EINSTEIGER̘SPEZIAL Wer zum ersten Mal aufs Rennrad steigt, ist

EINSTEIGER̘SPEZIAL
Wer zum ersten Mal aufs Rennrad steigt, ist zunächst unsicher: die Füße wie
festgenagelt, der Rücken krumm, der Sattel ein Brett – so soll man 40, 50, irgendwann
mehr als 100 Kilometer zurücklegen? Doch wer durchhält, wird belohnt. Nach ein
paar Ausfahrten stellt sich ein, wovon Rennradler schwärmen: die Einheit von Mensch
und Maschine, der Rausch der Geschwindigkeit, das Erlebnis in freier Natur. Wir
haben die sechs schönsten Gründe für den Radsport gesammelt
KRAUS
Besser geht’s
22
TOUR 5 | 2009
nicht
5 | 2009 TOUR
23
EINSTEIGER̘SPEZIAL
KRAUS
Technik
24
TOUR 5 | 2009
Landscha˕
Wettkampf
Gemeinsamkeit
Geschwindigkeit
Fitness
5 | 2009 TOUR
25
EINSTEIGER̘SPEZIAL
Rausch der Geschwindigkeit
Über den Reiz des Tempos auf zwei Rädern
W
ir Menschen sind eigentlich fürs Gehen gemacht,
fürs Traben auf der Suche nach ergiebigen Jagdgründen, für einen kurzen Sprint, um dem Tritt des
Mammuts zu entgehen. Aber mit der Erfindung des Rades
hat sich unser Spielraum vergrößert. Und auch der Spaß.
Denn so reizvoll es sein mag, genau hinzuschauen und
die Blümchen am Wegesrand zu zählen – so richtig Spaß
macht Tempo erst jenseits von Schrittgeschwindigkeit,
jenseits des Menschentypischen.
Genau das ermöglicht das Rennrad. Mit herzhaftem
Antritt katapultiert man sich binnen Sekunden auf
Tempo 40, 50 und mehr. Je schneller man ist, desto mehr
wird die Straße zur Welle. Leicht fühlt sich das an. Berauschend. Der Wind rauscht, das Blut rauscht, die
Schlacke des Alltags bleibt zurück. Tempo macht schwerelos, alles ist im Fluss. Wenn alles passt, ist das völlige
Harmonie – mit sich selbst, mit den Elementen, mit der
Umgebung. Ausdauertraining an sich sorgt ja schon für
ein gutes, bewusstes Körpergefühl. Aber die Rückkoppelung mit der Geschwindigkeit hebt das Erlebnis auf die
nächste Stufe, weil jede Pore mitmacht, weil alle Sinne
animiert werden. Wer schnell fährt, erlebt intensiver.
Beispiel Rumpelpiste: Natürlich kann man sich darüber
ärgern, von brüchigem Asphalt durchgeschüttelt zu
werden. Aber wer mit Tempo auf solch einen Abschnitt
einbiegt, sieht das als Herausforderung. Geist und Körper
26
TOUR 5 | 2009
spannen sich, plötzlich ist das Rumpeln gut, weil es Tempo
und damit die eigene Kraft spürbar macht.
Radprofis, die ihre Sprints oft mit Tempo 60 ausfahren, sind wie eine heranstürmende Büffelherde. Die
Masse der Fahrer macht das Tempo auch von außen fühlbar. Ein Sog wie von einem Lastwagen zieht über die Zielgerade und jagt Zuschauern Schauer über den Rücken.
Dabei ist die Spitzengeschwindigkeit für Rennradler auch
beim Sprint nicht erreicht. Bergab geht’s noch schneller.
70 bis 80 km/h, wer sich traut, kann Tempo 100 knacken.
Das ist dann wirklich richtig schnell. 100 km/h im Auto
fühlen sich dagegen langsam an. Natürlich ist es verrückt,
ohne Schutzkleidung, Fahrwerk und wirklich standfeste
Bremsen so schnell zu fahren – aber es kickt!
Das Rennrad mit sehr überschaubarer Technik, rund
sieben Kilo schwer und mit nichts als Muskelkraft befeuert, deckt einen weiten Teil der Geschwindigkeit ab, die
wir vom Automobil gewöhnt sind. Das relativ hohe Dauertempo, das das Rennrad erlaubt, ist dabei die Basis für
seine Langstreckentauglichkeit: Wer trainiert, kann damit
irgendwann 200 bis 300 Kilometer an einem Tag zurücklegen. Faszinierend! Wenn es rauscht und pfeift, sich
der Blick verengt, Straße und Blickrand ein wenig verwischen, ist die Freiheit auf dem Rad am größten. Frischer
Sauerstoff in der Lunge plus Tempo, das sich nach Tempo
anfühlt– das ist das Rennradgefühl.
Robert Kühnen
KRAUS
VOR̘ZEICHEN
Hängt ab von
Trainingsstand,
Mitfahrern, Strecke
(Berge!) und Wind.
Im Flachen schaffen
Hobbyfahrer einen
Schnitt von 25 bis
30 km/h. Zu Beginn
ist schon Tempo 25 ein
ehrgeiziges Ziel. Gut
Trainierte können einen
35er-Schnitt ein paar
Stunden fahren oder
eine Stunde knapp
40 km/h. Einen guten
40er-Schnitt fahren
meist auch Rennfahrer
in längeren Wettkämpfen. Kurze Rundstreckenrennen werden
auch mit Durchschnittstempi um 50 km/h
bestritten, ebenso wie
Zeitfahren der Profis.
Auf sehr bergigen Strecken kann der Schnitt
bei Hobbyfahrern auf
20 km/h und weniger
fallen, Profis schaffen
dann immer noch um
die 35 km/h.
ǺǫdzǶǵǺǸǧǯǴǯǴǭ
Trainieren Sie überwiegend in
ruhigem Tempo, bei dem Sie nicht
aus der Puste kommen. Das schafft
die Grundlage für Tage, an denen
Sie’s krachen lassen. Fahren Sie
dann aber deutlich schneller als
sonst – zum Beispiel 35 statt 25
km/h. Nach dem „Ballern“ locker
rollen, erholen – und wieder attackieren. Solche Intervalle sind eine
der effizientesten Trainingsformen.
ROTH
Durchschnittsgeschwindigkeit
Zeitfahrweltmeister Bert Grabsch: Schnell
auch dank Liegelenker und Aero-Rädern
Was bremst?
So werden Sie schneller
Teure Räder fahren kaum schneller als
billige. Entscheidend für den hauptsächlich bremsenden Luftwiderstand ist der
Fahrer selbst. Deshalb ein paar Tipps:
• Tragen Sie eng anliegende Kleidung.
• Machen Sie auf dem Rad den Rücken
flach, strecken Sie sich. An diese Haltung
muss man sich aber langsam herantasten,
Nacken und Schultern werden dabei
ziemlich beansprucht.
• Etwas schneller geht’s mit speziellen
Aero-Laufrädern und Triathlon-Aufsätzen,
entwickelt für Zeitfahrer und Triathleten.
• Fahren Sie gute Reifen und pumpen Sie sie
mit mindestens sechs Bar auf.
Die Luft bremst beim sportlichen
Radfahren am stärksten – oberhalb
von 20 km/h ist der Luftwiderstand
größer als der Rollwiderstand der
Reifen. Je schneller man fährt, desto
größer wird der Anteil am Gesamtwiderstand (bis zu 80 Prozent).
Darum ist Windschattenfahren im
Radsport so sinnvoll. Am Hinterrad
des Vordermannes spart man bis zu
50 Prozent der Leistung, die man
alleine fürs gleiche Tempo aufbringen müsste. Auch bei Hobbyrennen
wie den Cyclassics in Hamburg
fahren Tausende Hobbysportler im
Sog des Pulks einen 40er-Schnitt
über die lange Strecke – viel schneller als sie es alleine je könnten.
5 | 2009 TOUR
27
KRAUS
EINSTEIGER̘SPEZIAL
Spaß an der Gemeinsamkeit
Über das Vergnügen, Ausfahrten mit Gleichgesinnten zu genießen
N
ein, ich war nicht für den Tennissport geschaffen.
Schreiend stritten bei den Vereinsmeisterschaften
Gegner über Bälle, die auf oder hinter der Linie waren,
Schläger flogen durch die Luft, Flüche hinterher. Das
Leben auf einen kleinen Filzball zu reduzieren und im
Kampf ‚Mann gegen Mann‘ meine sportliche Lebensaufgabe zu sehen, ist mir nie gelungen. Wie glücklich war
ich, als ich das Rennradfahren entdeckte, bei dem von
Anfang an das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund
stand. Mit Freunden nach der Schule und am Wochenende über die Landstraße zu jagen, das war mein Ding.
Der Wind ist das sachliche Argument für das Fahren
in der Gruppe, der Spaß am gemeinsamen Sport das
versteckte Leitmotiv. Gemeinsam den Wind besiegen,
dem Regen widerstehen, den Berg bezwingen, die Sommerhitze spüren: Aus dem leidenden „Ich“ wird ein
stolzes „Wir“. Natürlich habe ich über die Jahre unzählige
Kilometer alleine zurückgelegt – auch das gehört zum
Rennradalltag. Doch die schönsten Erinnerungen sind
Gemeinschaftserinnerungen. Mit alten Bekannten in
Mallorca oder mit neuen in den Alpen – die gemeinsame
Rennradbegeisterung verbindet.
Beim Rennradfahren lassen sich leicht neue Freunde
finden. Mitfahrer für eine Feierabendrunde, einen
Radmarathon, eine dreitägige Tour mit wenig Gepäck
gesucht? Jedermann-Rennteams, Hobbyradlertreffen,
28
TOUR 5 | 2009
Internet-Foren oder E-Mail-Verteiler sind der moderne
Schlüssel zum gemeinsamen Rennradspaß und bringen
neue (Radsport-)Freunde. Die Bildergalerie auf der Seite
flickr.com dokumentiert die gemeinsame Forums-Tour:
Sechs Rennradler, die sich vorher noch nie gesehen
hatten, entdecken gemeinsam die Landstraßen der
Umgebung. Ein Fotoalbum auf web.de erinnert an eine
Nonstop-Fahrt München-Gardasee, bei der es nur eine
kurze Vorbesprechung gab, und die Fotos in der YahooGroup zeigen jetzt bekannte Gesichter im Biergarten.
Man kennt sich oder lernt sich kennen, das Plaudern
kommt selten zu kurz. Bei der jüngsten Trainingsausfahrt
bin ich mit einem Neu-Münchner ins Gespräch gekommen, der sich in meinen Windschatten gehängt hat. Gibt
es einen besseren Weg, um in einer fremden Stadt Leute
kennenzulernen? Je größer die Gruppe, desto schwerer
ist es zwar, ein gemeinsames Tempo zu finden – man orientiert sich zwangsläufig an den schwächeren Fahrern.
Doch Gruppenfahrten müssen nicht nur den Ruhepuls
kitzeln. Ein kurzer Eintrag im Internetforum, und schon
finden sich Gleichgesinnte für die anspruchsvolle Klettertour in den Alpen. Und spätestens wenn man bei gemäßigtem Tempo am ersten Berg angekommen ist, wird
getreten, was geht. So ein Kampf Mann gegen Mann ist
doch ganz spannend – zumindest bis zur Passhöhe.
Kristian Bauer
Hobby-Vereine
Yahoo-Groups
Ein Mittelding zwischen traditionellem Radverein und lockerem
Freundeskreis: Die Mitglieder eint die
Abneigung gegen Sitzungsprotokolle
und Vereinsabende. Die Palette reicht
von der lockeren Interessensgemeinschaft für einzelne Events bis
zum Jedermann-Rennteam. Auf der
Internetseite challenge-magazin.com
sind unter der Rubrik „Links“
58 Jedermann-Teams aufgeführt.
Andere Hobbyfahrer lassen sich über
Internet-Suchmaschinen finden.
Mehr als 300 Mitglieder hat beispielsweise die
Yahoo-Group „rr-munich“ in München. Sie sind
über einen Mailverteiler verbunden und verabreden sich zu Trainingsausfahrten, Radurlauben
und Treffen. Ähnliche Gruppen gibt’s auch in
Berlin und Hamburg.
ǐ Info: http://de.groups.yahoo.com
Rennrad-news.de
Unter der Rubrik Rennrad- und
Single-Treff suchen Sportbegeisterte
aus ganz Deutschland nach
Gleichgesinnten. Im Winter gibt es auf
der Internetseite den Winterpokal für
Training in der virtuellen Gruppe.
ǐ Info: www.rennrad-news.de
ǐ Info: www.challenge-magazin.com
HOCHZWEI
Xing-Gruppen
Die beste Freizeitunterhaltung: treten und reden
Gedacht als berufliches Netzwerk, entwickelt sich Xing zunehmend auch zur
Freizeitplattform. In München, Braunschweig und Hamburg gibt es große
ortsbezogene Rennrad-Gruppen. Die
deutschlandweite Gruppe „Mountainbike
und Rennrad“ umfasst rund 8.600 Mitglieder. Sie bietet Kauftipps, hilft bei der
Partnersuche zur gemeinsamen Ausfahrt.
ǐ Info: www.xing.com
TOUR-Forum
Unter der Rubrik „Treffpunkt &
Reise“ herrscht ein breites Angebot an
Aktivitäten. Regelmäßig verabreden
sich Rennradfahrer in Hamburg, Düsseldorf, München, Kerpen und anderen
Städten zu gemeinsamen Ausfahrten.
Aber auch wer Urlaubspartner sucht,
ist hier richtig. Mittlerweile schon
eine Traditionsveranstaltung ist der
Forums-Ötzi, die gemeinsame Fahrt
auf der Originalstrecke des Ötztaler
Radmarathons.
ǐ Info: http://forum.tour-magazin.de
BDR-Vereine
Radsportvereine freuen sich immer
über neue Gesichter. Wo der nächste
Verein ist, erfährt man am besten auf
der Internetseite vom Bund Deutscher
Radfahrer e.V. (BDR).
ǐ Info: www.rad-net.de
5 | 2009 TOUR
29
EINSTEIGER̘SPEZIAL
Abenteuer Landschaft
Über die Freude am Draußensein auf schmalen Reifen
E
in Frühsommertag. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Blumen blühen. Ich will hinaus, es geht
nicht anders. Ich will auf dem Rad durch die Landschaft
fliegen. Über Ebenen und Hügel schweben, an Flüssen
entlangflattern, Wälder durchqueren. Ein reiches Menü
liegt da vor meiner Haustüre. Ich fahre los. Das erste
Stück ist flach, ich radle mich warm, ohne Druck. Dann
geht es in den ersten Hügel. Ich kenne ihn wie einen alten
Freund, spüre seinen Widerstand. Vielleicht meint er es
gar nicht so ernst mit dem Widerstand, vielleicht will er
nur spielen mit mir. Also spielen wir. Ich fahre nicht so,
als ob ich seinen Widerstand brechen wollte, das wäre zu
grob. Ich suche mir einen guten Rhythmus – viel Schwung,
wenig Kraft. Wenn ich diese Geschmeidigkeit gefunden
habe, wird es angenehm. Es stellt sich eine Art Zwiegespräch mit der Landschaft ein.
Das wohlige Gefühl breitet sich aus, von der Landschaft aufgenommen zu werden, ich gehöre zur Natur mit
all meinen Sinnen: Ich spüre die Temperatur, ich rieche
die Jahreszeit, meine Augen trinken die Landschaft, um
meine Ohren rauscht der Fahrtwind. Vier meiner Sinne
sind stets beteiligt am Fahren. Später, wenn der Mund
austrocknet oder die Zunge salzigen Schweiß schmeckt,
gesellt sich auch dieser Sinn dazu.
Manchmal spielen einem die Sinne auch Streiche.
Wenn ich durch die Schweizer Berge fahre, habe ich alle
30
TOUR 5 | 2009
fünf Minuten ein anderes Bild. Am Abend schmerzen
meine Augen, als ob ich drei Filme nacheinander gesehen
hätte. In der texanischen Steppe dagegen kann sich das
Auge an nichts halten. Hie und da aber höre ich einen
seltsamen Vogel, dessen Gesang an Glockentöne erinnert.
Abends vor dem Einschlafen hallen sie in meinem Kopf
wider wie das Sonntagsgeläute einer Kathedrale. Bin ich
das Stilfserjoch hinaufgefahren, erinnere ich mich bloß
noch an einen rätselhaften Jodgeschmack im Mund. Und
wenn ich im Juli in der Provence unterwegs bin, verfolgt
mich der Lavendelduft bis Weihnachten. Radeln ist ein
Fest der Sinne. Manchmal ist es lustig, manchmal angenehm und manchmal grausam.
Was ist so toll daran, durch eine Landschaft zu radeln?
Vielleicht ist es dieser Dialog zwischen zwei Naturen, der
landschaftlichen und der menschlichen. Nörgler werden
einwenden, dass unser radelnder Naturgenuss erst durch
mehrere kulturelle Vorleistungen ermöglicht werde:
Straßenbau, Verkehrsregeln, Landkarten. Das alles ist
Kultur. Zur Kultur gehört aber auch das Spielzeug namens
Fahrrad – was überhaupt nicht herabmindernd gemeint
ist. Im Gegenteil: Der Mensch ist dann am meisten
Mensch, wenn er spielt. Das Rennrad ermöglicht uns eine
neue Welt-Erfahrung, ganz im Wortsinn. Es verwandelt
unsere Muskelkraft in reine Fortbewegung, in höchste
Landschafts- und Lebenslust.
Dres Balmer
KRAUS
BUSCHOR
Pässe
Die schönsten Radevents
Das längste Passgefühl in den Beinen
und der Seele erlebt man an der Südseite
des San Bernardino (2.066 Meter) im
schweizerischen Graubünden, der von
Bellinzona her auf 52 Kilometern 1.837
Höhenmeter überwindet.
Das wildeste Passgefühl bietet der
Splügenpass (2.113 Meter) zwischen der
Schweiz und Italien: Vom italienischen
Chiavenna aus sind es 30 Kilometer und
1.780 Höhenmeter bis zur Passhöhe.
Maratona dles Dolomites
Bei einer der bekanntesten Veranstaltungen
in den Alpen (2009 zum 23. Mal) reißen
sich die Radler um die Startplätze. Auf
140 Kilometern fährt man über sieben Pässe,
darunter die legendäre „Sellaronda“ mit
Blick auf zackige Dolomitengipfel – eine
hochalpine Panorama-Tour.
ǐ Info: www.maratona.it
Viking-Tour
Das einwöchige Jedermann-Rennen (kann
man auch ohne Zeitwertung mitfahren!)
führt über 700 Kilometer durch Norwegen,
entlang an den schönsten Fjorden und über
die höchsten Berge.
ǐ Info: www.vikingtour.no
Dem Himmel so nah: der San Bernardino in der Schweiz
Sinnesrausch
CORBIS
Die schönste Fahrt für Geruchsmenschen
in Europa ist wohl die 236-KilometerRundtour um das Luberon-Massiv zwischen
Cavaillon und Forcalquier in der Provence.
Im Juli betört die Lavendelblüte die Sinne.
ǐ Info: www.veloloisirluberon.com
Die schönste Leere – nicht nur für die
Augen – findet man in Steppen und Wüsten. Wer dort radelt, wird die wundersame
Erfahrung machen, wie das Nichts zum
Alles wird. Drei Höhepunkte: der 3.200
Kilometer lange Stuart Highway von Darwin
über Alice Springs nach Adelaide in
Australien; die Halbinsel Baja California in
Mexiko (1.600 Kilometer); der westliche
Teil der Route 66 von Amarillo nach Los
Angeles (2.000 Kilometer).
Riecht so lecker wie sie aussieht: die Provence
Ein 165 Kilometer langes Fest für die Sinne
erlebt, wer im Südosten Kubas die Küstenstraße von Santiago de Cuba nach Pilón
beradelt. Von links gischtet die Karibik,
rechts erhebt sich 2.000 Meter hoch die
Sierra Maestra. Die Küste ist dünn besiedelt, die Vegetation umso üppiger. Im
Landesinneren duftet es nach scharfem
Tabak, süßer Mango, überreifer Papaya.
L’Eroica
Ein Muss für Traditionalisten: Die Hälfte
des 205 Kilometer langen Radmarathons
durch die Toskana legt man auf ungeteerten
Straßen zurück – viele Teilnehmer fahren
auf historischen Rädern.
ǐ Info: www.eroica.it
La Marmotte
Französischer Radmarathon-Klassiker über
174 Kilometer und die bekanntesten Alpenpässe der Tour de France: Croix de Fer, Télégraphe, Galibier und hoch nach Alpe d’Huez.
ǐ Info: www.sportcommunication.com
5 | 2009 TOUR
31
EINSTEIGER̘SPEZIAL
Faszination Technik
Über die Liebe zum Detail – und zur perfekten Funktion
V
ielleicht wäre alles anders gekommen, hätte mein
erstes Rennrad nicht einen verchromten Stahlrahmen gehabt. Damals, ich war gerade 13 Jahre alt,
hatte ich von Rennradtechnik noch keinen blassen
Schimmer. Doch der unwiderstehliche Spiegelglanz
auf den Rohren brachte mich in Wallung. Vom
ersten Tag an liebte ich mein Rad, wie ich nie zuvor
etwas geliebt hatte. Nach jeder Ausfahrt wienerte
und polierte ich das gute Stück, bis meine Finger
schmerzten. Und noch heute übt die transparente
Rennradtechnik einen unwiderstehlichen Reiz zum
Selberschrauben auf mich aus.
Dass die Ausstattung meines Chrom-Flitzers von
eher bescheidener Qualität war, bekam ich bald mit.
Die italienischen Edel-Komponenten, von denen
damals alle Rennradler träumten, verwahrte mein
Händler in einer abgeschlossenen Vitrine auf rotem
Samttuch. Wie Juwelen wurden dort polierte Schaltwerke und Kurbelgarnituren neben durchlöcherten
Griffen präsentiert, bonbonbunt eloxierte Bremsen
neben mit senffarbenem Wildleder umnähten Rennlenkern. Mehr als einmal schlich ich nur deshalb
in den Laden, um mir an der Scheibe, die mich von
diesen Preziosen trennte, die Nase platt zu drücken.
Inzwischen bin ich einige Jahre älter, doch den
Virus, den ich mir damals einfing, bin ich bis heute
32
TOUR 5 | 2009
nie wieder losgeworden. Noch immer begeistert mich
die feinmechanische Präzision ausgefeilter Rennradkomponenten, und noch immer weckt der Anblick
einer edlen Rennmaschine kindliche Freude in mir.
Rein rational ist diese Leidenschaft fürs Material
kaum zu begründen, bietet doch ein 6.000-EuroRenner zumindest Hobby-Fahrern kaum nennenswerte Vorteile gegenüber einem Rad für 1.500 Euro.
Dennoch – im Sattel eines sechs Kilo leichten HighTech-Renners zu sitzen, vermittelt mir jedesmal aufs
Neue einen Extra-Kick, der selbst die schönste Tour
zu einem noch intensiveren Erlebnis macht.
Und dann ist da noch der ästhetische Reiz, der
von einem Rennrad ausgeht. Die ausgewogenen
Proportionen, der Verzicht auf alles, was den Vortrieb
hemmt, der edle Glanz der Komponenten – all das
verschmilzt für mich zu einem Gesamtkunstwerk, das
ich wie ein schönes Bild betrachten kann. Und je
länger ich hinschaue, desto unbändiger wird mein
Verlangen, dieses Kunstwerk in Bewegung zu setzen.
Sie glauben, ich hätte einen Dachschaden? Vielleicht.
Aber welche andere Verrücktheit bringt einen in
ähnlicher Weise mit anderen Menschen zusammen,
lässt einen die Welt intensiv erleben und macht zugleich fit und glücklich?
Manuel Jekel
KRAUS
Keine Zauberei: Hege und Pflege des Renners
Selbsthilfe
Ein Rennrad zu warten, ist nicht schwer.
Bremsen und Schaltung einstellen,
Laufräder ein- und ausbauen, Reifenwechsel, Lenker und Sattel justieren –
für diese Dinge sind weder besonderes
handwerkliches Geschick noch teure
Werkzeuge erforderlich.
ǐ Buchtipps: „Die Rennradwerkstatt“
der TOUR-Autoren Dirk Zedler und
Thomas Musch, Delius Klasing Verlag,
ISBN 978-3895951664.
„Das blaue Buch der Fahrradtechnik“
von Calvin Jones, 2006, Park Tool
Company, ISBN 978-0-9765530-1-4.
Vier Rahmenwerkstoffe buhlen um die Käufergunst: Carbon, Alu, Stahl, Titan. Bis zu 2.000
Euro fürs Komplettrad sind Alu-Rahmen meist
erste Wahl, darüber spielt das aufwendig
zu verarbeitende Carbon seinen (Gewichts-)
Vorteil voll aus. Stahl und Titan locken Liebhaber – teuer und ästhetisch reizvoll, aber
ohne messbare Vorteile. Bei der Ausstattung
konkurriert Marktführer Shimano aus Japan
mit Campagnolo aus Italien und SRAM aus
den USA. Stand der Technik sind zehn Ritzel
für 20 bzw. 30 Gänge. Campagnolo bietet
seit dieser Saison sogar Schaltungen mit
elf Ritzeln (für 22 Gänge). Für 1.000 Euro
gibt’s etwa neun Kilo Rennrad, ab 2.000 Euro
sollte ein Rad nicht mehr als acht Kilo wiegen.
Pflegemittel
Kettenöl, Lager- und Montagefett, Montagepaste (für Carbonteile) – viel mehr brauchen Sie
nicht, um Ihr Rad in Schwung zu
halten. Zum Putzen gibt es spezielle Fahrradreiniger, Spülmittel
tut’s aber auch. Perfektionisten
gönnen Lack und blanken Metallteilen gelegentlich eine Behandlung mit Hartwachs – dann perlen
Wasser und Schmutz besser ab.
Grundausstattung
Inbus-, Maul- und gegebenenfalls
Torx-Schlüssel, Schraubendreher, Seitenschneider, Kombizange, Kettennietendrücker, Standpumpe, Reifenheber,
Multi-Tool für unterwegs – mit dieser
Grundausstattung können Sie die meisten
Arbeiten selbst erledigen. Außerdem
sollten Sie nicht auf einen Drehmomentschlüssel verzichten, da für viele Bauteile
genaue Anzugsmomente der Schrauben
vorgeschrieben sind. Richten Sie sich für
die Radpflege einen Arbeitsplatz ein – das
kann auch ein alter Schreibtisch sein.
Tipp: Leisten Sie sich einen Montageständer (brauchbare Modelle
ab hundert Euro). Damit schonen
Sie Rad – und Rücken.
Reicht: Mini-Tool für
die wichtigsten Arbeiten
am Rad
S PA N I O L
SIMON
ǬǧDZǺǫǴ
5 | 2009 TOUR
33
EINSTEIGER̘SPEZIAL
Jungbrunnen Rennrad
Über das Glück, sich dank Fahrrad fit zu fühlen
M
it dem Fahrrad 40 Kilometer? Für viele Menschen
ist das eine Tagestour. Trainierte Radler überlegen,
ob sie sich dafür überhaupt umziehen sollen. Ich tu’s,
denn ich weiß, wie ich mich fühlen werde, und das lockt.
Gut 20 Jahre auf dem Rennrad haben Spuren hinterlassen, die Wissenschaftler so zusammenfassen: Das Herz
wird größer und leistungsfähiger, die Atemmuskulatur
arbeitet effektiver und kann die Lunge besser unterstützen, die Muskeln werden kräftiger und ausdauernder.
Besonders Einsteiger merken: Schon drei Monate regelmäßigen Trainings steigern die Leistung erheblich. Noch
besser: Das geht bis ins hohe Alter. Untersuchungen mit
65 bis 70 Jahre alten Probanden haben gezeigt, dass sie
nach mehreren Wochen Ausdauertraining wieder so fit
wurden wie 20 Jahre jüngere untrainierte Personen.
Ich merke schon auf dem ersten Kilometer, ob es eine
gute Runde wird: Die Beine finden mühelos in die Kreisbahn, das Rad rollt wie von alleine, der Puls hat noch gar
nicht gemerkt, dass jetzt Sport kommt. Dann biege ich ein
auf meine Hausrunde, die nur zwei Richtungen kennt:
rauf oder runter. Das Spiel mit den Möglichkeiten beginnt.
Die Muskeln in den Oberschenkeln werden warm und
signalisieren „heut’ geht was!“, der Puls steigt leicht, hält
inne, dann ist der Klettermodus gefunden. Die nächsten
acht Kilometer geht’s bergauf. Der Blick nach unten fällt
auf gleichmäßig auf- und abtauchende Oberschenkel, ein
34
TOUR 5 | 2009
dünner Schweißfilm überzieht die Haut, die Maschine
läuft rund. Steady state – der Körper arbeitet, es fühlt sich
gut an, sich dosiert anzustrengen. Nach kurzer Abfahrt
der zweite Anstieg, noch mal sechs Kilometer. Der Puls
klopft den Takt, das Sport-Hirn konzentriert sich darauf,
die Meldungen aus Muskeln, Lunge, Herz und Kreislauf
zu koordinieren, das Rest-Hirn meldet sich vorübergehend ab und macht mal gar nichts. Bis zum Beginn der
rasenden Abfahrt; ab da ist punktgenaues Bremsen und
präzises Steuern gefordert. Meine Spezialität: talwärts
den Puls höher treiben als bergauf – ein unwiderstehlicher
Reiz, noch die letzte Muskelfaser zum Glühen zu bringen.
Der Zehn-Prozenter mündet in die Ebene, jetzt gilt’s,
68 km/h, 69, 70 – geschafft! Ein leiser Metallgeschmack
im Mund, die Lunge saugt Luft eimerweise, die Oberschenkel zetern. Einfach nicht hinhören.
Home-run. Die letzten Kilometer nach Hause. Langsam sinkt der Puls in den Körper zurück, das Brennen in
den Beinen lässt nach, sie kreiseln sich wieder rhythmisch
zurecht. Am Straßenrand tratschen die Nachbarn, auf
ihre Besen gestützt. Wenn die wüssten, was ich in den
letzten 90 Minuten erlebt habe – Kino im Kopf, Herausforderung und Belohnung zugleich für den Körper. Der
bekannte Sportmediziner Wildor Hollmann hat mal sinngemäß gesagt, Ausdauersportler können 20 Jahre lang
40 sein. Gute Aussichten!
Thomas Musch
KR AUS ̌2̍
IMAGO
Wie fit sind Sie eigentlich?
Wenn Sie’s genau wissen wollen, hilft eine Leistungsdiagnose
(ab ca. 80 Euro, Adressen unter www.tour-magazin.de). Bei
einem Laktat-Stufentest radeln Sie auf einem Standrad mit
regelbarem Widerstand so lange, bis Sie nicht mehr können.
Dabei wird regelmäßig am Ohrläppchen Blut
abgezapft, dessen Zusammensetzung
darüber Aufschluss gibt, bei welchen
Herzfrequenzen Sie wie viel leisten.
Mit einem Trainingsplan auf dieser
Datenbasis können Sie Ihr Training
effizienter gestalten. Einen kostenlosen Test, der Ihnen bei der Analyse Ihrer Fähigkeiten hilft, finden
Sie beim TOUR-Partner für OnlineCoaching, www.2peak.com/tools
Gesund!
Radfahren ist erste Wahl
als Reha-Sport nach vielen Erkrankungen. Kein
Wunder: Es trainiert das
Herz-Kreislaufsystem, ist
sehr gut dosierbar und
schont die Gelenke. Nachteil: Wer nur und viel Rad
fährt, vernachlässigt die
Muskulatur von Armen,
Rücken und Oberkörper, die
allgemeine Beweglichkeit
wird nicht besser. Dehnübungen, Gymnastik und
Schwimmen sind eine gute
Ergänzung für gesundheitsbewusste Rennradler.
Gibt Auskunft: Blutentnahme beim Leistungstest
ǸǯǩǮǺǯǭ ǺǸǯǴDZǫǴ
Eine oder zwei volle Trinkflaschen
gehören bei jeder Fahrt ans Rad:
Trinken ist wichtig, am besten alle
20 Minuten etwa 200 Milliliter,
pro Stunde also eine Flasche (0,75
Liter). Apfelschorle (Wasser zu
Saft 3:1) ist und bleibt der Klassiker: Es enthält Mineralien und
Elektrolyte, aber wenig Kalorien.
Wie oft, wie lang?
Faustregel: Lieber öfter und kürzer als selten und
lang. Gerade bei Anfängern bringen schon dreimal
pro Woche eine halbe bis eineinhalb Stunden Training enorme Fortschritte. Auch wenn der Renner
zum Rasen verleitet: Üben Sie am Anfang lieber das
schnelle Kurbeln als das schnelle Fahren. Wenn Sie
mit hoher Trittfrequenz die Pedale kreisen lassen
(70 bis 90 Umdrehungen pro Minute), gewöhnt sich
Ihre Muskulatur besser an den neuen Bewegungsablauf und ermüdet langsamer.
Energieriegel natur: lecker, gesund, leicht
verdaulich, umweltfreundlich verpackt
Clever essen
Wenn Sie zu Ihren ersten Trainingsrunden
aufbrechen: Stecken Sie einen Energieriegel
oder ein Gel zur Sicherheit ein – aber
bringen Sie’s wieder mit nach Hause. Wenn
Sie sich überanstrengt haben, hilft Ihnen
ein Riegel über den Berg, ansonsten macht
er eher dick. In lockerem Trainingstempo,
bei dem Sie sich noch gut unterhalten
können, verbrennen Sie (nur) rund 500
Kilokalorien pro Stunde zusätzlich zum
Grundumsatz – das haben Sie schon mit
einem Teller Spaghetti Bolognese locker
wieder drin. Riegel und Gels sind was für
mehrstündige Touren oder Wettkämpfe.
Besser für die Feierabendrunde: eine
Banane oder etwas Trockenobst.
5 | 2009 TOUR
35
PH OTOS P O RT I N T E R N AT I O N A L
EINSTEIGER̘SPEZIAL
Im Bann des Wettkampfs
Über den Reiz, schneller zu sein als andere
S
onntagnachmittag auf unserer Trainingsrunde: Nach
gut zwei Stunden entspanntem Dahinrollen wird’s
plötzlich still in der Gruppe. Gespräche verstummen,
keiner lacht mehr, die Mienen werden ernst. Der Blick
meines Nebenmannes ist weit nach vorne gerichtet und
scheint etwas am Horizont zu fixieren. Dort, wo die
Straße in die nächste Ortschaft führt, leuchtet ein kleines
gelbes Rechteck im Licht der Frühlingssonne – das
Ortsschild, Lieblingsziel jedes Hobbysprints.
Bei allen wandert die Kette auf das große Blatt, die
Hände greifen an den Unterlenker. Einer verschärft das
Tempo, aus der losen Formation wird eine Einerreihe.
Tief über den Lenker gebeugt, fixiere ich das Hinterrad
meines Vordermannes. Dann passieren wir die imaginäre
200-Meter-Marke – der Sprint ist eröffnet. Wie wild
schmeißen wir unsere Räder im Wiegetritt hin und her,
brauchen die gesamte Fahrbahnbreite. Wenn jetzt ein
Auto kommt ... besser nicht daran denken. Ich trete in die
Pedale, so fest ich kann. Links und rechts fliegen Bäume
und Schilder unscharf vorbei, während das Pochen an
meinen Schläfen den Fahrtwind übertönt. In einem finalen Kraftakt wuchte ich mein Vorderrad über den Zielstrich, den es eigentlich gar nicht gibt. Kurz hinter dem
Ortsschild Münster-Roxel reißt der Schnellste seine Arme
in die Luft und jubelt, der Rest japst nach Luft. Ein ganz
normaler Sonntagnachmittag eben.
36
TOUR 5 | 2009
Auf dem Weg nach Hause sind die Beine schwer, die
Gedanken kreisen: Was hat unsere gemütliche Ausfahrt
eigentlich in eine wilde Jagd verwandelt? Schon kurz nach
der Geburtstunde des Fahrrads gab es Menschen, denen
nichts Besseres einfiel, als damit schneller zu fahren als
alle anderen. Ob auf Holz, Stahl, Alu oder Carbon, ob
rund um den Kirchturm oder quer durch Frankreich, ob
vor den Augen der Kumpels oder vor den Objektiven
Hunderter Kameras – das Prinzip ist immer gleich.
Doch woher kommt das Bedürfnis schneller Rad zu
fahren als die „Gegner“? Ist es ein ureigener menschlicher
Trieb, sich mit anderen zu messen, um sich im Idealfall
zum Häuptling des (Rad-)Rudels aufzuschwingen? Sind
es gar Stolz und Eitelkeit, die uns antreiben, immer der
Erste zu sein? Oder einfach nur der Adrenalin-Kick?
Letztlich sind Radrennen ein simples Spiel mit
archaischem Grundmuster: du oder ich. Genau darin
liegt die Faszination: Den Rausch der Geschwindigkeit zu
erleben, die Erfahrung der eigenen Grenzen, die knisternde Spannung, wenn man sich gegenseitig belauert.
Nur der Wettkampf treibt uns zu Spitzenleistungen.
Schließlich schindet man sich im Wintertraining doch
nicht nur, um im Frühsommer entspannt durch
irgendwelche blühenden Felder zu rollen, sondern um
die Kollegen ordentlich aus den Schuhen zu fahren!
Nächsten Sonntag klappt’s bestimmt ...
Joscha Weber
Fahren in der Gruppe
ǰǫǪǫǸdzǧǴǴ-ǸǫǴǴǫǴ
KRAUS
Bevor man an Wettkämpfen teilnimmt,
sollte man lernen, mit anderen gemeinsam
zu fahren. Die wichtigsten Tipps:
• Üben Sie, sauber geradeaus zu fahren und
das Rad in Kurven sicher zu beherrschen.
• Sagen Sie ihren Mitfahrern, dass es „Ihr
erstes Mal“ in der Gruppe ist.
• Wichtigste Handzeichen: Winkt Ihr Vordermann mit der rechten Hand hinter
seinen Rücken, zeigt er ein Hindernis am
Straßenrand an. Deutet er auf die Straße,
weist er auf ein Schlagloch hin. Hebt er
den Arm, kündigt er an, dass er gleich
abbremsen wird.
• Führen Sie auch mal, um den Unterschied
zwischen dem Fahren im Windschatten
und an der Spitze einschätzen zu können.
Rennen privat: Ortsschildsprint
Sprinten – so geht’s
• Greifen Sie den Unterlenker und hängen Sie sich
an das Hinterrad eines spurtstarken Fahrers.
• Schalten Sie aufs große Blatt und wählen Sie
einen Gang, mit dem Sie kraftvoll lossprinten
können. Schalten Sie sukzessive runter, bis Sie
Ihren idealen Sprint-Gang erreicht haben.
• Bleiben Sie im Sattel und wechseln Sie erst in den
Wiegetritt, wenn der Sprint eröffnet ist.
• Der richtige Moment für Ihren Antritt liegt etwa
100 bis 200 Meter vor dem Ziel.
• Halten Sie etwas Abstand zu ihrem Vordermann
(Sprinterloch), bevor Sie in seinem Windschatten
beschleunigen, ausscheren und überholen.
• Halten Sie unbedingt Ihre Fahrlinie ein.
GREBER
Aufgepasst: Handzeichen
fürs Gruppenfahren
Guter Einstieg in den Wettkampfsport.
Teilnehmen kann jeder, der es sich zutraut. Die wichtigsten Termine:
• 1.5. Eschborn-Frankfurt City Loop,
www.henninger-rennen.de
• 21.6. Škoda Velothon Berlin,
www.skoda-velothon-berlin.de
• 16.8. Vattenfall Cyclassics Hamburg,
www.vattenfall-cyclassics.de
• 13.9. Rund um die Nürnberger Altstadt, www.radrennen.de
Angreifen – so geht’s
• Schätzen Sie Ihre Chancen vorher ein –
setzen Sie Ihre Attacke nicht zu früh.
• Attackieren Sie, wenn’s keiner erwartet.
• Greifen Sie zügig an, aber nicht wie im
Sprint, sonst halten Sie nicht durch.
• Fahren Sie windschnittig – Hände an
den Unterlenker!
• Wenn Sie mit anderen ausreißen, arbeiten Sie erst zusammen. Kurz vor dem
Ziel suchen Sie dann ihre eigene Chance.
Lizenzrennen Deutlich anspruchsvoller, vor allem für Einsteiger. Teilnehmen kann
nur, wer über einen Verein eine Lizenz beim Bund Deutscher Radfahrer löst. Dafür ist in den
Jugend- und Seniorenklassen ein ärztliches Attest notwendig. Für Erwachsene gibt es drei
Leistungsklassen (A, B, C). Einsteiger beginnen in der C-Klasse. Info: www.rad-net.de
5 | 2009 TOUR
37