agrar- und marktpolitik I 13 BLW 8 I 26. 2. 2016 Antibiotikaregeln zu wenig scharf Umweltpolitiker im EU-Parlament mit derzeitiger Handhabung unzufrieden Foto: Aurore BELOT/EU-Parlament Brüssel Der Umweltausschuss des EU-Parlaments will die Anwendung von Antibiotika in der Nutztierhaltung auf Einzeltiere beschränken. In einer ersten Abstimmung zur aktuellen Überarbeitung der EU-Tierarzneimittelvorschriften wandten sich die Abgeordneten vergangene Woche gegen die pauschale Verabreichung an Gruppen von Tieren – weder als vorbeugende Maßnahme noch im Falle von Infektionsanzeichen bei einem Tier. Eine Behandlung sollte in der Regel auf tatsächlich erkrankte Tiere beziehungsweise solche mit einem besonders hohen Ansteckungsrisiko beschränkt werden. Ausnahmen bleiben allerdings möglich. Ferner soll die EU-Kommission die Möglichkeit erhalten, bestimmte Wirkstoffe auf den Einsatz beim Menschen zu beschränken. Der Einsatz von Reserveantibiotika in der Tierhaltung soll nur in begründeten Ausnahmesituationen und nach Sondergenehmigung der entsprechenden nationalen Behörde erlaubt werden. Die Parlamentarier rufen Landwirte und Tierhalter dazu auf, bei der Auswahl der Rassen auf die genetische Vielfalt zu achten und die Bestandsgröße so zu wählen, dass kein erhöhtes Übertragungsrisiko bestehe. Kranke Tiere sollten isoliert werden. Die Berichterstatterin Françoise Grossetête von den französischen Konservativen nannte das Abstimmungsergebnis einen großen Schritt vorwärts auf dem Weg hin zu einer besseren Tiergesundheit und im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen. Die Position des Ausschusses wird Der Umweltausschuss im EU-Parlament stimmte vergangene Woche für eine deutlich restriktivere Verwendung von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Als nächstes muss das Plenum entscheiden. auf einer der nächsten Plenarsitzungen des Hohen Hauses geprüft. Die ÖVP-Umweltsprecherin Elisabeth Köstinger betonte: „Breitbandantibiotika für alles und jeden sind keine Lösung. Bei Tieren wie bei Menschen braucht nicht gegen jeden Schnupfen mit Antibiotika geschossen werden. Falscher Einsatz von Antibiotika hat in Europa schon massive Probleme verursacht.“ Zugleich betonte sie, dass in Österreich vorbild- lich wenige Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt würden. Auch der agrarpolitische Sprecher der Fraktion Die Grünen/EFA, Martin Häusling, betonte, dass Antibiotika nicht prophylaktisch gegeben werden dürften. Er setzt auf eine Vorbeugung von Krankheiten durch verbesserte Haltungssysteme. Ein weiteres Anliegen ist für ihn die Berücksichtigung alternativer Behandlungen wie der Homöopathie. Zahlen Bauern zu wenig für Pension? Wien Die SPÖ will bei der Bei- tragsgerechtigkeit für Pensionen aus der gesetzlichen Sozialversicherung nachschärfen und gegebenenfalls auch Landwirte höher belasten. Das deutete SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder anlässlich einer Diskussion zur Alterssicherung im Nationalrat am Mittwoch an. Er betonte, die Pensionen seien sicher und würden Altersarmut verhindern. Die unterschiedlichen Beitragsraten der Versicherten sind ihm jedoch ein Dorn im Auge. Während bei den ASVG-Versicherten 85 % selbst abgedeckt würden, seien es unter den Bauern und Bäuerinnen nur rund 20 %, so Schieder. WWF contra Holzindustrie Schweighofer Wien Der Streit zwischen dem WWF und der Holzindustrie Schweighofer um illegalen Holzhandel geht weiter. Anlässlich des vergangene Woche präsentierten Berichts der EU-Kommission zum illegalen Holzhandel in Europa wiederholte der Umweltverband seine Vorwürfe, Schweighofer habe mit Holzprodukten aus illegalen Quellen in Rumänien gehandelt. Das Unternehmen wies die Anklagen vehement zurück und sprach von einer „ungerechtfertigten Medienkampagne“. Alle Anschuldigungen seien auch durch unabhängige Prüfungen widerlegt worden. Das FSCZertifikat des Unternehmens wurde im Januar erneuert und umfasse nun alle holzverarbeitenden Standorte des Unternehmens in Rumänien, Österreich und Deutschland. Auch alle externen Holzlieferanten wurden dabei in das strenge-Kontrollsystem integriert. Ein Bericht der US-amerikani- schen Nichtregierungsorganisation Environmental Investigation Agency vom Frühjahr 2015 warf Schweighofer in Rumänien vor, das illegale Schlagen von Holz zu ermutigen. Im Mai und Juni 2015 wurden daraufhin Kontrollen beim Unternehmen durch das rumänische Umweltministerium durchgeführt. Der WWF hatte bereits im vergangenen Herbst beim österreichischen Bundesamt für Wald eine Beschwerde gegen Schweighofer eingereicht. Der Verband wollte erreichen, dass Auer fordert schnelle Hilfen Wien Jakob Auer hat sich der deut- schen Forderung nach einem neuen EU-Hilfspaket für die Bauern angeschlossen. Das gab der BauernbundPräsident in einer Presseaussendung vom vergangenen Freitag bekannt. Insbesondere den heimischen Milchund Schweinebauern müsse Liquidität zur Verfügung gestellt werden. „Mit den aktuellen Preisen lassen sich keine Deckungsbeiträge mehr erwirtschaften“, warnte Auer. In der Regel würden die Bauern versuchen, ihre Kosten mit Mehrproduktion zu decken. Diese Mehrmenge bei Milch werde von den Molkereien derzeit aber nicht rentabel, sondern verlustträchtig verkauft. „Das ist ein Teufelskreis, aus dem wir nur mit einem dreiteiligen Maßnahmenpaket herauskommen“, so Auer. Neben dem EU-Hilfspaket ruft der Präsident auch die Bauern zur Besonnenheit bei der Milcherzeugung auf: „Wir sitzen alle in einem Boot: Aktuell kann weniger auch mehr sein. Am überhitzten Markt sind die genossenschaftlichen Molkereien momentan nicht mehr in der Lage, die Überproduktion abzusetzen. Wir sollten zusammenhelfen, damit wir diese schwierige Phase überstehen.“ Ein Teil der Lösung sei neben neuen Exportanstrengungen aber auch die vom Bauernbund bereits wiederholt geforderte Agrarmarkt-Kon trolle. „Ohne Transparenz entlang der Wertschöpfungskette wissen wir weiterhin nicht, wer die Margen einstreift. Wir ahnen nur, dass dies der Groß- und Lebensmitteleinzelhandel ist“, mahnte Auer. Aber auch der Handel sei von der Überlebensfähigkeit der Bauern abhängig. das Unternehmen nach der EU-Holzhandelsverordnung geprüft wird. Das Amt hatte die Beschwerde jedoch mit Verweis auf die Zuständigkeit der rumänischen Behörden abgelehnt. Schweighofer hat unterdessen einen eigenen Bericht im Internet veröffentlicht, der die Anschuldigungen wiederlegen soll: http://www. schweighofer-initiative.org/ Übernahme von 90 Zielpunktfilialen genehmigt Wien Die Bundeswettbewerbsbe- hörde hat ihr Prüfungsverfahren beendet und die Übernahme von 90 ehemaligen Zielpunktfilialen durch neun andere Handelsunternehmen genehmigt. Bei 28 davon seien wegen Wettbewerbsbedenken Auflagen festgelegt worden, teilt die Austria Presse Agentur mit. Demnach übernimmt Rewe mit seinen LEH-Linien (Billa, Merkur, Penny und Adeg) 21 Standorte, die Drogerietochter Bipa bekam den Zu- schlag für vier Filialen. Mitbewerber Spar schnappte sich mit 27 die meisten Standorte. An Hofer gehen elf Filialen, an Lidl zwei. Mit der Bio-Supermarktkette denn’s (7) und der türkischen Lebensmittelkette Etsan (8) kamen auch zwei Nischenakteure zum Zug. Aus anderen Branchen sicherten sich DM (7), die Tierfachmarktkette Fressnapf (2) sowie Libro (1) Standorte. Aufgrund der Marktmacht von REWE und Spar im LEH – zusam- men kommen sie auf rund 64 % Marktanteil – erteilten die Wettbewerbshüter für deren 28 ZielpunktStandorte Auflagen. Dazu zählen etwa die Aufgabe einer bisherigen eigenen Filiale, damit der Marktanteil nicht weiter steigt, oder eine Flächenverringerung. Zum Zeitpunkt der Insolvenz verfügte Zielpunkt über 229 Standorte. 112 davon waren unverkäuflich und wurden bereits am 2. Jänner geschlossen.
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