Text- - Südtiroler Apfel

Pilzresistente Sorten auf dem Vormarsch
Terlan, 17. September 2015: Wie muss ein Apfel beschaffen sein, um den Weg bis in den
Obstkorb zu finden? Schön soll er sein in Form und Farbe, natürlich schmackhaft, saftig, von
guter Haltbarkeit, nicht zu groß und nicht zu klein... Und für die Bauern muss eine Reihe von
zusätzlichen Kriterien erfüllt sein – in Südtirol unter anderem auch die Frage, ob naturnahes
Wirtschaften möglich ist. Daher sucht die Südtiroler Obstwirtschaft seit vielen Jahren intensiv
nach Sorten, die pilzresistent sind und damit einen Gutteil der Pflanzenschutzbehandlungen
überflüssig machen. Zwei der neuen Sorten scheinen vielversprechend, hieß es dazu auf einer
Pressekonferenz im Haus des Apfels am Donnerstag, 17. September 2015.
Der Schorf ist die gefährlichste und am weitesten verbreitete Pilzkrankheit im Apfelanbau; er
befällt Pflanze und Früchte und hinterlässt seine Spuren in Form von schwarzen Flecken. Die
Äpfel werden wertlos. Neue Apfelsorten sind resistent gegen diese Krankheit und werden somit
nicht befallen.
Naturnahes Arbeiten steht seit jeher im Zentrum der Bemühungen der Südtiroler
Obstwirtschaft, die dazu eigens den integrierten Anbau als Alternative zum biologischen Anbau
eingeführt hat, unterstrichen Georg Kössler (Präsident des Südtiroler Apfelkonsortiums) und der
frühere VIP-Obmann Karl Dietl.
Pflanzenschutz so weit wie möglich reduzieren: Dazu dient auch die Suche nach
krankheitsresistenten
Sorten.
Im
Auftrag
der
großen
Erzeugerund
Vermarktungsorganisationen VOG und VIP testet das Sortenerneuerungskonsortium Südtirol
(SK Südtirol) gemeinsam mit dem Versuchszentrum Laimburg und dem Beratungsring für Obstund Weinbau neue Apfelsorten. „Wir bauen die Sorten über mehrere Jahre an drei
unterschiedlichen Standorten an, um deren Eigenschaften bewerten zu können“, erklärte
Markus Bradlwarter vom SK Südtirol.
Resistenz ist weltweit ein Zuchtziel. Von den insgesamt 80 Züchtungsinstituten beschäftigt sich
rund ein Drittel mit der Kreuzung von Apfelsorten, die resistent gegen Pilzbefall und andere
Krankheiten sind. Die vielversprechendsten Sorten werden nach Südtirol geholt und vom SK
Südtirol gemeinsam mit dem Versuchszentrum Laimburg und dem Südtiroler Beratungsring
unter den heimischen Bedingungen beobachtet. „Die allermeisten davon werden rasch wieder
aussortiert, weil sie in Südtirol keine positiven Ergebnisse bringen“, berichtete Walter Guerra,
verantwortlicher Pomologe am Versuchszentrum Laimburg. Bewertet werden u.a. der
Pflanzenwuchs, Fruchtbildung und Ertrag, und eine Vielzahl an weiteren Kriterien bis hin zu
Geschmack und Haltbarkeit der Äpfel selbst.
Acht schorfresistente Sorten kamen bisher in eine engere Auswahl und wurden vom SK Südtirol
2012 in einer Stückzahl angepflanzt, die größere Apfelmengen für weitergehende Tests – etwa
Lagerfähigkeit , oder Konsumententests– verfügbar machen. „Bei zwei dieser Sorten wurde der
Versuch aufgrund ungeeigneter Eigenschaften eingestellt und die Bäume gerodet“, so
Bradlwarter. Zwei andere Sorten - Bonita und SQ159-Natyra® - scheinen derzeit
vielversprechend. Sie können in Zukunft für den professionellen Anbau genutzt werden:
Vorfahre dieser Sorten ist ein ungenießbarer Zierapfel namens „Malus Floribunda“: Dieser Apfel
fiel Forschern auf, weil weder die Pflanze noch die Frucht von Schorf befallen wird – sie verfügt
über eine genetische Resistenz gegen die sehr verbreitete Pilzkrankheit. 1943 wurde dieses Gen
erstmals in essbare Apfelsorten eingekreuzt, womit diese Eigenschaft auch auf die normalen
Apfelbäume übertragen war.
Nicht alle dieser Sorten aber eignen sich zum Anbau in Südtirol: Bisher wachsen hierzulande die
schorfresistenten Sorten Topaz und CIVG198-Modí®; es sollen aber mehr werden. Die
genannten Sorten Bonita und SQ159-Natyra® könnten für die Verbraucher erstmals 2017 oder
2018 im Handel erhältlich sein – vorerst allerdings nur als biologische Äpfel.
Foto 1: Stellten die neuen, schmackhaften pilzresistenten Sorten vor (v.r.): Walter Guerra,
Pomologe am Versuchszentrum Laimburg; Markus Bradlwarter, Geschäftsführer des
Sortenerneuerungskonsortium Südtirol; Georg Kössler, Obmann des Südtiroler
Apfelkonsortiums und des SK Südtirol und Karl Dietl, früherer Vi.P Obmann
Foto 2: Der Urahn und seine Enkel: Im ungenießbaren, kleinen Zierapfel finden sich die Gene der
Schorfresistenz, die über langjährige Züchtungen in die neuen Sorten eingekreuzt wurden.
Foto 3: Knackig rot, saftig, erfrischend süß-sauer und resistent gegen den Apfelschorf: Äpfel der
Sorte Bonita im Versuchsfeld bei Andrian.
Kontakte
Südtiroler Apfelkonsortium
Jakobistraße 1/A
I- 39018 Terlan
Telefon | +39 0471 054 066
Fax | +39 0471 054 067
Mail | [email protected]
Web| www.suedtirolerapfel.com