Bonus für BEST Beef- Kühe steigt

Foto: Werkbild
Markt
Das OSI-Werk in Günzburg verarbeitet das Kuhfleisch aus dem BEST Beef-Programm zu Hamburgern für McDonald’s Deutschland.
Bonus für BEST BeefKühe steigt
Die Fastfood-Kette McDonald’s startet das dritte Modul ihres BEST Beef-Programmes und
weitet es auf Niedersachsen aus. Der Zuschlag erhöht sich auf bis zu 9 ct/kg SG.
A
n den BEST Beef-Preis kommen
unsere bisherigen Abnehmer
nicht heran“, so Klaus Wieland
aus Uehlfeld in Mittelfranken. Der
Milchviehhalter und seine Frau Lydia
verkaufen deshalb alle Schlachtkühe
ausschließlich über das Förderprogramm der Schnellrestaurant-Kette
McDonald’s. Die VZ-Tochter NVG-bovex erfasst Wielands Kühe und liefert
sie an den Schlachthof in Bayreuth, der
zur Müller-Gruppe gehört.
Bisher bekommen Wielands einen
Aufschlag von bis zu 6 ct/kg SG auf die
bayerische Notierung für Kühe. Davon
entfallen 3 
ct/kg 
SG auf das Programm-Modul Haltung, weil sie ihre
Kühe im Laufstall halten. Diesen Betrag
gibt es auch dann, wenn Anbindebe-
156
top agrar 4/2014
triebe ihre Kühe im Sommer drei Monate auf der Weide halten. Weitere
3 ct/kg SG erhalten sie im Rahmen des
Moduls Fütterung, weil ihre Kuhration
mindestens 60 % Grundfutter und 17 %
Rohfaser enthält.
Management-Modul startet: Jetzt
steigt der Bonus, weil McDonald‘s aktuell das BEST Beef-Programm um das
dritte Modul Management erweitert.
Die Fast-Food-Kette zahlt künftig für
jede Schlachtkuh, die eine Nutzungsdauer von mindestens 40 Monate erreicht hat, zusätzlich 2 ct/kg SG. Die
Nutzungsdauer errechnet sich aus dem
Schlachtalter abzüglich dem Erstkalbealter. Das heißt: Programmfähig sind
Kühe in der Regel nur dann, wenn sie
mindestens drei Laktationen abgeschlossen haben.
Weitere Voraussetzung für diese
zwei Cent ist, dass der Betrieb über
Schutzkleidung für betriebsfremde Personen, wie zum Beispiel für den Tierarzt oder den Besamungstechniker, verfügt und diese auch verwendet.
Sind die beiden Kriterien Nutzungsdauer und Hygiene erfüllt, erhält ein
Betrieb im Rahmen des Management-Moduls noch einen weiteren Cent
Bonus, wenn er eine separate Abkalbebox eingerichtet hat.
Weil lediglich rund 25 bis 30 % der
Schlachtkühe die 40 Monate Nutzungsdauer erreichen, können die Programm-Teilnehmer das neue Management-Modul nur zum Teil ausschöpfen.
Fotos: Dorsch
Rainer und Michaela Hartmann verkaufen alle Schlachtkühe über das BEST Beef-Programm.
Die Zuschläge entscheiden zwar
nicht über die Existenz der bislang
1 200 Milchviehbetriebe, die sich am
BEST Beef-Programm beteiligen. Aber
die Landwirte nehmen das Geld gerne
mit. „Bei einem Schlachtgewicht meiner Kühe von 330 bis 460 kg bringt uns
das Programm einen Bonus von 20 bis
30 € pro Tier. Auf das Jahr hochgerechnet sind das knapp 900 €“, beziffert
Rainer Hartmann seinen zusätzlichen
Erlös.
Der Landwirt führt zusammen mit
seiner Tochter Michaela in Himmelkron bei Bayreuth eine Milchvieh-GbR
mit 110 Fleckviehkühen plus Nachzucht
und verkauft jährlich rund 35 Schlachtkühe. Am BEST Beef-Programm nimmt
er seit einem halben Jahr teil.
Sehr positiv bewertet der Milchviehhalter, dass sein Vermarkter, die NVGbovex, den Bonus programmbedingt
separat auf der Abrechnung ausweist
und die Teilnahme kostenlos ist. Zudem
erfüllt Hartmann die Voraussetzungen
bereits weitgehend. Abstriche muss er
lediglich bei der Nutzungsdauer der
Kühe machen.
Die Teilnahme an QS oder QM ist
Grundvoraussetzung für BEST Beef.
Weil sein Betrieb bereits nach beiden
Programmen zertifiziert ist, musste
Hartmann nur noch einen einseitigen
Betriebserhebungsbogen ausfüllen. Damit kann der Landwirt nun Tiere für
das Programm liefern, verpflichtet dazu
ist er aber nicht.
Kein Bürokratismus: Zusätzliche Kon-
trollen kommen nicht auf ihn zu,
weil McDonald’s und die beteiligten
Schlachtbetriebe die Erfüllung der Kriterien automatisch über vorhandene
Datenbanken prüfen lassen. In Bayern,
wo das BEST Beef-Programm vor einem
Jahr als Pilotprojekt gestartet wurde,
NVG-bovex-Berater Stefan Müller (links) vermarktet die Kühe von
Lydia und Klaus Wieland. Diese loben das Best Beef-Programm.
ist dies die Qualifood-Datenbank des
Fleischprüfrings. Diese enthält auch die
QS-Prüfberichte. Die BEST Beef-Vorgaben werden beim regulären QS-Audit
mit abgeprüft. Die Nutzungsdauer soll
automatisch von der HIT-Datenbank
abgeleitet werden.
Allerdings dauert es einige Zeit, bis
die entsprechenden EDV-Schnittstellen
eingerichtet sind und der Datenabgleich
funktioniert. Zudem sind nicht alle Datenbanken so gut aufgebaut wie die in
Bayern. „Wir weiten unser Programm
erst dann aus, wenn wir das Schnittstellen-Problem gelöst haben“, verspricht
Stefan Huber, Leiter Beschaffung und
Qualitätssicherung bei McDonald’s
Deutschland. „Denn BEST Beef soll auf
jeden Fall weiter ohne Bürokratismus
laufen.“
Weitere Lieferanten gesucht: B
islang
sind in das Programm vier bayerische
Schlachtvieh-Erzeugergemeinschaften
Schnell gelesen
• McDonald’s erweitert sein
BEST Beef-Programm für
Schlachtkühe um das Modul
Management.
• Erfüllt ein Betrieb die Anforde-
rungen an Abkalbebox, Nutzungsdauer und Hygiene, erhält er einen zusätzlichen
Bonus von bis zu 3 ct/kg SG.
• Für die bisherigen Module
Fütterung und Haltung zahlt
McDonald’s je 3 ct/kg SG.
• Der bürokratische Aufwand
für das Programm ist gering.
• BEST Beef startet jetzt auch
in Niedersachsen.
und drei Schlachthöfe in Bayern eingebunden:
• Die Erzeugergemeinschaften Traunstein und Miesbach beliefern den Alpenrind-Schlachthof Traunstein, der
zur OSI-Gruppe gehört.
• Die Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh Allgäu liefert an den Vion-Schlachthof in Buchloe.
• Die VZ-Tochter NVG-bovex verkauft
die Tiere an die Bayreuther Fleisch, die
zur Müller-Gruppe gehört.
Aktuell startet BEST Beef auch in
Niedersachsen. Noch im März soll die
Erzeugergemeinschaft Masterrind dazukommen, die an den Jade Schlachthof der Tönnies-Gruppe in Wilhelmshaven liefert. Bis Mitte des Jahres, wenn
die Pilotphase des Programms endet,
will McDonald’s sein Netzwerk an Erzeugergemeinschaften und Schlachtbetrieben weiter ausbauen. „Entsprechende Gespräche laufen bereits“, bestätigt Eva-Maria Haas, Pressesprecherin
von McDonald‘s Deutschland.
Riesiger Bedarf: Der Bedarf des Fast-
Food-Riesen ist gigantisch. „Wir benötigen für alle unsere Filialen in Deutschland jährlich rund 50 000 t Rindfleisch“,
erklärt Beschaffungsleiter Stefan Huber. Weil McDonald’s für seine Hackfleisch-Patties jedoch nur die Vorderviertel und Flanken verwendet, liegt der
Bedarf bei rund 500 000 Kühen pro
Jahr. Das entspricht 40 % aller Kuhschlachtungen in Deutschland.
„Wir können unseren Gesamtbedarf
vermutlich auch langfristig nicht aus
dem BEST Beef-Programm decken, aber
wir wollen möglichst viele Tiere aus
diesem Pool beziehen“, erläutert Huber.
Mit dem Programm wolle sich McDonald’s die Beschaffung von Rindfleisch
aus nachhaltiger, heimischer Produktion sichern.
Klaus Dorsch
top agrar 4/2014
157