"Orthinform" - Der Rücken

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Editorial
Der Rücken: Hält aufrecht und macht mobil
Freiheit für den Rücken.
„Beim aufrechten Gang torkelt der Körper Schritt für Schritt an einer Katastrophe entlang“, sagte der britische
Anthropologe John Napier, als er den aufrechten Gang mit dem vierbeinigen verglich.
Der Aufbau unseres Rückens und vor allem unserer Wirbelsäule sorgt dafür, dass wir nicht herumtorkeln,
sondern komplexe Stütz- und Bewegungsaufgaben optimal erfüllen können.
Rücken und Wirbelsäule werden jedoch häufig falsch beansprucht oder überbelastet. Die Folge ist Rückenschmerz, eine der häufigsten Diagnosen der Haltungs- und Bewegungsorgane. Wen wundert es, dass Rückenschmerzen in der orthopädischen Praxis an erster Stelle der Behandlungen stehen.
Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen ... Die Bandbreite reicht von zeitweilig auftretenden
Beschwerden, die spontan wieder vergehen können, über den bekannten Hexenschuss bis hin zu Erkrankungen, die mit Wirbelsäulenfehlformen einhergehen. Zu den wichtigsten Formen des Rückenschmerzes zählen
außerdem der Bandscheibenvorfall mit oder ohne Beeinträchtigung von Nerven, degenerative Veränderungen
(Verschleiß) und entzündliche Veränderungen.
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Die hauptsächlichen Symptome mehr oder weniger ausgeprägter Rückenbeschwerden sind Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und verminderte Belastbarkeit der Wirbelsäule. Bei der Therapie steht meist die
Behandlung des Schmerzes im Vordergrund. Dies ist aus orthopädischer Sicht völlig unzureichend, da der
Schmerz Ausdruck krankhafter Geschehnisse sein kann, die neben der Diagnose einer besonderen und sehr
gezielten Behandlung bedürfen.
Diese Zusammenhänge werden häufig verkannt. Und ungerechtfertigterweise wird oft vom „nicht spezifischen Rückenschmerz“ gesprochen. Dessen Ursachen kann der Orthopäde mit seiner Kompetenz und seinem
Sachverstand jedoch in der Regel feststellen. Der Orthopäde ist außerdem in der Lage, psychische Faktoren
zu identifizieren, die bisweilen zur Entstehung von Rückenschmerzen beitragen können.
Rückenschmerzen werden leider überwiegend noch immer ohne orthopädischen Sachverstand behandelt.
Orthopäden sehen darin einen wesentlichen Grund für deren Chronifizierung, für die Frühberentungen
vieler Berufstätiger und für wachsende Behandlungskosten. Auch die oft deutlichen Einschränkungen der
Lebensqualität der Betroffenen sollen an dieser Stelle nicht vergessen werden.
Das Ziel des Orthopäden liegt darin, die Ursachen des Rückenschmerzes zu identifizieren und entsprechend zu behandeln. Die
nicht-operative Behandlung wird dabei – wenn möglich – immer im
Vordergrund stehen. Über die Therapie hinaus berät der Orthopäde
seine Patienten präventiv und trägt so dazu bei, den erreichten Behandlungserfolg und damit den Zugewinn an Lebensqualität langfristig zu sichern.
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Dr. Siegfried Götte
Facharzt für Orthopädie
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orthinform
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Im Fokus: Der Rücken
Inhalt
Inhalt
Stütze und
Bewegungsmotor
Wie ist unsere Wirbelsäule aufgebaut, und wie funktioniert unser Rücken? Das komplexe System aus
Wirbeln, Knochen, Nerven und Bandscheiben sorgt
dafür, dass wir aufrecht gehen und uns flexibel bewegen können. Ebenso komplex sind auch die Erkrankungen, die unseren Rücken betreffen können.
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Lesen Sie mehr ab Seite 12
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Bloß keine Sonderbehandlung!
In Bewegung
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Der Orthinform Fit-Tipp
Um sich fit zu halten, ist Dr. Peter
Kruijer schon seit seinem 3. Lebensjahr jede freie Minute auf der Piste.
Bloß keine Sonderbehandlung!
Rund um einen gesunden Rücken
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Rückenschmerzen –
den Ursachen auf der Spur
Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen ... Um ihnen auf die Spur zu kommen, wird der Körper beim Orthopäden von
Kopf bis Fuß untersucht.
Der Hexenschuss – Lumbago
Wissenswertes
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Wie ist der Stand der Dinge bei der elektronischen Gesundheitskarte (egK), deren flächendeckende Einführung
in Deutschland bereits 2004 beschlossen wurde?
Trends der Medizintechnologie
Tagebuch einer Hüft-Operation
Bandscheiben-Operationen der
Skoliose – Deformität der Wirbelsäule
Wirbelsäulenverkrümmung
OrthoFit - Programm für Kinder
und Jugendliche
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Gesundheitsreform 2007
Rückenschmerzen:
Morbus Scheuermann
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Die elektronische Gesundheitskarte kommt
Die Gesundheitskarte kommt!
Krankheitsbild Rückenschmerz
Magazin
neuen Generation
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IGeL-Serie (9):
Gesundheit aktuell
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Bei ziehenden Schmerzen in der Lendenwirbelsäule können Injektionen an Gelenkkapsel- und
Bandansätzen der unteren Wirbelsäule helfen.
M4 Therapie® bei Gelenksarthrose
Im Fokus
Den Ursachen auf der Spur
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Sklerosierungstherapie
unser Rücken?
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In der Praxis
orthinform Fit-Tipp: Immer auf der Piste
Die Wirbelsäule – Wie funktioniert
IGel-Serie (9):
Sklerosierungstherapie
Foto: Kartengrafik: gematik GmbH
Stephanie Speckhahn arbeitet im Sekretariat des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie und ist mit Spina Bifida zur Welt gekommen. Trotzdem führt sie ein normales Leben ...
Schüler in Bewegung
Vom Rücken in den Kopf
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Produkt-News
Gewinnspiel
Das Büro – Rückenfeind Nummer Eins
Rauf aufs Rad!
Lesenswertes
Internettes
Vorschau / Impressum
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Trends der Medizintechnologie
Der Fortschritt wird
immer rasanter. Wichtige internationale
Entwicklungen in der
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können erhebliche
Vorteile für unsere
Gesundheit bringen.
Richtig liegen – besser schlafen!
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In Bewegung
Auch für andere Hobbys bleibt nicht viel Zeit. „Meine 4 Vögel brauchen schließlich auch ganz schön viel Aufmerksamkeit,“ sagt sie und lacht. Das Wellensittich-Pärchen und die
beiden Alexandersittiche sind nicht nur schön bunt, sondern
auch ganz schön verschmust. Ansonsten liest sie viel, am
liebsten spannende Krimis. „Letztens war ich so in meinen
Krimi vertieft, dass ich um ein Haar in der Bahn sitzen geblieben wäre auf dem Weg zur Arbeit“, bekennt sie. Typisch Stephanie: Wenn sie etwas tut, tut sie es richtig. Mit Ernsthaftigkeit und Ruhe. Der Blick ihrer braunen Augen ist sanft, aber
entschlossen. Ihre Kollegen nennen das „absolut verlässlich“.
Ein ganz normales Leben
Seit zweieinhalb Jahren ein Paar: Stephanie und Dennis.
Bloß keine
Sonderbehandlung!
Stephanie Speckhahn ist 23 und seit te für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), ob in Buchhaltung, Versand oder das Abwickeln von Anfragen. Kein WunAugust 2007 nach ihrer erfolgreichen der, denn Stephanie ist jetzt schon seit September 2005 dabei,
Ausbildung zur Kauffrau für Bürokom- sie kennt sich aus.
munikation beim Berufsverband der
Fachärzte für Orthopädie und Unfallchi- 30 % Schwerbehinderung
rurgie (BVOU) nun eine wichtige Unter- Alles ganz normal. Oder? Stephanie fährt jeden Tag mit dem
Zug eineinhalb Stunden von ihrer Wohnung in der Stadt Branstützung im Sekretariat.
denburg zu ihrem Arbeitsplatz unweit vom Berliner Bahnhof
„Die Ausbildung gefiel mir sehr gut, weil sie ziemlich breit
gefächert war“, sagt sie. Bis vor kurzem hat sie tatkräftig in allen Abteilungen der Geschäftsstelle kräftig mitgemischt. Seit
Beendigung ihrer Ausbildung sitzt sie nun im Sekretariat. Es
macht ihr Spaß, Anfragen entgegen zu nehmen und Menschen bei den verschiedensten Anliegen weiterhelfen zu können. „Zumindest wenn die Person am anderen Ende freundlich ist,“ fügt sie hinzu. Sie ist Ansprechpartnerin für viele
Dinge in der Geschäftsstelle des Berufsverbandes der Fachärz-
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Zoo und nachmittags zurück. Das sind insgesamt stolze 160
Kilometer. Doch "es war damals sehr schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden“, sagt sie. „Vor allem wegen meiner
Rückenprobleme.“ Genau deshalb hat Stephanie eine Schwerbehinderung von 30 Prozent – das hatte sie selbst vorher nicht
gtedacht.“
Das liegt an ihrer Wirbelsäule, genauer gesagt an Spina Bifida, frei übersetzt „gespaltene Wirbelsäule“. Darunter versteht
man eine Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks,
die auf einer Verschlussstörung des Neuralrohrs (Nervenkanal) beruhen. Diese Fehlbildung tritt in der Regel in der dritten bis vierten Schwangerschaftswoche auf. „Meine Mutter
hat von nichts gewusst, erst als ich geboren war, hat sie sich
informieren können.“, erzählt Stephanie. Das war nicht leicht,
auch wenn Stephanie unter einer vergleichbar leichten Form
der Spina bifida leidet. Die schwereren Formen können bis hin
zur Querschnittslähmung mit Störungen der Blasen- und
Darmfunktion führen. Bei Stephanie sind es „nur“ Rückenschmerzen. Zum Krankheitsbild Spina Bifida kommt bei Stephanie außerdem noch eine Skoliose, also eine Seitenverbiegung der Wirbelsäule in Verbindung mit einer Verdrehung der
Wirbelkörper.
Stephanie ist es wichtig, keine Sonderbehandlung zu bekommen. Sie ist schließlich eine ganz normale junge Frau,
und Rückenprobleme haben doch ziemlich viele Leute ... Das
sieht auch Stephanies Freund Dennis so, mit dem sie seit über
einem Jahr zusammenlebt. „ Ich möchte zwar nicht, dass Stephi sich überanstrengt und zu schwer hebt oder trägt, aber
ansonsten genießt sie zu Hause keine Sonderbehandlung“,
sagt er grinsend. Dafür bekommt er erst mal einen Rippenstoß
von seiner Freundin, aber auch ein bekräftigendes Nicken.
„Mir geht es doch ziemlich gut. Und so möchte ich auch behandelt werden“, sagt Stephanie.
Demnächst möchten Stephanie und Dennis mal wieder verreisen. Vielleicht auf die Malediven. „Da war ich noch nie,
und auf den Fotos in den Prospekten sieht es einfach traumhaft aus“, schwärmt sie. Warum nicht? Auf den Malediven
wird den beiden sicher genügend Zeit bleiben, um regelmäßig
was für den Rücken zu tun ...
Rückengerechter Arbeitsplatz
Beim BVOU sieht man es als wichtige Aufgabe, Menschen mit
orthopädischen Erkrankungen zu integrieren. Denn es kann
doch nicht sein, dass jemand, nur weil er nicht 100-prozentig
der Norm entspricht, keine Chance auf einen Ausbildungsplatz
hat. Stephanies Vorgesetzte und Kollegen haben Verständnis
und helfen weiter. Zum Beispiel, wenn es um rückengerechte
Möbel oder andere spezielle Ausstattungen geht. Es ist zweifellos etwas Besonderes, an seinem Arbeitsplatz eine orthopädische Beratung und Ausstattung vom Fachmann zu bekommen.
Auch wenn das beim BVOU irgendwie in der Natur der Sache
liegt ...
Wieder mehr Sport machen
„Seit dem Ende meiner Grundschulzeit habe ich eine Sportbefreiung, davor habe ich immer versucht, beim Sportunterricht
mitzumachen. Aber längeres Stehen, Laufen oder Hüpfen bedeutet Rückenschmerzen, spätestens nach einer Stunde. Und
die gehen dann nicht so schnell wieder weg.“ Stephanie möchte
jetzt wieder mehr Sport machen, Rückenschwimmen zum Beispiel hat ihr der Orthopäde empfohlen. Und sie geht gerne zum
Bowlen ... „Aber bei meinem täglichen Pensum ist es gar nicht
so einfach, regelmäßig Sport zu machen“, fügt sie hinzu.
Wellensittich Archimedes fühlt sich in Stephanies Nähe am wohlsten.
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In Bewegung
In Bewegung
5. Auflage
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Wie ich mich fit halte?
Ich bin jede freie Minute
auf der Piste! Wenn es
geht, fahre ich 8 Monate Ski im Jahr. Liegt ja
auch nahe, im wahrsten
Sinne des Wortes:
Von meiner Praxis bis
auf den Berg schaffe ich
es in einer Viertelstunde, so dass ich schon
mal in der Mittagspause
zum Skifahren gehen
kann. Das gibt neuen
Elan für die Nachmittagssprechstunde!
orthinform Fit-Tipp
Immer auf der Piste
Von Dr. Peter Kruijer, Orthopäde und Sportmediziner in Oberstdorf
ei uns lässt die Schneelage es fast
immer zu, dass man bis Mai Skifahren kann. Ab November geht´s
auf den Gletscher und dann kann man
nach und nach auch die tiefer gelegenen
Pisten befahren. Ich fahre jede Woche
regelmäßig Ski, wann immer es die Praxis zulässt, im Durchschnitt 10 Stunden
die Woche.
B
Das erste Mal stand ich mit dreieinhalb Jahren auf Skiern. Auch wenn alles
am Anfang noch ein bisschen wacklig
war, war es Liebe auf den ersten Blick.
Ich habe mich auch mal im Snowboardfahren versucht, aber konnte mich da
nicht so richtig weiterentwickeln. Während meines Medizinstudiums habe ich
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mir regelmäßig als Skilehrer etwas dazuverdient. Und heute, wenn ich nicht in
meiner Praxis bin, bin ich auch als leitender Notarzt der Vierschanzentournee
in Oberstdorf, bei diversen Weltmeisterschaften oder bei anderen WintersportVeranstaltungen im Einsatz.
halten: Besonders die Carving-Ski verleiten zum zu schnellen Fahren. Man muss
ständig seinen Fahrstil den Pistenverhältnissen anpassen, auch wenn man
noch so viel Erfahrung hat. Vor allem
Kopfverletzungen sind ein vermeidbares
Problem.
Für mich ist generell wichtig, die Kontrolle zu behalten. Zum Beispiel hat Alkohol für mich beim Wintersport nichts
zu suchen! In puncto Ernährung könnte
mein Kontrollbewusstsein allerdings etwas stärker ausgeprägt sein ... Ich esse
einfach leidenschaftlich gern und leider
nicht immer kalorienbewusst genug.
Beim Skifahren ist besonders wichtig,
die Geschwindigkeit unter Kontrolle zu
Deswegen bin ich für Helmpflicht,
nicht nur bei Kindern. Ich trage selbst
einen Helm und fühle mich mittlerweile
beim Skifahren ohne Helm wie beim
Autofahren ohne Gurt.
Im Sommer gehe ich zum Ausgleich
Radfahren und spiele Golf – für mich
geht nichts darüber, in der freien Natur
Sport treiben zu können!
Im Fokus
U
Die Lendenwirbel
Insgesamt 32 bis 33 Wirbelknochen
(Vertebra) sind durch Bandscheiben, die
wie elastische Stoßdämpfer wirken, miteinander verbunden. Zusätzlich binden
Muskeln und Bänder die Wirbel aneinander und verleihen so dem Rückgrat
seine Beweglichkeit.
Im Detail besteht die von der Seite aus
gesehen doppelt s-förmig gekrümmte
Wirbelsäule aus sieben Halswirbeln,
zwölf Brustwirbeln, fünf Lendenwirbeln, fünf Kreuzbeinwirbeln und dem
Steißbein, das von drei bis vier Steißwirbeln gebildet wird.
Foto: BVOU
nsere Wirbelsäule besteht – sehr
vereinfacht – aus einem beweglichen und einem unbeweglichen
Teil. Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule bilden den beweglichen Teil, während
Kreuz- und Steißbein in ihrer Position
starr bleiben. Deshalb nennt man die
Wirbel von Kreuz- und Steißbein auch
„falsche Wirbel“: die einzelnen Wirbel
sind miteinander verschmolzen und daher unbeweglich.
Im Fokus
Die Halswirbel
Der zweite Halswirbel (Axis), der einen so genannten Zahn (lateinisch
Dens) hat, bildet zusammen mit dem
Atlas ein Gelenk. Dieser Zahn ist ein
Knochenvorsprung an der Vorderseite
des zweiten Halswirbels, der in die
Innenseite des ersten Halswirbels passt.
Dreht man den Kopf, bewegt sich der
Atlasring um den Axiszahn. Durch ein
Band an der Innenseite des ersten Wirbels wird der Zahn an der Innenseite gehalten. Die sieben Halswirbel ermöglichen dem Kopf ein Höchstmaß an
Beweglichkeit.
Die Wirbelsäule setzt sich zusammen aus 7 Halswirbeln, 12 Brustwirbeln, 5 Lendenwirbeln und schließlich
dem Kreuz- und Steißbein, die die Verbindung zum Becken herstellen.
Außerdem lässt sich die Wirbelsäule in
die vordere und die hintere Wirbelsäule
einteilen. Die vordere Säule besteht aus
den Wirbelkörpern und den Bandscheiben und wird auf Druck belastet. Die
hintere Säule wird von den Wirbelbögen, Wirbelfortsätzen und Bändern gebildet. Sie muss die Belastungen bei
Beugung und Streckung tragen.
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Die Brustwirbel
Jeder der zwölf Brustwirbel, die die
Mitte der Wirbelsäule bilden, ist mit einem Rippenpaar verbunden. Diese Wirbel sind weniger beweglich und dadurch
in der Lage, die Organe im Brustraum
gut zu schützen. Alle Rippenpaare mit
Ausnahme der beiden unteren (freien
Rippen) schließen vorne über je zwei
Gelenkflächen an das Brustbein an.
Die
Wirbelsäule
Wie funktioniert unser Rücken?
Abbildungen: Training ohne Reue, C.h.Ullrich, Zuckschwerdt Verlag
Die beiden oberen der insgesamt 7
Halswirbel unterscheiden sich von den
restlichen Wirbeln durch ihre Form. Der
erste Wirbel (Atlas) besteht – vereinfacht gesagt – nur aus einem knöchernen Ring und trägt den Kopf.
Die Lendenwirbel liegen unterhalb der
Brustwirbel und oberhalb der Kreuzbeinwirbel. Ohne unsere 5 Lendenwirbel könnten wir unseren Körper nicht in
die verschiedensten Richtungen beugen,
biegen oder drehen. Sie sind die Wirbel,
die beim Gehen das größte Gewicht zu
tragen haben: Die Lendenwirbel werden
durch das Gewicht von Rumpf, Armen
und Kopf belastet, insgesamt immerhin
25 bis 30 Kilo. Deshalb sind sie auch die
größten und kräftigsten. Die hohe mechanische Beanspruchung der Lendenwirbelsäule führt dazu, dass sich die
untersten Bandscheiben und Wirbelkörper mit der Zeit stärker abnutzen als andere Wirbel.
Die Bandscheiben passen sich durch
ein optimales Zusammenspiel von Faserring und Gallertkern allen Bewegungen an. Auf Grund dieser permanenten
Belastungen verliert der Gallertkern
Flüssigkeit und die Bandscheiben werden im Laufe eines Tages schmaler. Deswegen ist der Mensch abends ungefähr
2 Zentimeter kleiner als morgens. Durch
die Liegeposition beim Schlafen wird
der Flüssigkeitshaushalt des Gallertkerns der Bandscheibe aber wieder reguliert und man ist am nächsten Morgen wieder genauso groß wie am
Morgen davor ...
Kreuz- und
Steißbein
5 Kreuzbeinwirbel sorgen dafür, dass
der Oberkörper ein festes Fundament
hat und nicht haltlos in sich zusammensinkt. Zwischen Lendenwirbeln und
Steißbein gelegen, sind sie sowohl untereinander und über das Kreuzbeindarmbeingelenk – einer bindegewebsartigen,
festen, gering beweglichen Fuge – mit
dem Becken verbunden und gewährleisten so die Stabilität des Rumpfes. Das
Steißbein ist vermutlich ein Relikt unserer entferntesten Vorfahren, die noch einen Schwanz hatten. Beim Menschen
sind diese drei bis vier verschmolzenen
Wirbelreste funktionslos.
Zwischen den einzelnen Wirbeln liegen
die Bandscheiben. Dahinter liegt der
Wirbelkanal, durch den Rückenmark
und die Cauda equina (Nervenfaserbündel am Ende des Rückenmarks) verlaufen.
Die Bandscheiben
Die Bandscheiben, auch Zwischenwirbel genannt, sind Körper aus knorpeligem Gewebe, die als Bindeglieder zwischen den Wirbeln liegen. Sie bestehen
aus je einem Faserring und einem Gallertkern. Während der Faserring die
Wirbelsäule stützt, wirkt der weiche
Gallertkern wie ein Stoßdämpfer, der
Stöße gleichmäßig auf die angrenzenden Teile des Wirbelkörpers verteilt. Bei
einer gesunden Bandscheibe ist die
Neutralposition die Mitte.
Querschnitt einer Bandscheibe: Der weiche Gallertkern ist vom Bandscheibenring umgeben, der aus festem, faserigem Gewebe besteht.
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Im Fokus
Haben Sie es auch im Kreuz?
Das Krankheitsbild Rückenschmerz
evor man sich mit der Therapie
des Rückenschmerzes beschäftigt,
sollte man zuerst die Ursachen erforschen.
B
Wirbelsäulenverkrümmung Skoliose
Ist der Nacken steif oder schmerzt das
Bein, sollten Sie das nicht ignorieren,
sondern unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Die Skoliose ist eine Verbiegung der
Wirbelsäule, tritt schon im Wachstumsalter auf und schreitet bis zum Abschluss des Wachstums fort. Die Ursachen hierfür sind in 90 % der Fälle
ungeklärt. 85 % der Skoliosen sind ideopathisch, das heißt, der Auslöser ist
nicht bekannt. Die weiteren 10 bis 15 %
haben angeborene Missbildungen einzelner Wirbel oder ganzer Teile der Wirbelsäule zur Folge. Hierbei bestehen Verkürzungen des Beines oder auch
Verkleinerungen einer Beckenhälfte. Bestimmte Formen von Skoliose treten
zum Beispiel bei Muskelspasmen oder
Paralyse (vollständige Lähmung der Skelettmuskeln) auf. Lesen Sie hierzu
auch den Artikel auf Seite 22 und 23.
Er untersucht, ob eine funktionelle Störung besteht oder eine Schädigung, zum
Beispiel der Bandscheiben, vorliegt. Der
Facharzt für Orthopädie kann auch durch
Zusatzuntersuchungen wie Röntgen,
Computertomografie oder Kernspintomografie als Stufendiagnostik entscheidend
dazu beitragen, die Ursache der Rückenschmerzen zu finden. In den folgenden
Abschnitten erhalten Sie einen Überblick
über Krankheitsbilder an Rücken und
Wirbelsäule, die Rückenschmerzen hervorrufen können.
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Unter Skoliose versteht man eine dauerhafte, nicht mehr aktiv aufrichtbare seitliche Verbiegung der Wirbelsäule mit einer Drehung der einzelnen Wirbelkörper.
Jugendliche Rundrückenbildung Morbus Scheuermann
Foto: DAK/Schläger
Rückenschmerzen sind in
der Regel normale Alltagsbeschwerden, vergleichbar
mit einer Erkältung.
Rund 80 % der Bundesbürger haben einmal in ihrem
Leben Rückenprobleme.
Dabei sollte man bestimmte
Warnsignale zu beachten.
Eine Fülle von therapeutischen Maßnahmen zur Behandlung der Rückenschmerzen werden in Deutschland
angeboten, so dass den meisten Menschen geholfen
werden kann.
Die jugendliche Rundrückenbildung,
bedingt durch Wachstumsstörungen,
bezeichnet man als Morbus Scheuermann. Schätzungen zufolge erkrankt
jedes vierte Kind an der Scheuermann´schen Krankheit, meist verläuft
sie jedoch so gemäßigt, dass sie nur zufällig entdeckt wird. Bei stärkeren Ausprägungen werden die Abschlussplatten der Wirbelkörper im Bereich der
Brustwirbelsäule angegriffen, Bandmaterial wandert ein und die verbleibende
Bandscheibe zwischen den Wirbeln
wird immer dünner. Es kann dadurch
später zu Blockierungen der Wirbelkörper kommen. Hierbei haben die Patienten oft Symptome wie bei einem Herzinfarkt, zum Beispiel hartnäckige
Schmerzen im Brustkorb, Druckgefühl
in der Brust und Atemnot.
Ein „rückenfreundliches“ Leben ist die
beste Vorbeugung gegen die Scheuermann`sche Krankheit. Kinder sollten sich
ausreichend bewegen und nicht den ganzen Tag am PC oder vor dem Fernseher
sitzen. Die Bauch-, Gesäß- und Rückenmuskulatur wird bei Bewegung automatisch trainiert und unterstützt die Wirbelsäule. Unter anderem setzt man
physikalische Maßnahmen wie Brustschwimmen zur Therapie der Scheuermann`schen Erkrankung ein. Sollten
leichtere Maßnahmen nicht helfen, ist
eine intensive krankengymnastische
Übungsbehandlung erforderlich. Orthesen (technische Hilfen wie Einlagen oder
Korsette, hergestellt vom Orthopädietechniker) für die Wirbelsäule bei Scheuermann`scher Erkrankung werden nur
noch selten eingesetzt, auch chirurgische
Eingriffe werden heute kaum noch
durchgeführt. Lesen Sie hierzu auch
den Artikel auf Seite 24 und 25.
Bandscheibenvorfall
Ein Bandscheibenvorfall bedeutet,
dass sich der den Gallertkern der Bandscheibe umgebende Faserring teilweise
oder sogar komplett löst, so dass er in
den Rückenmarkskanal eintritt. Dies
kann zu Lähmungserscheinungen und
Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen,
abhängig vom Auftrittsort des Bandscheibenvorfalls, führen. Ausgelöst wird ein
Bandscheibenvorfall in der Regel durch
genetisch bedingte Schwächen oder einseitige Belastungen der Wirbelsäule in
Beruf und Freizeit. Lesen Sie hierzu
auch den Artikel auf Seite 20 und 21.
Spaltwirbelbildung
Spondylolyse
Die maximale Ausprägung einer Spaltwirbelbildung, bei der sich einzelne Wirbel gegeneinander verschieben, nennt
man Spondyloptose.
Eine Spaltwirbelbildung der Lendenwirbelsäule bezeichnet man als Spondylolyse, dadurch wird das stabile Gerüst
der Wirbelsäule an einer bestimmten
Stelle, meist im Lendenwirbelbereich,
durch das Verschieben einzelner Wirbel
gegeneinander geschwächt. Gleitet ein
Wirbelköper nach vorne, spricht man
von einer Olisthese (oder Spondylolisthese). Je nach Ausprägung unterscheidet man verschiedene Krankheitsstufen.
Die maximale Ausprägung ist die Spondyloptose. 10 % der Bevölkerung haben
eine Spondylolisthese und wiederum 10
% davon entsprechende Schmerzsymptomatiken. Eine solche Erkrankung ist
auch für den weiteren Berufsweg entscheidend und kann nur durch eine
exakte Untersuchung und entsprechende Zusatzmaßnahmen
diagnostiziert
werden.
Andere mögliche
RückenschmerzAuslöser
Auch Tumore im Magen-Darm-Bereich
oder der Brust, die Metastasen (Tochtergeschwulste) gebildet haben, können
Rückenschmerzen auslösen. Dies gilt es,
durch eine gezielte fachärztliche Untersuchung herauszufinden.
Beinlängendifferenzen können ebenfalls Rückenschmerzen verursachen.
Auch die Entstehung und Entwicklung
dieser Beschwerden, zum Beispiel bei
Hüftdysplasie (Fehlstellungen des Hüftgelenkt beim Neugeborenen) oder bei
Kniefehlstellungen müssen in die Ursachenfindung mit einbezogen werden.
Die richtige Therapie ist das A und O:
Rückenschmerzprobleme erfordern eine
aktive Therapie. Meist werden sie durch
Muskelveränderungen und Muskelverspannungen verursacht. Bei unzureichender Therapie können chronische
Rückenschmerzen entstehen, die dann
eine aus mehreren Ansätzen kombinierte Schmerztherapie erforderlich machen. Schmerz muss eine Schutzfunktion für den Körper erfüllen, darum
vergisst unser Gedächtnis eine Schmerzerfahrung auch nicht.
Falls Sie Rückenschmerzen haben und
die Ursache nicht sofort gefunden wurde, lassen Sie sich nicht verunsichern!
Es ist nicht statthaft, Patienten als psychisch krank abzustempeln, wenn die
Differentialdiagnose des Rückenschmerzes nur unvollständig durchgeführt wurde.
Dr. med. Karl-Heinz Conrad
Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,
Sportmedizin, Physikalische Therapie,
Rehabilitationswesen, Balneologie, Klimatologie, Unfallarzt der Berufsgenossenschaften, Sonografie, TLA-Schmerztherapie, ambulante Operationen
www.dres-conrad-hofmann.de
Die Abbildungen aus der MRT (Magnetresonanztomographie) wurden uns
freundlicherweise zur Verfügung gestellt
von Dr. Alexander Großmann, Radiologie-Praxis im Dürerhof, Bayreuth.
orthinform
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Im Fokus
Zähne
und Kiefer
In einem gesunden Gebiss steht jeder
Zahn in einem bestimmten Verhältnis zu
seinem Gegenzahn. Fehlende oder
schiefe Zähne, zu hoch stehende Füllungen oder schlecht sitzende Brücken können diese Beziehung stören und zu Rükkenschmerzen führen. Denn: Unsere
Zähne sind fest im Kiefer verwurzelt
und stehen so über den Schädel in einer
engen Verbindung zur Wirbelsäule.
Auch stressbedingtes Zähneknirschen
oder Lippenpressen kann Verspannungen und Blockaden auf Nacken, Rücken
und Becken übertragen.
Wenn der Schmerz im Rücken
sitzt, liegt es nicht immer an den
Bandscheiben, an Bewegungsmangel, Haltungsschäden oder
seelischen Belastungen.
Auch Erkrankungen innerer Organe oder Fehlstellungen äußerer
Glieder können Rückenschmerzen verursachen und schmerzhafte Kettenreaktionen in Gang setzen. „Der Rückenschmerz muss
nicht unbedingt im Rücken entstehen“ erklärt Dr. Karl-Heinz
Conrad, stellvertretender Vorsitzender des Berufsverbandes der
Fachärzte für Orthopädie und
Unfallchirurgie in Bayern. „Bei
Patienten mit Rückenbeschwerden schauen wir uns daher den
gesamten Körper an, vom Kopf
bis zu den Füßen“ sagt der Orthopäde.
Dicker Bauch
Ein dicker Bauch, ob bei schwangeren
Frauen oder Übergewichtigen, bringt die
senkrechte Achse aus dem Gleichgewicht. Der Rücken wird durch das nach
vorne verlagerte Gewicht ins Hohlkreuz
gezogen. Dadurch erhöht sich der Druck
auf die Lendenwirbelsäule und die Halswirbelsäule gerät unter Spannung. Probleme entstehen vor allem im unteren
Rücken und im Nackenbereich.
Fotos: DAK/Rickers
Menstruation
Rückenschmerzen:
Den Ursachen auf der Spur
Monat für Monat erschwert eine Vielzahl
an organischen und seelischen Symptomen die Tage vor und während der Menstruation. Schmerzen und Ziehen im
Rücken sind für viele Frauen Regelbeschwerde Nummer Eins. Sie entstehen
durch Verkrampfungen im Unterleib, die
sich auf den unteren Rücken übertragen
und zu einer ungünstigen Körperhaltung
führen.
Innere Organe
Rückenschmerzen können Alarmsignale
für innere Erkrankungen sein. Solche
Symptom-Schmerzen bleiben bei Bewegung und Ruhe unverändert, während
„echte“ Rückenschmerzen auf Wärme,
Aktivität oder mechanische Reize reagieren. Schmerzen durch Erkrankungen
innerer Organe, wie Entzündungen von
Blase, Lunge, Magen oder Darm, strahlen dabei über das Nervensystem auf
den Rücken.
10 Goldene
Regeln für einen
gesunden Rücken
Beinlängendifferenz
Zwei Beine – zwei Längen: Selten sind
Beine genau symmetrisch und gleich
lang gewachsen. Auch verhärtete oder
verspannte Muskeln können ein Bein
verkürzen. Zwar kann unser Körper
unterschiedliche Beinlängen bis zu einem gewissen Maße kompensieren. Zu
große Unterschiede aber verursachen
mitunter Rückenschmerzen: Das Becken
gerät in eine Schieflage und die Wirbelsäule wird seitlich verbogen und zum
Teil auch verdreht.
Füße
1. Bewegen Sie sich regelmäßig
und so viel wie möglich!
2. Halten Sie Ihren Rücken immer
möglichst gerade!
3. Ändern Sie im Sitzen und Stehen regelmäßig Ihre Position!
Nicht immer stehen wir mit beiden Füßen fest auf dem Boden: Etwa 60 % der
Deutschen haben einen Platt-, Senkoder Spreizfuß oder einen anderen Fußschaden. Im Laufe des Lebens können
sich Fehlstellungen der Füße auf Knie,
Hüfte und Becken sowie auf die Wirbelsäule übertragen. Die Füße federn Belastungen dann zu schlecht ab oder verursachen eine fehlerhafte Kraftübertragung
beim Gehen und Stehen.
4. Heben Sie keine zu schweren
Lasten!
5. Verteilen Sie Lasten gleichmäßig
und halten Sie sie nah am Körper!
6. Treiben Sie Sport (z. B. Rückenschwimmen, Rad fahren, Nordic
Walking)!
7. Achten Sie im Stehen darauf,
dass Ihre Knie nicht durchgedrückt
sind!
Dr. med. Karl-Heinz Conrad
Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,
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8. Gehen Sie beim Bücken mit geradem Rücken in die Hocke!
9. Achten Sie auf ergodynamische
Büromöbel und die optimale Position von Computer und Tastatur!
10. Achten Sie beim Einschlafen
auf eine lockere entspannte Liegeposition!
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Im Fokus
Im Fokus
Spannung wird jeweils dann erhöht,
wenn wir etwas heben oder tragen wollen, wenn wir „Muskelarbeit“ leisten.
Schon eine kurze, ungünstige Bewegung
kann einen Hexenschuss auslösen. Auffallend ist, dass auch längere seelische
Spannungen unsere Lendenmuskulatur
in eine so kräftige Spannungsbereitschaft versetzen können, dass wir Rückenschmerzen bekommen können.
Die Antwort auf das Heben schwerer
Lasten oder auf stundenlanges Sitzen
sind oft quälende Rückenschmerzen.
Tritt der Schmerz schlagartig und stechend auf, so spricht man vom Hexenschuss. Mediziner reden von einer
Lumbago.
Andere Rückenschmerzen
Viele Patienten spüren diffuse Rückenschmerzen, die nach langem Sitzen oder
Gehen in den Rücken kriechen und
nach einiger Zeit das Gefühl auslösen:
„Ich breche in der Mitte durch“. Diese
dumpferen, tieferen Schmerzen haben
entweder mit einer mangelhaft trainierten Muskulatur oder aber mit einer Abnutzung der Wirbelgelenke und/oder
der Abnutzung der Bandscheiben zu
tun. Während der Hexenschuss relativ
ungefährlich ist, kann zum Beispiel der
Bandscheibenvorfall weit reichende Folgen wie lange Gefühls- oder Muskelstörungen haben, wenn er nicht kurzfristig
behandelt wird!
Der Hexenschuss – Lumbago
Die Wirbelsäule ist die Stütze des Körpers. Insgesamt 24 Wirbel sorgen für
Statik und Bewegung. Jeder Wirbel besitzt einen festen knöchernen Körper, an
den sich nach hinten ein Wirbelbogen
anschließt. Dieser umschließt und sichert das Rückenmark, in dem die Nerven liegen. Am Wirbelbogen befinden
sich die Wirbelgelenke, die die Wirbel
miteinander verbinden. Der nach hinten
auslandende Dornfortsatz ist gut durch
die Haut hindurch zu ertasten. Die Wirbel sind außerdem durch die Bandscheiben verbunden. Der gallertartige, wie
ein Kissen gebildete und wirkende Kern
der Bandscheibe puffert die Belastung
zwischen den Wirbelkörpern ab.
Die Wirbelsäule wird von Muskeln fest
umschlossen und damit aufrecht gehalten. Die Muskeln bewegen die Wirbelsäule in alle Richtungen, die von der Wirbelsäulenanatomie
vorgegeben
sind.
Gleichzeitig wird die Wirbelsäule durch
Bänder stabilisiert. Zusätzlich werden die
Wirbelgelenke durch eine feste Gelenkkapsel zusammengehalten. Das Zusammenwirken all dieser Teile ist verantwortlich für eine harmonische Bewegung.
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Die Wirbelsäule stabilisiert den Rücken, wenn wir etwas tragen, wenn wir
uns bücken oder uns umwenden. Diese
zielgerichteten Bewegungen werden
durch Nervenimpulse aus dem Gehirn
eingeleitet und gesteuert. Wirbel, Wirbelgelenke, Bandscheiben, Gelenkkapseln, Bänder, Muskeln und Nerven sind
miteinander verbunden und bilden das
Rückgrat.
Was tun?
Gegen die Lumbago gibt es eine ganze
Reihe präventiver und behandelnder
Maßnahmen, die in der Regel eine gute
Wirkung erzielen.
Der Schuss
Normalerweise bewegen wir uns,
ohne dabei Schmerzen zu empfinden.
Dann kommt plötzlich die Stunde, in der
ein jäher Schmerz in unsere Lendenwirbelsäule hineinschießt, uns regelrecht
lähmt. Die harmonische Bewegung
zweier benachbarter Wirbel in den Wirbelgelenken ist gestört, sie können sich
nicht mehr frei bewegen, sind „blockiert“.
Ruhe
Die beste Lagerung zur Entspannung ist
die Stufenbettlagerung, bei der die Wirbelsäule entlastet wird.
Die Ursachen
So ganz „aus heiterem Himmel“
kommt die Lumbago nicht. Hauptsächlich verantwortlich ist eine erhöhte
Spannung der Rückenmuskulatur. Die
Abbildung: Autor
Die Wirbelsäule
Wärme
Die Muskulatur wird durch Wärme entspannt. Zum Beispiel kann man ein warmes Bad nehmen und dann unter die
Bettdecke kriechen. Auch die Wärmflasche bietet sich an – sie ist häufig am
angenehmsten auf dem Bauch, von dort
geht die Wärme sanft in den Rücken.
Achtung: Werden die Schmerzen bei
Wärme stärker, besteht Verdacht auf
eine andere Schmerzursache, zum Beispiel auf einen Bandscheibenvorfall!
Schmerzmittel
Bei Rückenschmerzen helfen je nach Ursache auch Medikamente. Diese sollten
muskelentspannend, schmerzlindernd
und entzündungshemmend wirken.
Denken Sie daran: Bevor Sie Medikamente einnehmen, ziehen Sie Ihren Arzt
zu Rate!
Spritzen an die Wirbelgelenke/
in die Muskulatur
Zur Schmerzlinderung ist es manchmal
sinnvoll, schmerzlösende Medikamente
(zum Beispiel Kortison mit Betäubungsmittel) an die Nervenwurzel der Wirbelsäule zu spritzen. Dies nennt man periradikuläre Injektionstherapie (PRT).
Seelische Entspannung
Häufig sind Ärger oder Aufregung in Berufs- oder Privatleben der Grund für Verspannungen im Rücken („sein Kreuz
tragen“). Hier haben sich zum Beispiel
Autogenes Training und die Muskelentspannung nach Jacobsen bewährt, angeboten in Reha-Kliniken oder auch Volkshochschulen.
Bei tiefergreifenden psychischen Störungen
kann auch eine Psychotherapie helfen.
Massagen, Fangopackungen, Elektrotherapie
Diese Maßnahmen, die Ihnen Ihr Arzt
verordnen kann, können die Entspannung der Muskulatur fördern. Sie sollten
jedoch immer durch die im Anschluss folgenden Maßnahmen unterstützt werden.
Ergonomie am Arbeitsplatz
Hier gibt es genaue Vorgaben für Armund Sitzhaltung, Abstand zum Bildschirm ... (siehe Seite 44) Grundsätzlich gilt: Wechseln Sie Ihre Haltung regelmäßig und stehen Sie zwischendurch
immer wieder kurz auf.
Krankengymnastik
Spezielle Bewegungen können die Harmonie der einzelnen Rückrat-Bestandteile untereinander verbessern. Durch
Besserung der muskulären Kraft und
Entspannung verkürzter, verspannter
Muskeln wird die Beweglichkeit und Belastungsfähigkeit des Rückrats verbessert. Gleichzeitig wird einem Rückfall
vorgebeugt und eine im Gleichgewicht
befindliche Rumpfmuskulatur aufgebaut.
Rückenbandagen als Aktivbandage
Rückenbandagen wirken in der Regel
muskelaktivierend und schmerzlindernd.
Rückenschule
In der Rückenschule lernt man, den Rükken vor unnötiger Belastung zu schützen
und einem erneuten Hexenschuss vorzubeugen. Rückenschulen werden in krankengymnastischen Praxen, in Arztpraxen, Sportvereinen, Volkshochschulen
und von den Krankenkassen angeboten.
Sie schwächen nicht die Rückenmuskulatur, wie oft fälschlicherweise angenommen.
Sport
Jeder weiß: Bewegung ist das A und O.
Zur Vorbeugung eines Hexenschusses
sind besonders Nordic Walking, Wassergymnastik, Radfahren, Schwimmen und
Kraftraining (maßvoll dosiert und mit
achsengerechter Gelenkbelastung) zu
empfehlen.
Dr. med. Peter Brockhaus
Arzt für Orthopädie
Im Kurzentrum
Herzog-Wilhelm-Str. 86
38667 Bad Harzburg
www.dr-brockhaus.de
Chirotherapie/Manuelle Medizin
Durch einen gezielten Griff kann es dem
Arzt mittels Chirotherapie gelingen, die
Beweglichkeit der Wirbelsäule wiederherzustellen, zum Beispiel bei Blockaden.
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Im Fokus
Im Fokus
Im Jahre 1984 wurde erstmals die sogenannte „Charité-Prothese“, eine moderne Bandscheibenprothese, implantiert.
Mittlerweile in der 3. Generation hergestellt, besteht die lumbale Bandscheibenprothese aus Metallplatten, die im Bereich
der Abschlussplatten zweier Wirbelkörper mit dem Knochen
zementfrei verbunden sind. Zwischen den Metallplatten sitzt
ein Kunststoffkern, der jene Beweglichkeit ermöglichen soll,
die der im Rahmen der Operation entfernten Bandscheibe entspricht.
Inspiriert durch diese Prothese wurden im Lauf der letzen 20
Jahre mehrere andere Modelle entwickelt. Ihr Einsatz erfolgte
zunächst im Rahmen klinischer Studien. Mittlerweile werden
sie jedoch auch routinemäßig im regulären klinischen Alltag
zur Behandlung des diskogenen Schmerzes, teilweise jedoch
auch zur Behandlung von sogenannten „Postnukleotomiesyndromen“ und Instabilitäten im Bereich der Lendenwirbelsäule
eingesetzt.
Modernes Bandscheibensystem mit
innovativem Design und variablem
Rotationszentrum
Bandscheiben-Operationen der
neuen Generation
Fotos: Zimmer GmbH
auch mit einem derart intensivierten Behandlungskonzept
nicht alle betroffenen Patienten dauerhaft von ihren Beschwerden kuriert werden. In solchen Fällen kommen operative Maßnahmen zur Anwendung.
Neue Operationsverfahren zur Therapie chronischer Rückenschmerzen setzen
heute nach Möglichkeit auf eine Wiederherstellung des natürlichen Bewegungsumfangs. Dabei helfen modernste Bandscheibenendoprothesen den Patienten, ihre Mobilität und Flexibilität wieder zu erlangen.
Immer mehr und auch immer jüngere Menschen leiden an
chronischen Rückenschmerzen. Ursachen können Bandscheibenvorfälle, Arthrosen der kleinen Wirbelgelenke, Verengungen des Wirbelkanals oder auch die reine Degeneration der
Bandscheibe sein. Bei letztgenanntem Krankheitsbild spricht
man vom sogenannten „diskogenen Schmerz“ (Diskus intervertebralis = lat. Zwischenwirbelscheibe). Das heißt, die vom
Patienten empfundenen Beschwerden resultieren aus einem
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altersbedingten Verschleiß der Bandscheibe, ohne dass es zu
einem Austreten von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal kommen muss.
Üblicherweise geht die Behandlung des chronischen Rückenschmerzes von einem multimodalen Ansatz aus, der eine medikamentöse Schmerztherapie mit Krankengymnastik und balneophysikalischen Maßnahmen verbindet. Dennoch können
In der Vergangenheit stützte sich die operative Behandlung
des chronischen Rückenschmerzes überwiegend auf Verfahren, die entweder an der Bandscheibe selbst ansetzen oder
aber auf Versteifungsoperationen. Im Bereich der Bandscheibe
wurden neben klassischen offenen Bandscheibenoperationen
zunehmend sogenannte „mikrochirurgische Verfahren“ oder
auch das enzymatische Auflösen von Bandscheibengewebe
eingesetzt.
Versteifungsoperationen, die vor über 100 Jahren zur Behandlung der Tuberkulose entwickelt wurden, fanden zunehmend
auch Einsatz bei der Behandlung des diskogenen Rückenschmerzes. Doch ist dieses Therapieverfahren immer auch mit
einem Beweglichkeitsverlust im operierten Segment verbunden. Deshalb – und auch wegen der teilweise unbefriedigenden Ergebnisse der Bandscheibenchirurgie mit Narbenbildung
im Wirbelkanal – wurden im Lauf der letzten Jahrzehnte zunehmend Verfahren entwickelt, die einerseits eine zufrieden
stellende Behandlung des diskogenen Schmerzes ermöglichen, andererseits jedoch nicht die geschilderten Nachteile
beinhalten. So begann man 1966 mit der Erstimplantation einer Art Bandscheibenprothese, die aus einem metallischen
Rundkörper bestand, welcher nach Entfernung der Bandscheibe in den Zwischenwirbelraum eingesetzt wurde. Diese sogenannte „Vernström-Prothese“ scheiterte jedoch daran, dass
die Metallkugel im Laufe der Zeit in die benachbarten Wirbelkörper einbrach und damit funktionslos wurde.
Anders als klassische Wirbelsäulenoperationen wird die Implantation einer Bandscheibenprothese nicht von hinten sondern von vorn durchgeführt. Unter Schonung der Bauchorgane und der großen Bauch- und Beckengefäße wird sie
üblicherweise auf einer – in Ausnahmefällen auch auf zwei
oder mehr – Segmenthöhen nach vorheriger Ausräumung der
Bandscheibe durchgeführt.
Die Bandscheibenendoprothese gewährleistet also den Bewegungserhalt. Und so könnte es möglich sein, typische Probleme der Fusionsoperationen und der Bandscheibenchirurgie,
nämlich die bereits erwähnten Anschlusssegmentinstabilitäten und Narbenbildung im Spinalkanal, zu vermeiden. Die
bisherigen klinischen Studien zeigen, dass zumindest mit der
Fusion vergleichbare Ergebnisse erzielt werden können. Zu
hoffen bleibt, dass der erst auf lange Sicht einsetzende Effekt
einer Schonung der angrenzenden Segmente durch Erhalt der
Beweglichkeit des operierten Segmentes durch Langzeitstudien bestätigt werden kann.
Entscheidend bei der Bandscheibenendoprothetik ist jedoch –
wie bei allen anderen operativen und konservativen Therapieverfahren des chronischen Rückenschmerzes –, dass gemeinsam von Arzt und Patient eine sorgfältige Auswahl des
geeigneten Therapieverfahrens vorgenommen wird.
OA PD Dr. med. Wolfram Käfer
OA PD Dr. med. Balkan Cakir
Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU
Oberer Eselsberg 45
89081 Ulm
www.uniklinik-ulm.de
orthinform
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Im Fokus
Im Fokus
welcher Skoliose angebracht und sinnvoll sind, wird auch heute noch auf orthopädischen Fachtagungen diskutiert.
So kann es durchaus sein, dass ein Patient bei Vorstellung in mehreren Kliniken verschiedene operative Behandlungsmöglichkeiten
vorgeschlagen
bekommt.
Skoliose
Deformität der Wirbelsäule
Unser Team praktiziert sowohl die konservative (nicht-operative) als auch die
operative Therapie von Skoliosen. Die Kooperation mit einer orthopädischen Werkstatt bietet den Vorteil direkter Wege und
damit die Möglichkeit der unmittelbaren
Problemlösung. In Bezug auf die Operationsverfahren bei Skoliose-Patienen werden hier, abhängig von der Krümmungsform,
ventrale
(vordere/seitliche)
und/oder dorsale (hintere) Operationstechniken durchgeführt. Die Wahl der
Operationstechnik ist dabei maßgeblich
abhängig von der Krümmungsform, aber
auch von der kosmetischen Deformität.
Unter dieser kosmetischen Deformität
leiden nicht wenige Patienten – sie fühlen sich durch die Skoliose entstellt. Es
ist darum sehr wichtig, diese psychische
Komponente zu berücksichtigen. Denn
die Motivation zur therapeutischen Mitarbeit ist für den Behandlungserfolg, der
wiederum das Selbstbewusstsein stärkt,
notwendig. Hier spielen neben Familie,
Freunden, Ärzten, Orthopädietechnikern
und Krankengymnasten auch Selbsthilfegruppen eine wichtige Rolle.
Die Skoliose (griechisch: skolios = krumm) ist eines der am längsten bekannten
orthopädischen Leiden. Es handelt sich hierbei um eine dreidimensionale Deformität mit einer Seitverbiegung und Rotation der Wirbelsäule bei gleichzeitiger Verdrehung der Wirbelkörper. Laut Fachliteratur sind zwischen 0,2 und 16 %
der Bevölkerung betroffen. Diese große Spannbreite ist wohl auf die unterschiedlichen Definitionen der Skoliose zurückzuführen. In Europa geht man von
einer Skoliosehäufigkeit von 2 bis 4 % bei der Bevölkerung aus.
Skoliosen unterscheidet man nach ihren
Entstehungsursachen:
Idiopathische Skoliosen: Etwa 85 %
der Skoliosen werden als idiopatisch bezeichnet, das heißt die Ursache ist unbekannt. Offensichtlich liegt jedoch ein
Missverhältnis zwischen dem Wachstum
der vorderen und der hinteren Wirbelanteile vor, was zu Zeiten starken Wirbelsäulenwachstums zu einer Zunahme der
Skoliose führen kann. Dementsprechend
wird die idiopathische Skoliose auch als
Wachstumsdeformität bezeichnet. Mädchen sind viermal so häufig betroffen
wie Jungen.
Kongenitale Skoliosen: Diese Skoliosen können bei Fehlbildungen einzelner
Wirbelkörper oder ganzer Wirbelsäulenabschnitte auftreten.
Neuropatische und myopatische
Skoliosen: Hierbei führen Grunderkrankungen des Nerven- oder Muskelsystems zum Auftreten einer Skoliose.
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Darüber hinaus gibt es noch eine ganze
Reihe von weiteren Ursachen die zum
Auftreten einer Skoliose führen können,
zum Beispiel Systemerkrankungen (Erkrankungen, die sich auf ein gesamtes Organsystem wie das zentrale Nervensystem oder sogar den gesamten Körper
auswirken) oder auch radiogene (durch
Einwirkung radioaktiver Strahlung), posttraumatische (Reaktion nach einem erlebten Trauma), entzündliche oder tumorbedingte Gründe.
Die meisten Skoliosen werden im Kindes- und Jugendlichenalter durch Zufall
festgestellt. Die Patienten sind in der Regel ohne Beschwerden. Besteht bei einem
Kind oder Jugendlichem beim VorneÜberbeugen (sogenannter „Vorneigetest“)
eine Auffälligkeit des Rumpfes, sollte man
sich bei einem in der Diagnostik und Therapie der Skoliose geschulten Orthopäden
vorstellen. Da eine Skoliose, wie oben beschrieben, eine erhebliche Krümmungszunahme während des Wachstums entwickeln kann, sind die frühe Sicherung
der Diagnose und die regelmäßige Verlaufkontrolle für die Prognose wichtig.
Trägt man regelmäßig ein Korsett, sollte die
Skoliose korrigiert oder zumindest in ihrer
Entwicklung gebremst werden.
Die Behandlung der Skoliose ist sehr
komplex, da jede Skoliose eine individuelle und damit einzigartige Krümmung
ist. Krankengymnastische Maßnahmen
sind wichtiger Bestandteil der Behandlung. Bei Skoliosen bis zu 20 Grad werden sie in der Regel als einzige Maßnahme empfohlen.
Der Vorneigetest: Ist eine Rückenhälfte deutlich gewölbt und die andere erscheint flach,
besteht der Verdacht auf eine Skoliose.
Sollte die Skoliose größer als 20 Grad
sein und der Patient sein körperliches
Wachstum noch nicht abgeschlossen haben, ist eine Korsettbehandlung zur Korrektur oder zumindest zur Verhinderung
beziehungsweise Verzögerung einer Zunahme der Krümmung sinnvoll. Das Korsett sollte nach einer Eingewöhnungsphase 23 Stunden am Tag, also auch
nachts, getragen werden. Begleitend
dazu sollten krankengymnastische Übungen durchgeführt werden. Nachdem der
Patient körperlich weitgehend ausgewachsen ist, wird das Korsett üblicherweise wieder schrittweise abtrainiert.
Bei Skoliosen ab einer Krümmung von
Bei einer stark ausgeprägten Skoliose ist eine
Operation sinnvoll. Dabei richtet man die
Wirbelsäule mit Hilfe von implantierten
Metallstäben bis zu einem gewissen Grad auf.
50 bis 55 Grad ist eine Operation sinnvoll. Es gibt Techniken, bei denen von
seitlich vorne (ventral) oder von hinten
(dorsal) operiert wird. Diese können isoliert oder kombiniert eingesetzt werden.
Um eine Korrektur der Krümmung zu
erreichen, werden Implantate eingebracht. Welche Operationstechniken bei
Priv.-Doz. Dr. med.
Constantin Klöckner
Orthopäde/Orthopädischer Chirurg
Hohlstr. 192
CH – 8004 Zürich
[email protected]
orthinform
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Im Fokus
Im Fokus
eim Morbus Scheuermann oder
auch bei der Scheuermann-Krankheit (Adoleszentenkyphose, juvenile Kyphose), handelt es sich um eine
Wachstumsstörung der jugendlichen
Wirbelsäule mit vermehrter Rundrückenbildung im Bereich der Brustwirbelsäule.
Im Volksmund wird die Erkrankung
auch „Schneider-Buckel“ oder „Lehrlings-Buckel “ genannt. Die Wachstumsstörung beginnt an den noch knorpeligen
Deck- und Grundplatten der Wirbelkörper. Der Wirbelköper (Corpus vertebrae)
besteht aus einer harten Knochenschicht
(Deckplatte und Grundplatte) und einem
weichen Inneren (Spongiosa). Bei vermehrter Biegebelastung, zum Beispiel
durch langes gebeugtes Sitzen und bei
gleichzeitig schwacher Rückenmuskulatur werden die Wirbelkörper an den konkaven (= nach innen gewölbt) ventralen
(= bauchseitig) Vorderkanten unverhältnismäßig stark belastet. Dadurch kommt
es zu Schäden an den Knorpel-KnochenVerbindungen der Wirbelkörperdeckplatten und Wirbelkörperkanten. An den
Wirbelkörpern bleibt das Wachstum vorne allmählich zurück, so dass die Wirbelkörper sich keilförmig entwickeln können. Ebenfalls treten oft zerfurchte,
zerklüftete Deckplatten, kleine linsen- bis
erbsengroße Kavernen (krankhafte Hohlräume) auf. In gravierenden Fällen können die Deckplatten der Wirbelkörper
einbrechen.
belsäulenabschnitte eine Überbeweglichkeit annehmen. Oft entsteht kompensatorisch im Bereich der Lendenwirbelsäule
ein verstärktes Hohlkreuz (Hyperlordose).
B
Häufigkeit
Abbildung: Pilates für den Rücken, BLV Buchverlag 2006
Bei der Scheuermann’schen Erkrankung handelt es sich um eine der häufigsten Wirbelsäulenerkrankungen. Benannt wurde die Erkrankung nach dem
„Erstbeschreiber“ Holger Werfel Scheuermann, einem dänischen Orthopäden
und Röntgenarzt. Männliche Jugendliche sind 4 bis 5 mal häufiger betroffen
als weibliche. Während des pubertären
Wachstumsschubes zwischen dem 11.
und 15. Lebensjahr bei Mädchen und
dem 12. und 17. Lebensjahr bei Jungen
ist die Wirbelsäule besonders anfällig
für Fehlentwicklungen.
Wirbelsäulenverkrümmung
Durch den Eintritt des Bandscheibengewebes in die Wirbelkörper (Schmorl´sche
Knötchen) wird der Zwischenwirbelraum
verringert.
Es kommt zu einer stärkeren Belastung
der Wirbelsäule und der kleinen Wirbelgelenke. Oft besteht noch eine so genannte Morbus Scheuermann-Skoliose (Seitenausbiegung der Wirbelsäule). Ist Morbus
Scheuermann stark ausgeprägt, kann die
Erkrankung zu einem verfrühten Verschleiß der Bandscheiben führen, die im
zweiten und dritten Lebensjahrzehnt eine
Einsteifung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte hervorrufen können. Um dies
auszugleichen, müssen die anderen Wir-
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orthinform
Entstehung
Sowohl endogene (= angeborene) Ursachen, Stoffwechselstörungen aber auch
starke mechanische Beanspruchungen
können Morbus Scheuermann hervorrufen. Eine große Rolle spielt die schwache
Muskulatur bei den Kindern. Bei heute
nur noch geringen sportlichen Belastungen in Kindergarten, Schule und Ausbildung kann sich keine ausreichende Rükkenmuskulatur bilden. Selbst die
Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen findet zunehmend im Sitzen
statt, seit der PC Einzug in das Kinder-
Morbus
Scheuermann:
Was versteht man darunter?
Regelmäßige Bewegung ist für eine angemessene Ausbildung der Rückenmuskulatur sehr
wichtig.
und Jugendzimmer genommen hat. Die
zur Stabilisierung der Wirbelsäule notwendige Muskulatur kann nicht ausreichend aufgebaut werden. Der M. Scheuermann wird dadurch während der
Wachstumszeit noch verstärkt.
Diagnose
Die Diagnose wird zunächst durch den
typischen klinischen Befund gegeben. Der
dazu passende Röntgenbefund, aufgenommen von der Seite, mögliche Rückenschmerzen und das entsprechende Alter
bestätigen die Diagnose, wobei im Wachstumsalter die Beschwerden bei den Kindern und Jugendlichen häufig nur gering
oder gar nicht vorhanden sind. Nicht selten wird Morbus Scheuermann zufällig
festgestellt. Auffällig sind bei der Untersuchung die schwache Rückenmuskulatur,
gelegentlich eine Seitausbiegung der Wirbelsäule sowie eine vermehrte Rundrükkenbildung.
Für eine sorgfältige Diagnose bei
Scheuermannscher Krankheit ist eine
sagittale (seitliche) Ganzwirbelsäulenaufnahme erforderlich.
Therapie
Erst spät im Erwachsenenalter treten
Symptome wie Rückenschmerzen auf.
Abhängig von der vermehrten Rundrükkenbildung und verstärkten Hohlkreuzbildung kommt es zu starken lokalen
Beschwerden im Bereich der verspannten Rückenmuskulatur, der Bänder und
Gelenke, die auch zeitweilig in Arme
und Beine ausstrahlen können. Die Ursache dieser Erkrankung ist jedoch immer im Jugendalter zu suchen.
An erster Stelle ist sowohl im Kinderund Jugendalter als auch im Erwachsenenalter die Vermeidung von Fehlbelastungen (zum Beispiel stundenlanges gebeugtes Sitzen) zu nennen. Nicht jede
Sportart ist für Scheuermann-Patienten
geeignet. Sportarten, bei denen die Wirbelsäule erheblichen Kompressions-Belastungen und Torsions-Belastungen
(Verdrehung um die eigene Längenachse) durch Stöße, Sprünge, Schläge, Stür-
ze und Ähnliches ausgesetzt ist wie
Kampfsport, Hallen-Ballsport, Geräteund Bodenturnen, Radfahren in Rennradhaltung, Laufsportarten auf harten
Böden) können die Beschwerden verstärken. Geeignet sind zum Beispiel
Kraftsport (ohne stemmende und drükkende Belastungen), Schwimmen, Gymnastik und Walking.
Therapeutisches Ziel ist die Reklination, das heißt Aufrichtung und Strekkung, Dehnung verkürzter und in den
Rund-rücken hineinziehender Strukturen und Muskelketten, die Kräftigung
der Muskulatur und das Trainieren einer
aufrechteren Haltung. Eine sehr wirksame physiotherapeutische Methode zur
Selbstaufrichtung der Brustwirbelsäule
ist die atemtherapeutische Krankengymnastik nach Katharina Schroth. Ist eine
Selbstaufrichtung nicht mehr möglich,
kann ein aufrichtendes Korsett Erfolg
bringen.
Operative Eingriffe sind nur sehr selten notwendig.
Mit Abschluss des Wachstums kommt
die Erkrankung zum Stillstand: Sie ist
selbstlimitierend. Die eingetretenen
Schäden an den Knorpeln und Wirbelkörpern bleiben für den Rest des Lebens
bestehen. Verfrühte Verschleißveränderungen der Wirbelsäule, Blockaden der
Brustwirbel und eine Zunahme der
Bruswirbelsäulen-Kyphose
(Buckel)
können Spätfolgen von M. Scheuermann im Erwachsenenalter sein. Man
spricht dann nicht mehr von Morbus
Scheuermann, sondern vom „Zustand
nach Morbus Scheuermann“ oder vom
„Post-Scheuermann-Syndrom“.
Eine Änderung der Wirbelsäulenverkrümmung ist dann nicht mehr möglich.
Aber die muskuläre Stabilisation kann
durch intensive krankengymnastische
Behandlung verbessert werden. Zusätzlich können die Muskulatur gestärkt
und Verkürzungen gedehnt werden.
Dr. med. Uwe Heldmaier
Facharzt für Orthopädie
Spezielle orthopädische Chirurgie
Sortmedizin und Chirotherapie
Karlstr. 6
72072 Tübingen
orthinform
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Im Fokus
Im Fokus
Sie können sich online über die
OrthoFit-Kampagne informieren:
unter www.aktion-orthofit.de.
Dort können Sie auch nach Ärzten
suchen, die sich an der OrthoFitKampagne beteiligen.
Redaktion
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Im Fokus
Im Fokus
Ihre Aufgabe ist es, das Gesicht und den Schädel zu versorgen. Darüber hinaus gibt es weitere Nervenkontakte, die die
Bewegung der Kaumuskulatur unterstützen. Zudem folgen
Nervenäste und Anteile des vegetativen Nervensystems verschiedenen Blutgefäßen, die über das Hinterhauptsloch bis in
den Schädel reichen.
Stress, Entzündungen,
Verletzungen, hormonelle Probleme – die Ursachen für Kopfschmerzen
sind vielfältig. Was viele
nicht wissen: Auch Probleme mit der Wirbelsäule können zu immer
wiederkehrenden, unangenehmen Kopfschmerzen führen. Auslöser
sind oftmals Fehlhaltungen am Arbeitsplatz.
Eine falsche Sitzhaltung über einen längeren Zeitraum kann Verspannungen der Halswirbelsäulenmuskulatur auslösen.
Diese Verbindungen sind der Grund, weshalb Störungen aus
dem Bereich der oberen Halswirbelsäule Schmerzen im Bereich des Kopfes und des Gesichtsschädels auslösen können.
Sie rufen auch die häufig auftretenden Begleiterscheinungen
wie Schwindel, Ohrgeräusche oder Übelkeit hervor. Sogar Phänomene wie Sehstörungen, die den Patienten erfolglos zum
Augenarzt treiben, lassen sich daraus ableiten. Trotzdem wird
die Herkunft dieser Störungseinflüsse der oberen Halswirbelsäule oft nicht festgestellt. Blockierungen mit Verspannung der
Muskeln oder gar die Instabilität der oberen Halswirbelsäulensegmente werden nicht erkannt und entsprechend behandelt.
Stattdessen wird ersatzweise von „Schmerzsyndromen“ gesprochen. Denn immer noch messen viele Ärzte dem Einfluss
der Wirbelsäule auf die Entwicklung von Kopfschmerzen wenig Bedeutung zu. Sie weisen auf die geringe Aussagekraft der
Bild gebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule hin, die auch bei einer Vielzahl von Erwachsenen
ohne Beschwerden degenerative Veränderungen zeigen. Dem
wird jedoch oft ein zu hoher Stellenwert beigemessen. Stattdessen fehlt häufig eine klare diagnostische Aussage, die mit
Hilfe einer funktionsorientierten manualmedizinischen Untersuchungstechnik hätte gestellt werden können.
Vom Rücken
in den Kopf
ine falsche Sitzhaltung am Arbeitsplatz, aber auch im
Auto kann über einen längeren Zeitraum Kopfschmerzen
verstärken oder gar auslösen. Ist die Tastatur dauerhaft zu
hoch und der Stuhl zu niedrig, sind die Schmerzattacken häufig vorprogrammiert: Die Betroffenen sitzen in gekrümmter
Haltung, die zu einer Überstreckung der Halswirbelsäule und
zu einem vorgeschobenen Kopf führt. Wird diese Position
über längere Zeit beibehalten oder immer wieder eingenommen, kann das nach längerer Zeit zu einer Verspannung der
Halswirbelsäulenmuskulatur führen (Bild 1).
E
Viele von uns haben diese Verspannung schon als unangenehmes Ziehen der Nackenmuskulatur gespürt, die an der Basis des Hinterkopfes ansetzt. Mit der Zeit stellt sich dann auch
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noch ein dumpfer Kopfschmerz ein, der über den Schädel bis
nach vorne kriecht und sich schließlich im Bereich der Stirn
festsetzt. Der Schmerz ist meistens einseitig, kommt aber
auch beidseitig vor.
Das gilt auch für myofasziale Schmerzsyndrome (myofasziale Schmerzsyndrome betreffen Muskeln und deren bindegewebige Hüllen einschließlich der Sehnen). Sie sind ebenfalls eine
Ursache für Kopfschmerzen, die häufig nicht diagnostiziert
werden. Durch falsche Körperhaltung, aber auch durch Umgebungseinflüsse wie feuchte Kälte („Schwitzen nach dem Tennismatch und danach noch draußen im Freien beim einem
leichten Windzug sitzen ...“) können in der Muskulatur so genannte „Triggerpunkte“ – etwa im Schulter-Halsbereich – aktiviert werden. Triggerpunkte sind umschriebene, druckschmerzhafte Verhärtungen in Skelettmuskeln, die bestimmte
Schmerz-Übertragungsmuster auslösen. Sie projizieren dann
an teilweise entfernten Körperstellen „Übertragungsschmerzen“, zum Beispiel im Kopf.
Manuelle Therapie bei Kopfschmerzen
Zur Therapie der haltungsbedingten Kopfschmerzen sollte
man nicht zu Tabletten greifen, sondern die betroffenen Muskeln gezielt durch Manuelle Therapie behandeln lassen. Zahlreiche Manualtherapeuten und Osteopathen verstehen es, die
Wirbelsäule in die Behandlung der Kopfschmerzproblematik
mit einzubeziehen.
Am Anfang der Behandlung steht dabei eine funktionsorientierte manualmedizinische Diagnostik. So bekommt der Arzt
Aufschluss über die funktionelle Störung der Wirbelsäule, insbesondere der Halswirbelsäule und des Überganges zur Brustwirbelsäule. Dabei erfasst er sowohl Bewegungseinschränkungen als auch Hypermobilitäten. Anschließend werden die
durch die Störung aufgetretenen Muskelverspannungen mit
geeigneten Weichteiltechniken behandelt. Dazu gehören zum
Beispiel Griffe zur Lösung von Blockierungen und die manuelle Beeinflussung der Muskelspannung durch Kompression.
Hierbei wird mit der Hand auf schmerzauslösende Punkte im
Muskel gedrückt, um sie zu entspannen und den Schmerz zu
nehmen (Bild 2).
Entstehen die Beschwerden durch hypermobile Wirbelsäulensegmente, wendet der Arzt auch Therapien an, die die Wirbelsäule stabilisieren. So kann er beispielsweise die Muskulatur in den betroffenen Wirbelsäulenabschnitten mittels
„Gegenhaltertechniken“ trainieren, bei denen der Patient einen Gegendruck ausübt.
Bei der Behandlung mit manueller Therapie reicht oftmals
schon eine Sitzung aus, um dem Patienten den Schmerz zu
nehmen. Um einen dauerhaften Erfolg zu erzielen, muss natürlich zusätzlich die Ursache der Schmerzen, nämlich die falsche Sitzhaltung, korrigiert werden.
Kontakt von Rückenmark und Hirn
Eine Erklärung des Zusammenhangs von Halswirbelsäule
und vielen Kopf- aber auch Gesichtsschmerzbildern liefern
die neuesten Erkenntnisse der Neurophysiologen und der
Anatomie: Im Bereich der oberen Halswirbelsäule im Rükkenmark haben Forscher zahlreiche Verbindungen zu Hirnnervenkernen und den sensiblen Versorgungsgebieten der
Nervenäste des Trigeminus (fünfter Hirnnerv) ausgemacht.
Schmerz durch Triggerpunkte
Bei der Triggerpunktbehandlung drückt der Arzt mit der Hand auf schmerzauslösende Punkte im Muskel, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen.
Dr. Norbert Dehoust
Dr. Karl-Sell-Ärzteseminar Neutrauchburg (MWE) e.V.
der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin
Riedstraße 5
88316 Isny
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Im Fokus
Im Fokus
Nichts ist uns vertrauter als der
Schlaf; und doch ist er uns fern.
Er ist das unbekannte Drittel unseres Lebens. Wir nehmen den Schlaf
als Teil unseres Tagesablaufs zur
Kenntnis, ohne uns damit zu beschäftigen. Er wird erst für die
meisten Menschen interessant,
wenn sie „nicht mehr gut schlafen“. „Das Glück ist eine Frage des
Ausgeschlafenseins“. (C. Schleich)
Richtig liegen –
besser schlafen!
In guten Betten auch nachts immer Haltung bewahren
Die Wirbelsäule soll in den Rückenund Seitenhaltungen so liegen, wie es
ihrer Form im aufrechten Stehen (fast)
entspricht. Dabei sind alle Knochen der
Wirbelsäule ,,lotrecht“ übereinander
aufgerichtet. Da im Liegen die Kräfteverhältnisse etwas anders sind, kann dies
nicht ganz genau, jedoch weitgehend erreicht werden. Untersuchungen zeigen,
dass die richtige Haltung der Wirbelsäule
im Liegen am besten auf einer flexiblen
Unterfederung mit einer darauf abgestimmten Matratze, auf einem Bettsys-
30
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tem, erreicht wird. Dabei kommt die
Stellung der Wirbelgelenke der Ruhehaltung beim aufrecht stehenden Menschen
am nächsten. Wird diese Liegehaltung
erreicht, können sich Körper und Geist
im Schlaf optimal regenerieren. Das gilt
natürlich auch für die Bandscheiben. Je
weniger Fehlbelastungen sie im Liegen
erfahren, desto besser können sie die benötigte Nährflüssigkeit aufnehmen. Und
das gilt bei jeder Liegehaltung, Nacht für
Nacht, Sommer wie Winter, ein Leben
lang. Daher ist ein gut stützendes Bett in
Das richtige Bettmaß
Ein Bettsystem sollte es schon sein
Bewegung ist auch im Schlaf sehr
wichtig. Sie unterstützt die Regeneration
der Bandscheiben, fördert die Durchblutung der Muskulatur und hilft zugleich
zu entschlacken. Ein gesunder Mensch
ändert seine Schlafposition circa 40–60
mal in der Nacht. Und das ist auch gut
so. Für die Bewegungsfreiheit ist allerdings eine ausreichende Bettgröße erforderlich: Ein Einzelbett sollte mindestens
100 cm breit sein; die Bettlänge sollte
mindestens 20 cm mehr betragen als die
Körpergröße. Je nach Körpergröße ist
eine Betthöhe von 45 bis 55 cm ideal.
Sie erleichtert das Aufstehen und Hinlegen (vor allem bei älteren Menschen).
Auch das Bettklima wird dadurch positiv beeinflusst (Fußbodenkälte/aufsteigende Warmluft).
Unter einem Bettsystem versteht man
ein abgestimmtes Zusammenspiel von
Unterfederung (zum Beispiel Lattenrost)
und Matratze. Diese müssen so aufeinander abgestimmt sein, dass ein höchstmöglicher Liegekomfort erreicht werden
kann, das heißt es soll jeden Benutzer in
allen Schlaflagen richtig abstützen und
für ein angenehmes Liegegefühl sorgen.
So bietet auch die (beste) Matratze keinen ausreichenden Komfort, wenn sie
auf einem starren Einlegerahmen liegt.
Ebenso verliert ein flexibler Einlegerahmen seine Wirkung, wenn die Matratze
Mulden aufweist.
Individuelle Anpassung des Bettsystems
Das Maß für die ergonomisch richtige
Lage ist die Wirbelsäule. Liegt sie in allen Schlafhaltungen gemäß ihrer natürlichen, individuellen Form, kann man
sich wirksam entspannen. Die natürlichen Bewegungsabläufe/Lageveränderungen des Schläfers bedingen ein
Höchstmaß an Flexibilität der Unterfederung.
Sinnvolle Verstellfunktionen
Abbildung: AGR
D
Wie man sich bettet, so liegt man
Auch ein Bett unterliegt mechanischer
Abnutzung und Verschleiß, welcher
auch hygienisch bedingt ist. Die Nutzungsdauer für eine Bettunterfederung
liegt bei etwa 10, in seltenen Ausnahmefällen bei 20, Jahren (eine regelmäßige
Überprüfung der Funktionsfähigkeit ist
ratsam); die für eine Matratze bei maximal 10 Jahren. Ganz wichtig: Matratzenbezüge sollten zur Reinigung oder zum
Waschen abnehmbar sein. Auch altersoder krankheitsbedingte körperliche
Veränderungen erfordern ein neues Bett.
Dies gilt auch bei dem Wunsch nach einem Mehr an Komfort hinsichtlich der
Bettausstattung (zum Beispiel motorische Verstellmöglichkeiten).
jedem Alter wichtig für die Erholung und
speziell für die Vorbeugung gegen Rükkenschmerzen.
Foto: djd/panthermedia.net
er erholsame Schlaf macht uns aktiv und leistungsfähig. Ein gestörter Schlaf kann Probleme am Tage
nach sich ziehen, und unbewältigte Tagesprobleme stören den Schlaf. Deshalb gilt es, für diesen unlösbaren
Kreislauf das Verhalten bei Tag und
Nacht mit einzubeziehen. Dabei geht
es um sinnvolle Verhaltensänderungen
am Tage und um Verbesserungen des
Umgebungsfeldes (so genannte Verhältnisprävention). Auf den Schlaf bezogen
gehören hierzu der Schlafraum und die
Beschaffenheit des Bettes.
Nutzungsdauer
Für die Entlastung der Beine und des
Blutkreislaufs ist eine sogenannte Körperschräglagerung eine sinnvolle therapeutische Hilfe. Das Hochlegen der Beine ist
ein oft gehörter ärztlicher Rat. Dabei ist
darauf zu achten, dass die leicht schräge
Lagerung des Körpers seitens des Rahmens sanft ansteigend im Schulterbereich
beginnt und die Fersen letztendlich nicht
höher als das Herz liegen!
Der Kurzüberblick über die Anforderungen an ein Bett:
1. Achten Sie beim Probeliegen auf „leichte“ Kleidung,
das heißt nicht auftragende oder beengende.
2. Nehmen Sie beim Probeliegen verschiedene Liegepositionen ein (Seiten- und Rückenlage).
3. Probeliegen nur mit Kopfkissen/Nackenstützkissen.
4. Betten und Schuhe probiert man an!
5. Fast so lange wie ein Arbeitstag dauert für einen
gesunden Menschen die tägliche Nutzung des Bettes.
Deshalb sollte uns guter Schlaf sehr viel wert sein und
das beste Bett gerade gut genug!
Das AGR Gütesiegel
Das Gütesiegel „AGR Geprüft & empfohlen“ der Aktion Gesunder Rücken e.V.
schneidet mit dem Gesamturteil „sehr
gut“ ab.
Geprüft und empfohlen werden rükkengerechte Produkte, eine neutrale Produktprüfung durch unabhängige medizinisch-therapeutische Fachleute wird
garantiert. Achten Sie beim Bettenkauf
auf dieses Zeichen!
Weitere Informationen zum rückengerechten Alltag gibt Ihnen der AGR-Einkaufsleitfaden. Er ist im Buchhandel für
9,95 € unter der ISBN 978-3-936119-05-3
erhältlich. Oder direkt bei der AGR e.V.,
Postfach 103, 27443 Selsingen,
Tel. 0700/247 11 111, www-agr-ev.de
orthinform
1/2007
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In der Praxis
Gelenksarthrose – schmerzfrei
mit Hilfe der M4 Therapie
Ziehende Schmerzen in
der Lendenwirbelsäule?
(Multimodales Medizinisches MasterManagement)
Hilfe durch Sklerosierungstherapie!
nsere Beweglichkeit beruht auf
dem Zusammenspiel der Gelenke
und der dazugehörigen Muskulatur. Bei der Arthrose, das heißt dem Gelenkverschleiß, kommt es zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen. Der
gesunde Gelenkknorpel hat eine glatte
Oberfläche, die bei Bewegung als Gleitfläche dient.
enn Sie länger stehen oder
langsam gehen, zum Beispiel
auf einem Empfang oder bei einem Stadtbummel, verspüren Sie zunehmend ziehende Schmerzen in der
unteren Lendenwirbelsäule? Dann ist
wohl Ihre Muskulatur im unteren Rükken geschwächt. Die Sklerosierungstherapie setzt an den Gelenkkapsel- und
Bandansätzen der unteren Wirbelsäule
einen Reiz, der das Gewebe festigt.
U
W
Die Gelenkflüssigkeit (Synovia) ist
eine gelartige Schmiere. Sie reduziert die
Reibung, wirkt stoßdämpfend und ernährt den Knorpel. Bei der Arthrose
kommt es zu einer überwiegenden Schädigung des Knorpels und der Gelenkschmiere. Der Knorpel wird rau. Dies
führt zu einer dramatischen Erhöhung
der Reibung.
Aus Erfahrung bringen die bisher üblichen Behandlungen nur kurzfristige
Erfolge.
Das multimodale medizinische Mastermanagement (M4 Therapie®) hat
sich bei Arthrosebeschwerden als effektivste Therapie erwiesen:
• Verbesserung der Gelenkschmiere und
der Ernährung des Knorpels sowie Erniedrigung der Gelenkreibung
• Verminderung der Knorpelbelastung
und Ausgleich von Fehlbelastung
• Stabilisation des Gelenkes
• Anregung regenerativer Maßnahmen
1.) Die M4 Therapie zeigt auch bei
fortgeschrittenen Erkrankungen eine rasche Reduktion der Schmerzen und eine
verbesserte Bewegung des Gelenkes.
Operative Maßnahmen können so hinausgezögert oder vermieden werden.
Die Verbesserung der Gelenkschmiere
erfolgt durch Einspritzen von Hyaluronsäure in das Gelenk. Hyaluronsäure
32
1/2007
orthinform
(zum Beispiel Suplasyn®) ist ein natürlicher Baustein von Knorpel- und Gelenkflüssigkeit. Die Hyaluronsäure bildet
eine zähe elastische Gelenkschmiere mit
stoßdämpfender Funktion. Die Hyaluronsäuremoleküle versiegeln als oberste
Schutzschicht die Knorpeloberfläche.
2.) Durch gezielte Ergonomisierung
des Bewegungsablaufes mit orthopädietechnischen Hilfsmitteln sowie durch
Vermeidung gelenkschädigender Verhaltensweisen wird die Belastung des betroffenen Gelenkes reduziert.
3.) Die Stabilisierung des Gelenkes erfolgt überwiegend durch eine stadienadaptierte Trainingsbehandlung und Verbesserung der Gelenkskoordination.
Dies erfolgt durch moderne hochfrequenzvibrationsgesteuerte Trainingsmethoden (zum Beispiel Power-Plate).
4.) Regenerative Prozesse im Gelenk
werden durch eine Kombination elektrotherapeutischer und knorpelstimulierender Maßnahmen (orthopädische Signaltherapie) angeregt.
Schmerztherapeutisch kommen neben
medikamentösen Maßnahmen, insbesondere Akupunktur-Behandlungen, Thermo-Therapien oder auch Nervenstimulations-Behandlungen zum Einsatz.
Durch dieses moderne Behandlungskonzept des multimodalen medizinischen Mastermanagements werden Arthroseschmerzen reduziert oder beseitigt,
die Reibung im Gelenk erniedrigt und die
Gelenkschmiere verbessert. Eine weiche,
harmonische Bewegung im Gelenk wird
dadurch möglich und das Bewegungsausmaß des Gelenkes verbessert.
Dr. Jürgen Fischer
Facharzt für Orthopädie
Facharzt für physikalische und
Rehabilitative Medizin
Orthopädisches Zentrum Darmstadt
Luisenplatz 1
64283 Darmstadt
Suchen Sie bei Schmerzen in der Lendenwirbelsäule nach einer Möglichkeit,
sich rückwärts anzulehnen oder besser
noch sich hinzusetzen, um sich mit dem
Oberkörper weit nach vorn beugen zu
können? Dann leiden Sie an den Folgen
einer „lumbalen Lockerungssymptomatik“, auch Lockerungskreuzschmerz genannt: Ihre „Haltemuskulatur“ im Rükken ist durch einseitige Beanspruchung,
zum Beispiel regelmäßiges langes Sitzen
im Büro ohne sportlichen Ausgleich, geschwächt. Diese Schwächung führt
dazu, dass Sie im Stand unbewusst das
Becken verstärkt nach vorn kippen, um
sich zu entlasten. Die Folge ist ein Hohlkreuz in der Lendenwirbelsäule (Hyperlordose) mit darauffolgendem zunehmendem Druck in den kleinen
Wirbelgelenken und den hinteren Bandscheibenbereichen. Beugt man den
Rumpf so weit wie möglich nach vorn,
entlastet man die Lendenwirbelsäule
und kann den Schmerz – zumindest
kurzzeitig – lindern.
Eine sinnvolle Unterstützung zu regelmäßiger körperlicher Betätigung für den
Muskelaufbau ist die Sklerosierungsoder Profliferationstherapie: Durch das
Injizieren einer „hypertonen“ Lösung
(Gemisch aus 40 %-iger Zuckerlösung
und einem lokalen Betäubungsmittel)
wird an den Gelenkkapsel- und Bandansätzen der unteren Wirbelsäule ein Reiz
gesetzt, der dann zu einer „Verfestigung“ des Gewebes führt. Insgesamt
wird diese „Sklerosierungstherapie“
zwei mal pro Woche insgesamt 2 bis 3
Wochen durchgeführt. Danach lässt sich
bereits eine Besserung der quälenden
Beschwerden nachweisen.
Diese Therapie hat sich als erfolgreiches und verlässliches Verfahren herausgestellt, ist aber keinesfalls ein Ersatz für
eine muskuläre Kräftigungstherapie, sondern eine Unterstützung!
Bei Lockerungskreuzschmerzen eignen sich zur Kräftigung der Muskulatur
zum Beispiel Rückenschwimmen, Langlauf oder Radfahren. Lassen Sie sich
hierzu von Ihrem Orthopäden beraten.
Dr. med. Hans Dieter Matthiessen
Facharzt für Orthopädie Rheumatologie
Kinderorthopädie Chirotherapie
Sportmedizin
Möllenhoffstr. 4
44287 Dortmund
IGel-Serie (9)
Sklerosierungstherapie
IGeL-Leistung steht für Individuelle
Gesundheitsleistung. Damit sind
jene Leistungen des Arztes gemeint,
die die gesetzlichen Krankenkassen
(GKV) nicht übernehmen. Wenn ein
Patient eine IGeL-Leistung in Anspruch nehmen möchte, muss er
diese aus eigener Tasche bezahlen.
Welche medizinischen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
in das Leistungsspektrum der GKV
aufgenommen werden und welche
nicht, darüber entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss. Dieser Ausschuss setzt sich aus GKVVertretern und Ärzten zusammen.
Auch Patientenvertreter wirken im
Bundesausschuss mit, haben allerdings kein Stimmrecht.
Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen wird im Sozialgesetzbuch V definiert und umfasst
Leistungen, die definiert sind als:
·
·
·
·
ausreichend,
zweckmäßig,
wirtschaftlich,
das Maß des medizinisch
Notwendigen nicht überschreitend.
IGeL sind solche Arztleistungen, die
der Gemeinsame Bundesausschuss
bisher nicht bewertet oder noch
nicht in den Katalog der GKV aufgenommen hat. Häufig handelt es sich
um Vorsorge-Untersuchungen und
Gesundheits-Check-ups. Oft gibt es
noch keine langfristigen medizinischen Studien, die ihre Wirksamkeit
zweifelsfrei belegt haben. Nichtsdestotrotz sind IGeL medizinisch anerkannte Leistungen.
Fragen Sie Ihren Arzt danach – er
wird Ihnen alles ausführlich erklären.
orthinform
1/2007
33
Gesundheit aktuell
Im Dezember 2006 sind die ersten „richtigen“ Testreihen unter Verwendung von Echtdaten (Daten des Versicherten wie Name, Anschrift, Zuzahlungsstufe) in Deutschland angelaufen. Teil nehmen die Testregionen Flensburg in Schleswig-Holstein und Löbau-Zittau in Sachsen, insgesamt
sollen rund 20.000 Karten in Umlauf sein. Im Juni 2007 starteten die nächsten Feldversuche,
die die Funktion des elektronischen Rezeptes (eRezept) prüfen sollen.
2004 wurde die flächendeckende Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) in Deutschland beschlossen. Eigentlich sollte die Einführung 2006 stattfinden. Doch die Verzögerungen nahmen kein Ende. Weil sich die Beteiligten nicht
einigen konnten? Oder weil die Politik von Anfang an die Weichen falsch gestellt hat? Jedenfalls wurde die bundesweite Einführung bis auf Weiteres auf 2008 verschoben. Dann sollen alle
rund 82 Millionen Bürger in Deutschland mit der eGK ausgerüstet werden. 125.000 niedergelassene Ärzte, 2.000 Kliniken,
22.000 Apotheken und 300 Krankenkassen werden damit in
das größte IT-Projekt im Gesundheitswesen eingebunden.
Fotos: Kartengrafik: gematik GmbH
Auf der elektronischen Gesundheitskarte sind Geburtsdatum,
Name, Anschrift, Lichtbild, Name und ID der Krankenkasse,
Status (Mitglied, Familienversicherter oder Rentner), Zuzahlungsstufe und Krankenversichertennummer zu finden. Die
Pflicht zum Lichtbild soll Missbrauch durch „Verleihen“ an
Nichtversicherte entgegen wirken.
Auf der Karte befindet sich außerdem als Sichtausweis auf
der Rückseite die Berechtigung zur Behandlung im europäischen Ausland. Die neue Karte soll etwa 250 mal so viel Speicherkapazität haben soll wie die bisherige Krankenversichertenkarte (KVK). Die genaue Speicherkapazität der eGK ist
noch nicht festgelegt, momentan laufen Tests, die Funktionen
und Zusammenspiel von Lesegeräten, Karten und Chips prüfen. Auch ist noch nicht entschieden, ob die Daten letztendlich auf der Karte selbst, auf einem Server oder auf mehreren
verteilten Servern gespeichert werden.
Die elektronische Gesundheitskarte soll den Patienten „von
der Wiege bis zur Bahre“ begleiten. Die Bundesregierung verspricht sich davon hohe Einsparungen, unter anderem wird
eine mehrfache Kartenneuausgabe an Versicherte wegen Datenänderungen wie Umzug oder Heirat wegfallen. Durch die
kontinuierliche Datenspeicherung sollen die Krankengeschichte des Patienten für den Arzt transparenter und damit
unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden. 4 Stufen
sind zur Speicherung auf der Karte vorgesehen, Stufe 1 und 2
sind vom Gesetz vorgegeben, Stufe 3 und 4 freiwillig:
1. Stufe:
Versichertendaten und europäische
Krankenversicherungskarte
2. Stufe:
Elektronisches Rezept
3. Stufe:
Notfalldatensatz und Arzneimitteldokumentation
4. Stufe:
Patientenquittung, Patientenakte, Arztbrief
Die elektronische Gesundheitskarte ist seit der Planungsphase umstritten.
Die elektronische
Gesundheitskarte
ko m m t !
Zum Beispiel bezweifeln Experten, dass die Karte tatsächlich die von der Bundesregierung schon fürs erste Jahr nach
der Einführung angegebenen Einsparungen von 150 Millionen
Euro leisten kann. Auch die angegebenen 1,4 Milliarden Einführungskosten halten Experten für viel zu gering. Auch zahlreiche Datenschützer stehen der elektronischen Gesundheitskarte kritisch gegenüber.
„Weder die unkalkulierbare Kostenentwicklung noch die
fehlende Datensicherheit erlauben es den Ärzten, ruhigen Gewissens an der Einführung dieser Form einer elektronischen
Gesundheitskarte teilzunehmen", kritisierte zum Beispiel der
Chef des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands,
Dr. Klaus Bittmann.
orthinform
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35
Gesundheit aktuell
Gesundheitsreform:
Änderungen für gesetzlich Versicherte
Steigen die Beitragssätze der
gesetzlichen Krankenkassen?
Zu Jahresbeginn stiegen die Sätze im Schnitt um etwa 0,6
Punkte. Die Kassen begründeten dies unter anderem mit der
Gesundheitsreform – was das Ministerium zurückwies. Wenn
2009 der Gesundheitsfonds startet, gilt bundesweit ein einheitlicher Beitragssatz, den der Bund festlegt. Arbeitgeber und
Arbeitnehmer zahlen ein, Kassen erhalten für jeden Versicherten einen einheitlichen Betrag. Kassen mit vielen Kranken bekommen zudem Geld von anderen Kassen. Reicht einer Kasse
das Geld nicht, kann sie einen begrenzten Zusatzbeitrag von
ihren Versicherten fordern.
Was ändert sich für Privatversicherte?
Zunächst nichts. Vom 1. Januar 2009 an müssen die Privatkassen einen Basistarif anbieten, der im Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entspricht. Der Zugang
ist beschränkt. Ehemals Privatversicherte ohne Schutz muss die
PKV bereits vom 1. Juli 2007 an aufnehmen – ohne Gesundheitsprüfung und Risikozuschläge. Weil der Basistarif nach Ansicht der Privatkassen nicht Kosten deckend ist, warnen diese
vor Beitragserhöhungen für Bestandskunden. Für Gutverdiener
wird ein Wechsel aus der GKV in die PKV erschwert.
Weitere zentrale Punkte:
Versicherungspflicht:
Von 2009 an gilt eine Pflicht zur Versicherung:
Die rund 200 000 bis 300 000 Nichtversicherten müssen also
Mitglied einer gesetzlichen oder privaten Krankenkasse werden.
Apotheken/Medikamente:
Der Rabatt, den Apotheker den Kassen pro Medikament gewähren müssen, steigt von 2,00 Euro auf 2,30 Euro. Vor der Verordnung teurer Medikamente muss ein zweiter Arzt befragt werden.
Ärzte:
2011 kommt eine neue Vergütung mit festen Euro-Preisen.
Ärzte in „unterversorgten“ Gebieten bekommen schon vorher
Zuschläge.
Krankenkassen:
Kassenfusionen werden erleichtert. Bis Ende 2008 müssen
sämtliche gesetzlichen Kassen entschuldet sein.
Einsparungen und Kosten:
Das Einsparvolumen liegt 2007 bei 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro.
Der Bundeszuschuss für die gesetzlichen Kassen steigt in den
kommenden Jahren schrittweise auf 14 Milliarden Euro.
Quelle: journalmed
36
1/2007
orthinform
Foto: pixelquelle
Für die meisten Versicherten gibt es zunächst keine spürbaren Änderungen.
Ausgeweitet werden die Leistungen bei
Impfungen, Eltern- Kind-Kuren, RehaBehandlungen für alte Menschen und
bei der Betreuung Schwerstkranker und
Sterbender in den eigenen vier Wänden. Zudem können Kassen neue Wahltarife anbieten – etwa Tarife mit
Selbstbehalt oder solche, in deren Rahmen auch homöopathische Arzneimittel
bezahlt werden. Wer Vorsorgeuntersuchungen versäumt und später schwer
krank wird, muss mehr zuzahlen. Komplikationen nach Piercings werden nicht
mehr bezahlt. Kliniken werden für ambulante Behandlungen geöffnet.
Trends der
Medizintechnologie
Beispiel den Austausch von verletzter Haut, Knorpeln, Knochen oder Blutgefäßen mit "biotechnologischem" Gewebeersatz, der auf einem Gerüst aus Biomaterial erzeugt wurde und
meist aus den eigenen Zellen oder Geweben des Patienten besteht. Dadurch werden sowohl die Biokompatibilität als auch
die Chancen auf bessere Langzeitprognosen deutlich erhöht.
Zelltherapien
Menschliche Zellen werden künftig Überbringer für Diagnose und Behandlung sein. Ein Beispiel dieser neuen Art der
Therapie sind T-Lymphozyten, die biotechnologisch verändert
wurden, um zum Beispiel winzige metallische Partikel zur
Stelle eines Tumors zu bringen, wo sie dann magnetisch oder
durch Licht aktiviert werden und so den Tumor zerstören. Solche Verfahren könnten eine neue Generation der Behandlung
von Krebs oder anderen Krankheiten an mit herkömmlichen
Mitteln schwer zu erreichenden Stellen einläuten.
Die Entwicklung der Medizintechnologie ist
mit dem Ende des 20. Jahrhunderts noch
lange nicht beendet. Vielmehr ist damit zu
rechnen, dass der Fortschritt noch rasanter
werden wird. Eine Reihe weiterer hochinnovativer Technologien ist bereits im Stadium
der klinischen Prüfung oder kurz davor. Man
kann ganz sicher davon ausgehen, dass
auch die Geschichte der nächsten 100 Jahre
eine Geschichte der Erfolge der Medizintechnologien sein wird.
M
Die „meist forcierten Forschungsgebiete“ der Medizinprodukteindustrie sind aus Expertensicht: Orthopädie (vor allem Wirbelsäulenchirurgie und Biomaterialien), Kardiologie
(vor allem Beschichtungsverfahren von Medizinprodukten
und minimal-invasive Verfahren) und Innere Medizin (vor
allem Endoskopie, Diabetes).
Die internationalen Entwicklungen in der Medizintechnologie sind unter anderem gekennzeichnet durch fortschreitende
Miniaturisierung, verstärkten Einsatz von IT-Technologien, die
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1/2007
orthinform
Entwicklung neuer Biomaterialien mit verbesserter Verträglichkeit und die Integration biotechnologischer Verfahren. Nur
solche Entwicklungen werden dauerhafte Zukunftschancen
für neue Produkte und somit zusätzliche sichere Arbeitsplätze
bieten, die auch einen messbaren Beitrag zu größerer Leistungsfähigkeit oder Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
erbringen.
Regenerative Medizin/Tissue Engineering
Darunter verstehen wir die Wiederherstellung oder den Ersatz von verletzten Körpergeweben und Organen durch natürliche oder biotechnologische Produkte. Die Regenerative
Medizin bietet Patienten für die Zukunft einen großen potentiellen Nutzen. Anstelle der Verwendung von künstlichen implantierten Prothesen erlaubt diese Art von Technologie, zum
Foto: BVMed-Bilderpool (5), Zimmer Germany(1), Pixelquelle (1)
edizintechnologien, die Zukunft haben, sind aus Sicht
der Experten die Mikrosystemtechnik/Micromachines
(minimal-invasive Methoden, zum Beispiel Kapselendoskop oder steuerbare Katheter) sowie Navigations- und
Hilfssysteme für chirurgische Instrumente oder in der Pflege.
Nanomedizin
Die Verwendung von Materialien, Werkzeugen, Techniken
und Geräten in der Medizintechnologie in Dimensionen unter
100 Nanometer wird die Medizin revolutionieren. Die NanoBiomedizin wird die Diagnostik revolutionieren. Sie
Ermöglicht nicht nur eine weitaus schnellere Entdeckung
von Krankheiten wie Krebs und von physiologischen Abweichungen, sondern auch die Entwicklung von „intelligenten“
medizinischen Materialien, In-vivo-Überwachung und vielen
weiteren Anwendungen. Nanotechnologie bietet außerdem
die Möglichkeit, minimal-invasive Sensoren zu entwickeln,
die Dutzende oder sogar Hunderte von Analysen bereits im
Körper durchführen können, ohne dass die Inanspruchnahme
eines Labors nötig wird. Dadurch werden Diagnose und Überwachung beschleunigt. Ein Beispiel sind unter der Haut implantierte Blutzucker-Überwachungsgeräte.
Minimal-invasive chirurgische Technologien
Minimal-invasive Operationstechniken entwickeln sich mit
rasanter Geschwindigkeit. Vorteile sind die geringere Verletzung der Patienten während der Behandlung sowie weitaus
kürzere Genesungszeiten. Viele Verfahren, die früher einen
längeren Krankenhausaufenthalt nötig machten, können jetzt
routinemäßig in ambulanten oder Tageskliniken durchgeführt
werden, was die Gesundheitsausgaben stark reduziert.
Hochentwickelte biomedizinische Werkstoffe
Die Entwicklung neuer Materialien für medizinische Anwendungen geht ununterbrochen weiter. Beispiele für kürzlich entwickelte Materialien sind Hydrogele, die die Infektionsrate während einer Katheterisierung erheblich
reduzieren, oder so genannte „Gedächtnislegierungen“
(Memory Alloys), mit deren Hilfe Stents schnell und präzise gesetzt werden können.
Vernetzung von medizintechnologischen Produkten und Krankenhaussystemen durch Informationstechnologien
Der effektive Einsatz von IT in der Medizintechnologie wird
immer wichtiger. Das typische moderne Krankenhaus ist ein
unübersichtliches Netz aus medizintechnologischen Produkten wie Bildgebungssystemen, Scannern, Röntgenapparaten
und Überwachungssystemen in der Intensivmedizin. Durch
die Integration der zahlreichen Technologien und die Möglichkeit, wichtige Patientendaten innerhalb und zwischen verschiedenen medizinischen Einrichtungen zu speichern, zu
übertragen und auszutauschen, beginnt der Einsatz von Informationstechnologien nun, dieses Umfeld in ein tatsächliches
„System“ umzuwandeln.
Telemedizin
Telemedizin ist die ferngesteuerte routinemäßige Überwachung
von Patienten, denen zum Beispiel kardiologische Implantate
eingesetzt wurden. Die Lesegeräte, die die entsprechenden Daten
über Telekommunikations- oder Internetverbindungen übertragen, wenn sie vom Patienten an dessen Brust gehalten werden,
könnten einige Bereiche der medizinischen Versorgung revolutionieren. Diese Technologie wird außerdem Ärzten in abgeschiedenen Gegenden ermöglichen, bequem und in Echtzeit Fachzentren zu konsultieren.
Joachim M. Schmitt und Manfred Beeres,
Bundesverband Medizintechnologie e.V.
Reinhardtstr. 29 b
10117 Berlin
Tel. (030) 246 255 - 0
[email protected]
orthinform
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39
Wissenswertes
Wissenswertes
Ich hatte immer vor, in meinem Ruhestand den Osten von Berlin auf
dem Fahrrad zu erkunden. Dass das
aufgrund meiner Hüftschmerzen
nicht mehr ging, war ein großer Einschnitt für mich. Mit der künstlichen
Hüfte konnte ich plötzlich wieder radeln. Aufgrund einer anderen Erkrankung kann ich das leider nicht mehr.
Aber noch immer beginnen alle meine Tage mit einer halben Stunde auf
dem Heimtrainer.“
mich hin, nehme nur verschwommen
wahr, was um mich herum vorgeht.
Tagebuch einer
Hüftgelenk-OP
Am zweiten Tag muss ich aufstehen
und mich an einem Gehwagen festhalte.
Es ist sehr schwierig, in dem operierten
Bein habe ich überhaupt keine Kraft.
Auch ein Verbandswechsel steht mir bevor. Zwei Schläuche werden gezogen, es
tut sehr weh. Ich komme auf die Station
in mein Zimmer und werde sofort zur Bestrahlung gefahren. Danach kann ich
mich erholen und liege ruhig – immer
auf dem Rücken – in meinem Bett. Ich
bin sehr erschöpft. Ich hatte mir nicht
ausgemalt, dass ich das operierte Bein
überhaupt nicht anheben kann. Und obgleich die Therapeutin unendlich behutsam die Übungen im Bett mit mir macht,
zieht es doch arg in der Leiste. Das ist
Im Juni 1998 bekam die Berlinerin Barbara
Baer, heute 75 Jahre alt, rechtsseitig ein
neues Hüftgelenk. Ihre Erfahrungen mit
der Operation hat sie aufgeschrieben.
er Gedanke an ein neues Hüftgelenk war mir eigentlich nie gekommen. Zwar hatte ich hin und wieder Beschwerden, aber ich bin einige
Male zur Kur gefahren und habe täglich
Gymnastik gemacht. Ab und zu habe
ich von meinem Orthopäden auch eine
Spritze oder Bestrahlungen bekommen;
die verschriebenen Medikamente habe
ich meist nicht genommen. Immer war
ich darum bemüht, meinen Gang aufrecht und zügig zu halten und die
Schmerzen zu verdrängen.
D
Nach zehn Jahren allerdings wurden
die Beschwerden so stark, vor allem die
Schmerzen in der Nacht, dass der Zeitpunkt gekommen war, an dem etwas geschehen musste. Ich nahm fast täglich
Schmerzmittel. Das musste ein Ende haben. Im Laufe der Jahre hatte ich mehrere Orthopäden konsultiert, so dass ich
genau wusste, in welcher Klinik ich
mich operieren lassen wollte.
Dort führte ich mehrere ausführliche
Gespräche mit meiner operierenden Ärztin. Mein körperlicher Allgemeinzustand
40
1/2007
orthinform
war so gut, dass uns ein zementfrei verankertes Kunstgelenk gerechtfertigt erschien. Für mich war es extrem wichtig,
dass ich die Möglichkeit hatte, mit der
Ärztin, die mich operieren würde, ein
vertrauensvolles Verhältnis aufbauen zu
können. Ich wusste genau, wie die Abläufe sein würden. Zu viele Einzelheiten
und mögliche Risiken wollte ich dennoch
nicht hören. Denn Angst hatte ich doch.
Stärker als meine Angst war der
Wunsch, endlich wieder schmerzfrei leben zu können. Es ging deshalb kein
Weg mehr vorbei an einem künstlichen
Hüftgelenk. Bis zum Tag meiner Operation machte ich tägliche Gymnastik, um
nach der OP wieder möglichst schnell fit
zu sein. Zweimal machte ich eine Eigenblutspende.
Der Tag vor der OP
In meine Tasche packe ich leichte
Turnschuhe. In den Schuh der zu operierenden Seite ziehe ich statt der Schnür-
senkel ein Gummiband ein, da ich nach
der OP diesen Schuh zunächst nicht zubinden kann. Dazu kommen einige TShirts und leichte, weite Hosen, die einfach anzuziehen sind und in denen ich
meine gymnastischen Übungen machen
kann. Sweatshirt und Jacke für Spaziergänge kommen auch in die Tasche. Badeanzug, Bademantel und Badelatschen
packe ich in einen Rucksack. Der ist einfach zu tragen, wenn ich mit zwei Gehhilfen zum Bewegungsbad laufen werde.
Am nächsten Tag werde ich zum Waschen auf die nicht-operierte Seite gelegt.
Es tut weh. Danach wird das operierte
Bein auf einen Bewegungsapparat gelegt,
um die Beweglichkeit des Knies zu fördern. Nachts habe ich Muskelschmerzen
– ich bekomme Schmerzmittel.
Ich bin froh, dass ich noch einen Tag
auf der Wachstation bleiben darf, es ist
so schön ruhig hier.
auch beim Stehen am Gehwagen der Fall.
Am liebsten möchte ich mich zusammenducken.
Es funktioniert!
Aber schon am vierten Tag bekomme
ich meine Gehhilfen und lerne, mich im
Vier-Punkt-Gang fortzubewegen. Es
funktioniert überraschend gut. Allerdings tun die Gesäß- und Leistenmuskeln weh, ich fühle mich wackelig und
ein bisschen benommen und bin froh,
als ich wieder in meinem Bett liege.
Am fünften Tag wasche ich mich im
Bad und nehme die Mahlzeiten am
Tisch ein. Das Sitzen ist noch etwas
schmerzhaft, weil ich das operierte Bein
noch nicht wieder normal abknicken
kann. Es wird auch noch eine Weile
dauern, bis das wieder richtig geht.
Ich mache jeden Tag therapeutische
Bewegungsübungen und genieße sie
sehr. Zeigen sie mir doch, dass ich von
Tag zu Tag beweglicher werde. Ich laufe
im Vier-Punkt-Gang häufig über den
Flur der Station, auch wenn die Muskeln
dabei noch schmerzen. Nachdem die
Meine neue Hüfte und ich
Ich bin ruhig, voller Vertrauen und
kann mich entspannen. Morgen ist es
soweit.
In der Klinik
Am nächsten Morgen bekomme ich
eine Beruhigungsspritze und werde in
den Operationssaal gebracht. Als ich
wieder zu mir komme, liege ich auf der
Wachstation. Ich werde geröntgt. Die
Zehen am operierten Bein kann ich bewegen. Ich habe Durst. Ich döse vor
„Ich hatte vor der Operation solche
Schmerzen in der Hüfte, dass ich mir
jeden einzelnen Weg ganz genau
überlegt habe: ‚Muss ich den jetzt
wirklich gehen?’ Das hat mich sehr
eingeschränkt.
Jetzt gehe ich wieder fünfmal pro
Woche schwimmen.“
„Vor vier Jahren bekam ich zwei
neue Hüftgelenke auf einmal. Am
Anfang hatte ich damit ganz schön
zu kämpfen. Aber ich kann wieder alles machen, worauf ich Lust habe:
mit meinem Enkel spielen oder im
Garten arbeiten. Das konnte ich vor
der OP nur unter Schmerzen.“
Dr. Gabriele Koberling,
57 Jahre
Klaus Julich, 63 Jahre
„Nach der OP genieße ich es so sehr,
ohne dauernde Schmerzen in der
Hüfte durchs Leben zu gehen. Meine
geliebten Spaziergänge sind nun
kein Problem mehr für mich. Und ich
kann sogar wieder tanzen.“
Rita Zeise, 73 Jahre
Fäden gezogen sind, kann ich täglich ins
Bewegungsbad gehen. Das tut gut!
Alles wird gut!
Nach drei Wochen in der Klinik gehe
ich noch einmal drei Wochen in die
Reha. Meine Bewegungsfähigkeit hat
sich erheblich verbessert, ich komme
ganz ohne meine Gehhilfen aus.
Schmerzen habe ich überhaupt nicht
mehr, nur ein leichtes Ziehen in der Muskulatur auf der operierten Seite.
Meine Entscheidung für die Operation
war absolut richtig!
Barbara Baer, Berlin
Informationsbroschüre
zum Hüftgelenkersatz
Jährlich erhalten allein
in Deutschland 180.000
Menschen ein künstliches Hüftgelenk. Damit
zählt der Hüftgelenkersatz zu den häufigsten
und erfolgreichsten
Operationen in deutschen Kliniken. Die meisten Patienten, die an
Gelenkbeschwerden
wie Hüftarthrose leiden,
schieben die notwendige Operation aus Angst
oder mangels Information lange vor sich her.
Der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie hat im Rahmen der
Kampagne „Orthopädie bewegt“ die Informationsbroschüre „Gelenkschmerz stoppen“ zum
Hüftgelenkersatz herausgegeben, um Betroffenen mit vielen praktischen Ratschlägen ihre
Angst zu nehmen. Die Broschüre enthält wichtige Informationen über Arthrose, den Hüftgelenkersatz, die Nachbehandlung und das Leben mit dem künstlichen Hüftgelenk. Mit vielen
Tipps, wie man sich am besten auf die Operation vorbereitet, und Empfehlungen, was man
nach der Operation tun und lassen sollte, damit das Kunstgelenk so lange wie möglich hält.
„Gelenkschmerz stoppen“ kann für fünf Euro
(inkl. Porto und Mehrwertsteuer) bestellt werden beim:
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie
und Unfallchirurgie
Stichwort „Gelenkschmerz stoppen“
Kantstraße 13, 10623 Berlin
Fon 030.797 444-44
Fax 030.797 444-45
Mail [email protected]
orthinform
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Wenn Sie sich zum ersten
Mal auf eine TEMPUR Matratze legen, wird sich das
Material zunächst relativ
fest anfühlen. Durch Ihre
Körpertemperatur und Ihr
Gewicht wird das Material
jedoch schnell weicher,
passt sich exakt der Form
Ihres Körpers an und vermittelt Ihnen ein Gefühl von
Schwerelosigkeit.
Gewinnen Sie
mit orthinform!
Gemeinsam mit Tempur
verlosen wir Kissen für
schwereloses Träumen.
TEMPUR – gute Grundlage
für schwereloses Träumen
ie das funktioniert? TEMPUR ist
ein homogenes und zunächst
gleichmäßig festes Material.
Durch ihre druckreduzierenden Eigenschaften ermöglichen TEMPUR Matratzen und Kissen dem Körper, in einer natürlichen, entspannten Lage zu ruhen.
Unter Einfluss von Körperwärme und
Körpergewicht reagiert TEMPUR viskoelastisch, das heißt, nur an den Kontaktpartien zur Matratze wird TEMPUR etwas weicher und gibt zähelastisch nach.
Dadurch wird die Kontaktfläche des
Körpers mit Matratze oder Kissen 60 %
größer und das Körpergewicht gleichmäßiger verteilt: eine effektive Stützwirkung und Druckentlastung für den Körper. Mit TEMPUR Kissen wird die
Wirbelsäule in Rücken- oder Seitenlage
ideal gelagert und bringt damit Entlastung und Entspannung für die Nackenund Schultermuskeln.
W
2. Preis
1. Preis
Unabhängige Studien haben bewiesen, dass 9 von 10 Menschen auf TEMPUR besser schlafen als auf ihrem gewohnten Material.
1991 wurden die TEMPUR Matratzen
und Kissen in Schweden der Öffentlichkeit vorgestellt – heute sind TEMPUR
Produkte in 60 Ländern weltweit zu haben.
Ursprünglich wurde das TEMPUR Material in den 70er Jahren im NASA Forschungszentrum in Kalifornien entwickelt, um den Sitzkomfort und den Schutz
gegen den Druck in Raumfahrzeugen zu
verbessern. 1996 bekam Tempur-Pedic,
die amerikanische Tochtergesellschaft
von Tempur World Inc., von der United
States Space Foundation die Lizenz, das
offizielle Siegel „Certified Space Technology“ zu verwenden.
Wussten Sie, dass wir durchschnittlich 26 Jahre unseres Lebens verschlafen? Das ist immerhin rund ein Drittel unserer Lebenszeit! Doch Schlafen heißt nicht, Zeit
zu vergeuden. Im Schlaf kann das Gehirn die unzähligen Reize des vergangenen Tages verarbeiten und
neue Kraft für den nächsten Tag schöpfen. Daher ist ein
gesunder, erholsamer Schlaf so wichtig, zwischen 6
und 9 Stunden pro Nacht sollten es schon sein.
Die TEMPUR Schlafkissen können gesunden, erholsamen Schlaf fördern, indem sie Schmerzen und Schlafprobleme lindern. Die anatomische Form in Verbindung
mit der druckreduzierenden Wirkung des TEMPUR Materials bietet unserem Nacken optimalen Komfort und
erlaubt unseren Nacken- und Schultermuskeln, sich
bestens zu entspannen.
Mehr über TEMPUR und die TEMPUR Produkte erfahren Sie links in den Produkt-News oder unter
www.tempur.de
Wir verlosen:
1. Preis: TEMPUR Original Schlafkissen
2. Preis: TEMPUR Reisekissen
3. Preis: TEMPUR Transitkissen
Dieses Siegel bekommen nur Produkte, die in der Raumfahrtforschung der
USA ihren Ursprung haben oder in der
Raumfahrt genutzt werden.
3. Preis
Und hier unsere Gewinnfrage:
Wodurch wird die jugendliche Rundrückenbildung (Morbus Scheuermann) bedingt?
a) Ungesunde Ernährung
b) Falsche Belastung der Wirbelsäule
c) Wachstumsstörungen
Kleiner Tipp: Die Antwort finden Sie auf Seite 24.
Um zu gewinnen, trennen Sie einfach den Coupon von der
letzten Seite dieser Zeitschrift ab, kreuzen die entsprechende
Lösung an und senden das Ganze in einem frankierten
Umschlag oder per Fax an:
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie
Stichwort Gewinnspiel Orthinform 1/07
Kronprinzendamm 15
10711 Berlin
Fax: (030) 79 74 44 45
Sollte der Coupon bereits herausgetrennt sein, können Sie uns die
Lösung auch einfach auf einer frankierten Postkarte zusenden.
Einsendeschluss ist der 3. August 2007.
Die Gewinner werden ausgelost und von uns benachrichtigt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!
Herzlichen Glückwunsch!
Über ergonomisch geformte Gartengeräte vom Gewinnspiel der
letzten Ausgabe freuen sich: Wilfried Höper aus Wolfsburg,
Henry Michael Mertens aus Köln und Irene Grützner aus Augsburg.
Struktur des TEMPUR Materials
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Das Büro
Rückenfeind Nummer Eins
Richtiges Mobiliar, Sitzhaltung und Pausen beugen Krankheiten vor
on wegen „lauer“ Bürojob! Die
Analyse aus den Jahren 2005/2006
„DAK-Fokus-Beruf – Arbeitsbedingungen und Gesundheit bei Bürofachund Bürohilfskräften“ macht deutlich:
Büroarbeit geht aufs Kreuz. Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems – wie
beispielsweise Rücken- oder Wirbelsäulenleiden – hatten mit 19 Prozent den
größten Anteil am Krankenstand der Bürokräfte. Ursächlich sind zum großen
Teil die Arbeitsplätze selbst: schlecht
eingestelltes Mobiliar oder eine falsche
Sitzhaltung machen auf lange Sicht
krank. Doch auch fehlende Erholungspausen können auf die Knochen gehen.
V
gleich eine halbe Stunde sein“, so Winterstein. „Ein paar Minuten reichen
meist schon aus.“
Gerade wer den ganzen Tag am PC
sitzt, sollte seinem Rücken – aber auch
seinen Augen – Pausen gönnen. Bei der
so genannten Augenfitness geht es um
Entspannung: „Richten Sie Ihren Blick
einige Atemzüge lang ohne Kopfbewegung in langsamem Wechsel nach oben,
unten und in weitere Blickrichtungen“,
rät Winterstein. „Lassen Sie die Augen
kreisen, gern auch mit geschlossenen Lidern. Wiederholen Sie die Übung mehrmals am Tag.“ Außerdem rät die DAKExpertin: Für die Produktion von
Tränenflüssigkeit ist eine regelmäßige
Belüftung des Büros wichtig. Auch
Pflanzen tun gute Dienste, um das
Raumklima und die Luftfeuchtigkeit zu
verbessern.
Der perfekte Schreibtisch
Arbeitstisch auf die individuelle Arbeitshöhe einstellen. Große Menschen
mit langen Beinen brauchen eine höhere
Arbeitsfläche, kleinere Menschen brauchen niedrigere Arbeitstische.
Die Abstände zwischen Augen und
Bildschirm, Tastatur und Vorlage sollten
zwischen 45 und 60 Zentimeter liegen.
Bei Bildschirmen ab 17 Zoll und bei großen Schriften sind 60 bis 80 Zentimeter
zu empfehlen.
Vor der Tastatur muss genügend Platz
zur Auflage der Hände sein – circa fünf
bis zehn Zentimeter von der Tischkante.
Arbeitsmittel, die oft benutzt werden,
sollten direkt vor Ihnen liegen, damit
der Körper nicht verdreht werden muss.
Quelle: DAK
Rauf aufs Rad!
Der Check: Wie sitze ich richtig?
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er richtig Rad fährt – oder besser: Wer auf dem richtigen Rad
fährt, stärkt seinen Rücken
nachhaltig und wirkt so aktiv Rückenschmerzen und Wirbelsäulenschäden
entgegen. Gute Fahrräder lassen sich
also individuell einstellen. Wichtig sind
hierfür Sitzhöhe, Sattelposition, Sattelneigung, Lenkerhöhe, Lenkerneigung
und Sitzlänge. Wenn ein Rad darüber
hinaus ein geringes Gewicht zum einfachen Heben und Transportieren vorweist, ein rückenschonendes Aufsteigen
mittels eines niedrigen Durchstiegs ermöglicht und zur Grundausstattung die
W
Foto: djd
Abbildung: AGR
„Zu unrecht gelten Büroberufe häufig
noch als belastungsarm“, erläutert Sabine Winterstein, DAK-Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz. „In den Augen vieler wird schließlich nur
gesessen“. Doch gerade hier liegt die
Krux. „Häufig wird falsch gesessen“,
sagt die Expertin. Und an wirklichen Erholungspausen denkt im Alltagsstress
häufig auch nicht jeder. „Es muss nicht
... nur ein entspannter Rücken radelt gern.
Foto: DAK/Wigger
Sabine Winterstein,
Expertin für betriebliche
Gesundheitsförderung bei der DAK
Oberarme hängen locker herab,
Unterarme bilden eine waagerechte Linie zur Tastatur. Ober- und Unterarme
sollen einen Winkel von 90 Grad oder
mehr bilden.
Auch Ober- und Unterschenkel sollen
einen Winkel von 90 Grad oder mehr
bilden. Dabei muss es möglich sein, die
Füße ganzflächig aufzustellen.
Dynamisch Sitzen: Häufiges Ändern der
Sitzhaltung. Ganze Sitzfläche und Rükkenlehne nutzen – und der Rücken wird
abgestützt.
Schwingbare Rückenlehnen nutzen
und die Lehne auf das Körpergewicht
einstellen: Je höher das Körpergewicht,
desto härter sollte die Lehne federn.
Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel
zur Rückenschule auf Seite 8 und 9.
Fast jeder kann es und fast
allen macht es zudem auch
richtig Spaß: Rad fahren. Gerade im Frühling schwingen
sich wieder Millionen Menschen auf ihre Drahtesel.
Gut so, denn Rad fahren ist
eine der gesündesten Freizeitaktivitäten überhaupt –
vorausgesetzt, man wählt
ein ergonomisches Fahrrad
und beachtet einige Grundregeln. Generell gilt: Rad fahren ist nur dann wirklich rükkenschonend, wenn Mensch
und Maschine optimal aufeinander abgestimmt sind.
Vollfederung (Gabel- und Heckfederung)
zählt, dann spricht alles für ein rückengerechtes Fahrrad.
Die Vollfederung spielt dabei eine besondere Rolle: Durch reduzierte Vibrationen am Fahrrad wird der Körper um
bis zu 35 % weniger belastet, Rücken
und Gelenke werden geschont. Ein zusätzliches Plus: "Für die Vollfederung
spricht neben dem Komfort auch die Sicherheit. Denn durch die Vollfederung
verbessern sich die Straßenlage und der
Bodenkontakt des Fahrrades. Das ist besonders an Bürgersteigkanten, auf Kopf-
steinpflaster und Feldwegen wichtig",
sagt Gunnar Fehlau vom pressedienstfahrrad (www.pd-f.de). Fahrräder, die
all diesen Anforderungen gerecht werden, sind zum Beispiel die Modelle Avenue und Culture des Darmstädter Herstellers riese und müller. Sie alle wurden
von der Aktion Gesunder Rücken e.V.
mit dem AGR-Gütesiegel ausgezeichnet
– dem besonderen Qualitätsmerkmal für
rückengerechte Alltagsgegenstände.
Tipps zur richtigen Einstellung des
Fahrrades finden Sie unter
www.agr-ev.de/Fahrrad.
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Lesenswertes
Einkaufbegleiter für
Ernährungsbewusste
Eine starke Mitte gegen
Rückenschmerzen
Anette Sabersky
Bio drauf, Bio drin?
Südwest Verlag 2006
96 Seiten
6,95 Euro
Uschi & Ronny Moriabadi
Pilates für den Rücken
blv 2006
96 Seiten, 114 Farbfotos, 15 Zeichnungen
12,95 Euro
Auf 96 kleinen Seiten
(Format: 10 x 15,5 cm)
gibt Autorin Anette Sabersky Aufschluss über
Biokost, -qualität und
Drumherum.
Zuerst wird der Begriff
Bio entmystifiziert:
Wie
unterscheidet
sich der Bio-Bauernhof vom „normalen“
Bauernhof? Welche
Inhaltsstoffe machen Produkte zu Bioprodukten? Und,
wie der Titel schon sagt: Ist überhaupt Bio drin, wo
Bio drauf steht? Nach den zahlreichen Lebensmittelskandalen in den letzten Jahren sind viele Verbraucher verunsichert und fragen sich, ob sie nicht bei so
manchen angeblichen Bio-Produkten zwar mehr zahlen, dafür aber nicht unbedingt etwas Besseres bekommen.
Die Autorin, Ernährungswissenschaftlerin und Journalistin, führt durch den Bio-Dschungel und erläutert
die wichtigsten Fakten leicht verständlich und auf das
Wesentliche reduziert. Sogenannte Öko-Fallen und
Bezeichnungen wie „kontrollierte Qualität“ oder „aus
alternativer Tierhaltung“ werden als schmückendes
Beiwerk entlarvt, das nichts mit der EG-Öko-Verordnung zu tun hat. Auch erfährt man, dass man - wenn
man weiß, worauf man achten muss – sowohl im Discounter als auch im 15-Quadratmeter-Bioladen an der
Ecke gute Produkte bekommt. Und auf welche Weise
die 23 in Deutschland zugelassenen Bio-Kontrollstellen ihrer Arbeit nachgehen. Es folgt ein Überblick
über die wichtigsten Bio-Labels und die verschiedenen europäischen Biosiegel.
Durch sein handliches Format und seine übersichtliche Aufmachung ist das Buch nicht nur informativ,
sondern außerdem ein praktischer Einkaufsbegleiter,
der beim stirnrunzelnden Blick auf vermeintliche BioWare im Regal jederzeit als Entscheidungshelfer zur
Stelle ist.
Orthinform stimmt dem Urteil der Zeitschrift Ökotest
zu: „Geballte Information auf kleinstem Raum und
das auch noch leicht und interessant zu lesen.“ (kh)
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Internettes
„Fühlt man sich mit
30 Jahren steif und
schwach, ist man
alt. Fühlt man sich
mit 60 Jahren flexibel und stark, ist
man jung.“ Dieses
Zitat von Joseph
Hubert
Pilates
(1880-1963) verrät
schon einiges über den Zitierten: Pilates, der bereits
als Kind an Asthma, Rachitis und rheumatischem Fieber litt, stärkte sich nicht nur mit Sport gegen seine
Beschwerden, sondern entwickelte seine eigene Fitness-Methode, die heute weltweit praktiziert wird.
Hierbei geht es um ein ausgewogenes Zusammenspiel von Konzentration, Atmung, Präzision, Bewegungsfluss, Kontrolle und Zentrierung. Zentrierung,
weil nur eine starke Körpermitte eine entspannte und
aufrechte Haltung ermöglicht.
„Pilates für den Rücken bietet die Möglichkeit, die
Wirbelsäule gleichzeitig zu stabilisieren und mobil zu
halten, das Zusammenspiel der Rückenmuskeln zu
trainieren und insgesamt das Körpergefühl zu verbessern.“ So fassen die Diplomsportlehrer Uschi und
Ronni Moriabadi den Inhalt ihres Buches zusammen.
Auf 96 reich bebilderten Seiten führen die Autoren
den rückenschmerzgeplagten Leser durchs Programm.
Zu Beginn werden Bedeutung und Ursachen von Rükkenschmerzen allgemein erläutert. Dann werden gängige Beschwerdebilder wie Bandscheibenvorfall oder
der sogenannte „Hexenschuss“ (Lumbago) vorgestellt
und passende Übungen ausführlich in Bild und Text
vermittelt. Der folgende Teil gliedert sich in Vorbereitung, Rücken-Workout und Abschluss, denn auch Vorher und Nachher der einzelnen Übungen sind entscheidend. Mit der Vorbereitung wird man nicht nur
mental eingestimmt, auch die angesprochenen Gelenke werden sanft mobilisiert. Nach den Übungen
sind Entspannungs- und Dehnübungen zum Lockern
von Muskeln und Gelenken wichtig, damit man sich
entspannt und gelassen wieder dem Alltag zuwenden
kann.
Zum Schluss gibt das Buch schnelle Hilfe bei Rückenbeschwerden: 3 speziell zusammengestellte Trainingsprogramme für Hals-, Brust-, und Lendenwirbelsäule werden zur Linderung von akuten Beschwerden
in stressigen Zeiten empfohlen. (kh)
Schmerzfrei dank
Selbsthilfe
Hans-Dieter Kempf, Marco Gassen, Christian Ziegler
Schnellhelfer Rückenschmerz
Taschenbuchausgabe, Rowohl Verlag 2005
144 Seiten,
9,90 Euro
Wir Fachleute können
uns oft selbst helfen ...
Warum soll unser Wissen nicht jeden in die
Lage versetzen, selbst
Maßnahmen zur ersten
Hilfe zu ergreifen?
So fassen die Autoren
im Vorwort ihr Anliegen
zusammen. Der Schnellhelfer ist übersichtlich
in die verschiedenen
Schmerz-Zonen gegliedert: Schmerzen der Halswirbelsäule, des Nackens und der Schulter bilden den ersten
Teil. Danach werden Schmerzen der Bruswirbelsäule
und der Rippen behandelt und zum Schluss die Schmerzen der Lendenwirbelsäule, des Beckens und der Hüfte.
In jedem der 3 Teile werden neben der Schmerz-Beschreibung inklusive anatomischer Abbildung, die
Symptome, möglichen Ursachen sowie typischen Auslöser-Situationen beschrieben, bevor Möglichkeiten zur
Selbsthilfe von Akupressur über Selbstmedikation bis
hin zu gezielten Übungen angeboten werden. Die nach
dem dritten. Teil angeschlossenen Übungen sind ausführlich erklärt und – nicht zuletzt mithilfe der großen
Farbfotos – auch leicht nachvollziehbar. Nützlich für zu
Hause ist die Aufteilung jeder Beschreibung in Ziel,
Übungsbeschreibung, Wahrnehmung, Übungshinweise
und Fehlerquellen. So wird die Unsicherheit, ob man die
Übung auch richtig ausführt oder die Schmerzen sogar
durch falsche Bewegung/Haltung verschlimmern kann,
auf ein Minimum reduziert. Im letzten Teil „Selbsthilfe
im Detail“ geben die Autoren ausführlich Aufschluss
über Hilfsmittel wie Wärme- und Kälteanwendungen,
Lagerung, Akupressur oder Schmerzmittel. Der Leser bekommt einen guten Überblick und lernt, die einzelnen
Maßnahmen korrekt voneinander zu unterscheiden und
sie so auch dementsprechend korrekt anzuwenden.
Fazit: Ein empfehlenswertes Buch für immerhin rund
80 % der Deutschen, die laut Studien zumindest einmal
im Leben unter Rückenschmerzen leiden. Die Autoren
Hans-Dieter Kempf (Physiker und Sportwissenschaftler),
Dr. med. Marco Gassen (Orthopäde, Unfallchirurg, Anästhesist, seit 1997 spezialisiert auf ganzheitliche Behandlungen) und Christian Ziegler (Sportphysiotherapie und
Osteopathie) wissen, wovon sie reden und können dieses umfassende Wissen auch gut vermitteln. (kh)
Für aufmerksame Leser
Martin Kohan
Sekundenlang
Suhrkamp Verlag 2007
271 Seiten, Gebunden
19,80 Euro
„Sekundenlang“, gegesagt 17 SeMartín Kohan nauer
kunden lang dauert
Sekundenlang die wichtigste Phase
Roman
im Boxkampf zwischen Luis Angel Firpo
und Jack Dempsey in
New York, 1923. Diese wird detailliert, anschaulich und gleichzeitig kurzweilig in
Martín Kohans Roman
erzählt. Daneben gilt
es verschiedene andere Handlungsstränge, erzählt
aus verschiedenen Perspektiven zu verschiedener
Zeit, zu bewältigen.
www.bagso.de
Suhrkamp
lang
Zwei argentinische Provinzjournalisten, der eine
vom Feuilleton, der andere Sportredakteur, suchen
zum 50-jährigen Bestehen ihres Blattes nach jubiläumswürdigen Themen. Der eine wählt das legendäre Gastspiel von Richard Strauss mit Gustav
Mahlers 1. Symphonie im Teatro Colón in Buenos
Aires, der andere den Boxkampf zwischen Firpo und
Dempsey. Was haben diese beiden geschichtsträchtigen Ereignisse von 1923 miteinander zu
tun? Sportredakteur Verani lässt sich von seinem
Kollegen Ledesma jedenfalls nicht einfach von den
angeblich auf der Hand liegenden Parallelen zwischen Boxkampf und Symphonie überzeugen. Auch
die in diesen Gesprächen oft von Ledesma skizzierte vielschichtige Freundschaft zwischen den Komponisten Richard Strauss und Gustav Mahler lässt
ihn kalt. Ihn interessiert viel mehr, wie der Mann in
dem Hotelzimmer in Buenos Aires ins Bild passt,
der in der Nacht des Boxkampfes an seinem Gürtel
von der Decke baumelte. Für Verani ist klar, dass
die Leiche, über die damals in der Zeitung nur mit
einem einzigen knappen Satz berichtet wurde, mit
dem Boxkampf in Verbindung steht.
Kohans Roman ist nicht nur kurzweilig, sondern hat
ebenso Charme und Witz, ist klug erdacht und umgesetzt. Der aufmerksame und geduldige Leser, der
sich nicht gegen ab und zu beim Lesen auftauchende Fragezeichen wehrt, manchmal innehält und
eventuell auch mal zurückblättert, bekommt für sein
Durchhaltevermögen am Ende eine überraschende
Auflösung. (kh)
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO e.V.)
versteht sich als Interessenvertretung
der älteren Generationen in Deutschland. Zum Beispiel setzt sich der Verein
für selbstbestimmtes Leben im Alter
ein und dafür, dass die entsprechenden
Rahmenbedingungen geschaffen werden. Unter dem Dach der BAGSO agieren 93 Verbände, Organisationen und
Initiativen der freien Altenarbeit für ein
besseres Miteinander der Generationen. Es geht dem Verein darum, mehr
als nur einen gangbaren Weg für die
vielschichtigen Interessen der älteren
Generation zu finden und zu vertreten.
www.cmd-dachverband.de
Der CMD-Dachverband wurde erst vor
kurzem gegründet und möchte über
Ursachen und Symptome der Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) aufklären. Die Krankheit CMD entsteht
dadurch, dass Ober- und Unterkiefer
nicht in der idealen Posititon aufeinandertreffen. Der Unterkiefer versucht
automatisch, die Fehlstellung auszu-
gleichen, was zu viel Druck auf die
umliegenden Muskeln ausübt und weit
reichende Beschwerden hervorrufen
kann: Von Schwindel und Ohrgeräuschen über Atemstörungen und Schulter-, Nacken- und Rückenschmerzen
bis hin zu Depressionen. In Deutschland leiden etwa 4 Millionen Menschen unter den Folgen von CMD. Die
meisten wissen nicht, wo die Ursache
ihrer Beschwerden liegt und haben
eine lange Odyssee von Arzt zu Arzt
hinter sich. Das muss nicht sein - informieren Sie sich beim CMD-Dachverband!
www.freizeitnetz.de
Immerhin 357 031 Quadratkilometer
Fläche hat Deutschland, da lässt sich
einiges unternehmen ... Hamburg,
Emsland, Saarland oder Thüringer
Wald - hier hat man gute Chancen,
das für sich passende Angebot zu entdecken. Über die Einteilung in Bundesländer, Regionen und Landkreise kann
man die Suche sinnvoll verfeinern.
Vom Zoobesuch der kleinen Enkel mit
den Großeltern über die Kanutour mit
Jugendgruppe bis zum Museumsbesuch ist für jeden Geschmack etwas
dabei. Wer noch nicht weiß, wohin die
Reise gehen soll, kann zur Entscheidungsfindung auch die Wetterinfo und
den Routenplaner heranziehen. Und
danach direkt das passende Gästezimmer buchen.
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Vorschau
Im nächsten Heft:
Knochen, Muskeln
und Gelenke
Wie ist das Zusammenspiel von
Knochen, Muskeln und Gelenken
in unserem Körper?
Welche Therapien, Behandlungsmöglichkeiten sind bei Muskelzerrungen, Knochenbrüchen oder
Gelenkverschleiß angezeigt?
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie
und Unfallchirurgie e.V.
Kantstraße 13
10623 Berlin
Welche Sportarten schonen
unsere Gelenke?
Wie kann man gezielt seine
Muskulatur stärken?
Über diese und viele weitere
Aspekte informieren wir Sie in der
nächsten Orthinform.
orthinform
Patientenmagazin des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie
und Unfallchirurgie e.V.
Herausgeber
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie
und Unfallchirurgie e.V.
Kantstraße 13
10623 Berlin
[email protected]
Registergericht:
Amtsgericht Frankfurt am Main
Registernummer: VR 9591
Internet:
www.bvou.net
www.orthinform.de
Redaktion
Fon 030.797 444-52
Mail [email protected]
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer
gemäß § 27a Umsatzsteuergesetz
DE 27/620/53632
Gestaltung
Mirko Schoenenburg
Gesamtherstellung
Mercedes Druck Berlin
Geschäftsführerin
Sabine Lingelbach
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V.i.S.d.P.
Dr. med. Siegfried Götte
Titelbild
Thomas Larsen/ Getty Images
Vertretungsberechtigter
Vorstand
Dr. med. Siegfried Götte
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Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie
und Unfallchirurgie e.V.
Kantstraße 13
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