. Harald Heker
Vorsitzender des Vorstands der GEMA
im Oktober 2015
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