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DEUTSCH AKTUELLES GESPRÄCH ZUM DIALOG-WORKSHOP „EINANDER KENNENLERNEN – TROTZ ALLEDEM“
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Gespräch zum DialogWorkshop „Einander
GESPRÄCH ZUM DIALOG-WORKSHOP „EINANDER KENNENLERNEN – TROTZ
ALLEDEM“
SWENJA GRANZOW-RAUWALD
2016-01-27
AKTUELLES, DEUTSCH, DIALOG, ERINNERN
„Einander kennenlernen – trotz alledem“
kennenlernen – trotz
OvW: Könnt ihr bitte das Konzept des Dialog-Workshops erläutern?
alledem“
OvW: Gibt es bereits Erfahrungen mit solchen Dialog-Workshops?
Das Versprechen an
zweites
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„Jeder Mensch mein
‚Bruder‘, meine
‚Schwester‘, mein
‚Freund‘.“
„Die Verfolgung
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OvW: Werdet Ihr auch mit dem Story-Telling arbeiten?
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„Einander kennenlernen – trotz alledem“
Am 4. und 5. März 2016 bietet die KZ-Gedenkstätte Neuengamme Nachkommen von Verfolgten des
Nationalsozialismus und Nachkommen von NS-Täter_innen die Möglichkeit, im Rahmen des Workshops
Dialogseminar 4. und 5. März 2016 in einen zukunftsgerichteten Austausch miteinander zu treten. Dr. Oliver
von Wrochem (OvW), Leiter des Studienzentrums der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, sprach mit Swenja
Granzow-Rauwald (SGR) und Ulrich Gantz (UG), die den Workshop konzipiert haben und ihn als
Moderator_innen leiten werden, über den besonderen Charakter dieser geplanten Begegnung.
mich immer wieder
ein.“
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OvW: Könnt ihr bitte das Konzept des DialogWorkshops erläutern?
SGR: Wir wollen vorsichtig und behutsam die Nachkommen von NS-Verfolgten und die von NS-
Täter_innen miteinander ins Gespräch bringen. Dafür geben wir allen Beteiligten Zeit und Raum.
Ausreichend Zeit erscheint uns wichtig. Deswegen dauert der Workshop zwei Tagen und gibt viel
Gelegenheit sich miteinander auszutauschen. Wir möchten den Workshop gerne mehrfach im Abstand
von sechs Monaten anbieten. Auch dahinter steht die Absicht, viel Zeit zu lassen. Nicht jedes Thema
muss beim ersten Mal erledigt werden.
UG: Wir versuchen nach Möglichkeit, dass die Nachkommen von Verfolgten und die Nachkommen von
Tätern gleich stark vertreten sind. Uns ist bewusst, dass die Erfahrungen in den Familien von Verfolgten
variieren können, beispielsweise wegen des Haftgrunds der Verfolgten und dessen Anerkennung oder
Nicht-Anerkennung in der Nachkriegszeit, was sich auf die Sichtweise ihrer Nachkommen auswirkt. Auch
die Erfahrungen bei den Nachkommen der Täter können sehr unterschiedlich sein, was unter anderem
daran liegt, dass es unter ihren Tätervorfahren große Unterschiede gab, was ihre Beteiligung am NSRegime und seinen Verbrechen betrifft. Nicht zuletzt sind wir uns auch klar darüber, dass es unter den
Nachkommen auch einige gibt, die unter ihre Vorfahren sowohl Täter als auch Verfolgte zählen.
http://rfhabnc.org/gespraech-zum-dialog-workshop-einander-kennenlernen-trotz-alled... 27.01.2016
Gespräch zum Dialog-Workshop "Einander kennenlernen - trotz alledem" - Reflecti... Seite 2 von 4
OvW: Gibt es bereits Erfahrungen mit solchen
Dialog-Workshops?
UG: Im Rahmen des Evangelischen Kirchentages in Hamburg 2013 gab es in der KZ-Gedenkstätte
Neuengamme die Veranstaltung „Mein Vater, Dein Vater“, bei der die Tochter eines NS-Verfolgten mit
dem Sohn eines NS-Täters über die Verarbeitung ihrer Familiengeschichte sprach. Ein Jahr später
brachte die Mehrgenerationenbegegnung vor den Gedenkfeiern der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Anfang Mai Nachkommen ehemaliger Häftlinge des KZ-Neuengamme, Schülerinnen und Schüler aus
Hamburg und Interessierte, unter ihnen auch Nachkommen von Täter_innen, zusammen. Sie
diskutierten darüber, wie das Erinnern nach den Zeitzeugen gestaltet werden könnte. Nicht nur
sprachen zwei Kinder von NS-Verfolgten und zwei Kinder von NS-Tätern in diesem Rahmen auf dem
Podium über ihre Familiengeschichte, sondern, und das war sicher noch entscheidender, erklärten alle
Teilnehmer_innen der Mehrgenerationenbegegnung abschließend, dass die Erfahrungen bzw. das
Handeln der Eltern- und Großelterngeneration kein Hindernis für eine gute Zusammenarbeit in der
Zukunft sein sollten, da die Nachkommen keine Verantwortung für ihre Großeltern trügen, wohl aber
eine Verantwortung für ihr eigenes Tun in Gegenwart und Zukunft.
SGR: Im Sommer 2014 gab es schließlich zwei Treffen, an denen Nachkommen von Verfolgten und von
Täter_innen zusammenkamen. Im November 2014 wurde dieser Kreis noch um Personen, die nicht aus
Hamburg kommen, erweitert. Zwar waren alle froh, teilgenommen zu haben, doch ein kontinuierlicher
Austausch wollte nicht entstehen.
UG: Einige der Nachkommen aus Täter_innen-Familien, die an diesen Gesprächskreisen teilgenommen
haben, nutzen das seit über fünf Jahren immer wieder angebotene Seminar „Ein Täter in der Familie?“
Für den Workshop im März greifen wir nicht nur auf unsere Erfahrungen aus den Treffen im Jahr 2014
zurück, sondern insbesondere auch Erfahrungen aus einem Dialog-Workshop beim Forum „Zukunft der
Erinnerung“ im Mai 2015. Das war eine spannende Veranstaltung: riesiges Interesse, viel zu wenig Zeit,
ein großes Durch- und Miteinander von europäischen Sprachen. Erstaunlich, was dennoch möglich war.
SGR: Erwähnen möchten wir noch, dass es außerhalb dieser Angebote der KZ-Gedenkstätte
Neuengamme viele andere Gruppen gibt. Diese arbeiten häufig auf leicht unterschiedliche Art und
Weise mit der Methode des Story-Telling, d.h. alle Teilnehmer_innen erzählen über die Geschichte ihrer
Familien und über ihren Umgang damit. Ich denke da an die von Dan Bar-On gegründete TRT-Gruppe, die
die Pioniere auf diesem Gebiet waren, oder an Compassionate Listening und One-by-One.
OvW: Werdet Ihr auch mit dem Story-Telling
arbeiten?
SGR: Nein. Bei der angedachten Gruppengröße von 16 Teilnehmer_innen ist ein Wochenende einfach zu
kurz. Auch sind wir keine Psychologen und wollen nicht mit Methoden arbeiten, die uns nicht
ausreichend vertraut sind. Wir haben einen etwas anderen Ansatz. Wir werden jedes Wochenende unter
ein Thema stellen und dann den Teilnehmer_innen Gelegenheit geben, die eigene Position aber auch die
der anderen Teilnehmer_innen kennenzulernen. Dabei wollen wir uns auf die Gegenwart und die
Zukunft fokussieren und nicht so sehr in der Vergangenheit hängen bleiben. So wird das erste
Wochenende unter dem Thema „Weitergabe der Erinnerung“ stehen. Was wollen wir an wen
weitergeben, an unsere Gesellschaft, aber auch an unsere Familien, z.B. unsere Kinder? Besonders bei
dem letzten Punkt gibt es für den einzelnen durchaus große Unterschiede. Ein Thema für ein weiteres
Wochenende ist dann die Frage „Wie sehe ich mich und meine Familie in der Gesellschaft?“
UG: Bei unseren vorbereitenden Recherchen haben wir festgestellt, dass bei einigen Nachkommen der
Verfolgten auch heute noch das Gefühl lebendig ist, ausgegrenzt zu sein. Das ist etwas, was für manche
Nachkommen von Täter zunächst nicht verständlich ist. Als Mitglieder einer Mehrheitsgesellschaft, die
nur vorgeblich tolerant ist, sind ihnen die subtilen Formen von Ausgrenzung, sei es auf Grund von
Religion, ethnischer Zugehörigkeit oder sozio-ökonomischen Status, nicht vertraut. Andersherum gibt es
auch Nachkommen von Tätern, die auf Grund ihrer heutigen Lebensweise von der Mehrheitsgesellschaft
nicht akzeptiert werden. Die nehmen andere Formen der Ausgrenzung wahr. Ich will da jetzt nicht zu tief
ins Detail einstiegen. Unser Wunsch ist, dass die Teilnehmer_innen die Vielfalt der Lebenshintergründe
auf Basis der je eigenen Familiengeschichte wahrnehmen und reflektieren.
SGR: Es hilft natürlich, dass wir – ich als Enkelin von Überlebenden, Ulrich als Sohn eines NS-Täters – als
Moderator_innen uns sehr intensiv mit unseren Familiengeschichten beschäftigt haben. Wir verstehen
uns zwar als diejenigen, die den Austausch ermöglichen und strukturieren ohne unsere Erfahrungen in
den Vordergrund zu drängen, dennoch bringen wir eine besondere Empathie für die Teilnehmer_innen
mit.
OvW: Vielen Dank. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme ist ja schon einige Zeit auf dem Weg, Geschichte
nicht nur als wissenschaftliches Thema, sondern als etwas zu vermitteln, was direkt mit den Menschen
und ihrem Alltag, auch der eigenen Familiengeschichte, zu tun hat. Letztendlich haben der
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Gespräch zum Dialog-Workshop "Einander kennenlernen - trotz alledem" - Reflecti... Seite 3 von 4
Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg das Leben von Familien auf allen Kontinenten beeinflusst
und
die
Folgen
dieser
Zeit
sind
bis
heute
auf
der
ganzen
Welt
spürbar.
In
unserer
Einwanderungsgesellschaft bleiben die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und die damit
verknüpften ethischen Fragen meines Erachtens für alle bedeutsam, also auch für Menschen, die keine
direkten biographischen Bezüge haben. Dies zu vermitteln, ist unser nächster Schritt.
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Hallo! Mein Name ist Swenja Granzow-Rauwald. Ich bin Politikwissenschaftlerin und auf
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ont eu, personnellement, à subir les persécutions ou la violence, ni parce qu’ils ont,
personnellement, approuvé ou commis des actes de violence. Mais leur vie a été
affectée par le vécu de leur ascendance pendant la période nazie. Dans certaines
familles, on a parlé de ces expériences vécues. Dans d’autres familles, il n’y a eu que le
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