Leidenschaft statt Kalkül

Leidenschaft statt Kalkül
Vor über zwei Jahren hat sich Alex Tobler dazu entschlossen, die anspruchsvolle Ausbildung
zum CFA-Charterholder zu absolvieren. Ein Entschluss, den er keine Sekunde bereute.
Von Sandra Escher Clauss
Alex Tobler
Alter 29 Jahre
Funktion Portfolio Manager und
Anlagestratege bei der Berner Kantonalbank
Ausbildung Chartered Financial Analyst
(CFA), Master of Arts, Universität Zürich
Banking & Finance
Fachgebiete Verwaltung von Multi-Asset
Portfolios, Asset Allocation
Vorbild Es gibt viele Personen und Unternehmen, die mich beeindrucken.
CFA Society Switzerland
Die drei berufsbegleitenden Lehrgänge
zum Chartered Financial Analyst (CFA)
werden weltweit von 144 nationalen
Verbänden, unter anderem von der CFA
Society Switzerland, angeboten. Sie
will eine führende Rolle in der Förderung
profunden Fachwissens, der Professionalität
und der Integrität im Schweizer Anlagegeschäft einnehmen. Derzeit gibt es in der
Schweiz über 2600 Charterholder. Sie
sind Investmentmanager, Finanzanalysten
und professionelle Anleger.
WWW.CFASWITZERLAND.ORG
Dass Alex Tobler seit diesem Sommer das renommierte CFA-Zertifikat hat, verdankt er seinem
ersten Chef. Er hat Tobler 2013 dazu motiviert,
den dreiteiligen Lehrgang zu beginnen. Damals
arbeitete Tobler seit fünf Jahren bei der achtköpfigen Vermögensverwaltungs-Boutique Alnua
und setzte sich schwerpunktmässig mit Rohstoffen auseinander. «Ich stand vor der Qual der
Wahl und fragte mich, ob ich nun ein CFA oder
eine rohstoffspezifische Weiterbildung in Angriff
nehmen sollte.» Er hörte auf den Rat seines
Vorgesetzten, den CFA zu machen. Dies, weil
er damit einen breiteren Abschluss und damit viel
mehr Möglichkeiten bei der Jobsuche erhalten
konnte als mit einer themenspezifischen Weiterbildung. «Das leuchtete mir ein», blickt Tobler
zurück. Bereits nach den ersten Lektionen wurde
aus dem Einleuchten weit mehr. «Die Ausbildung
ist nicht nur breit, sondern, ich konnte auch
viel davon bei meiner täglichen Arbeit umsetzen.»
Als grossen Vorteil hat Tobler die Tatsache
empfunden, dass er die drei Lehrgänge zum CFA
berufsbegleitend absolvieren und die Zeit
fürs Lernen flexibel einteilen konnte. Extrem
spannend und nützlich fand er zudem die Fächer
Ethik und Behavioural Finance. «Das sind Themen,
die in unserer Branche immer wichtiger werden
und in der CFA-Ausbildung nicht erst seit einigen
Jahren aus Imagegründen integriert sind,
sondern, die seit Jahrzehnten als Grundhaltung
gelten.» Diese Aussage spiegelt eine der Maxi-
men des heute 29-Jährigen: Titelbezeichnungen
oder plakative Modeworthülsen sind für ihn kein
Grund, sich für etwas zu interessieren. «Alles, was
ich bis anhin gemacht habe und mache, mache
ich aus Interesse an der Sache und mit einer
gehörigen Portion Leidenschaft.» Daher ist es
auch alles andere als Kalkül, dass er heute
als Portfolio Manager und Anlagestratege bei der
Berner Kantonalbank arbeitet. Eigentlich wollte
der gebürtige Basler wie sein Vater Zahnarzt
werden. Dieser riet ihm jedoch davon ab, weil die
eigentliche Arbeit am Patienten immer mehr
durch regulierungsbedingte Papierarbeit verdrängt
werde. «Die Ironie des Schicksals hat mich in
eine Branche geführt, in der die Regulierungswut
ähnliche Ausmasse angenommen hat», meint
Tobler augenzwinkernd. 2005, als er die Matura
machte, war dies aber noch nicht so offensichtlich, und der junge Mann beschloss aufgrund
eines interessanten Gesprächs mit einem
Finanzmann aus der Verwandtschaft, an der Uni
St.Gallen Wirtschaft mit Schwerpunkt Finance
zu studieren.
Gute Verlinkung von Studium und Job
Nach einem Jahr wechselte er wegen des guten
Rufs des Bankeninstituts an die Uni Zürich. «Von
diesem Zeitpunkt an, war meine Leidenschaft
für das Bankwesen geweckt, und ich wollte mich
auf Portfolio Management spezialisieren.»
Durch einen Studienkollegen erfuhr er von einem
PROFESSIONAL EXCELLENCE
SCHWEIZER BANK
DEZEMBER 2015
INSIGHT
PRAXIS-RELEVANZ
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HOCHSCHULE FÜR WIRTSCHAFT ZÜRICH
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KARRIERE-RELEVANZ
Meine Bewertung des Chartered Financial Analyst (CFA)
Analystenjob bei Alnua. Er bewarb sich und erhielt
die Stelle. Bis zum Masterabschluss war er
für die kleine, aber feine Vermögensverwaltung
Teilzeit und danach Vollzeit tätig. Ab 2012 führte
er als Portfolio Manager nicht mehr nur Analysen
und Due Dilligences durch. Er konzipierte und
realisierte unter anderem auch einen ResponsibilityAnsatz für Investitionen in Rohstoff-Futures
oder setzte Investmentvorschläge für die hauseigenen Anlagefonds in den Anlagenklassen
Aktien, festverzinsliche Anlagen, Rohstoffe
und Immobilien um. Der Aufbau neuer Produkte
und Strategien, so Tobler, habe ihn unglaublich
fasziniert und begeistert. «In dieser Phase
profitierte ich auch enorm von den Inputs, die
ichim CFA-Lehrgang erhalten habe.»
Mitprägen und mitwirken
Weil Alnua sich 2014 aus der Vermögensverwaltung
zurückzog, wechselte Tobler zu Picard Angst
Asset Management, die ihm eine Stelle
als Portfolio Manager für institutionelle Kunden
sowie für die Bewirtschaftung von Anlagefonds
im Bereich Rohstoffe und Emerging Markets
anbot. Nach knapp einem Jahr wechselte der
umtriebige Anlage-Spezialist aus familiären
Gründen zur Berner Kantonalbank. Sie hatte
zwecks Neuausrichtung eine neu geschaffene
Position zum Aufbau und Management von
neuen Anlageprodukten zu vergeben. Ein Angebot, das Toblers Neugierde herausforderte.
Offensichtlich machte Alex Tobler seine Arbeit
sehr gut. Seit Oktober ist er nicht mehr nur
als Portfolio Manager für institutionelle Mandate
tätig, sondern leitet als Fondsmanager fünf
Strategiefonds, die er mitentwickelt hat. «Bei
der BEKB werde ich wohl eine Weile bleiben»,
schmunzelt er, «denn ich habe wieder die
Chance, Aufbauarbeit zu leisten, etwas, das mir
am Herzen liegt und mich ungemein motiviert.»
Auch in dieser Funktion hilft ihm der CFA-Abschluss täglich.
DIGITAL RISK MANAGEMENT
Die Hochschule für Wirtschaft
(HWZ) bietet ab Februar 2016 einen
neuen CAS in Digital Risk Management, der auch für Banken und ihre
Angestellten interessant sein könnte.
Das Certificate of Advanced Studies
behandelt Themen wie Infrastrukur,
Reputation und Geschäftsmodelle
mit jeweils besonderem Fokus auf
die Digitalisierung. Konkrete Fragen
drehen sich um Cybersecurity,
Hacking, Mobile Workforce, Internet
of Things, Data Privacy, Netzpolitik,
Digital Reputation Management
und Riskinsurance. Der CAS richtet
sich an Kader und Spezialisten, die
mit dem Management von digitalen
Geschäftsfeldern zu tun haben.
Auch Profis aus dem Product Management, dem Vertrieb, der Kommunikation, dem E-Business und Sicherheitsverantwortliche sind
Banken und ihre Kunden sind immer
häufiger von Cyberattacken betroffen.
angesprochen. Banken sind von
Cyberattacken regelmässig betroffen.
Security-Firmen wie Kaspersky Lab
stellen inzwischen eine beunruhigende Entwicklung fest: Die Angriffe
von Cyberkriminellen richten sich
zunehmend nicht nur gegen Bankkunden, sondern auch gegen die
Banken selber. (jjs)
CIO-AWARD
GLARNER KB AUSGEZEICHNET
Ralf Luchsinger, Chief Informations
Officer (CIO) der Glarner Kantonalbank ist am 4. Confare Swiss CIO
& IT-Manager Summit als bester
IT-Manager der Schweiz ausgezeichnet worden. Luchsinger habe die
Glarner KB als CIO komplett neu
ausgerichtet, motiviert vom Gedan-
ken «was würde passieren, wenn
Silicon Valley auf einmal ins Bankgeschäft einsteigen würde», begründet die Jury. Ausgerichtet wird
der Preis vom Bildungsunternehmen
Confare, in Kooperation mit EY
sowie dem Institut für Wirtschaftsinformatik der Uni St. Gallen. (jjs)
ZERTIFIZIERUNG KUNDENBERATER
ROMANDS KOOPERIEREN
7 KBS
ZERTIFIZIEREN IHRE
KUNDENBERATER
Die sieben Banques Cantonales
Latines in den Kantonen Tessin,
Freiburg, Genf, Jura, Wallis, Neuenburg und Waadt haben sich mit den
beiden Grossbanken UBS und Credit
Suisse auf einen gemeinsamen,
staatlich akkreditierten Zertifizierungsstandard für Kundenberater geeinigt.
Er basiert auf den Prozessen, die
UBS 2012 mit der Swiss Association
for Quality (SAQ) erfolgreich
aufgesetzt hatte. Zertifiziert werden
Berater, vor allem im Wealth
Management, im Retail- und Firmenkundengeschäft. (jjs)