Das Zentrum für Fremdsprachen zeigt in den kommenden Wochen

Das Zentrum für Fremdsprachen zeigt in den kommenden Wochen mehrere
Tschechische Dokumentarfilme. Interessierte sind recht herzlich eingeladen.
Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.
Dienstag, 19.01.2016, 19:00 Uhr, 2/W063
Kytlice – Zimmer frei
CZ 2012,64 Min., OmU (Originalfassung mit deutschen Untertiteln)
Regie: Rozalie Kohoutová
Mittwoch, 20.01.2016, 19:00 Uhr, 2/W063
Trojmezí/ Tripoint
CZ 2012, 59 Min., OmU (Originalfassung mit deutschen Untertiteln)
Regie: Klára Řezníčková
Dienstag, 26.01.2016, 19:00 Uhr, 2/W063
Liebe Indigo. Deník performerky Halky Třešňákové / Tagebuch der
Performerin Halka Třešňáková
CZ 2013, 52 Min., OmU (Originalfassung mit deutschen Untertiteln)
Regie: Saša Dlouhý
Die Filme werden in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Berlin gezeigt.
Kytlice – Zimmer frei
CZ 2012, 64 Min., OmU (Originalfassung mit deutschen Untertiteln)
Regie: Rozalie Kohoutová, Kamera: Lukáš Kokeš, Ondřej Belica, Lukáš Milota, Adam Oľha, Vidu
Gunaratna
In ihrem Dokumentarfilm „Kytlice – Zimmer frei“ erzählt die junge Regisseurin Rozalie Kohoutová
(*1985) die Geschichte Mitteleuropas am Beispiel des kleinen nordböhmischen Dorfes Kytlice im
ehemaligen Sudentenland. Sie findet einen sehr persönlichen Zugang zu dem Thema, denn in Kytlice
steht das Sommerhaus ihrer Familie, wo die Regisseurin schon als Kind viel Zeit verbrachte.
Irgendwann begann sie sich für die Geschichte des Hauses zu interessieren, das ihre Familie in den
1950er Jahren gekauft hat und in dem vorher Deutsche gewohnt hatten. Für ihre Reise durch die
Geschichte des Ortes sucht sie sich einen ungewöhnlichen Begleiter: Luděk Farkáš ist naiver Künstler
und Patient in der örtlichen Psychiatrie. Gemeinsam versuchen sie, die Absurdität des Nationalismus
aufzudecken, der seine Spuren in der Region hinterlassen hat. Sie unternehmen eine Reise in die
bedrückende Vergangenheit des Ortes, finden aber auch ermutigende Beispiele für die Annäherung
zwischen den ehemaligen und den heutigen Bewohnern.
Rozalie Kohoutová studierte erst Romistik, dann Dokumentarfilmregie, und erhielt gleich für ihren
ersten an der Hochschule gedrehten Film „Roma Boys“ mehrere Auszeichnungen. Seit 2006 drehte
sie mehrere Dokumentationen für das Tschechische Fernsehen, mit „Kytlice – Zimmer frei“ beendete
sie erfolgreich ihr Studium an der FAMU. Ihr bisher letztes Projekt ist die Mitarbeit an dem
vielbeachteten Filmzyklus „Gottland“ nach Motiven des gleichnamigen Reportagebandes von
Mariusz Szczygieł.
Der Film wird in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Berlin gezeigt.
Trojmezí / Tripoint
CZ 2012, 59 Min., OmU (Originalfassung mit deutschen Untertiteln)
Regie: Klára Řezníčková, Kamera: Martin Polčák
Für ihren Film fuhr die Regisseurin Klára Řezníčková (*1983) zusammen mit Kommilitonen aus der
Prager Filmhochschule FAMU in die Dörfer Hrčava und Bukovec, die sich im östlichsten Teil der
Tschechischen Republik befinden, in der Region Těšínsko, unmittelbar an der Grenze zu Polen und
der Slowakei. Die Grenze in diesem Dreiländereck hat nicht nur die historische Entwicklung dieses
Gebietes, sondern auch das Leben der Bewohner entscheidend geprägt.
Alteingesessene Einwohner erinnern sich vor der Kamera an Dorffeste, bei denen es hoch herging, an
dramatische Ereignisse zum Ende des Zweiten Weltkrieges, an den weit verbreiteten Schmuggel von
Alkohol, Tabak und Pferden, an die scharf überwachte Grenze der 1980er Jahre und die Kontakte zu
den polnischen Grenzbeamten. Die Nationalität spielte im Zusammenleben keine Rolle, einer der
Protagonisten fasst das in dem prägnanten Satz zusammen: „Wenn ich sage, dass ich die Tschechen
nicht mag – dann mag ich meine Mutter nicht. Wenn ich sage, ich mag die Slowaken nicht – dann
mag ich meinen Vater nicht. Und wenn ich sage, ich kann die Polen nicht leiden – dann mag ich
meinen Opa nicht“.
2012 erhielt der poetische Film den Pavel-Koutecký-Preis. Der Jury gefiel, wie treffend die
Regisseurin die Atmosphäre des langsamen Vergessens und Verschwindens beschreibt.
Die Fotografin, Kamerafrau und Regisseurin Klára Řezníčková studierte kreative Fotografie und später
Dokumentarfilmregie. 2013 entstand ihr filmisches Porträt des Fotografen Viktor Kolář, regelmäßig
arbeitet sie als Regisseurin für publizistische Filmzyklen mit dem Tschechischen Fernsehen
zusammen.
Der Film wird in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Berlin gezeigt.
Liebe Indigo. Deník performerky Halky Třešňákové
Liebe Indigo. Tagebuch der Performerin Halka Třešňáková
CZ 2013, 52 Min., OmU (Originalfassung mit deutschen Untertiteln)
Regie und Kamera: Saša Dlouhý
Regisseur Saša Dlouhý (*1973) zeichnet in „Liebe Indigo“ ein eindrucksvolles filmisches Porträt von
Halka Třešňáková (*1972), die als Schauspielerin und Performerin in der alternativen Prager
Theaterszene bekannt wurde. Er stellt seine Protagonistin jedoch nicht nur als Künstlerin vor,
sondern auch als Kind aus einer unangepassten Familie, die sich gegen das kommunistische System
aufgelehnt hat und zur Strafe ausgebürgert wurde. „Mein Leben bis zum Erwachsenwerden
verbrachte ich in der Emigration. Heidelberg – Verbannung, Welt des Trotzes. Ein Plattenbau voller
Türken, wir und ein paar Deutsche. Das brachte mich zur Anarchie und wurde meine Schule des
Lebens“, erinnert sich Halka. Als in Prag die Samtene Revolution begann, lebte Halka in einem
besetzten Haus in Hamburg. Sie war siebzehn, schwanger und von zu Hause abgehauen. Mit ihrem
neugeborenen Sohn kehrte sie nach Prag zurück und entdeckte dort schnell das Theater für sich –
das nämlich half ihr, sich all der Gefühle bewusst zu werden, die sich die Jahre über in ihr aufgestaut
hatten. Und noch jemand stand ihr in der schwierigen Zeit damals zur Seite – Indigo, eine fiktive Figur
aus ihrem Tagebuch.
Regisseur Saša Dlouhý ist über den Umweg des Journalismus zum Dokumentarfilm gekommen. Mit
seiner 2007 gegründeten Produktionsgesellschaft drehte er „Trafačka – Chrám Svobody“ über ein
alternatives Prager Künstlerprojekt. 2013 erhielt er den Filmpreis Trilobit des tschechischen
Fernsehverbandes FITES, die Jury lobte seine erfrischende und zugleich feinfühlige Sichtweise in
„Liebe Indigo“. In seinem neuesten Film „Je nám spolu dobře“ begleitete er einen jungen Sinologen,
der zusammen mit seiner Familie wegen einer neuen Arbeit nach China zieht.
Der Film wird in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Berlin gezeigt.