Tobler tedesco V.3.docx

Das historische Hotel auf dem Hügel feiert 100 jähriges Bestehen.
Eine Erfolgsgeschichte, die eng mit der Familientradition verbunden ist
Im Tobler in Ascona
hegt man Gastfreundschaft
enn man in Ascona „Tobler“
sagt, sieht man sofort, durch
einfache Gedankenassoziation,
das
hübsche
weisse
Hotel vor sich, das den
berühmten Hügel schmückt. Ein Hotel,
aber auch eine Familie. Eine grosse
Familie mit einer fesselnden Geschichte
über einen Zeitraum von 100 Jahren,
die in diesem Jahr gefeiert werden,
Männer und Frauen, die aus der
Arbeitsdisziplin ein Credo, aus der
Gastfreundschaft eine Lebensphilosophie geschaffen haben und durch den
Erfolg zu weiteren Visionen gedrängt
worden sind. Der Blick auf die Zukunft
leuchtet aus den klaren und lächelnden
Augen Walter Toblers, Hotelier in
dritter Generation (die vierte wird bald
in die Ausbildung gehen). Mit ihm
haben wir uns unterhalten, um
zwischen Erinnerungen und Anekdoten
eine von jenen Geschichten hervorzuheben, in der es um den selfmade
man geht, - um es mal amerikanisch
zu sagen – eine Figur, die sich
hauptsächlich in der einnehmenden
Figur des Grossvaters widerspiegelt.
Es war einmal… Grossvater Johann
Rudolph Tobler, der in Baden (Ende des
19. Jh.) ein Lebensmittelgeschäft unterhielt und einige Probleme mit seiner
W
Gesundheit hatte: eine chronische
Atemwegerkrankung, ein unheilvolles
Erbe seiner 20 Jahre in Weissrussland (noch zu Zarenzeiten), als er
rund um die Motoren der ersten
grossen Dreschmaschinen arbeitete.
„Grossvater suchte ein mildes Klima,
das sein Leiden lindern könnte und so
kam er nach Ascona. Das Städtchen
gefiel ihm. 1900 entschied er sich,
alles zu verkaufen und sich ganz auf
die Hügel von Ascona zu verlagern,
wo er ein Stück Land mit einem
Rustico kauft, das übrigens immer
noch existiert. Rundherum Wiesen,
Wald, Weiden, Wanderwege… Die
Toblers richten sich in dem Rustico
ein: Unten (im Stall) 2 Kühe, oben die
Familie. Johann Rudolph war jedoch
kein Mensch, der sich leicht mit etwas
zufrieden
gab.
Schon
1907-08
investiert er in den Bau der Pension
Tobler und verlässt sich auf das Talent
und den guten Willen der Brüder
Rampazzi (einer der beiden war der
Grossvater des ehemaligen Bürgermeisters von Ascona, Giuseppe), also
die ersten Anfänge als Unternehmer.
Die Rampazzis arbeiteten mit sehr viel
Engagement. Der Grossvater schoss
das Geld für das notwendige Holz für
den Bau vor; die Steine aber fand
man direkt vor Ort.“
Die Pension Tobler öffnet ihre Pforten
1911. Einige Zimmer, weniger als
zehn. Johann Rudolph Tobler widmet
gemeinsam mit seiner Frau Malvina
Scherrer (in 2. Ehe) Herz und Seele
seinem neuen „Geschöpf“, während
die Familie wächst. 1910 war (noch in
Baden) der Sohn Theodor geboren,
umgeben von den zwei Schwestern
Mimi und Emma. „Zwei weitere
Brüderchen, die schon im zarten Alter
starben,
bewegten
Grossmutter
Malvina dazu, sich einer „spartanischen Methode anzunehmen, um
das Überleben des einzigen Jungen zu
gewährleisten. Jeden Tag tauchte sie
ihn in einen Bottich mit kaltem
Wasser,
um
so
seinen
Körper
abzuhärten“. Die Kur war erfolgreich.
Theodor wächst gesund und stark auf,
hat aber wenig Zeit, sich der Schule
oder dem Spielen zu widmen. Im
Jahre 1924 stirbt der Vater. Die
Mutter ist hart: „Verlass die Schule
und ersetz den Vater in der Leitung
der Pension“. Theodor war zu dem
Zeitpunkt 14: Er widmet seine ganze
Existenz (er verstarb 1996) der
Pension. An seiner Seite sind, bis
1945 die Mutter Malvina, seine Frau
Amalia Blumer (aus dem Kanton
Schwyz) und zwei Söhne: Walter
1944 und Hans Rüedi 1945 geboren.
Letzterer kommt tragisch bei einem
Aufstieg zur Blümlisalp am 6. August
1981 ums Leben. „Mein Bruder“,
erinnert sich Walter Tobler, „war ein
Bergsteiger mit zahlreichen Besteigungen und sicher 38 Viertausendern.
Er hatte gerade erst geheiratet und
war im Begriff, Vater zu werden. Bei
dem Unfall ist auch Grandegardo
Astolfi, der Besitzer des Restaurants
„Golf
di
Ascona,
ums
Leben
gekommen“.
Vor diesem tragischen Ereignis erlebte
die Familie Tobler sehr intensive
Jahre. „Nach dem zweiten Weltkrieg
(mein Vater erinnerte sich immer an
die 1000 Tage in Uniform auf der
Walter Tobler, historische Erinnerung und Steuermann des 4 Sterne Hotels
Wache an den Eisenbahnbrücken im
Centovalli) begann eine Invasion
ohne Beispiel; die der Deutschen,
die bereits wieder einen Pass
besassen. 1948-49 beginnt die
goldene Saison für Tourismus und
Wirtschaft in Ascona. Die folgenden
Jahrzehnte waren sehr erfolgreiche
Jahre, mit grosser Expansion.
Nichtsdestotrotz hielten wir immer
noch unsere zwei Kühe im Stall und
mehr als 3000 Hühner (da, wo
heute
der
Tunnelbeginn
von
Cantonaccio ist). In der gleichen
Zeit kaufte meine Familie Land und
vergrösserte die Pension, die nun
ein Hotel wurde. Die Infrastruktur
wurde an die Bedürfnisse der Zeit
angepasst. Ich bin „in“ und „mit“
dem Hotel aufgewachsen; ich habe
es im Blut, es ist Teil meines
Lebens 24 Stunden rund um die
Uhr“.
Walter Tobler überlässt sich seinen
Erinnerungen. „Aline Valangin war
unsere Nachbarin. Im deutschsprachigen Umfeld haben wir immer –
wie man sich ja leicht vorstellen
kann – gute Beziehungen unterhalten. Mit den Tessinern (auch wenn
ich hier geboren und aufgewachsen
bin) waren die Kontakte vor allem
in den Jugendjahren nicht immer
idyllisch.
Ich spreche Dialekt, aber auf
Grund unserer Zweisprachigkeit habe ich immer starken
Druck auf uns empfunden.
Mein Grossvater war einer der
Gründer
der
DeutschSchweizer Schule in Muralto,
auf die ich einige Jahre
gegangen bin. Mit ihm waren
andere Hoteliers in der Unternehmung: Amstutz, Reber,
Helbling... Mein Grossvater war
protestantisch;
mein
Vater
auch. Seine Schwestern sind
aber von der Grossmutter im
katholischen Glauben erzogen
worden. Als Johann Rudolph
starb, ist auch mein Vater zum
Katholizismus „zurückkonvertiert““.
1978 heiratet Walter Tobler
Marianne,
eine
gebürtige
Deutsche aus Augsburg. In
dieser Ehe werden zwei Kinder
(die
vierte
Generation)
geboren: Susanna 1980 und
Julia 1993. Die erste hat,
nachdem sie das Metier an der
Hotelfachschule
in
Luzern
erlernt hatte, das Steuer des
Hotels losgelassen. Sie hat sich
für die Familie entschieden und
ist heute die Mutter von
Lorena, die zwei Jahre alt ist.
Die Zukunft des Hotels Tobler
liegt in den Händen der noch sehr jungen Julia,
die im Moment noch zur Schule geht (im
letzten Jahr am Collegio Papio). Über sie sagt
der stolze Vater: „Nach dem Schulabschluss
möchte sie gern im Belvoirpark in Zürich
beginnen, einer Hotelfachschule ersten Ranges,
die ihre Schüler mit dem Schwerpunkt auf Sinn
und Bedeutung der Gastfreundschaft und
weniger auf die Verwaltungsaspekte des
Managements einer modernen Hotelstruktur
ausbildet.“
Die Gastfreundschaft ist das A und O der
Familie Tobler und daran hält sie unbeirrt fest,
es ist ihre Unternehmensphilosophie. Da
kommen viele Momente zusammen, schwer
zusammenzufassen, immer aber hat es mit
einem persönlichem Empfang zu tun, der die
Wünsche des Kunden vorhersieht. Wichtige
strukturelle Anpassungen und Erneuerung und
Erweiterung der Dienstleistungen und Angebote
vom
Hotel
Tobler
fügen
sich
in
ein
bezauberndes Ambiente und eine bestechend
schöne Landschaft ein. In den letzten 15 Jahren
hat Familie Tobler ihre Karten geschickt
gespielt und ist durch Fachverbände (mit
wichtigen Anerkennungen, teils auch aufgrund
des 100-jährigen Bestehens), durch die
tägliche Wertschätzung, die die Gäste in unterschiedlicher Weise ausdrücken und durch
innere Zufriedenheit über die gut verrichtete
Arbeit ausgezeichnet worden. „Unser Beruf ist
schon fast Berufung. Alles ist den Bedürfnissen
des Hotels untergeordnet. Wir müssen immer
das Maximum geben, immer präsent sein,
allem und allen gegenüber aufmerksam. Wenn
dann das Ergebnis sichtbar wird, wie es in
unserem
Fall
trotz
Momenten
der
Schwierigkeiten der Fall ist, ist die Genugtuung
ohne Grenzen“. Um diese Ergebnisse erreichen
zu können, braucht man eine starke Familie an
seiner Seite, „wie meine“, kommentiert Walter
Tobler, der die wenige freie Zeit, die ihm die
Leitung des Hotels erlaubt, seiner Familie
widmet (mit der er seit 30 Jahren in Ronco
sopra Ascona wohnt).
Bei den Feierlichkeiten zum 100-jährigen
Bestehen des Hotels ist ganz auf Feuerwerke
verzichtet worden. Stattdessen hat das Hotel
auf Umwelt und Natur hingewiesen und auf den
Nutzen, ein Projekt zu unterstützen, das von
der Schweizer Berghilfe lanciert worden ist und
diejenigen unterstützt, die in den Bergregionen
arbeiten, sie touristisch erschliessen und ihre
Erhaltung
als
bevorzugtes
Tourismusziel
unterstützen. “Wir haben eine gezielte Hilfe für
die, die sich für eine lebendige und vitale
Bergwelt
engagieren,
Feuerwerken
vorgezogen“, Walter Tobler war schon immer
ein Liebhaber der Bergwelt. Sein Stammbaum
hilft
ihm
dabei:
die
Toblers
(deren
Nachkommen heute über die ganze Schweiz
verstreut sind) haben ihre gemeinsamen
Wurzeln in Lutzenburg am Bodensee. Von
seinen Ufern an die Hügel oberhalb des Lago
Maggiore – die Reise der Familie Tobler ist
lang, aber mit Sicherheit erfolgreich.
Maurizia Campo-Salvi