Schüler aus Stade im Wasserrettungsdienst

bundesweit
Schulprojekt
Der Jugendliche hatte seine Fähigkeiten schlichtweg überschätzt, als er seinen Kumpels folgen und vom Steg zur Bade­
insel schwimmen wollte. Auf dem Rückweg verließen ihn die
Kräfte, während seine Freunde vorwegschwammen. Das Infla­t­
able Rescue Boat (IRB) der Travemünder DLRG war schnell zur
Stelle und versorgte ihn mit einem Gurtretter. Ein Rettungsschwimmer startete vom Steg und brachte den Jungen an Land.
Auf Einsätze wie diese bereitet Lehrer Markus Scheliga seine
Gymnasiasten seit dem 27. Februar vor. Am Gymnasium Athe­
na­eum in Stade wurde während des Monats Juli im Sommer
2014 mitverfolgt, wie sich die Anzahl der Wasserunfälle mit
­Todesfolge an der Ostsee drastisch erhöhte. Die stellvertretende
Schulleiterin Elfriede Schöning stellte Gelder bereit und schickte
den Lehrer an 14 Wochenenden in Fortbildungen zum DLRG-Lehrscheininhaber und Sanitäter. Schulleiter Wolfgang Horn stellte
Stunden bereit, um eine »Arbeitsgemeinschaft (AG) Rettungsschwimmen/Erste Hilfe« zu ermöglichen.
Als Partner konnte der Stader Chemiekonzern Dow Chemical
gewonnen werden, der der DLRG-Ortsgruppe Stade 5.000 Euro
für Ausbildungs- und Einsatzmaterial spendete. So konnte die
Ausbildung von mehr als 20 Schülern beginnen, von denen 18
einen Rettungsschwimmschein bekamen. Zwölf Schüler, die das
Rettungsschwimmabzeichen Silber samt Erste-Hilfe-Kurs erhielten, durften im Rahmen einer AG-Fahrt mit nach Travemünde
fahren, um dort unter der Leitung von DLRG-Urgestein Frank
Hertlein in den Wasserrettungsdienst eingeführt zu werden.
Von der Schulbank auf die Viermastbark
Der Wachdienst in Travemünde begann für die Schüler mit der
Unterbringung auf der Viermastbark »Passat«, dem Wahr­zeichen
Travemündes. Eine Woche lang nächtigten die frischgebackenen
Rettungsschwimmer im Achterdeck. Nach einer Besprechung
ging es morgens mit der Priwallfähre rüber ans andere Ufer in
das zwei Kilometer lange Wachgebiet mit seinen drei Türmen
und einer gut ausgestatteten Hauptwache. Gefrühstückt wurde
bei gutem Wetter mitten auf der Promenade, was allen Spa­
ziergängern und Radlern sichtlich gefiel. Einige bedankten sich
im Vorbeigehen einfach mal eben für den ehrenamt­lichen Einsatz – ein schönes Gefühl für die Schüler.
Wachführer Frank Hertlein übernahm die Aufteilung in Ausbildungs- und Wachdienstgruppen. Alle Schüler erhielten eine Einweisung auf den Booten, an den Funkgeräten, dem Notfallrucksack und auf dem Rettungsbrett. Dazu wurde mit allen gängigen
Rettungsmitteln trainiert und die wirbelsäulengerechte Rettung
Foto: Markus Scheliga
Schüler aus Stade im Wasserrettungsdienst
aus dem Wasser mit Spineboard und Stifneck gelehrt. Als kleines
Schmankerl kamen einige Rettungsschwimmer in den Genuss
einer Einweisung auf dem Tauchscooter, den Dow-Mitarbeiter
Richard Krüger mitbrachte. Der ehemalige Rettungstaucher begab sich mit seinem Segelboot nach Travemünde, um die Schüler während ihrer Dienstwoche zu begleiten. Sogar ein kleiner
Segeltörn auf der Ostsee wurde drei Schülerinnen von ihm ermöglicht.
Während ihrer Einsatzwoche waren die Erste-Hilfe-Kenntnisse
der Athe-Schüler mehrfach gefordert. Kleine Wehwehchen wie
Wespenstiche, die aufgeschlagene Lippe eines Jungen oder die
Schürfwunden einer Inlineskaterin waren schnell versorgt. Dass
zur Wachmannschaft zwei angehende Ärzte gehörten, beruhigte
die Schüler ungemein. Eine ältere Dame stürzte die Promenadentreppe hinunter, wurde von den Gymnasiasten mit dem Rollstuhl abgeholt und unter Anleitung der angehenden Ärztin Maren
Bartels versorgt.
Zur Nachahmung empfohlen
Unterm Strich konnte dieses Kooperationsprojekt als voller Erfolg gewertet werden. Zwölf Jugendliche wurden an den Wasserrettungsdienst herangeführt und erlebten eine derart großartige Einsatzwoche in Travemünde, dass einige sich bereits für
zukünftige Wachdienste angemeldet haben. Junge Menschen
an das Ehrenamt heranzuführen war von Beginn an das erklärte
Ziel dieses Projekts. Es bestehen heute für Jugendliche unzählige Alternativen zum sozialen Engagement, weshalb die DLRG
auf diese Jugendlichen in den Schulen zugehen und aufzeigen
sollte, dass ein Ehrenamt Freude bereiten und für die persön­
liche Reifung gewinnbringend sein kann.
Das bisherige Schul- und Vereinsbad hatte nach fast 60 Jahren Betrieb so große Mängel, dass sich die
Stadt Böblingen nach langem Zögern entschloss, an dem bereits in den 70er-Jahren gebauten zweiten,
größeren Hallenbad ein zusätzliches Becken anzubauen. Bei der Planung wurden auch die Wünsche der
ortsansässigen Vereine berücksichtigt. Das Bad hat ein Edelstahlbecken mit Hubboden und vier Bahnen.
Die Wassertiefe liegt bei maximal 1,90 Metern. Um die für die Prüfungsabnahmen relevanten Wassertiefen zu erreichen, dürfen die Rettungsschwimmer das nebenan liegende größere Bad mit Sprungturm
nutzen. An der Eröffnung des neuen Bades nahmen teil: Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger, Oberbürgermeister Wolfgang Lützner, OG-Vorsitzernder Jürgen Schmidt, seine Stellvertreterin Beate Vogt, der
Geschäftsführer SWBB, Gerd Hertle, und Bürgermeister Ulrich Schwarz (v. l.).
Lebensretter 3 . 2015
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