Ploder - Risiko und Unsicherheit in der F+E - Förderung (pdf

Risiko und Unsicherheit in der F&E, Förderung
Verortung von Risiko im Innovationsprozess
Bedeutung von Risiko für Unternehmen
Bedeutung von Risiko in der Förderpraxis der FFG
Michael Ploder
Angelika Sauer
28. August 2015, Alpbach
Definition und Wahrnehmung von Risiko
Unsicherheit und Risiko:
Unsicherheit begründet sich auf fehlender Information (ggf. Informationsasymmetrie)
wodurch der Entscheidungsraum nicht vollkommen definiert ist,
d.h. Rahmenbedingungen, Handlungsalternativen, Handlungskonsequenzen
Risiko unterscheidet sich von der echten Unsicherheit durch die Abschätzbarkeit
(Messbarkeit) => siehe auch „Wagnis“ –Begriff
Österreichisches Normungsinstitut: Risiko = Chancen- und Schadenspotential
Unterschiedliche Wahrnehmungen von Risiko:
Symmetrisch um den Erwartungswert oder asymmetrisch um den Erwartungswert
Unterschiedliche Sensibilität für einzelne Risikodimensionen in Unternehmen,
d.h. Wer bewertet und entscheidet?
(Eigentümer, CEO, CFO/Controller, Forscher, Marketing/Vertrieb)
Im Rahmen der Studie wurden drei Parameter berücksichtigt:
Kosten (Schaden im Fall eines „Abbruchs“)
Eintrittswahrscheinlichkeit (Abbruch)
Dauer der Phase in der die Mittel
gebunden sind (Verzinsung: Opportunitätskosten)
Innovationsprozess
unterteilt in vier Phasen
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Gesamtheitliche Systematisierung der Risikodimensionen
Gesamtwirtschaftliches Risiko:
Konjunktur- und Politikrisiko
Markt- und Branchenrisiko:
Markt- und Branchenkonkurrenz, Schlüsselkunden
Institutionelle Rahmenbedingungen, Regulation,
Standards/ Normen
Unternehmensrisiko
Finanzwirtschaftliche Risiken
leistungswirtschaftliche Risiken (u.a. F&E-Risiko)
Innerbetriebliche Organisation u. Kultur
(bspw. Konkurrenzdenken, Entrepreneurship)
Risiko der unternehmensspezifischen
Geschäftsfelder
Je nach Beschaffenheit des Geschäftsfeldes treten unterschiedliche Risiken in
unterschiedlicher Intensität auf
Innovationsprojektrisiko
Neuigkeitsgrad (technisches Risiko)
Projektgröße, Zeithorizont eines Projektes
Know-How, Qualifikationen
Externe Kooperation (Verfügbarkeit, Ausfall, Qualität erbrachter Leistungen)
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Ergebnisse der Onlinebefragung:
Identifikation von Risikotypen entsprechend
der vier Innovationsphasen
Wahrscheinlichkeit (P) eines Abbruchs sinkt im Laufe des Innovationsprozesses und ist
bei radikalen Innovationen höher als bei inkrementellen Innovationen
Mittelunternehmen gaben die niedrigsten Wahrscheinlichkeiten für den Abbruch der
einzelnen Innovationsphasen an.
Kleinst- und Kleinunternehmen geben in den späteren Phasen des
Innovationsprozesses eine tendenziell höhere Neigung eines Abbruchs an.
Hightech- und Medium-high-tech Unternehmen geben in sämtlichen Innovationsphasen
die geringsten Wahrscheinlichkeiten eines Abbruchs an
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Vergleich des mit der F&E-Intensität der antwortenden Unternehmen
gewichteten relativen Risikos in den vier Phasen eines Innovationsvorhabens
Im Schnitt weist die F&E-Phase das höchste Risiko auf. Kumuliert man die Kosten des
Abbruchs steigt das Risiko mit jeder Phase.
Auch wenn Hightech und Wissensintensive aus der Perspektive geringere
Abbruchswahrscheinlichkeiten bekunden, tragen sie im Gesamtportfolio ein höheres Risiko!
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Umgang mit Risiko
Die wichtigsten Methoden des Risikomanagements
sind (unabhängig vom Branchenumfeld):
die Weitergabe von Erfahrungswissen aus ähnlichen Projekten
Machbarkeitsstudien, Markt- und Trendanalysen
Stage-Gate Verfahren, interne Audits und Koordinationstreffen
Der Einsatz von Risikomanagement-Tools erfolgt in der Regel nicht entsprechend
einer Standardroutine sondern bei offensichtlichem Bedarf.
Innovationsvorhaben werden häufig nicht zum sinnvollsten Zeitpunkt abgebrochen
(Ressourcenauslastung, innere Konsistenz)
Die Abstimmung mit den aktuellem Strukturen (in größeren Unternehmen) kann zu risikoaversem Verhalten abseits der Sphäre des aktuellen Produktportfolio/ - managements
führen.
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Finanzierung und Förderung von F&E
Inkrementelle kleinere Projekte werden meistens aus dem
eigenen Cash Flow finanziert. Forschungsförderung wird in der Regel für etwas
risikoreichere, größere Projekte angesucht. (qual.Gespr.)
Die antwortenden Unternehmen mit höherem F&E Risiko finanzieren Ihre F&E zu einem
höheren Teil durch Eigenmittel und zu einem geringeren Teil durch Erträge aus der
Auftragsforschung. (Online-Befr.)
Verringerung des finanziellen Risikos wird durch ein gefördertes F&E-Projekt gemeinsam
mit der Erweiterung technischer Kompetenz der umfassenderen Bearbeitung einer
Forschungsfrage positiv hervorgehoben
Wirtschaftliche/finanzielle Gründe eines Abbruchs (inkl. Kostenüberschreitungen)
sowie eingeschränkter Ressourcenzugriff spielen bei kleineren Unternehmen eine
größere Rolle
Es besteht kein besonderer Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme von FFG
Fördermitteln und der besonderen Betroffenheit von einzelnen Innovationsrisiken
Die Förderbeantragung ist nur ein kleiner Teil der Innovationsvorbereitungsphase, welche
eine hohe Abbruchswahrscheinlichkeit (Antrag wird manchmal gar nicht gestellt) birgt.
Je höher der Anspruch in Hinblick auf die Abstimmung mit den Strategien und Strukturen
des Unternehmens desto weniger werden völlig neue Pfade beschritten.
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Anregungen für die Programmförderung
Etablierung von Routinen des Risikomanagements und Flexibilität in der
Adaption
Anregung des Einsatzes von RM
Unterstützung in der Innovationsvorbereitungsphase
(mit besonderem Augenmerk auf Unterstützung von RM
und Einbindung von Kunden/ Marktbetrachtung)
Größere Flexibilität beim Abbruch bzw. der adaptierten Fortführung von
Projekten, u.a.
Adaption von Projekten, flexible Programmförderung
(Gesamtrahmen, schrittweise Definition)
Verfolgen unterschiedlicher Szenarien/ Lösungswege
Abfederung der Restfinanzierung für wissenschaftliche Partner bei
Kooperationen mit Kleinst- und Kleinunternehmen
Neue Perspektiven:
Bewusstseinsbildung und Verknüpfung mit persönlicher Weiterentwicklung von
ForscherInnen und EntwicklerInnen
Verknüpfung mit dem Szenario einer Ausgründung
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