ArztService Foto: AOK Rheinland/Hamburg Informationen der AOK Rheinland/Hamburg für Ärztinnen und Ärzte die Anforderungen im Beruf steigen. Belastungen im Privatleben verstärken den Druck. Das mag erklären, warum in den vergangenen Jahren immer mehr Arbeitnehmer länger als sechs Wochen ausgefallen sind, viele wegen einer orthopädischen oder psychischen Erkrankung. Als Gesundheitskasse lassen wir unsere Versicherten in dieser Situation nicht alleine. Wir sorgen nicht nur dafür, dass sie finanziell abgesichert sind. Unser Ziel ist es, die Patienten gemeinsam mit Ihnen und Ihrem Team bei der Genesung zu unterstützen. Damit sie alle notwendigen Therapien zeitnah erhalten, hat die AOK ganz spezielle Angebote entwickelt. Welche das sind, erfahren Sie auf den Seiten 1 und 7 dieser Ausgabe. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Foto: Fotolia Liebe Leserinnen und Leser, Lange Fehlzeiten Bei Krankheit gut betreut Immer mehr Arbeitnehmer im Rheinland und in Hamburg sind mehr als sechs Wochen krank. Verantwortlich dafür sind vor allem psychische und orthopädische Erkrankungen. Eine Auswertung der AOK zeigt: Zwischen 2010 und 2014 stieg die Zahl der Krankschreibungen mit einer Dauer von mehr als sechs Wochen um 22 Prozent. Besonders hervorzuheben ist ein Anstieg bei den Muskel-SkelettErkrankungen um zehn Prozent. Sogar um über 40 Prozent nahm die Zahl der längerfristigen Krankschreibungen mit einer psychischen Erkrankung als Hauptdiagnose zu. Doch wie lässt sich die Genesung bestmöglich fördern und damit lange Fehlzeiten verkürzen? „Hier kann ein Schulterschluss zwischen Ärzten, Patienten und der AOK hilfreich sein“, sagt Heiko Jansen, Teamleiter Krankengeld bei der AOK. Telefongespräche der Behandler mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) verringern beispielsweise den bürokratischen Aufwand. Fachleute der AOK beraten die Versicherten und unterstützen sie auf Wunsch bei der Terminvereinbarung für die weitere Behandlung. Außerdem hat die AOK zusätzliche Angebote entwickelt, mit denen zum Beispiel psychisch Kranke umgehend Hilfe erhalten. „Die Rückmeldung der Patienten ist sehr positiv. Viele sind anschließend so stabil, dass sie wieder arbeiten können“, sagt Jansen. Zurück in den Job: Tipps für Praxisteams Zweite Meinung: Rat vom Spezialisten Gemeinsam unterstützen In dieser Ausgabe Günter Wältermann Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg Neues AOK-Portal: Infos für Zuwanderer Seite 3 Seite 4 Seite 8 Aktuell 2/2015 sich zum Beispiel in akuten Krisen befinden oder an chronischen Schmerzen leiden. Der Kurs richtet sich vor allem an Hausärzte und Ärzte, die eine Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin absolvieren. Mehr Infos und Anmeldung unter: www.kvno.de, www.kbv.de Suche: nichtärztliche Praxisassistenten www.aok-gesundheitspartner.de/rh Ins Suchfeld eingeben: W191607 Foto: iStockphoto Bundesweite Förderung Arzt-Patienten-Beziehung Bei Arbeitsunfällen aufgepasst Kurs mit praktischen Übungen Haben sich Patienten während der Arbeit verletzt, kommen die Berufsgenossenschaften für die Behandlungskosten auf. Deshalb sollten Ärzte und Praxisteams bei typischen Unfallverletzungen unbedingt klären, wo und wie der Unfall passiert ist. Diese Angaben tragen sie in das Unfallmeldeformular ein, das in der Praxis-EDV hinterlegt ist. Außerdem sollten sie den Unfallhergang, den Zeitpunkt des Unfalls, die Adresse und die Telefonnummer des Arbeitgebers auf dem Formular notieren. Häufig wissen die Patienten nicht, welche Berufsgenossenschaft für sie zuständig ist. In diesem Fall können Praxisteams auf der Website der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) nachschauen oder unter deren kostenfreier Infohotline 0800/6050404 nachfragen. Empfehlenswert ist, trotzdem auch die Krankenversichertenkarte einzulesen. So hat die Praxis die Daten des Patienten, falls sich herausstellen sollte, dass die Berufsgenossenschaft doch nicht für den Fall zuständig ist. Wie können Ärzte eine vertrauensvolle Beziehung zu Patienten mit psychosomatischen Symptomen aufbauen? Hintergrundwissen und Übungen zu diesem Thema bietet der Kurs „Psychosomatische Grundversorgung“ des Instituts für hausärztliche Fortbildung (IhF). Das 50-stündige Seminar zeigt, wie Ärzte mit Patienten umgehen können, die Welche Erkrankungen verursachen die meisten Fehltage? 21,3 % Muskel-Skelett- Erkrankungen 13,5 % Atemwegserkrankungen 11,6 % Psychische Störungen 37,7 % 9,7 % Unfälle Sonstige 6,2 % Herz-Kreislauf-Erkrankungen Quelle: Rheinlandbericht 2013, Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung BGF GmbH Im Jahr 2013 waren die Menschen im Rheinland am längsten wegen Muskel-SkelettErkrankungen krankgeschrieben. Deren Anteil an allen angefallenen Arbeitsunfähigkeitstagen lag bei 21,3 Prozent. Es folgten mit einigem Abstand Atemwegserkrankungen und psychische Störungen. Grafik: KomPart www.dguv.de > Berufsgenossenschaften/ Unfallkassen/Landesverbände Bescheinigung des Arztes nötig Der Einsatz von nichtärztlichen Praxisassistentinnen in Hausarztpraxen wird seit Jahresbeg inn bundesweit gefördert; auch in Gebieten, die nicht unterversorgt sind. Nichtärztliche Praxisassistentinnen unterstützen Hausärzte bei der Betreuung der Patienten und besuchen unter Anleitung Patienten zu Hause. Medizinische Fachangestellte, die diese Aufgabe übernehmen wollen, müssen über mindestens drei Jahre Berufserfahrung verfügen. Außerdem benötigen sie eine Zusatzqualifikation. Die Voraussetzungen an die Qualifikation einer nichtärztlichen Praxisassistentin erfüllt beispielsweise die Entlastende Versorgungsassistentin (EVA). Praxisassistenz Abrechnung Auszeit für die Pflege Wird ein naher Angehöriger plötzlich zu einem Pflegefall, können Beschäftigte sich bis zu zehn Arbeitstage von ihrer Arbeit freistellen lassen, um die Betreuung zu organisieren oder selbst zu übernehmen. Seit Beginn des Jahres haben sie für diese Zeit Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld. Dafür benötigen sie vom Arzt ihres Angehörigen eine Bescheinigung, die dessen akute Pflegebedürftigkeit bestätigt und die sie ihrem Arbeitgeber und der Pflegekasse vorlegen können. Für die Bescheinigung gibt es kein abgestimmtes Verordnungsmuster. Ärzte können sie formlos auf einem Blatt Papier ausstellen. Sie sollte unter anderem den Namen und das Geburtsdatum des Pflegebedürftigen enthalten sowie den genauen Zeitraum der Arbeitsverhinderung. Außerdem sollte sie auf die akute Pflegesituation hinweisen, die die Freistellung von der Arbeit erforderlich macht. Ein Muster für eine solche ärztliche Bescheinigung stellt die AOK Rheinland/Hamburg im Internet bereit. www.ihf-fobi.de Wo und wie hat sich der Patient verletzt? Diese Fragen sollten Praxisteams immer klären. 2 PraxisService Informationen der AOK Rheinland/Hamburg für Medizinische Fachangestellte AOK-Portale zur Zuwanderung Willkommen in Deutschland Rund ums Impfen Die Masern- und Grippewelle in Deutschland hat gezeigt, wie wichtig Impfen ist. Mit einem neuen, kostenlosen Onlinetest bietet die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Praxen eine Möglichkeit, ihr Impfmanagement zu überprüfen. Die Teilnehmer können sich durch elf Fragen klicken und so herausfinden, ob sie alles richtig machen oder noch etwas verbessern können. Die Themen reichen von der Information und Aufklärung der Patienten, der Beschaffung und Lagerung von Müssen Patienten in der Praxis länger warten, können sie schon mal ungeduldig werden. In der Regel hilft es dann schon, wenn ich ihnen unsere Abläufe erkläre, zum Beispiel, dass Terminpatienten Vorrang haben. Meine Erfahrung ist: Wenn Patienten wissen, warum etwas nicht geht, haben sie eher dafür Verständnis. Überhaupt lassen sich viele Probleme in einem Gespräch klären. Auch ich bin nur ein Mensch und kann zu Fehlern stehen oder bin nicht immer „gut drauf“. Ist das Problem bei einem Patienten größer, bitte ich ihn in den Nebenraum und spreche dort mit ihm. Wenn ich merke, dass ein Patient überfordert ist, weil er etwas nicht versteht, frage ich, wie ich ihm helfen kann. Foto: Fotolia Infos für Arbeitgeber Die AOK unterstützt ausländische Fachkräfte mit Informationen. Deutschland“ herunterladen. In der Broschüre finden sie Informationen zum Leben und Arbeiten in Deutschland – von den wichtigsten Steuern über das deutsche Schulsystem bis hin zu Umgangsformen im Job. Zudem Impfstoffen bis hin zum Risikound Fehlermanagement. Der Onlinetest ist ein Angebot aus der KBV-Reihe „Mein Praxis Check“. Weitere Tests gibt es zu den Themen Infor mations sicherheit und Hygiene. www.kbv.de > Service > Praxisführung > Mein PraxisCheck Hamburg VERAH®-Fortbildung Hausärzte brauchen nicht nur in ländlichen Regionen Entlastung: In Hamburg haben inzwischen 43 Medizinische Fachangestellte die Fortbildung zur VERAH® (Versorgungsassistentin in der Die AOK unterstützt aber auch Arbeitgeber, die Fachkräfte aus dem Ausland einstellen wollen. Auf www.aok-business.de erfahren sie mehr über gesetzliche Regelungen und die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Ein Glossar erklärt wichtige Begriffe. Anhand von Checklisten und Merkblättern erhalten Arbeitgeber einen Überblick darüber, welche Dokumente sie bei der Neueinstellung ausländischer Mitarbeiter benötigen. Mehr Infos zum Thema im Internet: www.healthinsurance-germany.com www.aok-business.de > AOK Rheinland/ Hamburg > Fachthemen > Zuwanderung Hausarztpraxis) absolviert. Blut abnehmen, Wunden versorgen, Medikamente prüfen, Magensonden legen – das sind Aufgaben, die eine VERAH® übernehmen kann, vor allem bei Hausbesuchen. In rund 200 Stunden lernen die Medizinischen Fachangestellten unter anderem, wie sie den Hausarzt bei der Versorgung und beim Fallmanagement der Patienten unterstützen und wie sie die Patienten motivieren können, sich aktiv an der Therapie zu beteiligen. Die nächsten Kurse in Hamburg beginnen am 12. Juni und am 5. Oktober 2015. www.verah.de Ich setze mich auch manchmal ins Wartezimmer und versuche, mich in die Patienten hineinzuversetzen. Wie sitzen sie, wie fühlt sich das an, wie nehmen sie uns als Praxis und Team wahr? Foto: privat Onlinetest Wenn Patienten unzufrieden sind stellt die Broschüre deutsche Traditionen wie den Karneval und das Oktoberfest vor und erläutert Grundzüge des politischen Systems. In Praxen und Kliniken arbeiten zunehmend Fachkräfte aus dem Ausland. Mit einem neuen Internetportal will die AOK Zuwanderern helfen, sich in Deutschland zurechtzufinden. Ein weiteres Portal liefert Arbeitgebern Tipps. Egal, ob es um freie Arztwahl, Früherkennungsuntersuchungen oder Schutzimpfungen geht – auf der Internetplattform www. healthinsurance-germany.com können sich Neuankömmlinge über die Grundzüge des deutschen Gesundheitswesens und die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung informieren. Dabei haben sie die Möglichkeit, zwischen acht Sprachen zu wählen: Deutsch, Englisch, Polnisch, Russisch, Italienisch, Spanisch, Rumänisch und Türkisch. Außerdem können sich Zuwanderer den Flyer und die Broschüre „Willkommen in Von Kollegin zu Kollegin: Dana Weik, Praxismitarbeiterin, Hausarztpraxis Dr. Matthaei in Hamburg Schwerpunkt 2/2015 4 Foto: Fotolia Formular: Tipps 1 Geben Sie hier Beginn und Ende der einzelnen Wiedereingliederungsstufen an (zum Beispiel: 2 Wochen, 4 Stunden; 2 Wochen, 6 Stunden). 2 Bei der Planung der täglichen Arbeitszeit sind die Anfahrtswege zur Arbeitsstätte angemessen zu berücksichtigen. 3 Geben Sie bitte konkret an, welche Tätigkeiten der Patient übernehmen kann. Außerdem sind die Belastungseinschränkungen genau zu definieren, zum Beispiel: „Tätigkeit nur im Sitzen“ oder „Darf nicht heben“. Muss die Ausstattung des Arbeitsplatzes bestimmte Anforderungen erfüllen, führen Sie diese bitte ebenfalls hier auf. 4 Die Dauer der Wiedereingliederung sollte in der Regel sechs Wochen nicht überschreiten. Die Ärztin stimmt den Wiedereingliederungsplan mit dem Patienten ab. Stufenweise Wiedereingliederung Schritt für Schritt zurück in den Beruf Nach einer langen Krankheit sind viele Patienten nicht gleich wieder voll arbeitsfähig. Die stufenweise Wiedereingliederung soll sie langsam an die Belastungen ihres Arbeitsplatzes heranführen. Wer wegen einer schweren Krankheit wochen- oder monatelang ausgefallen ist, ist danach seinem Arbeitsalltag oft noch nicht wieder vollständig gewachsen. In diesem Fall kann eine stufenweise Wiedereingliederung sinnvoll sein. Sie führt den Patienten schonend in sein Arbeitsleben zurück. So kann er sich langsam wieder an die Belastungen gewöhnen und eine Überforderung vermeiden. Ein weiterer Vorteil ist, dass er meist früher wieder voll einsatzfähig wird. Zustimmung erforderlich Voraussetzung für eine stufenweise Wiedereingliederung ist, dass der Patient der Maßnahme zustimmt. Er muss dafür ausreichend belastbar sein, und seine vollständige Rückkehr ins Berufsleben sollte Aussicht auf Erfolg haben. Darüber hinaus muss er das Einverständnis seines Arbeitgebers einholen. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, entwickelt der behandelnde Arzt einen an die Leistungsfähigkeit des Patienten angepassten Wiedereingliederungsplan (siehe Muster 20). Darin führt er genau auf, welche Tätigkeiten der Patient wie viele Stunden am Tag ausüben kann und welche Belastungen er vermeiden soll. Er gibt die voraussichtliche Dauer der Wiedereingliederung an und legt fest, in welchen Stufen sich Arbeitszeit und -belastung steigern sollten, bis der Patient seine volle Leistungsfähigkeit wiedererlangt hat. Diesen Behandlungsplan stimmt der Arzt mit dem Patienten ab; die Abstimmung mit dem Arbeitgeber übernimmt gern der Fachberater der AOK. Während der Wiedereingliederungsphase überprüft der Arzt regelmäßig, ob der Behandlungsplan noch den gesundheitlichen Erfordernissen entspricht oder ob er ihn möglicherweise anpassen muss. In der Regel dauert der Wiedereingliederungsprozess zwischen zwei und sechs Wochen. Der Patient ist dabei weiterhin arbeitsunfähig und erhält das volle Krankengeld. Aus der Praxis Zusammenarbeit ist gefragt Bei der stufenweisen Wiedereingliederung arbeiten behandelnder Arzt, AOK und Arbeitgeber zusammen, um den Patienten zu unterstützen. Wie diese Kooperation funktionieren kann, zeigt folgendes Beispiel. Marcus M. ist seit Jahren als Lagerarbeiter tätig und muss regelmäßig schwere Lasten heben und versetzen. Vor einem halben Jahr erlitt er einen Bandscheibenvorfall. Sein Hausarzt überwies ihn an einen Orthopäden, der ihm mit einer intensiven Therapie vor Ort und ohne operativen Eingriff half, wieder schmerzfrei zu werden. Wichtig war jedoch, dass Marcus M. künftig das regelmäßige Heben und Tragen von schweren Lasten reduziert oder vermeidet. Wie er rückengerecht hebt, hatte er deshalb bereits während seiner Therapie gelernt. 5 AOK-PraxisService 2/2015 zum Ausfüllen 1 3 2 4 5 5 5 Den Wiedereingliederungsplan müssen alle Beteiligten unterzeichnen: • Versicherter • behandelnder Arzt • Arbeitgeber Der Versicherte leitet den Plan an den Fachberater der AOK weiter. 6 Das Formular für den Wiedereingliederungsplan gliedert sich in vier Teile: • Muster 20 a: Ausfertigung für den Arbeitgeber • Muster 20 b: Ausfertigung für die Krankenkasse • Muster 20 c: Ausfertigung für den Versicherten • Muster 20 d: Ausfertigung für den Arzt Hinweis Patient und Arbeitgeber müssen mit dem Wiedereingliederungsplan einverstanden sein. Eventuelle Änderungen sind mit ihnen abzustimmen. 5 Illustrationen: Fotolia 6 Zunächst besprach der beratende Arzt des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen mit dem behandelnden Orthopäden und dem Hausarzt die Möglichkeiten einer stufenweisen Wiedereingliederung. Daraufhin führte der Hausarzt mit Marcus M. ein Gespräch über seine Arbeitsplatzsituation und stellte einen Wiedereingliederungsplan auf. Marcus M. wandte sich damit an den Fachberater der AOK. Dieser nahm mit Marcus M.s Einverständnis Kontakt zum Arbeitgeber auf und stimmte den Wiedereingliederungsplan mit dem Personalchef ab. Außerdem besprach er die Möglichkeiten einer Arbeitsplatzumgestaltung unter Einbeziehung von Hebeund Tragehilfen und bot die Beratung durch das AOKeigene Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung an. Am darauffolgenden Montag startete Marcus M. seine erste Arbeitswoche mit zwei Stunden täglich. Eine Woche später konnte er seine Arbeitszeit bereits auf vier Stunden erhöhen. Seine volle Leistungsfähigkeit erreichte er in der fünften Woche der Wiedereingliederung. Erst dann endete die Krankengeldzahlung der AOK, und der Arbeitgeber zahlte wieder das volle Entgelt. Während der Wiedereingliederung besuchte ein Arbeitsplatz-Ergonom des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung den Lagerbetrieb von Marcus M. Auf dessen Beratung hin schaffte der Betrieb drei Hebehilfen an, die die Arbeit nicht nur für Marcus M., sondern für alle Mitarbeiter deutlich erleichterten und gesünder machten. Beruf & Karriere 2/2015 6 Seminar „Gesunder Rücken – Gesunde Ernährung“ Fit und gesund im Praxisalltag Alles über einen gesunden Rücken und eine ausgewogene Ernährung erfahren Medizinische Fachangestellte in einem speziellen Seminar der AOK Rheinland/Hamburg. Und sie lernen, wie aus guten Vorsätzen Taten werden. heben regelmäßig schwere Gegenstände, so dass sich Rückenprobleme einstellen. Oder der Stress schlägt auf den Rücken. „In dem Seminar geht es auch um die Situation jedes einzelnen Teilnehmers“, sagt Zilliken. Das Modell einer Wirbelsäule ist immer dabei. Und die „Zucker-Fett-Ausstellung“: Attrappen von Schokoriegeln, Croissants, süßen Teilchen und sonstigen Snacks, die mit einer stattlichen Anzahl von Zuckerwürfeln und Fettklötzchen versehen sind. In dem dreistündigen Seminar „Gesunder Rücken – Gesunde Ernährung“ lernen die Medizinischen Fachangestellten viel über rückengerechte Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. In Ruhe essen, sich ausgewogen ernähren, kleine Übungen in den Arbeitsalltag einbauen – es ist nicht leicht, solche Verhaltensänderungen umzusetzen. „Wichtig ist es deshalb, ein Ziel in einen konkreten Vorsatz zu verwandeln“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Zilliken. Also etwa: Ich möchte mehr trinken und koche mir deshalb jeden Morgen eine Kanne Tee, den ich im Laufe des Tages trinke. Eine Checkliste hilft dabei, sich selbst zu überprüfen – und zu loben. Zilliken: „Solche Erfahrungen können die MFA an ihre Patienten weitergeben und damit positiv auf deren Verhalten einwirken.“ Gute Vorsätze umsetzen Unter Anleitung einer Ernährungsexpertin und eines Sportwissenschaftlers analysieren sie zudem ihre persönlichen Verhaltensweisen am Arbeitsplatz. „Viele Medizinische Fachangestellte schaffen es im Praxisalltag nicht, Pausen einzuhalten, und essen häufig nebenbei“, erläutert Anita Zilliken vom Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung der AOK Rheinland/Hamburg. „An- Foto: Fotolia Verhaltensweisen analysieren Eine Pause und ein knackiger Salat geben neue Energie für den Arbeitstag. dere trinken zu wenig oder haben Probleme mit dem Gewicht.“ Die einen sitzen falsch, die anderen stehen zu lange oder Aktuelle Termine www.aok-praxisservice.de > Infoveranstaltungen Medientipps Alles rund ums Labor Sollte man bei der Arbeit über private Probleme reden? Schreiben Sie uns: www.aok-praxisservice.de > Meinung Übungen zum Abschalten Das Fachbuch unterstützt Auszubildende und Medizinische Fachangestellte bei ihrer Arbeit im ärztlichen Labor. Sie erfahren unter anderem mehr über Grundlagen, Praxishygiene und die Betreuung von Patienten mit bestimmten Erkrankungen. Die beigefügte CD enthält Arbeitsblätter zur Prüfungsvorbereitung. Hektik im Job und im Alltag ist allgegenwärtig. Doch wie kann man innerhalb kurzer Zeit spürbar entspannen? Der Ratgeber vermittelt Hintergrundwissen und enthält Kurzprogramme für verschiedene Körperpartien, die sich gut in den Alltag integrieren lassen. So kann man abschalten und Verspannungen vorbeugen. Laborkunde für Medizinische Fachangestellte. Verlag Holland + Josenhans. 2. Auflage 2014. 15 Euro. ISBN 978-3-582-05822-5 Rasant entspannt. Die besten Minuten-Übungen gegen Alltagsstress. TRIAS-Verlag 2013. 14,99 Euro. ISBN 978-3-8304-66697 7 Hintergrund 2/2015 Lange Arbeitsunfähigkeit Schnelle Hilfe für Patienten spielsweise Termine beim Facharzt oder beim Physiotherapeuten. Für Patienten mit psychischen Problemen hält die AOK spezielle Angebote bereit. Die „Lösungsorientierte Beratung“ ist eine frühzeitige Intervention für Menschen, die unter akuten Belastungen leiden. Lesen Sie mehr dazu im Interview unten auf dieser Seite. Zunehmender Druck im Berufsleben, gestiegene Belastungen im Privatleben – all das kann krank machen. In den vergangenen vier Jahren ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle im Rheinland und in Hamburg um 16,5 Prozent gestiegen, die Zahl der Krankschreibungen von über sechs Wochen gar um 22 Prozent. „Wenn Versicherte länger krank sind, vergeht häufig viel Zeit, bis sie eine geeignete Therapie bekommen“, stellt Heiko Jansen fest. „Erwerbstätige erhalten ab der siebten Woche der Arbeitsunfähigkeit Krankengeld.“ Der Teamleiter Krankengeld erläutert, wie die AOK Versicherte und Ärzte unterstützt. So stehen Fachleute der AOK Versicherten als Ansprechpart- Foto: iStockphoto Orthopädische und psychische Leiden sind die Hauptursache dafür, dass Beschäftigte längere Zeit ausfallen. Mit verschiedenen Angeboten greift die AOK Rheinland/Hamburg Patienten und Ärzten unter die Arme. Frühzeitige Intervention Wer lange krank ist, braucht eine besonders gute Beratung. ner zur Seite. Sie stellen auch einen direkten Kontakt zwischen dem behandelnden Arzt und einem Arzt des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) her. „Vieles lässt sich am Telefon besser klären als schriftlich“, sagt Jansen. Die Krankengeld-Fallmanager der AOK sorgen zudem dafür, dass die Versicherten finanziell abgesichert sind und Behandlungstermine schnell erhalten, bei- Das Angebot „PAULI“ richtet sich an psychisch Kranke, die eine zeitnahe, intensive Behandlung brauchen. Sie können an einer 20-tägigen Gruppentherapie teilnehmen. Ziel ist es, Wartezeiten auf eine stationäre oder teilstationäre Therapie zu nutzen oder zu verkürzen. Die Erfahrungen mit beiden Angeboten sind sehr positiv. 73 Prozent der „PAULI“-Teilnehmer waren nach anschließender Behandlung wieder stabil und arbeitsfähig. Mehr Infos im Internet: www.aok.de/rh > Leistungen und Service > Krankengeld Foto: privat Christel Hoyer, Diplom-Psychologin im Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung der AOK, zur „Lösungsorientierten Beratung“ „Versicherte schätzen Angebot“ Wie funktioniert die „Lösungsorientierte Beratung“? Das freiwillige Angebot zur Patientenschulung können AOKVersicherte im Rheinland und in Hamburg nutzen, die wegen einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig sind. In bis zu fünf Gesprächen informiert sie ein systemisch oder verhaltenstherapeutisch geschulter Berater rund um ihre Erkrankung und unterstützt sie, verschiedene Lösungswege zu finden. Die Kun- den erhalten eine Beratung, keine Therapie. Mit welchen Problemen kommen die Patienten? Die meisten leiden unter leichten Depressionen oder Angst erkrankungen. Viele sind stark belastet, etwa durch schwierige private Situationen oder Konflikte im Job. Wie können die Berater helfen? Die Patienten haben die Mög- lichkeit, sich mit ihren Belastungen und Ressourcen auseinanderzusetzen. Mit dem Berater überlegen sie, wie sie innere Kraftquellen aktivieren, was ihnen gut tut und wo sie weitere Hilfe bekommen. Eine Evaluation des Angebotes zeigt, dass die Versicherten das Angebot schätzen und gerne wahrnehmen. Sie sind froh, zeitnah beraten zu werden. Dies hilft ihnen, möglichst bald ins Berufsleben zurückzukehren. Adipositas: Bewegt abnehmen Abnehmen ist für stark Übergewichtige Schwerstarbeit. Eine Diät greift zu kurz; die Betroffenen müssen ihre Lebensgewohnheiten langfristig ändern. Ein Programm zur Gewichtsreduktion sollte sowohl Bewegungstherapie als auch Ernährungsberatung und psychologische Betreuung beinhalten. Die AOK Rheinland/ Hamburg fördert vier Schulungsprogramme, die aus diesen Komponenten bestehen und die der Medizinische Dienst der Krankenversicherung positiv bewertet hat. Von Adipositas spricht man ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30, ein knappes Viertel der Deutschen ist betroffen. Das Programm M.O.B.I.L.I.S. begleitet Menschen mit einem BMI zwischen 30 und 40 (Adipositas Grad I und II). Es wird an den Standorten Düsseldorf, Köln und Bergisch Gladbach gefördert. Für Patienten mit einem BMI zwischen 40 und 60 (Adipositas Grad III) sind die Programme DocWeight in Oberhausen und Hamburg, AdiPOSI-Fit in Düsseldorf und smart xl in Wesseling konzipiert. Sie laufen über mindes tens ein Jahr und haben das Ziel, eine bariatrische Operation zu vermeiden. Voraussetzung für die Teilnahme: Aus medizinischer Sicht sollten die Patienten für Bewegungs- und Sportübungen im Rahmen der Gruppentherapie geeignet sein. Vor allem aber sollten Ärzte klären, ob ihre Patienten ausreichend motiviert sind, Verhaltensänderungen zu trainieren. Mehr Informationen: www.mobilis-programm.de, www.adiposifit.de. Auskunft geben natürlich auch die Mitarbeiter des AOK-ArztService. Termine & Tipps Endokrinologie von A-Z Einen schnellen Überblick über endokrinologische Erkrankungen können sich Ärzte mit der siebten Neuauflage verschaffen, die sich gut als Nachschlagewerk eignet. Endokrinologie für die Praxis. Thieme-Verlag 2014. 59,99 Euro. ISBN 978-3-13-1310170 Aktuelles Medizinrecht Durch das 2013 in Kraft getretene Patientenrechtegesetz hat sich auch beim Medizinrecht einiges geändert, insbesondere beim Behandlungs- und Arzthaftpflichtrecht. Die zweite Neuauflage des Rechtskommentars bringt Ärzte auf den aktuellen Stand. Gesamtes Medizinrecht. Nomos-Verlag 2014, 198 Euro. ISBN 978-3-8487-0116-2 Was macht eigentlich ... ... ein Zweitmeinungsarzt? Prof. Dr. med. Dietmar Pierre König kennt sich mit orthopädischen Erkrankungen bestens aus. Der ärztliche Direktor der LVRKlinik für Orthopädie Viersen unterstützt Versicherte der AOK Rheinland/Hamburg, die eine zweite Meinung wünschen. „Der Zweitmeinungsservice der AOK Rheinland/Hamburg steht allen Versicherten offen, die sich unsicher sind, ob eine empfohlene Therapie für sie die richtige ist. Sie können sich zunächst an die AOK wenden, die den Kontakt zu einem Experten herstellt. Ich bin einer der Spezialisten, bei denen sie eine zweite Meinung einholen können. An mich wenden sich seit etwa zwei Jahren Patienten, die unter Erkrankungen am Rücken, an der Hüfte oder am Knie leiden. Den meisten wurde eine Operation empfohlen. Bei einem persönlichen Termin lasse ich mir die Beschwerden schildern. Danach untersuche ich die Patienten und sehe mir Röntgenbilder Hilfe beim Pflegeheim-Vergleich Wie finde ich ein gutes und passendes Pflegeheim? Dabei hilft der Pflegeheim-Navigator der AOK, den im Jahr 2014 über eine Million Besucher genutzt haben. In dem OnlinePortal können Pflegebedürftige und ihre Angehörigen nicht nur nach Ort oder Postleitzahl suchen und die gewünschte Entfernung angeben, sondern auch Heime mit fachlichen Schwerpunkten wie Demenz oder Beatmung herausfiltern. Unter „Erweiterte Suche“ ist es zudem möglich, neben der 8 Gesamtnote des Pflege-TÜVs auch die Ergebnisse der 77 Einzelkriterien zu erfahren, die bei den Qualitätsprüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) zugrunde gelegt werden. Zum Beispiel: Wird das Risiko für Stürze oder Dekubitus erfasst? Gibt es Orientierungshilfen für Demenzkranke? Über eine Merkfunktion können die Nutzer die Informationen der ausgewählten Häuser vergleichen. und andere Befunde an. Auf dieser Basis gebe ich eine Empfehlung zur weiteren Diagnostik und Therapie ab, die sie ihrem behandelnden Arzt zeigen können. Je nach der individuellen Situation bestärke ich die Patienten, sich operieren zu lassen, oder schlage alternative Behandlungsmethoden vor, beispielsweise Krankengymnastik mit speziellem Krafttraining oder Injektionen zur Schmerzlinderung. Bei manchen Patienten lassen die Schmerzen vor einem geplanten Eingriff plötzlich nach. Das spricht dann eher gegen eine Operation. Die meisten Patienten sind sehr dankbar für die Beratung. Ich freue mich, wenn auch behandelnde Ärzte den Zweitmeinungsservice nicht als Konkurrenzangebot ansehen, sondern offen damit umgehen. Mit der zweiten Meinung fällt es den Patienten leichter, gemeinsam mit ihrem Arzt eine Entscheidung über die weitere Therapie zu treffen. Die Kollegen können sich bei Fragen gerne an mich wenden.“ Prof. Dr. med. Dietmar Pierre König Der 54-Jährige ist Facharzt für Orthopädie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin, manuelle Medizin, physikalische Therapie, spezielle orthopädische Chirurgie und Kinderorthopädie. Seit 2006 ist König ärztlicher Direktor der LVR-Klinik für Orthopädie Viersen. Das Fachportal für Ärzte der AOK Rheinland/Hamburg www.aok-gesundheitspartner.de/rh Informationen und Service für die Arztpraxis Lernprogramme zum richtigen Verordnen Neues zu Disease-Management-Programmen Datenbank Rabattarzneimittel Aktuelle Versorgungsverträge, Richtlinien, Gesetze www.pflegeheim-navigator.de Herausgeber: AOK Rheinland/Hamburg – Die Gesundheitskasse. Kasernenstraße 61, 40213 Düsseldorf. Verlag: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin, Tel.: 030 22011-104, Fax: -105. Redaktion: Anne Orth (verantwortlich), Katleen Krause. Grafi k: Simone Voßwinkel. Foto: privat Medientipps 2/2015
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