Unterdorf 57 CH- 5703 SEON Tel: +4176 341 26 39 E-Mail: [email protected] Türkeitörn 3 Marmaris - Fethiye - Turgutreis 17.09. – 04.10. 2015 Der dritte Türkeitörn hätte unterschiedlicher nicht sein können. Der erste Teil bis Fethiye mit Sarah und Dave an Bord war von Regenwetter und Sturm geprägt, während der Heimtörn mit Lindi und Lucien bis Turgutreis wieder das normale Herbstwetter mit leichten Winden brachte. Soft Sailing for Beginners Wie führt man einen Süsswassermatrosen ein, der zum ersten Mal auf eine grosse Yacht mitkommt und Meerluft schnuppern will? Dave hat einigen Respekt vor dem Gewicht von 15 Tonnen und wie sich eine solche Yacht mit 125 m2 wohl steuern lässt. „Probier es mal aus“, war mein Vorschlag und siehe da: Er stellte sich gar nicht schlecht an und liess sich auch vom böigen Wind, den wir in der Bucht von Marmaris antrafen, nicht aus dem Konzept bringen. zehn Meilen am sicheren Steg von Kumlu Bükü an. Hier ist ein „Yachtclub“ beheimatet, der aber eher ein piekfeines Restaurant mit tollem Strand war. Kumlu Bükü Yachtclub, ein feines Restaurant mit sicherem Steg. Dave steuert zum ersten Mal. Der Einstieg war gelungen und da das Wetter nicht so sicher war, legten wir nach -1- Kaum hatten wir angelegt, prasselte schon das erste Gewitter nieder; ein Umstand, der uns die ganze Woche begleiten wird. Ein richtiger erster Segeltag Das Gewitter und ein Anker-Desaster Heute war ein längere Strecke von 35 Meilen bis Ekincik mit seiner feinen Marina „My Marina“ geplant. „Segeln wir denn nicht?“, meinte Dave enttäuscht, als wir unter Motor dem Ziel entgegen steuerten, da der Wind auf sich warten liess. Dies ist ebenso eine dieser Illusionen von Segellaien: Mit Segelbooten muss ab und zu unter Motor gefahren werden, da der Wind öfters mal ausbleibt. Nicht zu begreifen sind nur die Yachties, die auch beim besten Wind nicht segeln, nur damit sie zur Zeit am Ziel ankommen. Das ist leider eine Untugend, die immer mehr Überhand genommen hat. Nach 15 Meilen kam dann aber doch noch Wind auf, so dass wir mit einem Schnitt von sechs Knoten um 17 Uhr in My Marina anlegen konnten. Dass wir im renommierten Restaurant assen, das von VIPs wie z.B. Dustin Hofmann besucht wird, war selbstverständlich, obwohl es die Bordkasse arg beutelte. Es kündigte sich schon mit Gewitterregen in Ekincik an: das Wetter kippte definitiv auf Südwind, was in dieser Gegend immer auf Regen und unvorhersehbare Wetterkapriolen hindeutete. Trotzdem wollten wir heute mal an Bord essen und suchten uns in der Gegend von Göcek eine geeignete Bucht. „Tersane Island ist vor allen Winden geschützt“, hiess es im Führer. Um drei Uhr waren wir schon in dieser kleinen Bucht der Insel angelangt, ankerten mit Landleinen neben den übrigen Booten und liessen das erste Gewitter um sechs Uhr abends mit einiger Gelassenheit über uns ergehen, da wir dem gut eingefahrenen Anker vertrauten. Tersane scheint ein guter Ankerplatz zu sein. Wir dinieren im „My Marina“, einem In-Restaurant. -2- So ganz schien die Sache aber noch nicht gegessen zu sein, denn um neun Uhr fegte schon das zweite Gewitter mit viel Blitz und Donnergrollen von den Hängen herunter. Diesmal bliess der Wind genau von der anderen Seite, aber auch dies schien der Anker mit 50 Meter Kette gut zu vertragen. Für den Notfall besprachen wir mit der Crew das Vorgehen, falls wir unverhofft aufankern mussten: Sofort den Motor starten, die Landleinen kappen und den Anker einziehen. Regi und ich blieben zur Sicherheit mit Stiefel und Ölzeug im Cockpit sitzen, da wir der Lage nicht trauten. Und tatsächlich: Um drei Uhr fegten erneut Windböen in die Bucht und plötzlich riss der Anker aus und die Sarabella war schon nach einigen Sekunden in Fenderkontakt mit dem Nachbarschiff. Ein versöhnliches Ende „You must go, you must go, start your engine“, schrie der Skipper der anderen Yacht nervös, obwohl wir schon den Motor laufen hatten und ich den Anker hochholen wollte. „Löst schnell die Landleinen“, rief Regi zu Dave und Sarah, die an Deck stürzten. Doch die Kette kam nur ganz langsam hoch, was trotz des Winddrucks ungewöhnlich war. Hatte der Batteriewechsel von letzter Woche doch nichts genützt? Doch jetzt war keine Zeit zum Grübeln. Mit vereinten Kräften von Sarah und Dave, die triefend und ohne Ölzeug halfen, uns vom Nachbarschiff abzustossen, gelang es uns, die Sarabella in die Buchtmitte zu bringen. „Der Anker läuft überhaupt nicht mehr“, schrie Regi verzweiUnsere nächtliche Zickzackfahrt vor der Insel Tersane. felt von vorne, die ab und zu von Blitzen erhellt am Bug sichtbar wurde. „Das wird der Thermoschutzschalter sein“, rief ich und schickte sie ans Steuer. Nachdem ich ihn wieder eingeklinkt hatte, konnten wir den Anker vollständig heben und entschieden, bis zum Tagesanbruch vor der Insel hin und her zu motoren, bis wir bei Tagesanbruch die Landleinen holen konnten. Um halb acht Uhr legten wir nochmals in der Bucht an, doch diesmal am Restaurantsteg und holten mit dem Beiboot die Landleinen. Da es schon wieder regnete, entschieden wir zu bleiben. Für heute war Kartenspielen statt Segeln angesagt. -3- Am Mittwoch besserte das Wetter merklich und wir konnten nochmals zwei schöne Segeltage im Golf von Fethiye geniessen. Am ersten Abend legten wir in der best geschützten Bucht „Manastir“ am Steg des Restaurants Wallbay an. Die Manastir Bucht mit dem Steg des Restaurants „Wallbay“ Der zweite Abend war schon der letzte, da Sarah und Dave am Freitag den Flug nach Hause nehmen mussten. 1:Marmaris 2:Kumlu Bükü 3:Ekincik 4:Tersane 5: Wallbay 6:Fethiye Der ankerlose Rückweg Ab Göcek waren unsere alten (und älteren) Bekannten aus der Fireballzeit, Lindi und Lucien, an Bord. Sie werden mit uns den rund 200 Meilen langen Rückweg bis Turgutreis bestreiten, wo wir vor sechs Wochen mit Rolé, Martha, Rahel und Matteo gestartet waren. lieferte wieder genug Strom (Wackelkontakt), das Navtex mit den wichtigen Wettermeldungen funktionierte auch wieder (Kabel gelötet) und auch die Windanzeige lieferte dank einem neuen Display wieder zuverlässige Werte. Auf den Kauf eines neuen Dingis verzichteten wir und den Anker werden wir auf Garantie in Kos ersetzen lassen. Zum Törnanfang musste ich aber noch etwas beichten: „Wir müssen noch einen Boxenstopp in Marmaris machen, da unser Anker nicht richtig funktioniert, die Windanzeige spinnt, der Alternator zeitweise nicht lädt, das Navtex defekt ist und das Beiboot hinüber ist“. „Das macht nichts“, meinte Lucien lakonisch, der solche Sachen in seinem 70-jährigen Seglerleben gewohnt war. „Es gibt immer eine Lösung“. Die Windanzeige geht wieder, die Ankerwinde müssen wir in Kos auf Garantie ersetzen lassen. Und dem war auch so: Nach einem Zwischenhalt in Ekincik, brachte die ausgezeichnete Firma in Marmaris (ACDC Marine), die schon vor zwei Wochen auf die Schnelle die Batterien gewechselt hatte, (fast) alles wieder in Gang. Der Alternator -4- Nochmals ein Stopp in Ekincik und der Sonnaufgang in Ciftlik In Ciflik machten wir nach den Reparaturen den ersten Halt, bevor wir zum vierten Mal in dieser Saison in Bozukkale anlegten. Doch diesmal berücksichtigten wir das Ali Baba Restaurant, da uns der Steg besser geschützt schien und wir die eindrück- lichen Überreste einer 3000-jährigen Festung anschauen wollten. mit ausgezeichneter Küche und einem sicheren Anlegesteg gemacht. Es ist wirklich wie im Paradies: Das Wasser ist glasklar, die Segler respektieren die Ruhe und wenn Mehmet seine Trommel hervorholt und mit dem Koch und seiner Klarinette türkische Weisen spielt, kann die Welt rundherum untergehen. Jedes Mal wenn wir hier ankommen, werden wir herzlich begrüsst; vor allem seit der Koch sich in Sarah verguckt hat. „You say hello to Mademoiselle“, sagt er jedes Mal. Bozukkale und der Steg des Ali Baba Restaurants. Sailor’s Paradise, das feine Restaurant von Mehmet. Die alte Festung (3000 Jahre alt)…. Saisonende: Die Geissen haben die Sonnenliegen schon okkupiert. Die heutigen und die vergangenen Götter …. und so muss es mal ausgesehen haben Im Segler Paradies Von ganz anderer Qualität war „Sailor’s Paradise“. Hier hatte Mehmet und seine Familie schon vor Jahren aus einer Buschkneipe ein sehr feines Restaurant -5- Wenn man sich dem Hafen von Bozburun nähert, fällt einem zuerst die alles dominierende Moschee mit seinem glasblauen Kirchenturmdach auf. Nicht zu überhören sind auch die Singsang-Gebete, die all morgendlich um halb sechs (!) beginnen und von den Lautsprechern des Kirchturms übertragen werden. Man kann sich kaum vorstellen, dass hier einmal 70‘000 Menschen gewohnt haben sollen. Der verkürzte Heimweg „Das Wetter könnte uns noch einen Strich durch die Rechnung machen“, bemerkte ich, als ich die sich nähernde Kaltfront auf der Isobarenkarte anschaute. Wir hatten uns schon daran gewöhnt und waren ganz verwirrt, als am Samstagmorgen das Gebet ausblieb. Der Grund war uns nicht bekannt. Die alten Götter – oder was von ihrer Verehrung übrig geblieben ist - kann man im antiken Knidos bewundern. Doch diesen Weg mussten wir uns mit einem langen Schlag von 35 Seemeilen verdienen. Aber es lohnt sich auf jeden Fall diesen Hafen, der schon in der Antike von grosser strategischer Bedeutung gewesen war, anzulaufen. Die Isobarenkarte zeigt eine Starkwindfront an. Sollten wir den langen Schlag nach Cökertme wagen um dann 30 Meilen bis Turgutreis aufkreuzen zu müssen? Oder falls es nicht stimmte, unter Motor der Küste entlang tuckern? Wir entschieden uns für die sichere Variante und segelten am Montag bei wunderbarem Kreuzwind auf direktem Weg in die Marina Turgutreis. Knidos Hafen, mit den antiken Ruinen eines Tempels im Vordergrund. 1: Göcek 2:Ekincik 3:Marmaris 4:Ciftlik 5:Bozukkale 6:Sailor’s Paradise 7:Bozburun 8:Knidos 9:Turgutreis Der Leuchtturm von Knidos, schon in der Antike von grosser Bedeutung. -6- Am Mittwoch fliegen Lindi und Lucien nach Hause und wir werden hier ausklarieren um dann in unseren Heimathafen Kos zurücksegeln. Dann wird die Sarabella für den Winter vorbereitet. Eine wunderschöne Saison liegt hinter uns!
© Copyright 2024 ExpyDoc