np FACHTHEMA Technische Anschlussregeln Technische Anschlussregeln (TAR) für vorausschauende Anforderungen an Kundenanlagen Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) erarbeitet derzeit Technische Anschlussregeln für alle vier Spannungsebenen. Sie stellen die Interoperabilität der Netze sicher und geben Kunden und Netzbetreibern Investitions- und Planungssicherheit. Die Energiewende führt zu einem grundlegenden Umbau der Energieversorgung und stellt die Branche vor einen Systemwandel fundamentaler Art. Alle damit verbundenen Herausforderungen müssen rechtzeitig identifiziert und in vorausschauenden Festlegungen im technischen Regelwerk verankert werden. Nur so lässt sich das Ziel eines jederzeit sicheren Systembetriebs bei gleichzeitig möglichst hoher Aufnahmefähigkeit von Strom aus Erneuerbaren Energien erreichen. Die frühzeitige Weiterentwicklung der Anforderungen an Kundenanlagen ist dabei eine Kernaufgabe. Die Zeit drängt, denn neue Anforderungen lassen sich nur in Neuanlagen umsetzen. Legt man das Leitszenario B des Netzentwicklungsplans 2014 zugrunde, Spannungsebenen (Bild 1). Damit werden die technischen Inhalte der bisherigen Netzanschlussbedingungen in bundeseinheitliche Regelwerke übernommen. Die TAR fassen die wesentlichen Gesichtspunkte zusammen, die beim Anschluss von Kundenanlagen an die öffentlichen Energieversorgungsnetze zu beachten sind. Unter Kundenanlagen sind hierbei sowohl Bezugs- und Erzeugungsanlagen, Speicher sowie Mischanlagen zu verstehen. Darüber hinaus enthalten die TAR wichtige Informationen zum Betrieb der Kundenanlagen Bild 1: Die künftigen Technischen Anschlussregeln des FNN sorgen für einen weiterhin sicheren Systembetrieb. lassen sich in den nächsten zehn Jahren nur noch für rd. elf Gigawatt neu zu installierende Leistung in der Niederspannung neue Anforderungen definieren. Das ist nicht viel, verglichen mit den bereits installierten rd. 23 Gigawatt Leistung. TAR für alle vier Spannungsebenen Henry Lang, M.Sc.; Referent Anschlussbedingungen, Netzschutz, TSM; Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN), Berlin 30 np Jg.55 (2016), Heft 1-2 Daher erarbeitet das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) derzeit Technische Anschlussregeln (TAR) in Form von VDE-Anwendungsregeln für alle und dienen als Basis für die Technischen Anschlussbedingungen (TAB) der Netzbetreiber. Überblick der aktuellen Arbeiten Aktuell befinden sich folgende Technische Regeln für den Anschluss von Kundenanlagen und deren Betrieb in Arbeit: • »Technische Anschlussregeln Niederspannung« (VDE-AR-N 4100) • »Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz« (VDE-AR-N 4105) Tutorial Schutz- und Leittechnik 2016 Am 23. und 24. Februar 2016 findet in Berlin das ETG-/FNN-Tutorial Schutz- und Leittechnik statt. Das in Fachkreisen geschätzte und seit vielen Jahren regelmäßig stattfindende Tutorial wird in bewährter Art und Weise gemeinsam von der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (ETG) und dem Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) gestaltet. Die gemeinsame Programmkommission erörtert zahlreiche Themen und Beitragsvorschläge. Nationale und internationale Experten der Schutz- und Leittechnik sowie aus dem Umfeld der Leistungselektronik und der Hersteller von Erzeugungsanlagen werden in Vorträgen aktuelle Ergebnisse und künftige Entwicklungen vorstellen. Die Veranstaltung verspricht wieder hochinteressante Referate, die in Workshops vertieft und ausführlich diskutiert werden. Eine sehr wichtige Ergänzung wird wiederum eine Poster-Session sein, bei der Forschungsaktivitäten und -ergebnisse einer breiten Fachöffentlichkeit präsentiert weren. Neben aktuellen Praxisthemen steht dieses Mal wieder vor allem der Einfluss der Energiewende auf die elektrischen Energieversorgungsnetze im Vordergrund. Die Zukunft der Netze wird im Schwerpunkt mit den Konsequenzen auf die Schutz- und Leittechnik vorgestellt und diskutiert. Ausgehend von den generellen Anforderungen und den Rahmenbedingungen für das Netz und einer Anknüpfung an die Ergebnisse und Fragen des Tutorials 2014 werden folgende Schwerpunktthemen behandelt: • Schutz in aktiven Netzen inkl. Wandlerthemen und Sternpunktbehandlung; • Leittechnik zentral und dezentral, technische Kommunikation; • Systemdienstleistungen, Blindleistung, Spannungshaltung, Inselnetze; • Was hätten Sie schon immer gerne über Leistungselektronik gewusst? • Projekte Diese Vortragsblöcke werden durch sehr interessante Workshops ergänzt. Natürlich werden auch die Ergebnisse der ETG-Taskforce »Schutz- und Automatisierungstechnik in aktiven Energie-Verteilungsnetzen« vorgestellt. Die Vorträge und Workshops werden wieder in gewohnter Form mit einer Ausstellung namhafter Hersteller abgerundet. Dadurch wird gewährleistet, dass neben den theoretischen Ausführungen auch genügend Platz für die Begutachtung neuer Techniken und intensive Diskussionen „am Objekt“ gegeben ist. Pausen zwischen den Beitragsblöcken und die Abendveranstaltung im Ausstellungsbereich bieten weitere Gelegenheiten zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch, was in Zeiten knapper Personalressourcen mehr denn je ein wichtiger Faktor für die eigene Information und Unterstützung für die Beherrschung von Problemfällen im eigenen Haus ist. Die breit gefächerte Teilnahme aus Unternehmen der Netzbetreiber, der Hersteller, der Dienstleister, der Hochschulen und der Ingenieurbüros sowie die Einbeziehung der Fachkollegen aus dem deutschsprachigen Ausland garantieren eine intensive und umfassende Darstellung der aktuellen Techniken und Themen und eine Diskussion der anstehenden Probleme. Gerade auch für den VDE als einer der großen europäischen Verbände für Branchen und Berufe der Elektround Informationstechnik und hier insbesondere die ETG und das FNN, bietet dieses Tutorial wiederum die Möglichkeit, dringende technische Fragestellungen nicht nur zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen, sondern sie auch in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, damit ihnen – bei allen Sparbemühungen – die nötige Aufmerksamkeit zuteil wird. Anmeldung: Die Anmeldung erfolgt über EW Medien und Kongresse GmbH. Unter www.schutz-leittechnik.de können sich Interessenten auch online oder per E-Mail unter [email protected] anmelden. Weitere Informationen im Internet unter www.schutz-leittechnik.de In der vorliegenden Ausgabe der netzpraxis finden Sie von Seite 30 bis 45 sowie Seite 52 bis 58 Beiträge von Verfassern, die auf dem Tutorial einen Vortrag halten bzw. einen Workshop leiten. • »Technische Anschlussregeln Mittelspannung« (VDE-AR-N 4110) • »Technische Anschlussregeln Hochspannung« (VDE-AR-N 4120) • »Technische Anschlussregeln Höchstspannung« (VDE-AR-N 4130) Der Fokus der Projektarbeiten liegt einerseits auf der Weiterentwicklung der technischen Mindestanforderungen, andererseits auf der Umsetzung europäischer Vor- gaben. Diese werden durch die bevorstehenden Inkraftsetzungen mehrerer ENTSO-E Network Codes verbindlich. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die drei Connection Codes: • Requirements for Generators (RfG), • Demand Connection Code (DCC), • High Voltage Direct Current Connection (HVDC) zu nennen. Diese Connection Network Codes beschreiben viele technische Anforderungen nicht ab- schließend, sondern enthalten offene Regelungen, die auf nationaler Ebene ausgestaltet werden müssen. Diese nationale Umsetzung der Anforderungen erfolgt in Deutschland im Rahmen der TAR für die verschiedenen Spannungsebenen. Vier Studien für künftige Mindestanforderungen Um vorausschauende Anforderungen an Kundenanlagen zu klä- np Jg.55 (2016), Heft 1-2 31 np FACHTHEMA Technische Anschlussregeln Bild 2: Vier FNN-Studien klären offene Fragen zu künftigen Anforderungen an Erzeugungsanlagen in der Niederspannung ren, hat das Forum Netztechnik/ Netzbetrieb im VDE vier Studien in Auftrag gegeben. Sie untersuchen Fragestellungen zur statischen Spannungshaltung, dem zukünftigen Verhalten von dezentralen Anlagen im Fehlerfall, der Auswirkung der Ablösung des Schwungmassesystems durch Wechselrichter und zu künftigen Inselnetzerkennungsverfahren in der Niederspannung (Bild 2). Die Ergebnisse liegen vor. Beispielsweise ergab die Studie »Statische Spannungshaltung«, dass sich bis zu 60 % mehr erneuerbare Energieanlagen in bestehende Verteilnetze integrieren lassen, wenn sich die Anlagen aktiv an der statischen Spannungshaltung beteiligen. Zudem ist die bereits in der Hochund Mittelspannung bewährte Einspeisung von Blindleistung in Abhängigkeit von der Spannung (Q(U)-Regelung) in der Nieder- spannung nutzbar. Zweites Beispiel: Als Ergebnis der Studie »Verhalten im Fehlerfall« wird das Durchfahren kurzzeitiger Spannungseinbrüche auch in der Niederspannung diskutiert. Bisher war das nur in den höheren Spannungsebenen der Fall. Fazit/Ausblick Die wesentlichen Treiber für die Erarbeitung der Technischen Anschlussregeln sind neben den europäischen Vorgaben in Form der ENTSO-E Network Codes vor allem die Notwendigkeit, vorausschauende Anforderungen an Kundenanlagen festzulegen. Dass hierbei die Anforderungen an Erzeugungsanlagen eine besondere Rolle spielen, spiegelt sich auch in der neuen Roadmap zur Weiterentwicklung der Netze des FNN wider. Eckpunk- Seminar zur Planung von Transformatorstationen Auslegung, Erneuerung bestehender Anlagen, Retrofit Das Seminar des Haus der Technik e.V. vermittelt vom 23. bis 25. Februat 2016 in Essen die allgemeinen Grundlagen für die Planung von Trafostationen. Dazu werden die einzelnen Komponenten, Betriebs- 32 np Jg.55 (2016), Heft 1-2 mittel und Systeme für eine moderne, sichere und zukunftsorientierte Stromversorgung erläutert. Es wird gezeigt, wie eine Trafostation in naher Zukunft aussehen muss und diskutiert, was beim Ersatz von bestehenden Anlagenteilen (Retrofit) zu beachten ist. Aspekte für die Be- te dazu hat FNN im Dezember 2015 auf dem Fachkongress Netztechnik in Nürnberg vorgestellt. Unter dem Thema »Sicherer Systembetrieb mit dezentralen Erzeugungsanlagen« fasst FNN künftig alle Aktivitäten zusammen, die für ein von Erneuerbaren Erzeugern dominiertes Stromsystem notwendig sind. Die zwei Themen »Vom Netz zum System« und »Sicherer Systembetrieb mit Informations- und Kommunikationstechnologien« komplettieren die Roadmap des FNN. Diese drei Themen sind die zentralen Herausforderungen für die Ertüchtigung der Netze für ein Energiesystem, dass in erheblichem Umfang auf Erneuerbaren Energien basiert. [email protected] www.vde.com/fnn triebssicherheit und Verfügbarkeit von Trafostationen sowie die Sicherheit für das Betriebspersonal werden neben den Kosten für Anschaffung und Betrieb ausführlich beleuchtet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.hdt-essen.de/W-H010-02-380-6. www.hdt-essen.de
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