Türkeitörn 3 Marmaris - Fethiye - Turgutreis 17.09. – 04.10. 2015

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Türkeitörn 3 Marmaris - Fethiye - Turgutreis 17.09. – 04.10. 2015
Der dritte Türkeitörn hätte unterschiedlicher nicht sein können.
Der erste Teil bis Fethiye mit Sarah
und Dave an Bord war von
Regenwetter und Sturm geprägt,
während der Heimtörn mit Lindi
und Lucien bis Turgutreis wieder
das normale Herbstwetter mit
leichten Winden brachte.
Soft Sailing for Beginners
Wie führt man einen Süsswassermatrosen
ein, der zum ersten Mal auf eine grosse
Yacht mitkommt und Meerluft schnuppern
will? Dave hat einigen Respekt vor dem
Gewicht von 15 Tonnen und wie sich eine
solche Yacht mit 125 m2 wohl steuern
lässt. „Probier es mal aus“, war mein Vorschlag und siehe da: Er stellte
sich gar nicht
schlecht an und
liess sich auch
vom
böigen
Wind, den wir
in der Bucht
von Marmaris
antrafen, nicht
aus dem Konzept bringen.
zehn Meilen am sicheren Steg von Kumlu
Bükü an. Hier ist ein „Yachtclub“ beheimatet, der aber eher ein piekfeines Restaurant mit tollem Strand war.
Kumlu Bükü Yachtclub, ein feines Restaurant mit
sicherem Steg.
Dave steuert zum ersten Mal.
Der Einstieg war gelungen und da das
Wetter nicht so sicher war, legten wir nach
-1-
Kaum hatten wir angelegt, prasselte schon
das erste Gewitter nieder; ein Umstand,
der uns die ganze Woche begleiten wird.
Ein richtiger erster Segeltag
Das Gewitter und ein Anker-Desaster
Heute war ein längere Strecke von 35 Meilen bis Ekincik mit seiner feinen Marina
„My Marina“ geplant. „Segeln wir denn
nicht?“, meinte Dave enttäuscht, als wir
unter Motor dem Ziel entgegen steuerten,
da der Wind auf sich warten liess. Dies ist
ebenso eine dieser Illusionen von Segellaien: Mit Segelbooten muss ab und zu unter Motor gefahren werden, da der Wind
öfters mal ausbleibt. Nicht zu begreifen
sind nur die Yachties, die auch beim besten Wind nicht segeln, nur damit sie zur
Zeit am Ziel ankommen. Das ist leider eine
Untugend, die immer mehr Überhand genommen hat. Nach 15 Meilen kam dann
aber doch noch Wind auf, so dass wir mit
einem Schnitt von sechs Knoten um 17
Uhr in My Marina anlegen konnten. Dass
wir im renommierten Restaurant assen,
das von VIPs wie z.B. Dustin Hofmann besucht wird, war selbstverständlich, obwohl
es die Bordkasse arg beutelte.
Es kündigte sich schon mit Gewitterregen
in Ekincik an: das Wetter kippte definitiv
auf Südwind, was in dieser Gegend immer
auf Regen und unvorhersehbare Wetterkapriolen hindeutete.
Trotzdem wollten wir heute mal an Bord
essen und suchten uns in der Gegend von
Göcek eine geeignete Bucht. „Tersane Island ist vor allen Winden geschützt“, hiess
es im Führer. Um drei Uhr waren wir schon
in dieser kleinen Bucht der Insel angelangt, ankerten mit Landleinen neben den
übrigen Booten und liessen das erste Gewitter um sechs Uhr abends mit einiger
Gelassenheit über uns ergehen, da wir
dem gut eingefahrenen Anker vertrauten.
Tersane scheint ein guter Ankerplatz zu sein.
Wir dinieren im „My Marina“, einem In-Restaurant.
-2-
So ganz schien die Sache aber noch nicht
gegessen zu sein, denn um neun Uhr fegte schon das zweite Gewitter mit viel Blitz
und Donnergrollen von den Hängen herunter. Diesmal bliess der Wind genau von
der anderen Seite, aber auch dies schien
der Anker mit 50 Meter Kette gut zu vertragen. Für den Notfall besprachen wir mit
der Crew das Vorgehen, falls wir unverhofft aufankern mussten: Sofort den Motor
starten, die Landleinen kappen und den
Anker einziehen. Regi und ich blieben zur
Sicherheit mit Stiefel und Ölzeug im Cockpit sitzen, da wir der Lage nicht trauten.
Und tatsächlich: Um drei Uhr fegten erneut
Windböen in die Bucht und plötzlich riss
der Anker aus und die Sarabella war
schon nach einigen Sekunden in
Fenderkontakt mit dem Nachbarschiff.
Ein versöhnliches Ende
„You must go, you must go, start your engine“, schrie der Skipper der anderen
Yacht nervös, obwohl wir schon den Motor
laufen hatten und ich den Anker hochholen
wollte. „Löst schnell die Landleinen“, rief
Regi zu Dave und Sarah, die an Deck
stürzten. Doch die Kette kam nur ganz
langsam hoch, was trotz des Winddrucks
ungewöhnlich war. Hatte der Batteriewechsel von letzter Woche doch nichts
genützt? Doch jetzt war keine Zeit zum
Grübeln. Mit vereinten Kräften von Sarah
und Dave, die triefend und ohne Ölzeug
halfen,
uns
vom Nachbarschiff
abzustossen,
gelang es uns,
die Sarabella
in die Buchtmitte zu bringen. „Der Anker läuft überhaupt
nicht
mehr“, schrie
Regi verzweiUnsere nächtliche
Zickzackfahrt
vor der Insel
Tersane.
felt von vorne, die ab und zu von Blitzen
erhellt am Bug sichtbar wurde. „Das wird
der Thermoschutzschalter sein“, rief ich
und schickte sie ans Steuer. Nachdem ich
ihn wieder eingeklinkt hatte, konnten wir
den Anker vollständig heben und entschieden, bis zum Tagesanbruch vor der
Insel hin und her zu motoren, bis wir bei
Tagesanbruch die Landleinen holen konnten.
Um halb acht Uhr legten wir nochmals in
der Bucht an, doch diesmal am Restaurantsteg und holten mit dem Beiboot die
Landleinen. Da es schon wieder regnete,
entschieden wir zu bleiben. Für heute war
Kartenspielen statt Segeln angesagt.
-3-
Am Mittwoch besserte das Wetter merklich
und wir konnten nochmals zwei schöne
Segeltage im Golf von Fethiye geniessen.
Am ersten Abend legten wir in der best
geschützten Bucht „Manastir“ am Steg
des Restaurants Wallbay an.
Die Manastir Bucht mit dem Steg des Restaurants
„Wallbay“
Der zweite Abend war schon der letzte, da
Sarah und Dave am Freitag den Flug nach
Hause nehmen mussten.
1:Marmaris 2:Kumlu Bükü 3:Ekincik 4:Tersane 5:
Wallbay 6:Fethiye
Der ankerlose Rückweg
Ab Göcek waren unsere alten (und älteren) Bekannten aus der Fireballzeit, Lindi
und Lucien, an Bord. Sie werden mit uns
den rund 200 Meilen langen Rückweg bis
Turgutreis bestreiten, wo wir vor sechs
Wochen mit Rolé, Martha, Rahel und Matteo gestartet waren.
lieferte wieder genug Strom (Wackelkontakt), das Navtex mit den wichtigen Wettermeldungen funktionierte auch wieder
(Kabel gelötet) und auch die Windanzeige
lieferte dank einem neuen Display wieder
zuverlässige Werte. Auf den Kauf eines
neuen Dingis verzichteten wir und den Anker werden wir auf Garantie in Kos ersetzen lassen.
Zum Törnanfang musste ich aber noch etwas beichten: „Wir müssen noch einen
Boxenstopp in Marmaris machen, da unser
Anker nicht richtig funktioniert, die Windanzeige spinnt, der Alternator zeitweise
nicht lädt, das Navtex defekt ist und das
Beiboot hinüber ist“. „Das macht nichts“,
meinte Lucien lakonisch, der solche Sachen in seinem 70-jährigen Seglerleben
gewohnt war. „Es gibt immer eine Lösung“.
Die Windanzeige geht wieder, die Ankerwinde
müssen wir in Kos auf Garantie ersetzen lassen.
Und dem war auch so: Nach einem Zwischenhalt in Ekincik, brachte die ausgezeichnete Firma in Marmaris (ACDC Marine), die schon vor zwei Wochen auf die
Schnelle die Batterien gewechselt hatte,
(fast) alles wieder in Gang. Der Alternator
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Nochmals ein Stopp in Ekincik und der Sonnaufgang in Ciftlik
In Ciflik machten wir nach den Reparaturen den ersten Halt, bevor wir zum vierten
Mal in dieser Saison in Bozukkale anlegten. Doch diesmal berücksichtigten wir das
Ali Baba Restaurant, da uns der Steg besser geschützt schien und wir die eindrück-
lichen Überreste einer 3000-jährigen Festung anschauen wollten.
mit ausgezeichneter Küche und einem sicheren Anlegesteg gemacht. Es ist wirklich
wie im Paradies: Das Wasser ist glasklar,
die Segler respektieren die Ruhe und
wenn Mehmet seine Trommel hervorholt
und mit dem Koch und seiner Klarinette
türkische Weisen spielt, kann die Welt
rundherum untergehen. Jedes Mal wenn
wir hier ankommen, werden wir herzlich
begrüsst; vor allem seit der Koch sich in
Sarah verguckt hat. „You say hello to
Mademoiselle“, sagt er jedes Mal.
Bozukkale und der Steg des Ali Baba Restaurants.
Sailor’s Paradise, das feine Restaurant von Mehmet.
Die alte Festung (3000 Jahre alt)….
Saisonende: Die Geissen haben die Sonnenliegen
schon okkupiert.
Die heutigen und die vergangenen Götter
…. und so muss es mal ausgesehen haben
Im Segler Paradies
Von ganz anderer Qualität war „Sailor’s
Paradise“. Hier hatte Mehmet und seine
Familie schon vor Jahren aus einer
Buschkneipe ein sehr feines Restaurant
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Wenn man sich dem Hafen von Bozburun
nähert, fällt einem zuerst die alles dominierende Moschee mit seinem glasblauen
Kirchenturmdach auf. Nicht zu überhören
sind auch die Singsang-Gebete, die all
morgendlich um halb sechs (!) beginnen
und von den Lautsprechern des Kirchturms übertragen werden.
Man kann sich kaum vorstellen, dass hier
einmal 70‘000 Menschen gewohnt haben
sollen.
Der verkürzte Heimweg
„Das Wetter könnte uns noch einen Strich
durch die Rechnung machen“, bemerkte
ich, als ich die sich nähernde Kaltfront auf
der Isobarenkarte anschaute.
Wir hatten uns schon daran gewöhnt und
waren ganz verwirrt, als am Samstagmorgen das Gebet ausblieb. Der Grund war
uns nicht bekannt.
Die alten Götter – oder was von ihrer Verehrung übrig geblieben ist - kann man im
antiken Knidos bewundern. Doch diesen
Weg mussten wir uns mit einem langen
Schlag von 35 Seemeilen verdienen. Aber
es lohnt sich auf jeden Fall diesen Hafen,
der schon in der Antike von grosser strategischer Bedeutung gewesen war, anzulaufen.
Die Isobarenkarte zeigt eine Starkwindfront an.
Sollten wir den langen Schlag nach
Cökertme wagen um dann 30 Meilen bis
Turgutreis aufkreuzen zu müssen? Oder
falls es nicht stimmte, unter Motor der Küste entlang tuckern? Wir entschieden uns
für die sichere Variante und segelten am
Montag bei wunderbarem Kreuzwind auf
direktem Weg in die Marina Turgutreis.
Knidos Hafen, mit den antiken Ruinen eines Tempels im Vordergrund.
1: Göcek 2:Ekincik
3:Marmaris
4:Ciftlik
5:Bozukkale
6:Sailor’s Paradise
7:Bozburun
8:Knidos 9:Turgutreis
Der Leuchtturm von Knidos, schon in der Antike
von grosser Bedeutung.
-6-
Am Mittwoch fliegen Lindi und Lucien nach
Hause und wir werden hier ausklarieren
um dann in unseren Heimathafen Kos zurücksegeln. Dann wird die Sarabella für
den Winter vorbereitet. Eine wunderschöne Saison liegt hinter uns!