Bericht in der Allgäuer Zeitung Kempten vom 13. Juli 2015

Allgäuer Zeitung Kempten
MONTAG, 13. JULI 2015
Allgäu-Kultur
NUMMER 158
Freiheitskämpfer
Anton Schneider
auf Freilichtbühne
Immer wieder wird’s brenzlig für die Blues Brothers – egal ob sie gerade von der Polizei verfolgt werden oder von Jakes enttäuschter Ex-Verlobter, die zum Revolver greift ...
Fotos: Ralf Lienert
Zwei herrlich schräge Vögel
Blues Brothers Das legendäre Brüderpaar gerät auf der Altusrieder Freilichtbühne von einem Schlamassel in
den anderen – begleitet von kraftvoller Musik, verblüffenden Knalleffekten und einer Autoverfolgungsjagd
VON KLAUS-PETER MAYR
Altusried „Ich hab den Film schon
zweimal gesehen“, sagte der Mann
auf dem Weg Richtung Altusrieder
Freilichtbühne zu seiner Begleiterin. „Ich bin gespannt, wie das heute
Abend wird.“ Ähnlich dürften viele
der 1700 Zuschauer gedacht haben,
die am Samstagabend zur Premiere
der Blues Brothers kamen. Die alles
entscheidende Frage lautete nämlich: Würden die Sänger, Musiker,
Tänzer und Schauspieler aus Heidenheim und Altusried es schaffen,
die Filmkomödie „The Blues
Brothers“ aus dem Jahr 1980 ebenso
witzig und cool auf eine Open-AirBühne zu bringen?
Nimmt man die Euphorie am
Ende der zweieinhalbstündigen
Aufführung als Gradmesser, dann
ist die württembergisch-allgäuerische Koproduktion ein voller Erfolg. Begeistert applaudierten die
Besucher, nachdem der finale „Jailhouse Rock“ verklungen war. Dass
das Konzept der Heidenheimer
„Bühne 33“, welche die Sängersolisten, Band und Tänzer mitbrachte,
funktionieren würde, war freilich
relativ sicher. Denn sie hatte das
Stück schon im vergangenen Sommer erfolgreich auf der Freilichtbühne ihrer Stadt inszeniert. Dem
Kreativteam um Regisseurin und
Kostümbildnerin Sonja Fritz gelang
es, den Film relativ originalgetreu –
Anzeige
aber nicht als Eins-zu-Eins-Abklatsch – in ein kurzweiliges Schauspiel mit Musik, Tanz und verblüffenden Knalleffekten zu verwandeln.
Die Umsetzung von der Leinwand auf die Bühne ist ein mutiges
Unterfangen. Denn der Kinofilm,
der in Europa auch 35 Jahre nach
dem Erscheinen noch Kultstatus genießt, lebt nicht nur vom schrägen
Gaunerpaar Jake und Elwood Blues,
das eine ehemalige Band zusammentrommelt, um mit Konzerteinnahmen jenes christliche Waisenhaus zu
retten, in dem sie einst aufwuchsen.
Vieles spielt sich unterwegs ab, die
Orte wechseln ständig. Ein Auto,
ein ausgemusterter Polizeiwagen,
hat ebenfalls eine Hauptrolle. Das
Original, ein 1974er Dodge Mona-
co, konnten die Heidenheimer nicht
auftreiben. Aber ein alter Ford
M 17, Baujahr 1972, erweist sich als
prima Ersatz. Als das von Jake abschätzig „Bullenschaukel“ genannte
Auto zum ersten Mal auftaucht,
geht ein Raunen durchs Publikum.
Was noch viel überraschender ist:
Auf der Altusrieder Naturbühne lassen sich auch Verfolgungsjagden in
Szene setzen. Da staunen die Besucher nicht schlecht, als die Blues
Brothers in ihren schwarzen Anzügen auf der Flucht vor der Polizei den
Ford mit viel Gas durch die Gassen
der Häuser im typischen US-Stil
steuern. So etwas geht vermutlich
nur gut, weil die beiden ja „im Auftrag des Herrn“ unterwegs sind. Den
berühmten Film-Showdown, bei
dem die Highways um Chicago zu
Gesang und Tanz vor Häusern im typischen US-Stil: Jake und Elwood Blues in Häftlingskleidung auf der Altusrieder Freilichtbühne. Hinten ist die Band zu sehen. Weitere Fotos finden Sie online auf www.all-in.de/Bilder
Blech-Friedhöfen für Polizeiautos
werden, konnte freilich beim besten
Willen nicht umsetzt werden.
Profis an den Instrumenten
„Die ,Blues Brothers’ stehen und
fallen mit der Musik“, erklärte Regisseurin Fritz vor der Premiere.
Um auf Nummer sicher zu gehen,
hatte sie eine siebenköpfige Truppe
mit Profis engagiert. Eine groovender Band mit drei starken Bläsern,
die schmissigen Rhythm ’n’ Blues
und Soul aus dem Film sowie ein
paar weitere Songs bietet und das
Publikum immer wieder zum Mitklatschen hinreißt.
Lars Sörös-Helfert als Jake und
Uwe Weinrich als Elwood geben
zwei köstlich lässige Blues Brothers,
wobei Sörös-Helfert mit seiner heiseren Stimme fast schon eine Idealbesetzung ist. Sängerisch brauchen
sie nicht zu glänzen – diesen Part
übernimmt eine Frau: Stephanie
Seifert spielt gleich drei wichtige
Rollen. Eine starke Stimme.
Gute Arbeit leisten auch die Altusrieder. Gertrud Hiemer-Haslach
hat die Chor-Passagen einstudiert,
Sonja Walker die Tänzer trainiert.
Eine gute Idee war es, direkt vor
der Tribüne ein Podest zu errichten,
auf dem die eine oder andere Szene
abläuft. Damit rückt das Geschehen
auf der großen Bühne näher ans Publikum – und wird noch intensiver.
Da sei es verziehen, dass beim Auf-
Weiler Um den Westallgäuer Freiheitskämpfer Anton Schneider
dreht sich ein Theaterstück, das mit
vielen Schauspielern und Statisten
auf dem Kirchplatz von Weiler im
Allgäu aufgeführt wird. „Dr. Anton
Schneider – Verräter oder Visionär?“ lautet der Titel. Geschrieben
hat das Drama in fünf Akten Gerd
Zimmer, Heimatpfleger der Marktgemeinde; Regie führt Helmut Wiedemann. Premiere ist am Freitag,
17. Juli.
Schneider, 1777 in Weiler geboren und 1820 in Graubünden gestorben, gilt als führende Persönlichkeit
im Vorarlberger Volksaufstand
1809. Zu dieser Zeit gehörten die
Westallgäuer Gemeinden zu Vorarlberg und kämpften gegen die Franzosen, Bayern und Württemberger.
Mit dem Drama sollen wesentliche
Stationen aus dem kurzen Leben
Schneiders und vor allem die Zeit
des Revolutionsjahres 1809 nachempfunden und vorgestellt werden. (az)
O Aufführungen am 17., 18., 24. und
25. Juli jeweils um 19.30 Uhr. Karten
gibt es unter Telefon 08387/391 50.
Kultur-Szene
5000 Dollar Schulden
KEMPTEN
HANDLUNG
Jake Blues, gerade aus dem Gefängnis entlassen, und sein Bruder Elwood wollen ihrem ehemaligen
Waisenhaus helfen, das 5000 Dollar
Steuerschuld zahlen muss. Die
Blues Brothers, die sonst kriminell
unterwegs sind, bieten an, das
Geld auf ehrliche Weise zu beschaffen. Ihnen kommt die Idee, ihre
ehemalige Band zusammenzutrommeln und ein Konzert zu geben.
Mit den Einnahmen wollen sie die
Steuerschuld begleichen. In einem
ausgemusterten Polizeiauto ziehen
sie los. Doch es gibt jede Menge
Probleme und Ärger ...
Hirschhausen verschoben
Das ursprünglich für 27. Oktober
geplante Gastspiel von Dr. Eckart
von Hirschhausen in der Big Box
muss aus produktionstechnischen
Gründen verschoben werden. Ersatztermin ist der 7. April 2016.
Bereits gekaufte Karten behalten
ihre Gültigkeit oder können an den
Vorverkaufsstellen zurückgegeben
werden, an denen sie erworben
wurden. Tickets im Vorverkauf gibt
es bei unserer Zeitung, Telefon
0831/206 55 55, sowie bei der Big
Box Allgäu, Telefon-Nummer
0831/570 55 33.
AUFFÜHRUNGEN
Es gibt bis 8. August noch elf Aufführungen auf der Altusrieder Freilichtbühne – immer Freitag-, Samstag- und Sonntagabend um 20.30
Uhr.
KARTEN
Tickets im Vorverkauf gibt es unter
Telefon 08373/922 00.
(az)
tritt der Blues Brothers in Bob’s
Country Bar nicht Flaschen und
Gläser gegen das Drahtgestell vor
der Band-Bühne fliegen, sondern
nur Pappbecher.
OTTOBEUREN
Orgel und Violine
Ein Konzert für Orgel und Violine
gibt es am Samstag, 18. Juli, in der
Erlöserkirche. Der Orgelvirtuose
Roman Perucki (Gdánsk/Polen)
spielt zusammen mit seiner Frau,
der Geigerin Maria Perucka, Werke von A. Corelli, N. Bruhns,
F. Tunder, P. Morandi und J. Bielecki. Von Johann Sebastian Bach
erklingen die Sonata in E-Dur
(BWV 1042) und die Passacaglia in
c-Moll (BWV 582). Das Konzert
beginnt um 16 Uhr.
Anzeige