Mündliche Fragen (2015-2016) Nr. 24 Sitzungsperiode 2015-2016 Sitzung des Ausschusses IV vom 16. März 2016 FRAGESTUNDE* 1. Frage von Frau KLINKENBERG (ProDG) an Herrn Minister ANTONIADIS zur unangekündigten Inspektion im „Golden Morgen“ Die Privatgruppe Senior Living Group (SLG), die belgienweit 55 Altenheime betreut, hat vor bald einem Jahr die Walhorner Seniorenresidenz „Golden Morgen“ übernommen. Damals hieß es in einer diesbezüglichen Pressemitteilung, dass es durch die Übernahme keine Änderungen für die über 70 Bewohner geben werde. Nun ist an uns herangetragen worden, dass im „Golden Morgen“ vor Kurzem eine unangekündigte Inspektion durchgeführt wurde. Daher meine Frage an Sie, Herr Minister Antoniadis: Was genau war der Anlass für diese Inspektion? 2. Frage von Frau CREUTZ (CSP) an Herrn Minister ANTONIADIS zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz In der vergangenen Woche feierten wir den Weltfrauentag. Aber neben allen Feierlichkeiten stellen wir doch fest, dass es gerade am Arbeitsplatz noch viel Arbeit in Sachen Gleichberechtigung von Mann und Frau gibt. Im Februar 2016 wurde die Staatsekretärin für Armutsbekämpfung und Chancengleichheit Elke Sleurs auf die Diskriminierungen von schwangeren Arbeitnehmerinnen angesprochen. Die Staatssekretärin bestätigte Probleme in dieser Angelegenheit und erklärte, dass das Antidiskriminierungsgesetz von 2007 zurzeit evaluiert werde. Aus dieser Evaluierung entstehe ein Aktionsplan, der in diesem Jahr noch mit den Regionen und Gemeinschaften konzertiert werden soll. Meine Frage hierzu: * Die nachfolgend veröffentlichten Fragen entsprechen den von den Fragestellern hinterlegten Originalfassungen. Seite 2 von 6 Was wissen Sie über die Vorbereitungen zu dem beschriebenen Aktionsplan und mit welchem Standpunkt gehen Sie in die dazugehörigen Konzertierungen? 3. Frage von Herrn NELLES (CSP) an Herrn Minister ANTONIADIS zur Präventionskampagne zu Alkoholmissbrauch Die Kammer-Abgeordnete Anne Dedry (ecolo-groen) stellte der Ministerin Maggie De Block im Januar die Frage, wie das föderale Gesundheitsministerium gegen den Konsum von Alkohol, Tabak und Medikamentenmissbrauch vorgehe. Immerhin beläuft sich laut bestätigten Studien aktuell der volkswirtschaftliche Schaden durch Folgeerkrankungen belgienweit auf etwa 4,5 Milliarden Euro jährlich. Der Anteil von Alkohol liegt hier bei stattlichen 2 Milliarden Euro. Auf diese Frage antwortete die föderale Gesundheitsministerin, dass aktuell eine Präventionskampagne zu Alkohol in Konzertierung mit allen Gliedstaaten vorbereitet wird. Meine Frage hierzu: Was können Sie uns über die Vorbereitungen dieser Kampagne sagen und mit welchem Standpunkt vertreten Sie dort die Bedürfnisse der Bevölkerung der Deutschsprachigen Gemeinschaft? 4. Frage von Herrn NELLES (CSP) an Herrn Minister ANTONIADIS zur Umsetzung der Resolution gegen Hautkrebs Am 24. Februar 2016 stellte der Kammer-Abgeordnete Herr Michel de Lamotte (cdH) eine Frage zur Resolution vom 17. Juli 2013. Diese Resolution beauftragt die Föderalregierung, sich für die Verbesserung der Ausbildung und Früherkennung von Hautkrebs einzusetzen, um die Ausbreitung dieser Krankheit einzudämmen. Gesundheitsministerin Maggie De Block antwortete darauf, dass in Sachen Hautkrebs die Präventionskampagnen für die Bevölkerung sowie die Ausbildung der Ärzte in dem Kompetenzbereich der Gliedstaaten liege. Ein Abkommen in Sachen Vorbeugung wird laut De Block gerade innerhalb der Ministerkonferenz vorbereitet. Meine Frage hierzu: Welche Maßnahmen hat die Regierung schon umgesetzt bzw. welche Schwerpunkte werden Sie in den kommenden Verhandlungen der Ministerkonferenz bzgl. der Resolution setzen? 5. Frage von Herrn NELLES (CSP) an Herrn Minister ANTONIADIS zum Zugang zu Kaliumjodid-Tabletten in der DG bei einem nuklearen Zwischenfall Zweifel an der Sicherheit der nahen Atomkraftmeiler Tihange 2 und Doel 3 konnten bisher nicht ausgeräumt werden. Die zuständigen Behörden raten bei einer nuklearen Katastrophe beispielsweise zur Einnahme von Jodtabletten. Diese stehen jedem Anwohner, der in einem Radius von 20 km um das Kraftwerk lebt, jederzeit kostenlos zur Verfügung. Das föderale Krisenzentrum ist unter der Direktion des Innenministers für die Verteilung dieser Tabletten zuständig. Infolge der Katastrophe von Fukushima haben die europäischen Seite 3 von 6 Behörden die Empfehlung ausgesprochen, den besagten Radius auf 100 km zu erhöhen. Der belgische Hohe Rat für Gesundheit schloss sich letztes Jahr dieser Forderung in einem Positionspapier an und hat diese Empfehlung für den Notfallplan ausgesprochen. Laut Gesetzgeber muss jede Apotheke über die speziell für einen nuklearen Notfall hochdosierten Tabletten verfügen. Wir haben in der DG zwölf Stichproben bei Apotheken gemacht. Lediglich eine von uns befragte Apotheke hatte die nötigen Rohstoffe vorrätig, um nach eigenen Aussagen Jod-Tabletten für 3500 Menschen innerhalb 30 Minuten herzustellen. Alle anderen Apotheken müssten sie erst einmal bestellen, was wir an dieser Stelle unkommentiert lassen wollen. Die Kosten würden sich außerhalb der 20 km-Zone auf 12,94€ pro Dosis belaufen. Ferner sei anzumerken, dass es in einem Ernstfall schwierig ist, eine ausreichende Verteilung der Jodtabletten über Apotheken zu gewährleisten. Insbesondere im Süden der DG, wo es eine überschaubare Apothekendichte gibt. In der Plenarsitzung vom 21. September 2015 antwortete der Herr Minister Antoniadis auf die Frage nach der Notfallprävention wörtlich: (Zitat) „Als für die Gesundheit zuständiger Minister werde ich mich natürlich für die Forderung des Hohen Rates für Gesundheit beim zuständigen Innenminister starkmachen.“ Meine Frage hierzu: Welche Maßnahmen haben Sie seit vergangenem September ergriffen, um Ihre eigenen Ankündigungen zu realisieren und was sagen Sie zu der Zugänglichkeit der Tabletten für die Bevölkerung der Deutschsprachigen Gemeinschaft? 6. Frage von Frau FRANZEN (ECOLO) an Herrn Minister ANTONIADIS zur Verteilung von Jodtabletten im Fall einer nuklearen Katastrophe Die umstrittene Entscheidung der Föderalregierung, die beiden schadhaften Atomreaktoren Doel 3 und Tihange 2 wieder in Betrieb zu nehmen, hat zu einer angeregten Debatte hier im Parlament, aber auch in der Öffentlichkeit geführt. Eine der ersten Notfallmaßnahmen im Fall einer nuklearen Katastrophe ist die Verteilung von Jodtabletten an die Bevölkerung zur Vorbeugung von Schilddrüsenkrebs. Diese Maßnahme ist insbesondere für jüngere Menschen wichtig. Insbesondere bei jungen Menschen ist durch den schnelleren Stoffwechsel die Gefahr, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, besonders hoch. Wirksam sind diese Jodtabletten zudem nur, wenn sie möglichst früh eingenommen werden, solange noch keinerlei Kontakt mit radioaktiv belastetem Jod stattgefunden hat. Darum meine Frage an Sie, Herr Minister: Wo existieren Notfalldepots von Jodtabletten und wie ist deren Verteilung an die Bevölkerung im Katastrophenfall organisiert, in Anbetracht der Tatsache, dass die Bevölkerung in einem solchen Fall dazu aufgerufen wäre, ihre Häuser nicht zu verlassen? 7. Frage von Herrn SERVATY (SP) an Herrn Minister ANTONIADIS zum Kinderanimationsprojekt „Storchennest“ Kürzlich war in der lokalen Presse die Rede von einem neuen Kinderanimationsprojekt am RSI mit dem Titel „Storchennest“, das seit dem 24. Februar angelaufen ist. Das Projekt richtet sich an Kinder im Alter zwischen 3 und 8 Jahren und findet Mittwochnachmittags von 13:00 bis 16:00 Uhr statt. Das Angebot steht dabei ausdrücklich auch Kindern von Zuwanderern zur Verfügung. Außerdem sind nach Anfrage ebenfalls Kinder mit körperlicher und/oder geistiger Einschränkung willkommen. Seite 4 von 6 Vor diesem Hintergrund lautet meine Frage: Können Sie uns mehr zum bisherigen Verlauf und zur allgemeinen Zielsetzung des Projektes verraten? 8. Frage von Herrn SERVATY (SP) an Herrn Minister ANTONIADIS zum Rahmenabkommen zwischen Belgien und Nordrhein-Westfalen für grenzüberschreitende Notfallversorgung Wie aus Presseberichten hervorging, bedienen zum momentanen Zeitpunkt zwei Rettungshubschrauber das Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Einer der beiden ist im nord-rheinwestfälischen Merzbrück stationiert. Ihren Aussagen zufolge besteht bisher jedoch keine rechtliche Grundlage für die Einsätze des deutschen Hubschraubers auf belgischem Territorium – und das obwohl die grenzüberschreitende Notfallversorgung gerade für die Bürgerinnen und Bürger in einer Grenzregion von großer, nicht selten lebensrettender Bedeutung ist. Anlässlich eines Besuchs im ADAC Luftrettungszentrum Merzbrück haben Sie jüngst angekündigt, sich für die Ausarbeitung eines Rahmenabkommens zwischen NordrheinWestfalen und dem belgischen Föderalstaat starkzumachen – schließlich handelt es sich bei dieser Materie um eine föderale Zuständigkeit. Vor diesem Hintergrund lautet meine Frage: Welche offiziellen Etappen stehen noch aus, bevor ein Abkommen zwischen Belgien und Nordrhein-Westfalen unterschriftsreif ist – ähnlich wie dies bereits zwischen Belgien und Rheinland-Pfalz der Fall ist – und wie schätzen Sie den diesbezüglichen Zeitplan ein? 9. Frage von Frau FRANZEN (ECOLO) an Herrn Minister ANTONIADIS zum interföderalen Zentrum für Chancengleichheit und Bekämpfung des Rassismus und der Diskriminierungen Im Januar 2014 hat unser Parlament dem Zusammenarbeitsabkommen zwischen der Föderalbehörde, den Regionen und den Gemeinschaften zur Schaffung eines Interföderalen Zentrums für Chancengleichheit und Bekämpfung des Rassismus und der Diskriminierungen zugestimmt. Zu den Aufträgen des Zentrums gehört in erster Linie, die Chancengleichheit unter Berücksichtigung der Vielfalt in unserer Gesellschaft zu fördern und jede Form von Diskriminierung oder zu bekämpfen. Die DG zahlt dem Zentrum einen Jahresbeitrag von ca 16.500€. Das Zentrum ist zuständig für Klagen von Personen gegen Diskriminierung. Das Büro der Wallonischen Region in Eupen dient dafür als Ansprechpartner. Das Zentrum ist aber auch zuständig für Sensibilisierungskampagnen zur Förderung der Chancengleichheit? Seite 5 von 6 Bei der Vorstellung des zum Abkommens zur Schaffung des Zentrums hieß es im Januar 2014, dass es jährlich einen Tätigkeitsbericht des Zentrums in deutscher Sprache geben werde. Nun kann ich diesen Bericht nicht in deutscher Sprache finden. Noch kann ich aus dem französischsprachigen Bericht erkennen, ob und welche Sensibilisierungsmaß- nahmen für die Bevölkerung der DG durchgeführt wurden. Ich kann auch nicht erkennen, ob es Klagen aus der DG gegeben hat. Meine Frage an Sie, Herr Minister: Kommt das Zentrum seinen Verpflichtungen gegenüber der Bevölkerung der DG nach und wie ist der allgemeine Stand der Dinge? 10. Frage von Frau FRANZEN (ECOLO) an Herrn Minister ANTONIADIS zur Aufklärung über die Einnahme von Jodtabletten Die umstrittene Entscheidung der Föderalregierung, die beiden schadhaften Atomreaktoren Doel 3 und Tihange 2 wieder in Betrieb zu nehmen, hat zu einer angeregten Debatte hier im Parlament, aber auch in der Öffentlichkeit geführt. Eine der ersten Notfallmaßnahmen im Fall einer nuklearen Katastrophe ist die Verteilung von Jodtabletten an die Bevölkerung zur Vorbeugung von Schilddrüsenkrebs. Diese Maßnahme ist insbesondere für jüngere Menschen wichtig. Mit zunehmendem Alter sinkt mit dem Stoffwechsel auch die Gefahr einer Erkrankung an Schilddrüsenkrebs. Zu beachten ist dabei allerdings auch, dass nicht alle Menschen diese Jobtabletten gefahrlos einnehmen können. Besonders für ältere Menschen kann die Einnahme in gewissen Fällen durchaus eine Gefahr darstellen. Darum meine Frage an Sie, Herr Minister: Wie werden die Menschen in der DG darüber aufgeklärt, ob sie die im Fall einer nuklearen Katastrophe verteilten Jodtabletten gefahrlos einnehmen können? 11. Frage von Frau JADIN (PFF) an Herrn Minister ANTONIADIS zum Familienforum „Wir bauen auf Familie“ Schlagworte wie demographischer Wandel, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Zugang zu hochwertigen Leistungen oder Chancengleichheit kennzeichnen die stetig heranwachsenden Herausforderungen an unsere Gesellschaft. Die Familie, im weitesten Sinne, bildet das stabile Zentrum unserer Gesellschaft, denn sie ist das, was alle berührt und jeden betrifft. An Familien werden hohe Erwartungen gestellt, die sowohl Einsatz, als auch Solidarität der Familienmitglieder fordert. Mit einer modernen Familienpolitik versucht die Deutschsprachige Gemeinschaft günstige Rahmenbedingungen für Familien zu schaffen. Dazu gehört eine Kombination von gezielten finanziellen Leistungen, einer guten Infrastruktur und einer neuen Zeitpolitik. Im Rahmen des Zukunftsprojektes „Wir bauen auf Familie“, geht die DG einen weiteren Schritt in Richtung zukunftsorientierte Familienpolitik und hat in diesem Zusammenhang Seite 6 von 6 am vergangenen 27. Februar 2016 in Eupen zu mehreren Workshops zum Thema Kindergeld und Kinderbetreuung zum breiten Dialog eingeladen. Meine Frage an Sie Herr Minister ist nun Folgende: Welches Fazit können Sie aus dieser Veranstaltung ziehen? 12. Frage von Frau CREUTZ (CSP) an Herrn Minister ANTONIADIS zur Gesundheitskooperation Euregio Aus der Tagespresse konnte man gestern entnehmen, dass mehrere Partner aus dem Gesundheitssektor in der Euregio Maas-Rhein im Eupener Kloster Heidberg eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben haben. Zu den Unterzeichnern gehört auch die Deutschsprachige Gemeinschaft. Das Strategiepapier soll auf einen besseren Austausch von Daten über Gesundheit, Versorgung, Prävention und soziale Lage abzielen. Die Partner beabsichtigen nach den Medienberichten mit der in Europa bislang einmaligen Kooperation, einen wichtigen Beitrag zu einem gesünderen Leben in der Euregio zu leisten. In den vergangenen Jahren waren bereits diverse euregionale Projekte initiiert worden, die sich unter anderem mit Übergewicht, Risikoverhalten von Jugendlichen oder Antibiotikagebrauch und Depression befassen. Allen Projekten gemein sei der Mangel an euregional vergleichbaren Daten, der auch durch die Plattform „euPrevent“ behoben werden soll. Meine Frage hierzu: Welche konkreten Schwerpunkte setzt das erwähnte Abkommen und welche konkreten Ziele werden durch die Regierung der DG für die hiesige Bevölkerung erreicht? 13. Frage von Herrn BALTER (VIVANT) an Herrn Minister ANTONIADIS zu den Demenzerkrankungen Die Zahl der Demenzerkrankungen nimmt stetig zu. Dabei ist der Begriff „Erkrankung“ vielleicht unglücklich gewählt, denn Demenz ist keine Krankheit im eigentlichen Sinn, sondern ein allgemeiner Begriff, der eine große Bandbreite von Symptomen beschreibt, die mit dem Verlust der geistigen Funktionen einhergehen. Dass Menschen mit Demenz ein spezielles Betreuungsangebot benötigen ist bekannt und auch Sie als Gesundheitsminister konnten sich sicherlich bei Ihrem Besuch in Luxemburg darüber informieren, welche Betreuungsangebote es für Demenzkranke gibt. Vor allen Dingen aber ist Prävention angebracht, denn auch wenn Demenz zurzeit nicht heilbar ist, so ist es doch wichtig präventive Vorkehrungen zu treffen, um die Entwicklung von Demenz zu bremsen bzw. zu verhindern. Dazu gehören gesunde Ernährung, körperliche und geistige Bewegung insbesondere für Senioren, so wie der achtsame Umgang mit Pharmazeutika (einige stehen in Verdacht Demenz zu verstärken). Hier wären besonders Workshops angebracht, bei denen die Teilnehmer ihre 5 Sinne aktivieren und ankurbeln können, sowie in den Ateliers de réminiscence (Erinnerungsateliers) welche in Belgien angeboten werden http://fr.medipedia.be/alzheimer/news_atelier-reminiscence Meine Frage an Sie: Welche Präventionsmaßnahmen zu diesem Thema haben Sie bereits, oder gedenken Sie speziell für Senioren in der DG einzuführen und wie sollen diese umgesetzt werden?
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