Regionales Psychbudget ZfP Südwürttemberg

Regionales Psychbudget ZfP Südwürttemberg
Integrierte Versorgung von Patienten mit einer psychischen Erkrankung durch
die Südwürttembergischen Zentren für Psychiatrie (ZfP)
Autor: Siegfried Euerle
Regionales Psychbudget ZfP Südwürttemberg
Integrierte Versorgung von Patienten mit einer psychischen Erkrankung durch die Südwürttembergischen Zentren für Psychiatrie (ZfP)
Autor: Siegfried Euerle
Management Summary
Ziel des seit 2010 bestehenden Projekts ist es, psychisch Erkrankte (schwerpunktmäßig Depression,
Demenz, Schizophrenie, Sucht) bedarfsorientiert, wohnortnah und – wenn medizinisch möglich – ambulant zu behandeln. Dazu kooperieren die Südwürttembergischen Zentren für Psychiatrie (ZfP) mit der
DAK-Gesundheit und der BARMER GEK nach § 140 a SGB V.
Wie intensiv und zu welcher Zeit behandelt wird, orientiert sich individuell am Patienten; er kann unkompliziert zwischen tagesklinischer, ambulanter und auch stationärer Behandlung wechseln. Ein persönlicher Ansprechpartner (Lotse) betreut den Patienten über alle Krankheitsphasen und koordiniert den Behandlungsprozess. Durch Hometreatment muss der Patient nicht immer stationär behandelt werden; er
wird so schneller in das gesellschaftliche Leben integriert.
Einzugsgebiete sind der Bodenseekreis, die Landkreise Ravensburg und Biberach, der Alb-Donau-Kreis,
Reutlingen und Ulm. Bisher wurden 1.102 Patienten versorgt.
Das Projekt finanziert sich durch ein Capitation-Model: Die ZfP erhalten pro Patient und Jahr eine pauschale Vergütung.
Umsetzung
Im deutschen Gesundheitssystem sind die Sektoren „ambulant“ und „(teil)stationär“ stark voneinander
abgegrenzt. Für psychisch erkrankte Menschen ist das problematisch: Therapeutische Beziehungen werden abgebrochen, stationäre Patienten sind nach ihrer Entlassung auf sich alleine gestellt, Therapieplätze
sind rar. Folglich werden viele Patienten erneut stationär aufgenommen (Drehtüreffekt). Gleichzeitig sind
stationäre Patienten oft lange arbeitsunfähig und verlieren den Bezug zum gesellschaftlichen Leben.
Kernstück des Projekts Regionales Psychbudget ZfP Südwürttemberg sind die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) und ein mobiles Krisenteam.
Wesentliche Elemente des Konzeptes sind:
• die Flexibilisierung der Behandlungsintensität
• die Behandlung in gewohnter Umgebung (Hometreatment)
• die nachhaltige, längerfristige Betreuung.
Während man in der PIA Patienten eher längerfristig versorgt, konzentriert sich das Krisenteam auf akute
psychische Krisen. In beiden Bereichen werden die Patienten schnell und so intensiv wie nötig betreut.
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Regionales Psychbudget ZfP Südwürttemberg · Integrierte Ver sorgung von Patienten mit
einer psychischen Erkrankung durch die Südwürttembergischen Zentren für Psychiatrie (ZfP)
Zudem können sie zuhause aufgesucht und behandelt werden (Hometreatment). Das Krisenteam bietet
außerdem einen telefonischen 24-Stunden-Notdienst (Krisentelefon) mit rufbereiten Fachärzten an.
Reicht die ambulante Behandlung nicht aus, können alle Patienten auf die Angebote der Klinik schnell und
flexibel zurückgreifen.
Abbildung 1 Projektelemente
Psychiatrische
Institutsambulanz
(PIA)
Ambulante Behandlung
• Einzel- oder
Gruppenangebote
• Spezielle Angebote für
Angehörige
Teilstationäre
Behandlung
Tagesklinik:
• Verschiedene
Gruppenangebote
• Psychiatrischmedizinische
Versorgung
• Einzelgespräche
Behandlung über
Regelversorgung
hinaus:
• Hometreatment
Stationäre
Behandlung
Psychiatrische
Fachabteilung:
• „Offene Station“:
Verlassen jederzeit
möglich, kein Zwang
zum Bleiben
• Im Krisenfall
Schließung möglich
Clearingstelle
Clearingprogramm:
• Frühzeitige Erkennung
einer psychischen
Erkrankung
• Rechtzeitige
Behandlung
• Strukturierter Tagesund Wochenablauf
• Akutfamilienpflege
• Bereitstellung von
Krisenbetten
Quelle: Eigene Darstellung.
Falls gewünscht, kann man auch nur teilweise an stationären Therapien teilnehmen; etwa bei bestimmten
Gruppenbehandlungen. Für Patienten, die akut behandelt werden müssen, gibt es eine Clearingstelle.
Hier werden Patienten bis zu acht Stunden lang zeitnah psychotherapeutisch betreut (Krisenintervention).
Nächste Schritte
In regelmäßigen Sitzungen wird besprochen, wie das Projekt weiterentwickelt und verbessert werden
kann. Außerdem wird geprüft, ob das Projekt in ein Modellvorhaben nach § 64 SGB V umwandelbar ist.
Ansprechpartner
Siegfried Euerle
Leiter des Vertragsgebiets in Baden-Württemberg
DAK-Gesundheit
Tübinger Str. 7
70178 Stuttgart
Telefon: 0711 – 6996681100
E-Mail: [email protected]
www.dak.de
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