Pläne Der große JOB-KNIGGE Gute Umgangsformen sind kein bisschen out – im Gegenteil: Sie helfen dabei, sich im Arbeitsalltag souverän zu bewegen, elegant alle Peinlichkeiten zu umgehen und Punkte zu sammeln ILLUSTRATIONEN: Dieter Braun Begrüßen Körpersprache, Aussehen und Kleidung hinterlassen oft einen viel stärkeren ersten Eindruck als das, was wir zu sagen oder an inneren Werten vorzuweisen haben. DarüberkannmansichärgernundaufdieOberflächlichkeitder anderen schimpfen – oder aber diese Tatsache für sich nutzen: Wer souverän, überzeugend und höflich rüberkommt, wird eher ernst genommen und beweist soziale Kompetenz. Dresscode WasangemesseneKleidungist,hängtvonderBrancheab,indermanarbeitet.Sierepräsentiertdas Unternehmennachaußen,darumtragenBankerinnenfastimmerKostüm,Werbersinddagegensehr kreativbeiderKlamottenwahl.Job-EinsteigerinnensolltensichamOutfitderKollegenorientieren. AmerstenTagmachstdumiteinerdunklenStoffhoseundeinerhellenBlusesichernichtsfalsch.Ordentliche Schuhe sind besonders wichtig, denn es soll Menschen geben, die andere allein danach beurteilen.Besserim Schranklassen:superkurzeRöcke,tiefeDekolletésundbauchfreieT-Shirts. Denn sonst hat man schnell das Image der Betriebs-Sexbombe. Einstand Nach beendeter Probezeit wird in den meisten Firmen erwartet, dass manseinenEinstandgibt.Dasisteine nette Geste und gut fürs Betriebsklima. Überleg dir dabei: Um welcheTageszeitbeginntdieFeier? Muss der Termin mit dem Chef abgesprochen werden? Ist Alkohol angebracht?Wasgibteszuessen?Ein zu üppiges Buffet wirkt angeberisch, zu wenig dagegen knauserig. Am besten diese Fragen vorher mit einer erfahrenen Kollegin oder der Sekretärin klären, die kennen sich mitdenGewohnheitenbestensaus. Mittagspause Auf den ersten Blick geht es nur ums Essen. Aber in Wirklichkeit steckt dahinter ein kompliziertes Ritual, dessen Regeln man lernen muss: Wer geht mit wem? Muss man warten, bis man eingeladen wird, oder darf man einfach so mit? Wie zeigt man Interesse, ohne sich aufzudrängen? Beobachte in den ersten Tagen im neuen Job, wie sich die Kollegen verhalten. Wenn dich niemand bittet mitzukommen, frag ruhig höflich,obdudichanschließendarfst,odertriffvondirausVerabredungen.DukannstsoKollegennäher kennen lernen, dein Netzwerk erweitern und sogar Freunde gewinnen. Wenn du selbst schon länger in der Firma tätig bist, sei höflich und erleichtere Praktikantinnen oder Neulingen den Einstieg, indem du sie mit zu Tisch nimmst. young miss #10 2004 TEXT: Silke Kienecker, Sinje Stadtlich Auftreten Mach am ersten Tag im neuen Job eine Runde durch die ganze AbteilungundstelldichallenKollegenvor („Hallo, ich bin Ina Meier, die neue Modeassistentin“). Auch im Treppenhaus oder im Aufzug schadet freundliches Grüßen nicht, selbst wenndudieLeutenichtkennst.Das giltübrigensfürdieChefingenauso wie für den Hausmeister. Kommt jemandFremdesindeinBüro,stehauf und begrüße ihn mit Handschlag. Besuchst du einen Kollegen, klopf aufjedenFallan.BeigeöffneterTür kannst du so eintreten, mach aber miteinemnetten„GutenTag“oder „Entschuldigung“ auf dich aufmerksam. Sag erst, was du möchtest, wenn der andere eindeutig Zeit für dich hat. Privates & Arbeit Handys Flirten Aus Bürobekanntschaften werden Affären, One-Night-Stands und feste Beziehungen. 30 Prozent aller Ehen sollen ihren Anfang bei der Arbeit genommen haben. Aber Achtung: Egal wie verliebt du bist, Telefongeturtel, Händchenhalten oder Knutschen gehören nicht ins Büro! Selbst vor dem Firmengebäudesolltestdudichdamit zurückhalten. Diskretion ist alles, denn über nichts zerreißen sich Kollegen lieber die Mäuler als über Affären. Großraumbüro Mobiltelefonesindpraktisch, keine Frage. Aber sie haben auch einen hohen Nervfaktor, der zu Verbotszonen etwa im Kino, der Bahn oder im Theater geführt hat. Am Arbeitsplatz darf man Handys noch benutzen, aber in folgenden Situationen haben sie nichts zu suchen: Vorstellungsgespräche, Seminare, Kundentermine und Meetings. Wer sein Handy im Büro liegen lässt, ohne es ausoder zumindest leise zu stellen, bekommt schnell schlechte KartenbeiseinenKollegen. Denn nur wenige finden eine Dauerbeschallung durch Klingeltöne oder andere Sounds lustig. Teilen sich mehrere Kollegen ein Zimmer, ist besondere Rücksichtnahmeangebracht:Musikhören,Lüften,Essenvonstarkriechenden Speisen, Rauchen usw. müssen abgesprochen werden. Beim Telefonieren auf die Lautstärke achten, Mailboxen niemals laut abhören, Privatgespräche auf das Nötigste reduzieren. Und ganz wichtig: Auch wenn man sich völlig unbeobachtet fühlt: Nasebohren, Nägelkauen und andere Unappetitlichkeiten sind tabu! Klatsch und Tratsch Wäre das Leben ohne Gerede über andere nicht todlangweilig? Aber auch bei der zweitschönstenNebenbeschäftigungderWeltgeltenRegeln:Seiniebösartigoderintrigant. DerSchrittvomLästernzumMobbingistnichtgroß.Stelldireinfachvor,diePerson,überdie dusprichst,stehthinterdir.SagalsonurDinge,fürdieduindemFallnichtimBodenversinkenmöchtest.Außerdem:Werzuvieltratscht,giltalsKlatschtante.Unddasschadet! Geschäftsessen Ein offizieller Lunch-Termin kann zum ultimativen TestfüreinenMitarbeiterwerden–undwerauchhier nicht aus der Rolle fällt, sammelt Pluspunkte. Im Restaurant wartest du auf jeden Fall, bis der Chef eintrifft oder man sich zu Tisch begibt. Nie selbst einen Tisch aussuchen! Das Essen fängt erst an, wenn der Gastgeber beginnt. Die Serviette liegt dabei auf dem Schoß. „Guten Appetit“ oder gar „Mahlzeit“ zu sagen ist verpönt. Ein paar weitere Regeln: Nicht die Ellenbogenaufstützen,dasWeinglasnuramStielanfassen,zwischendenGängennichtrauchenundbloß nicht bei Tisch das Make-up auffrischen. young miss #10 2004 Die meisten Angestellten geben ihrem Büro eine persönliche Note. Doch da dort auch Kunden empfangen werden, Kollegen oder Vorgesetzte vorbeischauen, sollte man sich innengestalterisch zurückhalten. Ein kleines Familienfoto oder ein Blumenstrauß machen einen dezenten netten Eindruck, aber die komplette Kakteensammlung oder eine Posterkollektion der Lieblingsband sind fehl am Platz. BetritteinKundedasBüro,bleibaufkeinenFallamSchreibtischsitzen.Aufstehenund Hand geben ist ein Muss! Mantel abnehmen oder Getränke bereitstellen wirken zuvorkommend. Dann bietest du ihm einen Platz an und setzt dich selbst möglichst über Eck dazu, das ist die kommunikativste Position. Als Einstieg sind lockere Small-Talk-Themen geeignet. Als äußerst unhöflich gilt es, neben der Unterhaltung zu telefonieren oder ständig auf die Uhr zu gucken. Die Regeln zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern sind klar: Der Chef entscheidet. Nur er kann das „Du“ anbieten. Auf gleicher Ebene hat dieses Recht der Ältere gegenüber dem Jüngeren, unter Gleichaltrigen ist es Verhandlungssache. Achtung: Ein Duzangebot abzulehnen, sollte man sich gut überlegen, denn es wird immer als Zurückweisung wahrgenommen. Zur Not in eine nette Formulierung packen, um den anderen nicht zu beleidigen: Etwa mit „Das ist sehr nett von Ihnen, und ich würde gern später auf das Angebot zurückkommen. Aber im Augenblick erscheint es mir noch zu früh.“ Ist allerdings das Duzen im Betrieb normal, manövriert sich derjenige ganz schnell ins Abseits, der auf Förmlichkeiten besteht. Small Talk Nur über den Job zu reden ist langweilig, schließlich macht man das den ganzen Tag. Nutze Mittagspause und Feiern für Small Talk und private Gespräche.GuteThemensindalle,dienichtpolarisieren:AlsoFingerwegvon Politik und Religion. Gut: das Wetter, die Stadt, Filme, Kulturprogramm. Bei privaten Gesprächen immer überlegen, wie viel man von sich preisgeben will. Details aus der Krankengeschichte der Schwiegermutter will keiner hören, auch das Liebesleben hat nichts im Job zu suchen. Der letzte Urlaub, Sportereignisse oder deine Hobbys dagegen schon. Telefonieren Nur sieben Sekunden braucht ein Gesprächspartner am Telefon, um zu entscheiden, ob er dich sympathisch oder unsympathisch findet. Wer einen guten Eindruck am Hörer vermitteln möchte, steht am besten auf oder setzt sich aufrecht hin, dann klingt die Stimme lebhafter. Selbst ein Lächeln bei der Begrüßung kommt auf der anderen Seite an. Melde dich mit dem Firmen- und deinem Vor- und Nachnamen. Privatgespräche werden im Büro übrigens nur geduldet. Also fasse dich kurz. Intensiver Austausch über das Liebesleben deiner Freundinnen oder den neuesten Familienstreit gehört in die Zeit nach Büroschluss. Zigaretten Das Ende aller Diskussionen ums Rauchen bei derArbeitkam2002.SeitdemgenießenNichtraucher offiziellen Schutz vor den Gefahren desPassivrauchens.Erlaubtistesnurnochim eigenen Büro oder in abgetrennten Bereichen.BeiGeschäftsessenoderKundenterminen sollte man immer fragen, bevor man sich eine Zigarette ansteckt. Das Gleiche gilt für Vorstellungsgespräche und Meetings. Kündigung Kundenbesuch Siezen oder Duzen? Auch wenn du deinen Job aufgibst, lohntessich,höflichzubleiben.Eine Ausstandsfeier und freundliche Verabschiedungsorgendafür,dass dich die Kollegen in guter Erinnerung behalten. Sprich nie schlecht über die alte Firma. Oft stimmt die Redewendungnämlichwirklich:Man sieht sich immer zweimal im Leben. Ladys first Früher durften Frauen beim gegenseitigen Vorstellen sitzen bleiben. Im Arbeitsalltag ist das längst überholt. Was aber immer noch gilt, ist Ladys first bei der Begrüßung.Triffstduz.B.beieinemFirmenfestdeinenChefmit seiner Frau, sag auf jeden Fall ihr zuerst „Guten Tag“ – auch wenn du sie nicht kennst.
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