Krokodil – Programm 01.02.-02.03. mo 01.02. bis mi 03.02. 19.00 Uhr Family Business (Familie als Beruf), OmdU 20.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit do 04.02. 18.00 Uhr Grenzbock ◄ 19.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit 21.15 Uhr Family Business (Familie als Beruf), OmdU fr 05.02. 17.00 Uhr Family Business (Familie als Beruf), OmdU 18.30 Uhr Grenzbock ◄ 20.00 Uhr Alles andere zeigt die Zeit 21.45 Uhr Левиафан (Leviathan), OmdU und sa 06.02. so 07.02. 17.00 Uhr Family Business (Familie als Beruf), OmdU 18.30 Uhr Grenzbock ◄ 20.00 Uhr Alles andere zeigt die Zeit mo 08.02. 18.00 Uhr Grenzbock ◄ 19.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit 21.15 Uhr Family Business (Familie als Beruf), OmdU und di 09.02. mi 10.02. ! do 11.02. fr 12.02. sa 13.02. und so 14.02. 18.15 Uhr Alles andere zeigt die Zeit 20.00 Uhr dokART on Tour: DOPPELPROGRAMM Металлический хлеб (Metal Bread), OmeU / Таня 5-ая (Tanya number 5), OmeU ◄ Grußwort: Heleen Gerritsen (Festivalleiterin) 21.45 Uhr Grenzbock ◄ 19.00 Uhr Grenzbock ◄ 20.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit 19.00 Uhr Броненосец Потемкин (Panzerkreuzer Potemkin) (35mm, rest. Fassung 2005, Musik: E. Meisel) ▲ 20.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit 17.00 Uhr Alki Alki 18.45 Uhr TRISTIA Eine Schwarzmeer-Odyssee, OmdU 20.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit mo 15.02. 19.00 Uhr Grenzbock ◄ 20.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit di 16.02. 18.00 Uhr geschlossene Veranstaltung 21.00 Uhr Alles andere zeigt die Zeit mi 17.02. 19.00 Uhr Grenzbock ◄ 20.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit do 18.02. 19.00 Uhr Hungry Man (Der hungrige Mann), ohne Dialog ◄ in Anwesenheit der Produzentin Xénia Maingot 21.00 Uhr TRISTIA Eine Schwarzmeer-Odyssee, OmdU ! fr 19.02. ! 16.45 Uhr Alki Alki 18.30 Uhr Иван Грозный (Iwan der Schreckliche T.1+2), DF 21.30 Uhr Левиафан (Leviathan), OmdU so 21.02. 15.30 Uhr Hungry Man (Der hungrige Mann), ohne Dialog ◄ ZW EI BERLIN-PREMIEREN: 17.00 Uhr Белые ночи почтальона Алексея Тряпицына (The Postman’s White Nights), OmeU ◄ 19.30 Uhr Aнгелы революции (Engel der Revolution / Angels of Revolution), OmeU ◄ mo 22.02. 19.00 Uhr Броненосец Потемкин (Panzerkreuzer Potemkin) (35mm, Fassung 1975, Musik: Schostakowitsch) ▲ 20.30 Uhr Hungry Man (Der hungrige Mann), ohne Dialog ◄ mi 24.02. 19.00 Uhr KUHFRASS – laut und leise in Anwesenheit der Regisseurin Barbara Metselaar 20.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit do 25.02. 19.00 Uhr Holy Cow, OmdU ◄ 20.30 Uhr Иван Грозный (Iwan der Schreckliche T.1+2), DF und sa 27.02. so 28.02. mo 29.02. bis mi 02.03. Feb 16 keine Vorstellung di 23.02. fr 26.02. KINO KROKODIL 19.19 Uhr Peter Wawerzinek liest aus: Ich – Dylan – Ich Lesung mit Klavierbegleitung und Dylan-Gedichten in englischer Sprache vorgetragen von Marija Vella sa 20.02. ! Hungry Man 18.00 Uhr Alki Alki 19.45 Uhr Holy Cow, OmdU ◄ 21.15 Uhr Левиафан (Leviathan), OmdU 17.30 Uhr Holy Cow, OmdU ◄ 19.00 Uhr Hungry Man (Der hungrige Mann), ohne Dialog ◄ 20.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit 19.00 Uhr Holy Cow, OmdU ◄ 20.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit ◄ = Prowinzialnaja shisn ▲ = Sergej Eisenstein DF= Deutsche Fassung OmdU= Original mit deutschen Untertiteln OF= Originalfassung OmeU= Original mit engl. Untertiteln Kino Krokodil – Filme aus Russland und Osteuropa Greifenhagener Str. 32, 10437 Berlin Kino: 44 04 92 98 (ab 19 Uhr) Email: [email protected] Eintrittspreis: 6,50 € Andere Preise gelten bei Kurzfilmen, Überlängen und Programmen mit Livemusikbegleitung. www.kino-krokodil.de Änderungen vorbehalten S-Bahn: S8, S85, Ringbahn Schönhauser Allee, Ausgang Greifenhagener Str. U-Bahn: U2 Schönhauser Allee Tram: M1, M13, 50 Schönhauser Allee / Bornholmer Str. Eisenstein akustisch ▲ Von täuschenden Dissonanzen und einem Film als Gesamtkunstwerk Jede Zeit werde ihre eigene Musik zum „Panzerkreuzer“ haben. Das heißt: Eisenstein nahm Filmmusik, jedenfalls im Prinzip, als Interpretation eines Films. Er selbst favorisierte beim „Panzerkreuzer“ die Interpretation, die Edmund Meisel für die deutsche Erstaufführung komponiert hatte. Eisenstein scheint von Musik nicht sonderlich viel verstanden zu haben. Vielleicht ließ er sich von den Dissonanzen täuschen, mit denen Meisel wie mit Farbklecksen ein in Wahrheit ganz konventionelles metrischharmonisches Gerüst bedeckte. Vielleicht aber entsprach Meisels Interpretation mehr seinem Selbstverständnis, als uns heute lieb ist. Denn durch die Musik werden die großen emotionalen Bögen hervorgehoben; die Aufmerksamkeit geht weg von der intellektualisierenden, tendenziell verfremdenden Montage zum Mitempfinden des – rhetorisch gesteigerten Ausdrucks. So ist der Film mehr Propaganda als ästhetische Avantgarde. Eisenstein hat später viel zum akustisch-optischen Kontrapunkt geschrieben. In der eigenen Praxis scheint es ihm eher um emotionale Unterfütterung gegangen zu sein. Mit Meisel gab es Streit, weil der bei der Londoner Aufführung 1929 den Film zu langsam habe zeigen lassen, nämlich um seiner Musik mehr Geltung zu verschaffen. So mag es sich auch mit der Musik verhalten haben, die Meisel, durchaus auf Eisensteins Wunsch, für „Oktober“ geschrieben hatte. Sie war dann politisch nicht mehr opportun, aber auch Eisenstein fand sie zu konstruiert. Meisel wird in Erwartung eines zweiten Welterfolges sich um das Vorzeigen seines ganzen musikalischen Handwerks bemüht haben, aber an der Autonomie des Musikalischen war Eisenstein nicht interessiert. Vielleicht hätte ihm gar die Interpretation gefallen, die Nikolai Krjukow für die Neufassung des „Panzerkreuzers“ von 1950 komponiert hat. Der musikalische Leiter vom Mosfilm und Träger zweier Stalinpreise macht aus dem „Panzerkreuzer“ geradezu sozialistischen Realismus. Sozialistischer Realismus, das ist in der Musik das Vom-Dunkel-zum-Licht-Schema, wie es ideal die Beethovenschen Symphonien verkörpern, nach offizieller Lehre ihrerseits Widerspiegelungen der bürgerlichen Revolution von 1789. Wirklich Interpretation und Kontrapunkt ist die Musik von Schostakowitsch in den Fassungen, die 1967 zu „Oktober“ und 1975 zum „Panzerkreuzer“ erstellt wurden. Es sind keineswegs Neukompositionen, Schostakowitsch war mit gutem Grund der Komponist nicht von Eisenstein, sondern von Kosinzew. Gespielt – und sehr gut gespielt! – werden in der Hauptsache Ausschnitte aus der 11. („1905“) und der 12. Symphonie („Das Jahr 1917“). Man mag solches Ausschneiden musikalisch zweifelhaft finden, aber es ist doch mit viel Sachverstand gemacht. Es gibt Sarkasmen bei der Schilderung der vormaligen Welt, und natürlich gibt es heroische Höhepunkte, aber sie schlagen schnell ins Zerstörerische um. Vor allem gibt es lange ängstliche, beklommene, klagende, schmerzhafte Passagen, die so gut zum Film passen, gerade weil sie nicht so recht zu den Bildern passen. Die Revolution wird nicht infrage gestellt, aber weil der Triumph auch Gewalt ist und weil die Klage auf die Opfer des alten Systems ebenso wie auf die Opfer der Revolution geht, ist Geschichte kein Vom-Dunkel-zum-Licht, sondern eher ein fortdauerndes Dunkel, in das nur gelegentlich Licht scheint. Die Fassungen mit der Musik von Schostakowitsch sind in Mißkredit geraten. Sie seien im Bildmaterial politisch angepaßt – aber wie oft haben Künstler Zensurforderungen für Verbesserungen genutzt. Und die Musik verlange eine zu schnelle Bildgeschwindigkeit – der Streit mit Meisel sollte da Vorsicht lehren. Nein, es sind Fassungen, in denen die Musik auf eine kluge Weise quer steht zum Bild, um, genau wie es der Theoretiker Eisenstein verlangt, Denkräume zu erschließen. Die Revolution wird zum Gegenstand der Reflexion; obendrein steht dem problematischen Sadismus Eisensteins Mitleid mit den Opfern entgegen. Filmmusik interpretiert einen Film, und jede Interpretation ist vorläufig. Darum braucht bei Stummfilmen jede Zeit ihre eigene Filmmusik. Die Suche nach einem ursprünglichen Willen des Regisseurs läuft Gefahr, in eine Mumifizierung zu führen, die am Ende nur belegt, daß das Werk selber nicht mehr lebt. Prokofjew hätte schon den „Panzerkreuzer“ vertonen sollen, der „Alexander Newskij“ und vor allem „Iwan der Schreckliche“ sind geradezu eine Gemeinschaftsarbeit. Es gibt Gesangs- und Tanzeinlagen, es gibt Musikstücke, die die Stimmung einer Szene definieren, es gibt Musikstücke, die das Gefühl einer Figur ausdrücken, es gibt Leitmotive, die ein Beziehungsgeflecht herstellen. Zumal als Ballettkomponist hatte Prokofjew eine große Fähigkeit zum knappen Charakterisieren ausgebildet. Und auf die auch ihn treffenden Formalismusvorwürfe hatte er eben nicht mit einer Rücknahme der modernen Elemente, sondern, durchaus zu seinem Vorteil, mit einer gesteigerten Prägnanz der Themen reagiert. Konstant bleibt eine oft ironische Selbstdistanz, ein Kult der Kälte, der den authentischen Ausdruck nicht verleugnet, aber doch objektiviert. Diese Objektivierung wirkt in „Iwan dem Schrecklichen“ mit an einer wechselseitigen Relativierung der Szenen und Figuren. Vielleicht war es für die Rezeption des Films unglücklich, daß die Figur des Iwan sofort als Stalinporträt gesehen wird. Weit mehr geht es um ein immer bewegliches Machtgefüge, in dem alle im Unrecht sind und alle bedroht. Bei „Iwan dem Schrecklichen“ läßt sich an die Geschichtsdramen Shakespeares oder Schillers denken. Ein näher liegendes Vorbild für die epische Dramatik gibt, zumal wenn man den geplanten dritten Teil hinzunimmt, der „Ring des Nibelungen“. Schon die Figur des Iwan hat einiges von der Figur des Wotan. Zu Zeiten des Hitler-Stalin-Paktes hatte Eisenstein die „Walküre“ zu inszenieren. Nicht nur Stoff und Form scheinen ihn angesprochen zu haben, er bewundert auch, diesmal musikalisch klug, die Fähigkeit, Affekte räumlich vorzustellen. Prokofjew und Wagner seien für ihn die wichtigsten Komponisten. Die Bedeutung Wagners für Prokofjew liegt auf der Hand. In der Zusammenarbeit entstand, einzigartig - ein Film als Gesamtkunstwerk. (Gustav Falke, Januar 2016) Броненосец Потемкин (Panzerkreuzer Potemkin) ▲ SU 1925, 35mm, 75 min, stumm mit Musik 12.+23.02. ACHTUNG: wir spielen zwei verschiedene Musikfassungen! Fr, 12.02. Musik: E.Meisel - Di, 23.02. Musik: D.Schostakowitsch Regie: Sergej Eisenstein Kamera: Edouard Tissé Das Flaggschiff sowjetischer Filme in Deutschland schlechthin, zeitlos attraktiv und spannend. Heftige öffentliche Auseinandersetzungen begleiteten 1925 die Zensurmaßnahmen in Deutschland. Letztere konnten der Wirkung dieses Films aber ebenso wenig anhaben wie die verschiedenen späteren Vorschläge für seine Vertonung. Ein lupenreiner sozialer Konflikt: Matrosen revoltieren gegen ihre Offiziere – die da unten gegen die da oben, und es geht ums Leben. Eisensteins furiose Montage materialisiert den Sturm der Kräfte, meistert das Chaos und bietet ein grandioses Finale. Seit BRONENOSEZ POTJOMKIN vor Jahrzehnten in einer Kritikerumfrage nach den zehn besten Filmen der Weltfilmkunst ganz vorne rangierte, gilt er als Klassiker. Von solchem Nimbus unberührt bleibt die Faszination seiner neuen Ästhetik. Obwohl Meschrabpom-Film den Film nicht produziert hatte, hat dessen Verleih-Filiale Prometheus den Film (mit der eigens komponierten Filmmusik von Edmund Meisel) in Deutschland gestartet, enormen Erfolg erzielt und damit auch seine weitere Arbeit befördert – und bleibende Wirkungen erzielt. (Katalog Berlinale 2012) Иван Грозный (Iwan der Schreckliche, Teil 1+2) ▲ SU 1945/1958, 35mm, 187 min, DF 20.+25.02. Regie: Sergej Eisenstein Musik: Sergej Prokofjew Moskau 1547. Eben hat der siebzehnjährige Großfürst Iwan Wassiljewitsch in seiner Thronrede den Zarentitel beansprucht - Moskau soll nach dem Fall von Byzanz das "Dritte Rom" werden! Bojaren und Gesandte sind gleichermaßen aufgestört, hat der junge Herrscher doch damit allen inneren und äußeren Feinden des Reiches den Kampf angesagt: den Tataren und Litauern, den Bojaren, den korrupten Großen des alten Russland, die von seiner bisherigen Schwäche profitierten. - Der junge Fürst erobert Kasan und schüttelt so das Jahrhunderte andauernde Tatarenjoch ab. Er dringt gegen die Ostsee vor. Doch kann er den Egoismus des alteingesessenen Bojarenadels, die feudale Zersplitterung des Landes überwinden? - Im Kampf gegen den inneren Feind behält Iwan zwar die Oberhand, doch um welchen Preis! - Seine alten Freunde haben ihn verlassen, seine Gattin wurde vergiftet. Die einzigen, auf die er sich noch verlassen kann, sind die Mitglieder der Opritschnina, jener Organisation, die zur Unterdrückung der Feinde vom Zaren ins Leben gerufen wurde und die einzige demokratische Kraft darstellt gegen die feudalistischen Verräter. - Als vereinsamter Despot kann Iwan schließlich über seine größte Feindin, Jefrossinija Starizkaja, die Führerin der Bojaren und Mörderin der Zarin, triumphieren, deren Sohn. einem Attentat, das dem Zaren galt, zum Opfer fällt. (Deutsche Kinemathek) Провинциальная жизнь ◄ dokumentART – European Film Festival for Documentaries Einmal im Jahr trifft sich in Neubrandenburg die innovative Dokumentarfilmszene Europas. Gezeigt werden Filme, die sich mit Veränderungsprozessen in der Realität auseinandersetzen und im Spannungsfeld zwischen Tradition und Avantgarde die Szenen des Genres ausloten. Neben dem europäischen Wettbewerb bietet die dokumentART ein zusätzliches Forum für den osteuropäischen Film. Im Rahmen von DokART on Tour präsentieren wir am 10.02. die Findlingspreisträger des Landesverbandes Filmkommunikation METALLISCHES BROT von Chingiz Narynow und TANJA NR. 5 von Dmitrij Kubasow. DokART On Tour: DOPPELPROGRAMM F/ KS/ CH/ RUS 2014, 91 min, OmeU Grußwort: Heleen Gerritsen (Festivalleiterin) Im vergangenen Jahr musste der Berliner Filmemacher Jewgenij Kondratjew nolens volens wieder in die heimatliche russische Provinz zurückkehren. Für unsere Reihe haben wir uns den Titel seines ersten Filmes PROWINZIALNAJA SHISN (SU 1982) geliehen. Einige Streifen unseres Programms wie der Venedig Preisträger БЕЛЫЕ НОЧИ ПОЧТАЛЬОНА АЛЕКСЕЯ ТРЯПИЦЫНА / THE POSTMAN’S WHITE NIGHTS oder AНГЕЛЫ РЕВОЛЮЦИИ / ANGELS OF REVOULTION (beide am 21.02.) laufen erst- und einmalig in Berlin. Sie zeigen Bilder vom Leben an abgeschlagenen Orten, Orte des Schreckens und der Sehnsucht zugleich. Белые ночи почтальона Алексея Тряпицына ◄ (The Postman’s White Nights / Die weiße Nächte des Postboten) RUS 2014, 110 min, OmeU 21.02. Regie: Andrej Kontschalowskij Silberner Löwe Venedig 2014 für die Beste Regie Am Kenozero-See im Norden Russlands beliefert Lecha die entlang des Wassers verstreuten Siedlungen per Motorboot mit Post und anderem, was nötig ist, bis ihm eines Tages der Motor geklaut wird. Dokumentarisch behutsam breitet Konchalovsky zögerlich und ungezwungen eine Welt aus, deren zivilisatorische Spuren gerade noch aus der wabernden Schönheit dieser Landschaft herausragen. Die narrativen Krisen werden von der in Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichneten Regie nicht benutzt, um eine vermeintliche Entwicklung voranzutreiben. Vielmehr sind sie das Kräuseln auf der Oberfläche eines Films, der in meditativer Ruhe die stille Kraft eines Gemäldes entwickelt. (Alejandro Bachmann, Österreichisches Filmmuseum, Wien) In poetischen Bildern zeigt Andrej Kontschalowskij in seinem ausschließlich mit LaiendarstellerInnen aus der Region gedrehten dokumentarischen Spielfilm die Schönheit der Natur und die fragile Welt der kleinen Leute. (goEast 2015) Hungry Man (Der hungrige Mann) ◄ F/ RO 2013, 80 min, ohne Dialog am Do, 18.02. in Anwesenheit der Produzentin Xénia Maingot Regie: Philip Martin „Spannend, wild und atemberaubend!“ (Kinofans in Berlin) Der zwölfjährige Constantin lebt in einem abgelegenen Dorf in Rumänien. Mitten in der Wildnis des Donautals begegnet er eines Tages einem verletzten Ausländer. Er versteckt und pflegt ihn; langsam entwickelt sich ein Vater-Sohn-Verhältnis zwischen den beiden. Eine Parabel über die Freiheit des Menschen in der modernen Gesellschaft. (Filmfestival Cottbus 2013) Regisseur Martin braucht für seinen ungewöhnlichen Debütfilm nur wenige Mittel, um eine maximale Wirkung zu erzielen: In distanzierten Bildern folgt die Kamera einigen rumänischen Kindern und Jugendlichen bei ihren spielerischen Ritualen, als ein verwundeter Fremder das Gefüge durcheinander bringt. Ohne Dialoge erschafft er ein magisches Universum der Kindheit aus Blicken und Gesten, in dem die unberührte Landschaft des Donaudeltas eine zentrale Rolle spielt. (Crossing Europe) Holy Cow – eine europäische Kuh in Aserbaidschan ◄ D/ RO/ Aserbaidschan 2015, 77 min, OmdU Regie: Imam Hasanov "Eine Frau ginge, aber keine Kuh!", befindet einer der Dorfältesten, die der Bauer Tapdiq um Rat fragt. Er will eine europäische Kuh nach Lahic bringen, die viermal so viel Milch gibt wie die einheimischen Rinder. Die Ältesten, ohne deren Zustimmung in dem traditionsbewussten aserbaidschanischen Dorf nichts geht, sind aber strikt dagegen. Importiertes, noch dazu aus dem Ausland, habe hier nichts zu suchen – wie gesagt, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Tapdiq wird also unwirsch weggeschickt, aber der Bauer weiß, dass er seine große europäische Kuh doch kaufen wird, sobald er das nötige Geld zusammen hat. In den drei Jahren, die Tapdiq auf die Verwirklichung seines Traums warten muss, droht ihm der Ausschluss aus der Dorfgemeinschaft und seine Frau Vafa stellt sich ebenfalls quer. Nicht einmal ein Poster des erträumten Schwarzbunt-Viehs will sie an der Wand dulden, aber Tapdiq setzt sich durch. Frauen haben in dem muslimischen Dorf im Kaukasus ohnehin nicht viel zu melden. (Bianka Piringer, zeit-kino.de) 10.02. МЕТАЛЛИЧЕСКИЙ ХЛЕБ (METAL BREAD / METALLISCHES BROT) ◄ F/ Kirgisistan/ CH 2014, 45 min, Regie: Chingiz Narynow Nachdem sie ihre Arbeit in der Lampenfabrik von Mailuu-Suu verloren hat, macht sich Tanja Tag für Tag auf den langen Weg zu gigantischen Scherbenbergen außerhalb der Stadt, aus denen sie die Metallfassungen der Glühlampen birgt und dann dem Altmetallhändler für ein kärgliches Geld bringt. Wir folgen ihr, einer der vielen Russinnen, die nach dem Ende der Sowjetunion geblieben sind. Ein kontemplatives Porträt. Eine Glühbirnenfabrik irgendwo in Kirgisien. Berge von Glasmüll bedecken die neblige Landschaft. Kühe suchen die letzten Grashalme am Wegrand. Tanja durchkämmt die Scherbenberge nach verwertbaren Metallfassungen. Chingiz Narynow schaut zu. Geduldig, mit langen Einstellungen, so lange, dass es manchmal irritiert. Wie beiläufig entwickelt sich ein Dialog zwischen dem Regisseur und seiner Protagonistin. Wir erfahren: Der Boden ist uranverseucht, die Menschen sterben früh, der Metallpreis ist am Boden. Tanja verzweifelt nicht daran, sie lebt einfach damit. Ein ungewöhnlicher Film über eine zurückgelassene Frau, die trotz der Umstände ihre Würde bewahrt. Ein Film, der überrascht, und der formal wie inhaltlich in keine feste Form passt. Und darum so bemerkenswert ist. (Findlingspreis 2015) ТАНЯ 5-АЯ (TANYA NUMBER 5 / TANJA NR. 5) ◄ RUS 2014, 46 min, OmeU, Regie: Dmitrij Kubasow Tanja ist ein wortgewaltiger Wirbelwind. Eine temperamentvolle, alleinerziehende Mutter in einer russischen Kleinstadt. Nachts fährt sie Taxi, tagsüber kümmert sie sich um die Probleme des Alltags: den Sohn zum Training bringen, ihre Augenbrauen zupfen lassen, das Auto waschen, beim Nachbarn Bier einkaufen. Niemand ist vor ihrem Spott und ihren Flüchen sicher. Ein wilder Film, der sich dem Tempo seiner Protagonistin anpasst. Dmitrij Kubasow ist mit seiner Kamera stets ganz nah dabei. Diese Nähe und Unmittelbarkeit macht den Film so besonders. Und erzählt dabei sehr viel über die postsowjetische Zeit, in der jeder um das eigene Überleben kämpfen muss. „Tanja trägt ihr Herz auf der Zunge und versteckt ihre Meinung nicht. Ungehobeltes, lebendiges Cinema Verité.“ (Schwimmerfilm, Findlingspreis 2015) Aнгелы революции (Angels of Revolution) ◄ RUS 2014, 113 min, OmeU 21.02. ACHTUNG: PROGRAMMÄNDERUNG! VORSTELLUNG ENTFÄLLT! Regie: Aleksej Fedortschenko Während der Russischen Revolution galt Polina Schneider als die Geheimwaffe der Bolschewiki. Jahre später, 1934, wird sie wieder für einen Sonderauftrag auserkoren: Sie soll die Chanten und Nenzen im Nordwesten der jungen Sowjetunion zum Kommunismus bekehren. Gemeinsam mit vier ehemaligen MitstreiterInnen – allesamt KünstlerInnen der Avantgarde – macht sie sich auf den Weg nach Sibirien und versucht mit ihren Mitteln, die Lehre Lenins durchzusetzen. Doch die indigene Bevölkerung hält hartnäckig an ihren jahrhundertealten schamanischen Ritualen fest. (goEast 2015) Seit seinem Debüt DIE ERSTEN AUF DEM MOND (ausgezeichnet in Venedig, 2005) irritiert der auf den internationalen Festivals gefeierte Regisseur mit seinen exzentrischen und surrealistischen Dramen die Filmwelt: Kritiker und Zuschauer rätseln, ob seine Filme dokumentare Rekonstruktionen, ethnographische Fakes, freie Fantasien oder groteske unverstellte Realität sind, was die Begeisterung für die expressiven Bilder, sibirischen Landschaften und eigenwilligen Darsteller nicht mindert. Sein jüngster Film, ENGEL DER REVOLUTION (2014), gründet sich auf ein reales Ereignis – den Aufstand der sibirischen Schamanen gegen die Kulturbringer der Sowjetmacht Ende der 1920er Jahre. Er macht daraus eine tragische Parabel auf die Kollision von Avantgarde und archaischer Kultur. Die einen verstehen die Sprache der Bäume und Tiere, jedoch nichts vom Schwarzen Quadrat, das die anderen ihnen so schmackhaft machen wollen. (uni-mainz.de) Grenzbock ◄ D 2015, 80 min, OmdU KINOSTART Regie: Hendrik Löbbert Ein letztes Mal lässt Hubertus Meckelmann zur großen Drückjagd in der Wildnis blasen. Im Kerngebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes soll bald gar nicht mehr gejagt werden. Für die Reviere außen herum ist das eine Zumutung. Denn die mühsam begrenzten Populationen von Rot-, Damund Schwarzwild werden dadurch völlig durcheinander geworfen. Daran ändert auch die Rückkehr vom Wolf nichts – und der hat aus Sicht der meisten Jäger in Brandenburg sowieso nichts verloren. GRENZBOCK begleitet drei Jäger durch ihre Wälder und lässt in langen, ruhigen Einstellungen die Weltbilder durchschimmern, die sich hinter Jägerlatein und Lodenmantel verstecken. Family Business (Familie als Beruf) D 2015, 89 min, OmdU Regie: Christiane Büchner FAMILY BUSINESS begleitet zwei Familien – eine aus Deutschland und eine aus Polen – bei denen sich einschneidende Veränderungen ankündigen. In Deutschland können zwei Töchter ihre Mutter nicht länger pflegen. In Polen verlässt eine Mutter ihre Familie, um für die fremde Frau zu sorgen. Die 88-jährige Anne regiert ihr Leben in Bochum vom Sofa aus. Vor kurzem ist ihr Mann gestorben. Er hatte im Alltag gekonnt überspielt, was nun für die Töchter erschreckend deutlich wird: Anne wird dement. Sie kann nicht mehr alleine leben. Jowitas Familie wohnt im polnischen Lubin seit Jahren in der Baustelle ihres Hauses. Die Küche fehlt, die Schlafzimmer sind noch im Rohbau. Die 13-jährige Tochter wartet sehnsüchtig auf ein eigenes Zimmer. Es fehlt an Geld. Jowita braucht dringend Arbeit. Indem Jowita als Betreuerin bei Anne einzieht, übernimmt sie die Aufgabe, die Annes berufstätige Töchter nicht leisten können: Rund um die Uhr für die Mutter da zu sein. Aber die alte Dame verliert zunehmend den Bezug zur Realität. Sie kann Jowita in ihrem Leben nicht einordnen. Die beiden Frauen verstehen sich nicht gut. Sie mögen sich auch nicht besonders. Die Tage werden zäh und lang für Jowita, die sich nun weit weg von der eigenen Familie in den Routinen einer alten Frau wiederfindet. „Ähnlich wie in meinem Film pereSTROIKA – umBAU EINER WOHNUNG, der vom Verkauf einer Kommunalwohnung in St. Petersburg erzählt, folgt auch FAMILY BUSINESS der Spur der ökonomischen Entscheidungen in ihre intimsten Familienbeziehungen hinein. Ich sehe darin einen Mechanismus der gesellschaftlichen Veränderung in Deutschland und in Polen. Der Druck auf die Familien ist größer geworden. Sie müssen flexibel auf den Arbeitsmarkt reagieren und gleichzeitig so viel soziale Sicherheit spenden wie schon lange nicht mehr. FAMILY BUSINESS ist bislang mein persönlichster Film.” (Christiane Büchner) Alles andere zeigt die Zeit D 2015, 94 min Peter Wawerzinek liest aus seinem neuen Roman: „Ich – Dylan – Ich“ Lesung mit Klavierbegleitung und Dylan-Gedichten in englischer Sprache vorgetragen von Marija Vella 19.02. „Ich schaltete einmal den Sender um und hörte dich an diesem Tag, vernahm nur deine Stimme im Radio. Und das will ich dir sagen: Du kannst verdammt gut lesen. Du bist ein Genie, Dylan. Du bist eine Ikone der Vortragskunst. Das habe ich in meiner Jugend am Radiogerät gleich herausgehört.“ Wawerzinek ist mehrmals nach Wales gereist, hat die Landschaften und Orte von Dylan Thomas aufgesucht und beschrieben. Wer über einen anderen redet, redet ja immer auch über sich selbst. Und so wird die Reise zu Dylan Thomas vor allem auch eine Reise zu sich selbst. Dylan Thomas, sein Leben, seine Landschaft, sind für den Autor vor allem Spiegel, die Rede nicht Zwiegespräch, sondern Monolog. Das aber auch nicht ohne Selbstironie, wenn er schreibt: „Ich gehe in der Frühe zum Hafen, dein Denkmal zu besuchen, mich zu dir zu setzen. Der Sockel ist schmal, und hat nur Platz für einen. Es ist nicht einfach, Dylan, sich zu dir auf deinen Sockel zu setzen. Da ist kein Platz für einen Zweiten an deiner Seite.“ Wawerzinek fürchtet wie Dylan Thomas vor allem den Tod im Leben, das Leben ohne Leidenschaft. Dass dazu der Alkohol als Treibstoff und Stimulans, als Ablenkung und Betäubungsmittel gehörte, das war bei beiden so, mit all den Kollateralschäden der Sucht. Dass der Trinker, der dem Suff wie dem Schreiben verfallene, sich nicht nur Freunde macht, Leute verprellt, vor den Kopf stößt, haben beide erfahren. (Gerd Adloff) KUHFRASS – laut und leise D 2015, 57 min 24.02. Premiere in Anwesenheit der Regisseurin Barbara Metselaar Regie: Barbara Metselaar Noch immer ist die Welt der Psychiatrie mit großen Berührungsängsten behaftet. Eine Scheu, die überlebt sein sollte. Die Sozialstiftung Heuser, die das Heim Schloss Hirschhügel im thüringischen Kuhfrass betreibt, öffnet weit ihre Türen. Eine Umgebung voller Farben, voller Kunst saugt uns ein und verwirrt uns - von den Räumen, Treppen, Fluren bis hin zu den Bildern, den Kaschuren, den vielfältigen künstlerischen Objekten, die die Bewohner in der Therapie herstellen. Picassos Satz „Kunst heilt die Seele“ ist das Leitmotiv der Betreuung. Der Alltag setzt sich aus einer Vielzahl von Parallelwelten zusammen, deren Maßgaben wir oft nicht verstehen. Trotzdem ist der Kontakt sehr einfach, sehr direkt; kein Taktieren, keine Floskeln. Soziale Rollen haben hier keine Bedeutung, weil darüber sowieso kein Konsens besteht. Aufgeschlossenheit oder Zurückweisung. Kann täglich wechseln. Fast ein Wunder scheint es, dass das Zusammenleben so vieler Menschen mit einer so großen Spannweite an verletzten Seelen meist sehr friedlich verläuft. Левиафан (Leviathan) RUS 2014, 141 min, OmdU Regie: Andrej Swjaginzew Der korrupte Bürgermeister einer kleinen Küstenstadt hat es auf das Land, das Anwesen und die kleine Autowerkstatt von Kolia und seiner Familie abgesehen. Um gegen den raffgierigen Politiker und seine Pläne vorzugehen, bittet Kolia seinen alten Freund Dmitri um Hilfe. TRISTIA Eine Schwarzmeer-Odyssee D 2014, 98 min, OmdU 13.-14.+18.02. Regie: Stanisław Mucha Einmal um das Schwarze Meer: Muchas Odyssee führt durch faszinierende Küstengebiete von sieben Ländern. Alki Alki D 2015, 102 min Regie: Andreas Voigt Als Andreas Voigt und Sebastian Richter 1996 in Leipzig drehen, will der Skinhead Sven heiraten und wird häuslich. Ex-Punkerin Isabel versucht es mit einer bürgerlichen Existenz in Stuttgart. Und die Journalistin Renate möchte mit ihrer IM-Vergangenheit klarkommen und neu anfangen. Bis 1986 reicht der Leipzig-Zyklus zurück. Die Bilder des kaputten Industriequartiers Plagwitz strukturieren den sechsten Teil und setzen besonders Renates tragische Geschichte ganz beiläufig in einen visuellen Kontext, der Verstehen ermöglicht. (…) Souverän verknüpft Voigt Material aus dem Jahr 25 der deutschen Wiedervereinigung mit jenem der Lethargie des Ostens, des 89er Aufbruchs und der Nachwende-Ankunft. Die eine andere war als jene, die uns das Narrativ der Mainstream-Medien glauben macht. Voigt gelingt es, bis zum Schluss alle Erwartungen und gängigen Stereotype immer wieder zu unterlaufen. Es gibt keine Gewinner und Verlierer, eine Ost-Anwältin wickelt Westfirmen ab, und Hoffnung ist am Ende, wo man sie am wenigsten vermutet. Kein „Ostfilm“, sondern ein monumentales Zeitgemälde. (Grit Lemke, DOK Leipzig 2015) „Geschickt wechselt Andreas Voigt zwischen gestern und heute und tut erst gar nicht so, als ob der Dokumentarfilmer mit seiner Kamera keinen Einfluss auf das Geschehen hätte. Im Gegenteil: Das spürbare Vertrauen zu dem 52-Jährigen lässt die Protagonisten ganz offen von ihren Beweggründen und verpassten Chancen erzählen. Das ist hochspannend und macht nachdenklich, auch über den eigenen Werdegang.“ (Martin Schwarz, Zitty) Regie: Axel Ranisch Tobias und Flasche sind beste Kumpel. Beide bärtig, beide Pummelchen und beide in bester Laune ab dem dritten Glas. Nachts Suff und tagsüber Kater – dabei gehen Familie und Job vor die Hunde. Und so einfach wird ein Alki seinen besten Freund Flasche nicht los. (missingfilms) VORSCHAU Landstück D 2016, 122 min, OmdU ab 03.03. Regie: Volker Koepp VORSCHAU Франкофония (Francofonia) F/ D/ NL 2015, 87 min, OmdU ab 03.03. Regie: Aleksandr Sokurow Die Rettung der Kunstschätze des Louvre im Zweiten Weltkrieg und die Geschichte zweier Männer als animiert-fiktionale Dokumentar-Collage vom Meister des kontemplativen Essays. (DOK-Leipzig 2015) VORSCHAU В лучах солнца (Im Strahl der Sonne) RUS/ D/ CZ/ Nordkorea 2015, 106 min, OmdU ab 10.03. Regie: Witalij Manskij Alltag in Nordkorea: Pioniere, Fahnenappell, Arbeitskollektiv, reichlich zu essen und stets ein Lied auf den Lippen. Perfekt inszeniert für die Kamera – absurdes Theater, voll von großer Tragik. (DOK-Leipzig 2015)
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